Über Nacht haben sich 5 Fischerboote in die Emerald Cove verkrochen. Regen, Regen, Regen. Der Wetterbericht hält, was er versprochen hat. Kein Problem, wir bekommen so einen Tag in der Ankerbucht gut um. Es gibt Möhrenkuchen am Nachmittag, Rote Beete-Auflauf zum Abendessen. Die Rote Beete stammt noch aus Homer. Dieser Einkauf war Anfang Juni. Zwei Kürbisse aus Homer lagern ebenfalls noch in der Bilge. Was für dankbare Gemüse ! Und natürlich tragen die frischen Temperaturen sehr zur Haltbarkeit bei. Einen Kühlschrank braucht man in Alaska nicht.
Es regnet tatsächlich hartnäckig 2 Tage und Nächte durch. Mittwoch ab 15.00 Uhr bleibt es trocken, wenigstens von oben. Wir lassen das Dingi zu Wasser und machen eine kleine Wanderung über die Hügel. Trotz fester Schuhe und Regenhose sind wir nach 5 Minuten nass. Die Wiesen stehen komplett unter Wasser, wir laufen mehr oder weniger durch Sumpfgebiet. Trotzdem tut es gut, sich endlich mal wieder an der frischen Luft zu bewegen.
Die Landschaft ist grün in allen Abstufungen. Es wachsen kleine Blumen und ganze Felder mit Wollgras. Vom höchsten Punkt aus kann man draußen im Fjord ein paar Eisberge treiben sehen.
Zurück auf der Walkabout bullert der Ofen. Darauf kann man ganz nebenbei und ohne Gas zu verschwenden ein paar Liter Wasser erhitzen. Badetag.
Mittwoch sieht die Welt wieder ganz anders aus. Schon früh am Morgen Sonnenschein und klare Sicht auf die Gebirgskette mit ihren Schneehauben. Der Prince William Sound präsentiert sich friedlich , noch nicht einmal Pazifik-Schwell kommt bei uns an. Leider auch kein Wind, bedeutet kein Segeln, der Motor läuft. Ganze Bäume treiben im Wasser. Trotz elektronischer Seekarte und Radar muss man also trotzdem noch gut Ausschau halten.
Mittags gibt es eine kurze Begegnung mit Delfinen, aber die haben es eilig und ziehen schnell vorbei. Am Nachmittag erleben wir dann großes Kino mit einem Dutzend Orcas. Zunächst sind es nur 3 Exemplare weit voraus, aber die kommen näher, und es werden immer mehr. Von allen Seiten kommen Orcas auf die Walkabout zu und bieten eine grandiose Vorstellung ganz nahe beim Boot. Wir zählen mindestens 10 Stück. Einer schwimmt direkt neben unserem Bug und taucht dann unter unserem Rumpf ab. Das war’s. Wie abgesprochen sind sie plötzlich alle verschwunden und tauchen nicht mehr auf. Wie gut, dass hier keine bösen Vorfälle bekannt sind. In der Gegend um Gibraltar herum wäre eine solche Anzahl sicherlich beängstigend. Ein befreundeter Segler hat uns letzte Woche erst berichtet, dass nur 2 Seemeilen entfernt von ihm ein Segelboot von Orcas angegriffen wurde und gesunken ist.
Die letzten 2 Stunden gibt es doch noch Wind, allerdings aus Süden, und das bedeutet auf die Nase. Auch die Strömung ist gekippt. Wir stampfen gegen die Wellen an und kommen nur langsam vorwärts. Steuerbord steigt mehrmals hintereinander ein kräftiger Blas in die Luft, aber der dazugehörige Wal lässt sich nicht blicken. Gegen 19.00 Uhr erreichen wir „Deer Cove“ im Westen von Hinchinbrook Island. Anker fällt auf 8 Meter Wassertiefe, 60 Meter Kette. Bei diesem Wind ist das ein unruhiger Platz. Wir sind verwöhnt von ruhigen und idyllischen Buchten. Für eine Nacht ist es okay. Deer Cove liegt direkt auf unserem Weg. Noch während des Ankermanövers entdecken wir einen Seelöwen, der sich ganz in der Nähe im Wasser tummelt. Der hat uns heute gerade noch gefehlt im Alaska-Zoo. 🙂
Hochziehen von 60 Meter Kette ist Frühsport für den Käpt’n. Leichter Wind aus Süd und Gegenstrom, aber das lässt sich gerade nicht vermeiden, wenn wir nicht bis zum Mittag warten wollen. Zwischen dem Prince William Sound und dem Kap Spencer im Süden gibt es nur drei Einschnitte, die als Ankerplätze in Frage kommen. Erste Möglichkeit ist die Icy Bay – Namensgleichheit mit einer anderen Bucht, diese ist jedoch viel größer. Distanzen sind doof und lassen sich gar nicht gut rechnen. Es sind etwa 80 Seemeilen bis Kayak Island, wo ein Zwischenstopp möglich wäre, aber das schaffen wir nicht an einem Tag. Wir starten mit dem normalen 4-Stunden-Wachplan und werden vermutlich die Nacht durchfahren.
Segel hoch, Kurs hoch am Wind. Wir kreuzen aus dem Prince William Sound hinaus in den Golf von Alaska. Nur zwischen den Inseln durch und mal eben beim Kap Hinchinbrook um die Ecke ….. Das wäre eigentlich in knapp 2 Stunden zu schaffen, aber durch’s Kreuzen werden es etliche Seemeilen mehr, und wir brauchen über 4 Stunden für das kleine Stück.
Draußen ist alles friedlich, eigentlich viel zu ruhig. Die Sonne scheint, der Wind schläft ein. Wir haben das volle Groß, die Fock am inneren Vorstag und ein bisschen Genua stehen, aber es reicht nicht. Die Maschine muss mithelfen.
Unsere Toilette macht Probleme. Es lässt sich nicht mehr richtig abpumpen. Der Käpt’n geht wild entschlossen an die Arbeit, während ich noch hoffe, dass sich die Sache mit der Zeit von selber erledigt. 😉 Thomas nimmt das Teil komplett auseinander, entkalkt und reinigt jede einzelne Schraube und setzt die Pumpe in der engen Kammer wieder zusammen. Nicht schön, aber es hätte schlimmer kommen können. Nach knapp 2 Stunden ist alles wieder im Lot.
Die Nacht verläuft ereignislos. Wir haben überhaupt keinen Schiffsverkehr. Um 4.00 Uhr früh passieren wir den Leuchtturm von Kayak Island. Um diese Uhrzeit müssen wir nicht mehr ankern, wir setzen den Wegpunkt neu und fahren weiter. 85 Seemeilen bis hierher, weitere 100 Seemeilen sind es bis zu unserem Ziel.
An backbord leuchtet das riesige Eisfeld vom Steller Gletscher. Es ist ungefähr 15 Seemeilen entfernt und reicht nicht bis ganz an die Küste. Der gleichnamige Berg im Hintergrund liegt noch in den Wolken verhüllt. Ungehinderten Blick auf den weißen Gipfel bekommen wir erst, als der Morgendunst sich auflöst. Gleich daneben befindet sich der Bering Gletscher, insgesamt also eine riesige Eisfläche.
Mount St. Elias thront majestätisch über der Szenerie. Mit 5489 Metern ist er der dritthöchste Berg in Kanada und den USA. Dahinter der Mount Logan, ebenfalls in der Elias-Gebirgskette gelegen. Das ist mit 5959 Metern der höchste Berg Kanadas
Am Nachmittag des nächsten Tages dreht der Wind in eine passendere Richtung und kommt mit 3-4 Beaufort aus Süd-West. Ein bisschen wenig für die Walkabout, aber Zeit ist egal. Wir machen nur mit der Genua etwas über 3 Knoten. Endlich segeln wir ohne Motor-Unterstützung. Das Boot rollt unangenehm, wie immer bei Wind platt von achtern. Den Kurs können wir nicht lange halten, wir müssen mehrmals shiften. Mehr Strecke, mehr Stunden unterwegs, das wird nichts mit Ankommen in der zweiten Nacht.
Es ist fantastisch, den Bug auf diese wilde Küste zu richten. Es gibt keinen Ort, keine Straßen, nicht ein einziges Haus. Auch in der kurzen Dunkelheit ist kein künstliches Licht zu sehen, nur die weißen Gipfel leuchten. Wachwechsel um 4.00 Uhr, kurze Zeit später geht die Sonne auf. Das verspricht ein schöner Tag zu werden.
Wir haben Gegenströmung, ich stelle den Motor an. Für die letzten Seemeilen brauchen wir eine gefühlte Ewigkeit.
Die Mündung zur Icy Bay ist 8 Kilometer in der Breite, es geht 30 Seemeilen hinein in den Fjord. Kabbelige See, dicke Wellen laufen quer unter uns durch. Wir werden durchgeschaukelt bis zum Schluss. Ein wenig Eis treibt vorbei, es sammelt sich hauptsächlich am Westufer.
Nach 2 Tagen und Nächten erreichen wir unseren Ankerplatz bei Moraine Island. Plötzlich ist keine Bewegung mehr auf dem Wasser, absolute Stille. Mount St. Elias zeigt sich am Abend in seiner vollen Pracht ohne Wolken. Manchmal können wir es gar nicht fassen, dass wir in Alaska unterwegs sind. Wir haben viel Glück mit dem Wetter, der Sommer meint es gut mit uns. 🙂
Seit unserem Start vor 6 Wochen haben wir mehr als 1000 Seemeilen zurückgelegt. Alles in kleinen Etappen, aber Kleinvieh macht auch Mist. Wir haben drei Nächte in Kodiak City und zwei Nächte in Seward am Steg gelegen, ansonsten nur vor Anker in dieser grandiosen Natur.
Wir kommen um 9.30 Uhr an, zu spät für die weit entfernten Gletscher. Die müssen bis morgen warten. Ein einziges Haus mit Nebengebäuden steht am Ufer, außerdem können wir einen Steg, ein Motorboot und einige Kayaks am Ufer erkennen. Laut unseren Unterlagen ist das eine Lodge für Gäste, die Urlaub in der Einsamkeit der Natur suchen.
Landausflug am Nachmittag. Hier soll es eine große Population an Bären geben. Wir haben die komplette Sicherheitsausrüstung im Rucksack dabei und das Bär-Spray griffbereit in der Hosentasche. Kratzspuren und viele Abdrücke von Bärentatzen sind zu sehen.
Es ist ablaufendes Wasser. Am Flutsaum glitzern winzige Fischchen, die hier gestrandet sind. Wir wundern uns über die Menge, es müssen Tausende sein. Sie sehen aus wie kleine Öl-Sardinen und riechen aus so.
Ganze Bäume, komplett mit Wurzelballen, liegen am Ufer. Die Salmonberries sind reif. Diese roten Früchte werden auf deutsch mit Pracht-Himbeere oder auch Lachsbeere übersetzt. Der Geschmack kommt einer Mischung aus Brombeeren und Himbeeren nahe. Bei den Tieren sind sie sehr beliebt. Nicht nur Vögel und Nager, sondern auch die großen Bären naschen gerne Salmonberries.
Am Strand verläuft ein richtiger Highway der Tiere. Anscheinend ist der schmale Streifen zwischen Beerensträuchern und Flutsaum genau richtig, um zu beiden Seiten nach Nahrung zu suchen. Wir sehen Unmengen von Bärenspuren im Sand, Hufe vom Elch, aber auch Wölfe sind hier gelaufen. Wir fügen unsere Fußabdrücke hinzu, zweimal Keen und zweimal Salomon. Kein Krümel Müll am Strand – sehr erfreulich ! Für den Rückweg entdecken wir einen Weg querfeldein, nicht unbedingt eine Abkürzung, aber spannend wegen der Einsamkeit und Bärennähe.
Nach zwei Nächten mit wenig Schlaf und 5 Stunden Spaziergang bekommen wir die Beine kaum noch über die Reling. Anstrengend war es, wir sind total müde und beenden den Abend zeitig.
Morgens früh aus den Federn, der Weg zu den Gletschern ist weit. Null Wind, die Sonne ist bereits aufgegangen. Unsere Bucht liegt still. Der Anblick des Mount St. Elias stimmt fast ehrfürchtig. Was für ein gewaltiger Berg ! Diese grandiose Natur, unberührt von Menschenhand. Und was haben wir es gut, dass wir diese Stimmung ganz alleine zu Zweit genießen können. 🙂
Der Guyot-Gletscher hat eine Länge von 24 Kilometern und bedeckt eine Fläche von etwa 470 Km². Er bildet mehrere Gletscherzungen aus, die bis ans Meer reichen.
Bereits nach einer knappen Stunde versperrt uns der erste Eisgürtel den Weg. Thomas stellt sich vorne an den Bug und gibt Handzeichen, während ich versuche, die Walkabout mit möglichst wenig Geschwindigkeit vorwärts zu schieben. Es schrabbelt und poltert ein bisschen am Rumpf, aber wir finden einen guten Weg. Danach ist überwiegend eisfrei bis zum Abzweiger, an dem auf der linken Seite gleich drei Gletscher in die Bucht münden. Vor dem linken Arm scheint eine kompakte Barriere aus Eis zu sein. Kein Ende abzusehen, vielleicht sind diese Fjorde ganz dicht gestopft und unbefahrbar. Selbst wenn wir dort eine
einigermaßen freie Spur finden …. Wer garantiert uns denn, dass diese Lücke auf dem Rückweg auch noch frei ist ? Also lassen wir das und wählen den Weg zur rechten Seite in den Taan Fjord. Dort gibt es viel Eis, aber nur kleine Stücke und nicht zusammenhängend.
Thomas fährt beinahe auf eine kleine Insel aus Geröll, die mitten im Fjord liegt. Er hat sie für Black Ice gehalten. Auf unserem Kartenplotter ist die Untiefe nicht verzeichnet. C-Maps ist nach 15 Seemeilen zu Ende, bei Navionics ist es jedoch zu erkennen. Ein Schwenk mit dem Ruder, schnelle Richtungsänderung, dann ist die Gefahr umschifft.
Das Bilderbuch-Wetter macht den Tag im Fjord zu einem besonderen Genuss. Der Weg ist weit, aber der Anblick vom Gletscher mit seiner Moräne und der Kulisse der Elias-Gebirgskette ist einmalig schön. Diese spektakuläre Landschaft spiegelt sich zudem im ruhigen Wasser, als wäre es ein Motiv für Kitsch-Postkarten.
Zum Ende hin wird das Eis härter. Es knallt ganz ordentlich, wenn der Bug im ungünstigen Winkel trifft. Keine Seehunde, keine Möwen, kein Fisch. Das Wasser schimmert türkis-grün. Dagegen ist der Anblick des Gletschers eher enttäuschend. Kein Traum in hellblau und weiß, sondern die Wand vor uns sieht schmutzig grau aus.
Im Oktober 2015 gab es einen gewaltigen Erdrutsch im Taan Fjord. Die Gesteinsmassen bewegten sich mehrere Kilometer entlang des Fjordes. Der Erdrutsch löste einen Tsunami aus, der auf der gegenüberliegenden Seite des Tals eine Höhe von bis zu 190 Meter erreichte. Die Hänge zu beiden Seiten wurden von der Gewalt des Wassers geschliffen, ganze Wälder wurden abrasiert.
Um 14.00 Uhr stehen wir vor der End-Moräne und lassen uns treiben. 19 Seemeilen bis hierhin. Laut unserer elektronischen Seekarte befinden wir uns AUF dem Tyndall Gletscher.
Der Tyndall Gletscher ist 22 Kilometer lang und im Mittel 1,6 Kilometer breit. Er strömt in südwestlicher Richtung zum Taan Fjord, der sich wiederum zur Icy Bay hin öffnet.
Lange halten wir uns nicht auf, weil die Tide kippt und wir das ablaufende Wasser für den langen Rückweg nutzen möchten. Wir sind schnell, denn es ist zunächst weniger Eis im Fjord. Vielleicht schiebt das auflaufende Wasser das Eis zusammen, während die Eisstücke mit dem inzwischen ablaufenden Wasser herausgezogen werden ? Nur kurze Zeit später erleben wir eine unangenehme Überraschung : Eis, wohin man sieht. Dickes zusammenhängendes Eis. Growler und Eisberge, die wir in dieser Größe auf dem Hinweg nicht hatten. Der Weg scheint in voller Breite versperrt zu sein, selbst an den Uferrändern ist kein Streifen freies Wasser zu erkennen. Da müssen wir durch. Diesmal stehe ich vorne, Thomas steuert draußen an der Pinne. Ich suche nach einer Spur mit nicht so dichtgepacktem Eis und dirigiere den Käpt’n. Es kratzt und knirscht, da darf man nicht zimperlich sein. Walkabout bekommt so manche Stöße ab von Eisstücken, die an der Oberfläche gar nicht so dick aussehen, aber unter Wasser viel mehr Volumen haben. Wo ist hier der beste Weg ? Insgesamt eine Stunde suchen und schieben wir das Boot durch die Eisfläche. Mehr als uns lieb ist. Dicker muss das jetzt bitte nicht mehr werden. Endlich ist freies Wasser in Sicht, bald haben wir es geschafft. Dann erreichen wir den Knick, rechts verläuft der Weg durch die Icy Bay zu den drei kalbenden Gletschern. Dahinter ist es freier als am Vormittag, nur noch einzelne Eisberge treiben mit dem ablaufenden Wasser hinaus. Der Eisgürtel, der am Morgen die erste Barriere war, ist weg. Einfach nicht mehr da. Aufgelöst. Höchst erstaunlich. Wie ist denn das jetzt zu erklären ? Das ablaufende Wasser hat die Abbrüche der drei linken Gletscher bis hinter den Abzweiger nach Süden transportiert, das auflaufende Wasser hat dieses dicke Eis dann zusammen mit dem Eisgürtel vom Vormittag wieder hinaufgeschoben und in den rechten Fjord gedrückt ? Für uns schwierig zu durchschauen, obwohl wir etwas Erfahrung haben. Die Einheimischen werden es wissen. Wir sind auf jeden Fall sehr erleichtert, dass wir nicht noch mehr vor uns haben. Und es zeigt wieder einmal, wie schnell sich die Situation komplett verändern kann. Innerhalb weniger Stunden wären wir trotz aller Vorsicht beinahe vom Eis eingeschlossen worden.
Ab 16.30 Uhr zieht Nebel auf, der schnell immer dichter wird. Kaum noch Eis, dafür legen wir die letzten Seemeilen fast im Blindflug zurück. Um 18.00 Uhr erreichen wir unseren Ankerplatz von gestern bei Moraine Island. Ofen an, Abendessen, früh in die Koje.
Morgens beim ersten Blick aus dem Cockpit entdecken wir unsere ehemalige Aries Windsteueranlage. Andy, dem wir das Teil in Kodiak verkauft haben, ankert mit seinem Boot gleich nebenan. Er ist über Nacht angekommen und zur Zeit mit seinem Bruder in dieser Gegend unterwegs. Freudiges Wiedersehen, sowohl mit Andy als auch mit unserem alten Ausrüstungsteil.
Später erwartet uns eine weitere nette Begegnung. Wir können wegen der Tide erst am Nachmittag starten und möchten uns vor der nächsten Etappe noch ein bisschen die Beine vertreten. Weit kommen wir aber nicht, denn wir werden von Todd abgefangen. Er fährt mit seinem Quad am Strand entlang. Schon vorgestern haben wir uns über die Fahrspuren und den Weg durch den Wald gewundert.
Todd erklärt uns, dass wir hier besser nicht spazierengehen sollten. Er hat 110 squaremiles an Land gepachtet ( das sind sagenhafte 28500 Hektar ) und fühlt sich verantwortlich, falls Jemanden etwas passiert. Natürlich ist die Gefahr, von einem Bären angegriffen zu werden, allgegenwärtig. Todd betreibt mit seiner Frau Ruth seit 10 Jahren die Icy Bay Lodge. Wir sollen uns hinten auf den Quad setzen, denn er möchte uns gerne seiner Frau vorstellen. So kommen wir zu einer abenteuerlichen Fahrt mit dem Quad über Stock und Stein.
Bei Ruth gibt es erst einmal leckeren Kaffee und gute Unterhaltung. Im weiteren Verlauf bekommen wir Dusche und Waschmaschine angeboten. Außerdem bekommen wir eingefrorenen Fisch, Köder und ein paar Dosen Bier. Wir dürfen uns weitere Geschenke aus dem hauseigenen Laden aussuchen : Sonnenkappe nach Wunsch für Thomas, eine Fleece-Mütze für mich, beides mit dem Logo der „Icy Bay Lodge „. Wir freuen uns sehr, nicht nur wegen der Geschenke, sondern weil wir Bekanntschaft mit ganz besonderen Menschen gemacht haben. Wenn sie nicht den Sommer und Herbst in ihrer Lodge arbeiten, dann leben sie in Colorado, was einer unserer Lieblingsstaaten in den USA ist. Kontaktdaten sind ausgetauscht, Wiedersehen ist nicht ausgeschlossen. Cool !
Wir lieben dieses Leben, weil wir immer wieder interessante Menschen kennenlernen. Und über die Gastfreundschaft in den USA könnten wir ein dickes Buch schreiben. 🙂
Todd hat uns seinen bevorzugten Angelplatz ganz in der Nähe verraten. Eine Stunde Pause, um den neuen Köder auszuprobieren, aber ohne Erfolg.
Einige Bisse, aber die Fische verabschieden sich mal mit und mal ohne den Köder. Dann hat Thomas plötzlich ein Monster an der Angel, so schwer, dass er die Angelrute kaum halten kann. Ein Fisch, vor dem uns Todd gewarnt hat mit den Worten : „So einen wollt ihr wirklich nicht an an der Angel haben.“ Bingo – Volltreffer. Oder Fettnäpfchen, wie man es nimmt. 😉 Wir haben einen Rochen eingegangen. Alaska Skate ist der größte Vertreter der Echten Rochen an der Pazifikküste Nordamerikas. Mit vereinten Kräften ziehen wir das Tier an der Bordwand hoch und entlassen es wieder in die Freiheit, nachdem Thomas den Haken entfernt hat.
Um 17.00 Uhr ist der Nebel wieder da, genau wie gestern. Null Sicht.
Vom berühmten Malaspina Gletscher zur Linken sehen wir gar nichts, obwohl wir in nur 3 Seemeilen Distanz zur Küste fahren. Der dichte Nebel bleibt uns die ganze Nacht erhalten. Das Radar ist Gold wert.