Wir segeln und wandern durch die Welt

Northland section hiking Te Araroa

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So ganz bewegungslos möchten wir unsere verbleibende Zeit in Neuseeland nicht verbringen. Schon bei der Annäherung an die Küste und bei der Einfahrt nach Marsden Point konnten wir die grünen Hügel, den langgestreckten Ocean Beach sowie den Bream Head sehen. Wehmütig kamen Erinnerungen hoch an unsere tolle Zeit auf dem Te Araroa vor ziemlich genau einem Jahr. Gerade mal 5 Tage halten wir die Ruhe aus, dann planen wir eine mehrtägige Wanderung auf dieser ausgesprochen schönen Etappe der Nordinsel. Knapp 140 Kilometer liegen vor uns auf einer Strecke entlang der Ostküste. Wir suchen unsere Hiker-Ausrüstung zusammen, packen die Rucksäcke und fahren mit dem Mana-Bus bis nach Opua. Von dort aus nehmen wir die Fähre für 1,- Dollar pro Person auf die andere Seite der Bucht und starten gegen Mittag unseren knapp 140 Km langen Weg zurück nach Whangarei.
– Russell Forest Track : Fjorden des Waikare River, danach eine 5 Km lange Strecke durch den Papakauri Stream zwischen hohen Felswänden waten, Wasser knöcheltief, an einigen Stellen reicht es bis zum Po. Eine DOC-Shelter mit grüner Wiese ringsherum ist unser Tagesziel. Nach nur 5 Stunden auf den Füßen und gänzlich untrainiert meinen wir, dass es für den ersten Lauftag genug sei. Eigentlich wollten wir “ Cowboy-Camping “ machen und draußen schlafen. Haben es uns gerade mit Isomatten und Schlagsäcken auf den Bänken der Shelter gemütlich gemacht und schon fast die Augen zu, da kommt noch eine Gruppe mit 6 anderen Hikern. Alles junge Leute, knapp halb so alt wie wir, gutgelaunt und putzmunter. Nach dem üblichen Small Talk räumen wir unseren Kram zusammen und stellen unser Zelt etwas abseits auf. Schade eigentlich ….

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– Morepork-Onekainga-Track : Dieser Weg führt uns entlang von Helena Bay, wo wir bei bestem Wetter super Ausblicke auf die Küste und die Poor Knights Islands genießen können. Weiter geht es über den Hansens Hill. Die Sonne scheint, die körperliche Anstrengung gefällt uns. Wir laufen bis nach 18.00 Uhr, mittlerweile haben wir die Hoffnung aufgegeben, dass der kleine Laden beim Campingplatz noch geöffnet hat. Nachdem wir 10 Stunden auf den Beinen waren, beenden wir den Tag auf einer Kuhweide kurz vor dem Dorf Whananaki.

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– Whananaki Coastal Track : Frühstück am Picknick-Tisch vor dem Camping Store vom Holiday Park. Die Inhaberin ist sehr freundlich und hängt unser Handy während dieser Zeit zum Laden an die Steckdose. Von dort aus führt unser Weg über eine 350 Meter lange Holzbrücke auf die andere Seite nach Whananaki South. Es soll die längste Brücke der südlichen Hemisphäre sein. Vorbei an Sandy Bay und Woolleys Bay, wo wir im letzten Jahr einen wunderschönen Zeltplatz gefunden haben. Danach sind wir eine neue Variante gelaufen, ein Stück am Strand entlang und bei Niedrigwasser über die Klippen geklettert. Ein kurzer, aber steiler Track führt zum Capitaine Bougainville Memorial. Dieses Denkmal am nördlichsten Punkt der Oruaea Bay erinnert an 16 Menschen, die 1975 in einem Sturm ihr Schiff verlassen mussten und dabei ums Leben gekommen sind. Links von uns der tiefblaue Pazifik mit seinen vorgelagerten Inselchen, dazu wieder vorsommerliche Temperaturen – Te Araroa zeigt sich von seiner besten Seite.- Matapouri Bush Track : Pinienwälder und Eukalyptusbäume entlang des Tracks, ein Wald, der uns damals so richtig gut gefallen hat. Ein Höhepunkt zum Ende dieses Weges ist der Tane Moana, ein riesiger Kauri-Baum mit einem Umfang von 11 Metern. Dieser größte Kauri an der Ostküste steht alleine im Wald und kann nicht mit dem Auto angefahren werden, deswegen haben wir dieses Naturwunder während unserer Pause ganz für uns alleine. Von dort aus ist es nicht mehr weit bis zur nächsten kleinen Ortschaft. Im Dorf Ngunguru versorgen wir uns im kleinen Inder-Lebensmittel-Laden mit neuem Proviant und, da gerade Abendessen-Zeit ist, gönnen wir uns im Imbiss nebenan eine Portion Fish and Chips. Ansonsten haben wir uns vier Tage lang nur von pappigem Brot mit Käse und Remoulade ernährt, als Leckerchen eine Tafel Schokolade dazu. Den Mackerel Forest müssen wir auslassen, weil er durch Privatland führt, nur bei Tageslicht begangen werden darf und zudem das Campen verboten ist. Egal – 4 Kilometer Wald, die wir uns sparen. Stattdessen fahren wir per Anhalter zum Beginn des nächsten Tracks. Mittlerweile hat es angefangen zu regnen, für die kommende Nacht und den nächsten Tag ist viel Niederschlag vorhergesagt. Der Einheimische, der uns bis nach Pataua North bringt, gibt uns einem sehr guten Tipp, wo wir unser Zelt aufschlagen können. Das Dorf Pataua besteht überwiegend aus Ferienhäusern und liegt um diese Jahreszeit noch völlig verlassen da, keine Menschen auf der Straße und keine Lichter in den Häusern zu sehen. Das Grundstück zum Recreation Center ist nicht abgesperrt, dort sollte es nicht weiter stören, wenn wir unser Lager am Rande der Wiese errichten. Aber wir haben Glück und finden es noch besser vor. Eine Halle mit Tischen und Bänken, in der sonst vermutlich gemeinschaftliche Aktionen stattfinden, zu beiden Seiten offen, lädt uns förmlich ein. Also gibt es ein gemütliches Abendessen am Picknick-Tisch unter Dach, unser kleines Zelt wird irgendwie zwischen die Tische gequetscht. Das ist natürlich die perfekte Lösung, um in der Nacht trocken zu bleiben.

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– Taiharuru Estuary Crossing : Heftiger Regen und Sturm in der Nacht, aber dank des Geheimtipps hatten wir es schön trocken und gemütlich. Morgens überqueren wir eine weitere ewig lange Holzbrücke bis nach Pataua South. Von dort aus geht es etwa 5 Kilometer auf einer wenig befahrenen Straße bis zum Taiharuru Estuary. Bei ablaufendem Wasser können wir ganz einfach zunächst entlang der Mangroven durch das seichte Wasser spazieren und anschließend unsere Wattwanderung ans andere Ufer machen. Dieser spannende Abschnitt hatte uns im letzten Jahr ausgesprochen gut gefallen. Jetzt sind wir viel schneller, weil wir den Verlauf der Passage bereits kennen. Mit matschigen Füßen erreichen wir den Deich auf der anderen Seite, aber dieses Mal haben wir sogar daran gedacht, Wasser zum Abspülen mitzunehmen.

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– Kauri Mountain Track : Auf einer einsamen Landstraße wandern wir immer weiter bergauf, bis der Weg in einen schönen Mischwald abzweigt. Beim Gipfelzeichen oben auf dem Hügel war eigentlich unsere Frühstückspause geplant. Leider fängt es gerade in dem Moment an zu regnen und zu wehen. Also Regenzeug an, Rucksäcke mit den Ponchos geschützt, und ein paar Stufen weiter unten gibt es dann eine schnelle Stärkung mit Brot und Käse.

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– Ocean Beach Walk : Ein 8 Kilometer langer Strand-Spaziergang am Flutsaum, bei dem wir viel Freude an der neuseeländischen Vogelwelt haben. Hier ist es nun Frühling, beinahe alle am Flutsaum nach Futter suchenden Vögel stolzieren paarweise und mit ihrer Kükenschar um uns herum. Zum Ende des Ocean Beach platzen wir noch in eine Gruppe hübscher Mädchen, die mit Gänsehaut und weißen Bikinis für irgendwelche Foto- oder Filmaufnahmen posieren. Etwas weiter können wir Männer in schwarzen Neoprenanzügen beobachten, die mit ihrem Surfbrett im Wasser auf die richtige Welle warten.

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– Bream Head Track : Start auf dem steilen Peach Grove Track, von wo aus wir eine neue Variante ausprobieren. Dieser Pfad ist allerdings deutlich länger, dafür aber schön wild und ursprünglich. Kein Touristenweg, sondern Te Araroa. Vermutlich sind wir beim ersten Mal falsch gelaufen, diese Route beschert uns gut 2 Stunden mehr als geplant. Vor uns liegt eine Bergkette, die mit dem Te Whara Summit beginnt und uns zum Schluss entlang der Flanke des Mount Lion führt. Immer wenn wir denken, dass wir es gleich geschafft haben, dann öffnet sich der Blick auf weitere Hügel. Inzwischen sind wir ganz schön geschafft, aber auch sehr motiviert, die nächsten Gipfel noch zu bezwingen. Belohnt werden wir durch absolute Einsamkeit und hervorragende Aussicht auf die Bream Bay, wo vor 9 Tagen die Walkabout in den Wellen kämpfte. Gerade noch vor Einbruch der Dunkelheit schaffen wir die über 1000 Stufen hinunter zur Urquharts Bay.

Im letzten Jahr hatten wir an einem Tag den Kauri Mountain, Ocean Beach und Bream Head. Danach war erstmal Feierabend – 3 Tage Pause in Whangarei, danach einen Tag Laufen und von Waipu wieder zurück für eine weitere Woche off-Trail mit Behandlung im Medical Treatment Center. Eigentlich hatten wir uns vorgenommenen, es diesmal etwas schonender anzugehen. Wollten am Ocean Beach ein paar Stunden am Strand verbummeln und dort zelten, den Rest dann am nächsten Tag machen. Aber das Wetter spielt nicht mit. Es ist kühl, immer wieder gibt es kurze Schauer. Absolut kein Wetter, das zum Verweilen am Strand einlädt. Deswegen sind wir einfach immer weiter gestapft und haben zum Schluss alle drei Tracks, zusätzlich 6 Kilometer Straße plus die Wattwanderung geschafft. Wir sind nun über 30 Kilometer in unterschiedlichstem und zum Teil anspruchsvollem Gelände gewandert, die Beine werden schon schwerer. Am Ende des Bream Head Trails gibt es einen Parkplatz mit Toilettenhaus und Wasser. Dort stehen einige Camper-Vans, allerdings haben es sich die meisten Leute bereits auf ihren Matratzen gemütlich gemacht. Die werden an diesem Platz übernachten und uns ganz bestimmt nicht mehr bis nach Whangarei fahren. Die Straße endet hier – Sackgasse – es wird zunehmend dunkel und beginnt zu regnen. Wir haben beide keine Lust, unser abgängiges Zelt im Nassen aufzustellen. Viel lieber würden wir heute noch nach Hause kommen, aber dazwischen liegen mehr als 30 Kilometer. Deswegen latschen wir noch einen Kilometer weiter die Straße entlang. Kaum Häuser, kein Licht und null Verkehr ….. aber in ein paar Hundert Metern Entfernung steht tatsächlich noch ein einzelner Wagen mit zwei Gestalten davor. Plötzlich kann ich wieder rennen, kurz bevor das Auto losfährt, klopfe ich an die Scheibe. Nein, die Beiden fahren nicht bis nach Whangarei. Aber sie haben anscheinend Mitleid, diskutieren kurz und bringen uns in halsbrecherischer Fahrt tatsächlich bis zum Steg. Wir sind unendlich erleichtert, das war wahrscheinlich unsere einzige Chance. Am Boot wartet eine Ueberraschung auf uns. Da liegt das Schlechtwetter-Zeug, welches wir in Fidschi verliehen hatten. Aber nicht nur das ! Ein ganzer Karton mit dem guten TUI-Bier, außerdem noch eine Flasche Wein und zwei Dosen Sauerkraut stehen auf dem Kajütdach. Wir hatten auf die Frage per e-Mail, ob wir Bier oder Wein möchten, nicht geantwortet …. Eigentlich hatten wir gar nichts erwartet, denn Backpacker müssen auf ihr Portemonnaie achten. Wäre wirklich nicht nötig gewesen. Wir freuen uns, wenn wir damit helfen konnten. Also, Bert, falls du dieses liest : Vielen, vielen Dank ! Und da wir in den nächsten Tagen noch Besuch erwarten, werden wir zumindest das Bier vor unserem Heimflug vernichten können.

Wir haben leider nur noch eine Duschmarke. Deswegen müssen wir uns eine kurze schnelle Dusche teilen. Ein Blick auf die Waage in der Marina zeigt : Ich habe zugenommen. Nach dem ersten Schrecken stellt sich die Frage, wie das wohl angehen kann. Vielleicht Muskeln ? Einer meiner Schuhe ist an der Ferse durchgescheuert. Neue Hiking-Schuhe wird es erst nächstes Jahr in den USA geben. Die ersten Sandflies haben mich gefunden und zugebissen. Bin immer noch nicht immun dagegen. Wir beenden den Abend auf der Walkabout warm und trocken mit drei Dosen Red Beans ( Hiker-Hunger ) und leckerem TUI-Bier.