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Der Wecker klingelt um 5.30 Uhr. Wir haben eine weite Strecke bis Yasawa-I-Rara vor uns und möchten unbedingt noch bei gutem Tageslicht ankommen. Thomas reißt bereits an der Ankerkette, noch bevor der erste Kaffee fertig ist. Um 6.15 Uhr haben wir den ersten kräftigen Biss an der großen Rolle und machen uns bereit zum Einholen. Der Fisch kämpft nicht, sondern er schwimmt im selben Tempo wie das Boot hinterher. Ist das etwa wieder ein Hai ? Wir werden es nie erfahren, denn er geht zum Glück ab, bevor wir ihn näher heranziehen können. Es ist auch noch nicht wirklich die Zeit zum Fisch-Ausnehmen. Eine halbe Stunde später, immer noch vor dem Frühstück, gibt es wieder einen heftigen Ruck an der Angel. Ein richtig schöner Fisch, von der Größe her schon fast wieder zu viel für zwei Personen. Es handelt es sich um einen stattlichen Red Snapper, der orange im Wasser leuchtet. Dieser Brocken ist dick genug, um ihn mit der Harpune zu töten und damit sicher über die Kante zu holen. Thomas fackelt nicht lange, damit er uns nicht wieder durch die Lappen geht. Unser Fisch hat einen kleineren Pilotfisch am Bauch hängen, den wir sofort wieder ins Wasser schubsen. Dann geht es ans Ausnehmen und Filetieren, es ist immerhin schon 7.00 Uhr morgens. Ergibt eine große Schüssel grätenfreies Filet, das reicht uns eigentlich, denn zwei Mahlzeiten sind mehr als genug. Nachmittags schläft der Wind ein. Wir sind trotz ungerefftem Groß und ausgebauter Genua zu langsam, um die enge Passage noch sicher bei Tageslicht zu schaffen. Deswegen lassen wir den Motor bei geringer Drehzahl mitlaufen, das bringt uns einen Knoten mehr an Geschwindigkeit. Passt so gerade – um 18.00 Uhr erreichen wir Yasawa-I-Rara und ankern auf unserer alten Position in 5,5 Meter Wassertiefe. Wie schön, wir sind alleine, das einzige Segelboot vor dem Dorf. Um noch an Land zu gehen, dafür ist es schon zu spät. Wir schreiben unserer Familie nur eine kurze Nachricht, dass wir angekommen sind und genießen dann die friedliche Stimmung in der Bucht. Die Ansicht hat sich seit unserem letzten Besuch deutlich verändert. Früher war es um 19.00 Uhr stockfinster im Dorf, die Menschen gingen sehr früh schlafen. Seit Ende August sind nun alle Hütten mit Solarpaneelen versorgt worden. Bei den Abschieds-Feierlichkeiten für die Arbeiter durften wir damals sogar teilnehmen. Heute sehen wir auch spät am Abend noch viele Lichter am Ufer. Das verschlafene Dorf wirkt dadurch wie eine kleine Stadt – Solarstrom macht es möglich.
Am nächsten Morgen paddeln wir gemütlich an Land und sind fasziniert davon, wie schön es an diesem Ort ist. Türkisblaues Wasser, dazu ein weißer Sandstrand, Kokospalmen säumen das Ufer – ein Bild, wie es dem Klischee einer Südsee-Insel entspricht. Zunächst fragen wir nach dem Chef, der aber mal wieder ortsabwesend ist. Wir werden zum zweiten Stellvertreter ins Haus gebeten, komischerweise ist es ein anderer als beim letzten Mal. Auf jeden Fall sind der Zweite und seine Frau Tara sehr nett. Wir übergeben unser letztes Kava-Bündel, machen ernste Gesichter bei der Sevusevu-Prozedur und werden sodann herzlich willkommen geheißen. Bekommen eine Papaya geschenkt, eigentlich sollen wir noch mehr mitnehmen. Aber da gerade die Papaya-Zeit ist, ahnen wir schon, wie dieser Tag ausgeht und nehmen bloß eine davon an.
Anschliessend besuchen wir Sarah und Nix zu Hause. Sofort werden wir zum Essen eingeladen, das war ja klar. Sie nennen es “ Lunch „, obwohl mir eher nach Frühstück zumute ist. So kommt es, dass wir bereits morgens um 10.30 Uhr Haifisch-Gulasch in Kokosmilch und gekochten Barrakuda mit Cassava essen. Willkommen zurück im traditionellen Fidschi-Leben ! Das Hai-Curry ist sogar für mich lecker, ganz zart und schmackhaft in einer Soße, die ich ohne Brechreiz trinken kann. Wir nutzen die Gelegenheit, unsere Familie alleine zu beschenken, während der oberste Häuptling, der ja Sarahs Onkel ist, gerade nicht da ist. Paddeln also nochmal zur Walkabout, laden unser Dinghi voll und schleppen die Geschenke quer durch das Dorf. Das Auspacken ist ein bisschen wie Weihnachten. Wir haben Grundnahrungsmittel eingekauft, 10 Kilo Mehl, 5 Kilo braunen Zucker, 10 Liter Speiseöl. Außerdem haben wir noch diverse Lebensmittel abzugeben, die wir zu viel an Bord haben bzw. nicht mehr essen mögen. Sechs Wochen lang haben wir leere Plastikflaschen, verschließbare Gläser und Dosen gesammelt, die heiß begehrt sind – insgesamt drei Tüten voll. Außerdem haben wir DVDs mit Wunschfilmen brennen lassen, die besten Fotos auf Papier ausgedruckt, einen neuen Akku für Sarahs Handy und ein paar schöne Kleidungsstücke für Sarah und die Mädchen gekauft ( 2,- Dollar das Stück im Second-Hand-Laden ). Dazu geben wir alle Bücher, Schulsachen, Stifte, Spielzeug und Kinder-Schuhe ab, die wir seit Neuseeland an Bord hatten. Wir haben noch keinen Ort gefunden, wo diese Dinge nötiger gebraucht würden. Sollen die das doch im Dorf verteilen …. Am Nachmittag sind wir zum Tee eingeladen, heißes Wasser auf ein Blatt vom Limettenbaum aufgegossen, schmeckt wirklich intensiv nach Zitrone. Dazu werden aus unserem mitgebrachten Mehl und Oel Unmengen von Roti zubereitet. Das ist offensichtlich eine Bereicherung des Speisezettels, denn die Berge von Pfannkuchen sind auch bei den Nachbarn und Verwandten sehr beliebt. Thomas wird von Onkel Willi zu einer abseits vom Dorf gelegenen Plantage geführt. Dort pflücken die Männer für uns Papayas. Schließlich haben wir acht reife Früchte im Rucksack, alle essbereit und lecker duftend. Von Nix gibt es noch einen Kürbis geschenkt, mehr möchten wir nicht mitnehmen. Am frühen Abend sind auch der Häuptling und seine Frau wieder zurück vom Festland. Wir mögen diesen Teil der Familie nicht besonders, trotzdem statten wir ihnen einen kurzen Anstandsbesuch ab. Dann bekommen wir eine traurige Geschichte zu hören, wie ihnen bei der Blue Lagoon der Sprit für ihr Motorboot ausgegangen ist. Zwei verschiedene Segelboote haben ausgeholfen, sonst wären sie nicht nach Hause gekommen ….. Die haben doch tatsächlich von zwei anderen Booten Benzin geschnorrt. Das passt genau ins Bild. Bei ihrem ersten Besuch auf der Walkabout wurde erzählt, dass der Motor kaputt ist und eine hohe Summe für die Reparatur benötigt wird. Ob wir nicht etwas Geld dazu geben könnten ? Nein. Wir haben eine passende Lesebrille für die Dame des Hauses gekauft. Die nimmt sie natürlich gerne an, aber der Blick sagt : “ Wie – mehr nicht ?“ Während wir dort auf dem Boden der Veranda sitzen, läuft der Schweizer Katamaran “ Red Harlekin “ ein. Wir paddeln kurz vorbei, um die Beiden zu begrüßen und etwas zu plaudern. Irmina und Erwin laden uns zu Bier und Pastis an Bord ein. Nette Gespräche, in dieser Runde sind die Frauen gleichberechtigt, deswegen genießen wir den Abend sehr. Wir sehen uns hoffentlich wieder !
Eigentlich waren wir am nächsten Tag um 9.00 Uhr mit Sarah und Nix verabredet. Wir wollten auf die andere Seite der Insel laufen, dort Fische fangen und ein Barbecue am Strand machen. Aber die Beiden erscheinen nicht zur vereinbarten Zeit, da scheint ein Missverständnis vorzuliegen. Stattdessen lernen wir die “ Schwester “ der Krankenstation kennen. Dee sieht aus wie ein bildhübsches Mädchen, sehr gepflegt, geschminkt, spricht perfekt englisch, mit guten Umgangsformen. Erst wenn sie den Mund aufmacht, dann merkt man an der tiefen Stimme, dass sie eine Transsexuelle ist, eine von mehr als 10.000 auf Fidschi. Wir schätzen Dee auf Mitte 20, sie wohnt ganz alleine in der Krankenstation und wird im Dezember nach 2 Jahren diese abgeschiedene Insel wieder verlassen, um in Australien zu studieren. Dee ist ein ganz besonderer Mensch, wirklich intelligent und interessant, was sie über die Leute und das Leben im Dorf zu erzählen hat. Sie bietet uns an, dass wir bei ihr duschen oder die Nacht in einem richtigen Bett im Gästezimmer verbringen dürfen. Als wir dankend ablehnen, da werden wir herzlich eingeladen, noch einmal wiederzukommen, um Filme zu gucken oder nur so zum Quatschen. Wir glauben, dass Dee einsam ist. Dies ist nicht der richtige Ort für einen jungen Menschen, der nicht hier geboren ist. Natürlich bekommen wir eine ausgedehnte Führung durch die Krankenstation. Diese ist besser ausgerüstet, als wir vermutet hätten. Die Erst-Versorgung ist 24 Stunden am Tag gewährleistet. Bei Problemfällen werden die Patienten mit einem Boot zum Festland gebracht oder sogar per Hubschrauber abgeholt und ausgeflogen. Zum Abschied bekommen wir noch eine Papaya geschenkt.
Da Sarah und Nix nicht zum Treffpunkt erschienen sind, machen wir uns auf den Weg zu ihrer Hütte. Die Planung hat sich geändert, denn heute ist in Yasawa-I-Rara ein ganz besonderer Tag …. irgendwie ist anscheinend immer etwas Besonderes. Die Fidschianer mögen die Geselligkeit. Aktion “ Sauberes Dorf “ ist angesagt. Rasenmähen, Müll-Aufsammeln, Reparatur-Arbeiten an diversen Dingen, die der Gemeinschaft nützen. Alle Männer machen mit, während die Frauen stundenlang mit der Vorbereitung eines Festmahls beschäftigt sind. Aber erstmal gibt es Frühstück. Nix war in der Nacht zum Tauchen und Speerfischen. Er hat einen Lobster für uns mitgebracht, den wir nun um 10.00 Uhr morgens mehr oder weniger begeistert verspeisen. Dazu wird natürlich Cassava gereicht, dieses Mal allerdings schön braun in der Pfanne gebraten. Außerdem gibt es noch einmal Roti, heute mit Kokosmilch zubereitet. Was man alles mit Mehl und Oel zubereiten kann, wenn es verfügbar ist …. Sarah erzählt uns, dass sie nach Suva fahren muss, um endlich die Geburtsurkunden für ihre beiden Töchter zu beantragen. Die Mädchen sind 2006 und 2007 hier geboren und haben bisher ohne solche Papiere gelebt. Wozu auch ? Nun sollen sie endlich legalisiert werden, aber das geht nur in der Hauptstadt. Die Fähre von der nächstgrößeren Insel aus kostet 70,- Dollar für die einfache Fahrt. Wir bieten an, dass wir Sarah am Wochenende mitnehmen können, damit sie das Geld sparen kann. Dieser Vorschlag wird sofort hocherfreut von ihr angenommen. Allerdings haben wir den Eindruck, als ob Nix nicht so begeistert ist und die Stimmung zwischen den Beiden danach etwas angespannt ist. Wahrscheinlich hätte Sarah ihren Ehemann vorher um Erlaubnis fragen müssen, aber sie ist eine junge und intelligente Frau, die sich vielleicht nicht immer an die traditionellen Regeln hält. Nachmittags können wir uns ein paar Stunden ausklinken. Auf der Walkabout ist es aber fast nicht zum Aushalten. Es ist so heiß, dass barfuß laufen unmöglich ist. Auf dem Deck könnte man Spiegeleier braten. Da schnappe ich mir lieber das Kajak und mache eine kleine Paddeltour, danach noch einen Spaziergang im Schatten der Kokospalmen. Beim nächsten Landgang haben wir unseren Rucksack wieder vollgepackt. Wir stellen Dee zwei Dosen Ananas ( letztes Jahr in Tahiti eingekauft ) und zwei Tüten Marmelade ( noch aus Chile ) vor die Haustür. Außerdem trenne ich mich von einer Kurspülung, die bei Dees wunderschönen schwarzen Haaren bessere Verwendung hat als bei mir. Sarah und Nix bekommen ebenfalls Ananas und Marmelade, die letzten Tomatensuppen und eine große Tüte Nesquick für die Kinder, außerdem noch ein paar Dosen Sardinen. Selbst der Frau vom Dorfchef bringen wir eine Dose Ananas, eine Tüte Marmelade und drei Dosen Sardinen. Alles Zeug, was wir gut entbehren können. Entweder, weil wir es selber nicht gerne mögen, oder weil wir einfach zu viel davon gekauft haben. Demnächst werden wir die Walkabout für ein ganzes Jahr einmotten, da sollen keine Lebensmittel mehr an Bord sein.
Abends wird die Aktion “ Sauberes Dorf “ mit einem gemeinschaftlichen Essen beendet. Dabei ist ganz klar definiert, dass die Männer zusammen im Kreis sitzen und Spaß haben. Die Frauen sitzen mit den Kindern abseits, dürfen auftischen, abräumen, haben aber ansonsten bescheiden im Hintergrund zu bleiben. Das ganze Dorf ist versammelt. Ich zähle mehr als 50 Personen, die auf getrennten Matten auf dem Boden hocken. Thomas sitzt neben dem Chef, der sich angeregt mit ihm unterhält und ihm fast in den Hintern kriecht …. Ich sitze kinderlos zwischen den dicken Muttis und komme mal wieder gar nicht gut klar mit meiner Rolle hier im Dorf. Selbst Sarah hat mich verlassen, denn sie muss noch eine weitere Feier vorbereiten. Nachdem ich die ersten 30 Lutscher verteilt habe, werde ich dann auch mal kurz vom Häuptling beachtet. Er fragt, ob ich noch mehr Lollys habe. GRRR !!! Zum Abendessen steht Reis in Kokosmilch auf der Festtafel, schon wieder Roti und eine neue Art von Fettgebackenem. Das gab es vorher noch nie. Liegt es vielleicht am mitgebrachten Mehl und Speiseöl ? Auf jeden Fall schmeckt es gar nicht schlecht, und man kann es gut mit den Fingern essen, ohne sich vollzuschmieren. Irgendwann verschwindet Thomas mit Nix. Die Männer holen einen Sack Kokosnüsse und paddeln damit zur Walkabout. Natürlich sollen sie noch eine weitere Ladung Lutscher mitbringen, die auch von den Erwachsenen sehr gerne genommen werden. Sarah möchte baden gehen, und ich sitze mittlerweile ziemlich unglücklich zwischen den Dorfmuttis. Nett sind sie ja alle, aber nicht so ganz meine Welt. Englisch sprechen die älteren Frauen eher nicht, sondern unterhalten sich natürlich in ihrem Fidschi-Dialekt.
Ich bin froh, als Thomas und Nix zurückkommen und wir diese Veranstaltung verlassen können. Aber danach geht es noch weiter …. Der Sohn von einem Onkel hat einen besonderen Schulabschnitt beendet, den 2.nd Grade, und das wird in der Familie gebührend gefeiert. Wir haben die Ehre und sind zu diesem Familienfest herzlich eingeladen. Zunächst einmal müssen wir mindestens eine halbe Stunde im Kreis auf dem Boden sitzend warten, weil noch nicht alle Gäste da sind. Nach dieser Zeit fängt es für uns bereits an, unbequem zu werden. Dann folgt eine ausgedehnte Kava-Zeremonie, nur für die Männer aus dem engsten Familienkreis, nicht für Touristen. Jeder der beteiligten Männer murmelt seine Verse, trinkt und klatscht, bis die Runde durch ist. Wir sehen auf den Boden und langweilen uns. Nach dem Kava-Trinken folgt eine salbungsvolle Ansprache des Vaters an seinen 12-jährigen Sohn, der in festlicher Kleidung dort sitzt und ernsthaft zuhört. Einen Teil der Ansprache bekommen wir sogar ins Englische übersetzt. Das ist ja sehr nett, nun wissen wir wenigstens so ungefähr, worum es geht. Und dann gibt es schon wieder ein Festessen : gekochte Tonga-Makrele mit Cassava. Ich würde gerne ablehnen, aber das gehört sich nicht. Es ist immerhin schon die dritte Fidschi-Mahlzeit heute. Wir teilen uns eine Portion, so muss ich wenigstens die Brühe nicht austrinken, denn die bleibt bei Thomas in der Schüssel. Eigentlich bekommen wieder nur die Männer von der Festtafel, die Frauen und Kinder essen danach. Offensichtlich reicht der Fisch nicht für alle, Frauen und Kinder bekommen unansehnliche 2-Minuten-Nudeln in brauner Soße. Ich bin da als Gast wohl die Ausnahme ….. weiß gar nicht, was mir lieber ist. Wegen der Wetterprognose, die starken Wind und Regen vorhersagt, werden wir Yasawa-I-Rara bereits am Samstag verlassen. Es war sehr schön, noch einmal herzukommen und unsere Freunde zu besuchen. Aber nach drei Tagen reicht es mir schon wieder mit traditionellem Dorfleben und Familienanschluss. Diese Geselligkeit ist doch sehr anstrengend, der Speisezettel auch nicht gerade das, was ich gerne mag. Wir haben uns im Kopf bereits von Fidschi verabschiedet und freuen uns auf die vor uns liegende Ozean-Passage.
In der Nacht bläst es ganz ordentlich. Der Schwell lässt uns heftig am Anker schaukeln. Wir können beide nicht gut schlafen, so kurz vor dem Start nach Neuseeland macht sich innere Unruhe breit. Während ich dem Heulen des Windes lausche, kommt mir der Gedanke, dass es vielleicht doch keine so gute Idee war, Sarah mitzunehmen. Das erste Problem wird sein, dass Thomas morgen früh um 6.00 Uhr irgendwie an Land kommen muss, um sie mit dem Dinghi abzuholen. Bei diesen Wellen ist das nicht so einfach, ein Weg gegen den Wind und ohne Außenbord-Motor ist das Frühsport für meinen Mann. Es klappt aber relativ gut. Dann müssen wir noch bei dem Gekabbel das ganze Gepäck über die Reling heben und verstauen. Sarah hat eine Menge Zeug dabei, hauptsächlich Mitbringsel für ihre Mutter und älteste Tochter, die in Suva leben. Da sind zwei große Taschen Palmblättern zum Flechten von Matten, ein ganzer Karton voll mit Räucherfisch, ein schwerer Sack mit Kokosnüssen und eine Plastiktüte mit Seegras, gerade frisch am Strand eingesammelt. Das wird hier gekocht und als Pastete verarbeitet. Wir haben es bisher noch nicht probiert. Für uns gibt es natürlich auch Geschenke : 2 Kürbisse, Brotfrucht und Cassava, dazu noch eine Tüte schöner Muscheln. Nachdem alles seinen Platz gefunden hat, können wir sofort Segel setzen. Nur mit der Genua laufen wir 5 Knoten, später setzen wir noch das Groß mit einem Reff dazu. Alle meine Befürchtungen erweisen sich als unbegründet. Normalerweise nehmen wir auf längeren Passagen nicht gerne Besuch an Bord mit, vor allem nicht, wenn schweres Wetter angesagt ist. Aber Sarah ist da völlig schmerzfrei. Man könnte auch sagen : tiefenentspannt. Am Meer aufgewachsen und größtenteils aus dem Meer lebend hat sie überhaupt kein Problem mit Seegang und Schräglage. Der neue Handy-Akku, den Thomas für 40,- Dollar gekauft hat, erweist sich als Super-Investition. Sarah daddelt eigentlich den ganzen Tag nur im Internet herum und telefoniert mit allen ihren Verwandten, denen aus dem Dorf und auch den weiter entfernt wohnenden. Sehr schön, das hat sich gelohnt, nützliche Geschenke sind doch die besten. Wir passieren die Blue Lagoon, das MantaRay und die Insel Waya. Alles Orte, die wir in den letzten Wochen besucht haben. Nachmittags lässt der Wind deutlich nach, je weiter wir nach Süden kommen, umso ruhiger wird es. Und es ist wieder unerträglich heiß ! Selbst Sarah ist es zu warm im Inneren des Bootes. Sie schwitzt, das haben wir noch nie gesehen. Seit wann schwitzen Fidschianer ? Wir sind auf dem Weg von den Yasawa-Inseln zur Gruppe der Mamanuca-Inseln. Um 15.30 Uhr ist unser Tagesziel Navadra noch weit entfernt, deswegen starten wir den Motor. Tatsächlich schaffen wir es nicht mehr bei Tageslicht und fahren zum ersten Mal bei Dunkelheit innerhalb des Riffgürtels. In diesem Fall ist das kein Problem, weil wir die Bucht gut kennen und bereits drei eigene Ankerpositionen gespeichert haben. Um 19.00 Uhr erreichen wir nach 57,5 Seemeilen Navadra Island, wo bereits zwei andere Segler vor Anker liegen. Von denen sehen wir aber nur die Lichter, denn wir sind die Letzten, die einlaufen und am nächsten Morgen die Ersten, die wieder ankerauf gehen.
Haben wieder eine unruhige Nacht gehabt, die meisten Ankerplätze in Fidschi sind nicht gut geschützt. Um 6.00 Uhr klingelt der Wecker, wir starten sofort auf direktem Kurs Richtung Lautoka. Bereits um 12.00 Uhr kommen wir in der Vuda Marina an und werden in eine sehr enge Lücke am Steg gelotst. Wegen des angekündigten Schlechtwetters ist die Marina voll, aber wir haben zwei mal vorher angerufen und um einen Platz gefragt. Die Walkabout ist wie meistens das kleinste Boot, dafür findet sich fast immer noch ein Plätzchen. Wir sind froh, dass wir hier gut festgemacht liegen und beruhigt abwarten können, was da auf uns zukommt. Ich begleite Sarah mit ihrem vielen Gepäck noch zum Bus, der sie nach Nadi und von dort aus nach Suva bringen wird. Tränenreicher Abschied, denn es wird mindestens 2 Jahre dauern, bis wir uns wiedersehen.