Mittwoch, den 15. Mai verlassen wir die Walkabout für die nächsten 4 Monate. Unser schwimmendes Zuhause liegt sicher vertäut im kleinen Hafen von La Restinga auf der Kanareninsel El Hierro. Es wird mit zwei Ankern voraus, von einem erfahrenen Taucher unter Wasser mit dicken Steinen beschwert, und vier Landleinen nach achtern zur Hafenmauer wohl auch den stärksten Wind schadlos überstehen.
Wir fahren mit dem Bus über El Pinar, von dort aus in die Hauptstadt Valverde und mit einem weiteren Bus bis zum Haupthafen Puerto de la Estaca. Die Fähre der Naviera Armas bringt uns zwei Inseln weiter nach Los Cristianos auf Teneriffa. Bus bis zum Flughafen, von wo wir uns zu Fuß ein Stück entfernen, bis wir einen akzeptablen Zeltplatz für die Nacht gefunden haben.
Donnerstag heißt es um 5.00 Uhr aufstehen, zum Flughafen laufen und unsere beiden Rucksäcke mit schwarzen Müllsäcken und viel Klebeband zu einem 20-Kilo-Gepäckstück verzurren. Das spart uns 84,- Euro für ein weiteres Aufgabe-Gepäck. Die erste Maschine bringt uns nach Madrid, wo wir satte 8 Stunden Aufenthalt haben. Unbequem, aber dafür ist unsere Reise in die USA unschlagbar günstig. Am Flughafen Madrid werden gleich mehrmals unsere Visa überprüft. Ohne gültige Dokumente geht es nicht weiter. Insgesamt müssen wir an drei verschiedenen Stellen Rede und Antwort stehen. Wir werden nach dem Grund unserer Reise befragt, warum, wohin, wie lange, wo werden wir wohnen, wovon finanzieren wir einen so langen Aufenthalt …. Zum Glück haben wir einige Adressen von Freunden aus den USA im Handgepäck und können die Fragen alle zufriedenstellend beantworten. Gegen 22.00 Uhr betreten wir endlich wieder amerikanischen Boden und werden äußerst freundlich von den Grenz-Beamten empfangen. Die Einreise-Prozedur geht erstaunlich schnell vonstatten. Ohne viel Gehampel bekommen wir einen Stempel für 6 Monate Aufenthalt in den Reisepass. Keine weitere Gepäck-Kontrolle, sehr nett und mit vielen guten Wünschen werden wir ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten entlassen. Wir fühlen uns – mal wieder – sehr willkommen. Am Flughafen müssen wir die Linie SL1 der MBTA Silver Line finden, mit der wir innerhalb einer Viertelstunde zur South Station in Boston kommen. Von dort aus haben wir einen Greyhound-Bus gebucht. Abfahrt sollte um Mitternacht sein, mit über einer Stunde Verspätung fahren wir ab. Aber egal, denn wir haben noch einen weiteren Umstieg in White River Junction, eigentlich geplant von 2.00 Uhr bis 4.00 Uhr. So ist die nächtliche Wartezeit angenehm verkürzt, es geht fast ohne Aufenthalt weiter.
Bei unserer Ankunft am Freitag in Hanover, New Hampshire, regnet es heftig. Wir laufen eine Weile durch den verlassenen Ort, checken die Öffnungszeiten der Cafés und haben Glück, dass tatsächlich eines schon um 6.00 Uhr seine Türen aufmacht. Kalt und nass nach einer Stunde Herumlaufens im Regen gönnen wir uns erstmal ein üppiges Frühstück.
Um 8.30 Uhr stehen wir bereits am Schalter im Post Office und warten gespannt, ob unsere postlagernden Sendungen eingetroffen sind. Thomas hat sich neue Schuhe bestellt, außerdem sind unsere Unterlagen für die Briefwahl angekommen. Sehr gut ! Vier dicke Umschläge, viel Papierkram, ellenlange Wahlzettel müssen ausgefüllt werden, dann gehen unsere Wahl-Briefe direkt wieder auf die Reise nach Deutschland. Außerdem schicken wir ein Päckchen an uns selber adressiert voraus bis zum Ende des Appalachian Trails. Darin enthalten sind etwas Wechsel-Wäsche, ein paar Ersatz-Artikel sowie die Planungs-Unterlagen und Karten, die wir für den CDT benötigen. Die Bücherei in Hanover ist bekannt für ihre Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit den Hikern gegenüber. Hier haben wir bereits viele Stunden verbracht und uns immer sehr wohl gefühlt. Das Beste ist, dass sich die netten Mitarbeiter sogar an uns erinnern. Ganz erstaunlich, denn zusammen waren wir 2012 hier, ich alleine noch mehrmals in 2014, das ist immerhin schon ein paar Jährchen her. Friseur-Besuch ohne Termin, Lust zum Warten hätte ich sowieso nicht gehabt. Hier erfahre ich nebenbei die aktuelle Wetter-Vorhersage. Gewitter soll es geben, und es wird in den nächsten Tagen deutlich wärmer. Gut, dann kann der Schnee in den Bergen noch ein bisschen wegschmelzen. Ich werde vor Zecken gewarnt, die wohl in diesem Jahr besonders stark vertreten sind. Einkauf für die nächsten 4 Tage. Vor dem Co OP essen wir ein gebratenes Hähnchen mit den Fingern, zum Nachtisch gibt es einen großen Eisbecher unserer Lieblingsmarke Ben & Jerrys. Beides ist unsere bevorzugte Nahrung beim Stadt-Aufenthalt, wir fühlen uns schon wieder wie richtige Hiker. Jetzt kann das Abnehmen beginnen. Beim Outfitter müssen wir noch eine Gas-Kartusche besorgen, denn die durfte nicht ins Flug-Gepäck. Fertig ! Wir scharren mit den Hufen, möchten nicht länger warten und starten noch am selben Nachmittag. Ab in den Wald, endlich wieder auf dem Appalachian Trail.