Wir segeln und wandern durch die Welt

Start zu den Inseln der Mamanuca-Gruppe 04.08. – 10.08.2016

01

Am Mittwoch, den 03. August, werden wir pünktlich um 7.30 Uhr von Ali an der Marina abgeholt. Sein Chef Abdullah hatte uns bereits zwei Tage vorher mit einem Sonderpreis als Kunden geködert. Eine halbe Stunde Fahrt zum Flughafen, dann eine gute Stunde Wartezeit, in der unser Fahrer sehr gerne ein Nickerchen auf dem Parkplatz macht. Zurück zum Boot mit drei Personen und Gepäck – alles für 40,- Dollar, das sind ungefähr 16,- Euro. Am Nachmittag fahren wir noch einmal mit dem offenen Bus nach Lautoka und kaufen dort Proviant für die nächsten zwei Wochen ein, in denen wir uns wahrscheinlich außerhalb der Versorgungsmöglichkeiten bewegen werden. Die Vuda Marina ist ganz nett, allerdings müssen wir unsere Luken und den Niedergang mit Moskitonetzen verhängen. Schwarze Zuckerrohr-Käfer sind in dieser Region eine Plage. Sie sehen aus wie kleine Kakerlaken, können dummerweise fliegen und finden jede Ritze zum Eindringen.

Donnerstag müssen wir nur noch die Wassertanks füllen, einmal in den Mast klettern und kommen gegen Mittag los. Wenig Wind, mit ungerefftem Groß und Genua in voller Größe segeln wir gemütlich in Nandi Waters. In den nächsten Wochen möchten wir die Inseln der Mamanuca-Gruppe erkunden. Das sind etwa 20 Inseln, zum Teil winzige Eilande, westlich der Hauptinsel Viti Levu gelegen. Auf den Mamanucas wurde der Film “ Castaway “ mit Tom Hanks und Volleyball Wilson gedreht. Unser erstes Tagesziel ist Malolo Lailai Island, die südlichste Insel der Mamanuca-Kette. Vor der berühmten Musket Cove Marina werfen wir unseren Anker auf 13 Meter Wassertiefe am Rande vom Mooringfeld. Festmachen an einer Boje soll 18,- Dollar kosten, die sparen wir uns auf diese Weise.

03

Freitag herrscht schon am Morgen strahlender Sonnenschein und null Wind. Das ist eine super Gelegenheit für einen Ausflug zur Cloude-9 . Nach einer guten Stunde Motorfahrt haben wir die schwimmende Pizzeria erreicht und ankern in einiger Entfernung auf 9,5 Meter. Um uns herum ist das Wasser glasklar, man kann bei 15 Meter Wassertiefe den Grund sehen. Heller Sandboden, mit Korallenblöcken durchsetzt. Bei diesen ruhigen Bedingungen ist unser eingegrabener Anker gut zu erkennen. Um uns herum liegen 5 Motorboote, andere bringen noch mehr Touristen zur Cloude-9. Das ist ein Hausboot auf zwei Etagen, das Dach mit Stroh gedeckt, als Restaurant und Bar eingerichtet. Von der oberen Etage springen junge Leute ins Wasser und haben Spaß. Laute Musik hämmert, zum Glück liegt unser Boot etwas abseits vom Trubel. Wir schätzen, dass annähernd 100 Partygäste sich hier vergnügen und einen Sonnenbrand holen. Die Kleiderordnung lautet: Bikini und Badehose sind Pflicht. Wir sparen uns das Bad in der Masse und die teure Pizza. Mit Kayak und Dinghi fahren wir bis zu einer vielversprechenden Stelle zum Schnorcheln. Bunt sind die Korallen hier leider nicht, da haben wir letztes Jahr bei den Society Islands eine viel farbenprächtigere Unterwasser-Welt kennengelernt. Es gibt ein paar kleine Fische, leuchtendblau, gelb oder gestreift, jedoch weniger als erwartet. Deswegen paddeln wir noch weiter nach draußen bis in die Nähe des äußeren Riffgürtels. Dort sehen wir unter uns einige größere Fische und kleine Rochen, die durch das klare Wasser gleiten. Eigentlich ein schöner Tagesausflug, bestes Wetter zum Schwimmen und Schnorcheln, insgesamt hat uns dieses Gebiet allerdings nicht überzeugt. Da werden wir sicherlich noch bessere Tauch-Spots finden, wenn wir Wege und Inseln abseits der Massen entdecken. Am Nachmittag nimmt der Wind zu und kommt auf unserem weiteren Weg fast genau von vorne. Nach zwei Stunden Gestampfe durch die ansteigenden Wellen erreichen wir die Ansteuerungstonne von Mana Island. Eine sehr schmale Einfahrt, die jedoch mit Stangen beidseitig markiert hast, führt uns in engen Kurven bis in die Bucht vor dem Dorf. Es ist schlechtes Wetter vorhergesagt, aber dieser Ankerplatz war uns als geschützt empfohlen worden. Für einen Landgang ist es bereits zu spät, jedoch möchten wir sowieso länger bleiben.

080910

Der Samstag begrüßt uns grau und nieselig. Trotzdem paddeln wir an Land und laufen bei Niedrigwasser rechtsherum am Strand entlang. Nach einer knappen Stunde sehen wir Wassertanks und in der Ferne eine große Hütte. Hier ist Ende mit unserem Spaziergang entlang der Küste. Ein junger Einheimischer kommt uns entgegen, entschuldigt sich und erzählt uns, dass wir nicht weiter dürfen – privates Resort. Das hätten wir uns ja denken können ….. also gehen wir wieder zurück und nehmen einen ausgetretenen Pfad über die Hügel bis zur anderen Inselseite. Plötzlich stehen wir vor einem ziemlich großen Schild : “ Privatbesitz – Durchgang verboten „. So langsam wird es echt ärgerlich. Wir müssen umkehren und auf demselben Weg wieder Richtung Dorf laufen. Gerade als wir die ersten Häuser erreicht haben, da fängt es an, wie aus Kübeln zu schütten. Von jetzt auf gleich nimmt der Wind heftig zu und erreicht schnell Sturmstärke. Bis auf die Haut durchnässt stellen wir uns auf der Terrasse eines Backpacker-Hostels unter. Die Herberge liegt direkt am Strand, und so können wir sehen, wie die Walkabout bockt und wild am Anker zerrt. Der Wind hat gedreht und weht nun auflandig. Es kommt uns so vor, als ob sich unser Schiff seitlich bewegt hat und jetzt näher an der Riffkante liegt. Ein Blick auf das aufgewühlte Wasser macht uns schnell klar, dass wir keine Chance haben, zurück zum Boot zu rudern. Viel zu viel Wind und Wellen, der Regen wird fast waagerecht durch die Luft gepeitscht. Wir hoffen, dass die Lage sich wieder beruhigt, aber das Unwetter wird immer schlimmer. Nach einer Stunde Warten auf der Veranda werden wir vom Personal zum Aufwärmen hineingebeten. Inzwischen sind wir nicht nur nass, sondern auch kalt und sehr besorgt. Die warme Stube lockt, aber wir möchten unser Boot nicht aus den Augen verlieren. Thomas fragt einen Mitarbeiter der Tauchschule nebenan, wie lange der Sturm wohl andauern wird. Die Antwort : “ Es wird wohl noch schlimmer werden. “ Anscheinend kann der Mann sich in unsere missliche Lage hineinversetzen. Er bietet an, uns mit seinem stark motorisierten Tauchboot zur Walkabout zu bringen. Wir schleppen unser Dinghi und das Kayak vom Strand heran, beides wird in das Motorboot gehievt. Dann dürfen wir zu dritt einsteigen, unser Helfer schiebt uns bis ins hüfttiefe Wasser und springt dann selber hinein. Mit einem 60 PS starken Motor wird es eine schnelle und nasse Fahrt. Zum Schluss müssen wir noch unsere Fahrzeuge bei heftigen Seegang und hüpfendem Boot über die Reling zerren. Klappt zum Glück alles ohne gequetschte Finger und besondere Vorkommnisse. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit sind wir endlich wieder auf dem Boot und sind sehr erleichtert. Wir stellen den Ankeralarm ein, der sofort lospiept. Kurze Ueberlegung, ob wir ein Stück weiter verholen und den Anker an einer anderen Stelle neu ausbringen sollen. Aber im Moment scheint alles stabil zu sein, und wir halten es für sicherer, bei diesem Getöse und so nah am Riff das Schicksal lieber nicht herauszufordern. Der Anker liegt auf 12,5 Meter Wassertiefe, Thomas gibt noch Kette nach, so dass wir schließlich an 60 Meter Ankerkette hängen. Das sollte eigentlich reichen. Nun müssen wir einen ungemütlichen Abend mit heftigem Rollen und Schaukeln überstehen. Sitze bis um 3.00 Uhr in der Nacht draußen. Selbst bei Niedrigwasser stehen hohe Wellen in unserer Bucht. Das Schiff dreht sich wie verrückt an der Ankerkette, es klappert überall an Bord, Gegenstände fallen aus den Schapps. Wir fühlen uns wie bei Windstärke 8 auf See. Zum Glück wird Nils nicht seekrank …. oder vielleicht auch doch. Er legt sich in die Koje, kaum dass wir an Bord sind, und steht diesen Abend nicht mehr auf.

05

Sonntag wachen wir ziemlich zerknittert auf. Es regnet immer noch, der Wind hat etwas nachgelassen. Haben eine bescheidene Nachtruhe gehabt. Es ist nichts passiert, das Boot hat sich nicht weiter zur Kante bewegt. Die 60 Meter Ankerkette sind schon eine Menge, unser Boot wiegt nur 6,5 Tonnen. Zuletzt haben wir 60 Meter Kettenlänge in Patagonien gebraucht, aber bei dem gestrigen Unwetter war es auch auf Fidschi angebracht. In der Bucht von Mana Island liegt außer uns noch ein weiteres Segelschiff, dass wir bereits seit Frühjahr 2013 von Puerto Montt / Chile kennen. Matt lädt uns zum Kaffee auf die Providence ein und gibt uns als Berufs-Skipper einige gute Tipps für die Region. Freundin Maria ist neu an Bord, aber auch sehr nett. Für Montag sagt der Wetterbericht Sintfluten an Regen voraus. Die möchten wir nicht hier erleben, wo wir mehr oder weniger auf dem Boot eingesperrt wären. Deswegen fahren wir unter Motor zurück bis zur Musket Cove Marina. Diesmal machen wir sofort an einer Mooring fest, auch wenn wir dafür zur Kasse gebeten werden. Die Sicherheit und ruhige Nächte sind es uns wert. Außerdem ist unser Platz sehr geschützt und der Weg zum Ufer ganz nah, so dass wir eigentlich bei allen Bedingungen an Land paddeln können. Matt und Maria mit der Providence sind bereits vor uns angekommen. Außerdem freuen wir uns, einen alten Bekannten vom Vorjahr wieder zu treffen. Ludger liegt mit seinem Katamaran “ Green Duck “ in unserer unmittelbaren Nachbarschaft. Er schenkt uns eine echte Papier-Seekarte von den Yasawas, der nördlicheren Inselgruppe. Er braucht sie nicht mehr, wir finden es toll. Danke, Ludger !

Montag ist ein ebenso trüber wie regenreicher Tag. Inzwischen ist alles floddernass. Segelkleidung, normale Anziehsachen, Regenjacken und -hosen, Handtücher liegen draußen auf einem Haufen. Kondenswasser tropft von den Scheiben, Fenster öffnen ist unmöglich. Unten in der Bilge haben wir unsere Eier gelagert, ein Zuckerrohr-Käfer hat den Weg bis hierhin gefunden. Erstaunlich, weil wir die Eier nach dem Kauf gleich umgefüllt und die Kartons an Land gelassen haben. Auch an der Ananas sitzen schwarze Krabbeltiere, zum Glück liegen diese im Cockpit. Kurz vor Mittag wagen wir uns an Land, uns fällt sonst die Decke auf den Kopf. Im Marina-Office müssen wir eine Menge Formulare ausfüllen. Gegen Zahlung einer Gebühr bekommen wir jeder eine membership-card gedruckt und sind damit lebenslänglich Mitglieder im Musket Cove Yacht Club. Am Nachmittag gegen 16.00 Uhr trudeln unsere Freunde von der Pacifico ein. Die hatten auch erstmal genug vom Regen und unruhigen Ankerplätzen. Hilde und Hermann haben Besuch an Bord, haben aber viel Platz und ein großes Herz. Wir werden sogleich eingeladen und verbringen ein paar gemütliche Stunden auf der Pacifico. Wir haben uns seit Savusavu nicht mehr gesehen, und dementsprechend haben wir uns viel zu erzählen. Endlich gibt es mal wieder kaltes Bier ! Und für unser Frühstück bekommen wir ein Halbes von diesem wunderbaren selbstgebackenen Hermann-Schwarzbrot geschenkt. Das wird sofort weggegessen, superlecker ! Wenn wir irgendwann mal einen Backofen haben, dann werden wir uns gerne revanchieren. Danke, ihr Lieben !

Dienstag immer noch Regen ohne Unterbrechung, keine Besserung in Sicht. Früh am Morgen kommt Ludger zum Kaffee und Quatschen vorbei. Danach paddeln wir hinüber, setzen uns zur Crew der Pacifico auf die überdachte Terrasse des Cafés. Ein kleines Stück Laufen, Slalom um die Pfützen. Dann nutzen wir die vorbildlich sauberen Sanitäranlagen zum ausgiebigen Duschen. Gerade abgetrocknet, eben vor die Tür und schon wieder nass bis auf die Haut. Das ist nun schon der dritte Tag – eine harte Geduldsprobe. Man kann einfach gar nichts machen außer im Regen spazieren gehen. Die parkähnliche Anlage ist sehr schön und gepflegt, aber wirklich Spaß macht das nicht. Immerhin haben wir genug Wasser gesammelt, alle Tanks sind wieder voll. Abends legt der Wind zu, es schaukelt ordentlich an der Mooring.

Und morgen – am Mittwoch – soll es endlich besser werden. Dann werden wir als Erstes eine lange Wäscheleine spannen, um unsere Klamotten zu trocknen. Haben beschlossen, noch einen weiteren Tag zu bleiben, damit wir die Umgebung der Musket Cove Marina bei schönem Wetter auskundschaften können. Daumen drücken !