Zunächst machen wir einen Tagesausflug mit dem Mietwagen über die nahe Grenze nach Spanien, um dort einen Laden für die dringend benötigten Mittel zu finden. Unsere Ausbeute : zwei-komponentiger Epoxy-Spachtel, Rost-Umwandler und Grundierung, also die basics für ein altes Stahlboot. 😉 Damit können wir erstmal loslegen, allerdings macht uns zunächst das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Regen, Regen und noch mehr Regen lassen keine Außenarbeiten zu. Aber auch innen gibt es genug zu tun, wir haben keine Langeweile. Weiteres Material bekommen wir von SVB in Bremen geliefert. Wir geben online zwei Bestellungen auf mit Artikeln nach Wunsch, welche uns innerhalb von nur einer Woche in Portugal erreichen. Sehr guter Service, die Portokosten sind günstig, absolut empfehlenswert. 🙂
Der Motor läuft ! Große Erleichterung, denn größere Probleme damit sind in unserem Budget nicht mehr einkalkuliert. Ernst war felsenfest davon überzeugt, dass die Maschine in Ordnung ist. Thomas hat ihm vertraut …. und alles ist gut. 🙂
Inzwischen haben wir auch den Innenraum komplett auseinander genommen und kennen alle Ecken und jeden Winkel im neuen Boot. Die gute Nachricht : Es gibt keine bösen Überraschungen. Dennoch ist es viel, viel Arbeit. Alleine das Rost-Klopfen, das Behandeln mit Rost-Umwandler, Grundierung und die Malerarbeiten dauern Tage und Wochen. Auch im Salon, im Bad und im Deckshaus kommt etwas mehr Farbe ins Spiel. Weiß mit hellgrün ist die neue Farb-Kombination, denn blau sehen wir auf dem Ozean mehr als genug. 😉
Meine Güte, was ist das Schiff groß im Vergleich zur alten, kleinen Walkabout ! Jeder Meter mehr bedeutet viele zusätzliche Stunden Streichen und kostet dementsprechend mehr Geld. Dummerweise sind die vorhandenen Dosen schwarzer Farbe bereits aufgebraucht, nachdem wir Dreiviertel des Rumpfes fertig haben. Im Baumarkt an der Ecke gibt es nicht dieselbe Sorte, aber zum Glück etwas Gleichwertiges. Danach werden die Reling, das Cockpit sowie das Deckshaus in creme-weiß gemalt. Zum Schluss wird auf dem gesamten Deck großflächig ein Anti-Rutsch-Belag aufgetragen. Etwas über die Hälfte in grau – das sieht richtig schick aus zum schwarz des Bootes. Dann sind schon wieder viel zu schnell zwei Dosen leer. Es gibt nur noch Interdeck in weiß, aber das soll uns im Moment egal sein. Haben wir eben ein buntes Boot. 😉 Außen am Rumpf verstreichen wir ganze 5 Liter Antifouling unterhalb der Wasserlinie. An diese Dimensionen müssen wir uns jetzt wohl gewöhnen. 😉 Mit jedem Tag, den wir fleißig arbeiten, wird aus der ehemaligen Topas mehr und mehr UNSER Boot – die neue Walkabout.
Eine weitere Aufgabe ist das erstmalige Befüllen des Wassertanks. Es ist schier unglaublich, wie viel da hineingeht ! Wir hatten jahrelang eine Kapazität von 90 Litern auf dem alten Boot, die neue Walkabout besitzt einen 500-Liter-Tank. Die Marina scheint etwas geizig zu sein, denn aus dem Wasserschlauch kommt nur ein dünner Strahl. So dauert es geschlagene 4 Stunden, bis der Tank endlich voll ist. Und das Wasser schmeckt so stark nach Chlor, dass man es nicht trinken kann. Okay, dafür gibt es dann also zusätzlich Trinkwasser in großen Plastik-Behältern aus dem Supermarkt. Kostet fast nichts, nur das Schleppen ist blöd. Auf jeden Fall ist unser Wassertank samt Leitungen jetzt desinfiziert. Es muss unbedingt ein Wasserfilter her.
Etliche Stunden verbringen wir mit dem Auslegen, Vermessen und Markieren der Ankerkette. Wir hatten mit 70 Metern Länge gerechnet, aber es sind stolze 87 Meter. Wir ernten einige staunende Blicke von den Boots-Besitzern um uns herum, die sich hauptsächlich in Küstennähe und im Mittelmeer aufhalten. So ein dickes Ankergeschirr braucht man nicht, wenn man nur ein paar Wochen im Urlaub segelt. Unser Hauptanker ist ein CQR mit knapp 30 Kilo Gewicht. Außerdem liegt ein Stockanker von 25 Kilo unter unserer Schlafkoje. Einen Danforth-Plattenanker gibt es auch noch, aber den nehmen wir gar nicht erst mit. Zu Hause wartet unser Jambo-Anker, den wir mit der Spedition verschickt haben. Ja, unser Hausstand ist inzwischen auf der Insel angekommen. Der weite Weg von Neuseeland bis nach Norderney hat knapp 4 Monate gedauert. Nun ist endlich alles da. Unser Freund Bernhard war so lieb, die Lieferung in Empfang zu nehmen und zu kontrollieren. Tatsächlich sind die 39 Kartons vollständig und unbeschädigt im Keller gelandet, dazu 6 weitere Pakete mit Sperrgut. Endlich ist diese Aktion abgeschlossen – nun müssen die Sachen nur noch einmal durchsortiert und auf dem neuen Boot verstaut werden.
Bislang hatten wir uns die Segel noch nicht einmal angesehen, so kurz vor dem Start macht das ja nun Sinn. 😉 Etliche schwere Säcke werden aus den Tiefen des Bootes hervorgekramt und nach unten transportiert. Jedes einzelne Stück Segeltuch wird auf dem betonierten Platz ausgelegt, kritisch begutachtet und ganz genau vermessen. Schweißtreibende Arbeit, denn inzwischen brät die Sonne den ganzen Tag. Aber das Ergebnis ist sehr zufriedenstellend : 2 Groß-Segel, Genua, mehrere Focks in verschiedenen Größen, Klüver, Sturmfock – ingesamt 9 Segel in gutem Zustand. Das ist doppelt so viel Auswahl wie auf dem alten Boot und erfreulicherweise viel besser als erwartet. 🙂
Die Toiletten-Pumpe ist ausgewechselt, alle Seeventile sind kontrolliert und gängig gemacht, Luken und Seitenfenster abgedichtet, die Funk-Antennen sind montiert. Thomas klettert an einem windstillen Tag in den Mast. Der ist stolze 14,50 Meter hoch. Zusammen mit der Höhe des Bootsrumpfes, welches ja auf einem Trailer aufgebockt steht, kann er von seiner Position dort oben einen Rundblick über Faro aus insgesamt 18 Meter Höhe „genießen“. Das Rigg wird ausgiebig inspiziert. Dabei entdecken wir einen Riss im Wantenspanner. Den müssen wir gut im Auge behalten, denn wir werden erst im Herbst alle Drähte erneuern, so wie wir es auch vor unserem Start im Sommer 2011 gemacht haben.
Mein bester Handwerker bastelt aus Holzbrettern eine Kiste für unsere Gasflaschen, die außen in der Backskiste sicher gelagert werden sollen. Drei neue Batterien warten darauf, dass sie angeschlossen werden. Und wir brauchen unbedingt ein Kojenbrett nebst Halterung, damit wir nicht auf dem Boden landen, wenn es auf See ruppig zugeht. Des Weiteren steht noch eine Reparatur am Banana-Dinghi auf dem Programm, damit es uns beim Paddeln nicht auseinander fällt. Es wird nicht langweilig. Bis auf einen geselligen Abend auf der Segelyacht Sacha mit einem Dutzend Engländern sind wir jeden Tag von früh bis spät am Rödeln. Jeden Morgen werden neue Zettel geschrieben und nach Wichtigkeit sortiert, während wir fleißig dabei sind, unsere nicht enden wollende ToDo-Liste abzuarbeiten. Immer, wenn ein Punkt abgehakt werden kann, kommen anscheinend zwei neue Sachen dazu, die noch erledigt werden müssen. So ist das mit einem Stahlboot …. Fertig werden wir nie.
Aber wir wollen endlich los und haben einen Kran-Termin für den 3. Mai reserviert. Dann sehen wir mal, ob die Kiste auch schwimmt. Wir möchten vorsichtshalber noch 2 Nächte in der Nähe vor Anker liegen, um sicherzugehen, dass alles dicht ist. Danach werden wir direkt in Richtung Norden durchstarten.