Am 26.07 sind wir dann endlich gestartet. Wir waren 13 Tage und Nächte ununterbrochen auf See! Es war sehr spannend die ersten 6 Tage waren auch ok erst Holland dann durch den englischen Kanal, oft hatten wir in weiter Ferne die felsige Küste Englands in Sicht. In den Tagen war mäßiger Wind immer von achtern oder halb, nie wirklich schönes Wetter aber auch nicht richtig schlecht.
Dann mussten wir den Kurs nach Süden ändern wir wollten nach La Coruna Spanien, das ist so am äußersten Nordwest Zipfel von der iberischen Halbinsel. So ungefähr 330 Seemeilen das schafft man in etwa 3 Tagen. Aber wir hatten den Wind von vorne und so mussten wir aufkreuzen. Der Atlantik hat uns mit Gegenwind und Flauten empfangen. Aber auch mit Delfinen die wir beinahe jeden Tag sahen. Mal sprangen sie direkt um die Walkabout dann wieder weiter weg. Und Wale die sich immer mit einem weit sicht und hörbaren Ausblasen bemerkbar gemacht haben. Am schlimmsten waren die 2 Flauten tage, wir wurden so richtig seekrank von dem blöden hin und her geschaukelt. Die Biskaya hat uns nicht verwöhnt wir hatten Sturm mit Wind bis 8 Bft. Ich schätze so 3 Meter hohe Wellen das war extrem anstrengend Wir mussten uns die ganze Zeit irgendwie festhalten, einklemmen um nicht durch die Gegend zu fliegen, ein paarmal sind Wellen eingestiegen die Plicht voller Wasser, der ausgebaumte Großbaum ist ständig ins Wasser eingetaucht. Na ja ohne blaue Flecken geht es nicht. Aber wirklich gefährlich war es letzten Endes nicht wir waren immer an gepickt und das Boot hält solches Wetter locker aus. Durch den Sturm sind wir denn auch weit von unserem ursprünglichen Ziel abgekommen. Wir sind in Santander und kaum an Land war das Wetter schön, so richtig schön mit viel Sonne und so. Die Sonne brauchten wir auch um wieder alles zu trocknen.
Nun ist Nils bei uns, der den Rest seiner Sommerferien hier verbringt
Santander 10.08 bis 22.08
Am 10.08 habe ich Nils mit dem Bus aus Bilbao abgeholt. Am selben Tag haben wir die Walkabout zu einem Ankerplatz verholt. Direkt am Strand La Magdalena bei 5 Meter Wassertiefe. Während es tagsüber dort sehr betriebsam war,wurde es zum Abend hin richtig idyllisch. Ein paar Minuten Paddeln zum Strand. Wir haben die Tage dort wie Urlauber verbracht, sind zur vorgelagerten Vogelinsel gerudert,um dort zu schnorcheln und tauchen. Waren mit Fahrrädern unterwegs und sind viel gelaufen. Santander selbst ist eine Stadt, in der immer Hochbetrieb herrscht, außer nachmittags (Siesta). Um so erstaunlicher haben wir die Freundlichkeit der Spanier empfunden. Egal wen man angesprochen hat, immer ein freundliches Gesicht. Wir haben einen Rucksack auf einer Parkbank stehen lassen. So ein Mist, nachdem wir 30 Minuten später zurück waren, war der natürlich nicht mehr da. Mit 80 € drin, Personalausweis, Bankkarte usw. Na ja, wir sind dann zur Polizei, um den Verlust zu melden. Dort hat man meine Handynummer notiert, und prompt wurde ich noch am selben Abend angerufen. Wir konnten den Rucksack am nächsten Tag abholen. Das haben wir dann auch gemacht. Und das Unglaubliche: es war noch alles drin! Das hat uns doch sehr überrascht.
22.08 Santander Richtung Gijon.
18 Uhr Anker auf und Start Richtung Westen. War es am Ankerplatz noch sehr ruhig, änderte sich das auf See schnell. Der angekündigte Ostwind blieb aus, dafür kam er aus West. Wir haben fast nur motort, immer in der Hoffnung, das nun bald der versprochene Ostwind kommt. Der Wind nahm sogar noch zu auf 5 Bft. Die Wellen wurden ekelig, und so hatten wir eine ganz bescheidene Nacht. Während Nils mit Pflaster gegen Seekrankheit in der Koje lag, wurde uns hundeelend. Eigentlich hätte man sofort umkehren sollen. Aber da wir ja schon einige Seemeilen zurückgelegt hatten, als uns unsere Misere klar wurde, haben wir uns durchgebissen. Der Morgen war grau, wolkenverhangen und es hat geregnet und geregnet.
Gijon 23.08 bis 28.08
Wir sind am Nachmittag nach 97 Seemeilen angekommen.Gijon ist kleiner als Santander, aber ebenso schön. Wir haben eine Bootstour mit einem Ausflugsschiff gemacht. Das war aber nicht so toll. Einfach in die nächste Bucht und zurück. Na denn, aber wir haben einen ungefähren überblick dadurch bekommen. Abends war hier immer gut was los – ein Riesen Fest (Apfelweinfest). Der Platz brechend voll von Menschen und alle haben gemeinsam gesungen.
29.08 Gijon Richtung La Coruna
Diesmal haben wir für den nächsten Schlag sehr genau die Wetterprognosen studiert. Gegen 10 Uhr ging es die ersten 4 Stunden unter Motor, bis dann der Ostwind einsetzte. Herrliches Segeln mit achterlichem Wind. Die Windsteueranlage nimmt uns die Arbeit ab. Und so bleibt nur, Ausschau zu halten. Bis wir dann reffen mussten, etwa 6 Bft. wehte es. Und es wurde auch wieder ziemlich ruppig für eine Weile. Die Nacht hindurch sehr viele Fischer unterwegs. Aber was für ein Unterschied zu dem Törn davor. So macht das Reisen Spaß. Das war bisher unser bestes Etmal in 24 Std.: 128 Seemeilen. Am 30.08. sind wir nachmittags in Coruna angekommen. Insgesamt haben wir diesmal 149 Seemeilen zurückgelegt.
Es ist am 29.08. ein Zeitungsartikel von uns und über unsere Reise erschienen. Schon ein komisches Gefühl. überhaupt erstaunt uns das große Interesse. Aber eins möchten wir hier mal ganz deutlich klarstellen :
Wir sind nicht losgefahren, um eine Weltumseglung zu machen. Das hört sich zwar sehr gut an. Aber im Moment haben wir andere Dinge vor, die wir machen möchten. Wir werden in Argentinien das Boot erstmal für etwa 1 Jahr aus dem Wasser holen, um dann Süd- und Nordamerika zu erkunden. Was dann weiter wird, wissen wir noch nicht genau.
La Coruna bis Aveiro Portugal 07.09 bis 10.09
Die letzte Nacht in La Coruna haben wir uns noch einen Ankerplatz gesucht, von dem aus wir dann am 07. mittags gestartet sind. Die ersten Seemeilen mussten wir motoren. Und dann nicht wie erwartet den angekündigten Nordwind erwischt, sondern wir waren unglaubliche 20 Stunden in einer dicken Nebelsuppe mit Sichtweiten um die 50 Meter unterwegs. Dazu hatten wir sehr viel Schiffsverkehr. Ohne Radar wären wir vor Angst gestorben, wir hatten einmal 11 Schiffe, die in unserer Nähe waren auf dem Bildschirm. Die See war glatt und bleiern wie mit öl begossen. Und immer wieder kamen Delphine an das Boot. Als wie nun endlich Wind hatten, kam er aus südlichen Richtungen. Nachdem dann deutlich wurde, dass der Wind erst mal südlich bleibt, haben wir die Kanaren als Ziel abgebrochen und sind Kurs Portugal. Immerhin waren wir zu der Zeit bereits 100 Seemeilen von der Küste entfernt, haben also einen ordentlichen Umweg gemacht.
10.09 bis 12.09 Aveiro Portugal
Unser „Nothafen“ hat sich als ein besonders schöner Zwischenstopp erwiesen. Die Stadt liegt ein paar Kilometer landeinwärts in einer Lagune und ist von Kanälen durchzogen. Wir kamen in einem privaten Yachthafen zu Liegen, wo das Büro an den beiden Tagen nie geöffnet war. Dafür viele sehr nette, hilfsbereite Portugiesen, die uns bereitwillig Zugang mit ihrem Schlüssel verschafften. Wir sollten dann einfach 10,- Euro pro Nacht in den Briefkasten werfen. Kein Papierkram, dafür aber auch keine sanitären Anlagen. Aveiro ist das Venedig Portugals, wie es zu Recht genannt wird. Etliche Gondeln sind auf den Kanälen unterwegs. Es gibt sehr viele wunderschöne Häuser und einen Flair, der noch eine Spur lässiger scheint als in Spanien. Langsam dämmert es uns, dass wir doch an sehr vielen schönen Plätzen vorbeifahren mit unserem Schnellreisen.
12.09 bis 19.09 Von Aveiro nach La Graciosa Kanaren
Die Fahrt zu den Kanaren war anstrengend. Es war immer ordentlich Wind und vor allem 3 Meter hohe Wellen, die als quer laufende Dünung uns gut durcheinander geworfen haben . 8 Tage haben wir gebraucht, wovon ich die Hälfte der Zeit seekrank war. Frauke kommt damit zum Glück besser klar. Aber mein persönliches Highlight von dieser Tour war, dass es vorbei geht. Und dann hat man auch wieder Augen für die Schönheit um einen herum. Die Sonnenauf- und -untergänge, der Flug der Seeschwalben und der Sturmvögel. Du gewöhnst Dich dran. Der Wind war perfekt die ganzen Tage. Wir mussten nicht viel mehr machen als Wache halten. Einzig bei der Windsteueranlage haben sich Schrauben gelöst. Aber wen wundert das, schließlich ist Helferlein der Einzige an Bord, der immer arbeiten muss. La Graciosa ist die nördlichste Insel der Kanaren. Direkt neben Lanzarote. Die Insel ist sehr klein und hat nur das Allernötigste an Infrastruktur. Es ist sehr wüstenartig hier. Weiß getünchte flache kleine Häuser, die Straßen sind nicht gepflastert und Sand, wohin man schaut. Ein paar staubige Palmen. Wir ankern in einer Bucht nahe dem Strand. Das Wasser ist herrlich blau bis grünlich und sehr klar. Man sieht den Grund vom Boot aus (7m). Wir lernen immer neue Segler kennen. Es ist überraschend wie viele Gleichgesinnte es gibt. Franzosen, Engländer, Schweizer, österreicher und Deutsche. Die meisten sind auf dem Weg in die Karibik, bis auf einen, der auch nach Argentinien möchte. Na, den werden wir dann wahrscheinlich nochmal wieder sehen. Von einem deutschen Paar, das mit Ihrem 4-jährigen Jungen auf dem Boot lebt, habe ich eine super Einweisung bekommen, mit der es mir nun möglich ist, Wetterfax auf dem Boot zu empfangen. Und das, egal wo wir sind. Hier nochmal ein dickes Dankeschön an die Crew der Toikien.
Morgen am 26.09 wollen wir Ankerauf gehen, Richtung Teneriffa. Das sind 140 Seemeilen mit halben Wind.. Für einige Tage nach Santa Cruz de Tenerife, um uns für die Atlantiküberquerung vorzubereiten.
26.09. bis 04.10. Teneriffa
Am 26.09. morgens haben wir die wunderschöne Ankerbucht auf La Graciosa verlassen. Die überfahrt nach Teneriffa war sehr gemütlich : 150 Seemeilen in 35 Stunden und das schön ruhig, ohne hohe Dünung. Die Nacht war ganz besonders schön. Wir hatten sehr starkes Meeresleuchten, und so haben wir eine leuchtende Spur durch das Wasser gezogen unter einem phantastisch funkelnden Sternenhimmel. Am 27.09. gegen Abend sind wir in eine Bucht eingelaufen, die für uns eine besondere Bedeutung hat. Am nördlichen Zipfel von Teneriffa im wilden Anagagebirge, ein kleiner Strand, nur vom Wasser oder über einen 3-stündigen Bergweg zu erreichen. Wir sind viele Male mit Proviant für ein paar Tage und dem Zelt hingewandert und haben die Einsamkeit und Ruhe dort genossen. Und wenn wir dann abends dort saßen, mit dem Blick auf das Wasser, war klar: hierhin werden wir mit dem eigenen Boot kommen. Aber die Realität sieht anders aus. So romantisch war das dortige Ankern dann nicht. Obwohl die Wetterlage sehr ruhig war, fegten die ganze Nacht sehr starke Fallböen von den nahen Felswänden über die Bucht. Ständig ging der Ankeralarm los, und so war an eine ruhige Nacht nicht zu denken. Den darauffolgenden Tag haben wir aber dennoch vor Anker verbracht, haben ein wenig am Strand gelegen und haben die Idee genossen, all die vertrauten Dinge dort auf dem eigenen Kiel erreicht zu haben.
Santa Cruz de Tenerife ist für uns die schönste Stadt auf Teneriffa, und ein Hafen mit sehr guten Versorgungsmöglichkeiten.. Wir sind dort am 28.09. abends eingetroffen und waren dort bis zum 03.10. Die Tage haben wir mit den Vorbereitungen für den großen Sprung verbracht. Ich habe einen neuen Spinnakerbaum gekauft und den zerbrochenen Beschlag vom zweiten Spinnakerbaum ersetzt. Dann haben wir die Bilge gereinigt, Inventur gemacht und nochmal Proviant gekauft. Die Rollreffanlage und die Selbststeuerung gewartet und dann endlich unser Süßwasserfiltersystem richtig in Gang gebracht. Nach ein paar Schwierigkeiten, die an unserem Wassersystem lagen, haben wir nun Trinkwasser in aller bester Qualität. Direkt aus dem Tank und das unabhängig davon, wie die Wasserqualität ist, die wir im Tank haben. Schleichwerbung aus überzeugung : Evers Filter. Der Link ist auf unserer Seite zu finden.
So alles in allem haben wir wenig freie Zeit gehabt in Santa Cruz. Es ist nun so richtig warm geworden. Selbst in den Nächten waren Temperaturen über 25 Grad. In der brütenden Mittagshitze kann man nicht viel mehr machen als sich in den Schatten zu verkriechen. Hitze, die einem überall hin folgt, ständig mit einem Schweißfilm auf der Haut. Herrlich, Wärme die bis ins Innere der Knochen vordringt.
03.10 bis 08.10. Gomera und El Hierro
Spät abends sind wir von Santa Cruz in die Dunkelheit gestartet. Einige Stunden an den Lichtern von Teneriffas Küste vorbei, um dann Kurs nach Gomera zu nehmen. Die Fahrt war von sehr wechselhaften Bedingungen begleitet, ständig wechselnde Windrichtung und Stärke. Der Nordpassat war nicht in Sicht, dafür langandauernde Gewitter in der Ferne. Immer wieder Segel rauf, kurz danach Segel wieder herunter. Die Wetterprognosen waren eindeutig daneben, aber es war wohl so, dass die Großwetterlage keine zuverlässige Vorhersage zuließ. Nachdem wir die Südküste Gomeras umrundet hatten, sind wir im Valle Gran Rey vor Anker gegangen. Lieber wären wir in dem kleinen Hafen an die Mauer oder an eine Mooring, aber das war leider nicht möglich. In der Ankerbucht gab es noch 4 weitere Jachten, aber wegen des Schwells mussten wir weit weg vom Strand liegen, bei 13 Meter Wassertiefe. Eine nervige und anstrengende Aktion am Ende eines langen Tages. Die Bucht selbst ist sehr schön, eingerahmt von Felswänden, einem kleinen Strand und dem Fischerhafen. Die Tage bis zum 08.10. waren gemütlich, keine großen Aktionen, wenn man mal von der langen Paddelstrecke absieht. Die Nächte waren weniger geruhsam, immer wieder plötzliche Böen aus allen Richtungen, zum Teil richtig stark. Eines unserer Paddel ist jedenfalls von Bord geflogen! Der Anker hat aber sehr gut gehalten, naja, nachdem wir am zweiten Tag nochmal verholt haben und 60 Meter Kette gesteckt hatten.
Am 08.10. sind wir Ankerauf nach El Hierro, bei strahlendem Sonnenschein und frischen Wind. Die ersten 1,5 Seemeilen waren wir in der Landabdeckung von Gomera, danach wurde es lebhaft. 5 bis 6 Beaufort, in den Böen auch mehr. Nachdem endlich das ausgebaumte Vorsegel stand und die Windsteueranlage eingestellt war, ging es einigermaßen. Aber es war nass, eine Welle schaffte es wieder in die Kajüte zu spritzen. Zum Abend hin wurde es etwas handiger, dafür war die Wellenhöhe gestiegen. Die Einfahrt in den Hafen von La Restinga war spannend und beängstigend. Wegen der tiefstehenden Sonne war die Sicht eingeschränkt. Was aber gut zu sehen war, war die meterhohe Gischt von den Wellen, die an den Felsen neben der kleinen Hafeneinfahrt zerbrechen.
08.10 bis 10.10. El Hierro
Was für eine Freude, auf El Hierro mit der Walkabout angekommen zu sein. Ein Platz am Steg, noch 4 weitere Segelboote und der Rest alles Fischerboote. Im Dezember waren wir das letzte Mal in Restinga und haben dort mit Blick auf den Hafen beim Cafe con Leche gesessen.
El Hierro ist der letzte Ort vor der Atlantiküberquerung, das Ende vom 10- Meterbrett. Jetzt heißt es: Augen zu und springen. Geplant ist der Mittwoch, am 12.10. Aber das kann auch ein paar Tage variieren – je nach Wetterlage.
Wir sind nun vor 77 Tagen gestartet, davon waren 34 Tage auf See, und haben in der Zeit 2823 Seemeilen zurückgelegt. Wir genießen diese intensive Art zu leben sehr, fühlen uns auch gesundheitlich hervorragend. Das einzige Problem, das wir haben ist: unsere Vorstellungen der Realität anzupassen. Ein solches Leben hat auch viele ungemütliche Seiten, und man muss gut überlegen, was man sich zumutet. So sind wir gar nicht sicher, ob wir wie ursprünglich geplant bis nach Argentinien ohne Stopp durchziehen sollen. Der nächstmögliche Stopp von hier sind die Kapverdischen Inseln nach 800 Seemeilen. Wir haben uns für einen Landfall dort eingerichtet, wollen aber mal sehen, wie die Stimmung ist, wenn wir kurz davor sind. Für die Weiterfahrt ohne Halt sind wir ebenso eingerichtet. Von den Kapverden sind es nochmal 1500 Seemeilen bis zur Insel Fernando de Noronha, die der brasilianischen Küste vorgelagert ist. Danach geht es weitere 2000 Seemeilen an der Südamerikanischen Küste entlang, wo dann ein Unterbruch immer möglich ist. Na, jedenfalls bedeutet dieses, dass wir unter Umständen erst nach 6 oder 8 Wochen ein Lebenszeichen von uns geben können. Selbst bei einem Landfall ist es denkbar, dass wir gar nicht die Möglichkeit haben, beim Zwischenstopp ins Internet zu kommen. Also keine Sorgen, wenn es länger dauert !
11.10 bis 16.10 El Hierro
Es ist schon sehr erstaunlich, wie schnell sich die Situation in Restinga geändert hat. Wir wollten so am Mittwoch fertig sein zum Ablegen,vielleicht noch 1 oder 2 Tage dranhängen zum Relaxen. Aber am Dienstag fing der Spaß damit an, dass man uns dazu aufgefordert hat, zum Fußballplatz zu gehen. Dort, so dachten wir, gibt es Informationen zu der aktuellen Situation. Aber das war nicht so, von dort aus wurden die Leute direkt in Busse und Rote-Kreuz-Wagen gebracht. Die Einwohner wurden evakuiert, man wollte uns nicht zum Boot zurücklassen. Aber in dem Durcheinander konnten wir uns davonschleichen und sind zurück auf die Walkabout.
Das evakuierte Restinga war auf einmal eine Geisterstadt. Wir haben uns nicht vom Boot getraut, andauernd kamen auch Polizeistreifen, und von denen wollten wir nicht geschnappt werden. Der Tag darauf war merkwürdig, dieser verlassene Ort. Keine Möglichkeit, mit jemanden zu sprechen. Absolute Stille, kein Geschäft, nichts. So, aber wir wurden dann doch erwischt. Die Boote wurden nochmal kontrolliert. Na, und wir haben dann unsere Sachen (Schlafsack, Isomatten usw) gepackt und wurden in eine Notunterkunft gebracht. Uns war es aber auch recht dort wegzugehen. Du kannst nichts machen, und die ganze Zeit auf der Walkabout hocken war uns auch zu öde. In der Notunterkunft (Turnhalle, Feldbetten) sind wir dann gar nicht eingezogen. Wir haben uns bedankt und sind auf Wanderschaft gegangen. Haben die Nacht im Wald in den Hängematten verbracht. Und in der Nacht ist tatsächlich ein Vulkanausbruch gewesen. Unserem Boot ist zum Glück nichts geschehen, aber das Ganze war nur 2 Kilometer vom Hafen entfernt. Schon eine richtig verrückte Vorstellung. Unsere Wanderung haben wir noch einen Tag weitergeführt, bis wir Nachmittags die Nachricht bekamen wir müssen sofort nach El Pinar kommen, wir dürfen mit unserem Boot raus fahren und alles wartet auf uns. Erstmal mussten wir eine Stunde in der heißen Sonne herumlaufen, bis wir ein Taxi hatten das uns wieder über die Insel gebracht hat. In El Pinar war gut was los. Zwei weitere Segler, die mit Ihren Booten raus wollten und einige Fischer waren da. Wir wurden wieder gefahren und an der Straßensperre kontrolliert. Aber im Hafen selbst war ein irrer Wind, fast schon Sturm. Das wollten wir nicht ! Also alles abblasen und wieder zurück. Es wurde noch ein Hin und Her in den nächsten Tagen. Am dritten Tag war es dann endlich soweit. Wir waren wieder in El Pinar beim Rathaus, diesmal mit allerlei Presse, Kamerateams usw. Die Politiker, Sicherheitschef der Insel und Vulkanologen, alles war dort vertreten. Man hat uns endlich ziehen lassen. Die unmittelbare Gefahr war zu der Zeit gering, solange man dem Vulkan nicht zu Nahe kommt. Wieder Straßensperre, diesmal mussten wir aussteigen. Alle Sicherheitsvorkehrungen hatten sich inzwischen verschärft. Es war sogar Militär da. Als wir zur Kontrolle ausstiegen, kamen die Kamerateams angerannt und Frauke hat ein Interview gegeben. Diesmal hat man uns am Hafen nicht einfach aussteigen lassen, nein, wir wurden militärisch begleitet. Unfreundliche Spanier, das war eine ganz neue Erfahrung weil bis dahin immer alle sehr freundlich waren mit uns. 2 Stunden Zeit, um dann auszulaufen, was für ein Gehetze. Ein Rettungskreuzer lag draußen, um aufzupassen dass niemand dem Vulkan zu nahe kommt. So war dann unser Start zu den Kapverden hektisch. Nicht genug Wasser und Diesel, um über den Atlantik zu gehen. Es war klar, dass wir noch einen Stopp machen müssen. Mit dem letzten Tageslicht sind wir aus dem Hafen, erst mal nur weg vom Vulkan. Die See war rau, über Funk gab es Anweisungen vom Rettungskreuzer. Trotz allem ein sehr blödes Gefühl, so nah an dem Vulkan, bei Nacht und ohne Sicht. Aber wir waren heilfroh, so gut aus der Sache herausgekommen zu sein. Wenn man sich mal überlegt, wie viel für die Bewohner und Geschäftsleute von dem Ort auf dem Spiel steht, dann hat es uns nur ein paar Tage gekostet. Und Zeit ist für uns keine Mangelware.
übrigens: Für alle, die den letzten Artikel in der Badezeitung gelesen haben, hier noch eine kleine Anmerkung : Ohne Frauke wäre ich keinen Meter weit gekommen. Wir beide teilen uns die Schiffsführung zu gleichen Teilen.