Wir segeln und wandern durch die Welt

Savusavu bis Yadua Island

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Mit dem ersten Tageslicht sind wir schon wieder unterwegs. Zunächst haben wir den Wind vorlich, später halb. Mit 4-5 Bft. ist das herrliches Segeln für die Walkabout. Kurz nach der Ausfahrt von Savusavu wird unsere Selbststeueranlage eingeklinkt, und “ Helferlein “ steuert den ganzen Weg zuverlässig. Am späten Vormittag ruckt es kräftig an der Angelrolle. Wir haben einen prächtigen Wahoo am Haken, genau die richtige Größe für uns Beide. Leider bekommen wir ihn nicht an Bord, weil er auf der Luv-Seite angebissen hat und die Reling durch unsere Schräglage ziemlich hoch ist. Der Fisch kann sich befreien und verschwindet in den Tiefen des Pazifiks. Sehr schade, den hätten wir gerne als Filet in der Pfanne gehabt. Stundenlang passiert dann gar nichts mehr, obwohl wir auf beiden Seiten lange Leinen nachschleppen. Direkt vor unserem Ansteuerungspunkt, also kurz vor Feierabend, gibt es einen heftigen Schlag auf unsere dicke Angelrolle. Die Leine ist zum Zerreißen gespannt, zum Glück ist die überdimensioniert und für große Fische gemacht. Hoffentlich kein Hai ! Thomas hat ordentlich damit zu tun, die Schnur einzuholen. Als nur noch wenige Meter fehlen, da sehen wir die Bescherung : ein enormer Barrakuda hängt sicher am Haken. Der ist furchtbar aggressiv, er wehrt sich tüchtig, springt in die Luft und schnappt. Wenn der einen ins Bein beißt, dann fehlt schnell ein Stückchen. Oder die Hand ist ab – je nachdem. Wir haben auf jeden Fall mächtig Respekt vor diesem Monstrum. Thomas zieht seine Schutzhandschuhe an, ich gehe mit nach vorne, um zu assistieren. Ein harter Kampf, der Bursche ist stark. Während sich die Angelleine immer fester um meine Hand wickelt, hat Thomas die rettende Idee : Wir haben noch die Harpune von Rainer an Deck festgezurrt. Ein gezielter Stich, damit hat der Barrakuda verloren und muss nur noch über die Reling an Bord gehievt werden. Inzwischen haben wir mit vielen einheimischen Fischern gesprochen und erfahren, dass die Ciguatera hier auf Fidschi kein Thema ist. Es wird alles gegessen, was aus dem Meer geholt wird. Anscheinend kann man jeden Fisch verzehren, auch die innerhalb des Riffes gefangenen Barrakudas stellen keine Gesundheitsgefährdung dar. Unsere Messung ergibt 12 Kilo Gewicht bei 1,25 Meter Länge. Was sollen wir bloß mit so viel Fisch ? Wir haben doch keinen Kühlschrank. Dieser dicke Fang ist uns zum Glück kurz vor unserem beabsichtigten Ankerplatz an die Angel gegangen. Vor dem Dorf Nabouwalu, wo wir schon einmal gelegen haben, gibt es eine größere Pier, an der meistens Leute sind. Wir bringen das Dinghi ins Wasser, und Thomas paddelt mit dem kompletten Barrakuda an Land. Dort verschenkt er den Riesenfisch an ein paar Einheimische, die sich über das unerwartete Festessen freuen. Ein kleines Schwanzstück bringt er wieder mit zurück zur Walkabout. Immer noch mehr als genug für ein Abendessen. Das war ein richtig toller Segeltag ! Haben 48 Seemeilen zurückgelegt, den Motor überhaupt nicht gebraucht, und morgen haben wir nur noch eine Distanz von 32 Seemeilen bis nach Yadua Island.

Am nächsten Vormittag kommt die Fähre und legt fast neben uns am Steg an. Wir können zuschauen, wie die Menschen aus dem Ort schon früh auf der Pier stehen und auf das Versorgungsschiff warten. Es scheint, als wäre hier ein Treffpunkt und Kommunikationszentrum für das halbe Dorf. Die Ausfahrt von Nabouwalu kennen wir bereits. Die Passage ist eng, aber wir fahren nach unseren eigenen Wegpunkten und haben immer mindestens 7 Meter Wasser unter dem Kiel. Dann geht es in das offene Bligh Water, wo der Wind wegen der Düsenwirkung ordentlich zunimmt. Auch die Wellen werden immer höher. Die Fahrt wird etwas ruppig, aber wir kommen schnell voran. Um 11.00 Uhr erneut Fisch-Alarm, es scheint wieder ein größerer Brocken angebissen zu haben. Beim Einholen der Angel sehen wir einen Yellowfin-Thunfisch, der sich im Wasser dreht und kräftig wehrt. Es glitzert silbern und gelb neben dem Boot, das ist wirklich ein wunderschöner Fisch. Mehrere Versuche, ihn mit der Hand zu packen und an Bord zu holen, scheitern. Unser Yellowfin möchte nicht gegessen werden. Obwohl er zusehends müde wird, kann er sich schließlich entwinden und verabschiedet sich. Wir sind ein wenig enttäuscht, denn diese Art ist echt lecker. Beim Untersuchen der Angel stellt Thomas fest, dass ein Haken vom Köder abgebrochen ist. Also deswegen konnte unser Abendessen entkommen – das nächste Mal dann lieber wieder mit der Harpune bei so einem Kaliber. Ab dem Mittag kommen wir in ein Gebiet mit Stromverwirbelungen. Das Wellenbild ist völlig durcheinander, wir werden ziemlich hin- und hergeworfen. Aber wir lieben diesen handigen Wind, mit dem die Walkabout durchschnittlich 5-6 Knoten läuft. Um 16.00 Uhr kommen wir auf der Westseite der Insel Yadua an und passieren einen Schlepper, der hier vor Anker liegt. Gleich dahinter laufen wir durch eine enge Rinne in die Bucht Cukuvou Harbour ein. Leider sind wir nicht allein, ein Katamaran mit französischer Flagge und ein Segelboot aus der Schweiz liegen an “ unserem “ Ankerplatz. Ein Beiboot mit drei Arbeitern vom Schlepper fährt kurz nach unserer Ankunft in die Bucht und hält bei jedem Boot an. Auch bei uns kommen sie längsseits und erzählen uns, dass vor drei Wochen hier ein Frachter bei einem Unwetter gesunken ist. Die Unglücksstelle ist zwar mit einer Boje markiert, aber zur Zeit ist Hochwasser und von dem Wrack nur eine winzig kleine Spitze zu sehen, die herausragt. Das gesunkene Schiff soll 50 Meter lang und 1000 Tonnen schwer sein. Umso erstaunlicher ist es, dass man bei dieser Tide nichts davon ahnen kann. Eine Menge Holz-Paletten sind bei der Kenterung über Bord gegangen. Viele davon liegen bereits am Strand, aber es könnten auch noch einige Paletten in der Bucht herumtreiben. Die Männer sind extra gekommen, um uns und die anderen Segler in der Bucht zu warnen. Sie warten auf Material, damit sie mit den Bergungsarbeiten weitermachen können. Wir laden sie zum Kaffee auf die Walkabout ein, aber anscheinend dürfen sie nicht so lange wegbleiben. “ Müssen den Chef fragen. “ Sie kommen nicht wieder, müssen wahrscheinlich auf dem Schlepper arbeiten. Inzwischen ist der Wind so stark, dass wir das Boot nicht alleine lassen möchten. Wir liegen auf 16 Meter Tiefe mit 60 Meter Kette und trauen dem Ankergrund noch nicht so richtig. In einer Stunde wird es dunkel, deswegen verschieben wir den Landgang auf den nächsten Tag.

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Um Viertel nach acht starten wir bereits unsere erste Insel-Erkundung. Vom Strand aus gibt es einen Weg, der offensichtlich öfter begangen wird. Seitlich zweigen immer wieder schmale Pfade nach links und rechts ab. Vielleicht haben die Bewohner des Dorfes auf der Ostseite hier ihre Plantagen. Der Hurricane im Februar ist an Yadua wohl eher gnädig vorbeigezogen. Die Vegetation sieht intakt aus, selbst die hohen Kokospalmen scheinen unbeschädigt zu sein. Zum Frühstück unterwegs gibt es frisch geschlagenen Kokosnuss-Kern. Später werden wir noch einige Nüsse mit jungen Trieben mit auf unser Boot nehmen, aber erstmal möchten wir ohne Ballast aufsteigen. Eine relativ breite Spur führt uns auf dem Grat über mehrere kleine Hügel. Von oben haben wir zu beiden Seiten schöne Aussicht auf unsere Ankerbucht sowie auf die “ verbotene “ Insel Yadua Taba. Dieses an der südwestlichen Ecke vorgelagerte Eiland steht seit 1980 unter Naturschutz. Dort wurde 1979 der “ Crested Iguana “ gefunden, eine auf Fidschi endemische Echsenart, die nur noch auf 10 der mehr als 300 Inseln überlebt hat. In unserem Cruising Permit ist Yadua Taba nicht mit eingeschlossen, also “ Betreten streng verboten „. Wir laufen über die Hügelkette bis zu einem kleinen Turm mit Solarpaneele drauf. Das wird ein Leitsignal für die Schiffe sein. Wir vermeiden es allerdings strikt, während der Dunkelheit in Riffgebieten unterwegs zu sein. Ansonsten sehen wir keine Hütten oder Unterstände, nur tropischen Regenwald. Das einzige Dorf ist weit entfernt, es gibt auf Yadua keine Resorts, kein Handy-Signal und kein Internet. Nach einer 4-stündigen Wanderung sind wir zurück am Strand. Bei ablaufendem Wasser paddeln wir zum Schiffswrack und schauen uns den havarierten Frachter aus der Nähe an. Der liegt komplett auf der Seite und ist mit armdicken Trossen zum Land hin gesichert. An vier verschiedenen Felsen sind die Leinen mit Gurtbändern verstärkt festgebunden.  Dabei wurden Schäkel von enormen Ausmaßen verwendet, ca. 50 Zentimeter Durchmesser, um die Trossen um die Klippen zu befestigen. Das Wrack wird sich zu keiner Seite mehr bewegen, bis die Bergungsarbeiten abgeschlossen sind. Zum Glück scheint nichts ausgelaufen zu sein, das Wasser ringsum und in der ganzen Bucht ist so sauber, wie es sein sollte. Die Mittagssonne brät, obwohl es zunächst bewölkt aussah. Ich mache noch einen weiteren Landausflug und wandere bei Niedrigwasser um die Klippen herum bis zu einem benachbarten Sandstrand. Thomas beschäftigt sich mit dem Wetter, denn ein dickes Tiefdruckgebiet zieht von Neuseeland herauf. Wir müssen eventuell unsere Pläne ändern. Die äußeren Inseln sind bestimmt kein guter Platz, um eine Schlechtwetter-Front abzuwarten. Wir überlegen nun, ob wir uns lieber in den Schutz einer Marina verkrümeln, anstatt uns bei der nördlichsten Yasawa-Insel dem Wind und Schwell auszusetzen.

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Neueste Wetter-Informationen und Gespräche mit den anderen Seglern haben ergeben, dass es wahrscheinlich erst  ab dem Wochenende ungemütlich wird. Deswegen halten wir an unserem ursprünglichen Plan fest, werden noch einen weiteren Tag auf Yadua verbringen und morgen dann sehr früh Richtung Yasawa-I-Rara starten. Eine kleine Kletterpartie bringt uns zu einem Pfad, der auf die andere Seite der Insel führt. Dort finden wir einen weiteren Sandstrand und unzählige Kokospalmen voller Früchte. Heute haben wir unsere Machete dabei und pflücken einige Nüsse zum Mitnehmen. Mit vollgepacktem Rucksack wandern wir entlang der Küste um das Südende herum. Jetzt, 2 Stunden vor Niedrigwasser, könnte man ganz leicht zur verbotenen Insel Yadua Taba hinüber laufen. Stattdessen machen wir eine Exkursion auf den gerade trocken liegenden Klippen und finden viele schöne Muscheln und Korallenstücke. Die können wir unmöglich alle mitnehmen, da muss man unbedingt nochmal aussortieren. Wir beenden unsere halbe Insel-Umrundung beim Dinghi, wo Flossen und Schnorchel auf uns warten. Hier an der Riffkante sieht es aus wie in einem Unterwasser-Garten. Da wachsen riesige Gebilde in Form von Blumen, Pilzen, Sträuchern. So eine Vielfalt von verschiedenen Korallen-Formationen haben wir noch nirgends gesehen. Hunderte von kleinen bunten Zierfischen schwimmen durch diese bizarre Unterwasserwelt. In Bodennähe gibt es aber auch etliche dicke Brocken, die auf dem sandigen Grund nach Nahrung suchen. Heute ist das Wasser etwas trübe, weil wir viel Wind und Wellen haben. Aber trotzdem hat sich dieser Schnorchelgang absolut gelohnt. Yadua wird bei ruhigen Bedingungen einer der besten Plätze für Exkursionen unter Wasser sein. Am Nachmittag läuft ein roter Katamaran mit Schweizer Flagge ein. Den “ Red Harlekin “ kennen wir schon aus Savusavu, wo wir uns bereits kurz mit Erwin unterhalten haben. Die haben dasselbe Ziel wie wir, so dass ein Treffen auf den Yasawas sehr wahrscheinlich ist.

Ein Kommentar zu “Savusavu bis Yadua Island

  1. PACIFICO

    Liebe Frauke,
    Tolle Berichte und sehr spannend, was ihr beiden so alles erlebt. Wir sind schon gespannt auf mehr davon.
    Liebe Grüße
    Hilde und Hermann