Wir segeln und wandern durch die Welt

Pelican und weiter nach Süden

An der Nordwestküste von Chichagof Island liegt der kleine Fischerort Pelican. Auf einer Fläche von 1,5 km² leben etwa 100 Einwohner, überwiegend Nachkommen von Tlingit-Kriegern und Pionieren.

Bei unserer Ankunft hört es gerade auf zu regnen, das ist nett. Ankern scheint nicht gut möglich zu sein direkt vor dem Ort. Um 15.30 Uhr machen wir an der Steganlage fest und sind sogar bereit, für eine Nacht zu bezahlen.
Eine Box im Hafen ist mit einem kleinen Wasserflugzeug besetzt. Es bietet nur Platz für 2 Personen. Das Besondere daran ist ein selbstgemaltes Schild mit der Info : „Der Zahnarzt ist jetzt da.“ Das ist ja nun wirklich kurios. Für mich ist es das Beste an Pelican. 😉

Die armseligen Hütten stehen auf Stelzen, lange Holztreppen führen zu den wenigen Häusern in der zweiten Reihe. Dahinter nur steile Felswände, die völlig unzugänglich aussehen und den Ort nach hinten begrenzen. Die Hauptstraße ist ein breiter Bretterweg, auf der Quads und Golf-Caddys fahren dürfen. Fahrräder gibt es auch, und das in einem Dorf mit einer Ausdehnung von etwa einem Kilometer. Wir laufen in einer halben Stunde hin und zurück, inklusive einem Abzweiger. Mehr kann man nicht erleben.

Pelican ist für uns nicht besonders attraktiv. Elfin Cove hat mir viel besser gefallen. Wir kaufen nur ein paar Kartoffeln und Eier im kleinen Laden für 15,- $. Natürlich gibt es auch einen Liquor Store, wie in fast jedem Dorf. 12 Dosen Bier kosten wahnsinnige 30,- $. Am Steg müsste man eigentlich Liegegebühr bezahlen, aber die sparen wir uns, indem wir nach 2 Stunden wieder abhauen. Es geht nur einmal kurz um die nächste kleine Insel zum Ankern.

Die Nacht war unruhig, denn unsere Ankerkette hat ordentlich geschrappelt. Anscheinend ist der Untergrund felsig. Ständig das Gefühl, dass der Anker nicht richtig hält. Ankeralarm an, aber er gibt keine Warnung. Morgens zeigt der Plotter, dass wir uns überhaupt nicht vom Fleck bewegt haben. Dieselbe Stelle wie gestern Abend, kein bisschen verrutscht.

Das Lisianski Inlet ist eine Sackgasse. Wir müssen zunächst ein Stück zurück und dann in die enge Lisianski-Straße abbiegen. Wie immer dauert es lange, bis wir die Sache mit den Gezeiten so weit durchdacht haben, dass wir auf einen gemeinsamen Nenner kommen. Wann ist der beste Zeitpunkt für die Abfahrt ? Es scheint zu stimmen, denn wir sind von Anfang an schnell. Unsere Geschwindigkeit wird immer höher. Walkabout läuft und läuft …. An der schmalsten Stelle erfordern Wasserwirbel vollste Konzentration. Das Boot will aus dem Ruder laufen. Ich steuere gegen, und es kommt mir vor wie Aquaplaning auf der Straße. Wir haben 8,1 Knoten auf der Logge. Es wird immer enger, macht aber Spaß.
Dann entdeckt Thomas einen öffentlichen Steg mitten in diesem einsamen Wasserweg. Unsere Informationen bei Navionics sagen, dass es dort einen Trail mit Schutzhütte geben soll. Es ist 15.00 Uhr, wir haben noch ein paar Stunden Zeit. Diesen Wanderweg müssen wir uns unbedingt anschauen. Ein Segler mit finnländischer Flagge liegt auf der einen Seite des Schwimmsteges. Wir machen unsere Leinen auf der anderen Seite vom Bohemia Public Dock fest. 

Tatsächlich steht da ein verwittertes Schild vom USNF ( National Forest ). Daneben eine sehr gut erhaltene Shelter mit festem Vorhang zum Schutz vor Bären, mit Ofen und Brennmaterial. Ein paar Meter weiter finden wir das Privy, eine Komposttoilette, wie sie überall auf den Trails zu finden ist. Wir sind echt erstaunt. Nicht nur, weil wir nichts von diesem kostenlosen Anleger wussten, sondern weil hier eine Wanderung möglich sein soll.

Wir machen uns auf den Weg, das bedeutet, wir suchen rings um die Hütte eine brauchbare Spur. Es fängt an zu regnen, ich bin wenig begeistert. Alles nass und sumpfig, binnen 10 Minuten haben wir nasse Schuhe und Strümpfe. Keine Anzeichen für einen begangenen Pfad. Fließendes Wasser von oberhalb des Hanges schneidet uns den Weg komplett ab. Entweder wir müssen umkehren oder durch. Unsere Füße sind sowieso nass, wie stapfen mit Schuhen in den kalten Bach. Nicht ganz so schlimm wie bei der Soapstone Cove, nicht bis zum Oberschenkel, sondern nur knöcheltief. Eine Weile folgen wir dem Verlauf des Wassers, queren auf die andere Seite, suchen dort in allen Richtungen. Dann wieder zurück ans gegenüberliegende Ufer, aber dieser weitere Versuch verläuft ebenfalls im Sande bzw. im Wasser. Auf dem Hinweg gab es einen unscheinbaren Abzweiger nach links, auf dem Fußabdrücke im Matsch zu erkennen waren. Letzte Möglichkeit, das probieren wie auch noch aus. Fehlanzeige. Auch diese Spur versickert im Nirgendwo. Wir haben keine Ahnung, wo der Trail sein soll und wie sein Verlauf ist. In diesem Gelände sieht alles gleich aus, Internet haben wir hier natürlich nicht, und unsere Wander-Apps zeigen auch nichts an. Völlig aussichtslos. Vielleicht ist es auch ein bisschen gefährlich, am späten Nachmittag hier herumzuirren. Wir treten den Rückzug an.
Unsere Nachbarn sind immer noch nicht da. Die Finnen kehren erst abends spät zurück zum Boot und erzählen, dass sie 8 Stunden unterwegs waren. Wie gut, dass wir nicht weiter gesucht haben.

Super-Mond war gestern, aber auch in dieser Nacht am Steg zeigt sich ein fantastischer Mond mit einem orange leuchtenden Hof.

2 Kommentare zu “Pelican und weiter nach Süden

  1. Brigitte Wagner

    Hallo Frauke und Thomas,
    wir sagen euch herzlichen Dank, dass wir durch eure wunderbare
    Berichterstattung und den tollen Bildern an dieser ausgefallenen Reise teilnehmen können.
    Liebe Grüße und weiterhin gute Reise und bleibt gesund
    Biggi und Jochen

    1. Frauke

      Liebe Biggi, lieber Jochen !

      Ach, wie schön. Wir haben tatsächlich gestern noch an euch gedacht und über euch geredet. Natürlich nur Gutes. 😉
      Nächsten Winter sind wir längere Zeit in Deutschland. Essen haben wir auf jeden Fall im Plan, ein Besuch bei euch in Mülheim sehr gerne.

      Herzliche Grüße aus Alaska,
      Frauke