Wir segeln und wandern durch die Welt

Damascus 24.05 – 13.06.2012

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24.05.2012  Wir sind erst um 14.30 Uhr aus Damascus gestartet, aber immerhin noch 11,8 Meilen gelaufen. Direkt zu Beginn haben wir wieder eine Black Racer am Wegesrand gesehen. Diese war laenger und dicker als unsere erste Schlange dieser Art, aber leider nicht so fotogen. Abends haben wir unser Zelt an einem kleinen Teich aufgestellt. Wir hatten die ganze Nacht durch Vogelgezwitscher, Froschkonzert und sehr aktive Gluehwuermchen zur Unterhaltung.

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25.05.2012  Fruehstueck am Buzzard Rock auf dem Whitetop Mountain in 5080 Fuss Hoehe. Wir hatten zum Glueck einen klaren Tag mit sehr viel Sonnenschein und konnten die tolle Aussicht geniessen. Am Nachmittag haben wir in einiger Entfernung unsere erste Herde wilder Ponies gesehen – es sollte nicht die letzte sein. Dieser Tag war mit seinen zwei hohen Anstiegen sehr anstrengend. Den Mount Rogers, mit 5729 Fuss der hoechste Berg Virginias, haben wir ebenfalls bei allerbestem Wetter erlebt. Zum kroenenden Abschluss haben wir am Abend einen wunderschoenen Campingplatz mit Sonne und weicher, gruener Wiese an der Thomas Knob Shelter gefunden.

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26.05.2012  Morgens waren unser Zelt und die Schlafsaecke feucht wegen der Hoehe. Und wir waren um kurz vor 7 Uhr wieder die ersten, die unterwegs sind. Der Weg fuehrte zunaechst durch bluehende Rhododendron-Waelder, an denen man sich gar nicht sattsehen konnte. Die Landschaft in den Grayson Highlands sieht aus wie in Irland : sanfte Huegel und gruene Weiden, dazu wieder Sonne satt. Traumhaft schoen !

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Bereits um 8 Uhr frueh ueberqueren wir die erste Wiese mit wilden Ponies, die aber sehr zutraulich sind und einem die Arme abschlecken wollen. Danach sehen wir auf einer anderen Hochebene noch weitere 3 Herden, alle mit mehreren suessen Fohlen. Und als ob das nicht genug waere, laeuft ploetzlich ein grauer Wolf mitten ins Feld. Er kommt relativ nahe, sieht uns dann und dreht wieder ab. Nachmittags bauen wir unser Zelt an der Old Orchard Shelter auf und haengen die Schlafsaecke zum Trocknen an einer Leine auf. Kurz bevor wir diesen tollen Tag beenden, erleben wir noch einmal Trail Magic : an einem Kasten mit Trail-Register zum Eintragen haengt eine Plastiktuete mit kalter Cola. Unser Zeltplatz liegt in der Naehe des Hurrican Creek Campinggrounds. Tagesdistanz 19,1 Meilen, das sind mehr als 30 Kilometer.

27.05.2012  Wir haben uns eine 10-Tages-Etappe ohne Zwischenstopp im Hostel vorgenommen. Moeglich wird dieses durch die Partnership-Shelter, wo es eine Dusche gibt. Maennlein und Weiblein gemischt, ziemlich schmutzig, aber man darf nicht so waehlerisch sein. Ausserdem kann man vom nahe gelegenen Visitor-Center aus einen Pizza-Service anrufen. Unser bestelltes Essen kommt dann endlich nach 120 Minuten – das Liefertaxi ist bis unter das Dach voll mit Pizza-Kartons fuer die hungrigen Wanderer. Aber lecker, das ist Luxus pur, wenn man so lange nur im Wald unterwegs war. Im Visitor-Center stand auch eine Waage, deren Ergebnis mich doch sehr erstaunt hat : seit dem Medical Screening in Damascus, also in 9 Tagen, habe ich demnach glatt 3 Kilo abgenommen.

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28.05.2012  Schon wieder eine Black Racer, ueber die wir fast stolpern. Die Tiere geniessen wohl die Sonnenwaerme und haben die Angewohnheit, mitten auf dem Weg zu liegen. Unser bisher groesstes Exemplar, noch dicker und ca. 1,70 Meter lang. Black Racer werden bis zu 6 Fuss gross, diese schien also ausgewachsen zu sein. Und satt, denn nur etwa einen Meter neben der Schlange huepfte ein kleiner Frosch unversehrt durch das Laub. Nachmittags fuehrte der AT durch Atkins, welches aus zwei Tankstellen und einem Restaurant besteht. Leider sind sowohl der Food-Market an der Shell-Tankstelle als auch der Exxon-Market fast leergekauft. Viel zu viele Hiker haben sich durch die Trail-Days in Damascus auf einer kurzen Wegstrecke angestaut. Dazu haben wir noch Memorial-Day-Weekend, und es gab keine Nachlieferungen. Naja, dann wird unser warmes Abendessen ab heute 4 Tage lang nur aus Reis bestehen. Gegen Abend sehen wir noch ein graues Damwild-Weibchen. Diese hier sind groesser als die bei uns zu Hause und haben einen weissen, buschigen Schwanz. Kroenender Abschluss dieses richtig heissen Sommertages ist nach 17,9 gelaufenen Meilen ein kaltes Fussbad.

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29.05.2012  Es ist wirklich Sommer, fast zu heiss zum Wandern. Die Luft flimmert vor Hitze ueber den Strassen und Bahngleisen. Gleich morgens sehen wir wieder zwei grosse, graue Damwild-Tiere. Kurz darauf ueberrascht uns die Trail-Magic : auf einem Campingground nahe einer Strasse stehen zwei Kuehlboxen. In einer sind kalte Getraenke wie Pfirsich- und Traubenlimonade. In der anderen Box befindet sich ein Register zum Eintragen, die aktuelle Wettervorhersage ( wirklich nuetzlich), Cookies und fertig geschmierte Sandwiches. American Toast-Scheiben, doppelt geklappt, dazwischen Peanut-Butter und Marmelade. Ja, beides ! Am Nachmittag haben wir nochmal einige hohe Anstiege, und das mit vollem Proviant fuer 5 Tage im Rucksack. Dazu Donnergrollen am Himmel, das angekuendigte Gewitter kommt naeher. Bei leichtem Regen hasten wir den letzten Berg hinauf und erleben eine angenehme Ueberraschung : Die Chestnut Knob Shelter auf 4410 Fuss Hoehe ist ein festes Haus aus Beton mit richtiger Tuer und Fenstern drin. Wir sind dort mit einem weiteren jungen Mann alleine, kommen also trocken durch die Nacht.

30.05.2012  Kurz bevor es hell wird in unserer Luxus-Shelter sind wir schon wieder bei unserem neuen Job : Laufen. Fruehstueck gibt es auf einem dicken Felsen mit super Aussicht. Nach weiteren 6 Meilen haben wir  noch mehr Grund zur Freude : Hatte ich mir gestern bei den Erdnussbutter-Marmeladen-Sandwiches noch laut gewuenscht, dass mal jemand etwas frisches Obst spendet, z. B. eine Box mit Aepfeln oder Bananen …. Da steht ein weisser Plastikstuhl, viele kleine Kanister mit Wasser, ein schwarzer Muellsack ( auch sehr hilfreich, weil man tagelang seinen Abfall durch den Wald traegt ) …. und da liegen noch ein Apfel, viele kleine Bananen und einige Scheiben Wassermelone mundgerecht zum Sofort-Geniessen. Toll ! Und auf der anderen Seite des Waldes schon wieder Trail-Magic ! Diesmal eine grosse Box von der Kirche mit sehr interessanten Dingen : Tupperdose mit Salat ( leider fast leer ), eine Tuete gruener Aepfel, Ketchup, hartgekochte Eier, Pappteller, Pflaster, Verbandszeug, Kuehl-Kompressen. Alles Dinge, die fuer uns Wanderer nuetzlich sind. Ausserdem hat jemand auf die hartgekochten Eier die aktuellen Football-Ergebnisse geschrieben, weil man ja unterwegs nicht an solche Informationen kommt. Die interessieren uns hier nun gar nicht, aber es ist eine witzige Ideen, und die Fans freuen sich sicher darueber. Am Ende des Tages haben wir trotz unseres fruehen Aufstehens wegen des unwegsamen Gelaendes und der Felskletterei nur 18 Meilen geschafft.

01.06.2012  In der Nacht hat es stark geregnet, aber morgens ist alles wieder trocken. Wir haben unsere erste Tierbegegnung schon kurz nach dem Start : eine sehr schoen gezeichnete Schildkroete sitzt mitten auf dem Weg. Sie ist etwa 20 cm lang, an der breitesten Stelle 15 cm, braun mit orangegelbem Muster. Wir machen an einer den AT kreuzenden Strasse einen kleinen Umweg  zu Trents Grocery. Dort gibt es Hot Dogs, Kaffee, und wir koennen noch etwas Brot und Wurst einkaufen. Mittags sehen wir rechts von unserem Weg ein niedliches Rehkitz davonspringen, hellbraun mit weissen Flecken wie „Bambi“. Etwa 500 Meter weiter steht dann ein ausgewachsenes Reh, vermutlich die Mutter von dem Kleinen. Bei unserer Pause an der Wapiti Shelter kommt dann tatsaechlich ein braunes Reh bis auf den Campingground, um dort zu grasen. Bis hierhin sind wir schon 11 Meilen bei leichtem Nieselregen flott

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gelaufen. Vorhergesagt sind starke Regenfaelle und Sturm, weswegen unser Ziel heute die naechste Shelter ist. Leider erwischt uns dann doch noch ein starker Regen, und wir muessen bei uns entgegenkommenden Sturzbaechen von oben noch zwei Aufstiege in nassen Schuhen und Socken bewaeltigen. Die letzten 2 Stunden geht es ueber wackeliges Felsgestein, die sog. „Bonebreakers“. Gegen 20.30 Uhr erreichen wir endlich die Docs Knob Shelter, wo zum Glueck noch ein trockener Schlafplatz fuer uns frei ist. Wieder 19,4 Meilen geschafft, und das trotz des schlechten Wetters.

02.06.2012  Wir haben nur 8,2 Meilen bis zum Strassenabzweiger nach Pearisburg zu laufen. Im Plaza Motel an der Rezeption wartet schon unser bestelltes Samsung-tablet auf uns. Endlich haben wir das Telefon-Problem geloest ! Die Chefin des Hauses waescht kostenlos unsere Waesche, Dusche ist herrlich, und abends gibt es „All you can eat“ beim Chinesen. Trotzdem koennen wir die erste Nacht im Hotel nicht schlafen : zu warm, zu laut, zudem ist Vollmond, uns fehlt die frische Luft und der Wald.

04.06.2012  Gegen 12.00 Uhr sind wir in Pearisburg gestartet und geniessen es, endlich wieder unterwegs zu sein. Kurze Pause nach 7,3 Meilen an der Rice Field Shelter, wo wir als Erstes unsere 5 Bananen essen ( zu schwer ). Kurz danach trete ich fast auf eine kleine, duenne Schlange. Sie ist 40 – 50 cm gross, braun mit gruen-gelben Streifen in Laengsrichtung. Ein traumhaft schoener Campingground mit gruener Wiese und Sonnenschein laedt uns schon um 18.00 Uhr zu einem fruehen Feierabend am Symms Gap ein.

05.06.2012  Kaum waren wir gestern im Zelt, da fing es heftig an zu regnen. Dazu starke Boen, so dass durch den Wind staendig die nassen Zeltwaende nach innen gedrueckt wurden. Morgens sind die Schlafsaecke und das Zelt von innen nass. Wir begegnen einem jungen Hirsch, das Geweih noch nicht verhornt, sondern noch von braunem Flaum bedeckt. Kurz darauf sehe ich wieder so eine schnelle Schlange wie gestern : ungefaehr einen halben Meter lang, duenn, braun-schwarz mit gelben Streifen. Leider kein Foto moeglich, ruckzuck verschwindet sie im nassen Laub an der Seite. Wenig spaeter hat auch Thomas genau so ein Exemplar vor sich auf dem Weg, auch diese ist blitzschnell ausser Sicht. Nach ungefaehr 8 Meilen machen wir eine lange Pause an der Pine Swamp Shelter, um dort unsere feuchten Sachen zum Trocknen aufzuhaengen. Ein relativ grosser Vogel mit purpurrotem Gefieder sitzt hoch oben in einem Baum neben der Huette. Noch haben wir einen steilen Aufstieg auf den 4100 Fuss hohen Wind Rock vor uns. Leider koennen wir die Aussicht dort oben gar nicht richtig geniessen, weil es schon wieder anfaengt zu regnen.

06.06.2012  Heavy rain – und das die ganze Nacht ohne Unterbrechung. Gegen Morgen sind die Schlafsaecke wieder gut nass, und es troepfelt von oben. Wir koennen uns bei Regen nur liegend in unserem Zelt aufhalten. Sitzen kann man darin nicht, die Rucksaecke einraeumen geht auch nicht. Sobald man an die Zeltwaende kommt, wird man nass. Deswegen koennen wir erst um 12 Uhr heraus und unser Zeug packen. Gefruehstueckt wird erst nach 4,9 Meilen an der War Spur Shelter. Kurz danach beginnt es schon wieder zu regnen. Genau das richtige Wetter fuer die kleinen orangefarbenen Salamander-Babies. Die sieht man immer dann auf dem Weg, wenn es viel geregnet hat und die Erde schlammig ist. Sie sehen alle gleich aus, wie geklont, ca. 4 – 5 cm lang und durchscheinend orange. Manchmal findet man tuerkisfarbene Eierschalen am Wegesrand, aus denen die Salamander an feuchten Tagen schluepfen. Man muss richtig aufpassen, dass man nicht auf sie drauftritt. Ansonsten sehen wir nur eine braune Rehdame direkt vor uns auf dem AT. An diesem Schlechtwetter-Tag machen wir nur eine Distanz von 10,7 Meilen bis zur Laurel Creek Shelter. Und juchhu – nachdem eine 5-er Gruppe junger Maenner weitergezogen ist, sind wir dort ganz alleine in der Nacht.

07.06.2012  Schon um kurz nach 6 Uhr aufgestanden “ The first step at 7 „. Es ist trocken, aber noch neblig und kalt. Ich laufe in der langen Unterhose los. Schon bald haben wir wieder so  eine schoen gezeichnete Schildkroete auf dem Weg. Sie sieht genauso aus wie unsere erste : 15 – 20 cm, braun mit orangegelbem Muster. Als naechstes sehen wir einen Vogel mit knallgelbem Gefieder im Gebuesch sitzen. Mittags sonnt sich eine komisch aussehende Echse auf einem Felsen. Sie hat fast die Farbe und Zeichnung vom Felsen mit seinen Flechten, dazu aber  ein richtig alt aussehendes „Gesicht“, das irgendwie an Urzeit-Tiere denken laesst. Heute sind zwei satte Aufstiege zu bewaeltigen : Fruehstueckspause nach 8 Meilen auf dem Sinking Creek Mountain mit 3450 Fuss Hoehe, wo wir einen schoenen Aussichtsplatz gefunden haben und auch Zelt und Schlafsaecke trocknen koennen. Auf dem naechsten Berg machen wir einen Abstecher zum Monument von Andy Murphy, dem meistdekorierten Soldaten aus dem 2. Weltkrieg. Wir kommen an der groessten Eiche auf dem AT vorbei, welche ueber 300 Jahre alt ist. Sehr imposant. Aber noch mehr beeindruckt uns ein Wegweiser zum Eastern Continental Trail an einer Weggabelung. Gute Idee ! Als wir gerade den letzten Abschnitt in Angriff nehmen, haben wir endlich unsere 2. Baerenbegegnung. Kurz vor uns klettert ein ausgewachsener Schwarzbaer blitzschnell von einem hohen Baum herunter und verschwindet im Unterholz. Wenn der nicht vor uns gefluechtet waere, haetten wir ihn dort oben gar nicht bemerkt. Soviel zum Thema : „Wir haengen unser Essen in die Baeume.“ Nur wenig spaeter auf der anderen Seite wieder dieses laute Geraeusch von knackenden Zweigen. Wir haben nichts gesehen, aber das war kein Reh, sondern ein grosses, schweres Tier. Nach 21,3 Meilen schlagen wir unser Lager kurz vor einer unbefestigten Strasse auf. Weil wir einen Tag laenger als geplant unterwegs waren, gibt es heute abend nur unseren “ Notproviant „, das sind in Damascus von der Kirche gespendete Ramen-Nudeln, die wir seitdem herumgetragen haben. Und es faengt schon wieder an zu regnen ….

08.06.2012  Freitag nur wenig Tiererlebnisse : ein weiblicher Turkey, ein Vogel mit kobaltblauem Gefieder auf einem nahen Baum, einige Eidechsen, niedliche Streifenhoernchen, braune und groessere, graue Eichhoernchen. Thomas sieht noch ein paar unbekannte Voegel in einem Baum, die groesser waren als unsere Amseln zu Hause, aber eindeutig noch Jungvoegel waren. Grundfarbe weiss, mit schoener Zeichnung in blau-grau-schwarz im flaumigen Gefieder. Wir klettern einen spektakulaeren Abstieg ueber Felsgrate und steile Waende hinunter an die VA 624, wo wir eine halbe Meile extra zum Catawba Grocery laufen. Coke, coffee, sandwiches, cheeseburger, restrooms, trash-cans – alles, was man so braucht ! Nebenbei mussten wir wieder alles auspacken und auf dem Parkplatz zum Trocknen aufhaengen. Das wird langsam laestig. Am Ende des Tages nach 15,8 Meilen landen wir in der Catawba Mountain Shelter.

09.06.2912  Fruehstueck auf dem Gipfel des McAfee Knob in 3197 Fuss Hoehe, von wo aus man den weiteren Verlauf des heutigen Tages gut ueberblicken kann. Ein sonniger Tag voller atemberaubender Ausblicke ! An den Tinker Cliffs habe ich leider den falschen Abzweiger genommen und so den schoensten Teil dieser Klippenwanderung verpasst. Thomas hat den richtigen Weg hoch oben ueber den Felsplatten gewaehlt, waehrend ich auf der anderen Seite unterhalb der ueberhaengenden Klippen gegangen bin. Nachdem wir uns durch Norderneyer Pfiff wiedergefunden hatten, musste ich durch eine schmale Felsspalte nach oben klettern. Mittagspause mit Sonne an der im Gruenen gelegenen Lamberts Meadow Shelter. Nach 17,8 Meilen fuehrte uns der Weg nach Daleville, wo Tankstelle und Pizza Hut direkt auf dem Trail liegen. Besser geht es nicht ! Das Zelt haben wir auf einer gruenen Wiese aufgeschlagen, wo es von Muecken, Spinnen und Gluehwuermchen nur so wimmelte. Brrr – wir haben wohl mit meiner Isomatte im Dunkeln eine Nacktschnecke mit ins Zelt geholt. Die lag auf meiner Seite und hat mir die ganze Hose vollgeschleimt. Igitt !

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10.06.2012  Kalte Pizza von gestern und Kaffee an der Tankstelle in Daleville. Schon kurz nach dem Loslaufen treffen wir Bruce alias Funny Pack alias Quiver mit seiner Familie. Grosse Freude auf beiden Seiten, denn wir haben uns in Damascus das letzte Mal gesehen. Er ist jetzt mit Rainbow Dash, seiner Mutter Sweet Potato und seinem 12-jaehrigen Bruder Gozer auf dem Trail unterwegs. Wir nehmen ein ausgiebiges Bad und waschen unsere Sachen im Wilson Creek aus. Nachmittags laeuft schon wieder eine Schildkroete auf unserem Weg, diesmal etwas dunkler gezeichnet, also ganz dunkelbraun mit orangefarbenem Muster. Selbst auf ihrem runzligen Kopf hat sie dieselbe schoene Zeichnung. Um Wasser zu holen, muessen wir am Abend steil hinunter zur Bobble Gap Shelter. Da uns aber der Campingground dort nicht gefaellt, stapfen wir wieder nach oben und schlagen mit dem letzten Tageslicht unser Zelt an einer Gravel Road auf. Schon wieder 18,5 Meilen als Tagesdistanz, obwohl wir uns keinen Stress gemacht haben.

11.06.2012  Morgens faengt es an zu regnen, als wir noch im Zelt liegen. Trotzdem packen wir schnell zusammen, und los geht es. Wir finden ein halbes Eichhoernchen auf dem Weg. Jawohl, ein halbes nur. Oberkoerper, Kopf und Vorderpfoten sind glatt abgebissen. Unterkoerper mit Hinterbeinen und Schwanz liegen da noch komplett, und das alles ohne Blut oder Kampfspuren – da muss wohl ein Fleischfresser am Werk gewesen sein. Eigentlich wollten wir an der naechsten querenden Strasse nach Buchanan trampen, um dort einzukaufen. Aber es ist fruehmorgens nass und neblig, auf der Strasse ist nichts los. Also beschliessen wir, uns  am Middle Creek Campingground etwas Proviant zu kaufen. Wir muessen dafuer 2 Meilen eine Strasse stramm bergauf laufen. Viel gibt es dort auch nicht zu holen, aber bis morgen wird es reichen. Ausserdem gibt es dort Kaffee und Pommes, was ja zwischendurch auch ganz nett ist. Pause und Wasser gibt es an der Bryant Ridge Shelter, die 2-stoeckig und fuer 20 Personen gemacht ist. Aber es ist erst 17.00 Uhr, fuer uns zu frueh, um Feierabend zu machen. Von da an muessen wir noch 5 Meilen von 1302 Fuss bis auf 3126 Fuss einen steilen Berg hochsteigen, waehrend das Licht immer trueber und die Luft immer feuchter wird. Etwa eine Meile vor dem Ziel entdecken wir unsere erste Klapperschlange auf dem Weg. Sie ist etwa 1 Meter lang, sieht ziemlich dick und nicht besonders freundlich aus. Wir haben maechtig Respekt, als sie ihre Rassel ertoenen laesst und werfen mit Steinen, damit sie uns Platz macht. Dann bricht ein heftiger Regen los, der die ganze Nacht anhaelt. Aber wir haben einen trockenen Schlafplatz in der Cornelius Creek Shelter, wo wir die Nacht ganz alleine verbringen.

12.06.2012  Regen ohne Unterlass, deswegen kommen wir erst gegen 10 Uhr los. Schon wieder ein anstrengender Aufstieg ueber 4 Meilen, obwohl doch in Virginia alles flach und einfacher werden sollte ?!? Wir muessen den Apple Orchard Mountain ueberqueren, machen Mittagspause in der Thunder Hill Shelter und haben dann eine sehr lange weitere Etappe vor uns. Es sind 12,4 Meilen bis zur naechsten Matts Creek Shelter, wo wir uebernachten wollen. Da wir nur noch einen Snickers fuer jeden haben, laufen wir die 5 einhalb Stunden nur mit einer ganz kurzen Pause durch. Kurz vor dem Einbruch der Dunkelheit schlaengelt sich noch eine Black Racer ueber den Weg ins Gebuesch. Also, mein Bedarf an Schlangen ist jetzt erst einmal gedeckt.

13.06.2012  Heute vor 2 Monaten sind wir auf dem Approach Trail zum Springer Mountain gestartet. In dieser Zeit sind wir 1253,28 Kilometer auf dem Trail gelaufen, dazu natuerlich noch diverse Umwege zum Einkaufen. Seit dem letzten Stadt-Aufenthalt in Pearisburg waren wir 9 Tage durchgehend im Wald unterwegs und sind 150 Meilen weitergekommen. Heute frueh haben wir nur 2,2 Meilen bis zur Strasse, wo wir per Anhalter nach Glasgow fahren. Hier gibt es einen Shelter mit Dusche mitten im Dorf . Wir zelten kostenlos auf dem Gelaende, das von der Kirche zur Verfuegung gestellt wird.