

Trout Lake hat unsere Erwartungen weit übertroffen. Es gibt so viele freundliche Menschen im Dorf, und alles ist optimal auf die Bedürfnisse der Hiker zugeschnitten. Die Lady, die den kleinen Lebensmittel-Laden betreibt, ist eine ganz besondere Frau. Mit eiserner Hand, aber sehr zugewandt und hilfsbereit, führt sie ihr Geschäft. Jeden Tag, auch Sonntags, steht sie von 7.00 Uhr bis 19.00 Uhr im Laden, der ein sehr gutes Sortiment anbietet und nebenbei blitzsauber ist. Guten Kaffee gibt es für 2,- Dollar „refill for free“. Wir gehen mehrmals, um unsere Becher zu füllen. Hinter dem Haus ist ein kleines Paradies eingerichtet. In einer der beiden Hiker-Boxen finde ich ein Moskitonetz. Im Garten stehen Picknick-Tische und Bänke. Es gibt eine Ladestation für Elektrogeräte, Mülleimer, Waschmaschine, Trockner und eine Personenwaage. Ich habe 6 Kilo abgenommen im ersten Monat auf dem PCT.


Die Hose von Thomas ist durch und landet im Müll. Sie war bereits mehrmals genäht, und der Parcours über querliegende Bäume hat ihr den Rest gegeben. Jetzt muss er in Zukunft mit seiner Sonntags-Ausgeh-Hose wandern. Frisch geduscht, ein paar Teile mit der Hand ausgewaschen, viel Zeit im Garten hinter dem Laden verbracht. Wir hatten nur 20 Stunden Aufenthalt insgesamt, aber es war eine schöne Ruhephase. Kleine Orte sind längst nicht so stressig wie große Städte mit langen Wegen und einem Überangebot an Geschäften.


Trail Angel Don holt uns pünktlich um 12.00 Uhr ab – wie verabredet. Ein sehr netter älterer Herr. Er erzählt uns von der Beinahe-Evakuierung im letzten Jahr. Eine Invasion von Feuerwehr-Männern und Helfern kam ins Dorf und musste untergebracht werden. Der Waldbrand war durch Blitzeinschlag verursacht worden.
20 Kilometer Autofahrt. Mittags stehen wir wieder gut motiviert am PCT. Am Eingang zum Trail gibt es ein Register zum Eintragen. Wir haben noch 2229 Meilen vor uns, das sind ca. 3590 Kilometer. Dieses wird unsere letzte Etappe im Bundesstaat Washington sein. Der nächste Stopp ist Cascade Locks im Bundesstaat Oregon.

Nomen est Omen ? Big Mosquito und Little Mosquito Lake liegen auf unserem Weg. Bei diesen Namen stellen sich mir die Nackenhaare hoch. In der Goat Rocks Wilderness haben wir die bisher größte Population an Mountain Goats gesehen. Was soll ich jetzt von diesen Namen halten ? Bedeutet das etwa, dass es auf dem weiteren Weg NOCH MEHR Moskitos geben wird ? Grundlose Panik. Wir nehmen Wasser am Mosquito Creek, es ist nur halb so schlimm. An unserem ausgesuchten Platz für die Nacht wird es kein Wasser geben, deswegen müssen wir für die nächsten 2 Stunden 3 Liter tragen. Es folgen die Surprise Lakes, mehr als ein Dutzend kleiner Seen. Immer öfter gibt es einen Sammelbegriff für diese unzähligen Teiche. Es scheint so, als ob denen die Namen ausgegangen sind. 😉 Der Trail heute gibt keinen Grund zum Meckern. Es geht ein bisschen Hügel auf- und abwärts, immer nur durch den Wald spaziert. Um 20.00 Uhr haben wir unser Ziel erreicht und sind 25 Kilometer weiter.

Halb neun lagen wir gestern schon im Zelt, trotzdem schlafen wir tief und fest bis Viertel nach acht. Es sind weitere 10 Kilometer bis zum nächsten Wasser. Aufstieg ca. 300 Höhenmeter bis dahin, also harmlos. Laut Wettervorhersage gibt es nur noch 14 Stunden Sonne. Es könnte daran liegen, dass die Tage Ende Juli schon wieder kürzer werden. Das rechte Knie von Thomas fängt an zu mucken. Deswegen wird er ab jetzt mit Knie-Bandage laufen, das bedeutet für ihn gleichzeitig kurze Hose. Ich werde weiterhin lieber in meiner langen Hose schwitzen. In Oregon geht die Moskito-Saison bis Mitte August. „Indian Heaven Wilderness“ lesen wir auf einem Holzschild. Das hört sich doch sehr idyllisch an. Einige ausgewiesene Wasserquellen sind völlig trocken. Mini-Frösche hüpfen auf dem Trail.

Frühstückspause am Junction Lake. Danach geht es weiter hoch und über den Berry Mountain. Die Heidelbeeren schmecken von Tag zu Tag besser. Wenn man noch welche findet, denn dafür muss man morgens früher sein als die folgenden Hiker. Am Green Lake gibt es Wasser unter erschwerten Bedingungen. Das Ufer ist morastig, so dass man schon nasse Füße bekommt, bevor man am See ist. Dann auf einem Baumstamm balancierend die Flaschen zum Füllen ins Wasser halten, ohne das Gleichgewicht zu verlieren und hineinzufallen. Und der Green Lake ist wirklich ziemlich grün von Schilf und Wasserpflanzen.


Nächste Station ist der Crest Campground mit vielen flachen Zeltplätzen, Picknick-Tischen und sogar einer Pit-Toilette. Brauchen wir nur gerade nicht. Es ist 17.00 Uhr, also viel zu früh für Feierabend, außerdem gibt es kein Wasser zum Kochen. Dafür müssen wir noch ein bisschen weiter stapfen. Bisher war der Trail heute ziemlich eintönig. Ab jetzt wird die Landschaft wieder abwechslungsreicher. Vor mir schlängelt eine Garter Snake am Wegesrand. Außerdem entdecke ich eine ziemlich große Echse auf einem Stein. Ungefähr 20 Zentimeter lang, grau-braun mit Muster. Das Reptil verschwindet natürlich blitzschnell, ohne seinen Namen zu verraten. Erst später mit Hilfe des Internets finde ich heraus, dass diese Echsenart sehr selten ist. Seit den 70-er Jahren ist ein Rückgang von mehr als 70 % zu verzeichnen. „Northern sagebrush lizard“ kann den Schwanz abwerfen, deswegen kamen mir die Proportionen so unnatürlich vor.

Das nächste Wasser direkt auf dem Trail fließt nicht mehr, aber es soll eine Quelle etwas abseits geben. Da hat ein kluger Kopf einen Hinweis in den Sand gemalt „H2O“ und einen Pfeil dazu. So finden wir die versteckte Quelle schnell. Köstliches Trinkwasser direkt aus dem Berg. Schöner Zeltplatz gleich daneben. Was will man mehr ? 🙂
Wir Spät-Aufsteher sind tatsächlich 33 Kilometer weiter gekommen.


Wir haben uns viel vorgenommen und den Wecker gestellt. Ich bin allergisch gegen Wecker-Klingeln, das Geräusch verdirbt mir meine gute Morgenlaune. Vorsichtshalber wache ich schon um 5.30 Uhr auf. Thomas beginnt den Tag mit der Ernte von Heidelbeeren. 18 Kilometer bis zum nächsten Wasser, deswegen müssen wir unsere Flaschen füllen und tragen. Wenigstens sollten wir schnell sein, es sind 300 Höhenmeter im Aufstieg und satte 1000 Höhenmeter im Abstieg. Insgesamt liegen 2600 Höhenmeter Aufstieg in den nächsten zwei Tagen bis Cascade Locks vor uns. Das hört sich etwas anstrengend an. Vor uns ist ein hoher Berg mit Schnee auf dem Gipfel zu sehen. Das muss der Mount Hood sein, und der steht bereits in Oregon. Davor liegen einige Hügelketten, die wir in den nächsten Tagen abwandern werden.

Auf einem schmalen Pfad geht es steil abwärts. Irgendwann sehen wir zwischen den Nadelbäumen zwei Eichen stehen. Das bedeutet wohl, dass wir schon weit unten sind. Die Vegetation wird vielfältiger, je tiefer wir kommen. Schöner Mischwald. Farne säumen unseren Pfad zu beiden Seiten. Wann haben wir das letzte Mal Eichen oder Farne gesehen ? In Washington ganz bestimmt noch nicht. Auch die Tierwelt ändert sich. Keine Murmeltiere mehr, dafür hoppeln Kaninchen vor uns auf dem Weg. Zum ersten Mal führt der PCT an Privatbesitz entlang. Da steht ein Haus, ein Schuppen, ein Auto. Zäune und Schilder mit „Betreten verboten“ haben wir in den letzten 5 Wochen noch nicht gehabt.

Am Panther Creek gibt es endlich das nächste Wasser. Bis dahin sind wir 4 Stunden gelaufen. Dort ist der gleichnamige Campingplatz, auf dem man 25,- Dollar pro Übernachtung bezahlen muss. Wir sprechen kurz mit der Platzwartin, und die weist uns eine nicht reservierte Parzelle für unsere Pause zu. Picknicktisch im Schatten, angeblich zwischen Wasser und Trail gelegen. Wir dürfen bleiben, solange wir möchten. Wahrscheinlich nicht über Nacht, dann müsste sie uns wohl doch zur Kasse bitten. Es ist sowieso erst Mittagszeit. Der Weg zum Wasser ist ziemlich weit, die Toiletten liegen ebenso weit entfernt in der anderen Richtung, die Mülltonnen sind wieder ganz woanders. Schließlich finden wir unseren Trail nicht wieder, weil wir so viele kleine Seitenwege gegangen sind. Insgesamt 90 Minuten Pause, und davon haben wir nur ungefähr eine halbe Stunde am Tisch gesessen. Die restliche Zeit sind wir etwas planlos über den Campingplatz geirrt. Schön blöd. Das zeigt uns nur mal wieder, dass sich diese Extra-Touren nicht lohnen. Aber irgendwie hoffen wir bei solchen Abstechern immer, dass sich etwas Tolles ergibt. Trail Magic zum Beispiel …. Oder ein Getränkeautomat, der kalte Cola ausspuckt, wenn man ihn mit Dollar-Noten füttert. Nichts davon. Am Ende sind wir froh, als wir ein PCT-Zeichen entdecken und wieder auf Kurs sind.

Der Nachmittag ist heiß. Ein satter Aufstieg kommt noch hinzu. Auf einer geschwungenen Holzbrücke gelangt man über den Trout Creek. Am gegenüber liegenden Ufer gibt es einige Plätze zum Zelten, außerdem Baumstämme zum Sitzen und Zugang zum Wasser. Thomas steigt erst einmal in den flachen Fluss und kühlt sich ab. Danach wird gekocht. Ramen 3-Minuten-Nudeln, aufgewertet mit viel Erdnussbutter.


Bis zum nächsten Treffpunkt sind es 8 Kilometer und 700 Höhenmeter weiter. Wir müssen Wasser den Berg hoch schleppen. Innerhalb kürzester Zeit bin ich nass geschwitzt. Ab 18.00 Uhr wird es etwas angenehmer. Die Sonne steht schon etwas tiefer und brät nicht mehr so auf’s Haupt. Nach einer Stunde und 10 Minuten schaue ich auf’s Handy und denke : „Sch….. – wie weit ist das denn noch ?“ Die letzte Stunde quäle ich mich den Berg hoch und habe Durst. Thomas hinter mir wird es nicht besser gehen. Kein zusätzlicher Wassertropfen unterwegs, alle Quellen sind ausgetrocknet. Wir müssen mit dem auskommen, was wir hochgetragen haben. Zum Trinken und Zähneputzen reicht es. Kaffee im Zelt fällt morgen aus.
Beide sind wir schließlich angekommen. Wieder 35 Kilometer weiter. Bis nach Cascade Locks sind es knapp 40 Kilometer. Wir wissen noch nicht genau, ob wir morgen Abend rausgehen – das schaffen wir nur bei besten Bedingungen.

In der Nacht hatten wir Besuch. Ich bin aufgewacht von einem nagenden und schabenden Geräusch ganz in der Nähe. Unsere Futterbeutel hängen im Baum weit weg. Wir haben nie etwas Essbares im Zelt. Dann muss wohl draußen ein Tier aktiv sein. Bei diesem Gedanken schlafe ich sogleich wieder ein. Morgens bei Tageslicht entdecke ich, dass irgendwelche Klopapier-Fresser am Werk waren. Meine Schuhe stehen neben dem Zelt, darin lag eine Rolle Toilettenpapier. Die ist jetzt rundum angeknabbert. Eine Maus, eine Ratte oder ein Eichhörnchen ? Irgendein Nagetier hat sich durch mehrere Lagen hindurch gefressen.
Thomas hat eine kleine Blase an der Ferse, die behandelt werden muss. Seine Schuhe sind inzwischen dermaßen abgelatscht, dass die Einlage nicht mehr richtig darin sitzt. Die scharfe Kante an der Sohle hat eine Scheuerstelle verursacht, die wahrscheinlich schnell in den Griff zu bekommen ist. Neue Schuhe müssen trotzdem bald her.

Es trennen uns noch 40 Kilometer, 1200 Höhenmeter bergauf und 2200 Höhenmeter bergab von Cascade Locks. Die Landschaft präsentiert sich heute richtig wild. Wir wandern auf schmalem Pfad durch dichten Urwald. Allerdings haben fleißige Hände hier ein bisschen aufgeräumt. Die dicksten Stämme sind durchgesägt und vom Trail geräumt, worüber wir froh sind.

Ich laufe voraus und stolpere beinahe über eine Garter Snake, die mitten auf dem Weg liegt. Diesmal handelt es sich um ein ausgewachsenes Exemplar von ca.1,20 Meter Länge. Die Schlange will keinen Platz machen, obwohl ich mit kleinen Steinchen werfe und sie mit Stöckern kitzle. Okay, das ist ihr Wald, wir sind hier nur zu Besuch. Also erstmal abwarten ….. Die Schlange rührt sich nicht vom Fleck. Nach einer Weile verliere ich die Geduld und stapfe vorsichtig in einem halben Meter Entfernung dran vorbei. Diese Gattung ist völlig ungiftig. Und was soll schon passieren, wenn die Schlange mit diesem kleinen Kopf und winzigem Mäulchen mich beißen will ? Dann erwischt sie ja höchstens ein Stück von meinem Hosenbein. Auch dafür sind lange Hosen gut. Wenn jetzt Schlangen und Echsen aktiv sind, dann muss wohl wirklich Sommer sein.


Unsere App zeigt einen halben Wassertropfen an der Abzweigung zum Three Corner Rock Trail. Das gibt Hoffnung. Ich bin vor Thomas da und will es versuchen. Stelle meinen Rucksack und meine Stöcker an die Weggabelung, damit er sieht, wohin ich gegangen bin. Dann laufe ich mit einer Wasserflasche, dem Jetboil und meiner Tasse los. Der Pfad führt natürlich bergauf. Alles ist trocken an der Stelle, wo der Wassertropfen eingezeichnet ist. Also weiter. Der Wanderweg ist zu Ende und geht in eine Sandpiste über. Okay, die laufe ich auch noch. Am Ende kommt ein Felshaufen in Sicht, das muss der Three Corner Rock sein. Ich folge der dünnen blauen Linie in der App, weil ich denke, das ist eine Wasserlinie. Die führt tatsächlich hinauf auf den Felsen. Immer weiter, über Geröll und lose Steine klettere ich bis nach oben zum Ende der blauen Linie. Nichts. Frustrierend. Am Ende bin ich 3 Kilometer auf diesem blöden Three Corner Rock Trail gelaufen und zu allem Überfluss bis auf den Gipfel geklettert. Knappe Stunde unterwegs, noch keine Minute gesessen, nichts gegessen, nichts getrunken in der Pause. Ich bin ziemlich genervt. Auf dem Rückweg schallt plötzlich der Norderneyer Pfiff durch den Wald. Damit finden wir uns immer wieder, sofern wir in Hörweite sind. Thomas kommt aus einem Seitenweg und läuft hinter mir her. Er hat sich also auch auf die Suche nach Wasser gemacht. Leider ebenso erfolglos. Beide Flaschen sind leer. Das bedeutet, wir müssen nochmal 9 Kilometer weiter bis zu einem Campsite, an dem es angeblich Wasser geben soll.



Der Himmel bedeckt sich zunehmend. Dichte Wolkenknäuel ballen sich zusammen. Das sieht nach Unwetter aus. Um 14.00 Uhr fallen ein paar Regentropfen. Nicht genug, um nass zu werden. Die Regenkleidung bleibt im Rucksack. Es ist drückend schwül. Eine Stunde später scheint die Sonne wieder. Das Unwetter findet anscheinend woanders statt.
Um 16.00 Uhr sind wir endlich beim Campsite. Eine schmale Spur führt sehr steil den Hang hinunter. Die Begeisterung hält sich in Grenzen. Aber wir sind seit 7 Stunden ohne Wasser unterwegs, es gibt keine Alternative in nächster Zeit. Thomas klemmt sich 3 leere Flaschen unter’s Hemd und macht sich auf den Weg nach unten. Mission erfolgreich. Die 3 Liter sind schnell weg für Trinken und Kochen. Noch liegen 10 Meilen bzw. 16 Kilometer vor uns. Heute schaffen wir es nicht mehr bis Cascade Locks, aber wir möchten schon nahe dran kommen. Lange haben wir keine Anzeichen für die Existenz von Bären gesehen. Heute aber entdecken wir gleich vier mal hintereinander Bären-Spuren auf dem Trail. An einer Serpentine erhaschen wir den ersten Blick auf den Columbia River. Der Fluss sieht gewaltig groß und breit aus. Wir können sogar eine Fähre erkennen.

Auf der letzten Etappe des Tages freuen wir uns über die nächste Hunderter-Zahl, mit Stöckern in den Sand gemalt. Wir sind jetzt seit genau 5 Wochen auf dem PCT. 500 Meilen bzw. 800 Kilometer liegen hinter uns.

Es wird bereits dunkel, als wir unser Ziel an einer stillgelegten Schotterstraße erreichen. Eine schmale Mondsichel steht am Himmel. Rings um unseren Lagerplatz wachsen dichte Brombeerbüsche, die heute anscheinend noch Niemand abgeerntet hat. Dunkel, reif und süß. Da können wir uns so richtig satt essen, bevor wir das Zelt aufbauen.
14 Stunden unterwegs, 36 Kilometer. Morgen ist es nur noch ein Katzensprung bis nach Cascade Locks. Der Wecker soll um 6.00 Uhr klingeln. Wir sind mit Sonja und Roger zum Frühstücken verabredet. Lautes Grillen-Konzert zum Einschlafen. Das übertönt sogar den Verkehrslärm von der nahen Straße.

5.30 Uhr sind wir wach. Aufgeregt wie immer, wenn wir in die „Stadt“ kommen. Vor uns liegt eine gute Stunde strammer Marsch bis zur berühmten Bridge of the Gods. Unterwegs futtern wir so viele Brombeeren, dass wir beinahe kein Frühstück mehr brauchen. Auf der Bridge of the Gods laufen wir über den Columbia River. In der Mitte ist ein Zeichen „Welcome to Oregon“. Der erste Bundesstaat ist von Norden nach Süden durchwandert – Washington mit 506 Meilen bzw. 814 Kilometern. Lautes Piepsen von oben, eine Familie Weißkopf-Seeadler hat über uns im Gerüst der Brücke ihr Nest gebaut.

Auf der anderen Seite des Columbia River liegt Cascade Locks mit 1400 Einwohnern. Außerdem ist es der am tiefsten gelegene Ort auf dem PCT zwischen Mexiko und Kanada. Unser Treffen zum Frühstück mit Sonja und Roger „Houdini“ macht richtig Spaß. Wir halten die Beiden etwas länger auf, eigentlich wollten sie früh zurück auf den Trail. Vielen Dank für eure Zeit und Gesellschaft ! 🙂

Direkt gegenüber ist unser Motel, gestern von unterwegs gebucht. Die Frau an der Rezeption gibt uns ohne langes Palaver den Zimmerschlüssel. Es ist erst 10.00 Uhr ! Wir können unser Glück kaum fassen. Check-in laut Booking.com wäre erst ab 15.00 Uhr. Rucksack auspacken, Müll entsorgen, schmutzige Wäsche auf einen Haufen, Dusche. Wunderbar – mit kuscheligen Handtüchern. Unterwegs oder auf dem Campingplatz müssen wir immer nass in die Klamotten, weil wir kein Handtuch dabei haben. Mit dem 1-Dollar-Bus fahren wir nach Hood River. Neben uns sitzt ein Mann, der uns ein bisschen ausfragt, woher wir kommen, was wir machen usw. „Falls es euch noch Niemand gesagt hat …. Herzlich willkommen in den USA !“ Einfach nur nett. Schon wieder erfahren wir diese Wertschätzung, weil wir dieses unglaublich große und vielfältige Land lieben und immer wieder gerne einreisen.
Hood River ist deutlich größer, eine Kleinstadt mit 8300 Einwohnern. Es hat einige Geschäfte mehr zu bieten als Cascade Locks. Es gibt neue Schuhe für Thomas, außerdem machen wir Groß-Einkauf im Safeway. Um 15.00 Uhr sind wir zurück und genießen die Annehmlichkeiten der Zivilisation incl. Kühlschrank, Fernsehen und Internet. Waschmaschine und Trockner sind für PCT-Hiker im Motel kostenlos. Vor der Garage, wo der Trockner steht, liegt eine Garter Snake. Hat man zu Hause eher nicht. 😉