Hier ist Silvester bereits vorbei. Wir sind gestern in Te Kuiti angekommen – nach 912 gelaufenen Kilometern auf dem Te Araroa. Haben uns ein Motel-Zimmer für 2 Nächte gegönnt, leckeres Essen gekocht, dazu zwei Bierchen getrunken, Silvester im Bett vor dem Fernseher verbracht. Die gute Nachricht : Thomas hat sein Knie an den letzten 3 sehr anstrengenden Tagen überhaupt nicht gespürt – gar keine Beschwerden mehr.
Es hat tatsächlich durchgeregnet seit gestern um 11.00 Uhr – das Geld für die zusätzliche Nacht hat sich voll gelohnt. Wir starten mit 2 Extra-Kilometern, weil unser Motel etwas außerhalb vom Trail gelegen ist. Leichter Nieselregen geht bald in konstanten Regen über, so dass ich schon nach einer halben Stunde durchgeweicht bis auf die Unterhose und ordentlich genervt bin. Ich weiß, das gehört dazu, wenn man monatelang zu Fuß im Wald unterwegs ist. Aber deswegen muss es mir ja noch lange keinen Spaß machen ! Heute liegen der Mangaokewa Reserve Track und der Mangaokewa River Track vor uns. Hört sich beides ziemlich nass an. Wir laufen an einer Gabelung mal wieder verkehrt, links herum und natürlich bergauf, anstatt den Weg rechts unten zu gehen. Mir reicht es schon fast, ich habe keine Lust mehr und will wieder zurück in unser trockenes Zimmer. Es ist schon erstaunlich, wie sich penetranter Regen auf die Stimmung auswirkt. Wir müssen den Fluss Mangaokewa auf einer sehr schmalen Hängebrücke überqueren. Die ist noch wackeliger als unsere bisherigen und darf immer nur von einer Person betreten werden ( steht auf dem Warnschild beim Aufgang ). Diesmal haben wir ein nur 20 Zentimeter schmales Holzbrett unter den Füßen. Zu beiden Seiten nur ein luftiger Maschendraht als Rausfall-Schutz, kein Geländer zum Festhalten. Na prima, aber es ist eigentlich ganz einfach. Was gibt es von diesem trüben regnerischen Tag sonst noch zu berichten ? Wir sehen eine weitere Herde wilder Ziegen, die sich in diesem Gebiet anscheinend sehr wohl fühlen. Und Thomas muss sich wieder als Stier-Bändiger beweisen, als ein paar Bullen auf unserem schmalen Weg stehen. Er treibt sie in eine Ecke und zurück, während ich hinter einem Zaun in Deckung gehe und mit ausreichendem Sicherheitsabstand warte, bis ich an den mächtigen Tieren vorbei komme. Ein Highlight ist das Durchqueren eines Eukalyptus-Waldes. Die beinahe weißen Stämme der Bäume ragen kerzengerade in den grauen Himmel. Das sieht sehr imposant aus, wenn man den Kopf in den Nacken legt und nach oben schaut. Abends regnet es immer noch. Wir richten uns ein nasses Lager in einem modderigen Wald und hoffen auf Wetter-Besserung.
Die ganze Nacht hindurch prasselt der Regen auf das Zeltdach. Um 7.00 Uhr morgens hört es endlich auf, und wir ziehen Bilanz : 44 Stunden lang hat es ununterbrochen geregnet. Davon haben wir 23 Stunden gemütlich im Zimmer verbracht, 12 Stunden leicht feucht im Zelt gelegen, nur 9 Stunden haben wir voll abgekriegt. Das ist ja eigentlich ein ganz guter Schnitt. Es hätte schlimmer kommen können. Kurz nach dem Start stehen wir an einer Kreuzung und nehmen leider schon wieder den falschen Abbieger. Der Te Araroa ist leider nicht durchgehend markiert, mal gut, mal schlecht, mal gar nicht oder einfach verkehrt. Ist alles schon dagewesen. In diesem Fall fehlt wieder jegliche Markierung oder sonstiger Hinweis. Vielleicht sollten wir uns doch ein GPS zulegen ? Als wir unseren Fehler bemerken, da haben wir schon wieder 2 Kilometer zu viel gemacht. ärgerlich ! Ich bin immer noch oder schon wieder nicht gut drauf. Die Stimmung bessert sich erst, als wir auf einer schönen Wiese am sprudelnden Waipa River eine lange Mittagspause machen. Leider liegt dieses nette Fleckchen auf einem Privat-Grundstück, und wir verschaffen uns unberechtigten Zugang dazu, indem wir ein Weidetor öffnen. Das ist uns im Moment aber ziemlich egal. Wir brauchen unbedingt Wasser zum Trinken und einen sonnigen Platz, um unsere Sachen zu trocknen. Zum Glück scheint es Niemanden zu stören, dass wir uns hier fast zwei Stunden ausgebreitet haben. Keiner kommt und schimpft. Den ganzen Tag lang geht unser Te Araroa nur entlang von mehr oder weniger befahrenen Straßen. Insgesamt 35 Kilometer Strecke, und wirklich nur Straße. Was soll man dazu noch sagen ? Die Füße schmerzen schon am Nachmittag. Das Internationale Kulturzentrum, in dem es laut unserem Buch Kaffee und Snacks geben soll, hat schon geschlossen, als wir gegen 18.00 Uhr dran vorbei kommen. Aber dafür sind wir ganz begeistert von einem Rastplatz mit Trinkwasser, Toiletten, Picknick-Tischen und gepflegtem Rasen. Der Parkplatz gehört zum DOC Info-Center, welches aber auch nicht mehr besetzt ist. Ein offizieller Camping-Platz liegt in 500 Metern Entfernung, die möchten wir nicht mehr laufen. Außerdem muss man dort wahrscheinlich bezahlen, hier ist es umsonst, und wir sind alleine. Viele Gründe, um zu bleiben. Morgen werden wir den Hauhungaroa Track beginnen, für den wir wahrscheinlich 4 Tage brauchen werden.
Te Kuiti bis Taumarunui
Wir haben eine sehr schoene Passage hinter uns, den Haungaroa Track, der mehrere Tage dauert. Der erste Tag ab Te Kuiti begann und endete mit Dauerregen. Das truebt die Stimmung und Motivation ganz betraechtlich, aber ab dem 2. Wandertag wurde es immer besser. Wir haben unsere ersten beiden Naechte in DOC – Huetten verbracht und dabei gemischte Erfahrungen gemacht. Heute hatten wir noch 20 Kilometer von unserem letzten Lagerplatz bis nach Taumarunui, wo wir unsere naechste Etappe planen muessen. Das Essen wurde knapp, denn wir hatten nur fuer 5 Tage Proviant einkalkuliert. So laeuft man natuerlich schneller, und wir waren bereits um 11.30 Uhr am Ortseingang bei McDonalds. Es beginnt heftig zu regnen, waehrend wir noch beim ersten Kaffee sitzen. Eigentlich wollten wir aus Kostengruenden unser Zelt auf einem Campingplatz aufstellen, aber der grauschwarze Himmel ueberzeugt uns davon, dass wir uns besser ein Motel-Zimmer suchen. Alles gesund, alles fein !
Pureora Forest bis Taumarunui 05.- 08.01.2016
Von unserem Lagerplatz beim Pureora Forest Park aus starten wir den mehrtägigen Haunhungaroa Track. Anfangs folgt der Te Araroa 8 Kilometer lang dem Timber Trail, einer für Mountain Biker sehr gut präparierten Piste. Natürlich geht es bergauf, aber schön gemässigt und einfach für uns. Ich bekomme einen Ast ins Gesicht und handele mir damit einen Kratzer auf der Wange ein. Nicht schlimm. Der Timber Trail teilt sich kurz vor dem Gipfel, ab hier müssen wir auf dem Toi Toi Track steil in die Höhe klettern. Der Mount Pureora mit seinen 1165 Metern ist bisher unser höchster Berg und vulkanischen Ursprungs. Wir kommen zwar auf dem letzten steilen Stück gut ins Schwitzen, aber dieser Anstieg heute war eine der leichteren Uebungen. Der Pureora Forest gefällt uns ausgesprochen gut, ein dichter Mischwald und weicher Boden, mit Nadeln übersät. Die Hauhungaroa Range verläuft in gleichmäßigem Auf und Ab über zahlreiche Gipfel, wie auf einer Kette reihen sich die Berge aneinander. Das ist genauso, wie es uns gefällt. Was uns nicht so gut in den Kram passt, das sind die unterschiedlichen Abstände zwischen den Schutzhütten. Bis zur ersten Hütte lautet die Zeitangabe “ 5,5 Stunden Laufzeit „. Von der ersten bis zur zweiten Hütte sollen es dann 8,5 Stunden sein. Von der zweiten bis zur dritten Schutzhütte sollen es knackige 10 Stunden Wanderzeit sein. Am vierten Tag braucht man nach den Angaben des DOC etwa 2, 5 Stunden, um aus dem Wald herauszukommen, und DANACH noch 32 Kilometer auf Straßen bis zum nächsten Ort Taumarunui. Völlig blöde Einteilung – wie soll man denn da vernünftig planen ? Wir entschliessen uns dazu, heute einen kurzen Lauftag zu machen und uns an die Hütten-Abstände zu halten, weil wir nicht sicher sind, ob man dazwischen im Gelände überhaupt zelten kann. So kommt es, dass wir einen sehr frühen Feierabend haben. Nur 17 Kilometer bis zur Bog Inn Hut – wir sind bereits um 15.00 Uhr dort angekommen. Eine schnuckelige kleine Bretterbude mit 4 Pritschen und Plastik-Matratzen drin. Die Hütte wurde bereits 1960 gebaut, sie ist also älter als wir. Etwas düster, etwas schmuddelig, aber völlig ausreichend für die Nacht. Ein junger Jäger kommt vorbei, aber er möchte noch weiter. Er ist auf der Suche nach einem Hirsch. Das Erstaunliche daran ist, dass er nur Pfeil und Bogen benutzt, um sein Wild zu erlegen. Wir unterhalten uns eine Weile, er studiert seine Wanderkarten ausgiebig und verabschiedet sich dann wieder. Wir haben die Bog Inn Hut für uns alleine und verbringen eine ausgesprochen ruhige und bequeme Nacht.
Ein entspannter Tagesbeginn in unserer klapperigen Huette, danach liegen nur 18 Kilometer auf dem Hauhungaroa Track vor uns. Wir haben eine gute Passage, denn die letzten Tage ist das Wetter schoen gewesen. Die Schlammloecher sind weitgehend ausgetrocknet. Wir muessen nicht mehr knietief durch Matsch und Pfuetzen stapfen, sondern kommen schnell vorwaerts. Man kommt sich vor wie in einem Geisterwald. Die Staemme der Baeume sind mit dichtem gruenen Moos bewachsen, unten wachsen zahlreiche Flechten und hohe Farne. Alles sieht so aus, als ob diese Region fast immer in dichtem Nebel liegt. Aber bei uns herrscht heute strahlender Sonnenschein. Gigantische Baum-Riesen zu beiden Seiten lassen uns immer wieder stehenbleiben und staunen. Der Weg fuehrt ueber den Weraroa Mountain mit 1088 Metern Hoehe. Hier wird die Vegetation schon sparsamer, die Baeume wachsen nur noch ganz niedrig. Ein weiterer Gipfel ist zu ueberqueren, aber der Anstieg faellt uns nicht schwer. Der weiche Waldboden federt und gibt bei jedem Schritt nach. Das ist wirklich eine Wohltat fuer unsere geschundenen Fuesse. Um uns herum sehen wir oft breite Graeben, wo die Erde von Wildschweinen umgepfluegt wurde wie ein Acker. Aber gesehen haben wir noch keins von diesen scheuen Tieren – macht aber auch nichts. Ploetzlich stehen wir vor einem Abhang, einer Wand aus schluepfriger Erde, die fast senkrecht in die Tiefe geht. Da muessen wir hinunter ? Rueckwaerts kletternd und uns mit beiden Haenden an den Baeumen festklammernd rutschen wir irgendwie bergab. So geht es noch eine Weile weiter ins Tal, da bleibt kein Flecken mehr sauber. Das ist nun gerade wieder gar nicht seniorengerecht ! Nachdem wir viele Hoehenmeter auf diese Weise nach unten geschafft haben, koennen wir uns wieder auf einem schoenen Waldweg entspannen. Dann kommt die naechste Ueberraschung : Wir stehen auf einmal vor einem Fluss, die Markierung auf der anderen Uferseite bedeutet, dass wir den ueberqueren sollen. Weder unser Buch noch die Te Araroa-Seite im Internet haben dieses erwaehnt. Also wechsele ich die Hiking-Schuhe gegen die Sandalen aus und wate durch’s Wasser. Thomas balanciert ueber einen dicken Baumstamm, auch das klappt gut. Nach 8 Stunden Laufen erreichen wir bereits unsere naechste Schutzhuette und sind zunaechst eine Stunde alleine dort. Aber das soll nicht lange so bleiben, denn die Waihaha Hut ist fuer 8 Personen konzipiert und liegt zentral auf einem Weg, der von mehreren Stellen aus gut zu erreichen ist. Zwei junge Maedels aus den USA, ebenfalls auf dem Te Araroa unterwegs, und eine junge Familie mit ihrem knapp 5-jaehrigen Sohn gesellen sich zu uns. Ein unruhiger Haufen, wie Thomas bemerkt. Das Kind ist noch am ruhigsten von allen. Die Maedels quatschen und kichern bis weit nach Mitternacht, waehrend wir als muede Wanderer schon um 20.00 Uhr auf der Matratze liegen. Der Vater kocht ein aufwendiges Essen in der Huette, danach folgt ein ebenso umfangreicher Abwasch, ein lauter Wasserkocher scheint dauernd in Betrieb zu sein und raubt uns den letzten Nerv. Kurzum – an Schlaf ist fuer mich diese Nacht kaum zu denken. Trotzdem haben wir wieder einen Meilenstein auf unserem Weg geschafft, die 1000-Kilometer-Marke ist geknackt.
Am naechsten Morgen stehen wir sehr frueh auf, um dem Morgenrummel zu entgehen. Viele Kilometer schlaengelt sich der Weg direkt am Ufer des Te Awaiti-Stream entlang. Immer wieder muessen wir den Fluss von einer Seite zur anderen und wieder zurueck ueberqueren. Das hat uns vorher auch keiner gesagt, wir sind mal wieder ueberrascht. Der Wasserstand ist niedrig, daher kein Problem. Eine Range mit zahlreichen Auf- und Abstiegen erwartet uns, aber allesamt einfach zu gehen. Am Nachmittag wandern wir ueber den Gipfel des Mount Motere. Von hier aus soll man eigentlich gute Ausblicke auf den Lake Taupo haben. Wir sehen aber gar nichts, denn der Gipfel ist ringsum von hohen Baeumen und Buschwerk zugewachsen. Also gibt es keine tolle Aussicht, wir laufen einfach nur drueber und weiter. Im Abstieg sind viele Kleintier-Fallen am Wegesrand aufgestellt. Ratten, Wiesel, Marder und andere kleine Raubtiere sollen in den Kaefigen dingfest gemacht werden, weil sie die einheimische Natur zerstoeren. Possum-Fallen sehen wir keine, diese Plage scheint man hier gut im Griff zu haben. Eigentlich hatten wir maechtigen Respekt vor diesem heutigen Wandertag, denn die Entfernung zwischen den Huetten war mit 10 Stunden Laufzeit angegeben. Wir hatten einen strammen Tag in schwierigem Gelaende erwartet, aber irgendetwas scheint in diesen Berechnungen nicht zu stimmen. Wir erreichen die Hauhungaroa Hut bereits nach 5 Stunden, obwohl wir eine ganze Stunde Pause unterwegs gemacht haben. Es ist gerade erst Mittagszeit, deswegen marschieren wir weiter. Es geht knapp drei Stunden lang steil abwaerts. Mal wieder sind wir froh, dass es einige Tage nicht geregnet hat. Das macht die Sache doch gleich viel einfacher, ansonsten kann man auch leicht doppelt so lange einplanen. Thomas stellt fest, dass er seine Brille verloren hat, wahrscheinlich bei unserer letzten Pause. Ist aber nicht so schlimm, denn spaetestens in zwei Tagen kann er sich eine neue kaufen. Bis dahin teilen wir uns meine Lesebrille. Als wir aus dem Wald herauskommen, da sind immer noch einige Stunden Tageslicht uebrig. Wir haben als Naechstes satte 35 Kilometer auf Strassen vor uns. Da wir uns noch relativ fit fuehlen, starten wir sogleich mit unserem road walk und schaffen tatsaechlich noch weitere 15 Kilometer. Das entschaerft den morgigen Tag ganz gewaltig, denn nun sind es nur noch 20 Kilometer bis in die naechste Kleinstadt. Die Landschaft hat sich nun wieder total veraendert. Diese Gegend ist nur noch laendlich und beinahe unbewohnt. Sehr vereinzelt stehen einfache Bauernhaeuser, dazwischen nur Weideland, soweit das Auge reicht. Sattgruene Huegel, die manchmal durch Zaeune oder kleine Baeche abgetrennt werden. Die Hunderte von Schafen haben schmale Pfade in die Wiesen getreten, die sich hell von dem Gruen abheben. Diese engen Spuren winden sich so durch die Weiden, dass wir uns wie im Auenland vorkommen. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass gleich die Hobbits in einer Reihe froehlich pfeifend durch die Landschaft huepfen. Darueber strahlt ein klarer blauer Himmel mit einigen weissen Watte-Woelkchen. Das ist schon fast Postkarten-kitschig. Ein superschoener Tag, an dem wir viel mehr Distanz zurueckgelegt haben als vermutet. Unser Lager schlagen wir einfach am Strassenrand unter einer dicken Fichte auf. Nicht besonders schoen, aber so koennen wir in aller Fruehe gleich weiterlaufen.
Der naechste Morgen ist grau und nass. Schnell packen wir unseren Kram zusammen und freuen uns auf den leckeren Kaffee in der Stadt, die ja nicht mehr allzu weit entfernt ist. Bereits um 8.30 Uhr sehen wir einen Picknick-Tisch und einen Holz-Verschlag mit einer Einladung fuer Te Araroa-Hiker „Water and Lolly-Stop“. Das ist „Sam’s Shop“ – hier werden Eier von eigenen gluecklichen Huehnern verkauft. Aber es gibt auch frisches Wasser, Trinkbecher, ein grosses Glas mit Bonbons und ein Buch zum Eintragen. Es dauert nicht lange, da kommt Sam Pepper persoenlich, um uns zu begruessen. Er ist ein pfiffiger Junge von 11 Jahren, der diese tolle Idee hatte und damit vielen Wanderen eine Freude macht. Es ist eine willkommene Unterbrechung auf diesem langweiligen Marsch entlang der Strasse. Wir bleiben nicht lange, weil es unangenehm nieselt und uns sofort kalt wird. Aber diese nette Geste bleibt uns in sehr guter Erinnerung, und Sam soll auf jeden Fall ein paar Ansichtskarten von unserer weiteren Reise bekommen. Nach knapp 4 Stunden haben wir bereits den kleinen Ort Taumarunui erreicht und sitzen im McDonalds fuer Essen, Trinken und freies Internet. Wir buchen uns im Motel „Forgotten World“ direkt gegenueber ein. Inzwischen regnet es in Stroemen – das passt gut. Nach einer ausgiebigen Dusche und Waschmaschine schaffen wir es gerade noch ein Stuendchen in die Buecherei, um dort einige wichtige Sachen am Computer abzuwickeln. Wir bestellen uns neue Schlafsaecke und bessere Iso-Matten, damit werden die Naechte in Zukunft etwas komfortabler. Die Planung fuer die naechsten Etappen steht an. Informationen von der Te Araroa-Seite und neue Karten muessen ausgedruckt werden. Ausserdem reservieren wir ein Kanu fuer die bevorstehende Fluss-Passage auf dem Whanganui River. Dieser Kanu-Teil gehoert zum Te Araroa-Trail dazu und kann anstatt Laufen gepaddelt werden. Wir moechten aber nichts von Neuseeland verpassen. Deswegen werden wir in der kommenden Woche einige Tracks wandern, die parallel zum Fluss liegen. Nach diesen zusaetzlichen Wanderwegen moechten wir per Anhalter die Strecke zurueck nach Taumarunui, wo wir dann am Donnerstag unser Kanu in Empfang nehmen und beladen koennen.
42 Traverse und Tongariro Alpine Crossing 09.01.-12.01.2016
In unserem Forgotten World Motel haben wir uns richtig wohl gefühlt. Es stimmte einfach alles, allerdings hatte das auch seinen Preis. Sogar das Internet hatte so ein gutes Signal, dass es zum Telefonieren per Skype ausreichte. Der Einkauf für die kommenden 4 Tage ist schnell erledigt, wir kaufen sowieso immer das Gleiche. Abwechslung vom Speiseplan gibt es nur in der Stadt. Haben noch ein paar Leckereien und kalorienreiche Getränke, die wir auf der Bank vor dem Supermarkt vernichten. Wir werden von einem sehr netten Ehepaar angesprochen, während wir dort sitzen. Jenny und Tim besitzen ein Ferienhaus in Owhango, direkt am Start des nächsten Tracks, und möchten uns bis dahin mitnehmen. Sehr schön ! Wir nehmen das Angebot gerne an, denn wir laufen die nächsten drei Wanderrouten sowieso zusätzlich zur normalen Länge des Te Araroa. Nette Unterhaltung, am Liebsten würden die Beiden uns noch zu Kaffee, Tee und Sonstigem ins Haus einladen. Aber mittlerweile ist es schon 14.00 Uhr, und wir wollen noch ein bisschen Strecke machen. Also verabschieden wir uns von diesen herzlichen Menschen, tauschen Adressen sowie e-Mail aus und sind schon ein paar Minuten später am Beginn der „42 Traverse“. Hier treffen wir auf eine ganze Gruppe junger Hiker : Lisa und Allie aus den USA, Christoph aus Deutschland, John aus Wales und den Kiwi John. Nachdem wir uns miteinander bekannt gemacht haben, lautet die Devise „Walk and talk“. Wir passieren einen Wasserfall auf einer hölzernen Brücke. Die 42 Traverse verläuft viele Kilometer auf einer für Quads angelegten Piste. Es geht zwar stetig bergauf, aber der Weg ist einfach, wir kommen schnell voran. Weiter oben wird der Pfad schmaler und ist zu beiden Seiten mit hohem Schilfgras bewachsen. Das sieht sehr schön aus, aber die Blätter vom Schilf sind sehr hart und schneiden in die Knöchel. Es ist heiß und Wetter für kurze Hosen, deswegen gibt es ein paar blutige Striemen an den Beinen. Zum Abend hin haben wir Blick auf einen schneebedeckten Berggipfel voraus. Ich traue meinen Augen nicht. Müssen wir etwa da hinauf ? Trotz unseres späten Starts schaffen wir noch ganz bequem 23 Kilometer und erreichen den Waione Stream, an dessen Ufer wir einen tollen Lagerplatz finden. Ein beinahe unsichtbarer Geheimgang führt ins Dickicht hinein zu einer ebenen Stelle, die gerade ausreichend ist für unser Zelt. Wasser gibt es direkt nebenan, ein paar Felsen am Fluss eignen sich gut zum Sitzen – perfekt.
Als wir morgens aufstehen, da ist die Welt grau, und es nieselt etwas. Unsere erste Tagesaufgabe besteht darin, dass wir den Waione Stream durchwaten müssen, der Dank des trockenen Wetters der letzten Tage nur knöcheltief ist. Der Mangatepopo Stream einige Kilometer weiter liegt ebenfalls im Weg. Dieser Fluss ist schon etwas breiter, immerhin gut knietief, und fließt mit einer deutlich spürbaren Strömung dahin. Man kann sich schon vorstellen, dass es an dieser Stelle bei höherem Wasserstand Probleme mit der überquerung geben könnte. Unsere 42 Traverse besteht inzwischen nicht mehr aus einem erkennbaren Weg, sondern aus engen Schluchten aus Lehm. Breit genug zum Laufen, aber glitschig ohne Ende. Einmal falle ich bäuchlings in den Matsch und bin von oben bis unten mit gelbem Lehm beschmiert. Habe zum Glück komplette Regenmontur an, ist alles abwaschbar. Erste Blicke auf den Whanganui River, der hier noch schmal und unscheinbar ist. Dahinter haben wir die Gipfel vom Kakaramea ( 1300 m.) und vom Pihanga ( 1325 m.) in Sichtweite, die sehen schon aus wie richtige Berge. Weiter oben verlassen wir die 42 Traverse und müssen auf den Waione-Cokers Track abbiegen. Dieser Trail ist überhaupt nicht markiert. Man kann höchstens eine Spur erahnen, weil die jungen Leute von gestern hier vor uns durchgelaufen sind. Unser Weg führt durch ein großes Feuchtgebiet. Hier verlieren wir den Faden und verlaufen uns im Sumpf. Also geht es wieder zurück, bis wir unsere Richtung wiedergefunden haben. Macht ja nichts, die Schuhe und Socken waren sowieso schon durchnässt. Schließlich kommen wir nicht an der richtigen Stelle vom Trail, sondern ein ganzes Stück weiter die Straße hinauf. Das bedeutet nochmal drei Extra-Kilometer in unserer Gesamtrechnung. Ein Holiday Park liegt auf unserer weiteren Strecke. Das dazugehörige Café hat anscheinend schon länger geschlossen. Die Tische und Bänke auf der Veranda sind komplett zugewachsen und von Unkraut-Ranken umgeben. Hier gibt es wohl nichts mehr. In der Hoffnung, dass man hier einen Kaffee bekommt oder etwas Leckeres kaufen kann, geht Thomas ins Campingplatz-Office. Er kommt mit einer Flasche Cola zurück. Als wir uns aber damit an einen der Picknick-Tische sitzen wollen, da werden wir zurückgerufen. Nein, wir dürfen die Cola nicht auf dem Gelände trinken, weil wir keine Gäste sind. Sowas Unfreundliches haben wir in Neuseeland noch nie erlebt. Thomas meint, der Mann von der Rezeption war verärgert, weil er die hohen Preise für’s übernachten kritisiert hat. Es soll pro Person 22,- Dollar kosten, das macht zusammen 44,- Dollar für ein Zelt, das nicht einmal so groß wie ein Doppelbett ist. Das ist wirklich zu teuer für Thru-Hiker, die ungefähr 5 Monate unterwegs sind. Also trinken wir unsere Cola gut sichtbar vor dem Eingang. Während unserer Pause stellen wir fest, dass wir einen fatalen Fehler in unseren Berechnungen haben. Es gibt auf dem morgigen Weg eine Mangatepopo Hut. Dort endet die Beschreibung vom Tongariro Alpine Crossing, die Tour ist im Buch mit 18 Kilometern angegeben. Genau diese Entfernung hatten wir uns für Morgen vorgenommen, einen gemütlichen Tag mit Zeit zum Genießen der alpinen Landschaft. Aber diese Hütte liegt mittendrin und ist keineswegs unser Ziel. Der ganz ähnlich klingende Mangahuia Campsite ist der Endpunkt, an dem wir unsere Etappe beenden werden. Das sind immerhin mal eben 30 Kilometer weiter, die gar nicht geplant waren. Proviant haben wir nur für 4 Tage eingekauft, das Kanu für die Fluss-Passage ist für Donnerstag fest gebucht. Nach dem ersten ungläubigen Schrecken müssen wir umdisponieren. Wir werden also heute schon das Alpine Crossing beginnen. Zum Abend hin noch 6 Kilometer bergauf steigen, morgen ebenfalls etwas mehr als wir uns vorgenommen hatten, Dienstag dann den Rest laufen. Ist nicht ganz so entspannt, aber passt schon. So kommt es, dass wir uns noch bis 20.30 Uhr den Weg zur Ketetahi Hut hinaufkämpfen, wo bereits vier Leute der gestrigen Truppe gemütlich beim Essen sitzen. Die Anderen erzaehlen, dass sie die gleichen schlechten Erfahrungen wie wir beim Holiday Park gemacht haben. Sie durften ihr mitgebrachtes Essen dort nicht verzehren, und es wurde lautstark auf die “ schrecklichen Hiker “ geschimpft. Die haben wohl noch nicht gemerkt, dass man mit denen ordentlich Geld verdienen koennte. Die Ketetahi Hut war ursprünglich einmal für 6 Personen eingerichtet. Jetzt aber ist sie offiziell geschlossen, da ein heftiger Steinschlag im Bettenraum einen großen Schäden angerichtet hat. Das Loch im Dach ist knapp einen Meter im Durchmesser, Holzsplitter und Glasscherben liegen auf dem Boden verteilt. Der andere Raum mit Tischen und Küchenzeile steht den Wanderern nur für die Nutzung am Tage zur Verfügung, aber die jungen Leute machen es sich auf dem Fußboden bequem zum Schlafen. Wir ziehen unsere Privatsphäre vor und bauen das Zelt auf der Terrasse vor der Hütte auf. Es ist windig und könnte eine kalte Nacht werden in 1450 Metern Höhe. Deswegen ziehen wir ordentlich viel Klamotten an, lange Unterwäsche, Mütze auf, außerdem kommt noch das Thermo-Inlet zusätzlich in den Schlafsack. Es wird richtig kuschelig und gemütlich, bis wir durch lautes Gekecker und Gemecker geweckt werden. Komische Geräusche, die mit Nichts zu vergleichen sind. Thomas kann durch das Moskitonetz an seiner Seite zwei Possums erkennen, die ordentlich am Schimpfen sind. Was stört die denn daran, wenn unser Zelt hier für ein paar Stunden steht ? Nach einer Weile haben wir nur noch ein Possum zu Gast, welches in knapp einem Meter Entfernung vor uns auf der Mauer sitzt. Wir beobachten das eigentlich sehr niedliche Tier lange Zeit durch unser vorderes Netz. Irgendwann schlafen wir dann doch trotz Possum-Kino wieder ein. Der Himmel ist absolut sternenklar. Es kann kaum einen schöneren Ort für unser Zelt geben.
Morgens um 5.00 Uhr ist die Nacht vorbei. Draußen herrscht dicker Nebel, es ist grau und feucht. Das Zelt ist nass, auch die Schlafsäcke sind klamm. Leider bessert sich das Wetter nicht so wie gewünscht, der Himmel bleibt meistens bedeckt. Nur für kurze Augenblicke reißt die Wolkendecke auf und lässt blauen Himmel durchkommen. Also wandern wir ohne Super-Aussicht durch die Vulkan-Landschaft. Es riecht nach Schwefel. Zu beiden Seiten liegen großflächige Lava-Felder. Wir kommen am Lake Rotoaira und an den Emerald- Lakes vorbei, die wegen der gelösten Mineralien darin grünlich schimmern. Nacheinander führt unser Weg am North Crater vorbei, dann über den Central Crater. Herr der Ringe laesst gruessen. Der Red Crater ist mit 1886 Metern der höchste Punkt vom Tongariro Alpine Crossing. Darauf folgt der South Crater, mit Blick auf den 2287 Meter hohen Ngaurahoe-Vulkan zur Linken und den Tongariro-Gipfel mit 1967 Metern zur rechten Seite. Eine beeindruckende Kulisse, hier oben präsentiert sich die Natur in gewaltiger Schönheit. Aber leider wird dieses tolle Erlebnis getrübt durch die Menschenmassen, die uns ab etwa 8.30 Uhr entgegen kommen. Das Tongariro Alpine Crossing ist einer der berühmten „Great Walks“ in Neuseeland. Reisebusse karren die Touristen zu Hunderten an. Aus organisatorischen Gründen wird die Route normalerweise von Süden nach Norden begangen, damit es nicht so ein Gerangel gibt. Wie eine riesige Karawane schlängeln sich die Wander-Begeisterten mit ihren Bergführern in einer endlos erscheinenden Reihe über die Berge. Jenny, die uns vorgestern im Auto mitgenommen hat, hatte uns bereits gewarnt mit ihrer Beschreibung : „Like ants.“ – wie die Ameisen. Wir laufen von Nord nach Süd und damit gegen den Strom. Geschätzt haben wir in drei Stunden so ungefähr 500 Menschen passieren sehen. Erst gegen 11.30 Uhr reißt der Strom ab. Nein, das ist kein Spaß. Und es nimmt uns leider einen Teil des Hochgefühls, welches diese wirklich großartige Tour sonst hervorrufen würde. Wir nehmen uns ganz fest vor, noch einmal wiederzukommen, um diesen Track zu einer ungewöhnlichen Uhrzeit und mit weniger Trubel zu wiederholen. Ein Abstecher bringt uns zur Mangatepopo Hut, aber dort halten wir uns nicht lange auf. Unser Hütten-Pass gilt hier nicht, man muss die Uebernachtungen im Voraus reservieren und unverschämt teuer bezahlen. Dabei ist diese Hütte nicht größer und kein Stück besser als diejenigen, in denen man umsonst übernachten kann. Aber die liegt in einer viel von Touristen bereisten Region und wird als „Great Walk“ teuer verkauft.
Die Ketetahi Springs können wir nur aus einiger Entfernung betrachten. Ein Hinweis-Schild klärt uns darüber auf, dass die Thermal-Quellen Privatbesitz sind und man den Weg nicht verlassen darf. Wir verstehen die Welt nicht mehr. Wie können Dämpfe, die aus einem Vulkanschlitz quellen, Jemandem privat gehören ? Das wird uns alles zu komisch, schnell Weg von hier ! Im Abstieg über Stufen bekomme ich einen heftigen Wadenkrampf. Obwohl Thomas mich sofort am Wegesrand hinsetzen lässt und das Bein massiert, kann ich danach nur noch humpelnd weiterlaufen. Der Krampf ist zwar weg, aber ein stechender Schmerz sitzt für den Rest des Tages mitten in der Wade. Der nun folgende Mangatepopo Track ist wenig interessant für Urlauber und deswegen auch nicht so gut in Schuss. Aber wir sind froh, dass wir hier nur noch einige wenige Wanderer antreffen. Im künstlich erscheinenden Dorf Whakapapa Village endet dieser Weg. Hier gibt es ein protziges Grand-Hotel namens „Château Tongariro“ und einen Holiday-Park sowie einige teure Villen, die sich Gutbetuchte mieten können. Außerdem gibt es ein paar schicke Cafés und eine sehr moderne Touristen-Information mit Souvenir-Verkauf. Immerhin sind die Damen in der Touri-Info sehr nett. Wir dürfen unser Zelt zum Trocknen draußen auf der Wiese aufstellen. In der Damentoilette kann ich mich umziehen und mir die Füße waschen. Eine Viertelstunde freies Internet gibt es auch noch gratis – was will man mehr ? Ach ja, Essen …. Das empfohlene Café unten im Grand Hotel lassen wir lieber links liegen. Dafür finden wir weiter unten an der Straße die Bar Tussock. Dort ist es auch nicht gerade preiswert, aber dafür gibt es freundliche Bedienung, super Musik und gute Portionen. Ein Billardtisch steht auch da, aber wir wollen ja noch weiter. Deswegen trinken wir lieber kein Bier, sondern Kaffee. Sonst wird das nichts mehr mit dem Laufen, zumal es gerade anfängt zu regnen, als wir den Laden verlassen. Wir beginnen also noch um 17.30 Uhr den Whakapapaiti-Mangahuia-Track. Ein richtig naturbelassener Wald, das hätten wir nun gerade hier nicht erwartet. Unser Weg ist feucht und schlammig, Wurzeln und zerfallene Bäumen erschweren das Vorwärts-Kommen. Dutzende von Brücken führen immer wieder über verschiedene kleine Flüsse. Kleinere Bäche müssen durchwatet werden. Manchmal rinnt uns das Wasser beim Aufstieg entgegen, dabei regnet es nur noch ganz leicht. An Zelten ist hier nicht zu denken, dieser Wald hat keine ebene Stelle zu bieten. Es geht hinauf und hinunter, manchmal steil und rutschig. Irgendwann stehen wir an einem Wegweiser, der ins Nichts zeigt. Zunächst einmal wissen wir gar nicht, wo wir lang sollen. Okay, man muss sich erst nasse Füße holen, indem man durch einen Bach stapft. Dann entweder links oder rechts davon halten – aber da ist kein Weg. Wir befinden uns in einem Sumpf. Netterweise sind hin und wieder Stangen mit Markierungen zu sehen, damit wir nicht völlig die Richtung verlieren. So langsam haben wir keine Lust mehr auf diesen Morast. Immerhin sind wir schon seit 5.00 Uhr wach, haben fast 30 Kilometer und ordentlich viel Höhenmeter geleistet. Bald wird es dunkel, wir wollen endlich Feierabend haben. Maulen hilft nichts, nur Vorwärts-Laufen bringt uns hier ‚raus. Endlich ist dieser endlos erscheinende Sumpf zu Ende, es schließt sich wieder ein kleines Waldstück an. Ein etwas schiefer, aber gerade ausreichend großer Platz direkt am Mangahuia Stream lässt mich fast in Jubelschreie ausbrechen. Geschafft ! Das Zelt steht, bevor es völlig dunkel ist. Direkt vor einem steilen Abhang, der zum Fluss hinuntergeht. Dass wir wegen der Nähe zum Wasser unzählige Mücken, Motten und sonstige Insekten im Innenraum haben, das stört mich nur halb so sehr wie sonst. Mückenspray, ein paar Mal in die Hände geklatscht, und dann haben wir unsere Ruhe. Wir sind hundemüde, und das laute Rauschen vom Fluss begleitet uns beim Einschlafen.
Der nächste Morgen – Dienstag – beginnt wieder mit leichtem Nieselregen. Wir befinden uns immer noch im Matsch-Wald. Der Weg ist über Nacht natürlich nicht trockener geworden. Also laufen wir zwei Stunden lang durch Morast und Pfützen, klettern matschige Abhänge hinauf, stolpern über dicke Baumwurzeln. Aber es ist ja nicht mehr weit, wir haben gestern tatsächlich noch etwa zwei Drittel dieses schwierigen Weges geschafft. Meine Schmerzen in der Wade sind weg, alles gut. Früher als erwartet stehen wir an der Straße und halten den Daumen ‚raus. Klappt heute nicht so gut mit dem Trampen, sehr wenig Verkehr in unserer Richtung. Wir warten schon über eine halbe Stunde darauf, dass uns endlich Jemand mitnimmt. Ob das an unseren matschigen Klamotten und Wanderschuhen liegt ? Ein Kleinwagen mit einer Frau am Steuer fährt an uns vorbei, dreht dann um und kommt zurück. Mary-Ann und ihr Sohn Douglas fahren in unsere Richtung und nehmen uns mit bis nach Taumarunui. Zum Ende der fast 1-stündigen Autofahrt bekommen wir viele gute Wünsche mit auf den Weg und eine Adresse, wo wir jederzeit anrufen können, wenn wir Hilfe brauchen. Wieder einmal haben wir sehr nette Menschen getroffen, die unser Leben und unsere Reise bereichern. In Tamarunui findet das übliche Stadt-Programm statt : Duschen, Wäsche, Supermarkt, Bücherei wegen Internet. Wir freuen uns über eine e-Mail von Jenny und Tim mit angehängtem Foto, das kurz vor dem Start zur 42 Traverse entstanden ist, und ebenfalls über Post von Twiga-Helga aus Oesterreich. Sehr schön ! Thomas ruft vorsichtshalber nochmal beim Kanu-Verleih an, um unsere Abholung für Donnerstag zu bestätigen. Wir haben erfahren, dass ein Großteil der Whanganui-Passage auch einer der beliebten „Great Walks“ ist, das freie Zelten ist also nicht erlaubt. In der Touristen-Info sagt man uns, dass wir unsere Uebernachtungen reservieren müssen, deswegen buchen wir die ersten vier Campingplätze entlang des Whanganui im Voraus. Und wir treffen Matt und Kelsey – ja, schon wieder. Die beiden werden morgen mit einer größeren Gruppe ihre Kanu-Fahrt starten. Wir haben einen Tag länger Zeit hier und werden den Anderen dann hinterher paddeln.