Wir segeln und wandern durch die Welt

Yasawa-I-Rara 21.08. – 30.08.2016

Wetterumschwung – die erste trockene Nacht seit längerer Zeit. Endlich konnten wir mal wieder das Luk über der Schlafkoje weit offen lassen und Sterne gucken, Vollmond noch dazu. Wir haben uns den Wecker gestellt und sind schon um 7.00 Uhr früh unterwegs. Haben uns einen längeren Törn vorgenommen bis zum nördlichsten Zipfel der Yasawa-Gruppe. Wenig Wind, um 11.00 Uhr starten wir den Motor zur Unterstützung. Gleich darauf ruckt die Angel, es scheint ein kräftiger Fisch zu sein. Schon wieder ein Schwarzflossen-Thun, dieser ist größer als alle bisher im Fidschi-Archipel gefangenen Fische. Am Nachmittag dann noch ein Biss, ein weiterer Thunfisch. Offensichtlich können die Männer gerade nichts Anderes fangen. Trotzdem lecker, mal als Curry, mal mit Kartoffeln und Senfsoße. Diesmal haben wir genug Fisch, dass wir die Filets knusprig braten können und trotzdem alle satt werden. Nach knapp 40 Seemeilen erreichen wir gegen 17.00 Uhr die Insel Yasawa-I-Rara, wo wir auf 7,50 Meter Wassertiefe vor dem weißen Sandstrand ankern. Am Ufer ist nichts los, keine Menschen und auch keine Tiere zu sehen. Es ist Sonntag, dieser Tag ist in Fidschi heilig und ganz der Familie gewidmet. Man darf nichts machen, Arbeiten ist verboten, auch Fischen oder Schwimmen sind nicht erlaubt. Alle Einheimischen bleiben in oder in der Nähe ihrer Hütten. Einzige Aktivität ist der gemeinsame Kirchgang, manchmal sogar zweimal am Sonntag. Da wollen wir natürlich nicht stören und bleiben den Rest des Tages auf dem Boot.

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Trotz heftiger Windböen hat unser Anker super gehalten. Morgens ist das Meer zunächst noch sehr unruhig. Bei der erstbesten Gelegenheit, sobald der Wind einen Moment nachlässt, paddeln wir ans Ufer. Am Strand werden wir von ein paar Kindern empfangen, die uns gleich vertrauensvoll an die Hand nehmen. Leider kann ich die beiden Kleinsten nicht verstehen. Die Mädchen sind im Kindergarten-Alter und sprechen offensichtlich einen Fidschi-Dialekt. Englisch wird dann wohl erst ab der 1. Klasse unterrichtet. Aber das scheint kein Problem zu sein, die kleinen Mädels strahlen mich an, während die zwei Jungens dem Kapitän nicht mehr von der Seite weichen. Den ersten Erwachsenen am Strand fragen wir nach dem Dorf-Oberhaupt, so wie es die Tradition verlangt. Dieser ist gleichzeitig Priester, aber zur Zeit in der Hauptstadt, um in Suva irgendwelchen Regierungspflichten nachzugehen. Wir werden zu seinem Stellvertreter gebracht, dem “ Second Headman „. Dort werden wir ins Haus gebeten, wo mehrere Personen im Kreis auf dem Boden sitzen und riesige Schüsseln mit Kartoffeln und Kürbis schälen. Zu diesem Höflichkeits-Besuch haben wir unsere “ offizielle “ Kleidung angezogen, Thomas im Sulu mit Fidschi-Hemd, ich ganz brav im langen Rock und Schultern bedeckender Bluse. Wir überreichen unser Kava-Bündel, die Sevusevu- Zeremonie ist kurz und schmerzlos. Der zweite Dorfchef ist jünger als wir, er scheint modern und aufgeschlossen zu sein. Nachdem wir uns eine Weile unterhalten haben, Fragen stellen durften und über unsere Reise erzählen mussten, werden wir ins Dorf entlassen. Wir sind nun hier als Gäste akzeptiert und dürfen uns überall frei bewegen. Der Besuch beim Chef und die rituelle Kava-Gabe sind sozusagen die Eintrittskarte in die Gemeinschaft. Bei unserer ersten Wanderung treffen wir vier kleine Mädchen beim Papaya-Pflücken. Begeistert lassen sie sich fotografieren. Etwas später lernen wir ein junges Einheimischen-Paar kennen – ein glücklicher Zufall, wie sich im Laufe der nächsten Woche herausstellen wird. Zunächst hilft uns Nix beim Kokosnuss-Sammeln. Er schnitzt sich in Windeseile einen langen Stecken, mit dem er uns ein paar Trinknüsse vom Baum holt. Zusammen mit seiner jungen Frau Sarah ist er unterwegs auf die andere Seite der Insel, um zu fischen. Wir dürfen sie begleiten, unterhalten können wir uns auf englisch. Nix muss Köder suchen und gräbt dafür mit beiden Armen im Sand tiefe Löcher. Er holt kleine Krebse heraus, die Momo genannt werden. Bei ablaufend Wasser werden sie gesammelt und dann als Köder an seiner primitiven Angelschnur befestigt. Damit laufen die Männer bis hüfttief ins Wasser, wo sich so Einiges an Fischen tummelt. Es gibt sogar giftige Wasserschlangen im seichten Wasser, vor denen man sich in Acht nehmen sollte. Währenddessen begleite ich Sarah entlang der Klippen, wo sie bei Niedrigwasser allerlei Muscheln und Krebse sammelt. Ein erfolgreicher Nachmittag, unsere neuen Bekannten sind sehr zufrieden mit ihrer Ausbeute und laden uns zum gemeinsamen Abendessen ein. Auf dem Heimweg ins Dorf machen wir noch einen Abstecher zu ihrem Acker, wo uns erklärt wird, was hier wächst und wie man es anbaut. Jede Familie in Fidschi bekommt von der Regierung ein eigenes Stück Land zugewiesen, Platz für ein Haus und zum Anpflanzen von Gemüse. Die Menschen im Dorf leben von dem, was die Erde hergibt, und sind fast völlig autark. Einmal im Monat kommt eine kleine rostige Fähre und versorgt die Bewohner mit Dingen vom Festland. Manchmal, wenn das Wetter nicht mitspielt, kommt das Versorgungsschiff auch nicht. Dann dauert es eben zwei Monate, bis die Waren geliefert werden, aber das stört hier Niemanden. Wir finden es herrlich ! Man kann hier einfach ohne Geld aus dem Haus bzw. von Bord gehen, denn es gibt sowieso nichts zu kaufen, kein Café, kein Restaurant. Nachdem wir bereits eine Woche in Yasawa-I-Rara mit den Einheimischen zusammen leben und essen, müssen wir vor dem Kirchgang das Portemonnaie suchen, weil wir es weit weggepackt und überhaupt noch nicht gebraucht haben.
Einige Fischer haben uns erzählt, dass es hier keine versteckten Felsen und Korallenköpfe gibt, die unserem Boot gefährlich werden können. Wir sollen doch näher an den Strand fahren, damit wir nur noch die halbe Strecke zu paddeln haben. Also wird nochmal umgeankert, schließlich liegt der Anker auf Sandgrund in 5 Meter Tiefe. Viel besser geht es nicht.
Abends sitzen wir zusammen mit Sarah, Nix, den beiden Töchtern und weiteren Kindern von Onkel, Tante oder Nachbarn in einer Blechhütte auf dem Boden. In der Mitte liegt eine bunte Tischdecke mit verschiedenen Schüsseln und Platten. Vor dem Essen wird ein Dank-Gebet gesprochen. Es gibt eine reichhaltige Mahlzeit mit den verschiedenen Fischen, Muscheln, Krebsen vom Nachmittag, alles eingelegt in Kokosmilch. Dazu werden Cassava ( Maniok ) und Reis gereicht. Gegessen wird mit den Fingern, was bei gekochtem Fisch in Soße gar nicht so einfach ist. Zum Schluss wird die Schüssel mit der kostbaren Kokosmilch-Fisch-Brühe ausgeschlürft. Vom langen Sitzen auf dem Boden schlafen die Füße und Beine ein. Alles sehr gewöhnungsbedürftig und für meinen Geschmack etwas zu exotisch. Aber genau das haben wir ja gesucht : das ganz ursprüngliche Fidschi, noch nicht vom Tourismus beeinflusst, traditionelles Leben in der Dorfgemeinschaft. Wir sind total froh darüber, dass wir gleich bei unserem ersten Rundgang diese wirklich nette Familie kennen gelernt haben. Obwohl sie selber nur das Nötigste zum Leben haben, werden wir reichhaltig beschenkt, bevor wir wieder zur Walkabout zurückkehren. Wir bekommen Cassava, Kürbis, Papayas, scharfe Pepperonis und Kochbananen zum Mitnehmen, alles aus eigenem Anbau. Damit machen sie uns eine große Freude, denn der letzte Einkauf in Lautoka ist bereits drei Wochen her und frisches Gemüse damit Mangelware bei uns.

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Am nächsten Morgen haben wir Besuch an Bord von einem Einheimischen, der mit seinem kleinen Motorboot vorbeikommt. Die Leute sind immer sehr interessiert an der Walkabout. Irgendwie sind wir ganz froh, dass wir mit einem kleinen rostigen Stahlschiff unterwegs sind und nicht mit einer schicken Plastikyacht, die wie geleckt aussieht. Der Kontakt zu den Menschen gestaltet sich so viel einfacher. Willi bekommt einen Kaffee an Bord – mit viel Milch und Zucker, da sind die Fidschianer ganz scharf drauf. Er erzählt uns vom Champagne-Beach ganz in der Nähe. Das Land und damit auch der Strand gehören seiner Familie, und wir werden herzlich zum Spaziergang oder Schwimmen eingeladen. Heute geht es nicht, vielleicht morgen. Thomas und Nix haben sich zum “ Trawlern “ verabredet. Sie fahren mit der Walkabout zum Angeln vor die Küste. Nach mehr als 20 Seemeilen und 4 Stunden Motorfahrt kommen die Männer zurück. Ein Wahoo mit einer Länge von ca. 1 Meter ist das Ergebnis dieser Ausfahrt, dazu noch ein kleinerer Bonito. Wir sollen den Riesenfisch zusammen mit unseren neuen Freunden vernichten, aber wir können uns zum Glück erfolgreich dagegen wehren. Sarah und Nix teilen den Wahoo mit Verwandten und Nachbarn, wir behalten den kleineren Fisch und essen zu Hause. Das ist mir, ehrlich gesagt, auch lieber so. Abends schaukeln wir heftig im Schwell. Wo kommt bloß immer dieser viele Wind her ?

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Mittwoch früh ist der Himmel bedeckt, es soll eine Wetter-Verschlechterung geben. Das ist genau richtig für eine lange Wanderung. Wir möchten gerne die weitere Umgebung erkunden und laufen zunächst auf einem ausgetretenen Pfad, später auf einer zugewachsenen Fahrspur. Nach 7 Kilometern erreichen wir eine Gabelung, der linke Weg führt offensichtlich zu einem anderen Dorf. Aber eigentlich wollten wir zum Champagne Beach, also kehren wir um und wählen einen Weg durch dichte Sträucher bis zur Küste. Richtig schöner weißer Sand erwartet uns dort, ein flach abfallendes Ufer, klares Wasser und ein völlig menschenleerer Strand. Inzwischen haben sich die Wolken verzogen, und die Sonne brennt vom Himmel. Idealer Platz zum Baden, die Wassertemperatur liegt bei 28 Grad, da kann man kaum von Abkühlung reden.

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Zurück geht es direkt an der Küste entlang. Wir klettern über die Klippen an steilen Felswänden entlang. Diese Route ist wohl nur bei Niedrigwasser möglich, manchmal müssen wir knietief ins Wasser. Schon von Weitem sehen wir eine gepflegte Anlage mit Swimmingpool, Sonnenliegen und Grill auf der Terrasse. Das scheint etwas hochpreisiger zu sein. Schon beim Namen “ Angel Beach “ kommt mir der Gedanke, dass ich mich bei so einem All-Inclusive-Urlaub wahrscheinlich zu Tode langweilen würde. In einer kleinen Bucht liegen mehrere Motorboote von Fischern. Direkt am Strand steht eine schicke Hütte, die gehört Moses ( dem 3.). Wir reden kurz mit den Männern, die hier wohnen. Sie sprechen gutes Englisch, sind alle sehr nett und werden immer zutraulicher, als sie hören, dass wir keine Hotelgäste sind. Eine Felsnase nach der anderen verlängert die Küstenlinie und unseren Rückweg enorm. Eine Ansammlung von bunten Hütten, die wir schon auf dem Hinweg von der Straße aus gesehen haben, entpuppt sich als verlassenes Resort. Die Häuschen sind stark beschädigt, Dächer undicht, Fenster kaputt. Eventuell ist der Hurricane im Februar hier durchgefegt und hat die Schäden verursacht. Oder diese Anlage wurde einfach aufgegeben und sich selbst überlassen. Die letzte Gäste-Belegung scheint schon länger her zu sein. Das sieht spannend aus, wir erkunden das Gelände und schauen in jedes Häuschen. Viele Hornissen haben sich im Inneren ihre Nester gebaut. Entlang der Wege stehen zahlreiche Kokospalmen mit Nüssen in der richtigen Höhe, die wir abernten und mitnehmen. Insgesamt sind wir mehr als 6 Stunden unterwegs und etwa 15 Kilometer über die Insel gelaufen. Als wir endlich die Bucht einsehen können, in der die Walkabout liegt, da finden wir das Boot nicht mehr an seinem Platz. Der starke Wind weht ablandig und hat uns etwa 150 Meter nach hinten rutschen lassen. Da liegen wir jetzt auf 7 Meter Wassertiefe, alleine in der Bucht mit viel Platz drumherum. Unser Anker ist geslippt, für weichen Sandboden anscheinend nicht so gut geeignet. Wir fahren wieder ein Stück vor, werfen den Anker auf 5 Meter Tiefe und noch 30 Meter Kette hinterher. Das soll wohl reichen, um uns an Ort und Stelle zu halten.

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Am Donnerstag machen wir zunächst einen Spaziergang durch das Dorf, wo wir inzwischen bekannt sind und von Jedermann freundlich gegrüßt werden. Dann wählen wir die andere Richtung und laufen links herum am Strand entlang bis zu einem auffälligen Anlegesteg, sehr neu und aus teuren Materialien hergestellt.

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Ein Einheimischer erzählt uns, dass diese moderne Anlage für Kreuzfahrt-Schiffe gebaut wurde. In diesem Jahr war bereits ein Kreuzfahrer vor Ort, ab dem nächsten Jahr soll jeden Monat ein größeres Schiff anlegen. Dann werden Hunderte von Touristen durch dieses verlassene Dorf streifen und das Leben der Bewohner verändern.
Nachmittags gehen wir getrennte Wege : Thomas möchte Muscheln suchen auf der anderen Inselseite, Nils zum verlassenen Resort, ich noch einmal zum Champagne Beach. Der Rückweg mit dem Kayak ist anstrengend, Wind und Schwell machen das Anlegen schwierig. Habe noch einen Willi kennengelernt, den Bruder vom Onkel …. irgendwie sind die hier alle miteinander verwandt.
Später am Tage geht ein Motorboot längsseits, in dem zwei Männer sitzen, die im Resort auf der anderen Seite arbeiten. Sie fragen, ob sie unser Boot besichtigen dürfen. Einer von den Beiden ist so kräftig, dass er den gesamten Durchgang ausfüllt und ich in der Kajüte beinahe Platzangst bekomme.

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Abends machen wir noch einen Besuch bei Sarah und den Kindern. Nix ist nicht da, er musste wegen einer Beerdigung auf eine andere Insel fahren und dort über Nacht bleiben. Wir verschenken ein Kilo braunen Zucker, den hatten wir Sarah schon am ersten Abend versprochen. Außerdem bekommt sie eine große Flasche Bodylotion, die sie sich gewünscht hat. Dafür gibt sie uns noch mehr Cassava und Belje, eine Art Spinat.

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Thomas lernt, wie Kokosöl hergestellt wird und wie Besen gebunden werden. Beides sollen Abschiedsgeschenke für die Arbeiterkolonne werden, die morgen ihren letzten Tag auf der Insel hat. Zur Mittagszeit erscheinen wir bei unserer Familie und werden schon wieder spontan zum Essen eingeladen. Eigentlich wollten wir nur  ein paar Einkochgläser und leere Flaschen abgeben, die hier sehr begehrt sind zum Einfüllen von allen möglichen Lebensmitteln. Ameisen, Ratten und sonstiges Getier haben ungehinderten Zutritt in die offenen Hütten, deswegen muss alles möglichst sicher verpackt sein. Zum Mittagessen sitzen wir draußen auf einer großen Decke im Kreis. Es gibt selbstgesuchte Krebse ( diesmal Landkrebse ) in Kokosmilch, das Grünzeug Belje und das nicht wegzudenkende Cassava. Es schmeckt gar nicht schlecht, man darf nur nicht so genau hingucken. Wir können eine Tüte abgepackten Thunfisch beisteuern. Nach dem Essen gibt es Tee. Das ist ein Glas kochendes Wasser mit je einem Blatt vom Limonenbaum, gerade frisch gepflückt. Unglaublich, was dieses Blättchen für ein Aroma abgibt ! Wir sind erstaunt darüber, mit was für einfachen Mitteln man Geschmack an das Wasser bekommen kann. Zum Tee wird kalter Reis gereicht, das ist nun wieder etwas ungewohnt für meinen Geschmack. Nix bietet uns an, dass wir uns am kommunalen Wassertank bedienen dürfen. Darin wird Regenwasser gesammelt, mit dem wir unseren Trinkwasser-Vorrat wieder auffüllen können. Sehr nett, aber wir nehmen erstmal nur zwei 5-Liter Kanister mit zum Boot. Außerdem bekommen wir zwei weitere Kürbisse geschenkt, die sind zum Glück lange haltbar an Bord. br />Nachmittags gehen die Männer zum Tauchen und Speerfischen – sehr erfolgreich. Sie holen mehrere Fische und zwei Lobster aus dem Wasser. Die Lobster werden sofort an Bord zubereitet, ein kleiner Snack zwischendurch.

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Abends gibt es eine Abschiedsfeier für die Arbeiter von Powerlite im Community Center. Im Auftrag der Regierung haben die Bewohner des Dorfes Solaranlagen bekommen. Es werden Fördergelder bereitgestellt für Projekte zur Unterstützung der Dorfbevölkerung. Die Leute von Powerlite versorgen nach und nach alle bewohnten Inseln mit Strom. Es gibt 62 Häuser im Dorf, und jede Hütte hat jetzt eine eigene Solarpaneele. Nix ist begeistert, denn früher musste er immer weit laufen, wenn er sein Handy laden wollte. Nun kann er es direkt vor seiner Hütte anschließen, die Sonne liefert Energie im überfluss. Wir haben uns mit unseren neuen Freunden verabredet, damit wir nicht so alleine bei der Feier auftauchen. Sitzen zuerst eine Weile draußen auf der Matte, bis mit zunehmender Dunkelheit die Moskitos über uns herfallen. Bisher kannten wir nur die Kochhütte und den Essplatz auf der großen Decke, jetzt werden wir zum ersten Mal in die “ gute Stube “ gebeten. Sehr armselig, es gibt keine Tische, Stühle, Schränke. Auch hier sitzt man auf einer geflochtenen Matte auf dem Boden. Der Schlafbereich ist durch einen Vorhang abgetrennt. Einige Kinder und zwei weitere Frauen sind zu Besuch, blättern in alten Zeitschriften und unterhalten sich lebhaft. Endlich geht es los, wir marschieren gemeinsam zum Community Center und bekommen unsere Plätze links auf der Veranda zugewiesen. Eine langatmige Kava-Prozedur beginnt, bei der nacheinander ein halbes Dutzend älterer Männer ihren Fidschi-Grog trinken und anscheinend wichtige Reden halten. Respektvolles Schweigen, Klatschen an den richtigen Stellen, dann ist dieser offizielle Teil endlich beendet. Zum Ende der Zeremonie werden wir vom obersten Chef und Priester persönlich begrüßt. Den kannten wir vorher noch nicht, weil er auf dem Festland beschäftigt war. Ich fühle mich sehr unwohl, denn ich sitze als einzige Frau alleine mit 30 Männern im Kreis. Alle anderen Frauen und Kinder sitzen auf der rechten Seite der Veranda. Wo ist das Mauseloch, in dem ich mich verkriechen kann ? Nach etwa einer Stunde auf dem harten Boden hockend kann ich kaum noch ruhig sitzen, Beine und Füße tun weh. Es stresst mich total, ständig darauf zu achten, dass die Knie trotz Rock immer züchtig bedeckt bleiben. Aber der Abend ist noch lange nicht vorbei, denn nun gibt es ein gemeinsames Essen. Die Teller werden fertig vor uns hingestellt, und meine Begeisterung hält sich in Grenzen. Natürlich wird gekochter Fisch mit Cassava serviert. Die Chefs, die Solar-Arbeiter und Thomas bekommen jeweils ein schönes Mittelstück. Nils als Halbwüchsiger hat ein Schwanzstück auf seinem Teller, ich als einzige Frau in der Runde bekomme einen Fischkopf gereicht. Na prima, das passt ja gut zu meiner schon angeschlagenen Stimmung ! Dabei habe ich es als Frau vom Kapitän noch besser als die einheimischen Muttis und Kinder. Die müssen nämlich erst einmal warten, bis die Männerrunde fertig ist mit dem Essen. Danach dürfen sie abräumen und sich über die Reste der Tafel hermachen. Ich bin ganz schön bedient – das ist nicht meine Welt. Ich bin es gewohnt, von meinem Mann immer bevorzugt behandelt zu werden und bekomme zu Hause meistens das schönste Stück. Außerdem muss ich inzwischen dringend zur Toilette, die es laut Sarah hier im Gebäude geben soll ( ist ja nicht selbstverständlich ). Kann das Ende der Veranstaltung nicht abwarten und begebe mich eigenständig auf die Suche. Dabei lande ich dummerweise im Schlafraum der Arbeiter, wo zum Glück nur zwei der Männer herumliegen und mich verwirrt anstarren. Dann versuche ich es mal in der anderen Richtung, muss wieder an Allen vorbei – wie peinlich !
Endlich finde ich die sanitären Anlagen im Gemeinschaftshaus und bereue es sofort, dass ich mir nicht draußen ein Plätzchen hinter den Büschen gesucht habe. Es gibt kein Licht, kein Papier, Wasser und Seife sowieso nicht. Die Spülung funktioniert nicht, man pinkelt also einfach hinein und geht dann wieder. Dementsprechend penetrant ist der Geruch, der Boden ist schmierig …. und ich bin barfuß, denn die Sandalen mussten wir vor der Veranda ausziehen. Brrrr !!! Endlich habe ich den Abend überstanden, wir werden offiziell entlassen. Mir ist schlecht. Zurück auf dem Boot brauche ich ganz dringend Wasser und Seife, dann werden die Zähne gründlich geputzt, um den Geschmack vom Fischkopf loszuwerden. Koche mir einen starken Kaffee, danach trinke ich noch einen Jägermeister, um den Brechreiz zu bekämpfen und meinen Magen zu beruhigen. Was würde ich für ein Bier und eine Tüte Chips geben ! Oder ein ganz normales Restaurant mit Tischen und Stühlen, auch wenn es nur McDonalds ist. Ein harter Tag für mich – Thomas verspricht mir 4 Monate Wunschessen in Deutschland.

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Samstag klingelt der Wecker früh, denn Thomas hat sich mit Nix in der Plantage verabredet. So lernt er eine Menge darüber, wie die Menschen hier ihren Garten bestellen, um davon täglich Gemüse zu ernten. Der Acker muss umgegraben werden, und es wird Cassava angepflanzt. Diese Wurzel kommt täglich auf den Teller und ist ein wichtiges Grundnahrungsmittel. Aber so ganz ohne Mühe wächst auch das nicht. Nix freut sich offensichtlich sehr über die Hilfe und Unterhaltung. Thomas kommt mit noch mehr Cassava und zwei Kürbissen zum Boot zurück. Später fahren wir gemeinsam an Land und besuchen den ersten Chef Rato zu Hause. Wir schenken seiner Frau ein großes Glas Nescafe und eine Dose Backpulver, außerdem einen Sack voller leerer Flaschen und Behälter. Thomas hatte schon am Vormittag mit ihr gesprochen und erfahren, dass die Frau vom Dorfchef Husten und Halsschmerzen hat. Daher habe ich eine Tasche mit Medikamenten zusammengestellt. Darin sind Hustenloeser, Halsschmerz-Tabletten, 2 Packungen Paracetamol, antibiotische Salbe und Brandsalbe. Wir haben von Allem zuviel an Bord. Am Nachmittag kommen dann Rato mit seiner Frau und einigen Kindern bzw. Enkelkindern auf die Walkabout. Thomas muss mehrere Male hin- und herfahren, da die meisten Dorfbewohner kein eigenes Boot besitzen. Zunächst zeigt Rato uns einen dicken Schäkel und fragt, ob wir einen größeren haben. Okay, den bekommt er natürlich sofort geschenkt. Wir denken uns noch nichts Böses dabei. Aber die beiden Aelteren sind etwas unangenehm und unverschämt. Sehr deutlich fragen sie, ob wir keine Lesebrillen mitgebracht haben. Der Häuptling bekommt eine Brille in der passenden Sehstärke, für die Augen seiner Frau haben wir leider keine passende. Dann möchte der Chef ein Etui dazu haben, ich gebe ihm meines. Die Gattin bittet mich, ihr beim nächsten Besuch eine Uhr mitzubringen. Zufällig habe ich eine Armbanduhr, die ich nicht benutze und ihr gebe. Zwei Blusen, die mir mit ihrer grellen Farbe nicht gefallen, werden ebenfalls gerne angenommen. Als wir außer Kaffee, Keksen und Lollys anscheinend nichts mehr anbieten, da kommt Aufbruchstimmung auf. Im letzten Moment sieht die Frau vom Chef eine Sonnenbrille aus einem offenen Schapp lugen und fragt, ob sie die haben kann. Okay, geschenkt, aber dann nichts wie an Land mit der Bande.

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Wir sind nicht länger alleine. Eine Superyacht ist angekommen und hat nicht weit entfernt ihren Anker geworfen. Es handelt sich um die “ Masteka „, eine Charteryacht mit australischer Flagge. Hier mal einige Preise : 2000,- Euro die Stunde, 13600,- Euro pro Tag und schlappe 112.000,- Euro für eine Woche. Das Ganze beinhaltet vollen Service und eine 6-Personen-Crew, die stets zu Diensten ist. Unglaublich, wieviel Geld manche Menschen so heraushauen ! Von der Wochenmiete könnten wir 10 Jahre lang reisen. Zur Zeit ist eine 6-köpfige Familie zu Gast auf der Superyacht, ein Ehepaar mit 4 Kindern. Also ein Besatzungsmitglied pro Kopf, da wird einem wohl jeder Wunsch von den Augen abgelesen. Aber das Beste an diesem neuen Schiff, nachdem wir 6 Tage alleine in der Bucht lagen, ist der Kapitän. Den kennen wir gut, es ist Matt von der Providence. Kennengelernt haben wir ihn im Frühjahr 2013 in Puerto Montt. In diesem Sommer haben wir ihn bereits in der Musket Cove und vor der Insel Mana getroffen. Damals hat Matt uns erzählt, dass er einen sehr guten Job auf einer Luxusyacht hat. Und nun liegen wir hier vor Yasawa-I-Rara nebeneinander vor dem Strand, die kleine Walkabout und das schwimmende 5-Sterne-Hotel. Die Welt ist klein. Wir freuen uns, ihn hier zu sehen. Schon bald nach der Ankunft fährt Matt mit zwei Fidschianischen Bootsmännern und einigen dicken Kava-Bündeln Richtung Land. Auch solche wichtigen Leute müssen ihren Antrittsbesuch beim Dorfchef machen und sich an die Sevusevu-Tradition halten. Im Vorbeifahren reicht Matt uns einen großen Beutel mit Eiswürfeln hinüber. Was für eine tolle Idee ! Es gibt zwar nach wie vor nur Wasser aus dem Kran, aber die Eiswürfel machen daraus etwas ganz Besonderes.
Abends ist eine kulturelle Veranstaltung geplant, zu der wir von unserer Familie und dank der Fürsprache von Matt eingeladen werden. Die Gäste haben für diese Darbietung 100,- Dollar bezahlt, wir dürfen als Zaungäste etwas am Rande umsonst zuschauen. Es wird Musik und Tanz geboten, ganz ähnlich wie wir es bereits im Dorf auf der Insel erlebt haben. Danach breiten die einheimischen Frauen ihre Decken aus und bieten ihre handwerklichen Sachen, hauptsächlich Schmuck und Muscheln, zum Verkauf an. Ich komme während des Flohmarktes mit dem Familienvater ins Gespräch. Es ist Daniel Green aus London. Die ganze Familie scheint trotz ihres Mega-Reichtums echt nett zu sein. Sie sind sehr guter Stimmung, tanzen ausgelassen und haben riesigen Spaß auf dem Fest. Aber bloß kein Neid – Daniel Green erzählt mir, dass ihr Fidschi-Urlaub nur 9 Tage dauert und sie am Mittwoch wieder in den Flieger nach London steigen müssen. Wir dagegen segeln schon seit zwei Monaten durch das Fidschi-Archipel, haben in dieser Saison noch etliche Wochen vor uns und können jederzeit noch einmal hierhin zurückkommen.

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Sonntag ist Kirchgang angesagt, das haben wir unserer sehr religiösen Familie versprochen. Also spazieren wir in festlicher Kleidung mit Sarah, der Tante und den Kindern über einen schmalen Pfad bis zur Kirche, die etwas außerhalb liegt. Matt und der Rato kommen später nach. Wir bekommen vom Häuptling eine dicke Bibel auf Englisch in die Hand gedrückt. Sarah erzählt uns, worum es in der Predigt gehen wird und zeigt uns die entsprechenden Stellen zum Nachlesen. Auch gut, kann ja nicht schaden. In der Kirche sitzen Männer und Frauen getrennt, nur wir bleiben zusammen und passen nicht ins Muster. Vorne im Kirchenschiff stehen wuchtige Sessel, darin sitzen 5 ältere Männer und machen eigentlich Nichts. Also, wer genau welche Funktion im Dorf erfüllt, das haben wir auch nach mehr als einer Woche noch nicht durchschaut. Dann beginnt der Gottesdienst mit melodischem Gesang eines kleinen Chores. Die zwei Sängerinnen faszinieren uns durch ihre klangvollen Stimmen und die Inbrunst, mit der sie ihre Lieder singen. Es gibt zwei kirchliche Gruppen im Dorf, wir besuchen die Methodistenkirche. Das Besondere daran ist, dass die Musik mit Instrumenten begleitet wird. Es gibt Gitarre, ein Tasteninstrument, und ein Jugendlicher spielt sogar Schlagzeug dazu. Die Musik klingt fröhlich und gefällt uns gut. In der anderen Kirche dürfen keine Instrumente benutzt werden, erklärt uns Sarah. Dorthin gehen die Dorfbewohner, die Kava und Alkohol trinken und rauchen. Unsere Familie ist abstinent und lebt sehr gesund von dem, was der Boden und das Meer hergeben. Wir finden diese Kirchen-Einteilung zwar etwas merkwürdig, aber um die Religion der Menschen zu verstehen, muss man wohl länger hier leben. Nach dem schönen Beginn durch den Chor kommt der Prediger auf die “ Bühne „. Zunächst werden wir persönlich begrüßt und als die “ Freunde von Deutschland “ herzlich willkommen geheißen. Man bedankt sich für unseren Besuch und wünscht weiterhin Gottes Segen für uns und das Boot. Das klingt noch sehr nett, aber dann legt der Prediger richtig los. Er redet mit lauter Stimme auf die Menschen ein. Das klingt nun gar nicht mehr nett, er schimpft und wettert und schreit beinahe. Natürlich verstehen wir kein Wort von der Predigt, aber der Tonfall klingt drohend und beängstigend. Kein Wunder, dass die Kinder aus den ersten drei Reihen immer wieder durch die offenen Türen nach draußen verschwinden. Der Priester hält seine Ansprache auf fidschianisch. Das Einzige, was wir mitbekommen, sind die Worte “ Pray the Lord “ und “ Amen “ am Ende jedes Absatzes. Wir fühlen uns unwohl. Es kommt uns so vor, als ob die Menschen in den Bänken von dieser gewaltigen Stimme eingeschüchtert werden sollen. Wir geben einen größeren Schein, als der Klingelbeutel herumgereicht wird und hoffen, dass dieses Geld der Dorfgemeinschaft zugute kommt. Das ist durchaus angemessen, wo wir doch so lange kostenlos in der Bucht ankern. Von Matt haben wir erfahren, dass die Luxusyacht für eine Nacht vor Anker 800,- Dollar Landegebühr an den obersten Chef zahlen musste.
Nach zwei Stunden ist es geschafft. Wir sind diesmal beim Rato und seiner Frau zum Mittagessen eingeladen. Die wohnen direkt neben Sarah und Nix, deswegen wird es ein gemeinschaftliches Mahl in großer Runde. Ein Haufen Kinder sind mit von der Partie, die verwandtschaftlichen Beziehungen sind mal wieder nicht zu durchschauen. Vor dem Essen soll Thomas beten, aber er ziert sich. Ich springe ein und sage, dass er kein Gebet auf Englisch sprechen kann, worauf Rato dann das Tischgebet übernimmt. Es wird Cassava und Fisch in Kokosmilch serviert. Was auch sonst ? Zu meinem Glück gibt es heute zusätzlich Weißkohl, den Sarahs Onkel vom Festland mitgebracht hat. Eine willkommene Abwechslung – bei diesem ganzen gekochtem Fisch und Muschelzeug könnte ich gut zur Vegetarierin werden. In einer Ecke der Hütte liegen gleich drei Brillenetuis auf dem Boden, meines ist aber nicht dabei. Ich ärgere mich über diese offensichtliche Abzocke. Thomas repariert anschließend noch mal eben den Fernseher vom Rato. Der Bürgermeister bietet uns ein Haus und ein Stück Land an, wenn wir in Yasawa-I-Rara bleiben wollen. So einfach wäre das, aber wir möchten lieber nicht hier enden. Ich bin froh, als wir endlich entlassen werden und zurück zur Walkabout dürfen.
Am Nachmittag gehen die Einheimischen nochmal in die Kirche, aber da haben wir ein besseres Programm. Matt hat uns versprochen, dass wir die Masteka besichtigen dürfen. Da lassen wir uns nicht zweimal bitten. Er selber muss die Gäste am Strand unterhalten, aber ein nettes Mädchen aus Neuseeland ( angestellt für den Service ) bekommt von ihm über Funk Bescheid und macht mit uns eine Boots-Besichtigung. Was für ein unglaublicher Luxus auf drei Etagen ! Man wagt es kaum, barfuß über den mit dicken Flauschteppichen ausgelegten Boden zu laufen. Alles vom Allerfeinsten, es gibt sogar einen Whirlpool an Deck. Das Mädel möchte uns alles Mögliche mitgeben, Getränke, frisches Obst …. Aber wir lehnen dankend ab, nur unsere Wassertanks hätten wir gerne wieder voll. Kein Problem, ein einheimischer Bootsmann füllt uns mehrmals die Kanister auf. Das ist schon eine große Hilfe, denn so müssen wir den Leuten aus dem Dorf nicht ihr Regenwasser wegnehmen.

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Für den Abend haben wir Sarah und Nix mit ihren Kindern zu uns an Bord eingeladen. Dafür backen wir einen leckeren Schokoladenkuchen, aufgepeppt mit einer großen Tafel Nuss-Schokolade. Die ist so weich, dass ich sie einfach mit dem Löffel aus der Packung in den Teig rühren kann. Ja, es ist zu warm in Fidschi für Schokolade. Um 18.00 Uhr ist der Nachmittags-Gottesdienst zu Ende. Thomas muss mehrmals fahren, um unseren Besuch mit dem Dinghi vom Strand abzuholen. Neben den eigenen Töchtern sind noch zwei andere Mädchen mitgekommen, die wir bisher noch nicht kannten. Der Kuchen wird begeistert aufgenommen und ist in Windeseile aufgefuttert. Eigentlich hatte ich vor, Sarah den Rest einzupacken und mit nach Hause zu geben, aber da bleibt kein Rest übrig. Wir schenken unseren Freunden einige Lebensmittel und T-Shirts für die Mädchen. Zwischendurch kommt noch Matt mit seinem Motorboot vorbei. Er bringt einen großen Beutel Eiswürfel mit, allerdings sind diesmal auch etliche Bierflaschen darin. Falscher Zeitpunkt, um damit anzustoßen. Unsere Methodisten-Freunde sind strenge Alkohol-Gegner. Das Bier verschieben wir deswegen auf später, und Matt bekommt ein Stück Schokoladenkuchen. Wir sind mit 10 Personen auf der Walkabout. Es ist ein bisschen eng, aber ein total netter und lustiger Abend. Viel zu früh muss Thomas unsere Gäste zurück an Land bringen, weil die Kinder am nächsten Tag Schule haben und Sarah um 5.00 Uhr aufstehen muss.

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So langsam denken wir ans Abschied-Nehmen. Wir haben die Menschen hier sehr ins Herz geschlossen. Ich habe aber langsam genug vom Dorfleben und einheimischem Essen. Wir beschließen, morgen in der Frühe aufzubrechen und eventuell noch einmal herzukommen. Es gibt da noch eine kleine Wunschliste und einige Dinge, die wir in Lautoka einkaufen und beim nächsten Mal mitbringen möchten. An unserem letzten Tag wandern wir zwei Stunden am einsamen Strand entlang. Zurück suchen wir uns einen Weg durch Wald und Buschwerk. Dann machen wir die Abschiedsrunde durch das Dorf und bleiben dabei oft zum Plaudern stehen. Wahrscheinlich kennen uns inzwischen alle Leute, mit vielen Menschen hatten wir persönlichen Kontakt. Eine ältere Frau zeigt uns, wie die typischen Teppiche aus Streifen von Baumrinde geflochten werden. Eine andere Mutti am Wegesrand gibt uns frisch gebackenes Cassava-Brot zum Probieren. Zu Hause würde ich es nicht kaufen, aber hier finden wir es richtig gut. Sehr schmackhaft und etwas würziger als der Cassava im gekochten Zustand, wie er zu jeder Mahlzeit serviert wird. Wir hören noch mehrmals, dass wir doch einfach bleiben können. Es gibt 62 Häuschen im Dorf, aber nur ungefähr 40 Hütten sind dauerhaft bewohnt.
Wir bringen unserer Familie einige Sachen vorbei, die wir entbehren können. Marmelade, Haferflocken, Tütensuppen, Margarine, Backmischung, verschiedene Cremes und Schulsachen für die Kinder werden gerne angenommen. Habe noch ein paar T-Shirts ausgemustert, über die Sarah sich riesig freut. Für uns gibt es Eggfruit ( helle Auberginen) und Bele, grüne Blätter wie Spinat, als Geschenk.

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Abends veranstalten Sarah und Nix eine ganz besondere Abschieds-Mahlzeit für uns. In der Kochhütte lodert ein offenes Feuer in der Ecke. Im Inneren ist es sehr heiß und verqualmt, aber das fällt wohl nur uns auf. Heute wird der Fisch gegrillt und schmeckt ganz phantastisch. Dazu gibt es Brot vom Festland, das Beste, was wir bisher in Fidschi gegessen haben. Die Kinder beschmieren sich ihr Brot dick mit Margarine, tauchen es dann in ihr Getränk und essen diese Matsche so gierig, als sei es ein Hochgenuss. Sarah bereitet uns zum Abschluss der Mahlzeit einen dünnen Nescafé – eigentlich sollten sie den Kaffee für sich behalten, wir haben genug an Bord. Dazu werden trockene Kekse gereicht, noch eine Besonderheit, denn auch die gibt es nur an Festtagen. Wir werden am letzten Abend richtig verwöhnt, so gut das in diesen ärmlichen Verhältnissen möglich ist. Richtig gemütlich wird es in der guten Stube, in die Sarah mich mitnimmt, um mir ihre Abschiedsgeschenke zu überreichen. Unzählige Muscheln, kleine, große, auch ein paar seltenere Exemplare, sollen wir mitnehmen. Sehr lieb gemeint, aber eigentlich dürfen wir gar keine Muscheln nach Neuseeland einführen. Nils kann einige schöne Stücke mit nach Hause nehmen. Verpackt werden die Muscheln in einem von der Großmutter geflochtenen Körbchen. Dieses war die Kindergarten-Tasche der jüngsten Tochter, darüber freue ich mich am meisten. Das ist wirklich ein sehr persönliches Geschenk, so etwas kann man nicht im Laden kaufen. Wir werden bis zum Strand gebracht, wo wir uns dann schweren Herzens verabschieden müssen. Bei uns Frauen läuft das ein oder andere Tränchen. Selbst Nix, der sonst etwas langsam und nicht so emotional erscheint, kann kaum sprechen. Wir bekommen noch einen weiteren Kürbis zum Mitnehmen. Nun lagern schon vier Stück in unserer Bilge. Umarmung, Küsschen und das Versprechen, dass wir wiederkommen werden. Dann ist es geschafft – ab morgen segeln wir wieder zurück nach Süden und der Zivilisation entgegen.

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