Wir segeln und wandern durch die Welt

1. Woche Cherbourg – Frankreich

Cherbourg ist ein hübscher Ort direkt auf unserer Kurslinie am Englischen Kanal. Er liegt in der Normandie und hat mit etwa 40000 Einwohnern eine angenehme Größe. Die Marina ist klasse, sehr gute Duschen und Toiletten, das Personal freundlich und kompetent. Okay, es kostet Geld, aber dafür haben wir es auch schön hier. Der Tidenhub an der französischen Kanalküste gehört zu den höchsten weltweit. In Cherbourg beträgt der Tidenhub 7 Meter. Dafür ist unser Liegeplatz am Fingersteg eine bequeme Lösung. Der Yachtclub Port de Chantereyne liegt ganz zentral vor dem Städtchen, links und rechts von Grünanlagen umgeben. Die Altstadt mit ihrem Gewirr von engen Gassen und barocken Gebäuden liegt quasi direkt vor unserer Haustür. Bars und Straßencafés haben Tische und Stühle draußen, aber so warm ist es uns noch nicht. Aktuell sind es mittags 10°, die Wassertemperatur liegt bei 14°, deutlich milder als zu Hause. Es gefällt uns sehr, es gibt wirklich schlechtere Plätze zum Abwarten. Wir buchen erstmal fest für eine Woche, da bekommen wir 7 Nächte zum Preis von 5. Die Prognose für die nächsten 1-2 Wochen lässt uns einen längeren Aufenthalt einkalkulieren. Bei unserem täglichen Check auf Windy.com dominieren die Farben dunkelrot bis violett. Sooo viel Wind !

Uns geht es hier jedoch richtig gut. Wir haben es warm und gemütlich. Alle Schränke sind voll mit Proviant, so dass wir noch nicht einmal einkaufen müssen. Opulentes Frühstück mit französischem Baguette, Käse und Bündner Fleisch von unseren Schweizer Freunden, dazu selbstgemachte Marmelade. Zum Abend gibt es dann weitere Leckereien, Spezialitäten von einem Norderneyer Hersteller. Unsere Freunde haben es gut mit uns gemeint. Es gab keine Abschiedsgeschenke, die Platz wegnehmen an Bord und nur in der Ecke herumstehen. Für Leib und Seele ist gut gesorgt, wir haben viele Geschenke in Form von leckeren Naturalien bekommen, die wir jetzt nach und nach aufessen bzw. trinken. Danke. 🙂

Wir klötern und kramen jeden Tag auf dem Boot herum, es gibt keine Langeweile. Thomas beschäftigt sich noch einmal intensiv mit der Elektrik. Kabel, die wir immer noch nicht zuordnen können, werden herausgerissen. Es gibt viel zu viele Kabel, Stecker, Anschlüsse …. alles alt bis uralt. Die Walkabout ist Baujahr 1983. Thomas macht seine Navi-Ecke schick. Alle Geräte werden neu positioniert. Das Funkgerät wird aus- und wieder eingebaut wegen Wackelkontakt. Die komplette Beleuchtung wird anders verdrahtet, eine übersichtliche Schalt-Paneele wird eingebaut. So gefällt uns die Elektro-Wand schon besser, es ist jetzt alles viel logischer aufgebaut und dadurch einfacher zu bedienen. Es wird wieder gesägt und geschraubt an Bord. Die Pantry war zu Hause noch nicht ganz fertig geworden. Bisher waren da nur offene Schapps, darin wurden die Küchen-Utensilien für den Zustand „auf See“ provisorisch gesichert. Jetzt wird daraus eine richtig schöne Küche mit Fronten aus hellem Holz. 🙂 Diese Arbeit alleine dauert mehrere Tage, während dieser Zeit herrscht wieder Ausnahmezustand „Baustelle“ an Bord.

Wir sind regelrecht eingeweht im Hafen von Cherbourg. Regen und Sturm, mehr als 50 Knoten, das sind immerhin 10 Windstärken, Wellenhöhe zur Zeit 8 Meter, Tendenz steigend. Nee, das müssen wir nicht haben. Der Wind heult im Rigg, Walkabout legt sich ordentlich auf die Seite. Die Leinen knarren und knarzen, Festmacher sind immer noch die alten Leinen, aber diese sind richtig gut. Es sieht ganz so aus, als würden wir noch länger bleiben. Anfang 2013 haben wir 3 Wochen in Puerto Williams /Chile gewartet, bis die Umrundung und der Besuch von Kap Hoorn möglich waren. Damals ist es uns sehr schwer gefallen, die Sache mit der Geduld mussten wir erst lernen. Heute sehen wir das ganz gelassen, wir haben keine Termine und können sowieso vor März nicht von den Kanaren Richtung USA starten. Wer weiß….vielleicht lernen wir hier inzwischen sogar französisch. Das hat ja 2015 auf den Gambier-Inseln und im weiteren Verlauf der Saison durch Französisch Polynesien nicht so gut funktioniert. Die Bücher liegen jedenfalls auf dem Tisch. 😉
Sonntag, der 1. Advent. Es gibt Schwarzbrot mit Rührei zum Frühstück, Lebkuchen zum Kaffee. Da kann man nicht meckern. Draußen ist alles grau in grau. Drinnen im Salon heizt der Ofen tüchtig ein, es laufen Videos und Musik von Playing for Change. Alles im Lot auf dem Boot. 🙂 Mal gucken, wie lange uns das Wetter in Cherbourg festhält. Ein Tief jagt das nächste – wie auf einer Autobahn.