Seldovia ist ein kleines Dorf mit weniger als 300 Einwohnern auf der Kenai-Halbinsel. In den Sommermonaten verkehrt hier regelmäßig eine Fähre von Homer, oder das Wasser-Taxi bringt eine Handvoll Touristen für einen Tagesausflug. Der Ort ist wirklich hübsch. Es gibt ein paar Buden und Souvenir-Shops für die Tagesgäste, außerdem einen sehr verschlafenen Lebensmittel-Händler.
Seldovia besticht durch seine auf Pfählen gebauten Häuser entlang der Bucht und der angrenzenden Lagune. Auffällig sind auch die vielen Hydranten, die lustig bunt angemalt sind.
Kunstvolle Holz-Schnitzereien sind überall gegenwärtig. Im Dorf hat ein von der Bundesregierung 1991 anerkannter Stamm amerikanischer Ureinwohner der Kachemak Bay seinen Sitz. Der Seldovia Village Tribe ist eine Mischung von Aleuten, Yupik, Alutiiq und Völkern von Athabascan und damit in der Geschichte und Kultur einzigartig.
Vom Strand bis zum Dorf führt eine alte Forststraße durch den Wald. Unbefahren, offensichtlich unbegangen. Auf der anderen Seite gibt es eine Schranke und ein Verbotsschild ( nicht gesehen ). Auf jeden Fall sind wir ganz alleine ….. mit den Bären, die sich hier im Dickicht wohlfühlen. Wir sehen 4 stattliche Haufen auf dem Weg. Ach ja, wir sollten vielleicht das Bär-Spray mitnehmen …. Alles noch neu und ungewohnt, wir müssen uns erst wieder an das Leben in der Wildnis anpassen.
Wir wandern auf dem Otterbahn-Trail, treffen dabei keinen Menschen und genießen die Natur. Ein schön angelegter Waldweg mit Hinweistafeln zur Flora und Fauna. Außerdem entdecken wir einige überraschende Details. Da gibt es eine im Baumstamm eingebaute Tür mit goldenem Knauf. Auffällig auch ein Holzschild, auf dem mit bunten Kronenkorken „Hello“ geschrieben steht. Sehr nett – wir freuen uns über diese Kleinigkeiten am Wegesrand. 🙂 Der Otterbahn-Trail führt rauf und runter und wieder rauf. Zurück müssen wir natürlich auch noch, es ist kein Rundweg. Zunächst führen Bretterstege über ein Sumpfgebiet, es folgt der Anschluss an den Trail und geht auf demselben Pfad retour, dann über Straße durch das langgestreckte Dorf und wieder durch den verbotenen Wald bis zum Strand, wo unser Dingi wartet. Am Ende des Tages sind wir richtig kaputt vom ungewohnten Laufen und spüren unsere Beine.
Am nächsten Tag nehmen wir uns den Rocky Ridge Trail vor. Das ist ein Rundweg, wir starten beim North Trail Head. Der Begriff „Ridge“ lässt schon vermuten, dass es bergauf geht. Ursprüngliche Natur, eine grüne Wildnis. Der schmale Pfad, dem wir folgen, ist gut erkennbar. Auch in diesem Wald gibt es zahlreiche Spuren von Bären. Ein Abstecher führt zu einem Stausee, in dem gerade ein Weißkopfseeadler badet. Wir entdecken Elch-Spuren im Matsch. Ganz deutlich sind die Abdrücke der gespaltenen Hufe zu erkennen. Eine weitere Abzweigung gibt es, nachdem wir etwa zwei Drittel der Strecke zurückgelegt haben. Nirgends beschrieben und nicht auf der Karte eingezeichnet. Beide Pfade sind gleich breit und sehen gut aus. Wir entscheiden uns für den Links-Abbieger, weil der nach oben führt und wir einen Ausblick auf die Seldovia Bay mit der Walkabout erwarten. Schon bald wird uns klar, dass dieser in die falsche Richtung führt, aber wir gehen dennoch eine Stunde auf diesem Weg weiter. Sind einfach neugierig, wo das wohl hinführt …. Macht keinen Sinn, wir entfernen uns immer weiter vom Ort, also umkehren und zurück.
Nach unserer Wanderung auf dem Rocky Ridge Trail laufen wir noch eine Runde durch’s Dorf. Zur 1891 erbauten Russisch-Orthodoxen Kirche führt eine Wendeltreppe aus Holz hinauf. Die Türme mit den goldenen Kreuzen sehen von unten besser aus als von Nahem. Jack hatte angekündigt, dass er heute nach Seldovia kommen wird, aber sein Boot liegt noch nicht im Hafen. Es ist Sommer-Sonnenwende, der längste Tag des Jahres mit 22 Stunden Tageslicht. An diesem Wochenende findet ein Musik-Festival statt. Der Eintrittspreis von 30,- $ pro Person für einen Abend und 50,- $ für beide Tage schreckt ab. Lassen wir das. Stattdessen landen wir in der Linwood Bar, einem richtig originellen Saloon, in dem auch die Einheimischen sitzen. Zwei Bier für 17,- $ sind teuer, aber das ist uns der Spaß wert. Die Lady hinter der Theke lässt uns wählen : Bier vom Fass in leicht, mittel oder stark ? Wir nehmen „medium“ und merken den Alkohol schon nach einem Glas. Schnell ab nach Hause ! 😉
Am nächsten Tag paddeln wir mit dem Dingi hinüber zu einer kleinen Insel, die unbewohnt aussieht. Vom Strand aus wandern wir durch Wald und hüfthohe Farne einen Hügel hinauf. Dort entdecken wir ein verwunschenes Häuschen, welches an Hänsel & Gretel erinnert. Offensichtlich schon lange verlassen und so zugewachsen, dass es fast nicht mehr zu erkennen ist.
Entlang der Küste umwandern wir die Insel. Zum Teil geht es am Strand entlang, wo Alaska-Austernfischer spazierengehen. Der grell-rote Schnabel leuchtet auffällig wie bei unseren Austernfischern an der Nordsee, das Federkleid ist jedoch etwas anders gefärbt.
Manchmal kommen wir nur durch Kletterei über die Klippen weiter oder indem wir uns durch das Dickicht schlagen. Auf jeden Fall ist es spannend, die einsame Insel zu erkunden.
Eine 4-köpfige Familie macht einen Ausflug mit ihrem Motorboot. Die brauchen ewig, bis sie ihr Beiboot im Wasser haben und endlich alle miteinander an Land sind. Thomas spielt derweil mit dem Hund, dem offensichtlich so langweilig war, dass er an den Strand geschwommen ist.
Wir beobachten ein kleines Nagetier, das im Wald herumwuselt. Es ist deutlich größer und rundlicher als eine herkömmliche Maus. „Bank Vole“ ist eine Wühlmaus. Die haben hier ein hartes Leben, denn sie werden von nahezu allen großen Vögeln und kleinen bis mittelgroßen Säugetieren Alaskas als Nahrung gejagt.Auf einer Baumspitze sitzt ein junger Weißkopf-Seeadler, der laut nach Futter schreit. Am meisten Spaß bereitet uns ein Seeotter, der sich auf den Felsen sonnt und dann ins Wasser abtaucht, sobald wir uns mit dem Dingi nähern. Er ist gar nicht scheu und bereitet uns eine lustige Vorstellung, indem er sich dreht und wendet, in der Sonne aalt, sich den Kopf kratzt oder die Augen reibt.
Während der Nacht haben wir einen Nachbarn bekommen. Jack liegt mit seiner „Independence“ ganz in der Nähe vor Anker. Morgens laden wir ihn zum Kaffee ein und beschließen, den Tag gemeinsam zu verbringen. Gleich nach dem Frühstück geht es los.
Wir möchten den Weg von vorgestern weitergehen und sehen, wo dieser endet. Dafür müssen wir zunächst dem Rocky Ridge Trail aufwärts folgen. Wir starten am South Trail Head, von dort aus geht es steil bergauf. An der Abzweigung flattert ein grell pinkfarbenes Band an einem Baum, auf dem steht geschrieben : „Das ist NICHT der Rocky Ridge Trail, dieser Trail führt zum Graduation Peak“. Ganz klar und deutlich und nicht zu übersehen. Na, toll – hätte das Band am Freitag schon hier gehangen, dann wären wir nicht über eine Stunde in die falsche Richtung gelaufen. Allerdings wäre dann auch gar nicht die Idee entstanden, dass wir diesem Weg bis zum Ende folgen möchten.
Spuren von Bären und von Elchen am Wegesrand. Durch die Schneeschmelze ist das Gelände sumpfig, die Füße werden nass. Moskitos fliegen umher und haben mich zum Fressen gern. Ein Schneehuhn mit seinen Jungen schreit aufgeregt und macht uns ein perfektes Täuschungsmanöver vor. Die Henne tut so, als sei sie verletzt und läuft zur rechten Seite des Trails davon. Sehr schlau, um von den Babies abzulenken. Die Küken verhalten sich ganz still und ducken sich links vom Weg ins hohe Gras.
Nach 3 Stunden strammer Wanderung wechselt die Landschaft zu alpiner Vegetation. Hier wachsen nur noch Moose, Flechten und vereinzelte Krüppelbäume. Die zu querenden Schneefelder werden immer größer. Unsere Tour ist weiter als gedacht. Gegen 15.00 Uhr am Nachmittag haben wir den höchsten Punkt erreicht und laufen auf der Ridgeline mit Aussicht zu allen Seiten. 1102 Meter Höhe ab Strand-Niveau sind anstrengend für Segler. Einmal kurz ins Moos legen und ausstrecken ….. Wir möchten am liebsten gar nicht mehr aufstehen.
Der Rückweg geht dann zum Glück schneller, obwohl die Kraft nachlässt. Unterhaltung gibt es nicht mehr, wir sind müde und müssen uns darauf konzentrieren, die Füße hochzuheben. Die Beine sind schwer. Um 19.30 Uhr erreichen wir den Strand, wo unser Dingi wartet. Laden Jack noch zum Abendessen auf die Walkabout ein und verabschieden uns, denn wir werden Montag früh den Anker lichten.
Liebe Walkabouts, danke, dass ihr uns dank deiner lebendigen Beschreibung Frauke, mit auf eure Reisen nehmt. Ja in der Natur und mit der Natur zu leben, ist uns auch sehr wichtig, wir haben diesbezüglich einen schönen bequemen Alterssitz gefunden. Aber ihr seid in Gebieten unterwegs, wo wir nicht mehr hinkommen, daher freuen wir uns auf eure weitere Reise. Ausserdem seid ihr für uns von den vielen Menschen die uns auf unserem Lebensweg begegnet sind interessant und wir wollen eure Spur nicht verlieren, hoffen natürlich auf eine Umarmung irgendwann.
Liebe Grüße aus dem schönen Waldviertel von den TWIGANAUTEN
Wunderbar – wir freuen uns sehr !
Schon merkwürdig, aber auch ihr TWIGANAUTEN habt bei uns einen bleibenden ( sehr positiven ) Eindruck hinterlassen. Dabei waren unsere Begegnungen doch eher kurz. Tonga 2015.
Das mit der Umarmung bekommen wir auch noch hin. Ganz sicher.
Liebe Grüße ins Waldviertel
He‘, tolle Geschichten von euren Touren, macht Spaß so dabei zu sein, wenn auch nur von zuhause aus. Ich wünsche euch schöne Location und spannende Touren.
Bis …?
Gruss Jörgi
So kennen wir unsere Wandervoegel. Kaum ein paar Meilen mit dem Boot unterwegs, muss es gleich schon wieder auf Baerenkacke Suche gehen. Habt ne schoene Zeit und beibt gesund.
Liebe Gruesse von de meerbaeren.
Dito 😉
Fühlt euch feste gedrückt.
Wir denken an euch.