Wir segeln und wandern durch die Welt

Whangarei-Bream Bay-Car Camping-Waipu-Auckland-Mercer 29.11.2015 bis 22.12.2015

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Thomas braucht ein paar Tage Pause fuer sein Knie, Beine hochlegen, Kuehlen, und eventuell ist ein Arztbesuch faellig. Ausserdem haben wir segelnde Freunde, die wir hier treffen wollen. Und Sharron von der Whangarei-Marina wartet ganz gespannt auf die Berichte von unserer Wanderung, weil sie selber auch gerne einmal den Te Araroa laufen moechte. Die Stadt hat uns ausgesprochen gut gefallen, bietet sich also fuer eine Unterbrechung an. In Whangarei gibt es alles, was wir brauchen : Supermarkt, Ausruester, Internet, Post und Waescherei, Apotheken und Aerzte.

Am Montag haben wir eine Verabredung mit Ludger von der “Green Duck”. Auch Jan von der “Phoebe” ist zur Zeit in Whangarei, den werden wir sicherlich ebenfalls treffen. Unsere Freunde von der “Meerbaer” sind unterwegs zur Whangarei Marina. Vielleicht kommen sie heute schon an, damit wir uns noch sehen koennen. Per SMS kam eine Einladung von unseren hollaendischen Bekannten, die uns zum Dinner auf ihrem Schiff “Tara” eingeladen haben. Die Ruhe ist vorbei, heute haben wir noch viele Termine. Morgen soll es dann weitergehen. Es sind erst 400 Kilometer vom Te Araroa geschafft, in den naechsten 4 Monaten liegen noch weitere 2600 Kilometer vor uns. Wir freuen uns auf jeden neuen Tag auf dem Trail, denn die Landschaft ist atemberaubend schön und abwechslungsreich.

Bream Bay Walk 01.-02.12.2015

Dienstag sieht das Wetter gar nicht gut aus. Nebel und Nieselregen am Morgen, als wir unsere Unterkunft verlassen. Thomas hat um 13.00 Uhr einen Termin in einer medizinischen Einrichtung, wo er von einer Osteopathin eingerenkt und mit Tape beklebt wird. Nach dieser Behandlung schmerzt sein Knie mehr als vorher. Lagebesprechung in der Buecherei, noch kurz in die Apotheke, dann unsere Rucksaecke vom Motel abholen und zum Highway laufen …. Um 16.00 Uhr stehen wir endlich an der Strasse und hoffen, dass wir bald wegkommen. Wir haben Glueck, schon bald haelt ein Auto. Kuriose Geschichte : Der junge Fahrer ist ein Backpacker aus den Niederlanden, der einige Monate in Australien gereist ist und nun nach Ablauf seines Visums mal eben nach Neuseeland geflogen ist. Das Auto hat er anderen Rucksack-Reisenden unter der Hand abgekauft. Soeben hat er einen Freund, der urspruenglich aus Rumaenien stammt, aber schon viele Jahre in Frankreich lebt, dorthin gebracht, wo dieser gestern den Te Araroa verlassen hat. Alles ganz schoen international hier – wie gut, dass alle englisch sprechen ! Ihm ist es egal, wo wir hinwollen, den er hat sowieso kein Ziel und keinen Plan. Wie gut fuer uns, denn so werden wir genau am Startpunkt unseres naechsten Abschnitts abgesetzt.

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Unser neuer Wanderweg nennt sich “Bream Bay Walk” und beginnt am Marsden Point, nicht weit von der Marsden Point Marina entfernt, wo wir unsere Einreise-Formalitaeten erledigt haben. Inzwischen ist aus dem Nieselwetter ein penetranter Regen geworden. Aber egal, wir muessen los, wenn wir heute noch ein paar Kilometer schaffen wollen. Also ziehen wir kurze Hosen an, unser Zeug wird moeglichst wasserdicht verpackt und der Regenponcho ueber alles gezogen. Der Anfang unserer Strecke ist sehr kalt und eklig, denn wir muessen uns am Strand gegen Wind und Regen vorwaertskaempfen. Nachdem wir um die aeussere Kurve der Bream Bay herum sind, wird es angenehmer zu Laufen. Aber haesslich ist es, wenn wir uns umsehen. Dies ist das erste Mal in Neuseeland, dass mir wirklich nicht gefaellt, was wir sehen. Marsden Point ist Industriegebiet, dort steht eine Oelraffinerie, riesige Holz-Verladestationen und Strom-Masten entlang der Duenen, so weit man schauen kann.

Ein einheimischer Fischer kommt uns am Strand mit seinem Wagen entgegen und fragt, ob er uns irgendwo hinbringen kann. Nein danke, wir laufen lieber durch den Regen ! Der muss uns ja fuer ziemlich bescheuert halten. Wir haben ein sehr nettes Gespraech mit ihm und bekommen noch einige Tipps fuer die bevorstehenden Fluss-Durchquerungen. Die Tide past gut, gegen 19.00 Uhr ist Niedrigwasser. Wir muessen den Ruakaka River an mehreren Stellen durchwaten, aber bei diesem Wasserstand ist das kein Problem. Nicht mehr als knietief, da koennen wir sogar die Hosen anlassen. Am anderen Ufer gibt es ganz in der Naehe einen Campingplatz, aber der sieht ziemlich schick und teuer aus. Also lassen wir das lieber und marschieren noch 3 Kilometer weiter bis zum Uretiti Beach Campsite. Auch hier geht es nicht umsonst, fuer 2 Personen mit Zelt werden 22,- NSD verlangt. Wir finden das unverschaemt, so etwas kann sich kaum ein Hiker leisten, der 5 Monate ohne Einkommen unterwegs ist. Wir holen uns nur Wasser und laufen weiter. Der Trail fuehrt auf einem schmalen Weg durch die Duenen Richtung Strand. Ein bisschen ausser Sichtweite finden wir eine schoene Stelle, an der wir unser Lager aufbauen. Mittlerweile ist es schon fast 21.00 Uhr und wird schnell dunkel, da wird wohl niemand mehr vorbeikommen.

 

Mittwoch stehen wir schon frueh auf und sind mit der ersten Morgensonne wieder am Strand unterwegs. Nach einigen Kilometern biegen wir auf eine Schotterstrasse ab, die uns in den kleinen Ort Waipu bringt. Thomas hat Schmerzen im linken Knie, gestern und heute konnte er nicht ohne Ibuprofen laufen. Wir fruehstuecken an einem Picknick-Tisch mitten im Ort und ueberlegen, wie wir jetzt damit umgehen sollen. Gegenueber befindet sich ein Medical Center, wo Thomas sich vorstellt und wieder neue Informationen mitbringt. Schliesslich ueberlegen wir, dass wir am Besten zurueck nach Whangarei sollten, um dort eine Behandlung zu beginnen. Alternativ zum Laufen werden wir uns fuer eine Woche ein Auto leihen und kurze Ausfluege in der Umgebung machen. Zwischendurch die Arzt-Termine wahrnehmen und hoffen, dass die Behandlung anschlaegt und wir in einer Woche zu Fuss weiter koennen.

Dummerweise haben wir ein Paar Sandalen unter’m Picknick-Tisch in Waiapu vergessen. Deswegen muessen wir noch einmal zurueck, nachdem wir unser kleines Auto in Empfang genommen haben. Die Schuhe liegen noch dort, und auf dem Rueckweg nach Whangarei machen wir einen Abstecher ueber eine staubige Schotterstrasse zu den Waipu Caves. Gute Entscheidung, denn so finden wir einen wunderschoenen Platz mit Toilette und fliessend Wasser, sogar einer kalten Dusche, an der offensichtlich das Campen erlaubt ist. Diese grosse Wiese soll unser Zuhause fuer die naechsten Tage werden, damit wir das Geld fuer eine Unterkunft sparen. Warme Duschen und Waschmaschinen duerfen wir in der Whangarei-Marina benutzen. Nachmittags gibt es Akupunktur-Behandlung und neues Tape fuer Thomas. Dieses Mal lautet die eventuelle Diagnose Baenderriss, nachdem am Montag von Meniskus und Operation gesprochen wurde. Mal sehen, wie sich die Dinge weiter entwickeln.

Car Camping 02.-08.12.2015

Wir werden in den naechsten Tagen die etwas weitere Umgebung erkunden, da wir ja nun eine ganze Woche mobil und nur durch die Behandlungstermine eingeschraenkt sind. Zunaechst steht natuerlich die Erkundung unserer Hoehlen auf dem Programm. In diese kann man mit Stirnlampen ziemlich weit eindringen. In einer Gesamtlaenge von 175 Metern laufen wir durch eine enge Felsschlucht voller Stalagmiten und Stalagtiten. An der Decke leuchten unzaehlige Gluehwuermchen. Danach brechen wir auf zu einer Rundreise auf die andere Inselseite, unterbrochen von einer Pause auf dem Rastplatz von Paparao. Die Fahrt fuehrt uns 18 Kilometer weit durch den Waipoua Forest auf der Westseite der Insel. Das Kauri-Museum verlangt einen horrenden Eintrittspreis, deswegen besichtigen wir nur das alte Post-Office und die als Museumsraum hergerichtete Schule, die von aussen zugaenglich und gratis sind. Nur ein kleines Stueck weiter die Kueste hinauf koennen wir den mit 17,68 Meter Hoehe groessten lebenden Kauri-Baum Tane Mahuta “ God of the Forest” bewundern. Leider sind alle Orte, die mit dem Auto erreichbar sind, auch ziemlich stark von Touristen frequentiert. Da gefaellt es uns doch besser, die Natur etwas weniger spektakulaer, aber dafuer alleine, zu erleben. Auf dem Rueckweg entdecken wir durch Zufall im kleinen Ort Kawakawa die beruehmte Hundertwasser-Toilette. Der Besuch lohnt sich und ist kostenlos. Friedrich Hundertwasser hat sich hier in seinem bekannten Baustil mit bunten Farben und asymmetrischen Formen verewigt, was ihm einen Platz als Ehrenbuerger der Stadt gesichert hat.

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Freitag nach dem Arzttermin (diesmal Ultraschall-Behandlung und neues Tape) statten wir unseren Freunden auf der Meerbaer einen Besuch ab. Der Kaffee ( noch aus Puerto Montt/Chile ) schmeckt hier immer besonders gut. Danach machen wir uns auf eine laengere Reise in Richtung Auckland, denn wir wollen das ganze Wochenende nutzen. Abends besichtigen wir eine alte Warft, schauen uns den Pakiri Beach an und zelten schliesslich auf einer offensichtlich gut von Kuehen genutzten Wiese.

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Samstag moechten wir auf den Farmer’s Market in Matakana, allerdings sind wir viel zu frueh dort. Wir sind schon um 6.00 Uhr aufgestanden, bevor das grosse Kuhtreiben beginnt. Ausserdem dachten wir, dass so ein Markt frueh am Morgen beginnt. Also erst einmal Kaffee trinken und dann noch ein paar Doerfer und Straende an der Kueste ansehen …. Der Farmer’s Market ist nicht besonders gross, aber dafuer sehr urig. Wir koennen nicht viel kaufen, denn wer will schon das ganze Zeug schleppen ? Von dort aus geht es weiter ueber den Highway bis zum Sylvia-Park bei Auckland. Wir stoebern in einigen Outdoor-Laeden auf der Suche nach neuen Schuhen. Die kaufen wir aber jetzt noch nicht, erst einmal abwarten, ob und wie es weitergeht. Aber eine neue Kamera muss her, denn unser alter Fotoapparat hat wohl etwas zu viel Feuchtigkeit abbekommen und macht fast nur noch verschwommenen Bilder. Das riesige Einkaufs-Center raubt uns den letzten Nerv, wir sind froh, als wir endlich wieder unterwegs sind. Mit Kopfschmerzen fahren wir weiter zur Halbinsel Coromandel, die unser Ziel fuer das Wochenende sein soll. Eine wirklich sehr schoene Landschaft, unsere Fahrt fuehrt uns immer an der Kueste entlang. Die Gegend ist dichter besiedelt als der Norden, es gibt viele Ferienhaeuser und Einrichtungen fuer Urlauber. Kurzer Stopp im Touristenbuero der Stadt Thames, eine Stunde Sonne und Zelt Trocknen an irgendeinem Sandstrand unterwegs. Abends haben wir dann die leidige Suche nach einem Schlafplatz vor uns. Alle Campingplaetze, an denen wir nach dem Preis fragen, nehmen ordentlich viel Geld nur fuer’s Zelten. So landen wir schliesslich bei Pat’s Place, einer alten Dame, die privat und relativ guenstig ihre Wiese, aber auch Gemeinschafts-Unterkunft und private Zimmer vermietet. Fuer 50,- NSD ( umgerechnet 30,- Euro ) koennen wir die Nacht in einem weichen Bett verbringen. Abendessen und Fruehstueck gibt es im gepflegten Garten am Picknick-Tisch. Direkt nebenan fliesst ein kleiner Bach, in dem sich Unmengen dicker schwarzer Aale tummeln, die man anscheinend nur mit der Hand greifen muss. Sonntag fahren wir auf die andere Seite der Halbinsel und entdecken ein bekanntes Schiff in der Fluss-Muendung vor dem Hafenstaedtchen Whitianga. Die “La Belle Epoque” von Claudia und Juergen ankert hier, aber anscheinend ist niemand an Bord. Ein kurzer Rundgang durch den Ort, dann geht es weiter zur Cook’s Beach, wo wir an einem Grillplatz direkt am Sandstrand etwas Sonne tanken, bevor wir nach Hahei weiterfahren. Ein Wanderweg von einer guten halben Stunde bringt uns zur Cathedral Cove. Dies ist ein ganz besonderer Strand, der von bizarren Felsformationen umgeben ist. Um von einem Strand zum naechsten zu gelangen, muss man die Wellen abwarten und im richtigen Moment unter einem Tor im Felsen hindurch schnell um die Ecke waten. Das ist ganz nach unserem Geschmack, nur sind wir auch hier natuerlich nicht alleine. Trotzdem ist die Cathedral Cove der Hoehepunkt unseres Ausfluges zur Coromandel-Halbinsel und unbedingt einen Besuch wert. Unser Abendessen kochen wir auf einem Rastplatz im Dorf Tairua, von dort aus geht es in 3-stuendiger Fahrt wieder nach Hause auf unseren Zeltplatz bei den Hoehlen. An diesem Abend sind wir erstmals in der Dunkelheit unterwegs und sehen etliche Possums an und auf der Straße. Davon muss es wirklich Unmengen geben in Neuseeland.

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Montag machen wir mit Anne und Rainer von der Meerbaer ein paar Ausfluege in die naehere Umgebung. Zunaechst besichtigen wir die Abbey-Caves, ein Rundweg, der an hohen Felsen aus Lehm und mehreren Hoehlen entlang fuehrt. Eine dieser Hoehlen, die Middle Cove, erkunden wir mit unseren Stirnlampen von innen. Lange Gaenge, die zum Teil knoecheltief unter Wasser stehen, dazwischen befinden sich immer wieder nasse Felsen, ueber die man klettern muss. Das ist spannend und geht auch fuer Thomas mit seinem laedierten Knie erstaunlich gut. Danach fahren wir zu den Whangarei-Falls, die auf seiner Hoehe von 26 Metern in die Tiefe stuerzen. Der AH Reed Kauri Park bildet den Abschluss unserer kleinen Rundreise. Auch hier ermoeglichen Bretterstege einen tiefen Zugang in den Wald fuer die Besucher. Die Kauri-Baeume in diesem Park sind allerdings “nur” etwa 500 Jahre alt, das haben wir schon viel aelter und imposanter gesehen. Nachmittags hat Thomas wieder einen Termin im medizinischen Zentrum, wo hoffentlich das “okay” fuer unsere Fortsetzung des Te Araroa gegeben wird. Morgen werden wir das Kiwi-Haus und Kiwi-Museum besuchen, wo man die sonst nur nachtaktiven Tiere beobachten kann. Ausserdem ist ein kurzer Besuch auf der Walkabout geplant, um einmal nach dem Rechten zu sehen und Arnica-Kuegelchen, Bandagen, Tape, Eisgel, Magnesium fuer die weitere Behandlung zu holen.

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Waipu bis Auckland 09.-17.12.2015

Kiwi-Nachthaus und Museum waren absolut lohnenswert. Auch der Besuch auf der Walkabout war positiv. Alle Leinen sind kontrolliert, die Bilge ist trocken, kein Ungeziefer an Bord. Also alles okay, wir koennen neu starten und hoffen, dass das Knie Ruhe gibt.
Mittwoch klingelt der Wecker schon um 6.00 Uhr. Schnell sind die Rucksaecke gepackt und das Mietauto abgegeben. Um 9.00 Uhr sitzen wir im Bus, der uns nach Waipu bringt, wo wir unsere Wanderung vor genau einer Woche unterbrochen haben.
Zuerst geht der Weg insgesamt 13 langweilige Kilometer ueber eine vielbefahrene Strasse und dann zum Glueck ueber eine Forststrasse weiter. Wir laufen den Langsview Track und den Brynderwyn Track, alles relativ einfach. Danach wird es spannend und sehr schoen, der Te Araroa fuehrt lange Zeit mit tollen Aussichten ueber die Mangawhai Cliffs bis zu einem kleinen Sandstrand. Mal wieder ist das Trinkwasser ein Problem. Thomas geht zu einem einzeln stehenden Haus, um dort nach Wasser zu fragen, aber es wird ihm nicht aufgetan. Hier stehen nur teure Ferienhaeuser, die schon kleinen Villen aehneln. Einige haben sogar Swimming-Pools mit verfuehrerisch glaenzendem hellblauen Wasser im Garten. Und wir haben Durst ! Nirgends ein Mensch zu sehen, ueberall nur „Privat“-Schilder, Videokameras und Hinweise auf Sicherheitsdienste. Nein, hier fuehlen wir uns nicht willkommen. Aber was nuetzt es, wir bauen unser Zelt etwas versteckt am Duenenrand auf und verzichten mal wieder auf warmes Essen.
Das Highlight des Tages sind einige Vogelfamilien, die ziemlich aufgeregt am Wegesrand herumwuseln. Es sind Schopfwachteln ( Californian Quail ), die tatsaechlich immer paarweise ihre nur haselnussgrossen Kueken ausfuehren. Ein Elternpaar mit 6 Jungen und ein Paar mit insgesamt 10 Vogelbabies zaehlen wir. Die Kleinen sind total niedlich und noch etwas unbeholfen. Sie flitzen nach links und rechts und ueber die Strasse, eines faellt dabei sogar auf die Nase und rappelt sich wieder auf, um dann schnell weiterzurennen. Sooo niedlich ! Die Vogeleltern haben einige Muehe, ihre aufgeregten Jungtiere beieinander zu halten. Natuerlich bleiben wir stehen, bis sie sich wieder sortiert haben, denn wir wollen sie ja nicht noch mehr beunruhigen.
Der Donnerstag beginnt mit einem Kaffee in der Strand-Bar von Mangawhai Beach. Kurz darauf erreichen wir den naechsten Ort, der uns wieder etwas ganz Besonderes bietet : eine sprechende Toilette. Eine angenehme Automatenstimme ertoent, nachdem man die Tuer per Knopfdruck auf einem chromglaenzenden Bediener-Tablett geschlossen hat. Sie sagt uns, dass die Tuer jetzt verriegelt ist und man nun genau 10 Minuten Zeit hat fuer seine Verrichtungen, bevor sie sich automatisch wieder oeffnet. Dann ertoent leise Musik im ansonsten sterilen Toilettenraum – sehr schoen.
Kurz darauf geht unser Weg wieder am Strand entlang, wo wir Familie Austerfischer treffen. Nicht die Sorte, wie wir sie bei uns so zahlreich sehen koennen, sondern die schwarze Sorte, der Black Oystercatcher. Auch hier wird wohl gemeinsam gefuettert und erzogen. Mama, Papa und drei flauschige Kinder spazieren vor uns am Strand und lassen sich nur wenig stoeren. Nachmittags laufen wir ueber eine schmutzige Gravel Road, als ploetzlich ein Lastwagen ueberholt und uns mit einer dicken Staubschicht bedeckt. Wir sind davon wenig begeistert. Aber der Truck-Fahrer macht es wieder gut, indem er vor seinem Haus ein paar Kurven weiter auf uns wartet und uns zu einem Kaffee einlaedt. Na klar, da sind wir gerne dabei ! Marvin zeigt uns ganz stolz sein grosses Grundstueck, seine Pferde und Fotos der Familie. Im Haus ist alles total unaufgeraeumt und super chaotisch, aber der Mann ist unheimlich nett und herzlich zu uns. Marvin muss nach seiner Pause wieder an die Arbeit, wir haben noch weitere 15 Kilometer am Strand vor uns. Auf dem Te Arai Beach Walk liegt nur ein Huegel im Weg. Den Te Arai Point muessen wir bergauf und bergab durch dichtes Buschwerk ueberqueren. Immerhin kommen wir bis zum Abend auf stolze 33 gelaufene Kilometer, und Thomas hat keine Beschwerden im Knie. Zeltplatz direkt neben dem Pakiri River, genug Wasser fuer heute, alles gut.
Als wir Freitag am Fluss aufwachen, da regnet es ziemlich heftig und ist kalt. Ein bloeder Tagesbeginn, denn wir wissen jetzt schon, dass es den ganzen Tag ueber nirgends eine Moeglichkeit zum Unterstellen und Trocknen geben wird. Der Te Hikoi o te Kiri-Track und der erste Teil des Dome Forest Tracks liegen vor uns. Der Omaha Forest zeigt sich nicht von seiner besten Seite, denn es ist dort sehr modderig und glatt. Wir muessen ueber einen Gipfel, den Tamahunga, wo der Wind den Regen fast waagerecht weht. Wir frieren, am Liebsten wuerde ich die naechste Herberge als Unterkunft nehmen und unter die warme Dusche gehen. Aber nuetzt nichts, wir muessen weiter, sonst kommen wir hier nicht weg. An einer Strasse steht eine junge Frau in Gummistiefeln und quatscht mit einem Mann in einem Wagen, der uns soeben ueberholt hat. Sie sprechen uns an und fragen, ob sie uns irgendwo hinfahren sollen. Nein, danke, wir laufen lieber, und in diesem nassen Zustand moechten wir uns auch nicht in ein fremdes Auto setzen. Aber sie laden uns zu sich ins Haus ein, bieten uns eine Dusche, Waeschetrockner, Kaffee und Muffins an. Jasmin stammt urspruenglich aus den Niederlanden, ihr Mann Matt ist ein echter Kiwi. Zur Familie gehoeren 4 Toechter, die Juengste ist 3, die Aelteste 8 Jahre alt, dazwischen gibt es noch die Zwillinge. Was fuer eine reizende Familie ! Nach dieser Aufwaermphase im gemuetlichen Wohnraum gehen wir trocken, gestaerkt und gutgelaunt an die restliche Etappe. Der weitere Weg gestaltet sich ziemlich eklig, denn wir muessen durch Gorse Bush ( Stechginster ), der hier weite Teile unseres Trails ueberwuchert. Da muss man sich durchbeissen, auch wenn es piekt und stachelt. Am Ende des Tages finden wir einen zwar nassen, aber akzeptablen, Platz fuer unser kleines Zelt am Ufer des Waiwhiu Stream. Wasser gibt es genug, wir muessen unser Zelt von innen trockenwischen, dann ab in die Schlafsaecke und auf besseres Wetter hoffen.
Samstag haben wir den zweiten Teil vom Dome Forest Track vor uns. Der Waiwhiu Stream muss ueberquert werden, was auch trockenen Fusses gelingt. Danach laufen wir etwa eine Stunde immer nah am Fluss entlang. Der Weg ist sehr matschig und rutschig. Danach fjorden wir noch einmal den Fluss und kommen endlich aus dem feuchten Wald heraus. Inzwischen hat sich die liebe Sonne durchgesetzt, so dass wir in einer laengeren Pause auf einer Lichtung alle unsere Sachen trocknen koennen. Das Zelt wird aufgebaut, die feuchten Schlafsaecke in die Buesche gelegt, unsere nasse Kleidung aufgehaengt. Sieht gut aus, wie wir uns hier ausgebreitet haben, aber es kommt sowieso Niemand vorbei. Am Nachmittag gibt es noch eine nette Unterbrechung im Cafe „Dome Tearooms“, welches einsam auf einem Huegel steht. Wir haben uns weitere 16 Kilometer auf dem Moirs Hill Track vorgenommen. Gegen 19.00 Uhr erreichen wir den Gipfel des Moirs Hill bei schoenem Wetter und bauen dort unser Lager fuer die Nacht auf.
Eigentlich sollten wir es wissen : Man baut sein Zelt nicht auf einem Berggipfel auf. Das Wetter ist umgeschlagen, es hat sich ein heftiger Sturm zusammengebraut. Dazu regnet es ohne Unterlass. Zunaechst warten wir noch ab, ob es besser wird, aber irgendwann bricht das Zelt um uns herum zusammen. Ein Hering hat sich hinten aus der Verspannung geloest, die nassen Zeltwaende fallen ueber uns zusammen. Hoechste Zeit zum Aufstehen, mal wieder die nassen Klamotten in die Rucksaecke stopfen und schnell weg hier. Lausig kalt ist es hier oben, ein starker Wind weht, Regen kommt von allen Seiten. Ganz davon abgesehen, der Moirs Hill ist wirklich nicht schoen. Den kann man gut auslassen, ohne etwas verpasst zu haben. Den Dunn’s Track und den Puhoi Track schaffen wir in Rekordzeit, weil uns so kalt ist und wir bei diesem Schietwetter keine Pause machen koennen. Je weiter wir ins Tal absteigen, umso mehr klart der Himmel auf. Endlich kommt die Sonne wieder heraus, gerade als wir den Ort Puhoi erreichen. Eine ausgedehnte Picknick-Area mit Tischen, Toiletten und einem kleinen Lebensmittel-Laden bieten alles, was man fuer eine lange Pause braucht. Von hier aus sollte man eigentlich mit einem Kanu den Puhoi River flussabwaerts paddeln. Aber der Kanu-Verleiher verlangt 100,- Dollar fuer zwei Personen, das erscheint uns viel zu teuer fuer eine 2-stuendige Fahrt auf dem Fluss. Wir beschliessen, dass wir diese Strecke auf der Strasse umgehen und  fahren per Anhalter zum Wendersholm Regional Park auf der anderen Seite. Das klappt sehr gut, ein netter Opa nimmt uns in seinem schicken Wagen mit. An der Stelle, wo das Kanu anlegen sollte, da beginnt der Hibiscus Coast Walk. Dies ist ein ausgesprochen schoener Wanderweg, der uns ueber sanfte Huegel durch idyllische kleine Orte wie Waiwera und Hatsfield fuehrt. Wieder einmal klettern wir ueber Klippen an der Kueste und laufen an einem langen Sandstrand entlang. Auf halber Strecke treffen wir einheimische Fischer, die bei Niedrigwasser Saecke mit Seeigeln gesucht haben. Das soll eine Delikatesse sein, erklaeren sie uns und fragen, ob wir sie probieren moechten. Ich spiele „Maedchen“ und lehne dankend ab. Aber Thomas laesst sich nicht lange bitten. Die Fischer sind doch sehr erstaunt, als er zwei von diesen glibberigen Seeigeln einfach so roh wegschlabbert. Das haetten sie sicher nicht erwartet. Aber Thomas ist „das Tier“ – wuerde Hermann von der Pacifico jetzt sagen. Die letzte Huerde schaffen wir nicht mehr, denn das Wasser laeuft auf. Der Weg an den Klippen entlang ist versperrt, so dass wir umkehren und den Strand verlassen muessen. Dafuer laufen wir einen huebschen Weg durch ein nettes Wohnviertel ueber einen Huegel und haben dabei staendig Aussicht auf’s Meer. Also ist unser Umweg diesmal nicht wirklich schlimm. Je spaeter der Abend, umso dringender wird jedes Mal die Suche nach einem Platz fuer die Nacht. Am Beginn vom Orewa Beach finden wir einen kleinen Park und sind schon in Versuchung, hier das Zelt aufzustellen ( was wahrscheinlich verboten ist ). Ich spreche einen jungen Mann an, der gerade das Gebaeude der Pfadfinder verlaesst und abschliesst. Er ist sehr nett und verstaendnisvoll. Wir bekommen von ihm die Erlaubnis, dass wir hinter dem Haus auf privatem Grund zelten duerfen. Super, denn so koennen wir ganz beruhigt schlafen und vorher sogar noch unser Abendessen ganz bequem an den Picknick-Tischen vom Rastplatz nebenan zubereiten. Vielen Dank an die Boy Scouts von Orewa Beach !
Nach 5 Tagen strammen Laufens wollen wir einen Tag Pause einlegen. In Orewa setzen wir uns ins naechste Cafe und buchen online ein Zimmer fuer die kommende Nacht. So landen wir im Beachcomber Motel, wo wir uns ueber Dusche, Waschmaschine, Fernseher und ein weiches Bett freuen. Thomas bleibt den ganzen Tag „zu Hause“, um seinem Knie eine Auszeit zu goennen. Ausser Supermarkt und einem kleinen Rundgang durch die Stadt passiert auch bei mir nichts weiter. Wir geniessen unser Zimmer sehr und haben nicht den Wunsch, Irgendetwas zu unternehmen.
Am naechsten Tag geht es weiter auf dem Hibiscus Coast Walk. Wir kommen durch den schon etwas groesseren Ort Silverdale, danach wieder Natur pur. Der Weiti River hat nur wenig Wasser, so dass wir ihn gut ueberqueren koennen. Aber die naechste Huerde liegt vor uns, ein langes Stueck entlang des Okura Estuary. Hier laufen wir wieder einige Kilometer auf dem Okura Bush Walkway wie im Watt bei Niedrigwasser. Die Tide passt, so dass wir es wagen koennen, auf die andere Seite zu stapfen. Ich ziehe Schuhe, Socken und Shorts aus und mache einen ersten Versuch ohne Gepaeck. Das Wasser im Okura River ist gut huefttief, schon bald ist der Schluepfer nass. Aber wir duerfen nicht lange zaudern, denn die Flut kommt. Also wieder zurueck, Thomas zieht sich ebenfalls aus, die Rucksaecke werden auf dem Kopf balanciert. So schaffen wir es bis ans andere Ufer, es ist spannend und macht Spass. Aber danach ist uns ziemlich kalt, die Temperaturen sind noch nicht besonders sommerlich, und wieder weht ein eisiger Wind aus der Antarktis. Beim Laufen wird uns schnell wieder warm. Jetzt fuehrt der Weg ueber kleine Huegel  und Weideland. Gegen 19.00 Uhr erreichen wir den Long Bay Regional Park, wo angeblich ein Campingplatz sein sollte. Den gibt es aber leider nicht, an der Tuer zum Ranger-Office steht ein „Camping verboten“-Schild. Wie doof ! Wir wollen Feierabend machen, und besser wird die Lage bis Auckland sicher nicht. Also bleiben wir und kochen erstmal an einem der Tische Tee und warmes Abendessen. Thomas haelt Ausschau nach einem geeigneten Platz, wo wir ungesehen schlafen koennen und findet auch eine schoene Stelle, die fuer unser kleines Zelt ausreichend ist. Zum Zaehneputzen benutzen wir die oeffentlichen Anlagen, aber waehrend wir gerade mit unserer Abendtoilette beschaeftigt sind, klopft es draussen. Der Wachdienst ruft, weil er das Gebaeude abschliessen moechte. Okay, wir beeilen uns und setzen uns dann noch eine Weile auf eine Bank ausserhalb des Parks, bis die letzten Autos und Spaziergaenger verschwunden sind. Zugang hat man trotzdem vom Strand aus, deswegen koennen wir ohne einzubrechen zu unserem vorher ausgesuchten Platz zurueckkehren, um dort das Nachtlager aufzubauen. Wunderbar ruhig ist es hier, dazu hoeren wir die Brandung ganz nah, denn wir sind nur durch eine kleine Duenenkette vom Strand getrennt.

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Mittwoch klingelt unser Wecker bereits um 5.00 Uhr morgens. Schnell sind wir auf den Beinen, haben unser Zeug zusammengepackt und sind aus dem Park verschwunden, bevor sich Jemand an uns stoeren kann. Es wird gerade erst hell, als wir loslaufen. Wir wollen es bis zum Mittag nach Auckland schaffen, damit wir dort noch etwas vom Tag haben. Wir geniessen es sehr, so frueh bei bestem Wetter unterwegs zu sein. Anfangs sind wir total alleine am Strand, ab 7.00 Uhr treffen wir einige wenige Jogger und Hundebesitzer. Wir durchqueren einige schoene Wohnviertel und vornehme Villengegenden mit netten Ausblicken auf den Hauraki Golf. Die Orte Milford und Takapuna sind wohl wegen ihrer Naehe zu Auckland eher etwas fuer Besserverdienende. Der Te Araroa verlaeuft ab hier immer an der Kueste entlang. Wir wandern am Strand entlang durch die Long Bay, die Browns Bay und 6 weitere kleine Buchten. Einen grossen Teil der Strecke koennen wir direkt am Ufer entlang, denn wir haben schon wieder Niedrigwasser. Das ist eine sehr schoene Kletterei ueber die weissen Klippen. Der Akarana Trail und der Cliff Top Walkway sind ganz einfache Wanderwege, so dass wir schnell vorwaerts kommen. Bei der vorletzten Bucht wird es uns schliesslich zu gefaehrlich, denn das Wasser laeuft inzwischen auf und wir wissen nicht, ob wir uns noch um die naechste Ecke wagen koennen. Dort moechten wir den Strand verlassen und zur Strasse hinaufsteigen. Aber an der Holztreppe, die den einzigen Zugang nach oben ermoeglicht, da kommen wir nicht weiter. Die Treppe ist wegen Bauarbeiten gesperrt, und die Bauarbeiter lassen nicht mit sich diskutieren. Sie wollen uns nicht durchlassen. Auf unser Bitten telefoniert der Vorarbeiter schliesslich mit seinem Vorgesetzten – aber „nein“. Wir sollen  trotz des auflaufenden Wassers um die naechste Klippe gehen, so wie „die locals“ das auch machen. Na gut, wenn die das sagen …. Wir sind immer noch unsicher, aber klettern weiter und vorwaerts. Das ist ziemlich abenteuerlich mit unseren schweren Rucksaecken und den Walking-Stoecken. Wir muessen uns beeilen, weil die Flut kommt. An zwei Stellen funktioniert die Umrundung nur, indem wir mit unseren Schuhen durch’s Wasser patschen. Aber geschafft !  Danach geht der restliche Weg nur noch ueber die Strassen bis in den schicken und teuren Vorort Devonport. Wir kommen am Windsor Park und am J.F. Kennedy Memorial Park mit seinen vielen Kriegs-Graebern vorbei. Wir staunen ueber einen riesigen Gummibaum direkt am Hafen. Dieser hat riesige Luftwurzeln ausgebildet, die senkrecht wieder bis auf die Erde  wachsen wie dicke Saeulen. Wahnsinn, was die Natur sich da wieder ausgedacht hat ! Schnell waren wir, frueher als erwartet kommen wir am Faehranleger an und fahren mit einem schnellen Katamaran auf die andere Seite der Bucht. Dort suchen wir uns eine Internet-Moeglichkeit und mieten uns in einem Backpacker’s Hostel sehr zentral in der City ein.
In Auckland gibt es endlich neue Hiking-Schuhe fuer Thomas. Die sollen jetzt eigentlich bis zum Ende durchhalten. Wir haben nun ein Drittel der Nordinsel geschafft, das hoert sich noch nicht besonders weit an. Aber wir sind froh, dass es anscheinend weitergehen kann auf unserem Te Araroa-Trail. Ein Besuch im Info-Center des DOC steht noch auf dem Programm. Hier bekommen wir wichtige Informationen, koennen aber auch einige Kritikpunkte loswerden. Und wir kaufen uns den Pass, mit dem wir zukuenftig in vielen Schutzhuetten uebernachten koennen. Im Norden ist das Angebot nicht besonders gross, aber im weiteren Verlauf wird man oefter an diesen Huetten vorbeikommen. Besonders auf der Suedinsel, wo die Temperaturen empfindlich kalt werden koennen, wird uns dieser Ausweis bei der Wahl des Nachlagers helfen. Ausserdem muessen wir in der Stadt wichtige Post erledigen und mal wieder unsere Homepage aktualisieren. Leider gestaltet sich das Einstellen von Fotos wieder schwierig. Entweder erkennt der Computer unsere Bilder nicht oder wir bekommen keinen Zugriff auf unsere Seite. Irgendwas hakt meistens, so dass wir die Fotos nicht so einsetzen koennen, wie wir uns das wuenschen. Das Ganze kostet immer viele Stunden an Zeit und Geld fuer’s Internet-Cafe. Wahrscheinlich werden wir in der naechsten Zeit etwas weniger ausfuehrlich berichten, denn nach Auckland haben wir lange Etappen ohne City-Aufenthalt vor uns.

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Auckland bis Mercer 18.-22.12.2015

Bevor ich es vergesse : Trans-Ocean e-mail-Adresse gilt nicht mehr lange, bitte ändern auf :  sy.walkabout@gmail.com

Falls Jemand Interesse an meinem Blog auf englisch hat, weil der viel weniger umfangreich und deswegen leichter zu aktualisieren ist :
www.trailjournals.com   ….   und dann ….
 search : Skipper
Die ersten paar Kilometer führen uns durch Stadtgebiet, das kennen wir alles schon. Auch auf den Mount Eden sind wir bei unserem Aufenthalt vor 6 Wochen bereits gestiegen, allerdings ist es uns damals viel schwerer gefallen als heute. Gleich danach verläuft der Te Araroa durch einen vielbesuchten Park bis auf den Gipfel des One Tree Hills. Es ist Wochenende, viele Leute hier. Der Akarana Trail liegt vor uns, das ist zunächst einmal der Coast to Coast Walk. An dessen Ende können wir sagen :  „Wir haben Neuseeland vom Pazifik bis zur Tasman See durchquert.“ Allerdings müssen wir für unseren Geschmack viel zu viel Strecke auf Straßen zurücklegen. Das ist nicht schön, war aber irgendwie klar um Auckland herum. Eine ganze Weile suchen wir im Gewirr von verschiedenen Autobahnen und Schnellstraßen nach dem richtigen Weg. Eine Brücke führt unter der Autobahn hindurch zum Orpheus Drive – da finden wir das Te Araroa-Zeichen wieder. Zum Abend hin wird die Landschaft doch noch ganz nett. Wir durchqueren den Ambury Park, allerdings muss man hier reservieren und für’s Zelten soll man 15,- Dollar pro Person bezahlen. Kommt also für uns nicht in Frage. Der Watercare Coastal Walk und der Mangere Foreshore Track verlaufen am Manukau Harbour und an einer idyllischen Lagune entlang. Mangroven und Vulkangestein wechseln sich an dieser Küste ab. Dutzende von schwarzen Schwänen schwimmen auf dem ruhigen Wasser, immer die Elternpaare zusammen mit ihren Jungtieren. Außerdem können wir zahlreiche andere Wat- und Stelzvögel beobachten, während wir direkt am Ufer unser Abendessen zubereiten und diesen hektischen Tag in Ruhe ausklingen lassen.
Die Oruarangi-Brücke bringt uns bald heraus aus diesem Natur-Reservat. Schon stecken wir mitten drin in einem hässlichen Industrie-Gebiet. Kläranlage, Müll-Umschlagstation, Tankstellen, Auto-Verleiher …. und wir müssen eine Straße nach der anderen ablaufen. Auch das ist der Te Araroa – kann man sich nicht aussuchen, wo uns der Weg entlang führt. Am Flughafen nutzen wir das Angebot an Restauration und trinken leckeren Kaffee, der uns für den weiteren Marsch fit macht. Es wird einfach nicht schöner, auch wenn noch die Otuatana Stonefields, der Botanische Garten und der Totara Park auf unserer Route liegen. Das Beste am Tage ist ein leckeres Erdbeer-Eis an einem chinesischen Kiosk, welches vor unseren Augen aus frischen Früchten hergestellt wird. Einfach nur lecker ! Von den 60 Kilometern in den ersten zwei Tagen sind wir mindestens 40 Kilometer auf meistens viel befahrenen Straßen gelaufen. Unsere Füße haben ordentlich gelitten auf dem harten Asphalt. Aber wir sind jetzt ‚raus aus dem Großraum Auckland und können hoffen, dass es ab morgen wieder besser wird.
Sonntag geht es erstmal nur ein paar Kilometer weiter bis nach Clevedon. Aber die neuen Schuhe machen Probleme. Wir müssen alle paar Minuten anhalten, damit Thomas irgendwas ändern kann. Neue Schnürtechniken, mal fester, mal lose, mal hoch, mal tief. Nützt aber alles nichts, es bilden sich hässliche Beulen, die empfindlich schmerzen. Auf halber Strecke muss Thomas die Druckstellen verarzten und mit Moleskin polstern. Noch ein Stück weiter, immer noch mit Schmerzen beim Laufen, wird kurzer Prozess mit den neuen Schuhen gemacht. An beiden Seiten wird ein Keil herausgeschnitten, da wo es drückt und scheuert. Schon besser, aber beim nächsten Stopp wird ein großzügiger Streifen von beiden Schuhen abgesäbelt. Nun ist es okay, so erreichen wir schließlich Clevedon. Hier ist gerade zufällig Farmer’s Market. Handwerker und Künstler bieten ihre selbstgefertigten Waren an. Wir sehen wieder viele schöne Dinge, die wir gerne kaufen würden. Aber geht ja leider nicht. Von dort aus soll es nun aber endlich „richtig“ losgehen. Wir laufen zunächst den kurzen Kimptons Track. Der Wairoa River Track folgt als Nächstes und führt uns direkt am Wairoa River entlang. Er bietet tolle Ausblicke auf den Hauraki Golf und die Coromandel Halbinsel, die wir ja schon mit dem Leihwagen erkundet haben. Darauf folgt der Hunuas Ranges Track, der ist schon länger und nicht an einem Tag zu schaffen. Wir haben Zeit und möchten noch einen Seitenweg gehen, der einen Abstecher zu einem Wasserfall verspricht. Hier möchten wir baden und unsere T-Shirts auswaschen. Aber daraus wird wohl nichts, denn dieses Ausflugsziel ist über eine Straße zu erreichen. Auf dem Parkplatz stehen 40-50 Autos, und dementsprechend viele Menschen tummeln sich im Park. Eisbude, Kiosk, Grill – für das leibliche Wohl ist gut gesorgt. Ein Generator daneben macht einen Höllenlärm, um Strom zu erzeugen. Wir schauen uns den Wasserfall nur von Weitem an und machen, dass wir wieder wegkommen. Zwei Ladies mit einem weichen und sauberen Hündchen sprechen uns an und stellen eine Menge Fragen zu unserer Wanderung. Nachdem wir alles sehr ausführlich beantwortet haben, da will sich die eine der Damen nochmal vergewissern und fragt : „Wie … Sie sind nicht mit dem Wagen da ?“ Uns fällt dazu gar nichts mehr ein – schnell wieder zurück in den Wald ! Im Hunua Ranges Regional Park fühlen wir uns richtig wohl. Die Landschaft ist zwar nicht spektakulär, aber dafür von schlichter Schönheit. Wir laufen auf dem Massey Track, danach den Wairoa-Cossey Track, gefolgt vom Wairoa Loop Track. Einen riesigen Stausee sehen wir aus ganz unterschiedlichen Perspektiven, zunächst von einer Aussichts-Plattform aus großer Höhe, dann steigen wir ab, umrunden diesen Stausee, um auf der anderen Seite wieder in die Höhe zu steigen. Wir möchten zum Repeater Campsite, einem ganz einfachen Platz, auf dem das Zelten nicht nur erlaubt, sondern auch noch kostenlos ist. Der Weg ist weiter als erwartet. Es wird ein langer Tag, den wir erst bei völliger Dunkelheit gegen 22.00 Uhr beenden. Wir haben Glück und sind ganz alleine mit Shelter, Picknick-Tisch und grüner Wiese. Wir sind wieder 32 Kilometer weiter gekommen, obwohl wir erst um 12.00 Uhr aus Clevedon gestartet sind. Aber wir sind todmüde, und die Füße schmerzen.
Ein ruhiger Tagesbeginn am Mittwoch mit Ausschlafen und gemütlichem Frühstück, immer noch ist kein anderer Wanderer in Sicht. Wir müssen den Milne Stream überqueren und nutzen die Gelegenheit zum Baden und Waschen. Was für ein toller Platz ! Sauberes Wasser, ein kleiner Strand aus Kieselsteinen, umgeben von dichten Büschen und Bäumen. Der Tag hat wirklich super angefangen. Geht auch schön so weiter, denn es liegt noch ein weiterer Campingplatz auf unserem Weg. Bei der Lower Mangatawhiri Campsite gibt es zunächst Tee, dann wird Mittagessen gekocht. Wir möchten es etwas ruhiger angehen und nicht so viele Kilometer laufen. Eine ganz tolle Strecke erwartet uns im zweiten Teil der Hunuas Ranges. Es gibt eigentlich keinen Weg, höchstens eine schmale Spur, die aber auch von Tieren stammen könnte. Dicke Wurzeln am Boden lassen uns stolpern. Immer wieder müssen wir mit vollem Gepäck über umgestürzte Baumstämme klettern und wissen nicht, ob und wo der Track dahinter weitergeht. Außerdem sind da noch dicke Luftwurzeln, die uns behindern, indem sie uns am Rucksack oder an den Iso-Matten festhalten. Aber das ist Natur pur – einfach überwältigend schön und spannend. Es liegen verschiedene Berggipfel vor uns. Zunächst kämpfen wir uns auf Peak No. 445 und sind schon nach wenigen Minuten komplett durchgeschwitzt. Von dort aus verläuft unser Weg insgesamt 6 Kilometer lang auf einer Ridge, immer wieder geht es steil bergauf und bergab bis zum Peak No. 234. Das ist wirklich anspruchsvoll und hält auf, wir schaffen nur noch 2 Kilometer in der Stunde. Unterwegs finden wir einen Stern an einem Baum, den ein anderer Hiker dort hingehängt und beschriftet hat. Alle Thru-Hiker, die im Norden bei Cape Reinga gestartet sind, haben an genau dieser Stelle die 700 Kilometer-Marke geschafft. Prima – es geht voran ! Leider macht sich das Knie von Thomas nach der strapaziösen Kletterei wieder bemerkbar. Deswegen belassen wir es heute wirklich bei einem kurzen Wandertag und machen schon um 18.00 Uhr Feierabend am Ufer des Mangatawhiri River.
Dienstag wird freiwillig früh aufgestanden – kein Kunststück, denn wir lagen gestern schon um 19.30 Uhr in der Horizontalen. Wir möchten nach Mercer, denn unser Buch sagt, dort soll es einen McDonalds geben. Das bedeutet fettes Essen, kalte Cola und Internet auf dem Handy. Grund genug, sich zu beeilen, denn wir haben nur noch altes Brot zum Frühstück. Eine Swing Bridge soll uns über den Fluss helfen. Die Brücke besteht aus einem ca. 30 Zentimeter breiten Bretterboden, und zu beiden Seiten sind Netze gespannt, die ein Herunterfallen verhindern sollen. Ein festes Geländer gibt es nicht. Das Ding wackelt und schwingt, dass mir dabei Angst und Bange wird. Das ist nichts für Menschen mit Höhenangst. Die haben wir beide nicht, aber trotzdem meckere ich meinen Mann an, weil ich denke, dass er extra wackelt. Die ersten 6  Kilometer des Tages müssen wir wieder entlang einer Straße laufen. Das ist doof, aber es geht schnell vorwärts. Ein kleines Stück führt der Weg tatsächlich entlang des Highway 2, also über die Autobahn. Das ist richtig ätzend und gefährlich. Unglaublich, dass diese Strecke zum Te Araroa gehört. Thomas bastelt sich einen Abstandshalter aus einem Stock, den er sich quer an den Rucksack klemmt. Daran kommt noch ein gelbes Tuch als Fahne, damit kommen uns die Autos hoffentlich nicht mehr zu nahe. Auch dieses Stück geht vorbei, und wir überleben es. Nun liegt der Mangatawhiri Track vor uns, viele Kilometer entlang dieses recht breiten Flusses. An beiden Ufern befinden sich kleine Deiche, darauf weiden Kühe. Unser Weg verläuft ewig lange schnurgerade oben auf dem Deich. Man muss höllisch aufpassen, wo man hintritt wegen der Hinterlassenschaften der Kühe und weil diese überall Löcher im Boden hinterlassen haben. Links und rechts vom Pfad wachsen Gräser, die zum Teil bis in Brusthöhle stehen. Das wäre wohl der Tod für jeden Heuschnupfen-Geplagten. Später nähert sich die Spur immer weiter dem Fluss an und wird noch schmaler. Man kann so gerade noch einen Fuß vor den anderen setzen und den Weg nur erahnen, weil heute früh schon zwei andere Wanderer vor uns hier entlang gegangen sind. Bereits am Mittag haben wir 18 Kilometer hinter uns gebracht und genießen unser Fast Food. Mercer ist gar keine richtige Stadt, das hatten wir anders erwartet. Eigentlich gibt es hier nur eine Tankstelle, an der man auch teuer einkaufen kann sowie einen Food-Court ( = Fressmeile ) mit reichhaltigem und ungesundem Angebot. Eine etwas größer aufgemachte Autobahn-Raststätte, das kommt dem noch am Nächsten, was sich hier an Gebäuden angesammelt hat. Dazu gehört auch ein Hostel, in dem wir Bier trinken, gute Musik hören, Billard spielen und uns noch eine Pizza teilen. Etwas schmuddelig und schräg ist es hier in Podge’s Place, aber die Besitzer Podge und Sandra machen fehlende Sauberkeit und Luxus durch ihre herzliche Art wieder wett.