Wir segeln und wandern durch die Welt

Morepork-Onekainga-Matapouri-Mackerel-Taiharuru-Bream Head 24.11.2015 bis 28.11.2015

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Abends konnte ich lange Zeit nicht einschlafen. Um uns herum waren laute Geraeusche von im Gebuesch umherstreunenden Tieren zu hoeren, dazu die ganz furchtbar klingenden Schreie von Possums.

Thomas seine Schuhe beginnen sich bereits aufzuloesen. Mein erstes Paar Socken ist durch, und meine Hose beginnt zu rutschen. Als wir zusammen 2012 den AT komplett gelaufen sind, da habe ich bis zum Ende 12 Kilo abgenommen. Als ich 2014 alleine ohne meinen Koch unterwegs war, da habe ich sogar 18 Kilo an Gewicht verloren. Mal sehen, wie sich das hier auf dem Te Araroa entwickeln wird.

Der Fisch ( 3 Snapper ) bleibt hier im Wald liegen, natuerlich ohne Plastiktuete. Es beginnt mit einem heftigen Aufstieg bis auf den Gipfel, von Hansen’s Hill, der zum Glueck nur eine halbe Stunde entfernt ist. Gleich dahinter plaetschern einige muntere Baeche, die wir ueberqueren muessen. Das haetten wir gestern gut gebrauchen koennen, aber man kann es hier nie vorher wissen. Der Te Araroa ist nicht so gut planbar wie der Appalachian Trail.

Um die Mittagszeit machen wir einen  Abstecher zum Whananaki Campground. Wie schoen, hier gibt es einen kleinen Lebensmittel-Laden mit Allem, was das Herz begehrt. Lange Pause am Picknick-Tisch, wo wir Sandy und Steve kennenlernen. Die Beiden zeigen sich sehr interessiert an unserer Wanderung und laden uns zu sich nach Hause ein, wenn wir an Palmerston (im Sueden der Nordinsel) vorbeikommen. Adresse und Telefonnummer werden notiert, da muessen wir jetzt nur noch hinlaufen.

Von Whananaki aus geht es 9 Kilometer auf einer Landstrasse weiter bis zu einer langen Holzbruecke, die uns ueber ein fast trockenliegendes Gebiet aehnlich unserem Wattenmeer bringt. Auf einem Schild steht, dieses soll die laengste Bruecke der suedlichen Hemisphaere sein. Bei dem jetzigen niedrigen Wasserstand koennte man genauso gut unten laufen.

Unser Weg geht ueber in den Whananaki Coastal Track, wo wir oeffentliche Toiletten und damit auch Wasser finden. Das Cafe, welches laut Buch am Sandy Beach sein sollte, das gibt es wohl nicht mehr. Rein zufaellig entdecken wir einen Rastplatz neben der Strasse,  auf dem mehrere Camper-Vans stehen. Wenn die hier uebernachten duerfen, dann koennen wir auch unser Zelt in einer Ecke aufbauen. Kaum ist das Lager eingerichtet, da beginnt es zu regnen und hoert auch waehrend der Nacht nicht mehr auf. Es ist ein sehr beruhigendes und angenehmes Geraeusch, wenn der Regen sachte auf unser Dach prasselt, solange das Zelt dichthaelt. Dazu kommt heute noch das Rauschen der nahen Brandung, denn dieser Parkplatz an der Kuestenstrasse verlaeuft direkt hinter einer niedrigen Duenenkette, wo gerade das Hochwasser weit auf den Strand auflaeuft. Wirklich sehr gemuetlich !

Matapouri Bush Track 25.11.2015

Es ist trocken, als wir aufwachen. Wir sitzen schon um 6.30 Uhr morgens vor unserem Zelt und trinken Tee in der aufgehenden Sonne.

Zunaechst haben wir 4 Kilometer auf einer Strasse, danach 10 Kilometer leichten An- und Abstieg durch junge Pinienwaelder vor uns. Ein sehr schoener Waldweg, der immer schmaler wird. Wir freuen uns an tollen Ausblicken auf die umliegenden Taeler und die Kueste. Sehr beeindruckend ist auch der Kauri-Gigant „Tane Moana“. Dieser Riese hat einen Umfang von 11 Metern und ist damit der größte Kauri-Baum an der Ostküste. Bretterstege mit einer Plattform führen ganz nah um den Stamm herum, so dass wir ehrfürchtig die Rinde berühren können. Wahnsinn, was die Natur so bereitstellt !

Mittagspause machen wir im kleinen Dorf Ngunguru, wo es auch einen kleinen Lebensmittel-Laden gibt. Erst gestern haben wir ein Brot gekauft, aber das ist schon wieder fast weg. Also brauchen wir schon wieder Nachschub, dazu gibt es noch eine Cola und ein Eis. Nur ein kleines Stück weiter entdecken wir eine privat angebrachte Markierung, die nach einem kleinen Umweg durch verwunschene Gärten zu einer Trail Magic führt. Dort steht eine Mikrowelle für die Long Distance Hiker, die mit allerlei nützlichen Dingen gefüllt ist. Linda und ihr Mann sind den Te Araroa im Jahr 2012 selber gelaufen und wissen um unsere Bedürfnisse. Ein Apfel, eine Orange, ein Mückenstift und einige Pflaster wandern in unsere Taschen. Außerdem werden natürlich unsere Wasserflaschen gefüllt, und wir bekommen wertvolle Tipps, wo wir die Nacht verbringen können. Mit diesen Hinweisen finden wir nach weiteren 9 Kilometern einen kleinen Rastplatz am Ngunguru River, wo wir das Zelt direkt neben einem Picknick-Tisch aufstellen können. Sehr schön ! Der kleine Fluss plaetschert uns leise in den Schlaf, und in der Nacht kann Thomas die ersten Kiwis am Ufer beobachten.

Mackerel Forest Track, Taiharuru Estuary Crossing 26.11.2015

Auch dieser Tag beginnt mit einem langen Marsch entlang einer Hauptstrasse, nach 4 Kilometern duerfen wir zum Glueck auf einen weniger befahrenen Schotterweg abbiegen. Der Mackerel Forest liegt vor uns, ein angenehm leichter Pfad fuehrt uns durch jungen Pinienwald. Mal wieder schoene Gegend hier, obwohl der Track im Verhaeltnis zur Strecke, die wir auf der Strasse laufen, viel zu kurz ist. Der Waitangi River muss ueberquert werden – ja, schon wieder. Es gelingt nicht auf den Trittsteinen im Wasser. Das heisst, Schuhe ausziehen und auf der anderen Seite wieder anziehen. Immer nah am Ufer entlang steigen wir auf und ab, bis wir zu einer Stelle kommen, an der uns der Taheke River den Weg versperrt. Also muessen wir wieder anhalten und die Prozedur mit den Schuhen wiederholen. Das haelt auf, aber wir haben ja Zeit und keine festen Plaene fuer den Tag.

Nach diesem kurzen Trail durch den Wald folgen schon wieder mindestens 10 Kilometer Strasse, die uns bis Pataua Nord bringt. Hier soll sich angeblich ein Campingplatz befinden, an dem wir gut den Tag beenden koennten. Eigentlich reicht es uns schon, besonders Thomas hat zunehmend Probleme beim Laufen. Aber kein Anzeichen fuer einen Campingplatz. Das Dorf scheint absolut tot zu sein. Vielleicht ist es nur ein Ort fuer Zweitwohnungen und Ferienhaeuser, aber in Neuseeland ist jetzt noch kein Sommer. Es gibt keinen Laden und noch nicht einmal Trinkwasser. Deswegen beschliessen wir, heute noch eine weitere Etappe in Angriff zu nehmen. Wir wollen die Wattwanderung zum anderen Ufer wagen, die eigentlich nur bei Niedrigwasser moeglich sein soll. Aber das Wasser laeuft nun schon seit zwei Stunden wieder auf. Ueber eine lange Holzbruecke kommen wir nach Pataua Sued, wo auch nicht viel mehr los als im noerdlichen Teil. Von dort aus begeben wir uns in das Taiharuru Estuary, ein schlammiges Gebiet, in dem wir mit schweren Fuessen durch Schlick und Mangroven stapfen. Bis jetzt geht es gut, ein paar Kilometer dicht entlang der Kuestenlinie kommt man noch ganz gut vorwaerts. Dann zeigt uns ein Pfahl mit einem orangenen Marker den ersten Punkt der Ueberquerung an. Es herrscht dichter Seenebel, so dass man nur ein paar Meter voraus sehen kann. Das wird noch richtig spannend ! Die Route weist uns den Weg zu einer langen Sandbank, fast wie zu Hause. Von da aus muss man hohen weissen Stangen durch das Schlick-Gebiet folgen. Bei jeder Stange wird jeweils die niedrigste Stelle angezeigt, an der wir durch das Wasser waten muessen. Es geht uns manchmal bis zu den Oberschenkeln, die Stroemung ist kaum spuerbar. Wir kommen uns vor wie in einem Prickenweg. Wir koennen diese Passage nur deshalb wagen, weil wir mit den Gegebenheiten von Tide und Wattenmeer so vertraut sind. Nach etwa einer Stunde sind wir durch und kommen mit Matschfuessen bis zu den Knoecheln an einer Art Deich mit gruener Wiese an. Dort steht schon ein Zelt, in dem in franzoesisches Paar Quartier bezogen hat. Ein kleines Stueck weiter den Huegel hinauf hat ein junger Amerikaner aus West-Virginia sein Lager eingerichtet. Wir finden ebenfalls noch ein Plaetzchen und sitzen noch lange gemeinsam mit Logan bei unserem typischen Ramen-Nudel-Abendessen und tauschen Erfahrungen und Erinnerungen aus, denn auch Logan ist bereits den Appalachian Trail gelaufen. Zwischendurch bekommen wir Besuch von einer Herde Kuehe, die auf der anderen Seite des Zaunes weidet und uns neugierig begutachtet. Das Wasser laeuft immer weiter auf, bald ist die ganze Lagune vollgelaufen. Man kann kaum glauben, dass wir vor nur drei Stunden noch hier durchgekommen sind. Es war ein langer Tag, aber wir sind froh, dass wir die Taiharuru Estuary Crossing heute noch gewagt haben. Ansonsten haetten wir bis morgen am Nachmittag warten muessen oder mal wieder einen ungeliebten Umweg ueber Strassen laufen. So ist es viel besser, wir sind muede, aber zufrieden.

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Kauri Mountain Track, Peach Grove Track, Bream Head Track 27.11.2015

In der Nacht bekommen wir Besuch. Wir haben unser Vordach vom Zelt an einem Zaunpfosten festgebunden, der an die nebenan liegende Weide grenzt. Heute scheint ein heller Vollmond, und als wir wach werden, sehen wir zunaechst nur eine braune Kuh, die uns in unser Nachtlager glotzt. Sehr unwirklich und lustig ist dieser Anblick. Das Tier scheint riesig zu sein aus unserer Perspektive, weil wir ja flach auf dem Boden liegen. Immer mehr dieser Rindviecher kommen uns besuchen, rings um uns herum ein staendiges Rupfen und Mampfen. So etwas erlebt man nicht, wenn man zu Hause im Bett liegt.

Vor uns liegt der Kauri Mountain Track, der sich als leichter Weg einmal ueber den Berg erweist. Oben steht ein Gipfelzeichen mit einer Bank, aber fuer die Pause fehlt schon wieder das Wasser. Ein paar Kilometer weiter steigen wir ueber Felsen hinab zum weissen Sandstrand des Ocean Beach. Es ist total einsam hier, weil man diese Ecke nicht mit dem Auto erreichen kann. Zeit fuer ein erfrischendes Bad in den kalten Fluten, die letzte Dusche ist schon ein paar Tage her. Es ist wirklich eiskalt im ersten Moment, wir schaetzen die Wassertemperatur auf 15-16 Grad. Aber nach dem ersten Schock-Moment tut es richtig gut und macht uns fit fuer die naechste Etappe. Unser Zelt haengen wir zum Trocknen auf, waehrend wir baden, danach ist alles wieder bereit zum Weiterlaufen. Vor uns liegt ein 2-stuendiger Spaziergang direkt an der Wasserkante vom Ocean Beach. Wir geniessen den Gang in der Morgensonne, und wir fuehlen uns mal wieder sehr heimisch hier am Strand. Moewen, Austernfischer und  Strandlaeufer kennen wir nur zu gut, dazwischen picken aber noch viele einheimische Vogelarten am Flutsaum herum.

Nach Erklimmen einer hohen Sandduene am suedlichen Ende des Strandes stehen wir in einem idyllischen Wohngebiet, anscheinend auch wieder nur fuer Sommerfrischler und Rentner. Thomas bittet an einem Wohnhaus um Trinkwasser, damit begeben wir uns zu einem Auto-Parkplatz im Gruenen. Hier stehen Picknick-Tische, wo wir unser Fruehstueck mit Tee und geschmierten Broten bequem und zivilisiert einnehmen koennen. Bis hierhin ist alles gut, wir haben uns ordentlich erholt, aber wissen noch nicht, was danach auf uns zukommt.

Der Bream Head Track liest sich im Buch als einfache Wegstrecke, aber der hat es wirklich in sich. Wir steigen auf und immer hoeher, bis wir uns auf einer Ridge befinden. Man koennte ja meinen, das war’s jetzt mit Steigungen, aber leider geht es immer wieder hinauf und hinunter. Ein Hoehepunkt ist der Whara Summit mit toller Aussicht auf die Bream Bay. Erleichtert machen wir uns vom Gipfel aus an den Abstieg, die Knie knirschen schon. Aber das ist noch nicht alles, was dieser Tag fuer uns bereithaelt. Da liegt noch der Mount Lion vor uns im Weg. Hier ist der Trail gut gepflegt, denn anscheinend wird er viel von Wanderern begangen. In die steilen Abhaenge sind zum grossen Teil Holzstufen eingelassen, die uns die Sache doch sehr erleichtern. Aber nach einem langen Tag mit schon etwa 25 Kilometern in den Knochen wird es immer schwieriger, die Beine hochzuheben. Insgesamt 840 Stufen ( in Worten : achthundertvierzig ) sind zu bewaeltigen, bis wir endlich auf der anderen Seite des Berges ueber sanft abfallende Haenge wieder das Meeresniveau erreichen. Es reicht fuer heute ! In der Urquharts Bay finden wir oeffentliche Toiletten und Trinkwasser. Damit koennten wir den Tag eigentlich beenden, es fehlt nur noch ein geeigneter Platz zum Campen. Also schleppen wir uns mehr oder weniger langsam noch ein paar Kilometer die Kuestenstrasse entlang, bis wir an einem Zaun ein Schild entdecken, welches uns zum Haus vom Kuenstler Douglas bringt. Er ist Maler und Bildhauer, so ganz nebenbei stellt er sein Grundstueck und die Kuechen-Einrichtung seines Ateliers den Hikern zur Verfuegung. Wir sind froh, endlich Feierabend zu kriegen und zahlen gerne 10,- NSD fuer den Platz in seinem Garten. Auf einem rundum von hohem Bambus umrahmten Platz stellen wir das Zelt auf einem flachen Stueck Wiese auf und lassen den Abend an einem wackeligen Picknick-Tisch direkt am Meer ausklingen. Viel getan heute, sehr anstrengend, aber es war mal wieder ein superschoener Tag.

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Taurikura bis Whangarei 28.11.2015

Heute haben wir es nicht mehr weit, denn wir moechten nach Whangarei. Nur ein paar Kilometer entlang der Strasse kommen wir in Taurikura an einem kleinen Laden vorbei, der sich fuer ein paar Leckereien zum Fruehstueck anbietet. Frisch gestaerkt fuehrt unser Weg durch ein kleines Wohngebiet, dann ueber kleine Huegel entlang der Kueste. Ein leichter Pfad laeuft entlang der Wasserkante durch gruene Wiesen. Von dort aus koennen wir die Fahrwasser-Tonnen sehen, da ist der Weg in die Bucht, den wir mit der Walkabout vor 5 Wochen hineingesegelt sind. Nach nur 2 Stunden erreichen wir Whangarei Heads, das ist der Endpunkt des Weges auf dieser Seite. Von hier aus sollte man wieder ein Wasser-Taxi nehmen oder einen Fischer bitten, uns auf die andere Seite zu bringen. Wir fahren aber per Anhalter in die Stadt, wo wir ein paar Tage bleiben moechten. Der Trail geht offiziell erst auf der gegenueberliegenden Seite weiter, da koennen wir von Whangarei aus genauso gut mit dem Auto um die Bucht herum zum Beginn des naechsten Te Araroa-Tracks fahren. Das erste Hostel, in dem wir nach einer Unterkunft fragen, hat leider kein Zimmer mehr frei. Inzwischen hat es angefangen zu regnen und will auch anscheinend nicht mehr so schnell aufhoeren. Wir setzen uns in ein Café mit Internet-Zugang und buchen online. Mittags um 14.00 Uhr koennen wir im Cacablanca Motel einchecken und uns entspannen. Die naechsten 2 Tage ist erstmal nur Ruhe angesagt.