Wir segeln und wandern durch die Welt

Dubois

Im Gegensatz zur St. Andrew’s Church in Pinedale, wo ziemlich viel Rummel herrschte, haben wir das alte Pfarrhaus neben der Kirche in Dubois während der ersten Nacht mit allem Komfort für uns alleine. 🙂 Am Mittwoch besuchen wir den Waschsalon, wo es für die Durchreisenden Münz-Duschen gibt. Eine Minute ist nicht lange …. meine drei Münzen sind schon durchgerutscht, bevor ich mich abduschen kann. Da stehe ich dann komplett eingeseift und mit Shampoo in den Haaren. 😉 Vorsichtig die Tür einen Spalt öffnen und mal rausgucken …. Ich hatte da so einen Automaten gesehen, aber der liefert nur Zubehör für Waschmaschinen und Trockner. Shit – der Wechsel-Automat steht in der hintersten Ecke im Waschsalon. Also T-Shirt und Slip anziehen, barfuß und voll eingeseift bis zum Geld-Wechsler und mit einer Handvoll Münzen wieder zurück zu meiner Kabine. Wie gut, dass die Amis so cool sind – die wundern sich hier über gar nichts. 😉 Von da aus statten wir der Bücherei einen Besuch ab. Die Planung der nächsten Etappe stellt uns vor ungeahnte logistische Herausforderungen. Wir möchten die Big Sky-Alternate laufen, damit wir eine längere Strecke im Yellowstone haben. Gleichzeitig weichen wir damit den Waldbränden in Montana und Idaho aus. Gestern hat uns der ehemalige Forest Service-Mitarbeiter erzählt, dass zur Zeit 70 Feuer im Gange sind. 1 Million Hektar, das sind mehr als 10.000 Quadrat-Kilometer, Land brennen zur Zeit alleine in Montana. Aktuell ist das Ende vom Original-CDT beim Waterton Monument ( Grenze zu Canada ) wegen der Brände gesperrt.

Das Ausdrucken der geänderten Wegführung klappt nach langem Generve im einzigen Internet-Café. Unser Paket von der Post muss neu organisiert werden, weil sich ein Teil der Ausrüstung ändert. Meine neuen Schuhe sind noch nicht da, so dass wir eine weitere Nacht die Gastfreundschaft der Kirche in Anspruch nehmen. Die Preise für ein Zimmer im Motel sind unverschämt hoch. Selbst ein einfaches Cabin auf dem Campingplatz mit Etagenbetten und Sanitäranlagen draußen soll 75.- Dollar kosten. Da stecken wir lieber einen Schein als Spende in die Dose der St. Thomas Church.
Der Ort mit seinen knapp 1000 Einwohnern ist wie eine alte Western-Stadt aufgemacht. Holzhäuser, Buden, Saloons, viele ausgestopfte Tiere und Geweihe. Als wir am Nachmittag “ nach Hause “ kommen, da können wir schon von Weitem Klavier-Musik hören. Klingt sehr schön. 🙂 Wir öffnen die Tür und sehen ein Fahrrad im “ Wohnzimmer “ stehen. Ach ja, das Häuschen ist nicht nur für uns alleine da, sondern auch für andere Hiker und Biker. Der junge Mann spielt nicht nur gut Klavier, Will ist außerdem klug und richtig nett. Man redet über Politik und Bratkartoffeln. 😉 Wir räumen schon abends unseren Platz und ziehen um in ein kleineres Zimmer, wo stundenlang die Köpfe bei der Yellowstone-Planung rauchen. Morgen früh wird der Gemeinschaftsraum gebraucht. Ab 9.00 Uhr findet hier ein Farmer’s Market statt, Verkauf von selbstgezogenem organischen Gemüse für einen guten Zweck.

Donnerstag ist der Himmel trübe, die Sonne milchig, komische Luft. Der Rauch der Waldbrände und die stehende Hitze sind bestimmt nicht gesund, mein Kreislauf ist im Keller. Auch Will hat seine Pläne geändert. Er startet am Mittag, wird aber eine andere Strecke fahren, um den Feuern auszuweichen. Der Vormittag vergeht wie im Fluge mit weiterer Routen-Planung. Thomas macht telefonisch die erste Reservierung für den Yellowstone National Park. Einkauf für die nächste Etappe, weitere zwei Stunden Internet in der Bücherei, dann nochmal zur Münz-Dusche. Unsere Pakete sind auf dem Weg nach Helena, gute 4 Wochen entfernt. Hoffentlich erwischt uns der Winter nicht zu früh, denn auch die Schneeschuhe von Maria und David haben wir vorausgeschickt. Beim ersten Gang zur Post ist mein Karton von Salomon noch nicht da. Aber kurz vor knapp bringt UPS doch die erwartete Lieferung. Die neuen Schuhe passen ( wieder eine halbe Nummer größer 😉 ) – die alten Treter wandern samt Socken in die Mülltonne.

Abends findet eine Veranstaltung für Jäger statt. Es gibt Informationen zum sicheren Verhalten bei der Begegnung mit Bären. Nun, wir wollen nicht jagen, aber möchten auch nicht gejagt werden. Kann ja nicht schaden, deswegen nutzen wir die Gelegenheit und besuchen das Seminar. Einiges wissen wir bereits, dennoch lernen wir noch einige wichtige Details. Wir erfahren zum Beispiel, dass die Bären tatsächlich gerne auf unserem Trail, Reitwegen oder Straßen laufen. Von 300 Personen, die Schusswaffen benutzten, wurden 40 % schwer verletzt oder getötet. Dagegen waren 98 % aller Abwehrversuche mit Spray erfolgreich. Ein kleiner Exkurs zum Mountain Lion ( Puma ) lehrt uns, dass man sich bei einem Angriff dieser Raubkatzen ganz anders verhalten muss. Aber Bär-Spray ist auch bei denen absolut nicht verkehrt. Wir sind die einzigen Hiker auf dieser sehr interessanten Veranstaltung. Zum Abschluss dürfen wir uns zwei neue Dosen Bären-Abwehrspray mitnehmen. Wir tauschen unsere gebrauchten Dosen gerne aus.

Auf dem Heimweg kehren wir für 1 – 2 Absacker im Outlaw Saloon ein. Sehr urige Western-Kneipe mit alternden Rockern, Cowboys und toller Musik. 🙂