Wir segeln und wandern durch die Welt

Lanzarote bis 24.01.2019

Sonntag haben wir immer noch kabbelige Wellen und viel Wind aus der falschen Richtung. Auflandig – nicht gut. Da suchen wir doch lieber das Weite. Aufholen des Ankers samt 50 Meter Kette dauert seine Zeit, aber klappt besser als erwartet. Eingespieltes Team. 🙂 Wir verlassen unseren Ankerplatz bei La Graciosa um 14.30 Uhr in Richtung Westen und motoren entlang der unwirtlichen Steilküste von Lanzarote. Die elektronische Seekarte zeigt nur eine einzige Bucht, die so halbwegs zum Ankern geeignet sein könnte. Es ist mühsam. Mit jeder weiteren Seemeile erwarten wir, dass wir endlich in den Schutz der Insel Lanzarote kommen – aber Pustekuchen. Auf der Backbord-Seite ragen einige dicke Felsen aus dem Wasser. Das sind die „Los Bajos“, an denen die Gischt meterhoch spritzt. Ein Strand kommt in Sicht, die Wellen brechen. Schon von Weitem sehen wir eine lange Reihe von Wohnmobilen an der Küstenstraße parken. Playa de Famara scheint ein Surfer-Mekka zu sein. Tolle Brandung, jedoch bestimmt nicht der richtige Ort, um mit dem Dingi zu paddeln. Vor uns liegt der kleine Ort La Caleta de Famara, wir möchten aber gar nicht an Land. Sieht wenig gemütlich aus. Es ist kaum vorstellbar, dass wir hier die Nacht verbringen werden. Vielleicht sollten wir lieber doch gleich durchsegeln bis Gran Canaria oder Teneriffa ? Gegen die aufgewühlte See brauchen wir volle 3 Stunden für knapp 7 Seemeilen. Unsere Seekarte bezeichnet den Ankergrund mit „Stein“. Was für Stein ? Runde Felsen, glatte Platten oder einfach nur Geröll ? Wir versuchen es. Schlechter Halt – war klar. Der Anker slippt im ersten Versuch, aber wir haben bei jetzt ablandigem Wind viel Platz nach hinten. Soll er doch rutschen …. Immer wieder Rückwärts-Gang, bis der Anker dann doch packt. Wir liegen auf 9 Meter Wassertiefe mit Raum nach allen Seiten. Thomas lässt 70 Meter Kette ausrauschen. Das sollte bei allen Bedingungen reichen, damit wir gut schlafen können.

Ruhige Nacht. Der Blick nach draußen zeigt blauen Himmel, blaues Meer und wenig Wellen. Auch die Vorhersage ist günstig, der Wind soll bald wieder auf Nord-Ost drehen. Wir haben noch nicht genug von La Graciosa. Die 70 Meter Kette sind mit Muskelkraft so schnell aufgeholt, dass ich es gar nicht richtig mitkriege. Ich wundere mich nur, dass Thomas plötzlich das Segel dichtholt und wir schon Fahrt aufnehmen. 😉 Gegen Mittag geht es los, wir verholen zurück in unsere Ankerbucht an der Playa Francesa.
Thomas bastelt Tauwerk-Schäkel. Die sehen inzwischen so gut aus, dass wir sie verkaufen könnten. Die Steuerung wird gewartet, gefettet, die Ketten strammer eingestellt. An der Genua ist das Liektau vom Achterliek kaputt, es muss auf etwa einem Meter Länge wieder festgenäht werden.

Wir starten am Mittwoch mit frisch geputzten Fensterscheiben und sauberer Solar-Paneele. Ein kleiner Zwischenfall verzögert unsere Abreise. Hut über Bord. 😉 Bei einer Wassertemperatur von 19° wird nicht lange gezögert, Thomas springt über Bord und rettet seinen Hut. Wunderschöner Segeltag ! 🙂 Wir möchten eigentlich gar nicht aufhören …. Unser Ziel Arrecife ist viel zu schnell erreicht. Schon nach 6 Stunden sind die Leinen fest am Steg der Marina. Dabei hatten wir uns extra den Wecker gestellt und mit einem vollen Segeltag gerechnet. Die Distanz von 28 Seemeilen in direkter Linie haben wir heute ausnahmsweise schnell zurückgelegt. Der Wind hat einfach prima gepasst.

Leichte Einfahrt in die Marina Lanzarote bei sehr guter Sicht und wenig Schiffsverkehr. Nur ein schnelles Motorboot fährt vor uns in den Hafen, außerdem ein ortskundiger Segler, den wir gerne vorlassen, während wir uns noch orientieren. Sehr, sehr freundlicher Empfang ! Wir wundern uns etwas über die vielen Formulare, die wir ausfüllen müssen. Offizielles Einklarieren mit einigen Seiten Papierkram für die Hafenpolizei und das Marina-Büro. Sowohl in Cherbourg als auch in Roscoff wurden wir nicht nach den Schiffspapieren gefragt, die wollten noch nicht einmal unsere Ausweise sehen. Die Kanarischen Inseln gehören politisch zu Spanien, immerhin befinden wir uns hier in der EU. Nun denn, dieses Frage- und Antwort-Spiel kennen wir ja bereits. Der Preis ist heiß – eine komplizierte Rechnung aus Länge mal Breite multipliziert mit 0,38 Cent plus Lighthouse Tax lässt uns mit der Walkabout auf knapp 18,- Euro pro Tag kommen. Dafür ist die Marina richtig schick, das Stadtzentrum nur 10 Minuten Fußweg entfernt. Top ! 🙂 Hier bleiben wir ein paar Tage.

Arrecife ist die Hauptstadt von Lanzarote, mit 60.000 Einwohnern ein starker Kontrast zum 700-Seelen-Dorf auf La Graciosa. Die schöne Altstadt mit ihren verwinkelten Gassen lädt zum Bummeln ein. Cafés und Restaurants entlang einer idyllischen Lagune haben Tische und Stühle draußen stehen. Es gibt kleine Holzbrücken für die Fußgänger zum Überqueren. Spazierengehen in den Parkanlagen mit Palmen und blühenden Hecken sowie das lebhafte Treiben auf den Plätzen machen Urlaubsstimmung. Südliches Flair und milde Temperaturen – ganz anders als noch vor einem Monat in Frankreich.

Freitag gibt es dann doch die ersten Regentropfen seit Roscoff, aber es ist warmer Regen. Und sehr viel Wind, das war vorhergesagt und der Grund dafür, dass wir Schutz in einer Marina gesucht haben. Wir möchten gerne wandern, während das Boot sicher und fest am Steg liegt. So richtig gut funktioniert das nicht, mit den öffentlichen Bussen an die entlegenen Ausgangspunkte zu kommen. Wir mieten uns ein kleines Auto für zwei Tage, mit dem wir in unserem eigenen Tempo auf Erkundungstour gehen. Zunächst fahren wir hinunter in den Süden. Dort liegt der Ort Playa Blanca, an dem es tatsächlich weißen Sandstrand gibt. Untypisch, denn Lanzarote ist eine Insel vulkanischen Ursprungs. Logisch, dass Playa Blanca wegen dieser Besonderheit ein Anziehungspunkt für sonnenhungrige Urlauber ist. Alles sehr touristisch erschlossen, schick hergerichtet, irgendwie wirkt der ganze Ort künstlich. Uns gefällt es nicht. Spaziergang entlang der Promenade zur Marina Rubicón. Dasselbe Bild, schicki-micki, sieht teuer aus, nichts für uns.
An der äußersten Südspitze von Lanzarote steht der Leuchtturm Faro Pechiguera. Ein toller Platz für unser Frühstück auf den Klippen mit Blick auf den aufgewühlten Atlantik. Weiße Schaumkronen tanzen auf dem Wasser. Kräftiger Wind, bestimmt nicht gemütlich zum Segeln. Reichlich Sonne und aerosolhaltige Luft in der Pause.

Danach machen wir einen Abstecher zu den Salz-Salinen an der Westküste. Das ist eine Salzgewinnungs-Anlage, bestehend aus etwa einem Dutzend terrassenförmig angelegter Rechtecke. Die Salinas de Janubio befinden sich etwas außerhalb vom Fischerdorf El Golfo und sind durch eine Landzunge vom offenen Meer getrennt. Bei Sonneneinstrahlung schimmern die Becken in faszinierenden Farbtönen. Die verschiedenen Farben entstehen vermutlich durch die unterschiedliche Trocknungs-Dauer. Von oben sieht es aus wie ein buntes Schachbrett-Muster.

Ebenfalls auf dem Weg liegen die Höhlen Los Hervideros, die durch Erosion an der südlichen Lavaküste entstanden sind. Hier brechen die heranrollenden Wellen an den Felsbögen und sorgen bei stürmischem Wetter für ein wildes Szenario. Heute präsentieren sich die Klippen mit ihren ausgewaschenen Höhlen eher zahm.

El Golfo sollte man sich ansehen, so steht es zumindest in unserer Karte der Touristen-Info. Nur ein kurzer Umweg über eine kleine Nebenstraße, aber der kleine Ort ist dermaßen überlaufen, dass wir sofort wieder umkehren. Da möchten wir uns nicht einreihen, dann verbringen wir unsere Zeit doch lieber im Nationalpark. Auf dem Weg dorthin kommen wir an einer Kamel-Station vorbei. Etwa 20 Kamele liegen brav im schwarzen Lava-Sand und warten gesattelt auf zahlende Gäste. Das Besucherzentrum hat bereits geschlossen, wir werden es morgen noch einmal versuchen. Bei der Einfahrt zum Nationalpark Timanfaya steht ein Kassenhäuschen. Kostet 8,- Euro pro Person, der Preis ist völlig okay. Man darf selber nur 2 Kilometer hineinfahren, dann wird in einen Bus umgestiegen. Ein überaus geschickter Fahrer bugsiert unseren Bus über schmale Wege, durch enge Kurven, vorbei an steilen Kanten, dass einem schwindelig werden könnte. Wir sind als Letzte eingestiegen und haben Plätze in der 1. Reihe links und rechts direkt hinter dem Fahrer. Freie Aussicht auf die Feuerberge – Montañas del Fuego. Man kann die einzigartige Landschaft genießen, ohne selber auf die Straße achten zu müssen. Dazu bekommen wir in drei Sprachen interessante Informationen zur Geschichte der Insel und zur Entstehung dieser Landschaft. Touristen-Programm für Natur-Liebhaber, absolut lohnenswert, denn auf eigene Faust wäre uns die Besichtigung dieses Gebietes nicht möglich gewesen.
Zum Abschluss des Tages fahren wir hinauf an die Nordspitze Lanzarotes. Auf 475 Meter Höhe ist der Mirador del Rio wohl der beliebteste Aussichtspunkt der Insel. Von der Steilküste des Famara-Massivs hat man einen spektakulären Panoramablick auf die Meerenge Estrecho del Rio und die Insel La Graciosa. Wir können sogar 3 Segelboote an „unserem“ Ankerplatz erkennen.

Den nächsten Tag nutzen wir die Mobilität unseres Wagens, um ins Inselinnere zu gelangen. La Caldera de Montaña Blanca ist das Ziel, eine mehrstündige Vulkan-Wanderung. Die Wegbeschreibung aus dem Internet besagt, dass diese Tour an der Kirche Ermita de Los Dolores in Mancha Blanca beginnt. Es gibt einen Parkplatz, von dem aus Pfähle mit Markierungen losgehen. Also starten wir mal …. laufen über die Dörfer und Felder. Neben dem Wirtschaftszweig Tourismus gibt es auf Lanzarote etwas Landwirtschaft, in der Hauptsache wird Wein angebaut. In einigen Gebieten werden Ziegen gehalten, aus deren Milch Ziegenkäse in diversen Variationen traditionell hergestellt wird. Auch hier sind alle Häuser flach gehalten und weiß gestrichen. Auf La Graciosa waren die Türen und Fensterläden satt blau gemalt, im Gegensatz dazu werden hier diese Akzente in dunkelgrün gesetzt. Das gibt ein schön einheitliches Bild, egal, durch welches Dorf man fährt. Ob das etwas zu bedeuten hat ? Und ob die beiden benachbarten Inseln sich abgesprochen haben ? Es liegen mehrere Berge und Vulkane um uns herum. Tja, welcher ist das wohl ? Nach einer Stunde merken wir, dass wir falsch gegangen sind, eine Ehrenrunde zurück zum Auto. Hätten ein Stück weiter der Hauptstraße folgen müssen, dort ist der Startpunkt unserer Tour deutlich zu erkennen. Macht ja nichts, der Tag ist noch jung, und wir sind gerade erst eingelaufen. Eine schöne Wanderung, die zunächst durch ein endlos erscheinendes schwarzes Lava-Feld führt. Dann beginnt ein gemäßigter Aufstieg über griffige Felsen bis hinauf zum Kraterrand. Der Blick in den Kessel ist einzigartig.

Ordentlich windig ist es hier oben. Dafür sind bei bedecktem Himmel und gelegentlichem Nieselregen angenehm wenig Leute unterwegs.
Nach 5 Stunden zu Fuß schaffen wir es heute rechtzeitig zurück auf die Straße, um noch eine Stunde im Besucherzentrum zu verbringen. Mit Bildern, Plakaten und Filmen wird die Entstehung dieser Vulkan-Landschaft anschaulich erklärt und gezeigt. Den Abschluss bildet die Vorführung eines imaginären Vulkan-Ausbruchs im Keller des Museums.
Caleta de Famara schauen wir uns auch noch kurz an, das ist der Surfer-Ort, vor dem wir letztens geankert haben. Vom Boot aus haben wir eine schmale Spur entlang der Steilküste entdeckt. Da möchten wir unbedingt in den nächsten Tagen wandern, deswegen nutzen wir das Auto und suchen den Einstieg zu unserer nächsten Tour.

Die Waden zwicken. Das gibt’s doch nicht ! Longtrails von insgesamt 13000 Kilometer Länge gelaufen, und nun habe ich nach einer Halbtages-Wanderung Muskelkater in den Beinen. Unglaublich – wir Segler sind wirklich nicht an solche körperliche Bewegung gewöhnt. 😉 Das kann ja heiter werden im Sommer auf dem CDT. Wir haben noch ungefähr 1000 Kilometer nachzuholen, Start vor dem Yellowstone Nationalpark und dann von Süden nach Norden durch ganz Montana bis Kanada. In den Nationalparks darf man nicht einfach irgendwo unterwegs zelten, sondern muss vorher reservieren und bekommt seinen Platz fest zugeteilt. Ein Problem auf unserer ersten Etappe wird deswegen eine Tagesdistanz von 27 Meilen sein, das sind 43,5 Kilometer.
Mit dem Linienbus fahren wir bis nach Caleta de Famara. Von dort aus laufen wir den langen Sandstrand der Surfer und Kiter bis zum Ende, wo wir einen Pfad hinauf in die Berge nehmen. Eine Abzweigung nach links führt geradewegs in die Flanke der Steilwand. Endlich kommen auch unsere Stöcker mal wieder zum Einsatz. Die Passage ist besser als erwartet, aber nach etwa einer Stunde wagen wir uns nicht weiter. Ein Abbruch versperrt den Weg. Man könnte es schon auf die andere Seite schaffen, wenn der Erdrutsch auf einem Trail wäre, den man von Anfang bis Ende durchlaufen möchte. Aber freiwillig und ohne Not wollen wir da nicht weiter. Man müsste den steilen Abhang hinunterklettern und auf der anderen Seite durch loses Geröll wieder hinauf, um zurück auf den Pfad zu gelangen. Nach kurzer Überlegung kehren wir um, zurück nach Caleta de Famara. Dort beginnt eine andere Wanderung, die ebenfalls recht lang ist. Aufwärts geht es, wir schrauben uns immer weiter bergauf durch die Flanken der Berge. Gut, dass es nicht so heiß ist. Es gibt trotzdem Sonnenbrand auf der Nase, weil wir aufgrund der Wettervorhersage die Sonnenmilch aus dem Rucksack genommen haben. Nicht viel los auf dieser Route. Oben angekommen bietet sich uns ein toller Ausblick auf die Küstenlinie.

Ganz unten und winzig klein liegt das Dorf Caleta de Famara, von wo wir am Morgen gestartet sind. Noch ein Stückchen weiter erreichen wir den Aussichtspunkt Peñas del Chache im Norden von Haría. Hoch oben auf einem Hügel thront das Observatorium auf 670 Höhenmetern, welches wir bereits auf unserer Autotour von der Straße aus gesehen haben. Nun sind wir da, eigentlich eher zufällig. Schön. 🙂 Es ist der höchste Referenzpunkt der Insel Lanzarote und berühmt dafür, von dort aus geschützt vor jeglicher Lichtverschmutzung den Sternenhimmel beobachten zu können.

So langsam sollten wir uns Gedanken über den Heimweg machen. Thomas findet im Internet einen Bus, der um 16.30 Uhr ab Los Valles fahren soll. Entfernung 6,5 Kilometer, 1 Stunde und 20 Minuten Zeit. Das schaffen wir, laufen also stramm los. In einiger Entfernung liegen mehrere kleine Dörfer, alles Flachbauten, die Häuser weiß angestrichen. Die sehen alle gleich aus, keine Ahnung, wo Los Valles liegt. Nach einer Stunde zügigen Wandern merken wir, dass sich die Distanz zu unserem Ziel verlängert hat. Das GPS führt uns in die Irre …. Google Maps lügt nicht. Nein – wir haben uns verlaufen. Anscheinend haben wir bei unserem schnellen Marsch einen Abzweiger verpasst. Sowas passiert uns öfter. Immerhin kommt schon bald ein Wegweiser. Es sind demnach noch 2,5 Kilometer bis nach Teguise. Da wollten wir zwar nicht hin, aber es ist ein etwas größerer Ort. Von da werden wir eine Bus-Anbindung nach Arrecife bekommen. Und richtig, wir müssen nur 45 Minuten in Teguise warten. Im Bus merken wir, dass die Beine schwer sind. War ein langer Tag, geschätzte 25 Kilometer gelaufen, ganz schön viel für Seglerbeine, die nicht mehr im Training sind.

Muskelkater in den Waden, im Po und nun auch noch in den Oberarmen vom Stöcker-Schwingen. Aber unser Ehrgeiz ist geweckt, wir geben nicht auf. Der neue Plan ist, die Steilwand von der anderen Seite zu bezwingen. Dafür fahren wir eine Stunde mit dem Bus nach Máguez. Endstation – weiter geht es nicht. Von da aus sind es noch 4 Kilometer zu Fuß bis ins Dorf Ye, von wo aus es eine Route geben soll. Wir finden den Startpunkt auf Anhieb. Es folgt ein steiler Abstieg in Serpentinen auf einem gut erkennbaren Pfad bis auf Meeresniveau.

Von da aus steigen wir wieder auf, geschätzte 300 Höhenmeter, und bleiben dann während der gesamten Traverse etwa auf dieser Höhe. Der Weg ist einfach. Eine klare Spur führt an der Steilwand entlang, links die Klippen und rechts von uns das Meer. Unterbrochen wird der Pfad manchmal durch tiefe Rinnen mit Geröll, Abbrüche aus vergangenen Tagen. Die Steinschlag-Lektion haben wir bereits vorgestern wiederholt. Was tun wir, wenn ….. Alles klar. Insgesamt nicht weiter schwierig, ein bisschen klettern, ein bisschen balancieren. Während der ersten Hälfte unserer Tour sehen wir La Graciosa neben uns liegen. Zum Greifen nah, die Distanz etwa so wie Ostende Norderney bis nach Baltrum.

Der Weg ist nicht wirklich schön – eine Steinwüste. Nichts los hier. Wir treffen keinen einzigen Menschen. Über uns kreisen Dutzende von Seevögel, die anscheinend in den Klippen nisten. Diese Route wird sicherlich kaum begangen, denn der Pfad scheint früher einmal breiter gewesen zu sein, ist aber inzwischen an vielen Stellen mit großen und kleinen Steinen zugeschüttet. In der Sonne leuchtet ein roter Schrotthaufen, der sich aus der Nähe als rostiges Auto entpuppt. Jemand hat wohl seinen ausgedienten Kleinwagen einfach über die Kante der Klippe entsorgt.

Denselben Verdacht haben wir, als wir am Kadaver eines großen Hundes vorbeikommen. Der ist sicher auch nicht alleine in diese unwirtliche Gegend gelaufen und an einem plötzlichen Herzschlag gestorben. Schweinerei. 🙁
Dafür freuen wir uns umso mehr an einer einzelnen Palme, die haarscharf an der Kante wächst und eigentlich nicht hierhin gehört. Um die Pflanzung herum wurde eine niedrige Mauer aus runden Steinen gebaut. Ein etwa 1 Meter hoher Zaun aus rostigem Draht schützt die junge Palme zusätzlich vor Wind und Tieren. Da hat sich ein netter Mensch viel Mühe gegeben und ein Drahtgitter hergetragen. Eigentlich müsste man in 10 Jahren noch einmal wiederkommen, um zu sehen, was aus dem zarten Pflänzchen geworden ist.

Der Weg zieht sich …. Nach jeder Biegung folgt eine weitere Einbuchtung, die wir ablaufen müssen. Dann kommt die Stelle, an der wir vorgestern umgedreht sind. Von dieser Seite bietet sich eine ganz andere Perspektive. Abwärts durch’s Geröll ist kein Problem. Der Aufstieg aus der Rinne auf der anderen Seite gestaltet sich ebenfalls einfach. Dort gibt es dicke Steine in angenehmem Abstand zum Klettern, dazu einige Felsnasen, an denen man sich festhalten kann. So herum funktioniert es wunderbar. Ich bin sehr froh, dass wir nicht wieder umkehren müssen. Das würde nämlich bedeuten, die 10 Kilometer Traverse zurück durch die Steilwand und dann noch knapp 5 Kilometer Straße bis nach Máguez. So ist es viel besser. 🙂

Die nächste Stunde wird der Weg immer breiter, dann geht es nur noch einfach bergab und die restlichen 2 Kilometer am Strand entlang bis nach Caleta de Famara. Noch 90 Minuten, bis der nächste ( und letzte ) Bus fährt. Wir versuchen, in den nächstgrößeren Ort zu trampen und halten den Daumen raus. Schon nach 10 Minuten hält ein Auto. Glück gehabt ! 🙂 Die beiden Frauen nehmen uns bis zum Ortseingang Arrecife mit, von da aus ist es nur noch eine halbe Stunde durch die Stadt bis zur Marina.
Heutige Strecke etwa 20 Kilometer. Muskelkater ist fertig – dafür tun jetzt die Füße weh.

Ausruhen können wir uns auf See. Es geht weiter mit einem 2-Tage-Törn nach Teneriffa. In der Hauptstadt Santa Cruz werden wir eine Weile bleiben, weil wir lieben Besuch erwarten.

Ein Kommentar zu “Lanzarote bis 24.01.2019

  1. Steinfisch

    Danke für die Fotos und die Wanderung auf Lanzarote!
    Der Blick in den Krater ist besonders beeindruckend.
    Könnte ich die Fotos irgendwo vergrößert ansehen?

    Eine gute Zeit mit Eurem Besuch auf Teneriffa!

    Liebe Grüße! Ingrid