Wir segeln und wandern durch die Welt

2. Woche Cherbourg

Die neue Woche beginnt trocken, zwischendurch gibt es sogar etwas Sonne zu sehen. Wir nutzen die Wetter-Beruhigung für zwei längere Ausflüge. Baustelle kann warten. Der Weg geht durch den Botanischen Garten bis zum Hausberg Roule Mountain. Eine in Serpentinen gewundene Straße führt hinauf bis zu den ehrwürdigen Gemäuern des Liberation Museums, leider im Winterschlaf versunken und erst ab Mai wieder geöffnet. Immerhin bietet sich von hier oben ein schöner Panorama-Blick über die Stadt mit seiner zerklüfteten Küstenlinie und den verschiedenen Hafenbecken.

Ein weiteres Draußen-Ziel ist das Collignon Ufer, wo es einen im Sommer vermutlich brauchbaren Strand gibt, jetzt jedoch nur Muscheln, Algen und Ozean-Brise. Auf dem Damm kann man ein Stück weit Richtung Meer spazieren. Dort befindet sich die östliche Hafeneinfahrt mit der Insel Ile Pelée und seinem eindrucksvollen Napoleonischen Fort. Die Ile Pelée ist die nördlichste französische Insel und war früher durch eine 1700 Meter lange Befestigungsmauer mit dem Festland verbunden. Heutzutage ist eine Besichtigung der mit Granitsteinen erbauten Zitadelle nicht möglich. Ein Durchbruch in der Mauer verhindert, dass Feinde oder Touristen näher kommen können.

Die französische Sprache geht nicht gut in unsere Köpfe hinein, obwohl wir uns redlich bemühen. Es ist schon etwas merkwürdig, wenn die Kassiererin im Supermarkt eine Frage stellt und man ganz spontan auf spanisch antwortet. 😉
Überall in der Fußgängerzone hängen seit Anfang Dezember Lautsprecher außen an den Läden. Ob man will oder nicht – man wird in der Altstadt pausenlos von oben mit Weihnachtsmusik beschallt. Es laufen nicht die traditionellen Weihnachtslieder, wie wir sie von Deutschland her kennen. Die Musik in den Gassen und Geschäften klingt eher modern und ist für meinen Geschmack etwas zu wild, um besinnliche Stimmung aufkommen zu lassen. Da helfen auch die Holzbuden auf den kleinen Weihnachtsmärkten nicht. Bei Dauerregen und Sturm fühlt es sich nicht besonders festlich an. Die Stadt und das Einkaufszentrum sind geschmückt mit Leuchtreklamen, Glitzersternen, Weihnachtsbäumen und Eisbären in allen Größen. Warum dekorieren die hier in Frankreich bloß mit Eisbären ?

Laut Prognose haben wir jetzt 7 Tage ununterbrochen Regen vor uns – wir gehen mit Regenhose und Gummistiefeln zum Duschen. Ansonsten ist uns das Wetter ziemlich egal. Hier in Cherbourg gibt es genügend Freizeit-Aktivitäten für Schlechtwetter. Falls uns mal die Decke auf den Kopf fällt, dann können wir eines der zahlreichen Museen besuchen, einen Tagesausflug zur Cité de la Mer machen oder uns die Zeit im Schwimmbad mit Spa vertreiben. Und warum nicht einfach mal nach Paris fahren ? Mehrmals täglich möglich, die Fahrt mit der Bahn dauert nur 3 Stunden und kostet etwa 25,- Euro pro Person. Das wäre eine gute Idee, falls unser Wetterfenster noch viel länger auf sich warten lässt. Langweilen müssen wir uns nicht. Wir genießen das ruhige Leben. Zu tun gibt es auch immer noch genug, unser schwimmendes Zuhause bietet unendlich viele Beschäftigungsmöglichkeiten. 😉

Gute Handwerks-Arbeit vom Koch – der Küchenblock ist fertig, und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Genauso, wie wir es uns vorgestellt haben. Maßgeschneidert für unser Geschirr und unsere Töpfe, so dass nichts mehr verrutschen und klappern kann. Es gibt klare Linien, helles Holz, offene Fächer, schlicht, praktisch und einfach schön. 🙂

Thomas hat rigoros die Ecke vom Navi-Tisch abgesägt, denn das war für uns ein ewiges Ärgernis. Man konnte nicht einfach in die Bank hineinrutschen, weil diese unvorteilhafte Kante immer gestört hat. Alles, was nicht praktisch ist oder nicht gut funktioniert, wird geändert. Wir arbeiten dran …. 😉

Der olle Teppich kommt endlich weg. Juchhu ! 🙂 Schon im Heimathafen hat Thomas zwei tiefe Gräben im Mittelschiff und im Deckshaus mit einer Bretter-Konstruktion ausgeglichen und unseren Fußboden begradigt. Wir brauchen keine Laufspur von 1,90 Meter Höhe, auch das tiefe Loch im Eingangsbereich war eher hinderlich als nützlich. Nun hat unser Boot nicht mehr für Jedermann Stehhöhe, aber für uns ist es ausreichend, und wir haben ein paar Stolperkanten weniger. Sehr schön. Und jetzt : Tschüß, Teppich ! Wir haben helles Vinyl an Bord, was eigentlich nur verlegt werden muss. Noch einmal wird im Salon gesägt, es gibt wieder ordentlich Dreck. Aber dann …. Es ist noch nicht ganz fertig, aber sieht schon schick aus. 🙂

Ich habe ein neues Wort gelernt : Schiebetürmuschel. Das sind die runden Dinger, die Thomas in die ausgefrästen Löcher einsetzt, damit man die Bodenbretter anheben kann. Unsere neu eingebauten Schiebetürmuscheln sehen besser aus als die Ringe auf dem alten Boot und sind um ein Vielfaches schöner als die Bänder zum Hochziehen, die vorher hier denselben Zweck erfüllt haben. Durch den doppelten Boden haben wir zusätzlichen Stauraum gewonnen. Wir werden nicht verhungern. 😉