Wir segeln und wandern durch die Welt

PCT Start mit Verzögerung

Endlich wieder gemeinsam unterwegs !

Das Projekt „Sail to Hike“ geht weiter. Wir werden 4300 Kilometer auf dem Pacific Crest Trail wandern. Er verläuft über 4300 Kilometer im Westen der USA. Dabei durchquert der PCT von Norden nach Süden die Bundesstaaten Washington, Oregon und Kalifornien.

Auf unserer Buchungsbestätigung von Condor stand der Zusatz : „Rückreise-Ticket erforderlich, sonst ist keine Einreise möglich.“ Seit 2012 haben wir 8 Einreisen in die USA gemacht, und wir konnten noch nie einen Rückflug vorweisen. Auch dieses Mal verzichten wir darauf, weil wir nicht vorhersehen können, wie lange wir auf dem PCT unterwegs sind. Ein gewisses Risiko ist dabei, notfalls müssen wir spontan einen Rückflug buchen. Aber unsere Einreise verlief freundlich und geschmeidig wie immer (allen Unkenrufen zum Trotz). Wir waren sehr gut vorbereitet, hatten eine dicke Mappe mit Papieren dabei, aber der Grenzbeamte wollte gar nichts davon sehen.

Knapp 3 Stunden Fahrt mit dem Flix Bus vom Flughafen bis nach Bellingham, dann weitere 20 Minuten Fußweg bis zu unserem Motel. Wir sind müde von der 2-tägigen Anreise, außerdem gibt es 10 Stunden Zeitverschiebung zu Deutschland. Jetlag. Erstmal ab ins Bett.

Das Motel ist schon etwas in die Jahre gekommen. Unser Zimmer ist einfach, aber sauber. Das Frühstück ganz furchtbar, selbst der Kaffee ist ungenießbar.

Bellingham liegt am Pazifik östlich von Vancouver Island. Es ist die nördlichste Stadt der USA außerhalb Alaskas. Mehr als 90000 Einwohner, breite Straßen, viel Verkehr. Es wird noch ein paar Tage dauern, bis wir die Ruhe und Zweisamkeit auf dem Trail genießen können. Unser Plan funktioniert nicht, wir hängen fest.

Am Dienstag führt der erste Weg zum Postamt, wo wir zwei Pakete abholen möchten. Es wartet aber nur ein kleines Päckchen auf uns. Die große Bestellung von ZPacks ist nicht angekommen. Langes Generve beim „Gespräch“ mit Chat-Robotern, per e-mail und am Telefon. Das Paket ist laut UPS angeblich zurückgeschickt worden, aber leider unauffindbar. Bedeutet für uns, dass wir kein Zelt und keine Schlafsäcke haben. So können wir nicht auf den Trail. Den bestellten Shuttle am Freitag müssen wir absagen. Richtig blöd.

Viel kann man hier ohne Auto nicht unternehmen. Einen Tag lang nutzen wir den öffentlichen Nahverkehr und checken die Buslinien aus. Kostet nur 1,- $ pro Fahrt und bringt uns bis zum Walmart. Das ist eigentlich unser favorisierter Supermarkt für Großeinkauf, aber im Moment brauchen wir gerade gar nichts. Insgesamt sind wir 5 Stunden unterwegs. Eigentlich fahren wir nur durch Bellingham, damit uns die Decke nicht auf den Kopf fällt. Natürlich machen wir einen Stadt-Rundgang und mehrere Spaziergänge nach Downtown, damit wir uns wenigstens ein bisschen bewegen. Bis zum Hausberg mit Aussichtsturm und Natur-Tunnel ist es nur ein kurzer Weg. Nicht besonders spannend, aber trotzdem schön, im Wald zu laufen. Ganz nebenbei entdecken wir ein paar nette Kleinigkeiten am Wegesrand, z. B. eine schön bemalte Mauer, ein hübsches Blätter-Arrangement und eine Hängematte mit Logbuch, in dem sich die Benutzer eintragen können.

Abends gehen wir gerne zum Entspannen in die Sauna, den Whirlpool und das kleine Schwimmbecken draußen. Muss man ausnutzen, denn diese Möglichkeit haben wir nicht so oft.

Am 3. Tag sind wir soweit sortiert, dass wir nicht länger auf die Lieferung von ZPacks warten. Haben Schlafsäcke und ein Zelt bei verschiedenen Händlern neu bestellt. Beides nicht zu 100 % das, was wir uns ausgesucht haben, aber eine gute Kompromiss-Lösung. Entscheidend war die kurze Lieferzeit per Express mit Overnight Service. Wir hoffen, dass die Sachen schnell ankommen, so dass wir mit nur einem Tag Verspätung starten können.

Das Zelt kommt Freitag am Nachmittag an. Fehlen noch die Schlafsäcke, da hoffen wir auf den nächsten Tag. Eigentlich wollten wir um 7.00 Uhr in der Frühe zum Hart’s Pass starten. Stattdessen haben wir unser Zimmer für eine Nacht verlängert. Kate, die uns fahren wird, hat am Samstag nur bedingt Zeit, d. h. bis 12.00 Uhr mittags. Nun drücken wir die Daumen, dass unsere Pakete früh genug eintreffen und wir nicht noch das Wochenende in Bellingham bleiben müssen.

Den Nachmittag verbringen wir damit, dass wir von einem Stadtpark zum nächsten laufen. Nicht spektakulär, aber wir müssen die Beine bewegen. Meine neuen Schuhe drücken. Am frühen Abend erreicht uns die Nachricht, dass unsere Schlafsäcke erst am Montag eintreffen werden. Boah – harter Tobak ! Daumen drücken hat nichts genützt. Wir überlegen, wie wir damit umgehen, ohne uns dran abzunerven. Vielleicht ein Auto mieten und damit die Gegend erkunden ? Das wird teurer als wenn wir zwei weitere Nächte im Motel bleiben und Tagesausflüge machen. 

Es kommt noch schlimmer : Kate, die wir für die Fahrt zum Hart’s Pass engagiert haben, kann erst am Mittwoch wieder. Das wären noch 5 Nächte ab heute ….. Indiskutabel. Auf gar keinen Fall möchten wir bis Mittwoch warten. Letzte Nacht gab es einen Kälteeinbruch mit Neuschnee. Wir erfahren von Kate, dass sie heute Jemanden hochgebracht hat, der vom Ranger am Hart’s Pass wegen der schwierigen Wetterbedingungen wieder zurückgeschickt wurde. Schnee ist von Freitag bis Sonntag auf mehr als 5000′ Fuß Höhe angesagt. Der Hart’s Pass liegt in 30 Meilen Entfernung von der kanadischen Grenze auf etwa 6.500′ Fuß (1.980 Metern). Es ist die höchstgelegene befahrbare Straße in Washington. Da haben wir ja tatsächlich auch ein Quäntchen Glück gehabt, dass wir für heute früh absagen mussten.

Am Wochenende fahren wir mit dem Bus etwas weiter raus aus der Stadt. Rings um den Lookout Mountain gibt es mehr als ein Dutzend Wanderwege. Die beiden längsten Runden laufen wir jeweils am Samstag und am Sonntag. Tut gut ( und tut auch ein bisschen weh ).

Idyllische Wohngegend. Am Eingang zu einem Spielplatz finden wir eine „Blessing Box“, in der Lebensmittel für ärmere Menschen zur Verfügung gestellt werden. Das lieben wir so an den USA. Über Politik reden wir nicht. Aber Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft werden in diesem Land groß geschrieben und wirklich gelebt.

Auf der Straße und in den Gärten laufen Rehe. So zutraulich, dass sie sich auch nicht an uns Wanderern stören. Eine Rehmutter mit zwei Kitzen, die wohl gerade erst geboren sind und noch ganz staksig laufen, kreuzt unseren Weg. Die Salmonberries sind reif. Diese dicken Beeren lassen uns nur mit Verzögerung vorankommen, weil wir immer wieder zum Pflücken stehenbleiben.

Unsere letzte Tour am Sonntag dauert 6 Stunden und ist viel anstrengender als erwartet. Der lange Aufstieg bringt uns ordentlich ins Schwitzen, und auch der Abstieg fordert uns Einiges ab. Unfassbar steil ist das Gelände. Ich bin froh, dass Thomas seine Stöcker mitgenommen und mir einen abgegeben hat. 670 Meter bergauf, 670 Meter abwärts auf rutschigen Pfaden. Leichter Muskelkater, und auch die Knie machen sich bemerkbar. Aber die Schuhe werden weicher, und die Gelenke werden spürbar geschmeidiger. Das war Sinn der Sache. Gutes Training. Wir fühlen uns alles Andere als fit nach der langen Winterzeit in Deutschland.

Montag sollen endlich unsere Schlafsäcke geliefert werden. Ein neuer Shuttle ist auch organisiert. Kate kennt einen Karl …. Den schreiben wir an und bekommen sofort eine positive Antwort. Karl hört sich mega-nett am Telefon. Er wird uns abholen und bis zum Hart’s Pass fahren, wo wir dann endlich die ersten Schritte auf dem PCT machen dürfen. Zunächst einmal müssen wir etwa 30 Meilen in die „falsche“ Richtung wandern, da man seit diesem Jahr nicht mehr in Kanada starten und einfach über die Grenze laufen darf. Ziel ist das Monument an der Grenze zu Kanada, welches das nördliche Ende des Pacific Crest Trails markiert.

4 Kommentare zu “PCT Start mit Verzögerung

  1. Thomas Bogdain

    Hallo Ihr zwei
    schön zu hören, dass Ihr wieder unterwegs seid!! Viel Spaß und Glück auf dem PCT. Wir hoffen ab jetzt geht alles etwas geschmeidiger und Ihr kommt gut rein in den Rythmus des Wanderns.
    Liebe Grüße von unserem Heimaturlaub aus Ruhpolding,
    Thomas und Christine
    SY Noe

  2. Jürgen de Buhr

    He Walkabout,
    schön wieder von euch zu hören/ lesen, auch wenn es nicht vom Bot / Segeln ist und wir ja mehr Spaziergänger sind!
    Herzliche Grüße aus der Bretagne, Hals- und Beinbruch,
    Anne & Jürgen c/o RASMUS