Wir segeln und wandern durch die Welt

PCT Trail Days

Direkt beim Aussteigen an der Haltestelle in Cascade Locks begegnen wir Mountain Dancer, dem Mädel ohne Bargeld vom Olallie Lake.

Das nächste bekannte Gesicht ist MacGyver, die letztens am Highway 26 in der Hängematte geschlafen hat, um uns abends mit Trail Magic zu überraschen. 

Besonders freuen wir uns auch über das Wiedersehen mit dem netten Holländer „Tinman“. Den kennen wir vom Florida Trail 2022. Wir bekommen eine Nachricht von Brad „Shep“. Auf dem Florida-Trail haben wir ihn kennengelernt und bei den AT Trail Days erneut getroffen.

Mountain Dancer sehen wir abends in der Brauerei wieder, wo sie uns die geliehenen 40,- Dollar gleich in bar zurück gibt.

Sehr cool ! Nette Bekanntschaften und Wiedersehen mit alten Freunden – das sind Trail Days. 🙂

Wir schnacken lange mit den Leuten am Jolly Stand. Bei den AT Trail Days 2022 haben wir Hemden aus der 1. Kollektion gekauft. Hier am Eröffnungsabend gibt es nur zwei Modelle im Angebot mit 50 % Rabatt, aber diese beiden gefallen mir nicht. Wir werden uns morgen vielleicht etwas Schöneres aussuchen.

Auch bei Granit Gear verweilen wir länger. Thomas interessiert sich für deren Leichtgewicht-Rucksäcke, ich hätte gerne ein kleines Täschchen zum Umhängen. Zuerst wird mir 30 % Rabatt angeboten. Beim nächsten Besuch heißt es, morgen kann ich mein Wunschteil für 15,- Dollar bekommen. Sehr gut.

Eine bisher noch unbekannte Firma verteilt T-Shirts an Alle, die eins möchten. Gratis, leicht und schnell trocknend. Passt, das nehme ich gerne. Ansonsten ist die Eröffnungs-Party bei der Brauerei Thunder Island eher schlapp. Es gibt keine Live-Musik, sondern nur einen DJ, dessen Musik so gar nicht unserem Geschmack entspricht. Ein Becher Bier kostet 8.- Dollar, also belassen wir es bei einem Bier.

Das kostenlose Frühstück für alle Hiker ist ein Erlebnis für sich. Rührei, Toast, Pfannkuchen, Kaffee. Wir sind dabei, obwohl die Schlange ziemlich lang ist.

An über 100 Buden werden ultraleichte Ausrüstung und Kleidung angeboten. Reparaturen sind umsonst. Essen und Trinken gibt es natürlich auch, aber die Preise dafür sind nicht besonders Hiker-freundlich. PCT Trail Days kommen uns sehr kommerziell vor im Gegensatz zu denen auf dem AT. Hier wollen die Firmen eindeutig verkaufen, und die Konkurrenz ist groß.

Unser erster Weg führt zum Stand von Osprey, weil unsere Rucksäcke abgängig sind. Hinten rosten die Stangen des Tragegestells, dadurch wurde ein Loch in das Rückenteil gescheuert. Bei Thomas und bei meinem Rucksack dasselbe Problem. Da könnte man drauf wetten, dass es durch unsere Art zu reisen verursacht wurde. Das Leben auf See bzw. die Lagerung auf dem Boot sind sicher nicht gut für’s Material. Ein bisschen Reden, und schon verspricht uns der nette Mitarbeiter, dass wir kostenlosen Ersatz bekommen. Zwei Stunden später liegen unsere ( bereits  mehrere Jahre ) alten Teile bei denen in der Ecke, und wir sind stolze Besitzer nagelneuer Rucksäcke. Diesen großzügigen Kundenservice kennen wir schon seit 2012. Tausend Dank an Osprey !

Ich bekomme die kleine Tasche von Granite Gear tatsächlich für 15,- Dollar. Glück gehabt, es ist die letzte mit diesem Muster. Lohnt sich also immer, früh dort zu sein, wenn man etwas Bestimmtes im Sinn hat.

Bei Jolly Gear könnten wir länger verweilen, aber es ist ziemlich rummelig. Der Anfang dieser 1-Mann-Firma war im Jahr 2022, seitdem tragen wir die Hemden der ersten Stunde in jeder Lebenslage. Super auf dem Trail, angenehm beim Segeln, auch gut für schick in der Stadt oder als Nachthemd beim Schlafen. Inzwischen gibt es sicherlich ein Dutzend Modelle, einzigartig in Material und Verarbeitung. Immer schön bunt und genau das, was man auf dem Trail braucht. Nicht ganz billig, aber auf jeden Fall das Geld wert.

Den fleißig nähenden Mitarbeitern von Durston können wir eine Weile bei der Arbeit zusehen. Eigentlich schauen wir nur vorbei, um ein Feedback zu unserem neuen Zelt zu geben. Es ist erst 4 Wochen in Benutzung, da gibt es noch nichts zu reparieren. Sehr nette Leute am Start, wir bekommen einige brauchbare Tipps zum Aufstellen und Behandeln.  

Unterhaltsames Frühstück mit Mosey und ihrem Bekannten am Samstag. Das Bridgeside Diner ist brechend voll. Es sind sehr viele Hiker für die PCT Trail Days angereist, das Dorf platzt aus allen Nähten.

Die verschiedenen Ausrüster überbieten sich gegenseitig mit Angeboten und Verlosungen. Tatsächlich gewinnen wir eine Isomatte mit passender Pumpe, die wir aktuell gar nicht gebrauchen können. Deswegen packen wir einen Karton, den Mosey im Auto mit zu sich nach Hause nehmen wird. Da kann ich gleich meine Daunenjacke, Mütze und die dicken Handschuhe loswerden. Die ganz warmen Sachen brauchen wir in den nächsten 4-5 Wochen nicht. Es ist Sommer, und richtig kalt wird es vermutlich erst wieder in den Sierras.

Am Stand der ALDHA-West quatschen wir ein bisschen mit den Leuten, lassen eine Visitenkarte da und kündigen unsere Triple Crown für nächstes Jahr an. Thomas möchte dann gerne einen Vortrag mit Dia-Show über unsere Reisen machen. Dieser Vorschlag wird gerne angenommen.

Ich kaufe Lose bei der ALDHA. Es gibt richtig tolle Preise. Allerdings wissen wir mit unserem Gewinn überhaupt nichts anzufangen. Es ist ein schwerer Wasserfilter, der vielleicht beim Reisen mit dem Auto etwas nützt. Wert 250,- €. Wir möchten das Ding nicht haben und vor allem nicht tragen, deswegen verschenken wir es an Brad. Der freut sich.

Wir machen die Bekanntschaft mit Juri aus Russland. Ein sehr junger Hiker aus Russland, auf dem PCT von Mexiko nach Kanada unterwegs. Er hat in Ashton ( Oregon ) gestoppt, so wird er uns demnächst wahrscheinlich entgegen kommen. Juri läuft den PCT ohne Geld, man sieht es an seiner schlechten Ausrüstung. Beim Mexikaner fragt er ganz höflich, ob er bitte Essen umsonst haben könnte. Zunächst heißt es „nein“ vom Mitarbeiter, der die Bestellungen aufnimmt. Nach Rücksprache mit der Chefin jedoch dürfen wir Juri zurückrufen, und er bekommt tatsächlich eine Mahlzeit umsonst. Wir freuen uns mit ihm.  🙂

Brad treffen wir noch einmal zum Frühstück am Sonntag. Er ist „Natur-Prediger“ und betet für uns, bevor sich unsere Wege trennen. Das kann ja nie schaden. Auch das neue Baby schließt er in sein Gebet mit ein und wünscht für unsere Tochter eine „easy and fast delivery“. 🙂

Um 9.00 Uhr fährt der Bus von Cascade Locks ab. Drei Busse weiter und 7 Stunden später sind wir wieder in Sisters. Nora und Bruce holen uns pünktlich um 16.00 Uhr an der Haltestelle ab. Wir dürfen eine weitere Nacht in deren luxuriösem Gästehaus verbringen. Aber wir scharren auch schon mit den Hufen und freuen uns darauf, morgen endlich wieder auf dem Trail zu sein.