Wir segeln und wandern durch die Welt

Shenandoah 21.06 – 26.06.2012

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21.06. – 26.06.2012   Der Shenandoah National Park hat eine Gesamtlaenge von 94,8 Meilen fuer die Wanderer. Das Besondere an diesem Nationalpark ist aber, dass er auf seiner ganzen Laenge auch von Autofahrern auf Kurzwanderwegen besucht werden kann. Ohne Anstrengung also, wenn es mit Uebernachtung sein soll, dann nennt man das “ car-camping „. Eine breite Strasse, die Skyline-Drive, geht 105 Meilen in weiten Kurven durch den Park und hat an allen markanten Punkten Parkplatz sowie Aussichtspunkte. Fuer uns bedeutet das, etwa alle 5 Meilen aus dem Wald heraus und wieder diese Ausflugsstrecke kreuzen zu muessen. Das stoert uns enorm, es bietet aber auch einige Vorteile. Man ist so nah an der Zivilisation, dass man staendig irgendwelche Versorgungsmoeglichkeiten hat. Bedeutet natuerlich : man muss nicht so viel Proviant herumtragen. Wir kommen jetzt jeden Tag an irgendwelchen organisierten Campingplaetzen vorbei, wo man duschen, waschen und im Campstore ein paar Kleinigkeiten einkaufen kann. Ausserdem gibt es unterwegs Restaurants, man kann manchmal morgens einen Kaffee trinken oder ein Eis essen. Ist ja auch mal ganz nett, aber der Verkehrslaerm und die vielen Menschen nerven uns ganz schoen. Im Shenandoah National Park werden die Shelter “ huts “ genannt. Man braucht eine Camping-Permit, denn das Zelten unterliegt starken Einschraenkungen. Es ist nur fuer Thru-Hiker erlaubt, unterwegs sein Lager fuer die Nacht aufzubauen und unterliegt strengen Regeln, deren Einhaltung man mit der Camping-Permit unterschreibt. Wenn uns im Great Smokey Mountains Nationalpark besonders die atemberaubende Landschaft fasziniert hat, so sind es hier unsere vielen Begegnungen mit Tieren. Allein 13 Schwarzbaeren haben wir in dieser Woche gesehen, oft viel naeher, als man sie im Zoo erleben kann. Wir haben jeden Tag unser ganz besonderes Kino. Ein ausgewachsener Baer geht zum Beispiel ganz entspannt etwas unterhalb des Weges seinen Geschaeften nach, waehrend wir ihn sicherlich eine Viertelstunde auf einem Felsen sitzend beobachten. Er sucht den Waldboden und die Baumstaemme nach Essbarem ab, dabei bemerkt er unsere Anwesenheit gar nicht. Am naechsten Tag sieht Thomas einen grossen Baeren in 5 – 6 Metern Entfernung, der sich an einem Baumstamm aufrichtet, dabei grunzende Geraeusche macht und gar nicht so entspannt wirkt. Diesen habe ich nicht gesehen, aber nur ein paar hundert Meter weiter laufe ich fast in einen dicken Schwarzbaeren hinein, der mitten auf unserem Weg liegt. Ich habe ihn zuerst fuer einen Felsen gehalten und erkenne das schwarze Ding erst im letzten Moment, gehe dann vorsichtig ein paar Schritte zurueck und beobachte so lange, bis das Tier aufmerksam wird, den Kopf hebt und mich aufmerksam anschaut. Das macht mir ein bisschen Angst, im naechsten Moment verschwindet der Baer jedoch seitlich im Unterholz. Gleich darauf kreuzt ein weiterer Schwarzbaer den Trail an genau derselben Stelle. Am Abend habe ich dann tatsaechlich auch noch ein niedliches Baerenjunges vor mir auf dem Weg. Der war noch sehr scheu und ist schnell davongerannt. Thomas sieht dann einen Tag spaeter ebenfalls einen kleinen Baeren, der im Unterholz spielt.

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Was gibt es hier sonst noch ? Da die Tiere im Park geschuetzt sind, haben sie in der Regel keine Angst vor uns Menschen. Es gibt viel mehr braune Rehe zu sehen, z. T. mit niedlichem Nachwuchs. Da sie nicht gejagt werden duerfen, laufen sie einfach auf dem Trail spazieren oder grasen direkt neben dem Weg. Die Eichhoernchen und Streifenhoernchen sind total zutraulich. Man sieht sie aus naechster Naehe, wie sie sich putzen oder eine Nuss knabbern. Ausserdem gibt es braune Kaninchen, etwas kleiner als die bei uns zu Hause, Eidechsen, Schildkroeten und viele, viele verschiedene Schlangen. Eine fuer uns neue Entdeckung ist die Ringneck-Snake. Diese Art ist lang, duenn und sehr schnell, erkennbar an einem gelben Kragen um den Hals. Ein Stinktier direkt neben dem Weg gehoert auch zu unseren ganz besonderen Tier-Erlebnissen. Es bemerkt uns gar nicht, sondern ist offensichtlich auf Futtersuche und schnueffelt ca. 2 – 3 Meter neben uns am Boden herum. Am naechsten Tag kreuzt schon wieder eine Ringneck-Snake unseren Weg, ab hier werden wir diese noch oft sehen. Und dann wieder Baeren aus naechster Naehe ! Am Unheimlichsten war die Sichtung eines erwachsenen Tieres gegen Abend eines regnerischen Tages. Es wurde schon dunkel, am Himmel brauten sich Gewitterwolken zusammen, wir hetzten durch den moddrigen Wald, und in einer Entfernung von nur 3 – 4   Metern sahen wir einen Schwarzbaeren, der ziemlich laut und aufgeregt war. Bei einem Besuch im Byrd Visitor-Center erfahren wir von den Angestellten, das es ungefaehr 300 Schwarzbaeren im Nationalpark gibt. In der Mitte leben die aelteren Tiere, die Juengeren werden an die Raender gedraengt, wo sie sich eigene Reviere suchen muessen. Am vorletzten Tag hier im Shenandoah kommt ein dicker Baer von rechts den Abhang hinunter, kreuzt den Weg direkt vor uns und fluechtet dann nach links den Berg hinunter. Dabei stoesst er sich den Kopf an einem Baum an, schuettelt sich kurz und rennt dann weiter. Einige Meilen weiter steht ein riesengrosser Schwarzbaer etwa 10 Meter vor mir  mitten auf dem Weg. Er bleibt zuerst ganz kurz stehen, schnueffelt, dann kommt Bewegung in ihn. Er hebt seinen Kopf, wackelt mit den Ohren, sieht mich endlich und kommt direkt auf mich zu. Da wird es mir schon etwas mulmig. Ich packe meine Stoecker fester und ueberlege gerade, in welche Richtung ich ausweichen kann. Aber da aendert das Riesentier seinen Kurs und geht seitlich in die Buesche. Gleich darauf kommt ein Wanderer von vorne um die Ecke. Der Baer wollte mich also gar nicht angreifen, sondern nur diesem Mann ausweichen. Am Abend trete ich zum ersten Mal in eine Poison Ivy-Pflanze, was ganz schoen wehtut und noch tagelang juckt und brennt. Der letzte Tag im Shenandoah National Park beginnt damit, dass wir „Puma Ghostwalker“ kennenlernen. Er ist ein Mann in den 50-ern, der schon seit einigen Jahren immer wieder auf dem Appalachian Trail wandert und schon mehr als 70 AT-Videos bei der Internet-Plattform YouTube eingestellt hat. Auf unserem Weg zur Fruehstuecks-Shelter hoeren wir lautes Knacken im Wald und bemerken einen grossen Baeren, der anscheinend denselben Weg hat. Ploetzlich sehen wir ihn ganz nahe vor uns. Er ist auf dem Weg zum Camping-Ground, auf dem wir gerade stehen. Etwa 3 – 4 Meter vor uns hebt das Tier seine Vorderpfote, um ueber einen Baumstamm in  unsere Richtung zu steigen. Dabei sieht er uns endlich, dreht um und haut ab. Am Nachmittag erleben wir noch einmal Baerenkino hautnah, als wir an einem in Serpentinen aufsteigenden  Felsenweg gerade in der Sonne sitzen und unsere Brote schmieren. Thomas erstarrt ploetzlich und murmelt leise : “ Das gibt’s doch nicht !“ Ein ausgewachsener Schwarzbaer biegt um die Kurve und laeuft wie ein grosser Hund auf uns zu. Er bleibt etwa 4 Meter vor uns auf dem Weg stehen und schaut uns frontal an. Was tun ? Unsere Kamera haengt am Rucksack, und dieser steht zwischen dem Baeren und unserem Sitzplatz. Waehrend Thomas sich mit abwehrbereitem Stock vorsichtig naeher dran schiebt, verzieht sich das Tier seitlich in die Buche. Na toll, wieder kein Foto !

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Danke an Lost fuer dieses Bild!