In der Wind-Vorhersage für Montag und Dienstag ist die Rede von 30 Knoten und mehr aus Nord-Ost. Windstärke 7 sollte eigentlich kein Problem sein für unser Boot, aber das muss man sich ja nicht freiwillig aussuchen. Hier gibt es Gezeiten, Untiefen, Strömungswellen und viel Schiffsverkehr, all diese Faktoren, die das Segeln in der Nordsee so anspruchsvoll machen. Da können wir gut drauf verzichten. Schließlich sind wir jetzt so spät im Jahr gestartet, dass es völlig egal ist, wann wir auf den Kanaren ankommen. In der Marina von Ijmuiden hat man uns für einen Tag 29,- Euro abgeknöpft. Zu teuer für einen Hafen, der beinahe schon im Winterschlaf ist und nur schlechte Sanitäranlagen bietet. Wir beschließen, auf der Stehende-Mast-Route über die Kanäle das holländische Binnenland zu erkunden. Kartenmaterial und Wasserstraßen-Atlas sind an Bord. Thomas meldet die Walkabout über Funk bei der ersten Schleuse „Ijmuiden Lock“ an. Zusammen mit drei größeren Schiffen werden wir sanft abgelassen, es geht ganz langsam bergab. Kein Problem, die Sache macht Spaß. 🙂 Unter Motor tuckern wir ostwärts ins Landesinnere und bekommen einen ersten Eindruck von den Niederlanden. Leider keine frische Landluft, sondern sehr viel Industrie und Abgase. 🙁 Ich übe das Steuern mit dem Rad aus dem Deckshaus heraus. Die Sicht könnte besser sein. Unser neues Funkgerät läuft auf Kanal 16 mit, der Stromverbrauch ist erfreulich gering. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit machen wir im Yachthafen Kokernoot kurz vor Amsterdam fest. Hier dürfen wir die Nacht für angenehme 11,- Euro bleiben, da wir keine Dusche und keine Elektrizität wünschen. Draußen heult und pfeift der Wind im Rigg, drinnen im Salon bullert der Refleks-Ofen vor sich hin. Wir machen es uns gemütlich und genießen den frühen Feierabend.
Niemand stört die Ruhe, 12 Stunden Schlaf. Ich liebe unseren neuen Gas-Fernschalter. 🙂 Nun muss man nicht mehr bei Wind und Wetter nach draußen, um das Gas an der Flasche auf- oder abzustellen. Ich mag es nämlich gar nicht, bereits vor dem ersten Kaffee nass zu werden. Nun wird einfach nur das Knöpfchen über dem Herd gedrückt, Gas ist an, Wasser wird heiß. Kleine Ursache, große Wirkung. Prima ! 🙂 Der Wind hat weiter zugenommen, der Himmel präsentiert sich grau und trübe. Abwarten und Tee trinken …. Es gibt Bratkartoffeln und Pfannkuchen zum Frühstück. Zeit haben wir genug. Der Windbagger – Marke Eigenbau vom Vorbesitzer – läuft und produziert Strom ohne Ende. Dank unseres neu installierten Schallkörper-Dämpfers in einer erträglichen Lautstärke, also durchaus praktikabel. Walkabout zerrt und ruckelt an den Leinen. Wir sind sicher am Steg festgemacht, trotzdem schaukelt das Boot. Wie gut, dass wir nicht auf See sind. Ein bisschen die Beine vertreten, danach die Polar-Hausschuhe an, Wolldecke über die Beine und lesen. Urlaub auf dem Boot. 🙂 Ein bisschen „gearbeitet“ wird dann doch noch am Nachmittag : Thomas schraubt in einer ruhigen Phase am Rigg herum. Außerdem planen wir gemeinsam am Karten-Plotter unsere Route durch den Englischen Kanal.
Mittwoch früh ist der ganz harte Wind durch. Leichte Bewölkung am Himmel, aber es ist deutlich heller als in den letzten beiden Tagen. 4° Celsius sind zwar nicht gerade warm, aber mit drei Schichten Kleidung erscheint es uns vergleichsweise mild. Motorfahrt heute bei guter Sicht und zeitweise sogar Sonnenschein. Gesteuert wird diesmal draußen mit der Pinne aus dem Cockpit heraus, was mir wesentlich vertrauter ist. Langsam tuckern wir durch den Kanal zurück in Richtung Ijmuiden, die flache Landschaft fließt vorbei. Thomas turnt auf dem Vordeck herum. Er näht einen Riss in der Fock, fädelt neue Reffleinen ein und bindet die Segel ordentlich an der Reling fest. Dann wird noch die Großschot-Führung optimiert sowie die Sicherungsleinen in einer besseren Position angebracht. Ein paar Schäkel werden festgezogen, einer verabschiedet sich dabei ins Wasser. Die Splinte und Wantenspanner werden dichtgeballert, das Rigg wurde mehrfach nachgestellt und soll jetzt seefest sein. Am frühen Nachmittag erreichen wir Ijmuiden und gehen ein kleines Stück vor der Schleuse bei einer Ansiedlung von Hausbooten an einem anderen Segler längsseits. Hier gönnen wir uns noch eine weitere Nacht ungestörten Schlaf. Morgen wird der Wecker früh klingeln, dann geht es durch die Schleuse und endlich richtig raus. Nachdem wir bereits zweimal auf der englischen Seite gefahren sind, haben wir diesmal beschlossen, uns an der französischen Küste entlang zu hangeln. Wir rechnen mit etwa 500 Seemeilen für die Passage bis Brest, wo wir eventuell einen weiteren Zwischenstopp geplant haben.
Wie schön, Euch wieder folgen zu können! Wir wünschen Euch gutes Wetter und freuen uns natürlich, so viele nette gute Neuigkeiten (AIS, Stromverbrauch und dann Der GASFERNSCHALTER!) zu erfahren.
AKKA aus Trinidad!
Hallo Andrea !
Ja, wir waren fleißig. Die Renovierung unseres alten Schiffes hat uns beinahe ruiniert, obwohl wir in der Heimat gearbeitet haben. Aber es hat sich gelohnt, es gibt ein sehr gutes Gefühl. Safety first : neues Rigg, Seeventile, Welle usw. Aber es gibt auch ein paar Gimmicks wie den Gas-Fernschalter, die das Leben erleichtern und Freude machen. 🙂 Ich habe mal in eurem Blog gestöbert – sehr interessant. Ihr seid also nicht nur Vollblut-Segler, sondern auch Wandervögel, Camper und Backpacker. Toll ! 🙂 Sehr gerne würden wir euch kennenlernen, aber Trinidad liegt ja nicht gerade um die Ecke. 😉
Liebe Grüße von der Walkabout