Wir segeln und wandern durch die Welt

Damascus Trail Days bis Glasgow

59. – 62. Tag Damascus Trail Days

Donnerstag, 15.05. – Sonntag, 18.05.


Donnerstag früh um 7.00 Uhr erhalte ich eine SMS von „Stevie Wonder“ – mein Auto kommt gleich. Auf nach Damascus zu den Trail Days !

Es hat sich stark abgekühlt, und es regnet den ganzen Tag ununterbrochen, aber ich habe sowieso keine Zeit, um bei Live Musik im Park zu sitzen.

Zum Glück schenkt mir mein Fahrer ein großes Stück schwarzer Plastikplane, die ich unter mein Zelt legen kann. So bleibe ich weitgehend trocken, obwohl die ganze Wiese unter Wasser steht.

– Schuh und Rucksack zur „Gear Repair“ gebracht. Super Service – alles wird repariert. Ich bekomme ganz neue Schulterpolster und einen neuen Brustgurt, mein linker Schuh wird geklebt und sogar versiegelt.

– Haarschnitt umsonst von „Goldie-Locks“, die mir schon vor 2 Jahren die Haare geschnitten hat. Sie erkennt mich wieder und freut sich sehr. Es sind noch viele weitere bekannte Gesichter unter den freiwilligen Kirchenhelfern. Alle geben mir das gute Gefühl, hier willkommen zu sein. Ich verbringe sehr viel Zeit im OWM, dem One Wy Ministries, an dem die verschiedenen Kirchen uns den ganzen Tag mit Kaffee, heißer Schokolade, Obst, Hot Dogs und Kuchen bedienen.

– Ich bekomme die Füße gewaschen von einem älteren Herrn, der das auch 2012 schon gemacht hat. Danach gibt es eine Fußmassage von einer netten Asiatin. Das alles „in the name of God“.

– Medical Screening. Mein Knöchel wird vom Doktor genauestens untersucht, gedreht, geschoben und gedrückt. Diagnose: Patient ist vollständig geheilt. Ich habe alles richtig gemacht, mein Fuß ist wieder total in Ordnung.

– Wasch-Station : Hier wird von den fleißigen Damen die gesamte schmutzige Wäsche der Hiker gewaschen und getrocknet. Brauche ich nicht, denn ich habe in Pearisburg schon alles selber gewaschen.

– Ich schicke 2 Pakete mit Winterkleidung sowie meinen dicken Schlafsack an eine Adresse kurz vor den White Mountains und verringere dadurch mein Rucksack-Volumen und Gewicht erheblich.

– Sonnencreme, Zahnpasta, Mückenspray, Gold Bond Puder, Zipp-Beutel, ein paar Socken und 2 Bandanas / Schweißtücher gibt es hier kostenlos. Man könnte noch mehr Geschenke mitnehmen, aber ich habe alles, was ich brauche. Mehr möchte ich nicht tragen.

– Meine Hiking-Hose wird im Bund um 3 Zentimeter enger gemacht, die kaputte Naht wird ordentlich genäht.

– Free Hiker-Feed am Abend in der Bingo-Halle. Beim Abgeben meines Tickets begrüßt mich der Herr von der Kirche sehr herzlich mit „Welcome back“. Ich sitze während des Essens neben dem verrückten „Crazy Horse“ den wir 2012 in Port Clinton kennengelernt haben.

– Baltimore Jack, das AT-Urgestein, sitzt im Zelt der ATC ( Appalachian Trail Conservancy ). Der kennt so viele Leute, aber immerhin bekomme ich ein freundliches Nicken von seiner Seite.

– Habe Jule mit ihrem Hund Lotta wiedergetroffen. Sie hatte es inzwischen auch mit dem Hiker-Virus erwischt, und sie hat deswegen ein paar Tage zum Auskurieren in Hampton verbracht. Ihre Freundin Lisa hat den Trail abgebrochen und ist inzwischen wieder in Deutschland. Leider war Lisas Hund von Lyme Disease befallen und musste eingeschläfert werden.

– Film und Vortag von Terry Coyle „Seven“ über „2013 Thru-Hikers“. Sehr interessant. Schade, dass nicht über die Hiker von 2012 berichtet wird, dann wären wir vielleicht sogar mit dabei.

– Auch der Vortrag von Helen Thayer „Three among Wolves“ ist absolut lohnenswert, auch wenn er nicht so ganz zum Thema passt. Aber es gibt einige spektakuläre Szenen zu sehen. Natur pur.

– Es gibt ein unerwartetes Wiedersehen mit Balu, einem Hiker-Freund aus unserer Anfangszeit in 2012, der damals mit einer schweren Kamera-Ausrüstung unterwegs war, um eine Dokumentation über den AT zu drehen. Er ist immer noch aktiv dabei, inzwischen auch auf anderen Trails unterwegs. Balu schenkt mir ein T-Shirt und einen Kalender aus seiner eigenen Kollektion. Außerdem gibt es dort leckere Hot-Dogs, weswegen ich das von den Outfitter gesponsorte „Feed the Hungry Hikers“ ausfallen lasse.

– Ich besuche den Film von Kori Feener über ihren AT Thru-Hike „Hard Way Home“ und bin wirklich beeindruckt von dieser mutigen Frau.

– Beim „All You Can Eat – Pancake Breakfast“ im OWM ist es mir morgens um 7.30 Uhr zu voll, deswegen verziehe ich mich lieber an die Tankstelle und trinke dort in Ruhe meinen Kaffee. Bin ja sowieso nicht so ein guter Frühstücker ….

– Warren Doyle, der bereits 16 mal auf dem AT war, erzählt sehr lebhaft einige seiner Erlebnisse „34.000 Miles of Trail Stories“. Spannende Geschichten, die Lust auf mehr machen.

– Film und Vortrag über den „Annapurna Circuit“, den bekanntesten Wanderweg in Asien. Weit, weit weg und nicht auf unsere ToDo-Liste, trotzdem interessant.

– Nun ist es soweit : Registriert bei den Senior-Hikern. Ich habe mich bei „fiftysense“ eintragen lassen, das ist eine Gemeinschaft, die das Wandern bei über 50-jährigen fördern will. Als Dank für mein Interesse bekomme ich ein paar schöne leichte Sommersocken geschenkt.

– Hiker-Parade und anschließend Hiker Talent Show im Park. Tatsächlich sehe ich einige bekannte Gesichter in der Gruppe der 2012-Hiker.

– Ultimative Gear Give Away – Verlosung bei den Outfitter-Zelten. Leider habe ich kein Glück, ich habe noch nie etwas bei einer Verlosung gewonnen. Aber was sollte ich auch damit ? Meine Ausrüstung ist komplett und gut.

– Josh Seehorn „Amplexus“ zeigt Fotos, Filme und erzählt über seinen 4800 und mehr Meilen Thru-Hike auf dem American Discovery Trail. Ein toller Typ, sehr sympathisch, auf einer ganz besonderen Weit-Wanderung.

– Coffee House im OWM mit Musik von Ancient Men, dabei werden Nachos mit verschiedenen Saucen und ein reichhaltiges Kuchen-Buffet serviert. Ja, das gefällt mir. Gute Musik, außerdem bin ich jetzt wieder richtig satt.

– Internet-Zeit in der library ist auf 30 Minuten limitiert, und auch das geht nur mit Warteliste. Die Stadt ist voller Hiker und Biker, die alle an die öffentlichen Computer möchten.

– Trail Magic : Auf der Bank vor der library, da wo die Rucksäcke der Hiker abgestellt werden, liegen einzeln in Zipp-Beuteln verpackte kleine Kuchen. Hafer-Honig-Plätzchen, anscheinend selbstgebacken. Die sind richtig lecker und bestimmt auch gesund. Innen drin liegt ein Zettel mit guten Wünschen und frommen Sprüchen von einem Kirchenmenschen. Ich stecke mir gleich 4 von den Päckchen ein, das wird morgen eine willkommene Zwischenmahlzeit sein.

Ich treffe eine Handvoll Leute aus unserer „Class of 2012“ bei den Trail Days, mit denen zusammen wir damals eine gute Zeit auf dem Trail hatten. Neben meinem Wiedersehen mit Balu freue ich mich besonders über BAM, Nooga und Just Jim. Außerdem sehe ich Birdman und ein paar andere Leute von früher, denen ich aber keine Namen mehr zuordnen kann.

Auch wenn ich ein paar Tage Zeit verloren habe – für mich hat sich der Shuttle zurück nach Damascus auf jeden Fall sehr gelohnt !

62. Tag Mein erster Bär

Sonntag, 18.05.

Habe wieder sehr gefroren, es war die erste Nacht ohne meinen Schlafsack. Die Füße waren eiskalt. Es ist feucht und wenig gemütlich im Zelt. Deswegen bin ich schon um 5.30 Uhr aufgestanden, um mich unter der heißen Dusche aufzuwärmen. Ein positiver Nebeneffekt dieser frühen Stunde : die Duschen sind noch nicht besetzt und sehr sauber.

Ich muss meinen Rucksack jetzt ganz anders packen, weil ich so viele Sachen weggeschickt habe, die ich sonst zum Auspolstern des Rückenteils genommen habe. Die neuen Schulterpolster sind viel besser als die Originalen, eine neue Brustschnalle ist auch dran. Meine reparierten Hiking-Schuhe fühlen sich gut an, ordentlich geklebt und neu versiegelt. Das sollte eigentlich noch ein paar Hundert Meilen halten.

Mein Fahrer Glenn ist so nett, für mich einen 2-stündigen Umweg zu machen. So bin ich bereits um 13.30 Uhr wieder in Pearisburg am Start. Das Trail Days-Festival ist zu Ende, nach mehreren Regentagen scheint nun die Sonne wieder.

Heute habe ich meinen ersten Bären gesehen, einen ausgewachsenen Schwarzbären in etwa 30 Metern Entfernung direkt am Weg. Ringsum flaches Gelände und grüne Wiese, so dass ich ihn gut beobachten konnte. Als er mich endlich bemerkt, prescht er seitlich davon bis in den Schutz der Bäume. Ohne diese agressiven Laute …. und als er vor mir wegrennt, da ist das nicht angsteinflößender als ein großer Teddybär.

Bis um 19.30 Uhr habe ich noch 12 Meilen geschafft und schlage mein Zelt am Symms Gap auf. Eine freche, braune Maus kann es gar nicht abwarten und läuft ohne Angst um mich herum, um meine Krümel vom Essen aufzuputzen.

63. Tag Wind Rock

Montag, 19.05.

Kalt war es wieder, wenigstens für mich. Bin kurz vor Mitternacht wachgeworden, weil ich so gefroren habe. Da ich eigentlich schon alles anhatte, was mein Kleidungsbeutel so hergibt, musste ich mir jetzt irgendwas einfallen lassen. So geht es nicht. Die Nacht ist noch lang, und die tiefsten Temperaturen gibt es erst zwischen 2.00 und 4.00 Uhr morgens. Deswegen ziehe ich mir meinen Regenponcho über alles, noch ein weiteres Paar Socken an die Füße und die Wanderschuhe an. Die sind zum Glück weder nass noch schlammig. Plastiktüten drüber, damit sind meine Füße vor dem eiskalten Wind geschützt. Nun noch Socken über die Hände, so kriege ich die Zeit bis zum Morgen irgendwie um. Habe mir ernsthaft überlegt, ob ich nicht nachts ein paar Stunden laufen soll anstatt zu frieren und mich dann morgens ein paar Stunden auf’s Ohr haue, wenn die Temperaturen angenehmer sind.

Ein anstrengender, sehr steiler Anstieg bringt mich dann ordentlich ins Schwitzen. Leider kann ich die Hitze nicht speichern für die kommende Nacht.

Heute ist nichts los hier im Wald. Es könnte ein Unwetter geben, es sind kaum Tiere zu sehen.

Nur ein Adler schwebt lange majestätisch am Himmel, während ich auf der Hochebene zum Wind Rock laufe.

Gekocht wird direkt am Wind Rock auf den Felsen, ein superschöner Platz mit viel Sonne und beeindruckender Aussicht. Dann muss ich das nachher nicht mehr machen, wenn es schon kühl wird.

Deswegen kann ich auch bis 19.30 Uhr weitergehen und komme so auf eine ordentliche Tagesdistanz von 20,2 Meilen.

Ich habe 3 Flaschen Wasser bis zu meinem Lagerplatz geschleppt, damit ich mir abends noch einen Topf heiße Schokolade kochen kann. Tut richtig gut. So kann ich heute von innen warm ins Zelt gehen.

64. Tag Kelly Knob + Ridge Crest

Dienstag, 20.05.

Kein Unwetter, es donnert nur ein paar Mal, dann zieht es weiter. Die dritte Nacht ohne meinen Schlafsack war ganz okay. Entweder sind die Temperaturen angestiegen oder ich habe einen besseren Platz  ausgesucht ( weniger Höhe, kein Wind ). Vielleicht hat auch der warme Kakao vor dem Schlafengehen seine Wirkung gehabt.

Gleich am Morgen muss ich mit einem steilen Aufstieg kämpfen. Es geht 600 Höhenmeter auf nur 2 Meilen hinauf zum Kelly Knob. Der Abstieg ist auch nicht viel besser. Bonebreaker – schon wieder ! Komme nur langsam voran. Die erste Hälfte des Tages ist sehr mühsam.

Am Nachmittag steht wieder ein beeindruckender Bär in guter Sichtweite auf dem Trail. Er flüchtet sofort, als er mich heranstapfen sieht.

Danach ist der Weg kein Weg mehr. „Ridge Crest“ sind schräge, rauhe Felsen, über die ich nun klettern muss. Die Steine sind gut zum Laufen, wenn es trocken ist. Etwa eine Stunde lang folge ich dieser Felskante, immer mit Ausblick auf’s Tal zu meiner rechten Seite. Der Appalachian Trail in diesem Bundesstaat ist wirklich sehr schön und abwechslungsreich. Insgesamt 550 Meilen des AT verlaufen durch Virginia, das sind etwa 25 % der Gesamtlänge.

Ich sehe noch ein Deer und eine Echse, auch Eichhörnchen und Streifenhörnchen sind wieder da.

Ein Wegweiser zeigt die Stelle an, wo der Continental Divide Trail den Appalachian Trail kreuzt. Auf dem Schild steht : Golf von Mexico 1920 Meilen West, Atlantik 405 Meilen Ost. Unser Boot liegt an der Pazifikküste, das ist ein ganz schön weiter Weg bis dahin.

Gegen 19.00 Uhr und nach 18,2 Meilen finde ich einen geeigneten Platz am Ufer des Craig Creek, esse sofort und sitze danach noch lange am Fluss. Hier gibt es sehr viele Mücken. Der Boden ist festgestampft und sieht bretthart aus. Das ist nicht so toll, denn ich habe ja nichts mehr zum Polstern und schlafe nur noch auf meiner dünnen Iso-Matte. Deswegen verziehe ich mich ein Stück weiter nach oben in den Wald und baue mein Zelt lieber auf weicherem Untergrund auf.

65. Tag Spectacular Gap + Dragon Tooth

Mittwoch, 21.05.

Morgens um 7.30 Uhr liegt schon eine ausgewachsene Black Racer vor mir am Wegesrand. Etwa 1,30 Meter lang und total entspannt, so dass ich einige Fotos machen kann. Sie verzieht sich erst, als ein anderer Hiker von hinten nachkommt.

Nur ein kleines Stück weiter sitzt eine dicke Echse mit schmalen, hellblauen Längsstreifen auf einem Stein mitten auf dem Trail. Sie lässt sich auch nicht aus der Ruhe bringen, als ich vorsichtig über sie hinweg steige. Etwas später sehe ich noch ein kleineres Exemplar dieser Art, welches aber sofort vor mir flüchtet.

Nach dem morgendlichen Anstieg führt ein Sidetrail zum Monument des Audie Murphy, des meistdekorierten Soldaten der USA im 2. Weltkrieg. Das muss ich mir ansehen. Plastikblumen, Fahnen der Vereinigten Staaten und sonstiger Schnickschnack schmücken das Grab. Total kitschig !

Bei meiner Mittagspause stelle ich fest, dass es langsam mal wieder Zeit zum Einkaufen wird. Zucker ist alle, das Nutella ist leer, keine Swiss Miss mehr da. Ich habe noch eine warme Mahlzeit, 4 Scheiben Brot, Erdnussbutter, einen halben Käse, 2 Müsli-Riegel und meinen Trail Mix-Notproviant.

Am Nachmittag habe ich eine abwechslungsreiche Strecke vor mir. Ich laufe zunächst abwechselnd über Laub, Kiefernnadeln und solide Felsen. Dieser Weg führt mich zum „Spectacular Gap“ und endet beim „Dragon Tooth“.  Dort wird es mir doch etwas mulmig, als ich so alleine in der senkrechten Felswand hänge. Niemand, der mir sagt, wo ich am Besten als Nächstes hintreten soll. Niemand, der mir zwischendurch mal die störenden Stöcker abnimmt. Aber geschafft ! Ich kann hier keinen Geschwindigkeitsrekord aufstellen, sondern steige sehr vorsichtig und konzentriert die steile Wand hinunter. Immer schön 3 feste Haltepunkte, bevor ich einen Griff loslasse. Genau so, wie ich es von Thomas gelernt habe.

Nachdem ich diese spektakuläre Felsenkletterei heile überstanden habe, gehe ich an der nächsten Strasse gerne eine Meile extra zum Catawba Grocery. Das habe ich mir jetzt verdient. Ich könnte den Rest des Tages hier sitzenbleiben und mit Essen und Trinken verbringen, denn ich bin bereits mehr als 15 Meilen gelaufen. Aber ich habe mir ab hier noch 6,5 weitere Meilen vorgenommen, damit ich morgen Daleville erreiche. Um kurz vor 18.00 Uhr schaffe ich nach langer Pause doch den Absprung zurück auf den Trail.

Beim nächsten Aufstieg bemerke ich eine kleine, braune Schlange im Laub. Diese Art habe ich vorher noch nie gesehen, deswegen weiß ich auch noch nicht, was das für eine Schlange gewesen ist.

Anschließend führt der Weg über grüne Wiesen und Felder. Habe mir an einer der zahlreichen Vieh-Treppen aus Holz ein Knie aufgeschlagen. Es fließt ein bisschen hellrotes Blut, das sieht sehr gesund aus.

Plötzlich stehe ich mitten in einer Herde schwarzer Bullen. Etwas unheimlich, aber die sind völlig desinteressiert an mir.

Ein Kunstwerk aus Ästen auf dem Trail erinnert mich daran, dass ich die 700-Meilen-Marke überschritten habe. Suoer ! Ich freue mich.

Der McAfee Knob rückt immer näher. Dort oben ist das Zelten am Weg verboten. Also laufe ich tapfer weiter, bis ich die Catawba Mountain Shelter erreiche. Aus meinem entspannten Feierabend draußen vor dem Zelt wird leider nichts, denn die Mücken fressen mich fast auf. Dazu gibt es noch Unmengen von Riesen-Waldameisen, die überall hinkrabbeln. Ich muss leider 4 Ameisen töten, die ich wohl mit meiner Kleidung ins Zelt gebracht habe. Sorry, aber hier ist Tabu-Zone für Insekten aller Art.

Es war ein langer Tag heute, bin schon um kurz vor 6.00 Uhr aufgestanden und 21,6 Meilen gelaufen.

„It’s supposed to get thunderstorms tonight.“ Das hat mir ein entgegenkommender Day-Hiker als Warnung mit auf den Weg gegeben. Gewitter-Warnung. Na, mal abwarten ….

66. Tag McAfee Knob + Tinker Cliffs

Donnerstag, 22.05.

Angenehm warm war es in der Nacht. Kein Gewitter, nur 2 – 3 kurze Regenschauer, und das war’s. So langsam glaube ich, das Wetter-Glück gepachtet zu haben. Dafür haben mich die Mücken gestern durch 2 Hosen und 2 langärmelige Pullis hindurch total zerstochen. Diese Biester sind etwa 2 Zentimeter groß und haben Monster-Stechrüssel. Warum gehen die nicht zu den Männern, die nur mit Shorts und T-Shirt bekleidet an der Shelter sitzen ?

Ein anstrengender Aufstieg am Morgen zum McAfee Knob, diesem berühmten Postkarten- und Poster-Motiv. Es ist noch früh, ich bin ganz alleine hier oben und kann die schöne Stimmung des erwachenden Tages genießen.

Auf dem Weg nach unten sehe ich meinen 3. Bären im Gebüsch, der aber schnell Reißaus nimmt.

Kurze Zeit später liegt wieder so eine braune „No Name“-Schlange neben dem Trail. Diesmal handelt es sich schon um ein größeres Exemplar von ca. 1 Meter Länge und 4 – 5 Zentimeter Durchmesser.

Nach der Mittagspause ( altes Brot mit Erdnussbutter ) beginne ich mit dem Anstieg zu den Tinker Cliffs. Vor mir liegt eine fantastische Landschaft, Waldwege mit Felsen, immer mal wieder kleine Klettereinlagen zwischendurch. Diesmal passe ich aber auf, dass ich den richtigen Abzweiger nicht verpasse. Beim letzten Mal bin ich leider aus Versehen einen falschen Weg unterhalb der Klippen gelaufen und habe dadurch einen sehr lohnenswerten Abschnitt verpasst. Der „Cliff Walk“ führt eine halbe Meile lang auf vorspringenden Felsen immer auf dem Grat direkt am Abgrund entlang. Es ist einfach toll zum Laufen hier oben. Nach jeder Biegung bietet sich ein neuer spektakulärer Ausblick. Unter Anderem kann man von hier aus auch den McAfee Knob noch einmal aus einer anderen Perspektive sehen. Am Himmel fliegen zwei Adler, während ich gutgelaunt auf den Tinker Cliffs spazierengehe.

Von hier aus sind es noch gute 10 Meilen bis nach Daleville, wo ich morgen das Pizza Hut und die Tankstelle stürmen werde. Easy Going am Nachmittag, mit Laub bedeckte Waldwege, manchmal ein paar Steine im Weg. Es geht die ganze Zeit gemäßigt hoch und wieder hinunter. Dabei muss ich aufpassen, wo ich hintrete, denn ganz viele schwarz-braun-gelb gestreifte Raupen krabbeln auf dem Trail. Die will ich ja nicht zermatschen, da sollen ja noch Schmetterlinge draus werden. Dazwischen laufen etliche metallic-grün schimmernde Käfer, auch die möchte ich möglichst nicht zertreten.

In diesem Teil Virginias blüht nun auch endlich der Rhododendron. Beeindruckendes Farbenspiel in rosa, weiss und lila.

Heute war mal wieder ein Tag der Superlative, den ich nach 19 Meilen kurz vor dem Ort Daleville beende.

Habe schon wieder zwei Ameisen und eine Spinne im Zelt, obwohl ich sehr aufpasse und den Eingang immer nur ganz kurz zum Hineinschlüpfen aufmache. Die Insekten sind einfach überall, an den Klamotten oder im Rucksack. Ach ja, ich lebe schließlich im Wald ! Die Spinne wird lebend nach draußen befördert, aber bei den Ameisen, da kenne ich kein Pardon.

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67. Tag Daleville

Freitag, 23.05.

Habe mich ganz spontan dazu entschlossen, heute nicht weiter zu stressen, sondern eine Nacht in Daleville zu verbringen. Bin doch etwas angeschlagen von den vielen aufeinander folgenden 20- Meilen-Tagen, vor allen Dingen aber hochgradig genervt von den Insekten, denen ich im Wald einfach nicht entkommen kann.

Morgens gibt es Kaffee und Eis an der Tankstelle, danach frage ich im Howard Johnson Express direkt nebenan nach einem Single Room. Die bieten eine Hiker-Rate und gehen nochmal um 10 US$ mit dem Preis herunter, weil ich alleine bin. So ein tolles Zimmer habe ich entlang des Trails noch nicht gehabt : Kaffemaschine mit Zubehör, Kühlschrank, Mikrowelle, Fernseher, Föhn, sogar ein Bügeleisen und Bügelbrett gibt es. Dazu ist es absolut sauber – ich bin total begeistert.

Ich lasse mir im Pizza Hut den frischen Salat vom Buffet schmecken, dazu gibt es Pepperoni-Pizza. Eine Hälfte nehme ich mit für nachher, kann ich ja gut in der Mikrowelle erwärmen. Habe eigentlich nichts weiter zu erledigen außer 2 – 3 Teile mit der Hand auswaschen und meinen Blog am Computer der Rezeption weiterschreiben. Ich bin sehr froh über meine Entscheidung und genieße diesen ungeplanten freien Tag in meinem luxuriösen Zimmer ganz ohne Mücken.

68. Tag Blue Ridge Parkway

Samstag, 24.05.

Habe das 1. Mal seit zwei Monaten durchgeschlafen bis der Wecker um 7.30 Uhr klingelte. Fühle mich sauber und gut erholt, meine kleinen Wunden und Mückenstiche sind auf dem Wege der Besserung. Nur die dicken Quaddeln an den Füßen quälen mich noch beim Laufen.

Der Rhododendron blüht hier komischerweise nur in rosa. Viele nackte, hellgrüne Raupen krabbeln auf dem Weg, dazwischen auch einige schwarze mit dichtem Pelz. Habe einen männlichen Turkey aufgeschreckt, der aufgeregt davonflattert.

Am Blackhorse Gap erwartet mich Trail Magic von einem Mann, dessen Frau gerade alleine auf dem AT wandert. Er bietet frische Orangenschnitze, Erdnüsse, Brownies, Mini-Snickers und Milky Way an. Dazu gibt es 2 Dosen kalte Cola. Während wir dort zusammen sitzen, hält ein Wagen an, und wir bekommen noch eine große Tasche voll mit Bananen geschenkt.

Eine knappe Meile weiter gibt es schon wieder eine Trail Magic-Pause. Die Eltern von „Lostboy“ warten auf ihren Sohn, der hier heute aus dem Wald kommt. Es werden sogar Hamburger frisch gegrillt. Dazu gibt es ERDBEEREN, einfach unglaublich. Außerdem noch Melonenstücke, Bananen, selbstgebackene Brownies und Kekse sowie eine große Auswahl an kalten Erfrischungs-Getränken. Heute brauche ich mir keine Gedanken mehr um das Abendessen zu machen – ich bin pappsatt. Allerdings wird mein Rucksack so auch nicht leichter. Ich trage schon 2 Flaschen Gatorate und eine Flasche Milch mit mir herum, dazu gekommen sind jetzt noch eine Dose Cola und eine Banane.

Ich kann es nicht fassen :  4 wandernde Männer, die schon bei der ersten Trail Magic ihr Zelt aufgebaut haben, um den Tag dort zu beenden, sind ebenfalls hier beim Hamburger-Grillen. Die haben sich doch tatsächlich mit dem Auto herfahren lassen. Eine Strecke von 0,7 Meilen ohne Gepäck, das bin ich in 10 Minuten gelaufen.

Hier beginnt der Blueridge Parkway. Das ist eine breite, gut ausgebaute Straße, die sich über eine Gesamtlänge von 105,5 Meilen in Serpentinen durch den Wald zieht. So können die Leute mit dem Auto oder Motorrad Ausflugsfahrten durch die Natur machen, ohne sich selber bewegen zu müssen. Etwa jede halbe Stunde führt der Trail aus dem Wald heraus über diese Prachtstraße, die an diesen Stellen breite Parkplätze, lehrreiche Hinweisschilder und ganz fantastische Ausblicke bietet.

Der Weg ist sehr angenehm, so dass ich trotz der vielen Unterbrechungen nach 9 Stunden wieder 19,5 Meilen weitergekommen bin. Schlage mein Zelt auf einem kleinen Hügel mit dichtem Laub auf. Das wird angenehm weich sein heute Nacht. Es knackt und knistert, während ich noch draußen den Abend ausklingen lasse, das Geräusch kommt immer näher. Eine Gruppe von Rehen spaziert ganz dicht an mir vorbei, ohne mich als Fremdkörper anzusehen. Immer wieder wunderschön, dieses Leben mitten in der Natur !

69. Tag Jennings Creek und Apple Orchard Mountain

Sonntag, 25.05.

Der heutige Tag hält 4 Berge für mich bereit. Nein, Virginia ist nicht flach ! Es geht links steil nach unten, rechts steil einen Abhang hoch, viele Felsen auf dem Weg, und zwischen den Bäumen steht hohes Kraut. Ich finde keine geeignete Stelle für eine Pause, bis ich nach 8,7 Meilen am Jennings Creek ankomme. Aber es hat sich gelohnt, hier ist wieder ein Platz der Superlative. Es gibt dort eine Brücke, etwa 10 Meter links davon befindet sich eine kleine Felseninsel mitten im Fluss. Dazwischen ist das klare Wasser tief genug zum Baden, die sogenannten „Swimming Holes“. Auf den Felsen tummeln sich bereits ein paar von den „Young Guys“. Ich hoffe natürlich auf meine private Insel und wate ohne Rucksack stromabwärts durch das hier knietiefe Wasser. Nach zwei Biegungen habe ich meinen Wunschplatz gefunden. Hier befindet sich tatsächlich ein kleiner Strand mit feinem Kies oder grobem Sand. Das lädt zum längeren Verweilen ein. Wie gut, dass ich meinen Proviant-Beutel und meine Iso-Matte mitgenommen habe. Am Strand sitzen Heerscharen von gelben Schmetterlingen auf einigen dicken Steinen. Ansonsten bleibe ich alleine und kann ganz ungestört „Strand-Urlaub“ machen. Nach 2 entspannenden Stunden mit Sonnenbaden raffe ich mich wieder auf, denn ich habe mir 20 Meilen als Tagesziel gesetzt.

Zurück an meinem Rucksack erwartet mich eine kleine Überraschung, denn da liegen ein paar Geschenke : Pasta-Slide-Nudeln, ein Reis-Bohnen-Gericht und ein Cliff-Energie-Riegel. Die Fertiggerichte lasse ich liegen für die folgenden Hiker, denn ich habe noch zwei warme Mahlzeiten im Gepäck. Den Cliff-Riegel nehme ich sehr gerne mit, es ist meine Lieblingssorte. Weiße Schokolade mit Macadamia-Nuss und 7 % Protein. Danke schön an den edlen Spender !

Von hier aus muss ich über den Fork Mountain, danach kommt ein ganz gemeiner 5-Meilen-Anstieg auf den Floyd Mountain. Eigentlich geht es den ganzen Nachmittag nur noch bergauf. Bin mal wieder nassgeschwitzt bis auf die Unterhose. Ein Wochenend-Wanderer kommt mir mit seinem kleinen Sohn entgegen und fragt mich nach dem Weg und der Entfernung zur nächsten Shelter. Während wir uns einen Moment unterhalten habe ich gleich wieder ein paar von diesen Blutsaugern am Bein kleben.

Gegen 19.00 Uhr bin ich eigentlich lange genug auf den Beinen und möchte bald irgendwo Feierabend machen. Aber die Landschaft in Virginia bietet nicht so viele flache Stellen, das gleiche Bild wie am Vormittag. Es gibt nirgendwo einen geeigneten Platz, wo ich mein Zelt aufbauen könnte. Eigentlich wollte ich am Fuß des Apple Orchard Mountain übernachten und mir den anstrengenden Aufstieg für den nächsten Vormittag sparen. Aber nun stecke ich schon mittendrin und beiße mich bis obenhin durch. Dort oben soll es eine schöne Aussicht und einen Turm geben, sagt mein Buch. Unterwegs kommt mir die Idee, dass ich ja auf der Plattform des Aussichtsturms schlafen könnte. Da kann ich mich richtig  ausbreiten und kochen, habe keine Insekten ….  Auf dem Gipfel stellt sich allerdings heraus, dass es sich um einen Fernsehturm handelt, den man natürlich nicht so einfach besteigen kann. Aber ringsherum gibt es eine idyllische Ebene mit grüner Wiese und vereinzelten Fichten. Das sieht richtig toll aus zum Zelten.

Beim Kochen sind mir die Alfredo-Nudeln angebrannt, und mein Plastiklöffel ist mir beim Rühren durchgebrochen. Wahrscheinlich war die Pampe etwas zu dick, denn ich hatte noch zusätzlich Käse-Würfel hineingeschnitten. In einem Blog habe ich gelesen : „So viele Plastiklöffel, wie ich schon zerbrochen habe, von dem Geld hätte ich mir auch gleich ein Titan-Besteck kaufen können.“ Stimmt !

Mein ganzes Material leidet inzwischen etwas. Habe heute früh beim Zusammenpacken einen Riss im Boden meines Zeltes entdeckt. Außerdem noch ein winzig kleines Loch oben, wahrscheinlich von den Monster-Mücken, die zu mir hinein wollen. Beides wird jetzt beidseitig mit Tape geklebt, bevor der Schaden noch größer wird. Auch mein Rucksack hat inzwischen vorne ein paar Risse oder Schnitte. Vielleicht gehe ich nicht sorgsam genug mit den Sachen um ? Ich benutze die Dinge einfach, ohne sie zu schonen. Dass muss alles funktionieren und genau so lange halten, wie dieser Trail für mich dauert.

Der Abend endet mit einem blutroten Sonnenuntergang, den ich vom Gipfel des Apple Orchard Mountain bewundern kann. Danach wird es sehr schnell kühl und feucht auf der Wiese. Mir ist klar, dass hier oben in 4225 Fuß Höhe das Risiko für eine kalte Nacht wieder ziemlich groß ist.

70. Tag Downhill von 4225 auf 680 Höhenmeter

Montag, 26.05.

Habe wieder mit Regenponcho geschlafen, und das war auch gut so. Mein Zelt und alle Klamotten, die nicht wasserdicht eingepackt waren, sind nass von der hohen Luftfeuchtigkeit. Immer, wenn ich mich bewege, tropft es von oben. So kommt es, dass ich morgens nur schnell mein Zeug zusammenraffe und schon um 6.45 Uhr wieder unterwegs bin.

Schon kurz nach dem Start muss ich unter der „Guillotine“ hindurch. Das ist ein riesiger Felsbrocken, der millimetergenau zwischen zwei andere Felsen gerutscht ist und so aussieht, als ob er jeden Moment abstürzen würde. Nichts passiert.

Mache erst nach 1,5 Stunden kurze Frühstückspause, danach kann ich wieder 3 Stunden gut durchlaufen.

Ein Reh steht mitten auf dem Trail und ist ganz zutraulich. Es geht erst einen Schritt an die Seite, als ich mich vorbeidrängeln will. Danach ist der Weg  von einer Echse blockiert, ein anderes Mal sitzt da ein etwas unbeholfener Frosch. Aber das passt schon, ich steige vorsichtig darüber hinweg.

Früh Aufstehen lohnt sich : Bin gegen 12.00 Uhr schon 11,7 Meilen gelaufen und kann mir eine lange Pause an einem kleinen Bach gönnen. Zum Mittag gibt es „Bumble Bee – Chicken Salad with Crackers“, welches ich in Daleville aus der Hiker-Box mitgenommen habe. Das ist eine kleine Dose Geflügelsalat, dazu 6 abgepackte Cracker, und ein niedlicher kleiner Plastiklöffel ist auch mit dabei. Schmeckt nicht ganz so, wie ich mir Geflügelsalat vorstelle, ist aber eine willkommene Abwechslung. Macht natürlich auch nicht satt, danach gibt es noch eine Packung Cracker mit Sharp Cheddar-Käse.

Das Toilettenpapier ist aufgebraucht, und das Fenistil-Gel ist auch leer. Bin mir noch nicht so sicher, welches davon die größere Katastrophe ist.

Keine weiteren Überaschungen heute. Es liegen nur noch zwei kleine Hügel vor mir auf dem Weg nach Glasgow. Eigentlich geht es den ganzen Nachmittag permanent bergab, von 4225 Höhenmetern an meinem Schlafplatz bis auf 680 Höhenmeter hinunter.

Die letzte halbe Stunde laufe ich immer am Ufer des James River entlang, der viel breiter ist, als ich ihn in Erinnerung hatte. Nach Passieren der längsten Fußbrücke auf dem AT, der James River Footbridge, bin ich am Parkplatz und an der Straße, die nach Glasgow führt. Hier habe ich mir – glaube ich – keine Freunde gemacht. Komme aus dem Wald heraus und sehe, dass bereits 3 bärtige junge Männer den Daumen hochhalten. Ich gehe gar nicht erst bis an die Straße, sondern frage sie von Weitem, wie lange sie dort schon stehen. Etwa 30 Minuten warten sie bereits darauf, dass ein Auto stoppt. Ich halte mich dezent weiter abseits und trete noch ein Stück weiter zurück in den Schatten der Bäume. Da winkt mir ein älterer Herr vom Parkplatz aus zu. Ich kann es gar nicht glauben ….. meint der wirklich mich ? Ja. Er bietet mir an, mich nach Glasgow zu bringen. Auf meinen Einwand, dass ich gerade erst angekommen bin und die Anderen schon viel länger dort stehen, sagt er, dass er uns nicht alle 4 mitnehmen kann. Ich soll vorne einsteigen, und dann fährt er nur mit mir alleine los. Das ist ja wirklich peinlich ! Der Opa bringt mich direkt bis zur Shelter und verspricht, noch einmal zurückzufahren, um die Jungens abzuholen. Aber die sind nie hier angekommen, haben wahrscheinlich einen Lift in die andere Richtung nach Big Island gefunden.

Glasgow ist ein niedliches Dorf mit 1100 Einwohnern. Es gibt eine Shelter mit kalter Dusche und Privy mitten im Zentrum, drumherum eine weite, frisch gemähte Rasenfläche zur allgemeinen Nutzung. Es ist nichts los hier, nur 4 Leute sind da, die sich zum Schlafen in der Shelter eingerichtet haben. So kann ich mir den besten Platz auf der Wiese aussuchen und bleibe hier auch ganz alleine. Als Erstes wird das nasse Zelt aufgebaut. Dann packe ich meinen Rucksack komplett aus und lege alles in die Sonne zum Lüften und Trocknen. Es folgen die kalte Dusche, Waschen von Hiking-Shorts und T-Shirt sowie das Reinigen meines Jetboils, der ja gestern angesetzt ist. Die Bücherei hat heute geschlossen, denn es ist Memorial Day in den USA. Deswegen gehe ich nur noch schnell im Dollar General und im kleinen Lebensmittel-Laden gegenüber das Nötigste für heute einkaufen. Im Angebot sind sogar Bananen, Äpfel, Eisbersalat und Salatgurken. Aber leider kein Joghurt, damit muss ich wohl bis Waynesboro warten, denn da gibt es einen riesigen Supermarkt.

Sitze noch lange mit 2 Hosen, langärmeligen Pullovern und 2 Paar Socken vor dem Zelt und schwitze. Grüne Wiese bedeutet : viele Insekten. Nichts zu tun – das ist wie Urlaub in Glasgow.