Der Bryce Canyon ist zum Schutz seiner farbigen Fels-Pyramiden als Nationalpark ausgewiesen worden. Es ist die Region mit den weltweit meisten Hoodoos auf engem Raum. Hoodoos sind turmartige Gebilde aus Sediments-Gesteinen. Unterschiedlich harte Schichten sorgen für das charakteristische Aussehen, die Form der Türme erinnert an Totempfähle. Wirklich eine sehr besondere Landschafts-Form, die wir sie in dieser Art noch nie gesehen haben.
Kalt war es in der Nacht. Das hat zur Folge, dass sich die Blase mehrmals meldet. Was für ein Umstand, an den anderen Zelten vorbei quer über den Platz bis zum Toiletten-Häuschen zu laufen ! Das geht viel einfacher, wenn man alleine im Wald steht. 😉 Morgens ist unser Geschirr, das wir nach dem Spülen zum Abtropfen auf den Tisch gelegt hatten, mit einer dünnen Eis-Schicht überzogen. Am Dienstag früh kümmern wir uns um das Backcountry Permit, die Reservierung von Bus und Campsite. Ein Bären-Kanister ist Pflicht, sobald man über Nacht auf dem Trail bleibt. Ziemlich übertrieben, aber wir bekommen ihn kostenlos auf der Ranger Station ausgeliehen. Wir fahren mit dem Auto zum Sunrise Point und laufen den 9 Kilometer langen Rim Trail. Dieser gut ausgebaute Weg führt uns mitten durch die Fels-Landschaft, zunächst oben entlang der Klippen. Danach geht es auf Serpentinen ins Tal und auf Kalkstein-Wegen unter natürlichen Torbögen hindurch. Wir haben noch lange nicht genug, sondern wandern einige Kilometer auf dem Peekaboo Trail, ein Stück vom Navajo Trail und einen Teil des Queens Garden Trails. Ein schöner Weg durch die rot-weißen Gebilde, die Hoodoos genannt werden. Komisch ist es trotzdem, so mit der Masse zu laufen. 🙁 Tiere sehen wir kaum, denen ist es hier im Park wahrscheinlich auch zu voll. Einige Antilopen und zwei Hirsche grasen unbeeindruckt von den vielen Autos neben der Straße. Entlang des Hauptweges staunen wir über einen fast handzahmen Raben, der sich überhaupt nicht an den vorbeilaufenden Leuten stört. Hübsche schwarz-blaue Vögel mit Haube wagen sich bis zum Picknick-Tisch vor. Stellar’s Jay oder Diademhäher, besonderes Kennzeichen ist der ausgeprägte Federschopf auf dem Kopf. Sehr schlau – wahrscheinlich haben sie gelernt, dass bei den Menschen immer etwas abfällt. 😉
Thomas meint, in der Nacht sei es nicht so kalt gewesen wie in der vorigen Nacht. Unsere Wasser ist in den Flaschen gefroren, also war es wohl auch nicht besonders warm. 😉 Wir haben außerhalb des Parks gezeltet, schöner Platz, ganz ohne Nachbarn und kostenlos. Morgens müssen wir um 9.00 Uhr am Visitor Center sein, wo uns ein bereits gut gefüllter Bus abholt. Es handelt sich um eine 3-stündige Rundfahrt für Touristen mit einem Busfahrer, der sich wie ein Entertainer um seine Gäste bemüht. Wie bei einer Städte-Tour wird die ganze Fahrt über geredet und erklärt. Die Fahrgäste werden gut unterhalten und dürfen bei lustigen Rate-Spielchen dem Busfahrer ihre Antworten zurufen. Wir fühlen uns etwas fehl am Platze. Spätestens, als unser leutseliger Fahrer erzählt, dass es ab jetzt nur noch bergauf geht bis auf 3000 Meter Höhe. Wer sich nicht gut fühlt, der solle sich doch bitte vorne melden. Höhenkrankheit beim Busfahren ? Zum Glück fahren wir nur bis zum südlichsten Punkt mit, müssen das Kasperle-Theater also nur eine Stunde aushalten. Aus dem Fenster heraus sehen wir Antilopen, Maultier-Hirsche, Präriehunde und Truthähne. Am letzten Parkplatz hält der Bus an, und es wird tatsächlich ein Fuß-Bänkchen vor die Tür gestellt, damit die Fahrgäste bequemer aussteigen können. Eine kleine Ansprache, alle sollen sich versammeln, um dann gemeinsam eine Viertelstunde auf einem asphaltierten Weg zu wandern, bevor es wieder zurückgeht. Hilfe – schnell weg hier ! 😉
Rainbow Point ist mit 9115 Fuß der höchste Punkt im Bryce Canyon National Park. Es gibt dort einige überdachte Aussichtspunkte, Toiletten, Mülleimer und unzählige Parkplätze. Dutzende von Menschen steigen aus ihren Autos, gehen ein paar Minuten hin und her, machen Fotos und setzen sich wieder in ihren Wagen. Sobald wir vom Parkplatz abgebogen sind, also die Komfortzone der Besucher verlassen haben, treffen wir keinen Menschen mehr auf unserem Weg. Wir laufen den 14,5 Kilometer langen Riggs Spring Loop Trail. Dabei kommen wir über den Yovimba Pass hinunter in einen Canyon und steigen auf der anderen Seite wieder auf, bis wir genau unterhalb des Rainbow Points ankommen. Den ganzen Vormittag über hat sich das Wetter gehalten, ausgerechnet in der Mittagspause nieselt es eine halbe Stunde. Wir biegen ab auf den Under-the-Rim-Trail, mit 37 Kilometern das längste, was dieser Park zu bieten hat. Auch hier ist es total einsam. Gestern waren wir den Hoodoos, Felsen-Türmen und Gesteins-Bögen ganz nahe, sind praktisch mittendrin gewesen in dieser bizarren Landschaft aus rotem Gestein. Heute laufen wir quasi außerhalb der Touristen-Straße um die Sehenswürdigkeiten und Aussichtspunkte herum und können die Felswände aus der Ferne betrachten. Unser Weg ist ein schmaler Pfad durch Mischwald in allen Herbstfarben. Die Blätter weisen alle Schattierungen auf von grün über gelb und rot bis braun. Besonders der Ahorn leuchtet kräftig in verschiedenen Rot-Tönen. Sehr schön anzusehen ! 🙂 Das Höhenprofil geht auf und ab. Manche Schluchten sind stark vom Wasser ausgewaschen, aber der Trail ist an solchen Stellen mit Steinmännchen markiert. Unverständlich, dass nicht mehr Menschen abseits der ausgetretenen Touristen-Pfade unterwegs sind. Unterwegs gibt es nur zwei Wasserstellen. An der Iron Spring möchten wir kochen und unsere Flaschen für den weiteren Weg füllen. Die Quelle soll sedimenthaltig sein, was ja kein Wunder ist bei den roten Kalksteinen. Aber was wir da sehen, das ähnelt mehr einem Kuh-Tümpel. Braun-roter Matsch mit Ästen und verrottenden Pflanzenteilen durchzogen – sieht nicht besonders appetitlich aus, aber es fließt. Mit einer Tasse und viel Geschick können wir an der richtigen Stelle erstaunlich klares Wasser abschöpfen. Und Eisen soll ja auch sehr gesund sein. 😉 Gekocht wird gleich an Ort und Stelle, weitere 4 Liter nehmen wir mit. Während wir gerade essen, fängt es an zu regnen. Augenzwinkernd schieben wir uns gegenseitig den Schwarzen Peter zu. Wer wollte eigentlich schon wieder wandern ? Fünf Monate auf dem CDT waren wohl nicht genug. Haben wir nicht erst vor einer Woche beschlossen, dass wir nicht mehr tagsüber nass werden und nachts frieren wollen ? Der Wetterbericht war bescheiden, und trotzdem sind wir schon wieder mit Rucksack und Stöckern unterwegs. Selber schuld. 😉 Bis zu unserem reservierten Platz an der Natural Bridge haben wir noch weitere zwei Stunden vor uns. Besser wird es nicht mehr, im Gegenteil, es regnet sich richtig ein. Trotzdem genießen wir die ganz besondere Atmosphäre im herbstlichen Wald mit seinem bunten Laub. Um 19.00 Uhr erreichen wir unsere Campsite, auf der wir natürlich alleine sind. Das Zelt ist fix aufgebaut, das meiste Zeug ist trocken geblieben, genügend Sachen zum Umziehen haben wir auch dabei. Kann jetzt ruhig die ganze Nacht regnen, solange es nur morgen wieder trocken ist.
Die Natural Bridge ist ein gewaltiger Bogen, der sich von einem Felsen zum nächsten erstreckt. In der Mitte hat sich durch Erosion ein großes Fenster gebildet, durch welches man von der Parkbucht an der Straße hindurch sehen kann. Dahinter bildet dunkelgrüner Ponderosa-Wald einen starken Kontrast zur roten Farbe des eisenoxidhaltiges Gesteins. Da hat die Natur wieder etwas ganz Besonderes hervorgebracht. 🙂
Unsere Nacht an der Natural Bridge Campsite war wunderbar ruhig und ungestört. Der Regen prasselte heftig auf’s Zeltdach – sehr gemütlich, wenn man warm und trocken im Schlafsack liegt. Keine Nachbarn, keine Termine und nur 25 Kilometer “ to go „. Das ist die beste Gelegenheit, um sich einen 12-Stunden-Schlaf zu gönnen. Wir kommen erst um 10.00 Uhr los. 😉 Das Wetter ist durchwachsen. Eigentlich ist es den ganzen Tag über kühl. Wenn man stehenbleibt oder während der Pausen sitzt, dann ist es sogar richtig kalt. Ich laufe den ganzen Tag mit Handschuhen. Unser Wasser ist zu eisig zum Trinken, wir kochen uns Pfeffeeminz-Tee. Feuchte Luft, aber bis auf einen kurzen Schauer am Nachmittag bleiben wir trocken. Unser Weg führt uns weiter ganz außen um die Attraktionen des Nationalparks herum. Wir bestaunen die roten Felswände sozusagen durch die Hintertür, was uns eine ganz andere Ansicht bietet. Die Fernsicht ist nicht weniger spektakulär als das, was die Hunderte von Menschen von den Aussichts-Buchten aus fotografieren. Ein riesiger Canyon mit Gesteins-Schichten in verschiedenen Farben liegt auf unserer Route. Unten im Tal laufen wir durch gelbe Geröllfelder und ausgewaschene Wasserspuren. Dann wieder wandern wir durch allerschönsten Herbstwald. Der Under-the-Rim-Trail spart nicht mit Auf- und Abstiegen. Wahrscheinlich ist das der Grund dafür, warum dieser Teil des Bryce Canyon so wenig begangen wird. Wir sind wieder den ganzen Tag alleine unterwegs und genießen es sehr. Die letzten zwei Stunden unserer Wanderung steigen wir stramm bergauf und haben die beste Aussicht auf die Rückfront der roten Berge. Hier staunen wir über eine weitere Laune der Natur : Türme aus Sandstein stehen eng zusammen im Tal, fast wie ein Wald aus Hoodoos. Das Besondere daran ist, dass auf den roten Spitzen jeweils ein Felsbrocken aus hellem Sandstein sitzt. Diese Kombination wirkt, als wenn ein Riese die weißen Brocken absichtlich dort oben platziert hat. Wirklich einzigartig – ein toller Trail ! 🙂 Gegen 18.00 Uhr endet unser Weg am Bryce Point, wo ein Shuttle Bus den ganzen Tag über die Tages-Touristen aus- und einlädt. Von hier aus wären es noch weitere 7 Kilometer über die Straße bis zu unserem Auto. Wir hatten keine Ahnung, wann und wie oft der Bus fährt …. aber wir haben Glück, denn wir erwischen gerade zufällig die letzte Tour zum Visitor Center. Sehr gut, denn so können wir noch zum Einkaufen in den kleinen Laden. Wir haben Hunger, aber die Preise sind sowas von unverschämt, dass wir nur zwei Packungen Instant-Nudeln kaufen. So einen Wucher werden wir nicht unterstützen. Mit unserer Beute fahren wir ‚raus aus dem Nationalpark und freuen uns an dem Luxus, dass wir mit laufender Heizung im Wagen essen können. 🙂
Morgens müssen wir zunächst den Bären-Kanister im Visitor Center abgeben. Um 8.00 Uhr werden die Türen geöffnet, schon eine halbe Stunde später ist dort die Hölle los. Wir halten uns nicht lange auf, sondern starten mit dem 13 Kilometer langen Fairyland Loop Trail. Es geht vorbei an der imposanten Chinese Wall, einer steilen Wand aus rotem Gestein. Kurz darauf führt uns der Weg zur Tower Bridge. Das ist eine ähnliche Fels-Formation wie die Natural Bridge, nur gibt es dort zwei kleinere Löcher statt einem großen Fenster zu bestaunen. Dieser Rundweg vereint alle Attraktionen, die der Bryce Canyon zu bieten hat, auf einmal. Kurz gesagt, der Fairyland Trail ist der schönste von allen, die wir in 4 Tagen gelaufen sind. Vielleicht liegt es auch daran, dass heute das Wetter ausnahmslos schön ist. Wir haben endlich mal wieder Sonne satt, kurze Hose, T-Shirt. Was tut das gut, die wärmenden Strahlen auf der Haut zu spüren ! 🙂 Da die Distanz auch für normal sportliche Wanderer geeignet ist, begegnen uns hin und wieder ein paar Menschen, aber es lässt sich gut aushalten. 😉 Am frühen Nachmittag sind wir wieder am Ausgangspunkt. Zeit genug, um noch eine kleine Extra-Tour einzulegen. Wir verlassen den Nationalpark mit seiner einmaligen Landschaft und fahren einige Meilen weiter. Dort laufen wir den kurzen Mossy Cave Trail. Dieser Wanderweg bringt uns zu einer moosbewachsenen Grotte, in der angeblich von Oktober bis Juni lange Eiszapfen von der Decke hängen sollen. Wir sehen nichts dergleichen, es tropft nur leicht von der Höhlendecke ( ist aber gerade erst Ende September ). Von da aus geht es ein kleines Stück höher bis zu einem Wasserfall, der sich in den Tropic Ditch ergießt. Dieser wurde Ende des 18. Jahrhunderts von den Pionieren im Gebiet des Water Canyon künstlich angelegt, um die ausgedehnten trockenen Ebenen zu bewässern. Auch ganz nett, aber nicht besonders spektakulär. Wir möchten weiter zum Grand Canyon im Norden Arizonas. Thomas befragt seine Handy-App nach den Umsonst-Camping-Spots auf der Strecke. Tolle Sache ! 🙂 Nur etwa eine Stunde Autofahrt vor dem nächsten Nationalpark soll es eine gute Möglichkeit zum Zelten geben. Unterwegs halten wir an einem Supermarkt an und decken uns mit dem typischen “ schnell und billig “ Hiker-Essen ein, damit wir im Grand Canyon unabhängig sind. So ein Auto ist schon sehr praktisch. 😉 Wir fahren weiter Richtung Süden. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit passieren wir die Staatengrenze von Utah nach Arizona. Sofort ändert sich die Landschaft, und nicht nur diese, auch die Häuser sehen kurz hinter der Grenze total anders aus. Das nördliche Arizona ist flach, auch die Gebäude sind flach und unscheinbar, die Häuser sehen eher aus wie einfache Blech-Hütten. Zwei Antilopen stehen regungslos direkt am weißen Randstreifen des Highways. Thomas steigt hart auf die Bremse. Man muss ständig damit rechnen, dass noch mehr dieser Vierbeiner auf die Straße laufen. Gegen 20.30 Uhr erreichen wir dank unserer Route einen einsamen Zeltplatz im Wald. Perfekt ! 🙂 Es ist deutlich milder geworden. Zum ersten Mal seit etwa drei Wochen kochen wir abends gemütlich draußen, sitzen noch lange vor unserem Zelt und brauchen diesmal keine Handschuhe.
Eine Nacht ganz ohne Frost. 🙂 Wir stehen früh auf und machen uns auf den Weg nach Süden. Über einsame Straßen fahren wir durch den Kaibab National Forest. Unbewohntes Land, weite Ebenen zu beiden Seiten. Wir genießen die entspannte Reise so sehr, dass wir mal eben 80 Kilometer in die falsche Richtung fahren. Mitten in der Einsamkeit lockt uns die Reklame einer Lodge in landestypischer Bauweise. Das dazugehörige Restaurant bedeutet Kaffeepause und Frühstück. 🙂 Am Nebentisch sitzt ein Einheimischer, den Thomas anquatscht, um nach Empfehlungen für den Grand Canyon zu fragen. Nun, es stellt sich heraus, dass wir hier falsch sind, weil dieser Highway in einer Sackgasse endet. Und wir sollen auf gar keinen Fall den berühmten Skywalk laufen, weil dort Tausende von Touristen gleichzeitig unterwegs sind. Für uns wäre der North Rim sicher besser geeignet, schwieriger, einsamer und insgesamt höher gelegen als der Rest vom Grand Canyon. Guter Rat – so machen wir das ! Erstmal müssen wir jedoch eine Stunde denselben Weg zurück, um zum Nord-Eingang zu kommen. Aber das macht nichts, denn die Fahrt ist wunderschön. Eine Gruppe von wilden Truthähnen spaziert direkt neben dem Highway. Wir können uns nicht satt sehen an der unendlichen Weite der Landschaft. Wahrscheinlich haben wir gerade die allerbeste Jahreszeit für diese Strecke erwischt, denn die Herbstfarben haben ihren ganz besonderen Reiz. Dunkelgrüne Ponderosa-Kiefern, wechseln ab mit jungen Birken, die gold-gelb leuchten. Dazwischen stehen blutrote Ahorn-Bäume. Was für ein Farben-Rausch ! 🙂 Gegen Mittag erreichen wir den Eingang zur North Rim ( Rim = Rand, Kante ) und werden an der Sperre freundlich begrüßt. Der Mann im Kassen-Häuschen drückt uns eine Karte vom Grand Canyon in die Hand und sagt : “ Heute kein Eintritt “ . Wir wundern uns doch sehr, dass wir einfach durchgewunken werden, ohne zu bezahlen. Die Erklärung : Heute ist National Public Lands Day. Der National Park Service feierte 2016 sein 100-jähriges Bestehen und hat zum Dank dafür einen Feiertag ins Leben gerufen, an dem es freien Eintritt im Nationalpark gibt. Zufällig ist das heute. Wir sind dabei und haben soeben 30,- Dollar gespart. Gute Idee. 🙂 Der direkte Weg führt zum Visitor Center, wo wir uns anstellen müssen. Dort bemerken wir als Erstes, dass unsere Uhren falsch gehen. In diesem Teil Arizonas gilt die Mountain Time Zone, das bedeutet, es ist eine Stunde früher als wir dachten. Als wir endlich an der Reihe sind, erklärt uns der Angestellte die Regeln im Park. Puh – es fängt schon wieder an zu nerven ! Als wir den Mann nach extra langen Wanderwegen fragen, da wird er etwas zutraulicher und gibt uns einige Informationen zu den Trails, die man nicht mit dem Wagen erreichen kann. Wenn wir längere Routen laufen und über Nacht unterwegs bleiben möchten, dann müssen wir unsere Campsites vorher reservieren. Aber das geht nicht hier …. Dafür ist das Ranger Office zuständig, die aber gerade Mittagspause haben. Also warten wir ….. Inzwischen versuchen wir, uns auf dem einzigen zentralen Campingplatz anzumelden. Am Fenster zum Büro hängt ein Schild “ Ausgebucht „. Thomas fragt trotzdem nach ( der kann ganz schön lästig sein 😉 ) und bekommt auf wundersame Weise einen Platz zugewiesen. Geht doch ! Mitten auf dem Campingplatz grasen einige Mule Deers. Maultier-Hirsche haben diesen Namen wegen ihrer extrem langen Ohren bekommen. Und sie sehen aus der Nähe wirklich ziemlich witzig aus mit ihren Hasenohren. Dann machen wir uns auf zum Ranger Office, wo wir wieder warten müssen. Endlich können wir der Dame am Schalter erzählen, was wir vorhaben. Sie findet die Idee, dass wir 80 Kilometer in 3 Tagen laufen möchten, sehr abwegig. Das könne sie aber Niemanden empfehlen …. Die Tour, die wir uns ausgesucht haben, wird mit 5-6 Tagen Dauer angegeben. Erst nachdem wir der Frau erklärt haben, dass wir ganz gut in Form sind, weil wir gerade 5 Monate auf dem CDT gelaufen sind, scheint sie uns ernst zu nehmen. Es ist natürlich viel Distanz pro Tag, wir haben ordentliche Höhenunterschiede zu bewältigen, das Wasser muss behandelt werden. Blablabla …. 😉 Die einzige Warnung, die sie wirklich für uns hat, ist die Hitze. Auf unserem Trail herrschen zur Zeit um die Mittagszeit Temperaturen von 33 ° Grad Celsius. Das ist heiß, aber besser warm als kalt. 😉 Wir möchten nur zwei Übernachtungen reservieren, aber auch das gestaltet sich nicht so einfach. Die Backcountry Campsites sind heute und morgen voll, kein Platz mehr für uns. Um unsere mehrtägige Tour laufen zu können, brauchen wir aber feste Buchungen. Wir kommen auf die Warteliste, stehen immerhin schon an zweiter Stelle, falls es Stornierungen gibt. Das Prozedere sieht jetzt folgendermaßen aus : Morgen früh um 8.00 Uhr – besser noch um 7.59 Uhr – müssen wir persönlich im Ranger Office erscheinen und fragen, ob ein Zeltplatz freigeworden ist. Falls es eine Absage gab, dann bekommt der Erste auf der Warteliste den Platz und wir rücken eine Position höher. Wie bei der WGN auf Norderney. 😉 Wir werden uns also den Wecker stellen, pünktlich im Büro vorsprechen und hoffen, dass wir einen Campsite für Montag reservieren können. Ansonsten bedeutet es, dass wir am nächsten Tag wiederkommen müssen und eventuell erst Dienstag los können. Herrje – was ist das kompliziert !!! 🙁 Aber so sind nun mal die Regeln, an die auch wir uns halten müssen. Nachdem wir unsere Angelegenheiten geklärt und das Zelt aufgebaut haben, ist ein erster Erkundungsgang fällig. Auf dem Transept Trail laufe ich bis zur Grand Canyon Lodge, finde das Post Office ( am Wochenende geschlossen ) und einen gut besuchten Saloon. Auch das Visitor Center liegt ganz in der Nähe, da verbringe ich gerne noch etwas mehr Zeit. Der Transept Trail ist nur 5 Kilometer lang, macht aber Lust auf mehr. Dieser Wanderweg führt durch bunten Mischwald immer entlang einer steilen Felskante. Im Westen hat man ungehinderte Aussicht auf die roten Berge und Täler des Canyon. Ich bin am späten Nachmittag unterwegs und habe allerschönstes Licht in der Schlucht. Die tiefstehende Sonne leuchtet bis in den letzten Winkel des Canyon. Dieser Nationalpark ist auf jeden Fall seine Berühmtheit und eine weite Anreise wert. Hier könnte man wochenlang Urlaub machen. Wir sind total begeistert von diesem Wunder der Natur und freuen uns sehr auf die kommenden Tage. 🙂