Die letzten beiden Tage hatten wir 25-30 Knoten Wind in der Marina. Seit heute Nacht ist es unheimlich ruhig. Erleichtert natürlich das Rangieren aus der engen Box, denn zwischen den Fingerstegen ist kaum Raum zum Wenden. Rückwärts Herausfahren in das enge Marina-Becken klappt super, wir haben uns gestern unnötige Gedanken dazu gemacht. 🙂 Gemütliches Segeln mit 3,5 Knoten an der Ostseite der Insel herunter bis zur Meerenge Estrecho de Lage Bocayna. Zwischen der Südspitze Lanzarotes und dem Nordzipfel von Fuerteventura wird der Wind durch die Düsenwirkung konzentriert und kommt deutlich stärker aus Nord-Ost. Walkabout läuft jetzt schneller und genau auf Kurs 350° Richtung Teneriffa.
Meeresleuchten – wir ziehen einen breiten Schweif aus Glitzer im Kielwasser hinter uns her. 🙂 Aber es geht nur noch langsam vorwärts. Eindeutig zu wenig Wind. Alle Versuche mit verschiedenen Segel-Kombinationen bringen nicht viel. Thomas bekommt während seiner Nachtwache Besuch von Delfinen. Zunächst hört er nur ihr leises Pfeifen, dann sieht er dank Meeresleuchten etwa 10 dieser schlanken Tiere wie leuchtende Streifen neben dem Boot schwimmen.
Als ich zu meiner Morgenwache aufstehe, da ist es bereits hell. Sonnenaufgang ist jetzt schon um 7.50 Uhr. So langsam wie wir heute sind, werden wir nicht bei Tageslicht ankommen. Im Morgengrauen sehen wir immer noch die Silhouette von Fuerteventura achteraus. Egal, dann hängen wir eben eine zweite Nacht dran. So können wir uns auch richtig Zeit lassen und den schönen Tag genießen.
Kaum Wind, langezogene Atlantik-Dünung, Sonne und tiefblauer Ozean. 🙂
Schildkröten-Alarm am Mittag ! Von Weitem sehen wir ein kreisrundes Etwas auf dem Wasser treiben und halten darauf zu. Es ist eine braun-gefleckte Schildkröte von ca. 80 Zentimeter Durchmesser, die ganz gemächlich an uns vorbeizieht. Wir drehen mehrere Kreise, um sie von allen Seiten genau zu betrachten. Dabei haben wir nicht bedacht, dass wir links und rechts am Heck Angelleinen hinterher schleppen. Durch unser Herumgekurve haben wir uns selbst geangelt. Im ersten Moment freuen wir uns, dass wir einen dicken Fisch dran haben. Nein, kein Fisch, leider sind nur die beiden Leinen ineinander verhakt. Dann gibt es eben Rührei. 😉
Die dichte Wolkendecke an backbord voraus ist ein sicheres Anzeichen für Land. Dort liegt Gran Canaria in 30 Seemeilen Entfernung, aber erstaunlich gut erkennbar.
Delfin-Alarm den ganzen Nachmittag ! Unglaublich, was hier um uns herum im Wasser tobt. Zunächst sehen wir nur einige Flecken von aufgewühltem Wasser in der Ferne. Natürlich weichen wir vom Kurs ab, um uns dieses Phänomen näher anzusehen. Beim Näherkommen werden unzählige dunkle Flossen sichtbar. Es sind gleich mehrere Delfinschulen um uns herum. Wir sind umzingelt, zu allen Seiten brodelt und schäumt es. Die Delfine schwimmen schnell und aufgeregt, sie sind eindeutig auf der Jagd. Dabei bleiben sie immer in Gruppen zu etwa 20 Stück zusammen. Sie sind relativ klein, haben eine dunkelgraue Oberseite mit Flecken, die Unterseite ist hellgrau. Ein weiteres Dutzend nähert sich, nachdem die Veranstaltung schon fast zu Ende schien. Diese zeigen jetzt eindeutig mehr Interesse für die Walkabout. Etwa eine Stunde lang spielen und springen die Delfine vor unserem Bug, drehen ihre Pirouetten, tauchen ab und schießen wieder auf uns zu. Wir können gar nicht genug bekommen von diesem Schauspiel. 🙂
Die Fernsicht heute ist unheimlich gut. Teneriffa ist noch ganze 50 Seemeilen entfernt, aber schon um 16.00 Uhr sind bereits die Konturen des Anaga-Gebirges an der Nordspitze erkennbar. Auch der höchste Berg Teneriffas ist bereits aus dieser Distanz deutlich auszumachen. Der Kegel des Teide ragt deutlich sichtbar aus den Wolken hervor.
Was für ein toller Tag ! Super Wetter, spannende Tier-Begegnungen und dazu noch diese phantastische Weitsicht. Unsere Bummelei hat sich auf jeden Fall gelohnt. 🙂
Santa Cruz de Tenerife möchten wir nicht im Dunkekn anlaufen, weil draußen vor dem Hafen immer einige große Dampfer auf Reede liegen. Auf dem Weg dorthin, nur knapp 10 Seemeilen vor dem Hafen, befindet sich die Bucht von Antequera. Diese Ecke kennen wir bereits seit fast 20 Jahren, eine Wanderung zu diesem einsamen Strand gehörte in jedem Teneriffa-Urlaub unbedingt dazu. Die Annäherung bei Nacht ist atemberaubend schön. Millionen von Lichtern säumen die Küstenlinie, die Hauptstadt Santa Cruz ist hell erleuchtet. Umso schwärzer ist die Ankerbucht, auf die wir nun zufahren. Am Ufer sieht man absolut nichts, nur die dunklen Umrisse der Berge lassen sich erahnen. Schon mehr als ein Dutzend mal haben wir haben wir am Playa de Antequera gezeltet. Immer haben wir uns dabei vorgestellt, wie es wohl wäre, mit dem eigenen Boot hierhin zu kommen. In 2011 war es endlich soweit, dass der Anker in „unserer“ Bucht fällt. Wegen der Böen und Fallwinde war es allerdings eine sehr unruhige Nacht, wir mussten damals mehrmals aufstehen wegen Ankeralarm. Theorie und Praxis 2011 ….. 😉 Auch bei unserer zweiten Runde lassen wir um 1.00 Uhr in der Nacht den Anker vor dem Strand von Antequera fallen. 10 Meter Wassertiefe, 55 Meter Kette. Kaum Wind, aber trotzdem nicht besonders entspannt, weil ordentlich Schwell in die Bucht steht und das Boot schaukeln lässt. War klar – die Kanaren sind zum Ankern nicht besonders gut geeignet. 6 Stunden schlechter Schlaf, aber besser als nichts. Schon früh werden wir geweckt, weil ein Rettungs-Hubschrauber enge Kreise entlang der Klippen zieht. Dicht über uns dreht er ab und verschwindet vorerst, nur um danach noch zweimal wiederzukommen und seine Runde zu drehen. Dann nähert sich ein Rettungsboot und fährt am Strand das Ufer ab. An Land sind einige Gestalten zu erkennen. Zu dieser Uhrzeit können das eigentlich noch keine Wanderer sein, denn der Weg durch die Berge dauert mindestens 3 Stunden. Eine Such-Aktion für vermisste Urlauber ? Vielleicht handelt es sich auch nur um eine Übung. Die Morgensonne taucht die Berge in ein goldenes Licht. Ein toller Anblick, den wir aus dieser Perspektive vorher noch nicht gesehen haben.
Wir haben nur noch gut 2 Stunden bis zur Marina Santa Cruz. Dort ist es teurer als in Arrecife, es gibt nicht so schöne Sanitäranlagen, aber unverschämt hohe Extra-Gebühren für die Nutzung des Internets. Dafür ist unser Platz direkt an der City gelegen. Wir buchen gleich für einen Monat, wovon wir vermutlich die Hälfte der Zeit in Deutschland verbringen werden.