Wir segeln und wandern durch die Welt

Vanua Levu nach Viti Levu 22.07. – 26.07.2016

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Das ausgemusterte Groß-Segel haben wir unserer Schneiderin geschenkt. Einer der Arbeiter in der Marina freut sich über eine nicht mehr benötigte Gasflasche. Bob, der im Hurricane Winston sein Boot verloren hat und sich nun ein ebenfalls beschädigtes Schiff neu zusammenbastelt, bekommt einen dicken Wantenspanner von Thomas geschenkt. Immer wieder – besonders nach Monaten nur mit Rucksack unterwegs – stellen wir fest, dass wir viel zu viel Zeug an Bord haben. Dienstag hören wir über Funk, dass Ilja und Stefan mit ihrer SY Sabir gerade in der Waitui Marina nebenan angekommen sind. Abends gibt es mit den Beiden ein lustiges Butennörderneer-Treffen. Obwohl wir nichts verabredet haben, sind wir uns letzten Sommer bereits in Tahiti begegnet, dann noch einmal in Opua/Neuseeland und nun zufällig in Savusavu. Die Meerbaer macht am Mittwoch früh die Leinen fest. Natürlich verbringen wir einen großen Teil des Tages und zwei Abende mit unseren Freunden, die von Hamburg aus dieselbe Route gesegelt sind wie wir und seit Puerto Montt / Chile meistens in unserer Nähe sind. Neben unserem Frisch-Proviant besorgen wir auf dem Markt ein paar Bündel Kava als Gastgeschenk für die Stammes-ältesten, sozusagen unsere Eintrittskarte in die entlegenen Dörfer. Und Thomas bekommt endlich seine traditionelle Ausgeh-Kleidung. Wir kaufen ihm einen knielangen Wickelrock, “ Sulu “ genannt, mit passendem Fidschi-Hemd. Sieht schick aus !

Freitag, den 22. Juli, legen wir endlich ab. Bereits nach einer Stunde draußen ziehen die ersten Squalls über uns hinweg, die kräftige Böen mitbringen. Wir binden zwei Reffs ins Groß und verkleinern unsere Genua. Die Seekarte spricht in diesem Gebiet von „water turbulences“ – und tatsächlich ist das Wellenbild sehr unruhig. Die Strom-Verwirbelungen laufen meistens quer unter unserem Boot durch. Schön schaukelig ist es, und manchmal wird es auch ordentlich nass in der Plicht. Vorsichtshalber machen wir alle Steckbretter rein und die Luken dicht. Die Sonne scheint, wir haben gute Sichtverhältnisse. Im Dunkeln werden wir hier im Fidschi-Archipel nicht segeln, sondern jeden Abend einen neuen Ankerplatz aussuchen. Durch die Nasonisoni Passage führt eine schmale Rinne zwischen den Riffen hindurch in die Wainunu Bay. Genau an der engsten Stelle sollte laut Seekarte eine Tonne sein, aber die ist offensichtlich nicht mehr dort, wahrscheinlich auch ein Opfer des Hurricanes im Februar. Kurz nach Niedrigwasser segeln wir nur mit klitzekleiner Genua und Schiebestrom durch den engen Schlauch. Handiger Wind, immer noch fast 5 Knoten Fahrt. Um 15.00 Uhr fällt unser Anker in 8 Meter Wassertiefe, wir bringen 40 Meter Kette aus und stellen den Ankeralarm ein. Nur ein halber Tag auf See, etwas mehr als 26 Seemeilen haben wir entlang der Küste Vanua Levus zurückgelegt. Besonders geschützt ist unser auserwählter Platz nicht, konstante 6 Windstärken und heftige Böen pfeifen ums Boot. Aber der Anker hält bombenfest, schrappelt nur etwas über Felsen. Kein Ankeralarm weckt uns in der Nacht, dafür prasselt es laut auf unser Kajütdach. Wegen dem heftigen Regen müssen wir alles dichtmachen und schwitzen um die Wette.

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Ameisen und Moskitos haben wir wohl hinter uns gelassen. Noch ein paar einzelne Exemplare, aber die sind schon deutlich weniger geworden. Der erste Test mit der verbesserten Ankerwinde klappt super. Thomas kann die 40 Meter Ankerkette gegen den starken Wind an Bord bringen, ohne dass er sich völlig verausgabt. Es wird wieder ein schneller Törn bei 6 Beaufort aus Süd-Ost, wir segeln ohne das Groß-Segel und machen nur mit einem kleinen Stückchen Genua ganz leicht 6 Knoten Fahrt. In Höhe der Solevu Bay sehen wir in einiger Entfernung einen Buckelwal. Unseren Anker werfen wir in 5 Meter Tiefe vor dem Dorf Nabouwalu, 20 Meter Kette hinterher. Es ist wieder früh am Nachmittag, deswegen lassen wir unser Dinghi zu Wasser und machen einen kleinen Landgang. Ein Spaziergang entlang der Mangroven-Küste, der Ort ist weder attraktiv noch spannend. Wir werden von einem Bewohner zu sich in den Garten gerufen und zum Abendessen eingeladen. Das ist sicher nett gemeint, aber der Mann ist uns zu betrunken ( es ist Wochenende ). Uns ist nicht wohl damit, wir kaufen eine Flasche Bier im einzigen Laden und kochen lieber selber an Bord.

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Die Nacht war ruhig, wir schlafen durch, bis wir von Motorengeräusch geweckt werden. Das Versorgungsschiff “ Spirit of Love “ hält auf uns zu, dreht und wendet sich mit dem Heck zur nahegelegenen Mole. Was für ein bescheuerter Name für eine rostige alte Fähre ! Bereits um Viertel nach 8 lichten wir den Anker und steuern durch die enge Riff-Passage von Hand. Es herrscht wieder allerbestes Segel-Wetter mit 5 – 6 Windstärken aus der richtigen Richtung. So läuft die Walkabout ganz flott und mühelos. Um 10.00 Uhr früh haben wir einen kräftigen Biss an der Angel. Thomas holt einen 70 Zentimeter langen silbrig-glänzenden Fisch an Bord. Ein Barracuda – den möchten wir nicht essen, weil wir keine Lust auf Fischvergiftung haben. Diese Räuber sind bekannt dafür, dass es nach deren Verzehr zu tödlichen Ciguatera-Vergiftungen kommen kann. Also wieder ab ins Wasser damit – der Tag ist ja noch jung. Nur eine Stunde später schlägt die Angelrolle wieder aus. Diesmal haben wir mehr Glück, ein ca. 40 Zentimeter langer Bonito ( Thunfisch) wird gerade noch rechtzeitig hochgezogen. Er hat bereits ein paar Biss-Spuren am Körper. Wahrscheinlich hat den gerade eben schon ein Hai angeknabbert. Gut, dass wir es rechtzeitig bemerkt haben, sonst wäre unser Abendessen futsch gewesen. Kurz vor Mittag haben wir dann noch einmal Fisch-Alarm. Aber da ist leider schon nichts mehr dran am Haken, als wir die Angel eingeholt haben.

 

Seit unserem Start am Freitag bläst ein kräftiger Süd-Ost und beschert uns eine schnelle Passage durch Bligh Water hinüber nach Viti Levu. In der Nananu-Passage haben wir Wind von vorne plus Gegenströmung, deswegen werfen wir für die letzte Stunde den Motor an. Um 16.00 Uhr fällt der Anker in 13,5 Meter Wassertiefe, dazu bringen wir 50 Meter Kette aus. Heute haben wir wieder 38 Seemeilen schönstes Segeln erlebt. Unsere auserwählte Bucht vor dem Inselchen Nananu-I-Cake gefällt uns ausgesprochen gut. Um uns herum kristallklares Wasser, endlich können wir zum Schwimmen direkt von Bord springen. Wir liegen hier alleine, zwei weitere Ankerlieger sind in der nächsten Bucht zu sehen. Die Inseln sind mit Palmen dicht bewachsen, kleine Sandstrände wechseln mit Mangroven ab. Normale Wohnhäuser scheint es nicht zu geben, dafür deuten einheitliche Hütten auf Touristen-Resorts hin. Wir beschließen, hier ein paar Tage zu bleiben und die Gegend zu erkunden.
Mächtig viel Wind in der Nacht, die Walkabout schaukelt tüchtig, aber der Anker hält gut. So soll es sein ! Wir machen einen Ausflug mit unserem Dinghi zum nächstgelegenen Strand. Dort kommen wir gleichzeitig mit ein paar Fischern an, die hier am Riff ihr Angelglück versuchen möchten. Tolle Muscheln gibt es bei Niedrigwasser am Flutsaum, leider können wir nur einige wenige Exemplare mitnehmen. Mehrere Stunden wandern wir in der Mittagshitze über die Insel, ohne eine Menschenseele zu treffen. Wir sehen nur eine Herde von fünf Pferden vor uns auf dem Weg. Wem die wohl gehören ? Das Laufen ist ungewohnt und anstrengend, es geht über etliche Hügel hinauf und hinunter. Das sind wir ja gar nicht mehr gewohnt, dazu gnadenloser Sonnenschein und die hohe Luftfeuchtigkeit. Als wir bereits wieder die Richtung zum Boot eingeschlagen haben, da wird der Weg plötzlich breiter und ist tatsächlich asphaltiert. Dann entdecken wir ein großes Haus, daneben Stallungen und einen Unterstand für ein Auto. Niemand zu sehen – wir wundern uns und biegen vor dem Haus ab zur Küste. Dort gibt es einen alten Anleger, an dem drei Männer beschäftigt sind. Die Arbeiter erzählen uns, dass dieses eine private Insel ist und in dem Haus der Besitzer wohnt. Man hätte um Erlaubnis fragen sollen …. aber das ist jetzt wohl sowieso zu spät. Unsere Runde beenden wir am Strand entlang und paddeln noch weiter zur nächsten Insel. Hier sieht man einen gepflegten Holzsteg, mit Palmblättern gedeckte Hütten und ein größeres Gebäude. Allerdings wirkt das Ganze ziemlich verlassen. Ein Motorboot mit zwei Männern nähert sich und legt an. Einer der Beiden steigt aus und geht an Land, wahrscheinlich sowas wie ein Hausmeister. Den anderen fragen wir natürlich aus und erfahren, dass dieses ein privates Resort ist, allerdings zur Zeit geschlossen. Wenn wir kalte Getränke möchten oder im Restaurant essen, dann soll es auf der anderen Seite noch ein geöffnetes Resort geben. Aber das schaffen wir nicht mehr bei Tageslicht. Thomas hat eine Stunde lang gut damit zu tun, uns wieder nach Hause zu rudern. Unser Landausflug hat uns ganz schön ins Schwitzen gebracht. Zum Abschluss des Tages gönnen wir uns deswegen ein erfrischendes Bad und leckeren Obstsalat.
Es ist wohl eine zugige Ecke hier oben im Norden der Hauptinsel Viti Levu. Der nächste Tag gestaltet sich dermaßen unruhig, dass wir uns nicht von Bord trauen. Es bläst und pfeift im Rigg, auf dem Wasser in der Bucht tanzen weiße Schaumkronen. Wir würden zwar sehr einfach bis zum Strand kommen, allerdings könnte der Rückweg gegen den Wind schwierig werden. Also erstmal kein Landgang. Eine gute übung für uns, denn wir wollten ja unser Reisetempo drosseln und ruhiger werden. Der Tag beginnt also mit ausgiebigem Kaffeetrinken, danach wird ein Kuchen gebacken. Dank unserem Vodafone-Stick und der breiten Antennen-Abdeckung auf Fidschi haben wir Internet an Bord und können unsere Post erledigen, an der neuen Homepage basteln, anderer Leute Blogs verfolgen.