Wir segeln und wandern durch die Welt

Navajo-Gebiet, Creede bis Arches Nationalpark 05.10. – 08.10.2017

Der Weg vom Grand Canyon zum Arches National Park führt durch einsame Wüsten-Landschaft. Braunes verdorrtes Gras und stachelige Sträucher, dazwischen ein paar flache Häuser und weidendes Vieh. Marble Canyon und Vermilion Cliffs bieten dazu eine willkommene Abwechslung mit ihren roten Klippen, die in der Morgensonne leuchten. Eine mehrspurige Brücke führt über den Colorado River. Die Schlucht ist so tief, dass man den Fluss überhaupt nicht sehen kann. Ein Schild “ Anhalten auf der Brücke verboten “ ist ziemlich wirkungslos. Direkt unter diesem Schild parkt ein Auto, auch auf der gegenüberliegenden Spur steht ein Wagen. Natürlich halten wir auch an, um einen Blick von der Brücke in die Tiefe zum Colorado River zu werfen. Noch zwei weitere Autos bleiben hinter uns stehen, die Insassen steigen aus zum Fotografieren. Klappt ja gut. 😉 Wir fahren ab jetzt durch das Land der Navajo Indianer. Orts-Schilder und Reklame-Tafeln sehen fremd aus in der Sprache der Ur-Einwohner. Beim Frühstück im Taco Bell wundern wir uns zunächst, denn es “ arbeiten “ dort ungefähr ein Dutzend Leute, obwohl der Laden leer ist. Die Auflösung gibt es beim Bezahlen an der Kasse, wo ein Schild der Verwaltung hängt. Da dieses Navajo-Gebiet ist, sind alle Restaurants und Geschäfte dazu verpflichtet, die Ur-Einwohner bevorzugt einzustellen, um die Wirtschaft anzukurbeln. So haben die Familien der Navajo-Indianer ein festes Einkommen. Auch im Café, im Souvenir-Laden und im Museum arbeiten ausnahmslos Menschen indianischer Abstammung. Das interaktive Museum in Tuba City ist einen Besuch wert. Der Rundgang beginnt mit einem kurzen Film über die Navajo-Indianer. Die Geschichte und Religion wird sehr anschaulich erklärt. Viele Bilder und Texte sorgen im weiteren Verlauf der Ausstellung dafür, dass wir deren Kultur besser verstehen lernen. Allerdings schaudert es uns auch manchmal und verursacht Gänsehaut, wenn man sich vorstellt, wie den Indianern vom Weißen Mann ihr Land weggenommen wurde und was für schlimmes Leid sie erdulden mussten. 🙁 Autofahren in dieser bevölkerungsarmen Gegend ist sehr entspannt. Hier gibt es nur endlose Weite und niedrige Mesas, so weit das Auge reicht. Auf der gegenüberliegenden Seite der Fahrbahn läuft ein einsamer Mann. Thomas dreht auf der Straße um und hält an. Ein Navajo-Indianer mittleren Alters, der auf dem Weg von einer Geburtstagsfeier nach Hause ist. Es stellt sich heraus, dass er ungefähr 100 Kilometer entfernt ist von seinem Heimatdorf. Das ist natürlich zu weit, um ihn mal eben dort hinzufahren, zumal das gegen unsere Richtung ist. Aber wir bringen ihn etwa 20 Kilometer bis zu einer Kreuzung, an der er bessere Chancen auf eine Mitfahr-Gelegenheit hat. Der Navajo fragt uns noch, ob wir Wasser haben. Wir geben ihm unsere letzten zwei Liter mit auf den weiteren Weg, denn wir können uns leicht neues Trinkwasser besorgen. Er dagegen wird wahrscheinlich noch etliche Meilen auf Schusters Rappen unterwegs sein und nicht mehr bei Tageslicht zu Hause ankommen. Wir machen noch einen weiteren Umweg zum Monument “ Four Corners “ . An diesem Ort stoßen vier Bundesstaaten aneinander : Arizona, Utah, Colorado und New Mexico ( im Uhrzeigersinn ). Das hat für uns schon etwas Besonderes. New Mexico und Colorado waren die ersten beiden Bundesstaaten, die wir zu Fuß erobert haben. In Utah und Arizona haben wir die phantastischen Nationalparks Bryce und Grand Canyon besucht. Leider bleibt uns nur noch eine Woche mit dem Mietwagen, dann verlassen wir dieses gastfreundliche Land. Die Zeit reicht nicht aus, um alle Natur-Schönheiten der USA ausreichend zu erkunden. Aber wir kommen ja wieder …. 🙂

Gestern sind wir lange gefahren und haben in der Dunkelheit die Grenze von Arizona nach Colorado überquert. Spät ins Zelt, dafür haben wir an unserem abgelegenen Platz erstaunlich lange geschlafen. Wir haben unser Lager mitten zwischen dichten Eichen aufgebaut. Bei einem ersten Blick nach draußen staunen wir über die wunderschönen Herbstfarben. Der sogenannte “ Indian Summer “ ist wirklich eine Augenweide. 🙂 Schon bald erreichen wir bekanntes Terrain. Wir fahren durch den San Juan National Forest, durch den wir Anfang des Sommers mehrere Wochen gewandert sind. Ein Blick auf die Gipfel der hohen Berge zeigt die San Juan Mountains ohne Schnee. Was haben wir uns im Juni hier gequält ! Pagosa Springs liegt auf dem Weg, der Ort, an dem wir uns nach einer anstrengenden 8-Tages-Etappe durch Eis und Schnee wunderbar erholt haben. Die netten Inhaber des Alpine Inns hatten uns erschöpften Hikern eine schicke Suite mit eigenem Whirlpool zum Sonderpreis zur Verfügung gestellt. Sehr gerne würden wir uns nochmal dort einmieten, aber wir haben ein Auto und ein Zelt, brauchen also gerade wirklich kein Zimmer. An der Hauptstraße stehen zwei junge Burschen mit schweren Rucksäcken und Instrumenten. Sie möchten nach Alamosa, was ungefähr 200 Kilometer entfernt liegt. Wir können die Jungens nur etwa die Hälfte der Strecke mitnehmen, weil wir dann in die andere Richtung nach Creede abbiegen wollen. Es wird eng in unserem Kleinwagen, wir müssen gut stopfen. Immerhin bringen wir sie mehr als 100 Kilometer weiter. Wir geben eine Runde Cola aus, die sehr gerne genommen wird. Beim Abschied fragen sie, ob wir Wasser haben …. Ja, wir haben gerade zwei Kanister in Pagosa Springs gekauft, einen davon können wir gerne abgeben. Trail Magic ! 😉 Uns ist soviel Gutes passiert und so viel Hilfsbereitschaft auf dem CDT begegnet ! Wir freuen uns, dass wir den jungen Leuten helfen können. Das 290-Seelen-Dorf Creede hatten wir in total angenehmer Erinnerung. Cool, wie wir nach 5 Kilometern am frühen Morgen auf eigenen Füßen hier eingelaufen sind, im einzigen Restaurant des Ortes Bow-Leg wiedergetroffen und gemeinsam den Tag im Park verdaddelt haben. Aber solche Momente kann man wohl nicht aufwärmen. Unsere Handys wählen sich automatisch ins Internet ein, als wir vor dem Angler-Café parken, weil es die Zugangsdaten noch gespeichert hat. Wir müssen noch nicht einmal aus dem Auto aussteigen. Man kennt sich aus im Dorf, Supermarkt, Post, Visitor Center …. Trotzdem ist es heute anders – wir sind nur noch normale Touristen. Im Moment wissen wir gar nicht mehr so recht, was wir in Creede wollen. Eigentlich hatten wir die Idee, morgen den San Luis Peak zu besteigen, der praktisch direkt vor der Haustür liegt. Dieser Gipfel ist mit seinen 4274 Metern der höchste Berg der La Garita Wilderness und einer der 14.000-er in Colorado. Oben liegt Schnee, aber das würde uns nicht abhalten. Aber schon hier im Ort auf knapp 2700 Meter Höhe frieren wir ohne Daunenjacke, sobald wir den Wagen verlassen. Ein eisiger Wind weht durch die enge Schlucht. Morgen soll die Temperatur noch weiter in den Keller gehen. Der San Luis Peak kann warten – wir haben keine Lust mehr auf Frieren. Spontan entschließen wir uns dazu, die Besteigung ausfallen zu lassen und noch etliche Kilometer weiter zu fahren, damit wir morgen frühzeitig im Arches National Park ankommen. Am Orts-Ausgang bemerken wir links voraus hässlichen schwarzen Qualm aufsteigen. Beim Näherkommen sehen wir, dass ein Wohnhaus lichterloh brennt. Rote Flammen züngeln aus dem Dachstuhl, die dunklen Rauchwolken verdichten sich. Mein Feuerwehr-Mann sagt : Da ist wohl nichts mehr zu retten. Tragisch – da verliert gerade eine Familie ihr Zuhause. 🙁 Durch den Rio Grande National Forest verlassen wir die hohen Berge der San Juans und fahren westlich in Richtung Utah. Bereits um 19.00 Uhr wird es dunkel, aber die Temperatur steigt leicht an. 🙂 Ein satter Vollmond beleuchtet die Irrfahrt über enge Waldwege bis zu einer Lichtung am Escalante Canyon, wo wir unseren heutigen Zeltplatz finden.

Samstag früh passieren wir erneut eine Staaten-Grenze und sind jetzt wieder in Utah. Es wird immer wärmer, seit wir die hohen Lagen Colorados verlassen haben. Stundenlang fahren wir durch öde Wüsten-Landschaft, so gut wie unbesiedelt, nur ab und an liegt eine Tankstelle am Highway. Mittags stehen wir in der Auto-Schlange am Eingang zum Arches National Park. Geduld …. 😉 Das Ticket kostet 25,- Dollar für eine Woche. Dafür dürfen wir uns über eine gewundene Straße nach oben schrauben. Erste Anlaufstation ist, wie immer, das Visitor Center. Hier müssen wir leider erkennen, dass dieses ein Autofahrer-Park ist. Der schwierigste Wanderweg hat eine Länge von nur 12 Kilometern. Wir fragen bei den Rangern nach anspruchsvolleren Hiking-Trails und bekommen einen Weg von 4 Kilometern empfohlen. 😉 Etwas weiter außerhalb entdecken wir noch den Tower Arch-Trail mit 5,5 Kilometern Länge. Das hatten wir uns irgendwie anders vorgestellt. 🙁 Wir machen eine erste Erkundungs-Tour mit dem Wagen, vorbei an Aussichtspunkten und bizarren Fels-Skulpturen. Im gesamten Park sind durch Erosion mehr als 2000 große und kleine Steinbögen entstanden. An einer Felswand gibt es gut erhaltene Petroglyphen zu sehen : stilisierte Pferde, Reiter und Bighorn-Schafe.

Heute laufen wir nur noch einen Mini-Trail bis zum Delicate Arch. Das ist ein hoher Bogen aus rotem Sandstein, der isoliert am Rande eines Canyons steht. Durch die Öffnung kann man im Hintergrund die La Sal Mountains sehen. Das wirkt schon toll, aber uns stören die vielen Menschen, die dort für Selfies posieren. Der Weg zum Delicate Arc wird in der Informations-Broschüre als schwierig beschrieben. Er hat eine Länge von 3 Kilometern bei einem Höhenunterschied von knapp 150 Metern. Uff ! 😉 Also für heute haben wir genug. Morgen werden wir extra früh aufstehen, um vor den Menschenmassen am Start zu sein. Dann möchten wir den Devils Garden Trail wandern sowie noch 1-2 kürzere Trails dranhängen. Wir verlassen den Nationalpark schon um 17.00 Uhr und fahren ins nahe gelegene Moab. Diese Kleinstadt hat ungefähr 5000 Einwohner und wirkt sehr touristisch. Uns gefällt es nicht, aber wir brauchen Internet, um uns einen Platz für die Nacht zu suchen. Es gibt nur einen einzigen Campingplatz im Arches Nationalpark, und den muss man 6 ( in Worten : sechs ) Monate im Voraus reservieren. Das ist ja gar nichts für uns – ziemlich doof hier. 🙁 Nur eine Viertelstunde Fahrt bis zur Kane Springs Picnic Area, wo wir kostenlos übernachten können. Ein schöner Park mit Grünflächen und dichtem Baumbestand, Toiletten, Wasser aus der Leitung, Mülleimern. In allen vier Ecken stehen überdachte Pavillons mit Tischen und Bänken, weit genug auseinander, so dass wir sogar Privatsphäre haben. Bis auf den Lärm von der Straße ist das ein sehr guter Platz, und morgen werden wir innerhalb einer halben Stunde wieder im Nationalpark sein. 🙂

 

Bereits früh am Morgen sind wir im Park und fahren als Erstes die Sehenswürdigkeiten ab, bei denen wir gestern keinen Parkplatz mehr bekommen haben oder wo es uns einfach zu voll war. Wir können den Balance Rock bestaunen, wo ein dicker Felsen auf einem länglichen sitzt und jeden Moment herunter zu fallen droht. Ein kurzer Weg führt dorthin und um die Stein-Skulptur herum. Weiter geht es zum Double Arch, einer roten Felsenwand mit zwei großen Öffnungen drin. Nicht weit davon entfernt gibt es einen kurzen Trail zum North Window und weiter zum South Window. Auch ganz nett. Nur sind überall zu viele Menschen unterwegs. Aus Versehen kommen wir beim Überholen und Ausweichen vom Weg ab und laufen nicht in der “ offiziellen “ Spur. Ein junger Ranger pfeift uns zurück und erklärt uns, warum wir uns nicht abseits des Trails bewegen sollen. Ja, wir wissen schon um die mögliche Boden-Erosion Bescheid …. war auch wirklich keine Absicht. Na, immerhin ist der junge Mann im Ranger-Kostüm freundlich. Und wir sind schon wieder 3 Kilometer gelaufen. 🙂

Den nächsten Abstecher machen wir in Richtung Delicate Arch, den wir uns gestern schon aus der Nähe angesehen haben. Heute fahren wir mit dem Auto ein Stück weiter und folgen einem Kurz-Trail aufwärts bis zu einem Aussichtspunkt. Der Blick aus der Ferne haut uns nicht um, aus der Nähe war dieser Bogen viel beeindruckender. Inzwischen ist der Vormittag schon fortgeschritten, und der Nationalpark füllt sich immer mehr. Auf der Straße herrscht viel Verkehr, die Parkplätze scheinen aus allen Nähten zu platzen, an den Toiletten-Häuschen muss man Schlange stehen. Das ist die richtige Zeit, um mit dem längsten und schwierigsten Trail zu beginnen. Der Devils Garden Trail ist eine Kombination aus Landscape Arch, Double O-Arch und Primitive Trail. Der erste Teil ist einfach und kindgerecht, nur 3 Kilometer lang. Hier tummeln sich Hunderte von Menschen. Dann folgen weitere 7 Kilometer auf einem etwas schwierigeren Trail, die schon nicht mehr von Jedermann gelaufen werden. Das Feld dünnt sich aus. Die Fels-Bögen sind wirklich einzigartig und beeindruckend. Allerdings ist es fast unmöglich, nur ein Foto von der Landschaft ( ohne fremde Menschen ) zu machen. Nach unserer Mittagspause laufen wir einen Umweg bis zur Dark Angel-Statue. Ein hoher Felsen, an dem man mit viel Phantasie die Umrisse und das Gesicht eines Engels erkennen kann – aber wirklich nur mit sehr viel Phantasie, oder wenn man den Namen dieser Fels-Formation schon kennt. Das Beste an dieser Engel-Statue ist, dass wir sowohl auf dem Hinweg als auch auf dem Rückweg ganz alleine sind. 🙂 Endlich sind wir weit genug weg vom Parkplatz mit seiner Infrastruktur. Auch im weiteren Verlauf treffen wir nur noch eine Handvoll Leute, das sind die unternehmungslustigen Wanderer. 🙂 Ein weiterer Abstecher bringt uns nach einer halbstündigen Fels-Kletterei zum Private Arch. Auch dort sind wir alleine, wirklich ein lohnenswerter Ausflug zu einem sehr versteckten Bogen.

Ganz nebenbei haben wir noch unseren Spaß an einer ca. 50 Meter langen Felsspalte, durch die wir uns nacheinander zwängen. Thomas macht Faxen, ich bleibe beinahe stecken.

Auf jeden Fall gefällt uns dieser Teil des Devils Garden Trails ausgesprochen gut. Auch danach geht es richtig toll weiter, mit Kletterpartien und steilen Passagen. Keine Wegweiser, ab und zu ein Steinmännchen, man muss schon genau gucken und aufpassen. Irgendwann sind wir gar nicht mehr so sicher, ob wir noch richtig sind. Lange Zeit bin ich vorweg gelaufen, bis ich so meine Zweifel bekam. Dann hat Thomas die Führung übernommen und uns zwischen Felsen und Schluchten hindurch manövriert. Kaum zu glauben, dass dieses der richtige Trail sein soll ! Nachdem wir dann auch noch eine kleine Wasser-Hürde bewältigt haben, kann man schon in der Ferne viele Menschen sehen. Wir nähern uns dem Hauptweg, der uns dann wieder zurück zum Parkplatz führt. Kurz bevor wir unseren einsamen Primitive Trail verlassen, dürfen wir noch eine Reh-Mutter mit ihrem Jungtier beobachten. Die stehen plötzlich direkt vor uns neben dem Weg und sind völlig entspannt. Außer einigen Echsen und den fast zahmen Raben haben wir hier im Arches Nationalpark sonst überhaupt keine Tiere gesehen. Die längste Wanderung, die im Park existiert, war zum Glück nicht so überlaufen wie die ganzen kurzen Wege. Nur das erste Drittel war extrem nervig, da mussten wir uns durchbeißen. Dafür wurde die weiter entfernt gelegene Route am Nachmittag immer besser. Letzendlich sind wir mit dem Devils Garden Trail wohl den besten Teil aus diesem Autofahrer-Park gewandert und haben einen tollen Tag in unglaublich schöner Landschaft gehabt. Aber nun reicht es auch. 😉

 

Ein Kommentar zu “Navajo-Gebiet, Creede bis Arches Nationalpark 05.10. – 08.10.2017