Wir segeln und wandern durch die Welt

Hikertown bis Wrightwood

Um 10 nach 6 sind wir bereits unterwegs. Eine schmale Mondsichel steht noch am Himmel, die Sterne funkeln. Nur die Lampe von Thomas leuchtet nicht mehr, die hat in der Nacht ihren Geist aufgegeben. Man kann sie aufladen, müssen wir natürlich auch machen. In diesem Fall aber nur suboptimal, weil auch die Powerbank nicht richtig voll ist. Wir müssen eindeutig Strom sparen. Mein Handy bleibt aus, bedeutet weniger Fotos und weniger Schreiben.

Der Trail verläuft in endlosen Schleifen um die Hügel. Schon früh am Morgen hören wir Geballer. Ein Schild weist uns darauf hin, dass hier ein Jagd-Club seine Schießübungen abhält. Man soll auf dem Trail bleiben. Aber das müssen wir sowieso peinlich genau, denn die schmale Spur ist total zugewachsen. Man hat überhaupt keine Aussicht, sondern läuft wie in einem Tunnel. Das Gestrüpp zu beiden Seiten ist hart und stachelig. Prädestiniert dafür, dass wir unsere Kleidung und die Rucksäcke zerreißen. Nicht schön. 🙁
Kurz vor einem Parkplatz treffen wir auf zwei Jägerinnen. Mexikanerinnen, jung und hübsch. Komisches Bild, wie sie da mit umgehängten Flinten vor uns herlaufen.

Satte fünf Stunden Aufstieg bis auf den Gipfel des Liebre Mountain. Anfangs noch frisch und frohen Mutes, aber die letzten zwei Stunden quälen wir uns den Berg hinauf. Schöner Mischwald in der Höhe, das Laub der Bäume in bunten Herbstfarben. Eine besondere Art gibt es, die wir noch nie gesehen haben. Trockener Baum ohne grüne Blätter dran. An den nackten grauen Zweigen hängen runde Früchte, die aus der Ferne wirken wie Zitronen oder unreife Pfirsiche. Bei näherem Hinsehen der Kapseln, die am Boden liegen, erkennen wir ungewöhnlich große Kastanien. Vor uns auf dem Weg kriecht eine kleine Schlange, wieder eine ungefährliche Natter.

Die Horse Trail Spring ist trocken, an dieser Quelle gibt es kein Wasser mehr zu holen. Nur 6 Kilometer weiter soll es eine Zisterne geben, das schaffen wir auch noch. Zunächst sehen wir nur ein Dach aus Wellblech. Darunter wird in einem großen Becken Regenwasser aufgefangen. Eine Klappe verschließt den Tank, nur zum Entnehmen wird der Deckel geöffnet. Das Wasser sieht sauber aus, aber in unseren Flaschen schwimmen kleine Tierchen. Dann lieber doch vier Liter filtern, auch wenn es Zeit kostet. Es ist Mittag und der richtige Ort für eine ausgedehnte Pause. Immerhin haben wir schon 20 Kilometer zurückgelegt.

Nachmittags laufen wir viele Stunden auf einer festgefahrenen Sandpiste. Einige Motocross-Fahrer düsen vorbei, machen Lärm und Gestank. Es ist wieder Wochenende, und die gehen ihrem Hobby nach. Zum Glück bleibt es bei diesem einen Schwung. Die Jungs scheinen zusammen zu gehören, danach ist wieder Ruhe. Ein Wagen kommt langsam von hinten näher und stoppt. Der Fahrer wundert sich wahrscheinlich, warum wir in der Hitze auf dieser staubigen Piste laufen. Er fragt, ob bei uns alles okay ist und ob wir Hilfe brauchen. So gehört sich das in einsamen Gegenden. Einfach nur nett und hilfsbereit. Zum Abschied ruft er uns noch zu : „Passt auf die Schlangen auf.“ Nur eine halbe Stunde später guckt uns eine unbekannte Schlange aus dem Gebüsch heraus an. Ihre komplette Länge verbirgt sie vor uns, mindestens die Hälfte ist unter dem Busch verborgen. Aber die ist ziemlich dick und scheint recht groß zu sein. So eine haben wir noch nie gesehen.

Das Abendwasser ist schwierig zu finden. Ein Abzweiger von der Maxwell Road führt in eine dicht zugewachsene Schlucht. Hier hat es wohl mal gebrannt, der Trail ist total zerstört. Wir brechen unseren Weg durch die Sträucher, steigen über verbrannte Bäume und suchen die Zisterne. Gerade rechtzeitig gefunden, bevor es dunkel wird. Das Wasser ist hellbraun und schmeckt „brandig“. Mit 6 Litern straucheln wir durch dichtes Unterholz und Stachelzeug zurück und suchen den Trail. Dann noch ein bisschen auf und ab, um einen halbwegs geraden Platz zu finden. Unser Lager für diese Nacht fällt in die Kategorie der hässlichsten 3 Zeltplätze auf dem PCT.
37 Kilometer geschafft. 1600 Höhenmeter Aufstieg. 19.00 Uhr Feierabend.
Oben auf der Straße tanzen zwei Lichter. Das können doch nur Hiker sein. Wir rufen hinüber und geben uns zu erkennen. Ja, tatsächlich, es sind Peaches und Shaggy von der Trail Magic Party. Sie brauchen kein Wasser, kommen deswegen nicht zu uns herunter.

Morgens früh läuft ein halbes Dutzend Jäger mit geschulterten Gewehren an unserem Zelt vorbei. Die grüßen sogar freundlich.
Wir sind gerade eine halbe Stunde unterwegs, da sehen wir Peaches und Shaggy mit zwei Männern am Straßenrand quatschen. Ein paar Autos parken dort, mehrere Zelte sind aufgebaut, drumherum stehen Tisch, etliche Stühle und ein Grill. Es ist das Basislager der Jäger, die am Wochenende ihrem Hobby nachgehen. Wir werden freundlich empfangen und bekommen sofort ein Bier in die Hand gedrückt. Danach noch eins, eine andere Sorte. Und ein drittes Bier, wieder etwas Neues. Shaggy betreibt eine eigene Brauerei in San Diego. Möglicherweise hat er berufliches Interesse an dieser Verkostung. Auf jeden Fall wird es sehr lustig.

Unsere Gastgeber schmeißen den Grill an und legen die Rippchen irgendwelcher Tiere darauf. Eingewickelt wird das kurz angebratene Fleisch in Tortillas. Nicht so meine Art von Frühstück, aber den anderen schmeckt es, und es gibt auch noch eine weitere Lage vom Grill. Ich halte mich lieber an die Donuts. Ein Karton mit 12 bunten, süßen, klebrigen Donuts steht da. Sollte vermutlich für alle Jäger reichen, aber wir vier Hiker schaffen das auch alleine. Ich esse drei Donuts, Peaches ebenfalls, Shaggy langt kräftig zu, am Ende ist der Karton leer. Unsere neuen Jäger-Freunde finden das gut, sie freuen sich über unseren Appetit und die Unterhaltung. Es wird immer noch nachgereicht. Einer der Beiden fährt ins nächste Dorf und holt Nachschub, um die Kühlboxen wieder zu füllen. Wir sitzen von 8.00 Uhr bis 11.00 Uhr in der Runde mit einem Mexikaner und einem Jäger, der aus Honduras stammt. Das nennt man wohl „ordentlich versackt“. Unser spanisch wird immer besser, das von Shaggy auch. 😉


Ein Hilferuf der anderen Jäger geht auf dem Walkie-Talkie ein und bereitet unserer Party ( zum Glück ) ein Ende. Die haben einen Hirsch erlegt und fordern nun Verstärkung an, weil sie das Zerlegen und Abtransportieren alleine nicht schaffen. Wir dürfen gerne bleiben und weiter feiern …. Bier ist genug da. Donuts sind alle. Aber nein, danke. Wir haben schon länger einen Grund gesucht, um uns zu verabschieden, nun ist es soweit.
Zu viert marschieren wir los und schwitzen das Bier wieder aus. Zum Glück einfaches Gelände, der Weg ist ohne Stolpersteine. Immerhin kommen wir an diesem Tag, der so verrückt anfing, auf 25 Kilometer. Sollten eigentlich mehr werden, aber so etwas erlebt man ja nicht alle Tage. Man muss die Feste feiern, wie sie fallen ….. 🙂

Unser Ziel am Abend ist die Green Valley Feuerwehr-Station. Um 17.30 Uhr sind wir da. Dort gibt es schönes Wasser. „Kein Trinkwasser“ steht dran, aber das ist hier so üblich. Will ja niemand dafür verantwortlich sein, wenn ein Hiker Durchfall bekommt. Peaches und Shaggy sind kurz vor uns eingetrudelt und bereiten ihr Abendessen. Die jungen Leute haben sich noch ein paar Stunden vorgenommen, weil sie morgen früh in Agua Dulce verabredet sind. Jetzt müssen sie 3-4 Stunden im Dunkeln laufen, um die verbummelte Zeit vom Vormittag wieder hereinzuholen. Kochen und Essen an einem Picknicktisch – was für ein Luxus. Wir finden es toll auf dem Gelände der Feuerwehr. Vorne besagt zwar ein Schild, dass dieser Platz nicht öffentlich ist, aber anscheinend sind die es gewöhnt, dass Hiker ihren Wasserkran und den Picknicktisch nutzen. Alle Männer von der Feuerwehr grüßen nett, also scheint das wohl okay zu sein.
Weiter hinten stehen einzelne Bäume, schöner Waldboden mit Kiefernadeln. Wir suchen uns einen Platz in der letzten Ecke, möglichst weit weg von der Straße, und bauen das Zelt auf.

Wunderbare Nacht unter den dicken Kiefern. Danke an die Feuerwehr von Green Valley. 🙂
Wecker um 5.30 Uhr. Mit dem ersten Tageslicht sind wir bereits unterwegs. Kein Wölkchen am Himmel. Heute wird es heiß, deswegen lieber ein früher Tagesbeginn. Erst in 25 Kilometern wird es neues Wasser geben. Das bedeutet, wir müssen Trinkwasser für ein paar Stunden mitnehmen. Bis zur Bear Spring haben wir 900 Höhenmeter Aufstieg.

Plötzlich stehen wir auf einer Anhöhe mit einer Bank. Die sieht total bequem aus, und eine mächtige Eiche spendet Schatten. Da muss man sich doch einfach eine halbe Stunde hinsetzen. Erste Pause also schon nach 10 Kilometern.
Eine Hügelkette hinter der anderen, und kein Ende in Sicht. Es scheint so, als würde das weitergehen bis nach Mexiko. Wir laufen unsere Runden um sämtliche Berge. Immer auf und ab, mal im Schatten und mal auf der Sonnenseite am Hang entlang. Nun verstehen wir auch, warum der PCT so lang ist. 4275 Kilometer bzw. 2656 Meilen. In direkter Linie von Grenze zu Grenze sind das nur 1800 Kilometer oder 1120 Meilen. Fleiß-Arbeit. Nur nicht schlappmachen. Aufstieg in der Sonne ist nicht gerade die Lieblings-Disziplin von Thomas. Eine kleine Schlange, ein Kaninchen, zwei Mäuse und ungefähr 100 Eidechsen kreuzen unseren Weg.

Der nächste Pausenplatz könnte so schön sein, ist aber leider total verwahrlost. Auf einem flachen Stückchen unter Bäumen stehen zwei Campingstühle und eine Liege in gutem Zustand. Eine große Kühlbox in der Mitte, aber die ist leer und innen schmutzig. In einem großen Schrank liegen ca. 30 leere Wasserkanister kreuz und quer durcheinander. Die Türen vom Schrank sind herausgefallen und liegen am Boden. In einem grünen Kanister scheint noch Wasser zu sein. Wir schütten etwas davon in unseren Wasserbeutel, aber die Brühe stinkt faulig. Dieses Wasser ist leider ungenießbar. Eine Tupperdose war vermutlich einmal gefüllt mit nützlichen Dingen für die Hiker, aber da waren eindeutig die Mäuse dran. Eine Flasche Sanitizer liegt umgefallen daneben. Die Mülltonne ist so voll, dass wir den Deckel kaum wieder schließen können. Irgendwie hat dieser Platz ein schlechtes Karma. Ich muss daran denken, dass der Betreiber dieser Trail Magic auch schwer krank oder gestorben sein könnte. 🙁

Um 14.30 Uhr erreichen wir die Bear Spring. Das erste Wasser seit unserem Start heute früh bei der Feuerwehr-Station. Es fließt langsam aus einem Rohr. Im Wasser sind Schwebestoffe, aber das macht nichts. Sieht nicht lebendig aus. Wir trinken und kochen, ruhen uns kurz aus. Danach geht es noch 3 Stunden weiter.
Erneut tragen wir uns in ein Trail-Register ein. „Outback“ aus Australien sowie der Japaner „Sol“ mit seiner Freundin sind noch hinter uns. Vielleicht sehen wir die bald wieder.

Unser Abendziel ist eine Tankstelle in der Nähe von Agua Dulce. Dafür müssen wir 2 Extra-Kilometer entlang des Highway laufen. Ein Auto hält an, am Steuer sitzt eine bildhübsche Frau. Sie fragt, ob wir wissen, wo wir hingehen, denn wir sind nicht mehr auf dem Trail. Sie macht sich Sorgen, wo wir die Nacht verbringen und telefoniert mit ihrem Bruder, der auf dem örtlichen Campingplatz arbeitet. Ob sie uns ein Stück mitnehmen soll ? Nein, danke, aber trotzdem super-nett. Unser Plan war eigentlich, dass wir auf dem Grundstück der Tankstelle zelten. Die Kommentare in unserer App sagen, dass man nur dort fragen muss ….. Aber dem Käpt’n gefällt es nicht. Das Gelände ist nicht geeignet für unser Zelt. Komische Gestalten gehen ein und aus, und man ist von der Straße aus sichtbar. So kaufen wir nur Bananen und Chips, trinken ein Bier, während mein Handy an der Steckdose lädt. Ein kleines Stück weiter bauen wir unser Zelt auf einem nicht eingezäunten Feld auf. Es gehört sicher jemand, aber stört wahrscheinlich nicht, wenn wir dort ein paar Stunden schlafen. Nur die Hunde in der Nachbarschaft und am anderen Ende des Dorfes schlagen an.
21.00 Uhr Licht aus und Ruhe.
1100 Höhenmeter Aufstieg insgesamt und 1300 Abstieg. 34 Kilometer weiter.

Abends haben noch lange die Kojoten geheult und gebellt. Hörte sich total nah an. Der Sierra Highway ist die Haupt-Verkehrsader nach Los Angeles. Autos fahren die ganze Nacht hindurch ohne Unterbrechung in Richtung Westen. Besuch hatten wir auch noch, also nicht direkt, aber draußen vor dem Zelt. Ich habe vermutet, dass andere Hiker spät auf diesem Feld ihr Lager aufgeschlagen haben. Thomas meint, dass der Besitzer gekommen ist, um nach dem Rechten zu sehen. Vielleicht haben die kläffenden Hunde uns verraten ? Auf jeden Fall gibt es keine Beschwerde.
Wir sind schon wieder weg, bevor es richtig hell wird. Am Rande des Highway sehen wir Rebstöcke. Agua Dulce ist ein bekanntes Wein-Anbaugebiet. Es sind nur 5 Kilometer bis zum Frühstück in der Cowboy Tavern. Gleich gegenüber gibt es einen Supermarkt, wo wir unseren Proviant mit Eiern, Käse, Kakao und Obst aufstocken. Der kleine Ort Agua Dulce liegt tatsächlich direkt auf dem Trail. Der PCT geht mitten hindurch, was eher die Ausnahme ist.

Der Vormittag bleibt kurzweilig. Wir kommen an einem Besucherzentrum vorbei. Schön gemacht, sehr interessant. Die Vasquez Rocks sind Schauplatz vieler Hollywood Filme gewesen. Das Gebiet wurde aufgrund seines bizarren Aussehens und den oft in steilen Winkeln aus dem Boden ragenden Felsen in verschiedenen Filmen als Drehort benutzt, wie z. B. bei Star Trek, Planet der Affen und Bonanza. Es gibt verschiedene Trails durch den Park, ein kleiner Teil davon nennt sich „PCT“. Das ist ja mal eine willkommene Abwechslung. 🙂

Am Ende geht es durch einen langen Tunnel unter dem Highway hindurch und wieder in die Berge. Hinauf und hinunter, immer am Hang entlang. Wir spulen das schon bekannte Programm ab. Inzwischen wird es ein bisschen langweilig. Falls einmal ein bisschen Wind weht, dann fühlt es sich an wie warme Föhn-Luft. 

Nachmittags um 15.00 Uhr erreichen wir Acton Camp RV Park. Ein Campingplatz, der beinahe auf dem Weg liegt, aber letztendlich viel zu teuer ist. Wir zahlen insgesamt 70,- $ für eine Nacht im Zelt. Handtücher sollen inklusive sein, aber an der Rezeption heißt es, heute gibt es keine sauberen Handtücher. Zum Glück hat Thomas sich draußen inzwischen mit einem Platzwart oder Hausmeister unterhalten, der uns doch noch welche besorgt. Die nächstgelegenen Sanitäranlagen sind abgesperrt, wir müssen bis ganz ans andere Ende des Campingplatzes latschen. Die Tür zu den Frauen-Duschen ist abgeschlossen. Leider hat mir die Dame an der Rezeption den Code nicht verraten. Also rein in die Männer-Dusche, die ist ganz okay. Auch zu den Waschmaschinen ist es ein weiter Weg. Unsere Maschine frisst die Münzen, ohne zu starten. Wir müssen noch mehrmals einwerfen, bevor es losgeht. Auf unsere Beschwerde hin wird gesagt, dass der Campingplatz da nicht für zuständig ist, wir sollen uns bei der Gesellschaft beschweren. Die Klamotten sind nach dem Waschen schmutziger als vorher, sie riechen nur besser. Zum Schluss haben wir nicht mehr genug Münzen, um den Trockner zu bedienen. Thomas muss nochmals zur Rezeption, aber nun hat die Dame leider kein Kleingeld mehr in der Kasse. Alles nicht so einfach, und es dauert ewig. Für einen Zeltplatz auf grüner Wiese mit schlechtem Service möchten wir nicht noch einmal so viel Geld bezahlen. Das wird uns eine Lehre sein. Beim nächsten Mal gehen wir lieber wieder ins Motel.

So eine laute Nacht hatten wir noch nie, schlimmer als die gestrige bei der Tankstelle. Unser Zelt steht nur ein paar Meter neben der Straße, lediglich durch einen Holzzaun getrennt. Es hört sich an, als würden die Autos durch unser Zelt brausen. Auf der anderen Seite des Campingplatzes düst alle Viertelstunde mit lautem Tut-Tut-Tut die Metro nach Los Angeles vorbei. Guter Schlaf war das nicht. Immerhin hatten wir einen halben Ruhetag, weil wir uns erst gegen Mittag aufraffen können.

Es ist heiß. Wir steigen auf. Das Gelände bleibt so, wie es die vergangenen Tage war. Langweilig. Wir überlegen, wie wir diese öde Strecke ein bisschen attraktiver machen können, aber da fällt uns nichts Gescheites ein. Das können wir nur abarbeiten. Vielleicht noch etwas mehr und noch schneller und auch im Dunkeln laufen. Viel verpassen wir nicht in diesem Teil von Süd-Kalifornien. Es gibt keine tollen Ausblicke, nur die Sicht auf karge Hügel und den unendlich erscheinenden Weg.
Immerhin entdecken wir eine Klapperschlange, die halb auf dem Trail liegt. Deutlich erkennbar ist die gelbe Rassel am Schwanzende. Auch der breite Kopf in Dreiecks-Form gehört eindeutig zu einer giftigen Schlange.

An der North Fork Ranger-Station bekommen wir frisches Trinkwasser. Das muss für die nächsten 28 Kilometer reichen. Ranger Todd wird hoch gelobt als zuverlässiger Wasser-Bereitsteller. Aber nicht nur das. Er kommt zu uns an den Tisch, während wir 7 Liter zum Mitnehmen abfüllen. Jeder bekommt eine Dose Bier der Marke „Warsteiner Oktoberfest“ und eine süße Reiswaffel geschenkt. Mit einer solchen Überraschung haben wir hier oben absolut nicht gerechnet. Todd wohnt das ganze Jahr über hier oben in der Hütte. Er erzählt uns, dass er in einem Winter ganze zwei Monate eingeschneit war. Vom Pazifischen Ozean weht ein kalter Wind über den Sattel. Todd ist das anscheinend gewohnt, er läuft im T-Shirt herum, während wir die Daunenjacken herausholen.
Nach 1400 Höhenmetern Aufstieg haben wir genug und stellen das Zelt neben einer staubigen Piste auf. Kein schöner Platz, aber ruhig. Diese Nacht werden wir unbehelligt vom Highway und von der Metro ruhig schlafen. Hiker-Schritte laufen noch vorbei, kurz bevor uns die Augen zufallen.

Wecker um 5.30 Uhr. Nur ein Stückchen weiter steht ein kleines Zelt. Da leuchtet eine Lampe, unser Nachbar ist also auch schon wach. Alle möchten jetzt möglichst schnell ankommen. Mexiko ist gar nicht mehr so weit.
Rückenschmerzen. Neuer Proviant für 5 Tage und 3 Liter Wasser an der Seite. Wenn mein Rucksack immer so schwer wäre, dann würde ich keinen Long Trail mehr laufen.
Wir marschieren den halben Tag nach Osten, dann nach Norden. Falsche Richtung. Aber natürlich folgt der PCT dem Verlauf der Bergkette. Ich würde ja lieber etwas zielgerichteter nach Mexiko unterwegs sein. Irgendwann in nächster Zeit wird der Trail hoffentlich einen Schwenk nach Süden machen. Oben auf den Pässen ist es sehr windig und kühl, abwärts auf der Sonnenseite werden wir gebacken.

28 Kilometer seit der Ranger-Station sind um. Mittags erreichen wir die Mull Creek Feuerwehr-Station. Hier gibt es endlich neues Wasser und eine lange Pause vor dem nächsten dicken Anstieg.
24 Kilometer haben wir bereits zurückgelegt. Weitere 20 haben wir uns vorgenommen bis zur Sulfur Spring.
Wieder so viel Aufstieg ! Es ist nicht zu fassen. Nach einer Stunde liegt die Feuerwehr-Station ganz klein im Tal unter uns. Wir machen nur kurze Pausen und kommen auf einer Schotterstraße schnell vorwärts.

Im Geröll sitzt eine kleine Echse, wie wir sie vom CDT aus New Mexico kennen. Das ist eine Krötenechse ( Horned Lizard ). Grau wie ihre Umgebung, kaum zu erkennen. Aber ich erinnere mich, dass ich die damals schon hässlich fand mit ihren Stacheln. Diese hornartigen Fortsätze auf dem Rücken dienen der Abschreckung von Feinden.
Ein Geländewagen nähert sich von hinten und stoppt. Der Fahrer fragt, ob bei uns alles in Ordnung ist und ob wir Wasser brauchen. In solch einsamen Gegenden sind die wenigen Menschen immer sehr aufmerksam und hilfsbereit. Da kann man eigentlich gar nicht verhungern und verdursten. 😉

Um 18.30 Uhr erreichen wir die Sulfur Spring, kurz vor Einbruch der Dunkelheit. Finden einen Zeltplatz unter Kiefern mit Picknicktisch. Der Tisch ist voll gekackt von den Vögeln. Aber nun gut, wir sind hier im Wald. Super bequem zum Auspacken, Kochen und Essen. Das ist die Belohnung für unsere Fleiß-Arbeit. Ganz nebenbei sind wir heute wieder 1300 Höhenmeter aufgestiegen. Wir haben für die letzten 20 Kilometer nur etwas mehr als vier Stunden gebraucht. Das war Rekord-Zeit. 🙂 Zwei Rehe steigen den Abhang hinunter, während wir 5 Liter Wasser von der Quelle abzapfen. Die müssen noch kurz warten, bis sie an die Tränke können.

Die letzte Nacht war sehr kalt. Morgens früh ist das Zelt nass von Kondensation und Luftfeuchtigkeit. Komisches Klima. Diese Temperatur-Unterschiede hatten wir nicht erwartet.
Es geht von der Sulfur Spring natürlich erst einmal kräftig aufwärts. Wir laufen am Rande des Angeles Crest Highway bis zum Cloudburst Summit auf 2400 Meter Höhe. Östlich davon sehen wir Ski-Lifte. Links und rechts der Straße stehen hohe Stangen, um die Begrenzung bei hohem Schnee anzuzeigen. Irgendwie haben wir uns Süd-Kalifornien ganz anders vorgestellt.

Am Cooper Canyon gibt es Wasser für die Mittagspause. Unten in der Schlucht fließt ein kleiner Strom. Passt gut. Ab hier ist der PCT über eine Distanz von mehreren Kilometern gesperrt und wird umgeleitet. Renaturierung zum Schutz der gefährdeten Art „Yellow-Legged Frog“, auf deutsch ist das der Gelbbeinfrosch. In unserer App verläuft der Original-PCT als rote Linie. In diesem Gebiet zeigt die Karte außerdem ein Wirrwarr von blauen Linien, welches Nebenrouten sind. Wir vermuten, es gibt hier so viele Alternativen für den Fall, dass die Wege in den höheren Regionen durch Schnee unpassierbar sind. Auf jeden Fall ist es sehr verwirrend. Die Meilenangaben stimmen auch nicht, so dass wir nie genau wissen, wo wir gerade stehen.
Vom Wasser am Cooper Canyon aus finden wir den richtigen Weg nicht sofort. Mehrere Abzweiger führen in verschiedene Richtungen, aber die umgeleitete Route vom PCT ist auf keinem Wegweiser aufgeführt. Zunächst laufen wir eine halbe Stunde verkehrt, bis wir an eine Stelle kommen, die ganz offensichtlich schon lange nicht mehr begangen wurde. Sieht falsch aus, wir kehren um. Zurück zum Pausenplatz und neuer Versuch auf einem anderen Abzweiger.

Das ist der Burkhart Trail, und der scheint richtig zu sein. Es geht wieder stramm bergauf. Durch den Bach, der unten fließt, ist der Pfad sehr schön grün. Endlich mal eine willkommene Abwechslung zu dem Am-Hang-Laufen der letzten Tage. Leider dauert das Vergnügen im Wald nur eine Stunde, denn die weitere Umleitung erfolgt entlang des Highway 2. Mehrere Kilometer entlang der Straße, natürlich ohne Bürgersteig oder Seitenstreifen. Einzig erwähnenswert ist die Begegnung mit einer Feuerwehr-Frau und einem Feuerwehr-Mann. Die Beiden stehen hinter ihren Fahrzeugen am Straßenrand und sind zum Plaudern aufgelegt. Wir unterhalten uns eine ganze Weile. Sie erzählen, dass es hier vor einer Woche geschneit hat. Ich hätte nicht gedacht, dass wir noch einmal im Schnee zelten müssen, oder dass wir vom Wetter ausgebremst werden könnten.

Eigentlich sollte der Marsch auf Asphalt nach 6 Kilometern zu Ende sein. Der PCT verläuft parallel zum Highway, aber wir finden den Einstieg nicht. Immer weiter folgen wir der Straße, bis wir am späten Nachmittag endlich einen Wegweiser sehen. Die Spur führt steil bergauf. Das wird für den Rest des Tages und auch morgen Vormittag so bleiben. Auf einem Schild lesen wir, dass der Mount Baden-Powell in 13 Kilometern auf unserem Weg liegt. Das ist einer der höchsten Gipfel auf dem PCT. Vorher kommt noch das Windy Gap, das hört sich auch nicht besonders gemütlich an. Tatsächlich sehen wir die ersten Schneeflecken, sobald wir ein bisschen höher gestiegen sind. Das ist hoffentlich noch alter Schnee von letzter Woche.

Unser Ziel ist die Little Jimmy Spring, an der es wunderbares Wasser geben soll. Kurz davor liegt der gleichnamige Campingplatz, wo wir die Nacht verbringen wollten. Oh Schreck – dort ist richtig was los. Da stehen schon 8 Zelte, und das Lagerfeuer brennt. Eine große Gruppe mit mehreren Kindern hat sich für’s Wochenende gut eingerichtet. Es ist Freitag, da muss man mit so etwas rechnen, wenn Straßen in der Nähe sind. Lust haben wir nicht auf laute Gesellschaft. Zunächst einmal steigen wir hinunter zur Quelle und packen 5 Liter Wasser auf. Damit laufen wir noch einen Kilometer weiter, um zu schauen, ob wir irgendwo ungestört zelten können. Keine Chance, kein gerader Fleck, ab jetzt geht es immer höher. Ziemlich blöd am Ende eines anstrengenden Tages, aber wir müssen zurück zum Little Jimmy Campingplatz. Wir sind gerade fertig mit Essen und wollen schlafen gehen, da sehen wir ein Dutzend tanzender Lichter. Die Gruppe verlässt den Campingplatz für eine Nachtwanderung. Das ist doch eine gute Chance, um schnell einzuschlafen.

Wir haben 37 Kilometer unter den Füßen, dazu 1900 Höhenmeter Aufstieg. So langsam könnten wir einen Ruhetag vertragen.

Mit doppelter Lage Kleidung und Daunenjacke war die Nacht viel besser als erwartet.
Um 8.00 Uhr stehen wir am Windy Gap. Das präsentiert sich friedlich, ohne Wind und mit toller Aussicht. Nach Süd-Westen öffnet sich ein weites Tal. Wir befinden uns über den Wolken. Eine Landschaft aus weißen Watte-Wolken liegt unter uns. Nur zwei mit Schnee bedeckte Gipfel ragen heraus wie kleine Inselchen. Es gibt drei Wege in verschiedene Richtungen. Unser Pfad führt natürlich hinauf. Was sonst ?  😉

Der Aufstieg verläuft zunächst auf der Nordseite. Viel harter Schnee. Gar nicht gut. Man kann keine Tritte in den Schnee hauen. Blankes Eis und spiegelglatt. Links von uns liegt ein steiler Abhang aus gefrorenem Schnee. Keine Bäume und keine Felsen. Man würde hier ungebremst in die Tiefe sausen, wenn man abrutscht.
Adrenalin steigt. Ich bekomme Schweiß-Ausbrüche. Das ist wohl die bisher gefährlichste Passage in den ganzen vier Monaten auf dem PCT. Hier sollte man eigentlich die Microspikes anlegen, wenn man welche hätte. Unsere sind im Karton bei Jonathan. Nie hätten wir mit so einem frühen Wintereinbruch in Süd-Kalifornien gerechnet. Wir laufen sehr vorsichtig wie auf rohen Eiern. Es dauert ewig, aber schnell wäre lebensgefährlich.

Wir queren über den Sattel des Sheep Mountain auf die andere Hangseite. Viel besser, weil hier die Sonne mehr scheint und den größten Teil des Schnees weggetaut hat. Bleibt leider nicht lange so, dann wechselt der Trail wieder zum Nordhang. So viel Schnee ist liegen geblieben und fest gefroren. Wahrscheinlich geht der auch nicht mehr weg vor dem nächsten Sommer. Langsam stapfen wir weiter und benutzen die Stöcker anstelle der Eisaxt, um sicheren Halt zu haben. Wir steigen weiter auf und kommen in die Höhe der 3000-er. Oben auf dem Grat ist die Spur ganz weg, unter Schnee vergraben. Hier sucht sich wohl jeder Hiker irgendwie den besten Weg zum Mount Baden-Powell. Benannt wurde dieser Berg nach dem Gründer der Pfadfinderbewegung. Der Gipfel gehört nicht zum PCT, der Trail bleibt etwas unterhalb. Natürlich möchten wir trotzdem bis ganz nach oben, wenn wir schon einmal so weit gekommen sind. Heute ist Wochenende und fantastisches Wetter für eine Gipfel-Besteigung. Man hört lautes Schnattern und Lachen, bevor man das Gipfelkreuz sieht. Eine etwa 20-köpfige Gruppe von Asiaten mit Wanderführer hat den Gipfel erstürmt. Die müssen von der anderen Seite aufgestiegen sein. Manche haben sich sogar leichte Klappstühlchen mitgebracht und sitzen in der Sonne. Alle haben Microspikes an den Schuhen. Was für eine Aufregung, bis die sich alle in verschiedenen Posen fotografiert haben ! Immerhin bekommen wir so auch ein Foto, wo wir zu zweit drauf sind. 😉


Wir haben 4 Stunden für 9 Kilometer gebraucht, davon über die Hälfte im Schnee. Das hält auf. Damit ist auch schon klar, dass wir unser Abendziel nicht erreichen werden. Wasser mit Zeltplatz daneben, aber erst in 30 Kilometern. Das schaffen wir nicht, es ist schon Mittag.

Für den Abstieg brauchen wir weitere 3 Stunden. Auf der anderen Seite liegt noch deutlich mehr Schnee, der allerdings in der zweiten Tageshälfte angeschmolzen und weicher ist. Immer noch ist es rutschig, aber man kann darauf besser laufen als früh am Morgen. Je tiefer wir absteigen, umso matschiger wird es. Jetzt gibt es nasse Füße.

Auf dem weiteren Weg nach unten können wir immer wieder die großen  kalifornischen Eichhörnchen beobachten. Tagelang haben wir keine gesehen, heute sind sie besonders aktiv. Anscheinend stören wir nicht, denn sie suchen überall nach Nüsschen und verbuddeln ihre Schätze. Gegen 15.00 Uhr erreichen wir den Trailhead, einen Parkplatz am Highway. Haben aufgrund des Schnees überhaupt keine richtige Pause gemacht und sind ziemlich erschöpft. Unten stehen zwei Picknicktische, auf die wir zusteuern. Würden doch sehr gerne eine halbe Stunde bequem sitzen, aber gleichzeitig besetzen einige lebhafte Kinder die Tische. Drei junge Familien, die zusammen gehören, 5 Kinder im Alter zwischen 4 und 6 Jahren, ein Baby und ein Hund sind auch noch dabei …. Ruhe gibt’s da nicht, aber es ist eine nette Gesellschaft, und die gute Laune ist ansteckend. Eine der Frauen fragt, ob wir etwas brauchen. Sie schenkt uns zwei Cliff Riegel und stellt einen 2-Liter-Kanister mit Wasser vor uns hin. Super, das trifft sich gut. Die letzte Wasserquelle im Abstieg haben wir nämlich ausgelassen, weil man eine steile Rinne hinunter gemusst hätte. Das wollten wir mit Schnee nicht riskieren und sind sozusagen auf dem letzten Tropfen hier angekommen. Wir haben gerade noch einen halben Liter als Notschluck, dürfen jetzt unsere Flaschen auffüllen. Nach der Pause geht es auf der anderen Seite wieder hinauf. Ein übergewichtiger Mann kommt uns entgegen und stellt sich als „Dennis“ vor. Dennis Schneider ( mit deutschen Vorfahren) erzählt uns seine halbe Lebensgeschichte. Sein Arzt hat ihm Bewegung verordnet, deswegen quält er sich jedes Wochenende auf diesen Hügel. Schon sehr beeindruckend, denn es muss ihm sehr schwerfallen. Immer macht er auf dem Campingplatz am Jackson Flat Station. Und jedes Mal lässt er eine Flasche Wasser oder ein Paar Snacks in der Bär-Box auf Parzelle Nr. 4 – die sollen wir uns gerne nehmen. Das ist ja nett ! So viele Menschen sehen wir sonst nicht an einem Tag auf dem Trail, aber heute meinen es alle gut mit uns. 🙂 Natürlich machen wir den kleinen Umweg zum Campingplatz am Jackson Flat und suchen die Bär-Box auf Nr. 4, wo wir tatsächlich drei kleine Flaschen Wasser, einen Proteinriegel und Süßkartoffel-Spalten finden. Toll ! Das Wasser auf dem zur Zeit geschlossenen Campingplatz ist abgestellt. Durch die Flaschen von Dennis sind wir unabhängig und kochen gleich hier. Danach können wir frisch gestärkt auch im Dunkeln weiterlaufen, solange wir Lust haben. Im Winter ist das ein beliebtes Skigebiet, aber jetzt ist die Landschaft alles andere als schön. Triste Hügel mit verkohlten Bäumen, viel geschreddertes Holz, verdorrtes Kraut. Es hat vor zwei Jahren gebrannt, die Aufräumarbeiten sind noch in vollem Gange.

Mit Einbruch der Dunkelheit wird es noch trostloser. Eine staubige Piste führt bis zu einem Sessel-Lift. Noch etwas höher gelegen ist die Bergstation mit Gondel-Betrieb. Für uns fühlt sich das irgendwie „fehl am Platze“ an. Skilifte in Süd-Kalifornien …. Wer denkt denn an sowas ? Der weitere Weg führt direkt an einem eingezäunten Teich vorbei. Mehrere Verbotsschilder machen es deutlich : Kein Wasser für PCT-Hiker. Das Wasser wird vom Ski-Resort für die Erzeugung von Kunstschnee gebraucht. Ein Stück weiter passieren wir einen weiteren Teich, ebenfalls mit einem hohen Zaun als Absperrung. Gefällt uns gar nicht. Tausende von Lichtern blinken links von uns im Tal. Es sieht aus, als wäre dort unten eine große Stadt, aber tatsächlich sind es die Solar- und Windanlagen. Gegen 20.00 Uhr erreichen wir den Blue Ridge Campground. Der ist ebenfalls zur Zeit außer Betrieb, das Wasser ist auch hier abgestellt. Macht ja nichts, wir brauchen nichts. Für einen Kaffee am Morgen reicht es noch. Schnell findet sich auf dem verlassenen Platz eine geeignete Stelle zwischen den Bäumen. Wir sind todmüde. Dieser Tag war gar nicht langweilig.

Der Wind kam ganz plötzlich über Nacht. Es rüttelte kräftig am Zelt. Eine Seite der Verspannung hat sich gelöst, der Hering hat in dem weichen Waldboden nicht gehalten. Unser Gewicht und mein Rucksack in der Ecke halten das Zelt an Ort und Stelle. Viertel nach 5 haben wir fertig gepackt. Der frühe Vogel ….. Wir wollen in die Stadt Wrightwood. Das Frühstück lockt. Es sind nur noch 6 Kilometer bis zum Abzweiger. Dort biegen wir ab auf den Acorn Trail, der weitere 4,5 Kilometer und 600 Höhenmeter steil nach unten führt. Rauf müssen wir da natürlich auch wieder, aber vorher gibt es einen Ruhetag. Nach 16 Nächten im Zelt freuen wir uns auf ein richtiges Bett. Bereits um 8.30 Uhr sitzen wir im Evergreen Café beim Frühstück. Anschließend suchen wir eine Unterkunft. Das gestaltet sich etwas schwieriger als gedacht. Es ist keine Ski-Saison, die Hotels scheinen alle geschlossen zu sein. Rezeptionen sind unbesetzt, telefonisch erreichen wir niemanden, immer nur Anrufbeantworter. Unsere nächste Anlaufstation ist der Baumarkt, wo es eine Mappe mit Informationen geben soll. Trail Angel bieten Fahrten, Dusche, Waschmaschine und Beherbergung an. So landen wir im Cozy Cottage von Arlene „Pyjama Mama“. Hier können wir in gemütlicher Atmosphäre die Planung der letzten 3 Wochen machen. Es sind nur noch weniger als 600 Kilometer bis nach Mexiko. 🙂

2 Kommentare zu “Hikertown bis Wrightwood

    1. 871385 Autor des Beitrags

      Danke.
      Euer Standort klingt ziemlich exotisch.
      Lasst es euch gutgehen.

      Herzliche Grüße
      Thomas und Frauke