Wir segeln und wandern durch die Welt

Waikanae-Wellington-Queen Charlotte Track 03.02.2016 bis 14.02.2016

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Wir haben viele Stunden in der Bücherei mit ihren ausgesprochen freundlichen Mitarbeitern verbracht. Hier kann man sich richtig wohlfühlen, es gibt kein Nummern-Ziehen und Gerangel um die Plätze an den Computern. Alles sehr entspannt, deswegen können wir unseren ganzen Internet-Kram in einem Rutsch erledigen und müssen dieses nun nicht mehr in Wellington machen, wo alle Hiker ihre naechste Etappe planen. Morgen früh können wir die Karten und Ausdrucke fuer den Start auf der Südinsel in der Druckerei abholen. Thomas verwendet viel Mühe darauf, noch einmal von Neuem die Verfügbarkeit und Preise unserer Wunsch-Iso-Matten zu checken. Schließlich wird er auch fündig und bestellt diese bei einem neuseelaendischen Online-Versand. Etwas kurz zwar, aber nur diese waren gerade lieferbar, und es spart schließlich auch Gewicht. Mit etwas Glück können wir dann demnächst auf unseren neuen Matten schlafen. Die alten Schlafsaecke behalten wir, die müssen dann noch weiter ihren Dienst tun. Wir haben übrigens festgestellt, dass diese bis -9 Grad Temperatur konzipiert sind. Was haben wir uns denn bloß dabei gedacht ? Wohin wollten wir damals reisen, als wir diese Schlafsaecke fuer unseren Trail 2012 gekauft haben ? Also, es wird auch mit nur halb so viel Daunen noch eine Weile funktionieren. Ich habe unsere Boots-Versicherung Pantaenius angeschrieben, damit die uns unsere aktuelle Versicherungs-Police fuer die Walkabout per e-mail zuschicken. Zu Hause auf Norderney liegt das Original, aber das nützt uns unterwegs herzlich wenig. Und ich habe eine Anfrage an Salomon geschickt mit der Bitte um einen Rabatt auf neue Hiking-Schuhe. Vielleicht sind die ja so nett ? In den USA ist es bei den renommierten Firmen durchaus üblich, dass die den Long Distance-Hikern kostenlos neue Schuhe schicken, wenn die alten während des Trails ( also nach 1000 bis 2000 Kilometern ) auseinanderfallen. Diesen tollen Service konnten wir bereits mehrmals in Anspruch nehmen. Salomon, Keen und Merrell aus den USA sind da super kulant. Vielleicht klappt es ja auch in Neuseeland. Thomas hat im Baumarkt ein Ersatzteil fuer unsere kaputte Zeltstange gekauft. Natürlich nicht original, sondern nur wieder Bastelarbeit, aber vielleicht ueberlebt unser geliebtes Tarp Tent ja so bis zum Ende des Te Araroa. Wäre schön, denn irgendwie hängen wir an dem altersschwachen Ding, was schon so viele Monate unser Zuhause war. Eine SMS von unseren holländische Bekannten der Segelyacht Tara hat uns erreicht. Wir haben sie mal wieder um ein paar Tage verpasst. Jacomine und Roel sind gerade mit der Faehre auf dem Weg zur Südinsel. Eine weitere SMS kam von unseren Freunden von der Pacifico. Sie werden am Wochenende in Wellington sein, wir hoffentlich auch. Da steht einem Treffen dann nichts mehr im Wege. Wir freuen uns schon auf ein Wiedersehen und sind gespannt auf die Erzählungen von ihrem mehrwoechigen Deutschland-Aufenthalt. Auch Anne und Rainer von der Meerbaer haben ihren Urlaub im kalten Deutschland beendet und arbeiten nun in Whangarei fleissig an ihrem Boot. Da die Walkabout und die Meerbaer in der Marina Kissing Point nebeneinander lagen – natürlich – wissen wir jetzt aus erster Hand, dass es unserem Schiff gut geht. Bisschen mehr Rost, das war klar, aber die Walkabout schwimmt gut und wartet auf uns.

Waikanae bis Wellington 04.02. – 06.02.2016  

Die letzte Etappe der Nordinsel liegt vor uns und beginnt gleich richtig gut. Ein Auto hält neben uns an einer Ampel an, während wir gerade aus Waikanae hinauslaufen. Dort drin sitzt eine niedliche alte Dame, die uns strahlend anlacht. Sie klatscht begeistert in die Hände und ruft uns durch’s offene Fenster zu : “ Glückwunsch ! Gut gemacht !“  Einfach süß – wir freuen uns über diese nette Geste. Heute laufen wir den Kapiti Coast Track. Dieser Weg beginnt damit, dass wir 20 Kilometer am Strand entlang wandern dürfen. Das ist eine schöne Abwechslung zu den anstrengenden Tagen in den Bergen. Links von uns Dünen und Ferienhäuser, rechts von uns liegt die Tasman-See mit der Insel Kapiti. Pechschwarze Austernfischer mit knallroten Füßen und Schnäbeln hüpfen um uns herum. Zwei Kormorane fliegen über uns hinweg. Außerdem gibt es viele junge Möwen, die hier sogar recht hübsch gezeichnet sind. Sie haben noch weiches weißes Gefieder mit hellbraunen Flügeln und grauen Flecken. Nach 4 Stunden entlang des Flutsaums gönnen wir uns ein erfrischendes Bad. Der Strand ist menschenleer, kleine Wellen platschen an den flachen Sandstrand. Wassertemperatur etwa so wie zu Hause im Sommer, ca. 18-19 Grad, also genau richtig zum Abkühlen. Wir sehen sogar Pinguine auf den Felsen im Meer sitzen, kurz bevor wir den Strand-Abschnitt verlassen müssen. Danach kommt die nicht so tolle Centennial Highway Route. Die Sonne brennt schon wieder quälend heiß, während wir uns 5 Kilometer neben dem Highway einen Hügel hinaufschrauben. Feierabend-Verkehr, was aber den Vorteil hat, dass die Autos nicht so an uns vorbeirasen können. Nur langsam schieben sich die Wagen an uns vorbei. Nachteil : Abgase nebeln uns ein. 5 Kilometer neben dem Highway einen Hügel hinaufschrauben. Feierabend-Verkehr, was aber den Vorteil hat, dass die Autos nicht so an uns vorbeirasen können. Nur langsam schieben sich die Wagen an uns vorbei. Nachteil : Abgase nebeln uns ein. Wir sind schon fast oben angekommen und total durchgeschwitzt, als uns vier junge Typen aus ihrem Auto heraus ansprechen. Sie sehen aus wie Gangster-Rapper. Alle haben eine coole Kappe auf dem Kopf, Kapuzenpullover noch darüber, trotz dieser Affenhitze und obwohl sie im Stau stehen. Laute Musik dröhnt aus den Lautsprechern. Aber die sind voll nett und fragen uns, ob wir Durst haben. Schwupp – schon haben sie uns eine 1,5 Liter Flasche eiskaltes Wasser aus dem Fenster gereicht. Das zischt ! So hat der zäh fließende Verkehr auch seine guten Seiten, jedenfalls für uns. Später am Tage machen wir eine schöne Pause an einem kleinen Dorfladen in Pukerua Bay, wo wir am Picknick-Tisch Abendbrot essen und uns zum Nachtisch ein Eis gönnen. Rechts von unserem Weg liegt ein alter Friedhof. Nur ein kleines Stück weiter stellen wir unser Zelt an einem Grünstreifen nahe am Highway auf. Immerhin haben wir 33 Kilometer geschafft, obwohl wir erst gegen 11.00 Uhr aus Waikanae weggekommen sind. Also sind wir müde genug, um trotz der vorbeibrausenden Fahrzeuge sofort einzuschlafen.

Wir haben die Nacht am Highway erstaunlich gut veebracht und starten morgens den Ara Harakeke Walkway. Zunächst haben wir den Taupo Swamp links und rechts von uns liegen, das ist ein großes Sumpfgebiet voller Mangroven. Kaum eine Stunde unterwegs, da finden wir ein dickes Portemonnaie und ein Handy in Einzelteilen auf der Straße. In der Geldbörse befinden sich zahlreiche Karten, Ausweise und andere wichtige Dokumente. Der Besitzer sollte also leicht ausfindig zu machen sein. Das Handy, wieder zusammengebaut, sieht nagelneu aus. Es sind noch keine privaten Fotos drauf, und es gibt nur zwei gespeicherte Kontakte. Thomas ruft beide Nummern an und erzählt den Leuten, dass wir im Café Oranje in Plimmerton sitzen und warten. Also erstmal Kaffee trinken und abwarten …. In der Zwischenzeit kommt eine SMS von Hilde und Hermann, die mit ihrem Leihwagen ganz in der Nähe sind. Das passt gut, ein paar Minuten später sitzen wir mit der Crew der Pacifico beim Kaffee. Und dann erscheint der Besitzer von Portemonnaie und Handy, um hocherfreut seine Sachen wieder in Empfang zu nehmen. Dominic, ein junger Mann irischer Abstammung und seit einigen Jahren in Neuseeland heimisch, ist ein total netter Mensch ( was wir von den Ausweis-Fotos her nicht vermutet hätten ). Er ist überglücklich, nicht wegen des Geldes, sondern hauptsächlich wegen der anderen Sachen. Dominik möchte uns gerne Finderlohn geben, aber das lehnen wir ab. Also will er uns wenigstens einen Kaffee ausgeben. Puh – okay, dann eben noch einen. Schließlich sitzen wir beinahe drei Stunden im Café, bevor wir uns wieder auf den Weg machen. Links ‚raus auf die Straße – wo ist der Trail – ah, da sind ja Markierungen am Laternenpfahl. Wir versuchen, den Te Araroa-Zeichen und Pfeilen zu folgen. Nicht an jeder Kreuzung finden wir die geheimnisvollen Zeichen. Es kommt uns so vor, als hätte irgendein Spaßvogel die für uns so wichtigen Markierungen an ganz entscheidenden Stellen entfernt. Nach einer Weile Schnitzeljagd durch Plimmerton befragen wir MapsMe auf dem Handy. Hm, wir sind nicht genau auf dem Weg, aber ganz nahe dran. Wir müssen nur einmal hier und einmal dort abbiegen, dann sollten wir uns wieder richtig auf dem Trail befinden. Da sind dann bald auch Zeichen mit Pfeilen, denen wir folgen ….. Hügel hinauf und hinunter ….. nur um nach zwei Stunden Laufen festzustellen, dass wir den Abend davor schon an diesem Friedhof vorbei gekommen sind. Wir sind verkehrt herum gelaufen ! Grrrr – ich ärgere mich furchtbar, und es dauert eine Weile, bis Thomas mich wieder ansprechen darf. Um 14.00 Uhr passieren wir die Stelle, an der wir am Morgen gestartet sind. Bedeutet, dass wir etwa 10 Kilometer umsonst gelaufen sind und ein paar Stunden verdaddelt haben. Ich bin immer noch sauer und maule vor mich hin. Thomas findet es eher lustig. Naja, was soll’s – nützt ja nichts. Tun wir also, als wenn nichts gewesen wäre, und fangen nochmal von Vorne an. Wieder vorbei am Sumpf, dann durch Plimmerton, aber diesmal richtig. Wir überqueren das Paustahanui Estuary auf einer Brücke und sehen viele schwarze Schwäne in der Aotea-Lagune. Ein absolutes Highlight für uns ist der Adrenalin Forest, den wir am späten Nachmittag durchqueren. Das ist ein riesiger Kletterpark mit 6 verschiedenen Ebenen und Schwierigkeitsgrad-Stufen. Man hat insgesamt drei Stunden Zeit, um den ganzen Parcours zu schaffen und hat in den höheren Leveln schwierige und schwindelerregende Prüfungen zu absolvieren. Der Adrenalin Forest macht seinem Namen wirklich alle Ehre, denn die verschiedenen Routen und Kletter-Aufgaben sind tatsächlich ganz harmonisch mitten zwischen die hohen Bäume eingebaut. Der Anblick ist kein bisschen störend, es gibt kaum künstliche Materialien, einfach Sport und Spiel mitten in der Natur. Gegen 17.30 Uhr kommen wir durch Porirua, wo wir im Supermarkt einkaufen können und einen Picknick-Tisch für’s Abendessen finden. Ansonsten gefällt uns der Ort überhaupt nicht, es ist hässlich, und es herrscht viel Verkehr. Uns fällt immer wieder auf, wie unterschiedlich die Städte in Neuseeland sind. In Porirua startet der Raiha Walk, ein kurzer Wanderweg, der uns über einen Hügel aus dem Ort herausführt. Danach beginnen wir den Colonial Knob Track, eine für Spaziergänger und Sportbegeisterte gleichermaßen beliebte Strecke. Wir ernten beim Aufstieg viel Lob und anerkennende Blicke von den Entgegenkommenden. Komplimente wie „Well done !“ und „Good Job !“ bekommen wir häufig zu hören, während wir uns schnaufend den Berg hochschieben. Schwitzend kommen wir auf einem Gipfel an, aber das ist es immer noch nicht gewesen. Sehr schöne Aussicht, der Colonial Knob jedoch ist noch ein Stück weiter oben. Das schaffen wir auch noch, die paar Meter. Danach werden wir mit einem leichten Abstieg durch einen richtig schönen Wald belohnt. Der Spicer Forest besteht überwiegend aus Pinien und Palmen, der Waldboden ist weich und tut unseren Füßen gut. Den letzten Teil legen wir schon fast im Dunkeln zurück. Wir möchten die Schlappe vom Vormittag wieder ausbügeln, nehmen unsere Taschenlampen zur Hand und marschieren weiter. Nach dem Spicer Forest warten weitere 6 Kilometer auf der Landstraße. Inzwischen ist es stockdunkel, aber es fahren keine Autos mehr. Irgendwie können wir diese letzte Strecke sogar genießen. Es ist sehr ruhig, wir sehen einen tollen Sonnenuntergang voraus, einfach eine phantastische Abendstimmung. Nur leider kein Platz für unser Zelt in Sicht, alles privat, hier gibt es keinen Zentimeter ohne Zaun. Irgendwann haben wir dann doch genug, sind 26 Kilometer auf dem Trail gelaufen, zusätzlich die 10 Kilometer in der verkehrten Richtung. Wir brauchen außerdem unbedingt Wasser, deswegen steigt Thomas bei einer Brücke über eine niedrige Mauer. Da fließt ein Bach, drumherum gibt es etwas Wiese. Keine Ahnung, wem das Grundstück gehört. Egal, es ist mittlerweile schon 22.00 Uhr, ich klettere ebenfalls über die Mauer, und wir bleiben hier.

Samstag, am 6. Februar, ist Waitangi Day, ein sehr wichtiger Nationalfeiertag in Neuseeland. Im Jahre 1860 wurde an diesem Datum der Waitangi-Vertrag von den Briten und den Maori gemeinsam unterzeichnet. Er besagt, dass den Maori dieselben Rechte zugestanden werden wie den Briten und dass die Maori ihr Land behalten dürfen ( was bis dahin wohl nicht selbstverständlich gewesen ist ). Später wurde dieser Tag, der 6. Februar, als Gründungstag Neuseelands beschlossen und wird hier im Land als ausgesprochen wichtig gefeiert. Für uns bedeutet der Waitangi-Day 2016, dass wir Wellington erreichen und wichtige Einrichtungen wie die Post, die Bücherei und sogar das Marina-Büro geschlossen haben. Aber der Reihe nach ….. Früh aufgestanden, damit uns niemand bemerkt. Um 6.30 Uhr laufen wir schon wieder auf der Landstraße Richtung Süden. Wir müssen über mehrere Hügel aufsteigen bis auf den Mount Kaukau. Es ist morgens noch so frisch, dass wir uns schon im unteren Abschnitt des Berges unsere Kapuzenpullover überziehen. Auf halber Höhe staunen wir nach einer scharfen Biegung über eine ausgedehnte Ansammlung von Häusern an der linken Flanke des Mount Kaukau. Das ist der Ort Johnsonville, viel größer als erwartet und bestimmt nur von reichen Leuten bewohnt. Die Stadt passt überhaupt nicht in diese Gegend, sie ist scheinbar einfach so an den Berg geklatscht worden. Uns gefällt der Anblick absolut nicht, wir sehen nur, dass diese vielen Häuser ein Störfaktor in dieser Berg-Landschaft sind. Oben weht ein eisiger Südwind, es ist bitterkalt und sehr neblig. Die Sichtweite beträgt vielleicht 20 Meter, also gibt es überhaupt keine Aussicht, nur schnell weg hier. Beim Abstieg treffen wir auf eine junge Frau aus Deutschland, die den Te Araroa von Süden nach Norden laufen möchte und gestern erst in Wellington gestartet ist. Das ist für uns nicht so spannend. Trotzdem halten wir an und machen bei ihr Frühstückspause, um ihr noch einige Tipps mit auf den Weg zu geben. Unten angekommen beginnt der Ziel-Einlauf nach Wellington, der erstaunlicherweise nicht so einfach ist, wie wir uns das vorgestellt hatten. Durch den Cummings Park kommen wir in den Vorort Wadestown und müssen uns sehr beherrschen, dort nicht das erstbeste Café zu stürmen. Danach geht es über den Tinakori Hill, wieder ein ungeplanter Hügel auf dem Weg in die City. Wir sind unangenehm überrascht, denn wir müssen schon wieder hinauf und auf der anderen Seite wieder hinunter. Unser Track heißt ab jetzt “ Northern Walkway “ und geht unter Anderen durch den Te Ahumairangi Park. Dahinter folgt der Botanische Garten, wo wir uns schon ziemlich erschöpft auf die Wiede fallen lassen. Es folgt ein kurzer Handy-Kontakt mit Hilde und Hermann – 5 Minuten später stehen die Beiden vor uns. Wie witzig, dass sie auch gerade einen Ausflug in den Botanischen Garten machen ( allerdings mit dem Auto ). Wir verabreden uns für den Abend. Am Observatorium vorbei kommen wir auf den City to Sea-Walkway, der an modernen Skulpturen vorbei und über einen uralten Friedhof führt. Mittags um 13.00 Uhr sind wir da, in Wellington, der Hauptstadt von Neuseeland. Es gibt in der City ungefähr 190.000 Einwohner, im gesamten Distrikt Wellington leben etwa 300.000 Menschen. Typisch sind ausgedehnte Parks und Grünanlagen, schöne Verwaltungsgebäude prägen das Stadtbild. Eine nette Promenade entlang der Küste mit gemütlichen Bars und künstlerischen Darbietungen schaffen eine entspannte Urlaubs-Atmosphäre. Aber nicht für uns, denn wir haben wieder viel zu erledigen. Das Wichtigste sind neue Schuhe ! Salomon hat mir nicht auf meine Anfrage geantwortet. Hier in Neuseeland verkauft die Firma Salomon fast ausschließlich Wintersport-Artikel. Auf Long Distance-Hiker sind die hier überhaupt nicht eingestellt, dafür laufen noch zu wenig Leute den Te Araroa. Also gibt es wohl keinen Rabatt für mich. Neue Schuhe muss ich mir trotzdem kaufen. Thomas hat da mehr Glück. Er hat seine Keen-Schuhe in Auckland gekauft, das ist erst ein paar Wochen her. Trotzdem ist bereits eine Naht vorne aufgegangen. Bei Kathmandu im Outdoor-Laden kann Thomas die Leute nach langem Gelaber davon überzeugen, dass dies ein Verarbeitungsfehler und damit ein Garantie-Fall ist. Er kommt mit nagelneuen Hiking-Boots wieder, das gleiche Modell wie vorher, einfach nur umgetauscht. Super ! Allerdings hat er jetzt wieder das Problem, dass die Schuhe am Anfang noch hart sind und Druckstellen verursachen. Deswegen schneidet mein praktisch veranlagter Mann gleich an beiden Seiten einen Zentimeter langen Streifen ab, um diesem ärger vorzubeugen. Außerdem hat Thomas ein Hühnerauge am Fuß, dem wir jetzt hier an den Ruhetagen zu Leibe rücken müssen. Das Laufen wird immer schmerzhafter für ihn, das kann so nicht weitergehen. In der Touristen- Info besorgen wir uns einen Stadtplan und den neuen Camping-Führer für die Südinsel. Thomas löst in verschiedenen Apotheken seine Rezepte ein und hat jetzt einen Medikamenten-Vorrat für ein ganzes Jahr. Damit hat sich der teure Arzt-Besuch in Wanganui dann doch gelohnt. Am späten Nachmittag fahren wir mit dem Bus zum Top10Holiday-Park nach Lower Hutt, wo wir für 45,- Dollar unser Zelt aufstellen. Ganz schön teuer, und da ist der 10 % Rabatt schon abgezogen. Heiner und Hilde stehen hier mit ihrem Camper-Van und laden uns zum Essen ein. Es wird ein richtig schöner Abend, gibt lecker Salat und Fleisch und Rotwein. Ach ja, und Dominic hat eine SMS geschrieben, in der er sich nochmals herzlich bedankt. Wirklich ein netter junger Mann !
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Wellington 07.02.-10.02.2016  

Am nächsten Tag geht es weiter mit der Organisation für die Südinsel. Die Bücherei hat am Nachmittag für drei Stunden geöffnet, also gibt es gutes Internet. Wir brauchen nochmal neue Ausdrucke der Wanderkarten und Weg-Beschreibungen. Darauf folgt eine stundenlange Bastelarbeit mit Ausschneiden und Aufkleben, die Thomas sich zum Glück vornimmt. Die meisten Geschäfte haben auf, obwohl heute Sonntag ist. Meine Tagesaufgabe besteht darin, mir eine neue kurze Hose zu kaufen. Pflegeleicht soll sie sein, dabei unempfindlich, schnell trocknend und natürlich ultraleicht. Die Shorts, die ich mir vor drei Monaten in Whangarei gekauft habe, die rutscht mir fast bis zu den Knien. Ja, die Pfunde purzeln, der Speck ist weg. Thomas hat sich selber einen Gürtel gebastelt, das Zubehör stammt aus einem Schneider-Laden. Ich werde endlich fündig, nachdem ich mir das Sortiment in fünf verschiedenen Outfitter-Läden angesehen und etliche Hosen anprobiert habe. Eine leichte kurze Hiking-Shorts, entspricht nicht so ganz meinen Vorstellungen, weil sie nicht stadtfein genug ist. Aber zum Laufen genau richtig, um mehr als die Hälfte reduziert und passt. Größe S – unglaublich, aber wahr ! Abends auf dem Campingplatz werden wir noch einmal von der Crew der Pacifico mit Essen und Trinken verwöhnt. Vielen Dank, ihr Lieben !

Am Montag wird das letzte Stück des Trails nachgeholt. Der Te Araroa endet nämlich nicht direkt in Wellington, sondern geht von dort aus noch einige Kilometer weiter südlich bis zur Island Bay. Wir starten in der City und laufen entlang der Oriental Parade den Southern Walkway. Es geht mal wieder bergauf und ist wieder anstrengender als erwartet. Oben vom Mount Victoria aus bietet sich uns eine schöne Aussicht zur Küste und über ganz Wellington. Weiter geht es, nicht ganz ohne Suchen, denn es gibt viele Mountain-Bike-Strecken und Wanderwege in der Umgebung. Unsere Route führt durch den Melrose Park, anschließend noch über einen weiteren Berg. über einen steilen Pfad aus Lehm erreichen wir den Gipfel des Mount Albert. Es gibt verschiedene Varianten, aber unser Te Araroa ist die steilste Route. Von dort aus dürfen wir dann endlich abwärts laufen. Inzwischen ist es Mittagszeit, und die Sonne brennt schon wieder unerträglich heiß. Thomas schmerzt sein Hühneraugen-Fuß, so dass er die festen Schuhe gegen Sandalen tauscht. Wir durchqueren den Sinclair Park und laufen immer weiter hinunter zur Küste. Endlich erreichen wir die Island Bay, von da aus ist es nun wirklich nicht mehr weit. Nur noch ein Stück durch den Shorland Park, an dessen seeseitiger Begrenzung der Gedenkstein steht. Dieses Stein-Denkmal wurde anlässlich der offiziellen Eröffnung des Te Araroa am 3. Dezember 2011 aufgestellt. Für uns bedeutet er das Ende der Nordinsel nach 1700 ( und mehr ) gelaufenen Kilometern. Die längere Etappe des Te Araroa ist geschafft, knapp drei Monate haben wir dafür gebraucht. Nun liegt die Südinsel mit ca. 1350 Kilometern Strecke vor uns. Die ist noch weniger besiedelt, es gibt kaum Städte auf oder am Trail. Dadurch haben wir längere Etappen ohne Einkaufsmöglichkeit und ohne Internet vor uns. Wir müssen noch besser planen, großzügig einkaufen und uns Futter-Pakete an ausgewählte Orte voraus schicken. Des Weiteren warten 18 Berge über 3000 Meter Höhe auf uns. Wir sind sehr gespannt !
Die weiteren Tage vergehen wie im Flug. Es gibt immer etwas zu tun, und nichts klappt auf Anhieb. Unsere bestellten Luftmatratzen wurden versendet und liegen jetzt in Auckland. Der Zoll hält sie fest, wir sollen 140,- Dollar für die Freigabe zahlen. Sehr ärgerlich ! Thomas muss mehrere Male zum Zoll, was immer einen weiten Weg bedeutet. Er muss mit der Whangarei-Marina telefonieren, damit die unsere Visa-Verlängerung und das Schreiben zur Zoll-Befreiung schicken. An dieser Stelle vielen Dank an Sharron, die dieses zwar nicht lesen wird, aber die Segler immer mit Rat und Tat unterstützt. Wir sind so froh, dass wir sie kennengelernt haben ! Thomas läuft zur Chaffer Marina, wo die zweite Hälfte von unserem Te Araroa-Buch seit drei Monaten liegt. Eine weitere wichtige Grundlage für unsere Planung, und es sind sehr schöne Fotos drin. Dienstag bringen uns Hilde und Hermann ein letztes Mal in die Stadt, dann müssen wir uns verabschieden. Die Beiden werden mit dem Leihwagen weiter die Nordinsel erkunden, wir werden in den nächsten Tagen mit der Fähre auf die Südinsel übersetzen. Wir mieten uns in einem Backpackers in der City ein, damit wir etwas zentraler wohnen. Nicht besonders toll, alt und schmuddelig, klapprige Etagenbetten. Sowas ist doch eher für jüngere Jahrgänge geeignet. Aber es ist mit 55,- Dollar pro Nacht recht günstig und immerhin besser als das Backpackers in Auckland. Uns war der Weg zum Campingplatz nach Lower Hutt einfach zu weit, 50 Minuten mit dem Bus fahren, dann noch ein paar Minuten Fußweg, pro Strecke 11,- Dollar für uns zwei. Jetzt, wo die Crew der Pacifico weiterreist, wollen wir dort auch nicht bleiben. Da können wir nun tatsächlich auch abends mal ausgehen, weil wir nicht länger auf den Bus angewiesen sind. Jetzt steht auch einem Wiedersehen mit Stefan, der vorgestern angekommen ist, nichts mehr im Wege. Am nächsten Tag verbringen wir wieder viele Stunden in der Bücherei und im Internet-Café, um zahlreiche Dinge zu organisieren. Abends treffen wir uns mit Stefan im Little Beer Quarter, um unsere Erlebnisse in der Tararua Range auszutauschen und die Beendigung der Nordinsel zu feiern. Mittwoch kosten unsere neuen Iso-Matten wieder ordentlich Nerven, aber die sind nun endlich vom Zoll in Auckland freigegeben und mit etwas Glück morgen hier. Eigentlich wollten wir einen Tag länger warten und haben die Fähre für Freitag gebucht, um die Chancen auf unser Paket zu erhöhen. Aber das war ein Fehler, wie sich später herausstellt. Denn als Thomas in unserem Hostel anruft und unseren Aufenthalt um eine Nacht verlängern möchte, da heißt es : “ Geht nicht – ausgebucht. “ Damit haben wir nun überhaupt nicht gerechnet. Das Wochenende steht vor der Tür, und in ganz Wellington gibt es kein freies Zimmer mehr. Zumindest nicht in unserer Preisklasse ! Sogar der Campingplatz ist voll, auch da können wir nicht unterkommen. Dumm gelaufen. Was nun ? Wieder an den Computer setzen und eine Unterkunft suchen, dann telefonieren. Thomas macht ein  Hostel ausfindig, in dem wir im 6-er Zimmer unterkommen können. Das gefällt mir aber überhaupt nicht. Nach langem Hin und Her beschließen wir, dass wir nun doch am Donnerstag auf die Südinsel fahren. So brauchen wir hier keine Verlängerungs-Nacht mehr, aber eventuell sind dann unsere Luftmatratzen noch nicht da. Wir können unsere überfahrt stornieren und einen Tag vorverlegen, das kostet nur eine geringe Extra-Gebühr. Nun, wo die Entscheidung gefallen ist, gibt es für uns tatsächlich noch Stress. Wir müssen unbedingt heute unseren Großeinkauf erledigen. Diesmal brauchen wir nicht nur Proviant für die kommenden Tage. Wir müssen zusätzlich ein Paket mit Lebensmitteln füllen, das wir uns dann voraus senden, um eine 10 Tage-Etappe ohne Einkaufsmöglichkeit zu überbrücken. Das haben wir vorher noch nie gemacht, bisher konnten wir unser ganzes Essen immer tragen. Aber auf der Südinsel gibt es einige lange Passagen, wo solche an sich selbst geschickte Futter-Pakete den Rucksack ( und das Leben ) doch sehr erleichtern können. Also gibt es einen Riesen-Einkauf hier in Wellington, danach werden die Lebensmittel möglichst sinnvoll aufgeteilt. Toilettenpapier, Zahnpasta, Seife, Sonnencreme ….. auch solche Dinge darf man auf keinen Fall vergessen, denn unterwegs gibt es demnächst nicht mehr so oft einen Supermarkt auf dem Weg. Donnerstag früh muss unser Futter-Paket zur Post gebracht werden. Wir hoffen ganz stark, dass wir dann auch endlich unsere neuen Iso-Matten in Empfang nehmen können. Zum Fähr-Terminal ist es ein ziemlich weiter Weg, deswegen werden wir ca. 30 Minuten zur Bahnstation laufen und ein Stück mit dem Zug fahren. Wir müssen um 14.00 Uhr am Hafen sein, wo dann unser Gepäck verladen wird. Um 14.45 Uhr legt die Interislander Ferry ab. Unsere Ueberfahrt nach Picton wird etwas länger als drei Stunden dauern, bei schönem Wetter sicher ein Genuss.
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Nordinsel letzter Tag – Südinsel, wir kommen ! 11.02.2016.  
Der letzte Vormittag in Wellington vergeht wie im Flug. Zunächst muss unser Paket mit den Lebensmitteln zur Post gebracht werden. Es ist schwerer als erwartet – 10 Kilo Futter für die lange Zeit ohne Einkaufsmöglichkeit. Unsere Lieferung liegt morgens früh zwar noch nicht am Schalter bereit, aber beim zweiten Anlauf bekommen wir unser lang ersehntes Paket endlich ausgehändigt. Dank der von Sharron gefaxten Unterlagen, Visa-Verlängerung und Zoll-Befreiung, kostet uns dieser Spaß nur noch 49,- Dollar extra an Gebühren. Das ist doch schon viel besser als die ursprünglich verlangten 180,- Dollar. Dafür musste Thomas dem Zoll drei Besuche abstatten, etliche Extra-Kilometer laufen und eine Menge überzeugungsarbeit leisten. Aber seine Mühe und das ganze Gelaber haben sich gelohnt. Wir gehen zu Fuß zur Railway-Station, von wo aus wir mit einem Shuttle-Bus zum Fähranleger des Interislander gebracht werden. Dort müssen wir unser Gepäck aufgeben, das läuft wie beim Check-Inn am Flughafen ab. Um 14.45 Uhr legt unsere Fähre ab, die eine Distanz von 50 nautischen Meilen bzw. 92 Kilometern durch die Cook Straight in etwas mehr als drei Stunden zurücklegt. Diese Verbindungsstrecke zwischen der Nord- und der Südinsel Neuseelands ist auch für uns Segler eine besonders schöne überfahrt. Die Meerenge zwischen den beiden Hauptinseln Neuseelands verbindet die Tasmansee mit dem Pazifischen Ozean. Erinnerungen an unsere Reise durch Patagonien werden wach. Hier gibt es eine Fjord-Landschaft aus Bergen, Schluchten und grünen Inseln bei sommerlichen Temperaturen zu bestaunen. Unsere Fahrt geht bei strahlendem Sonnenschein und kristallklarem Wasser durch den Queen Charlotte Sund bis nach Picton am Endpunkt des Marlborough Sounds. Um 18.00 Uhr legt die Interislander-Fähre an. Scheint ein hübscher Ort zu sein, die Angaben schwanken zwischen 3000 und 4500 Einwohnern. Nach einem kleinen Spaziergang entlang der Promenade erreichen wir den Top10-Holiday-Park, wo wir diese erste Nacht auf der Südinsel verbringen möchten. Freundlicher Empfang, aber die wollen schon wieder 44,- Dollar haben für’s Campen. Der Platz ist ziemlich klein, entsprechend beengt und wuselig ist es um uns herum. Der Boden, der wohl früher mal Wiese war, ist betonhart. Beim Zelt-Aufbauen bricht mir einer der Heringe in der Mitte durch. Bei diesem Untergrund sind wir nun richtig gluecklich darüber, dass wir unsere neuen Matten heute doch noch bekommen haben.  Allerdings muss ich leider feststellen, dass eine meiner Sandalen kaputt ist. Die habe ich ganz kurz vor dem Start, also vor gut 3 Monaten, in Whangarei gekauft. Und nun hat sich der Fersenteil mit dem Riemchen von der Sohle gelöst. Wahrscheinlich hält das noch ein paar Tage, aber spätestens in Christchurch muss da etwas passieren. Ist das vielleicht noch ein Garantie-Fall ? Ich muss einen Laden finden, in welchem Teva-Sandalen verkauft werden. Ob die dort kulant sind und eventuell beim Hersteller anrufen wegen Umtausch ? Alternativ kann ein guter Schuster die schadhafte Stelle wahrscheinlich mit Spezial-Kleber soweit reparieren, dass sie bis zum Ende unserer Wanderung durchhalten. Aber die nächste große Stadt liegt noch in weiter Ferne. Vor uns liegen zunächst der Queen Charlotte Track und danach eine 8-10 Tage dauernde Bergtour durch die Richmond Range.
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Queen Charlotte Track 12.-14.02.2016.  
Der Te Araroa startet auf der Südinsel nicht in Picton, wo die Fähre anlegt. Das ist wieder sehr unpraktisch, dass man nicht einfach weiterlaufen kann. Stattdessen muss man einen Transport mit dem Wassertaxi organisieren. Wir haben uns für die Gesellschaft “ Beachcomber Cruises“ entschieden, denn die bieten Rabatt für TA-Hiker an. Wieder klingelt der Wecker früh, wir müssen um 8.30 Uhr am Hafen sein. Für 50,- Dollar pro Person bekommen wir eine 90-minütige Fahrt durch die Fjorde geboten, was wirklich unheimlich reizvoll ist. Unterwegs stoppt unser Beachcomber und dreht langsame Kreise um ein paar Blaue Zwerg-Pinguine. Das sind die kleinsten Pinguine der Welt, und sie sind nur in Neuseeland heimisch. Also schon etwas Besonderes, dafür interessiert uns der Seehund etwas später nur wenig. Anlegestelle und Startpunkt für den „Queen Charlotte Track“ ist die Ship Cove. Diese Bucht wurde von Captain James Cook so benannt, der im Januar 1770 hier angelandet ist. Ihm und seinen Reisen ist in der Ship Cove ein Denkmal gewidmet, vor dem sich die fotografierenden Tages-Touristen sammeln. Wir frühstücken hier erstmal gemütlich und warten, bis sich die anderen Leute in alle Himmelsrichtungen verteilt haben. Dabei machen wir zum ersten Mal Bekanntschaft mit dem Weka-Vogel. Der Weka ist ein flugunfähiger Vogel, sieht etwa aus wie eine Mischung aus Ente und Huhn. Er ist ebenso typisch für Neuseeland wie der Kiwi. Vorher auf der Nordinsel haben wir noch nie einen Weka gesehen, hier laufen gleich mehrere zwischen den Picknick-Tischen herum und warten, dass etwas Essbares für sie abfällt. Außerdem gibt es am Strand eine Familie Austernfischer mit zwei Jungen, die ein lautes Gezeter veranstalten, als wir denen zu nahe kommen. Ein großer Teil des Queen Charlotte Track verläuft durch privates Land. Jeder Wanderer muss in diesem Gebiet eine Gebühr für das Durchlaufen dieses Privat-Eigentums entrichten. In unserem Falle kostet der Pass für 5 Tage 18,- Dollar pro Person. Zähneknirschend zählen wir auch das, aber über die enormen Extra-Kosten regt sich hier jeder Thru-Hiker auf, der ja im Durchschnitt 4-5 Monate auf dem Trail unterwegs ist. Endlich starten wir unsere Durchquerung der Südinsel, zunächst geht es mal ordentlich bergauf bis auf einen Sattel mit Aussichtspunkt. Der ist schon besetzt von mehreren Tagesgästen, die von verschiedenen Gesellschaften mit Booten angekarrt werden und einige Stunden hier herumlaufen ( mich erinnert das ein bisschen an Helgoland ). Wir marschieren direkt weiter und steigen auf der anderen Seite hinunter zur Resolution Bay. Von da aus verläuft der Te Araroa schön einfach rings um die Küste herum. Der Weg ist ungewohnt breit und eben, weil er für die vielen Spaziergänger ausgesprochen gut gewartet wird. Wir sehen auf dieser unteren Ebene sogar zwei kleine Planierraupen am Rand stehen. Also für uns ein sehr angenehmer Start, nachdem wir doch in Wellington wieder so viele Tage kaum gelaufen sind. Wir kommen richtig gut voran in diesem Gelände. Plötzlich sticht mich eine Wespe in die Armbeuge, einfach so während des Laufens. Es tut höllisch weh, aus Reflex schlage ich drauf, dabei bleibt der Stachel in der Wunde stecken. Die Stelle brennt und schwillt sofort an. Kurze Zeit später dasselbe nochmal, eine Wespe sticht mich am Hals. Wieder ist es sehr schmerzhaft im ersten Moment, lässt aber schneller wieder nach. Später werde ich noch zwei weitere Male durch’s T-Shirt gestochen, das ist dann nur noch halb so schlimm. Thomas meint, dass es vielleicht die hellblaue Farbe meines T-Shirts ist, welche die Biester anzieht. Guter Gedanke, da werde ich morgen doch lieber ein Oberteil in Nicht-Blumen-Farbe anziehen. Es bleibt dabei, bis zum Abend kassiere ich keine weiteren Stiche mehr. Diesen wunderschönen ersten Tag mit super Aussichten auf türkisblaues Wasser, grüne Berge und Inseln beenden wir an der Camp Bay. Hier gibt es einen Zeltplatz vom DOC, wo wir allerdings schon wieder bezahlen müssen, allerdings einen Freundschaftspreis von 12,- Dollar. Der Boden ist trocken und hart, genau wie gestern in Picton auf dem Camping-Platz. Wir sind erneut sehr froh über unsere neuen Luftmatratzen, die uns trotzdem weich schlafen lassen.
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Während der Nacht hat sich ein Possum an unseren Futterbeuteln zu schaffen gemacht, die wir aus alter Gewohnheit in den Bäumen aufgehängt haben. Das unheimliche Schreien und Fauchen war schon eine Weile zu hören, bevor die Geräusche draußen ganz eindeutig auf Essens-Diebstahl hindeuteten. Das geht ja nun gar nicht, also musste Thomas aufstehen und sich mit dem dreisten Tier anlegen. Das Possum zeigte zunächst nicht viel Respekt, mit den Walking-Stöcken liess es sich dann aber doch vertreiben. Unsere Vorräte kamen also mit ins Zelt, Bären gibt es hier ja nicht. Es dauerte nicht lange, da war das unverschämte Possum schon wieder in der Nähe. Nun ging das Geknister an unserer Mülltüte los, die ebenfalls an einem Ast hing. Das interessierte uns aber mitten in der Nacht nicht so doll. Hauptsache, das Essen war gerettet !Wir haben uns vorgenommen, bis auf Weiteres früh aufzustehen, um der Brat-Hitze ein wenig auszuweichen. Deswegen sind wir schon um 7.00 Uhr wieder auf dem Trail. Frühstück gibt es erst bei der nächsten Shelter. Da wird während der Pause auch unser Zelt zum Trocknen aufgebaut. Ein Weka interessiert dich ganz stark dafür, läuft ein paar Mal drum herum, um das komische Ding auszuchecken und pickt schließlich hinein. Während wir unseren Tee trinken, werde ich dann auch noch unter dem Tisch ins Bein gezwickt. Das geht nun aber wirklich zu weit ! An der Wand in der Hütte hängt ein großes Schild, welches sagt, man soll den Weka nicht füttern. Er stiehlt wohl nicht nur Essen, sondern auch Kleidungsstücke und Ausrüstung. Die vielen Tages-Gäste scheinen dafür zu sorgen, dass diese Vögel nicht nur zutraulich, sondern immer frecher werden. An unserem zweiten Tag auf dem Queen Charlotte Track geht es hinauf und hinunter, aber immer noch auf einem richtig gut angelegten Weg. Viele Höhenmeter Steigung und immer schön der Sonne ausgesetzt, so das wir ordentlich ins Schwitzen kommen. Wir haben unsere Pause noch nicht beendet, da kommen schnaufend ein paar Wanderer oben an und werfen sich ins Gras. Dann nochmal sechs, und dann nochmal vier …. Eine Gruppe von 20 Wanderwütigen mit ihrer Führerin fällt in unsere bis gerade noch so ruhige Shelter ein. Die Gruppenleiterin macht sich unverschämt breit, packt ihr Köfferchen aus und fängt an, Kaffee und Tee für ihre Leute zu kochen. Hilfe ! Das reicht uns, wir packen schnell unseren Kram zusammen und sehen zu, dass wir schnell den nächsten Berg hochkommen. Ein alter Ziegenbock wackelt eine Weile vor uns über den Weg. An der nächsten Hütte, wo wir unsere Wasserflaschen auffüllen, da sitzt ein junges Mädchen aus den Niederlanden ziemlich trübsinnig herum. Es ist erst 14.30 Uhr, aber sie kann nicht mehr weitergehen, weil sie starke Schmerzen in den Gelenken hat. Nach drei Wochen Laufpause auf der Nordinsel hat sie nun gerade erst wieder angefangen, aber es geht nicht. Das ist wirklich frustrierend ! Wir fragen noch, ob sie Proviant oder Schmerz-Mittel von uns haben möchte ….. Da erreicht eine andere Gruppe von Wanderen die Shelter, ebenso abgekämpft wie die von vorhin. Wir ergreifen die Flucht und laufen ohne Unterbrechung weiter bis zu einem Punkt hinter der Abhol-Station für die Tages-Touristen. Sind nun schon weit gekommen und möchten eigentlich langsam Feierabend machen, aber wir haben nicht mehr genug Wasser zum Kochen und Trinken. Ein Schild weist auf einen Campingplatz zur Linken hin, allerdings liegt der abseits vom Trail in 1,5 Kilometern Entfernung. Mal zwei macht das drei Extra-Kilometer, und wir haben schon etwa 30 Kilometer unter den Füßen. Außerdem müssten wir dort schon wieder 32,- Dollar für die übernachtung zahlen, das kommt nicht in Frage. Weiter geht’s bis zum nächsten Abzweiger, wo auf einem DOC-Schild der Weg zu einem Camping-Resort zur rechten Seite mit 10 Minuten angegeben ist. Wir brauchen inzwischen unbedingt Wasser, also müssen wir wohl diesen kleinen Umweg gehen. Aber es scheint so, als wären 10 Auto-Minuten gemeint gewesen. Wir laufen 20 Minuten über eine Straße bergab, hinter jeder Serpentine folgt eine weitere Kurve, bis wir schließlich ganz unten am Wasser sind. So lernen wir die Mistletoe Bay kennen, sehr idyllisch gelegen und offensichtlich nur etwas für gutbetuchte Gäste. Thomas fragt, was eine Uebernachtung für uns im Zelt kosten würde. Wir sind doch sehr überrascht über die Auskunft, dass man hier überhaupt nicht zelten kann. Hotel, Motel, Lodge, Appartement gibt es, nur Campen ist nicht möglich. Der Betreiber will uns allen Ernstes wieder zurückschicken dorthin, wo wir bewusst dran vorbei gelaufen sind. Immerhin bekommen wir unseren Wasser-Vorrat aufgefüllt ( zuerst möchte er uns Flaschenwasser aus dem Kühlschrank verkaufen ). Eine teure Cola trinken wir sofort vor der Rezeption leer, da können wir wenigstens den Müll hier lassen. Danach heißt es, die ganze Straße wieder bergauf zu laufen, bis wir weitere 30 Minuten später endlich wieder auf dem richtigen Weg sind. Zwei Kilometer weiter finden wir einen perfekten Platz und verbringen direkt neben dem Weg eine sehr ruhige Nacht ohne Possums und Wekas. Die treiben sich wohl nur dort herum, wo viele Menschen picknicken.
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Sonntag ist leider schon der letzte Tag auf dem Queen Charlotte Track. Wir sind zu schnell und brauchen dafür nur 2,5 Tage, obwohl unser Pass für fünf Tage gilt. Es sind nur 7 Kilometer bis zum DOC-Platz an der Davies Bay, wo man direkt am Meer zelten kann. Hier stärken wir uns für die nächsten 10 Kilometer bis in den kleinen Ort Anakiwa. Am Beginn der Häuser-Ansammlung wirbt eine Bude mit „Coffee to go“, aber wir möchten lieber einen leckeren Flat White in einem richtigen Café genießen. Das kommt aber leider nicht, früher als erwartet sind wir schon wieder ‚raus aus dem Dorf und durch Anakiwa hindurch. Wir geraten mitten in einen Triathlon-Wettbewerb, eine Radfahrer-Gruppe kommt uns entgegen. Mehr als 10 Kilometer neben der Straße liegen noch vor uns. Da kommt ein Holiday Park unterwegs ja wie gerufen. Beinahe traue ich mich nicht hinein, denn dieser hat schon wieder 4 Sterne+ auf dem Logo stehen. Aber hier werden wir vom Camping-Betreiber sehr freundlich mit einem Becher eiskaltem Wasser empfangen. Wir plaudern eine Weile nett, bekommen unsere Wasserflaschen aufgefüllt, können den Müll dort lassen. Perfekt, diese Adresse werden wir uns für das nächste Jahr merken. Eine schwierige Passage liegt noch vor uns, ein 3,5 langes neues Stück Te Araroa. Dieser Teil soll steil und anstrengend sein, so dass wir zuvor noch eine längere Pause einlegen. Wir finden auch den richtigen Zugang zum Track, biegen aber aus Versehen gleich zu Beginn falsch ab. Offensichtlich gibt es parallel zum neuen Weg einen weiteren neuen Pfad. Wir laufen nicht auf der hohen und steilen Route, sondern ganz gemäßigt in der Mitte um den Berg. Irgendwann führt uns diese Variante wieder auf die Straße, der wir nun bis nach Havelock folgen. Wir haben mal wieder nicht richtig aufgepasst, weswegen wir ein paar Kilometer mehr auf der Straße haben, allerdings war es bei dieser Hitze eine einfachere Route. In Havelock schlagen wir unser Zelt für eine Nacht im Holiday-Motor Camp auf. Dusche und Waschmaschine sind ein Fest. Im Bad steht eine Personenwaage, nach deren Anzeige ich bisher 10 Kilo abgenommen habe. Mein Wespenstich am linken Arm ist immer noch geschwollen und hart, es schmerzt immer noch. Die anderen drei Stiche sind kaum noch zu spüren.  Abends essen wir zusammen mit Stefan und schmieden Pläne für die kommenden Wochen. Morgen früh müssen wir den Einkauf für die Richmond Range erledigen, die Empfehlungen raten zu 10 Tagen Proviant. Leider sieht der Wetterbericht für Mittwoch und Donnerstag gar nicht gut aus. Wir wissen noch nicht, ob wir bei dieser schlechten Prognose überhaupt morgen starten. Die Richmond Range ist sehr anspruchsvoll und auch lang. Man muss dort jederzeit damit rechnen, 1-2 Tage in einer der zahlreichen Schutzhütten schlechtes Wetter auszusitzen. Deswegen soll sich auch Niemand wundern oder Sorgen machen, wenn wir die nächsten zwei Wochen nichts von uns hören lassen.