Wir segeln und wandern durch die Welt

Northland section hiking Te Araroa 27.11. – 01.12.2017

Nachdem wir uns am Sonntag vor der Marina in Opua an eine Mooring mit Nummer gelegt haben, fahren wir mit dem Dinghi an Land, um uns im Büro anzumelden und für die nächsten Tage zu bezahlen. Allerdings erfahren wir von der Angestellten, dass ausgerechnet diese Boje nicht zur Marina gehört. Sie schickt uns zu einem anderen Büro, wo aber am Sonntag geschlossen ist. Eine Telefonnummer hängt an der Tür, dort kann man anrufen. Wir fragen im nächsten Laden, ob wir von dort ein Telefongespräch führen dürfen. Kein Problem, wir dürfen …. Es geht Niemand dran, anscheinend können wir uns am Sonntag hier nicht anmelden. Dafür bekommen wir von den freundlichen Mitarbeitern im Geschäft noch mehr Informationen zum Mooring-Verleih sowie eine weitere Adresse, zu der diese Boje eventuell gehören könnte. Auch zu …. also bleiben wir eine Nacht ohne Erlaubnis und müssen uns Montag sehr früh kümmern.
Thomas paddelt direkt um 8.00 Uhr morgens mit dem Dinghi an Land und versucht, den Besitzer der Mooring ausfindig zu machen. Im Büro des Regional Council kommt man der Sache endlich langsam näher. Dort gibt es eine Liste mit allen verzeichneten Bojen. Unsere Nummer ist in Privatbesitz. Ein Telefonanruf des Angestellten ergibt : Der Besitzer möchte seine Mooring nicht vermieten, wir müssen hier weg. Schade eigentlich, wo wir doch eine sichere Lösung für ein paar Tage gesucht haben und auch dafür bezahlen wollten. 🙁 Nun muss ganz schnell ein „Plan B“ her. Uns ist gar nicht wohl dabei, die Walkabout einfach so ohne Aufsicht liegen zu lassen. Thomas möchte am Liebsten die geplante Wanderung ausfallen lassen bzw. verschieben. Wir sind jedoch diesmal nicht so flexibel, weil wir nicht alleine am Start sind, sondern zu Dritt laufen werden. Außerdem haben wir bereits den Bus von Opua nach Kaitaia gebucht. Wenn wir diese Reservierung nicht wahrnehmen, dann haben wir 90,- NSD in den Sand gesetzt. Auch nicht schön. 🙁 Und es regnet …. zuerst nur leichter Nieselregen, dann immer hartnäckiger. Das macht nicht gerade Lust auf Wandern und Zelten. 🙁 Egal – wir möchten es wenigstens versuchen. Wir lösen die Leinen und fahren unter Motor auf die gegenüber liegende Seite des Kanals. Der erste Anker-Versuch geht schief. Unser 22 Kilo schwerer Jambo-Anker mit 40 Meter Kette hält nicht so, wie wir es gerne hätten. Immer noch ist Fahrt im Schiff, wenn ich im Rückwärts-Gang ordentlich Gas gebe. Also muss der Anker wieder aufgeholt werden. Wir drehen ein paar Kreise, finden eine gute Stelle mit viel Platz drumherum und lassen den Anker erneut fallen. Auf 8 Meter Wassertiefe mit 45 Meter Kette ruckt es einmal kräftig beim Rückwärts-Fahren und der Anker hält sofort bombenfest. 🙂 Noch ein paar Minuten an Bord Abwarten, dann den Nachbarn fragen, ob das so für ihn okay ist. Wir werden die Walkabout also die nächsten 5 Tage einfach so allein lassen. Mit drei Personen und drei Rucksäcken liegt unser Beiboot ziemlich tief im Wasser, aber wir kommen alle trocken an. Das nächste Problem ist : Wo lassen wir das Dinghi ? Thomas hat ein Mini-Schloss dabei, mit dem wir es pseudomäßig am Steg anschließen können. Aber wer genau hinsieht, der erkennt sofort, dass man es ganz einfach lösen kann. Zudem liegen unsere beiden Paddel ungesichert drin. Wäre auch ganz schön blöd, wenn die in ein paar Tagen nicht mehr da sind. Wir starten mit gemischten Gefühlen und einer 5-Tage-Regen-Prognose. 😉 Eine Stunde vor der Abfahrt haben wir es geschafft und stehen an der Haltestelle. Der Bus kommt mit Verspätung – war ja klar. 😉 Umsteigen in Kerikeri. Der Busfahrer macht eine Ansage, dass nur die Fahrgäste aussteigen sollen und das Gepäck automatisch in den nächsten Bus umgeladen wird. Okay, warten wir es ab ….. Natürlich glauben wir nicht, dass es klappt und kontrollieren den Gepäck-Anhänger im nächsten Bus. Unsere Stöcker würden nicht mit umgeladen, 3 Paar Walking-Sticks im Wert von 300,- Euro fehlen. War irgendwie auch klar. 😉 Wir sagen der Busfahrerin Bescheid, die den Fahrer des vorigen Busses anruft. Thomas wartet draußen, die anderen Fahrgäste werden langsam unruhig, nichts passiert. Schließlich wird es unserer Busfahrerin zu dumm, sie fährt eine Ehrenrunde zurück zum Terminal, wo Thomas unsere Stöcker ganz einfach aus dem Laderaum des ersten Busses holt. Also fahren wir wieder mit Verspätung ab, haben allerdings keine Sachen auf der Verlust-Liste. 🙂 Und wir haben Zeit ….. In Kaitaia kommen wir um 14.30 Uhr an und haben erst um 17.20 Uhr einen Anschluss nach Ahipara. Das geht wahrscheinlich schneller, wenn wir trampen. Wir laufen ein Stückchen bis zur Hauptstraße und haben sofort Glück. Zwei lustige Damen einer sozialen Einrichtung nehmen uns mit. Eine ausgiebige Rundfahrt entlang der uns noch unbekannten Küstenstraße sowie ein Ausflug zu den hoch über Ahipara gelegenen Gun Fields gehört zum Programm dazu.

Wir starten in Begleitung von Fabian, der 4 Monate lang mit dem Rad in Neuseeland unterwegs ist und für einen Triathlon Anfang März am Lake Taupo trainiert. Der Herekino Forest Track führt bergauf und bergab durch Neuseelands Urwald. Erste Eindrücke der heimischen Pflanzenwelt : Kauri-Bäume und riesige Silber-Farne, die bis zu 10 Meter hoch werden können. Der gesamte Weg von etwa 20 Kilometer Länge durch matschigen Wald wird auf einem Schild zu Beginn mit 9 Stunden Laufzeit angegeben. Wir sind schon in knapp 5 Stunden durch. Etliche Kilometer auf der Straße bis zum nächsten Trailhead, von da aus geht es dann direkt in den berühmt-berüchtigten Raiatea Forest. Immer feucht und neblig, noch schlammiger als vor 2 Jahren, es regnet während der ganzen Strecke. Dieser Trail führt entlang einer Ridgeline über einige der höchsten Gipfel im Nordland. Anstrengend, nichts für ungeübte Wanderer, aber wir sind ein gutes Team. 🙂 Am dritten Tag unserer Tour kommen wir heraus aus Matsch und Modder. Nach weiteren 10 Kilometern entlang des Highways erreichen wir total verdreckt den kleinen Ort Mangamuca. Der Dorfladen mit der netten Inhaberin hat noch geöffnet. Im Gästebuch finden wir unseren Eintrag von November 2015. Wir stärken uns mit ungesundem Essen, Burgern, Pommes, Kaffee, Eis. Hier können wir auch Proviant nachkaufen, nicht ganz billig, aber Hunger ist kein guter Begleiter beim Wandern. Ein heftiges Gewitter zieht über uns hinweg. Blitz und Donner folgen dicht hintereinander, das Unwetter tobt direkt über uns. Und es regnet wie aus Kübeln, während wir dort im Trockenen sitzen und ausruhen. Nach uns ist eine weitere Dreier-Gruppe von Hikern eingetroffen, die sich im Raum nebenan für die Nacht einrichten. Wir möchten gerne noch bis zum Trailhead des nächsten Waldes laufen und machen uns trotz Regen startklar. Die jungen Leute, die gerade erst den Te Araroa begonnen haben, sind ziemlich fassungslos. Sie fragen, ob wir wirklich die nächste Etappe durch den Omahuta Forest machen wollen. Das sei doch gefährlich bei Regen, und es gäbe eine Umleitung über die Straßen. Wir kennen die Route und wissen, was wir tun. Auf jeden Fall werden wir uns die Sache aus der Nähe ansehen und natürlich gegebenenfalls umdrehen, falls der Weg wirklich nicht passierbar ist. Es wird ziemlich spät am Abend, wir laufen bis die Dunkelheit und schlagen unser Lager gegen 21.30 Uhr kurz vor dem Beginn des Trails auf. Den nächsten Morgen beginnen wir mit einem heftigen Anstieg, von da aus geht es nur noch bergab bis zum Mangapukahukahu Stream. Ungefähr 3 Kilometer waten wir im Flussbett, mal knöcheltief, mal bis zu den Knien, selten reicht das Wasser bis zu den Hüften. Trotz Regen ist die Passage kein Problem, in keinster Weise gefährlich. Beim Zusammentreffen mit dem Waipapa River steigt der Weg steil auf und verläuft weitere 2 Stunden auf einem schmalen Band oberhalb des Flusses. Die Traverse ist weich und matschig, einige Teile der Spur sind weggewaschen und abgerutscht. Hier ist Konzentration und Tritt-Sicherheit gefragt. Auch einige Kletterstellen sind dabei, die gemeistert werden müssen. Vom Schwierigkeitsgrad her nicht besonders schlimm, aber es verlangsamt unser Tempo enorm. Die Beine werden immer schwerer. Insgesamt 35 Kilometer auf dem Omahuta Forest Track bringen uns zum Puketi Forest Campsite, wo wir uns einen relativ frühen Feierabend gönnen. Dieses vom DOC unterhaltene Gelände mit Picknick-Tischen, Toiletten und kalter Dusche ist ein sehr schöner Zeltplatz, für den wir allerdings einen kleinen Obolus entrichten müssen. Hier treffen wir erstaunlicherweise auch die Dreier-Gruppe aus dem Mamanuca-Café wieder. Wir wundern uns etwas, denn eigentlich können die uns nicht eingeholt haben. Etwas zögernd erzählen sie uns, dass sie nicht gelaufen sind, sondern den Omahuta Forest per Anhalter umfahren haben. Aha ! 😉 Selbst schuld – sie haben den schönsten der drei Wälder verpasst.

Neuseeland hat eine faszinierende Vogelwelt. Tagsüber beherrschen die Piepmätze in allen Größen und Farben den Wald. Manche Arten sind erstaunlicherweise sogar während der Nacht zu hören. Uns begegnen einige wilde Ziegen, die nicht zur heimischen Tierwelt gehören. Die Ziegen wurden vor langer Zeit von europäischen Siedlern eingeschleppt und werden heute wild entschlossen gejagt. Man riecht sie schon, bevor man sie in Sichtweite kommen. Außerdem sehen wir während unserer 5-tägigen Wanderung etliche Kaninchen, wie sie auch bei uns zu Hause zu Tausenden herumlaufen. Die gehören nicht hierhin, die will hier Keiner haben, und trotzdem vermehren sie sich wie blöd. Und drei kleine Schweinchen kreuzen unseren Weg. Ein schwarz-weiß geflecktes, ein braunes sowie ein schwarzes Ferkel laufen von einer Seite des Weges zur anderen. Kleine und große Räuber sind in diesem Lande verhasst, weil sie den heimischen Vögeln und ganz besonders dem von der Ausrottung bedrohten Kiwi an den Kragen gehen. Im Omahuta Forest hängen und stehen Dutzende von Fallen für kleine und große Räuber. Vor zwei Jahren haben wir in dieser Region etwa 20 tote Possums mit Genickbruch gezählt, heute sind nur zwei Fallen mit Kadavern dieser Pelztiere besetzt. Entweder wurden die Fallen erst kürzlich inspiziert und geleert, oder die Naturschützer im Nordland haben das Possum-Problem allmählich in den Griff gekriegt.

Strahlender Sonnenschein am Freitag. Insgesamt war das Wetter während unserer mehrtägigen Wanderung viel besser als vorhergesagt. Wir verzichten auf die Schafweiden und laufen zügig am Straßenrand weiter in Richtung Kerikeri. Die letzten Kilometer trampen wir, damit wir nicht zu spät in Opua ankommen. So langsam macht sich Unruhe breit …. Dinghi, Paddel, Walkabout …..
Ein Blick aus der Ferne lässt uns erleichtert aufatmen. Die Walkabout schwimmt noch und hat sich anscheinend nicht von der Stelle bewegt. Unser Dinghi liegt scheinbar unberührt am Steg, auch beide Paddel liegen noch drin. Alles gut. 🙂 Aber das ist nicht selbstverständlich. Das Segelboot unseres Nachbarn ist auf Drift gegangen, wie uns Ernesto von der Libertee erzählt. Während seiner Abwesenheit hat die Strömung gedreht oder der Wind zugenommen. Auf jeden Fall hat der Anker nicht gehalten und das Boot ist auf Wanderschaft gegangen. Andere Segler in der näheren Umgebung sind rechtzeitig aufmerksam geworden und haben die Situation gerettet, indem sie das driftende Boot mit mehreren motorisierten Dinghis bis zu einer freien Mooring manövriert und dort festgemacht haben. So ist zum Glück kein Schaden entstanden. 🙂 Im Moment wird die Walkabout von einer deutlich größeren Segelyacht bedrängt. Da haben wir einen neuen Nachbarn bekommen, dessen Anker offensichtlich schliert. Das blaue Boot liegt bereits unangenehm nahe neben unserem, während wir noch auf dem Heimweg bei der Libertee quatschen. Aber kein Problem, denn die Leute sind an Bord und haben bemerkt, dass sie uns zu nahe auf die Pelle rücken. Sie gehen ankerauf und verholen an eine Stelle in ausreichender Entfernung. Sehr schön ! 🙂 Ein Kontrollblick auf unsere elektronischen Geräte zeigt, dass wir immer noch an exakt derselben Position liegen wie beim Verlassen des Schiffes. Kein Anker-Alarm geht an. Unsere Walkabout hat sich nicht von der Stelle bewegt. Der Wind frischt auf. Niemand hat mehr Lust, das Boot zu verlassen und etwas zu unternehmen. Ausruhen und Entspannung sind angesagt, denn wir haben in 5 Tagen ungefähr 120 Kilometer in zum Teil schwierigem Gelände zurückgelegt. Und das Alles ohne Muskelkater oder Verletzungen, obwohl wir nun schon einige Wochen raus sind aus dem Hiker-Modus. Nichts Schlimmes passiert, weder unterwegs noch mit dem Boot. Da kann man schon sehr zufrieden sein und den Tag ruhig ausklingen lassen. 🙂