Wir segeln und wandern durch die Welt

Whangarei ab 11.12.2017

Der Montag ist ein geschäftiger Tag. Schon früh klingelt der Wecker. Thomas telefoniert als Erstes mit unserer Sachbearbeiterin bei Transworld International. Alle Unterlagen für die Spedition müssen fertig ausgefüllt, kopiert, gedruckt und gefaxt werden. Wenn die Papiere nun komplett und in Ordnung sind, dann erst wird der Auftrag zur Abholung unserer Sachen bestätigt. 🙂
Endlich gibt es auch eine Nachricht vom Zoll. Unsere erste e-mail vor 4 Wochen ist offensichtlich nicht angekommen. Thomas hat zum Glück vor einer Woche noch einmal nachgehakt. Nun gibt es eine Entschuldigung für die lange Bearbeitungs-Zeit und die Ankündigung, dass sich der zuständige Zoll-Beamte in den nächsten Tagen mit uns in Verbindung setzen wird. Das ist zwar noch keine befriedigende Antwort, da wir wissen möchten, mit welchem Wert die Walkabout hier taxiert wird. Vor einem eventuellen Verkauf steht die Einfuhr-Steuer. Aber immerhin …. die Sache läuft endlich. 🙂
Wir haben einen günstigen Platz für die Walkabout im Kissing Point bekommen. Dort können wir das Boot ganz einfach im Wasser zwischen Pile-Moorings festmachen und unbesorgt andere Wege gehen. Sharron aus dem Marina-Office hat es möglich gemacht, obwohl die Plätze eigentlich alle vergeben sind und es eine Warteliste gibt. 🙂
Außerdem konnten wir Renate, eine in Whangarei ansässige Deutsche, dafür gewinnen, sich während unserer Abwesenheit um die Walkabout zu kümmern. Noch eine Sorge weniger. 🙂
Wir brauchen ein neuseeländisches Konto, um die Rechnung der Spedition zu überweisen und die geforderte Summe an Einfuhr-Zoll zu bezahlen. Gar nicht so einfach, weil wir als Touristen mit einem 3-Monats-Visum im Land sind und hier keine Meldeadresse haben. Nachdem ich bei mehreren Banken abgewiesen wurde, weil wir keine „residence“ und kein Arbeits-Visum besitzen, klappt es schließlich bei der ANZ-Bank. Nach einer längeren Sitzung beim Kundenberater bekomme ich eine Kundennummer. Nun haben wir ein Girokonto und können per Online-Banking am bargeldlosen Zahlungsverkehr teilnehmen. Eine weitere lästige Geschichte, die wir bisher vor uns hergeschoben haben, ist erfolgreich erledigt. 🙂

Nun geht es ans Karton-Packen. Wir schauen in alle Staufächer und in jeden Winkel. Alle Dinge werden in die Hand genommen und kritisch beurteilt. Wegschmeißen, Verschenken, Einpacken …. oder erstmal mitnehmen und dann später entscheiden. 😉 Karton um Karton füllt sich. Es ist schier unglaublich, wie viel Kram sich im Laufe von 6 Jahren auf unserem kleinen Boot angesammelt hat. Thomas bringt eine Karre mit Sammelsurium aus den Backskisten zum Gebrauchtwaren-Händler und bekommt dafür 30,- Neuseeland-Dollar …. das sind umgerechnet etwa 18,- Euro. War also kein gutes Geschäft, aber immerhin ist das Zeug jetzt weg. 😉 Unser Banana-Dinghi ist geschrubbt und versandfertig zusammengelegt. Das brauchen wir hier nicht mehr, weil wir bis Weihnachten fest am Steg in der Marina liegen. Inzwischen mussten wir in die zweite Reihe verholen, weil die Marina total voll ist. Wir sind umgeben von schicken weißen Yachten mit 14-15 Meter Länge. Dagegen sieht die Walkabout echt klein und mickrig aus. Man traut sich kaum, von unserem rostigen Schiff aus das tadellos gepflegte saubere Deck unseres Nachbarn zu betreten. 😉 Vor dem Wochenende wird noch etwas Kosmetik am Schiff gemacht. Oxalsäure heißt das Zaubermittel für Stahlboote – die oberflächlichen Rostflecken auf dem weißen Deck sind erstmal verschwunden, nur leider hält die Wirkung dieser Behandlung nicht lange an. Das ist eben wirklich nur Kosmetik, die Substanz wird davon nicht besser. 🙁 Thomas baut alle wichtigen Elektrogeräte aus und ab. Die möchten wir auf jeden Fall behalten, da wir für die Walkabout nur einen sehr niedrigen Preis ansetzen können. „Stripping the boat“ nennen die Leute das hier. Bis Mittwoch hat sich immer noch Niemand vom Zoll gemeldet. Geld wollen sie haben, aber anscheinend sind die Angestellten völlig überlastet. Lahmer Haufen. 😉 So langsam werden wir ungeduldig. Thomas ergreift erneut die Initiative und ruft den Zoll-Beamten aus Whangarei an. Bruce ist ein netter Typ und immer hilfsbereit. Wir kennen ihn persönlich, weil wir bereits zweimal bei ihm mit der Walkabout ein- und ausklariert haben, Thomas in diesem Jahr sogar noch einmal mehr mit der Amiga von Fiji kommend. Wir sollen unsere Unterlagen noch einmal direkt an Bruce schicken, dann wird er sich drum kümmern.

Ludger von der Green Duck ist von Neu Kaledonien angekommen. Den haben wir im Mai 2015 auf den Gambier Inseln kennengelernt, und seitdem haben sich unsere Routen schon oft gekreuzt. Ein feiner Kerl. Abends sind wir auf der Amiga zum Pizza-Essen eingeladen. Hilde, Hermann, Ludger und wir – es wird wieder ein sehr netter Abend unter Freunden. 🙂 Donnerstag kommt Renate, die gute Seele, mit einem einmaligen Vorschlag. Nach 3 Tagen Packen und Räumen können wir uns nämlich an Bord kaum noch bewegen. Auch unser Deck ist zugestellt mit Kartons, Dinghi, Kayak und sonstigen Kram. Renate schlägt vor, dass wir unsere Sachen auf ihrem Vorschiff zwischenlagern können. Dieses Angebot nehmen wir supergerne an. Da wären wir alleine nie drauf gekommen …. und wir hätten es auch nicht gewagt, Jemanden um diesen Gefallen zu bitten. Riesengroße Hilfe ! Tausend Dank an Renate. 🙂 Den halben Tag sind wir damit beschäftigt, alle fertig gepackt und Kisten und Kartons sowie diverse Einzelteile von der Walkabout auf das Nachbarboot, von da aus über die hohe Reling hinunter auf den Steg, mit dem Handwagen zur Renahara und dort noch einmal alle Teile hoch auf das großzügige Vorschiff zu wuchten. Schweißtreibende Arbeit, aber danach haben wir wieder Luft an Bord. Amiga und Pacifico legen ab – auf in die nächste Runde Bay of Islands. Sharron bietet uns einen besseren Platz an, der eigentlich nur für Katamarane mit wenig Tiefgang zugänglich ist. Wir verholen genau bei Hochwasser, tuckern im Schneckentempo an den dicken Booten vorbei bis in die hinterste Ecke. Dort liegen wir jetzt in erster Reihe direkt am Steg zur Marina. Hinter uns ist die Green Duck festgemacht. Ludger nimmt die Leinen an und begrüßt uns mit selbstgemachtem Blaubeer-Eis. Lecker ! 🙂 Etwas unruhig hier, aber vielleicht bringt uns die exponierte Lage ja etwas „Lauf-Kundschaft“. Es kann natürlich passieren, dass wir bei Niedrigwasser mit dem Kiel im Schlamm stecken. Um 19.00 Uhr sind wir bei unseren Ex-Nachbarn auf der schicken Harlekin zum Sundowner eingeladen. Unsere Gastgeber Sue und Jim haben 20 Jahre lang in Hongkong gelebt. Er ist Flugkapitän gewesen, gerade frisch im Ruhestand, also nicht ganz arm. Es ist noch ein weiteres englisch-schottisches Ehepaar zu Gast, Caroline und Michael von der Segelyacht Golden Spirit. Er hat soeben seine gutgehende Sprachen-Schule mit Niederlassungen an 6 verschiedenen Orten weltweit verkauft. Auch nicht schlecht für’s Budget. Bei so viel Reichtum komme ich mir zunächst vor wie bei „Dallas“ oder „Denver Clan“. Beide Paare sind schon weit gereist, intelligent und interessante Gesprächspartner. Haben ein dickes Portemonnaie und eine teure Luxusyacht, aber es sind unglaublich sympathische Leute, mit denen wir uns stundenlang austauschen können. 🙂 Freitag besuchen wir am Abend eine Sonder-Vorstellung von Waiora – The Homeland. Die Mädels von der Girls High School bieten uns ein Theaterstück mit Maori-Tänzen und Gesang. Thema des Abends sind die immer noch andauernden Konflikte zwischen den Maori und den weißen Neuseeländern. Am Anfang etwas langweilig und schwierig zu folgen, aber nach der Pause und dreimaligem Lesen erschließt sich der Sinn des Ganzen. Sehr beeindruckend sind die Laien-Darsteller, die singen, tanzen und unheimlich viel Text sprechen müssen. Sie schaffen es, eine sehr dichte und beklemmende Atmosphäre zu schaffen, die auch uns schließlich packt.

Einige Termine stehen in nächster Zeit noch an : Sonntag haben wir eine Boots-Besichtigung. Bis jetzt rennen uns die potentiellen Käufer leider nicht die Bude ein, obwohl wir schon 3000,- NSD im Preis herunter gegangen sind. Das Interesse an einem alten rostigen Stahlboot, welches zudem noch für normale Ansprüche zu klein ist, hält sich in Grenzen. Montag werden weitere Kartons der Spedition geliefert. Im Laufe der Woche wird dann wohl auch die Meerbaer eintrudeln. Natürlich möchten wir uns mit Anne und Rainer treffen, schließlich haben wir uns über ein Jahr lang nicht gesehen. Da aber die Meerbaer weiter nördlich in Opua einklarieren wird, werden wir wahrscheinlich einen Tagesausflug per Bus dorthin unternehmen. Am 20. Dezember sind wir abends bei Sharron zu Gast. Wir werden auf ihren Wunsch hin in kleiner Runde einen Dia-Vortrag halten und Bilder vom Continental Divide Trail zeigen. Die Leute von Transworld International kommen am 22. Dezember in der Frühe mit ihrem Lieferwagen, um unseren Hausstand einzupacken. Der geht dann per Container-Schiff auf die Reise nach Europa. Der Transport wird lange dauern, aber Zeit haben wir genug. Nach Angaben der Firma rechnen wir mit 3 – 5 Monaten, bis unsere Fracht auf Norderney ankommen wird. Am 23. Dezember bringen wir die Walkabout zu ihrem Parkplatz im Kissing Point und bereiten das Boot für eine längere Lagerzeit vor. Am nächsten Morgen nehmen wir den Bus nach Auckland, wo sich unsere Wege erneut trennen. Thomas fliegt nach Tahiti, um von dort aus mit unseren Freunden von der Lojan nach Puerto Montt zu segeln. Ich werde mich nach zwei Tagen in Auckland auf die Weiterreise per Bus Richtung Süden begeben. In Wellington ist ein Treffen mit unserer Tochter und ihrem Freund geplant. Von da aus nehmen wir Drei die Fähre nach Picton auf der Südinsel, wo wir 3 Wochen lang zusammen wandern gehen. Die Sahne-Stückchen auf dem Te Araroa warten auf uns. 🙂