Wir segeln und wandern durch die Welt

Atkins bis Damascus

Der Wecker klingelt schon früh. Wir müssen einen Tag aufholen, den wir durch unseren unfreiwilligen Motel-Aufenthalt verloren haben. Bedeutet ganz einfach, dass wir ein paar Tage mehr Kilometer laufen müssen als geplant. Aber das ist besser, als bei Gewitter, Starkregen und Tornado-Warnung im Wald zu zelten. Der Himmel ist grau und trüb, aber es regnet nicht mehr. Temperatur 3° am Morgen. Im Wald ist es sehr nass und matschig. Kleine Bäche sind durch den vielen Regen zum reißenden Strom geworden. Es geht sofort wieder bergauf, insgesamt 600 Höhenmeter bis auf den Glade Mountain. Auf halber Strecke liegt das Settlers Museum mit der Lindamood School, ein kleines Häuschen aus Holz. Das ist ein altes Schulgebäude aus dem Jahr 1894, nur ein Klassenraum mit urigen Holzbänken, Schiefertafel und Pult. Die Tür ist nicht abgeschlossen, Hiker sind willkommen. Innen erwartet uns eine sehr großzügige Trail Magic. In verschiedenen Boxen finden wir Nudelgerichte, Kartoffelpüree, Fisch, Snacks, Kaffee, Äpfel, Kosmetik-Artikel, Verbandszeug und einige Kleidungsstücke zum Mitnehmen. Da hätten wir gar nicht teuer an der Tankstelle einkaufen müssen. Jetzt nehmen wir nur ein paar Kleinigkeiten mit, denn die Rucksäcke sind voll.

Es ist Muttertag, wir möchten einen Anruf nach Hause machen. Mittags stehen wir auf dem Gipfel des Glade Mountain, wo wir tatsächlich ein schwaches Signal mit dem Handy haben. Meistens haben wir mit unserer SIM-Karte in den Bergen keine Netz-Abdeckung. Ganz kurzer Stopp, denn sofort kriecht uns die Kälte in die Knochen. Eine ordentliche Pause gibt es erst beim Mt. Rogers Visitor Center. Das Besucherzentrum hat geschlossen, die erklären das immer noch mit Covid. Manchmal bekommt man allerdings den Eindruck, das Ganze hat System, um Personal einzusparen. So werden zum Beispiel die Toiletten an den Tankstellen und im Supermarkt sehr gerne mit einem Schild „Out of order“ versehen. Außer Betrieb, obwohl man früher wirklich bei jedem Tante-Emma-Laden zur Toilette gehen konnte. Die Imbissbuden, was ja zumeist Fast Food-Ketten sind, lassen ihre Innen-Gastronomie einfach geschlossen, Tische und Stühle bleiben unbesetzt, Verkauf nur online und mit Abholung am Auto-Schalter. Schlimme Entwicklung. Der gesamte Ablauf wird automatisiert, Personal wird entlassen, und das Alles unter dem Deckmantel der Pandemie. 🙁 Auf der Veranda steht eine Holzbank, wir haben zu drei Seiten Windschutz und das Vordach über dem Kopf. Hier kochen wir uns Kakao und essen dazu eine Kleinigkeit. Nicht weit entfernt ist die Partnership Shelter, auch „das Hilton“ genannt. Dies ist eine zweistöckige Shelter, für bis zu 18 Personen vorgesehen. Wahrscheinlich schlafen hier manchmal deutlich mehr Leute, denn es gibt sogar eine Straße in der Nähe. Berühmt und berüchtigt für Party-Gesellschaft, manchmal laut und nicht immer friedlich. Für uns nicht attraktiv, in 2012 haben wir nebenan auf der Wiese gezeltet. Das Besondere neben der Größe ist, dass es eine warme Dusche gibt bzw. gab. Die Sanitäranlagen sind abgeschlossen, dafür wurde ein Kompost-Privy aufgestellt. Eigentlich hatten wir an der Partnership Shelter eine Dusche zwischendurch eingeplant, weil sie ungefähr auf der halben Strecke zwischen Pearisburg und Damascus liegt. Da wäre ja nun gar nichts draus geworden. Das Unwetter hat uns ins Motel getrieben, wo wir ausgiebig Körperpflege betreiben konnten – sogar mit sauberen Handtüchern. Sollte wohl so sein. 😉 Ein gut gelaunter Wanderer überholt uns und fragt, ob wir auf dem Weg zu den Trail Days sind. Das ist Bango, den wir lebenslänglich an seinen bunten Shorts erkennen werden. Lustiger Typ. 🙂

Das schlechte Wetter scheint durch zu sein. Den Nachmittag über wird es immer heller. Nun folgen zwei bis drei kalte Nächte, das Muster kennen wir inzwischen. Sonniger Platz zum Kochen und Zelten am Holston River im grünen Kraut. Feierabend nach 10 Laufstunden und über 30 Kilometern. Passt. 🙂

Drei Stunden Aufstieg am Morgen. Ruckzuck und mühelos sind wir auf 3700′ Fuß Höhe. Es gibt immer wieder Menschen, die unseren Tag erhellen. Dazu gehört die „Florida Family Five“. Zuerst kommen uns zwei hübsche Jungs entgegen, die eine verblüffende Ähnlichkeit miteinander haben. Thomas spricht sie an und fragt, ob sie Brüder sind. Ja, sind sie. Die Beiden sind ca. 16 und 14 Jahre, plus oder minus 1 Jahr. Sie stammen aus Florida und sind mit der ganzen Familie unterwegs. Diese Idee finden wir super, denn wir sind der Meinung, dass ein paar Monate auf einem Long Trail die beste Schule ist. Nur wenig später folgen zwei strahlende Mädels, ca. 12 und 10 Jahre. Das Schlusslicht bildet die Mutter, schlank und fit.  Wir fragen uns natürlich, wo der Vater ist, ob es einen gibt und ob der vielleicht an den Schlüsselstellen mit dem Auto steht. Die 5-köpfige Familie hat einen Thru-Hike geplant, d. h. sie wollen den gesamten AT von Süden nach Norden wandern. Was für eine beeindruckende Leistung, vier Kinder jeden Tag auf’s Neue zu motivieren und die Verantwortung zu tragen. Wir reden noch lange über die „Florida Family Five“ und werden sie auf jeden Fall in bester Erinnerung behalten. 🙂 Den nächsten bleibenden Eindruck hinterlassen Mutter und erwachsener Sohn, ebenfalls beide mit der Plakette vom AT-2022. Die ältere Dame vorweg, klein und rundliche Statur, dazu mit schwerem Rucksack bepackt. Wir schätzen sie auf Mitte 70. Die Mutter läuft wie ein Hobbit, hat aber offensichtlich Freude an dem Unternehmen. Knapp dahinter folgt ihr Sohn, ein stattlicher Kerl um die 40. Erstaunliche Kombination. So eine Anstrengung über 6 Monate in der Mutter-Sohn-Kombination ist schon etwas Besonderes. 🙂 Ein Schild an einem Baum weist uns darauf hin, dass die Brücke über den Comers Creek nicht mehr existiert. Bei hohem Wasserstand soll das Überqueren des Flusses gefährlich sein, in diesem Falle wird eine Umleitung empfohlen. Etwa 3 Kilometer sind es bis dahin. Man hört schon von Weitem die Kaskaden, die den Berg hinunter plätschern. Als wir vor dem Comers Creek stehen, da relativiert sich die Gefahr. Ein kleiner Wasserfall stürzt sich vom linken Hang über Felsplatten hinunter. Heute kann man auf dicken Steinen und Baumstämmen durch den Strom balancieren, ohne nasse Füße zu bekommen.

Kurz dahinter machen wir Pause am Wegesrand, während ungefähr ein Dutzend Wanderer an uns vorbei laufen und höflichen Small Talk machen. Menschen-Kino. 😉 Nachmittags steigen wir erneut bis auf 5000′ Fuß. Mehrere Brücken führen über den Fox Creek. Manchmal hüpfen wir über Steine ans andere Ufer. Beim Vorbeilaufen an der Old Orchard Shelter werden wir von einem Ridgerunner begrüßt, der anscheinend hier für Ordnung sorgt. Einige Leute haben sich bereits eingerichtet. Die besten Campsites drumherum sind besetzt. Auf einigen Plätzen stehen Rucksäcke, aber die zugehörigen Menschen sind nicht da. Unverständnis und Kopfschütteln von unserer Seite. Das ist ja wie im Hotel, wenn die Gäste schon vor dem Frühstück mit ihren Handtüchern die Liegestühle blockieren. Wie gesagt, wir gehen vorbei und noch einen Kilometer weiter. Dort kommt frisches Quellwasser aus dem Berg, ein guter Platz zum Kochen ohne Konversation mit Fremden. 😉 Danach nehmen wir die letzten 300 Höhenmeter des Tages in Angriff. Ein Aufstieg durch wilden Wald. Der Pfad ist sehr schmal. Von Baumwurzeln und Steinen durchsetzt windet er sich nach oben. Überall fließt Wasser. Schön blöd, dass wir alle unsere Flaschen an der Quelle gefüllt haben und schleppen. Aber darauf kann man sich nie verlassen, die Feuchtigkeit ist nur den starken Regengüssen der letzten Tage zu verdanken. Je höher wir kommen, umso karger wird die Vegetation. In der Abenddämmerung steht ein Reh vor uns mitten auf dem Trail. Schon mehrmals haben uns Rehe den Platz zu unserem Nachtlager gewiesen, aber heute möchten wir weiter. Der Wald endet abrupt, und vor uns liegt Wiese mit Nadelbäumchen. Es ist der Lebensraum der wilden Ponys, die eigentlich gar nicht so wild sind. Durch die vielen Wanderer sind die kleinen Pferdchen voll an die Menschen gewöhnt. Gleich zu Beginn der grünen Hügel entdecken wir unsere erste Pony-Familie. Stute, Hengst und Fohlen grasen friedlich und lassen sich durch uns nicht stören.

Etwas später sehen wir eine weitere Kleingruppe : Hengst, zwei Stuten und zwei schwarz-weiße Fohlen. Diese Ponys gehören Niemandem. Sie leben und vermehren sich „wild“ in den Grayson Highlands. 🙂 Weiter geht es bis zum höchsten Punkt der Weide, wo wir uns abseits des Pfades einen schönen Platz suchen. Wir müssen heute vor der Nordgrenze zum Grayson Highlands State Park Feierabend machen. Die nächsten 5 Kilometer darf man nicht zelten. Knapp 12 Stunden unterwegs, 32 Kilometer etwa geschafft.

Abends im Zelt konnten wir die kleinen Pferdchen rund ums Zelt laufen und schnauben hören. Neugierig sind sie und lieben das Salz der Handschlaufen an den Stöckern. 5° Celsius in der Nacht waren angesagt, bei uns in der Höhe war es sicherlich etwas kälter. Dafür haben wir am Tage Sonne satt und über 20°. Im Grayson Highlands State Park vermissen wir die wilden Ponys. Die Landschaft hat sich in den letzten Jahren sehr verändert. Was früher sattgrüne Wiesen gewesen sind, da wächst jetzt Stachel-Gestrüpp. Wilde Himbeer-Sträucher sollen das sein, und die haben sich so massiv ausgebreitet, dass die Ponys sich anscheinend lieber woanders aufhalten. Wir steigen höher und wandern durch subalpines Gelände. Die Landschaft erinnert an die White Mountains in New Hampshire. Ein bisschen Felsen-Kletterei, dann wieder karge Bäumchen und offene Wiesen. Es riecht wunderbar nach Harz und Kiefernnadeln. Wir quetschen uns durch den „Fatman Squeeze“. Das ist eine schmale Felsspalte, durch die wir uns mit unseren Rucksäcken so gerade hindurch drängen können.

Auf einer offenen Hoch-Ebene weiden Longhorn-Kühe. Texas Longhorn ist die genaue Bezeichnung, eine sehr robuste Rinderart mit gewaltigen Hörnern. Drei Kälbchen gehören zur Herde.

Danach führt der Trail etwas abwärts zum Rhododendron Gap. Leider keine Blüten, selbst die Knospen sind noch fest geschlossen. Auf 5400′ Fuß Höhe ist es wohl noch nicht soweit, dafür ist es oben zu kühl. Mount Rogers ist mit 5730′ Fuß der höchste Berg im US-Bundesstaat Virginia. Er gehört zur Gebirgskette der Blue Ridge Mountains. Zweimal bin ich bereits am Wegweiser vorbei, ohne auf den Mount Rogers zu klettern. Heute passt es gerade. Wir liegen gut im Schnitt mit unseren verbliebenen Meilen, es ist erst Mittagszeit, blauer Himmel und Sonnenschein. Wir stellen die Rucksäcke am Wegweiser ab und wandern ohne Gepäck einen Umweg von 2 Kilometern. Es geht auf einem matschigen Pfad steil bergauf. Faszinierender Urwald, dunkel und verwildert. Nach einer halben Stunde landen wir in einer Sackgasse. Zwei Männer stehen dort und unterhalten sich darüber, dass dies ein merkwürdiger Gipfel ist. In der Tat …. Es gibt kein Zeichen, kein Gipfelkreuz, kein Register, noch nicht einmal Aussicht zu irgendeiner Seite. Der Weg endet an einem Felsen, der ringsum von Bäumen umgeben ist. Keine Spur führt irgendwohin weiter. Zu allen Seiten geht es nur noch bergab. Dann muss dies wohl tatsächlich der Gipfel sein. Einer der Männer hat Handy-Empfang und lässt sich den genauen Standort anzeigen. Wir stehen tatsächlich auf dem Mount Rogers, dem höchsten Berg Virginias. Diesen Gipfel hatten wir uns etwas anders vorgestellt, da muss man nicht nochmal hoch. Aber der Weg ist das Ziel – das ursprüngliche Waldstück war wirklich schön. 😉
Am Trailhead von Elk Garten sehen wir endlich noch einmal wilde Pferdchen. Da steht eine Pony-Familie mit einem supersüßen Fohlen. Es lässt sich sogar streicheln. Total weich ist es und hat ganz wolliges Fell. Am Liebsten würde ich das Kleine mitnehmen. 🙂

An einer Landstraße werden wir angenehm überrascht : Trail Magic mit Poet von Shaw’s Hiker Hostel. Es gibt gegrillte Hot Dogs und Bier – sehr cool. 🙂 Wir kennen 6 von den anwesenden Leuten vom AT 2012 und 2019. Zwei weitere Hiker im mittleren Alter sind sehr interessante Gesprächspartner, die wir auf dem Trail Days Festival sicher noch einmal treffen werden.

Danach liegen weitere 200 Höhenmeter Aufstieg zum Buzzard Rock vor uns. Fantastische Blumenwiesen zu beiden Seiten des Trails, es blüht in gelb und weiß zwischen den Bäumen. Wir können uns gar nicht sattsehen.

Schlangen wärmen sich in der Abendsonne am Wegesrand. Diesmal ganz neue Arten mit deutlich ausgeprägtem Muster bzw. Streifen. Nach Internet-Recherche wissen wir, dass es sich um eine Königsnatter handelt, völlig ungefährlich. 🙂 Die andere Schlange ist eine Copperhead, eine sehr giftige Schlange. Wir marschieren weiter und weiter …. Es ist der vorletzte Abend auf unserer Virginia-Etappe, da möchten wir keine Kompromisse eingehen, sondern erwarten ein schönes Nachtlager. Am Ende des Tages finden wir einen sehr exklusiven Platz auf der Ridgeline, gerade Fläche auf Laub.

In der Nacht heulen die Wölfe ganz nah, laut und ausdauernd. Der Mond scheint hell zwischen den Bäumen hindurch und zaubert eine schöne Stimmung. Morgens gibt es nur noch einen Kaffee ohne Milchpulver und ohne Kekse. Schon wieder alles am Ende, der Proviantbeutel ist fast leer. Wir sind voll motiviert, heute noch Damascus zu erreichen. Der Trail führt abwärts. Auf halber Höhe werden die Baumwipfel grün, und es blühen die Rhododendren. Wir überqueren den Holston River auf der Luther Hassinger Memorial Bridge, einer imposanten Konstruktion aus Holz, an die wir uns noch sehr gut erinnern. Das Besondere ist, dass diese Brücke in schwindelerregender Höhe über dem Waldboden schwebt. Sie verläuft quasi zwischen den Baumwipfeln, uns erinnert es an einen Kletterwald. Thomas meint : „Wir sind jetzt auf Augenhöhe mit den Vögeln.“ Stimmt. 🙂 Die Luther Hassinger Memorial Bridge ist lang.

Ein bekanntes Gesicht nähert sich Arm-wedelnd, während wir noch staunend in der Mitte der Brücke stehen und den gewaltigen Eindruck wirken lassen. Das ist „Renegade“, den wir gestern bei der Trail Magic kennengelernt haben. Hiker durch und durch, ohne Familie, keine Freundin, keine Wohnung, kein Auto. Er arbeitet gerade an seinem Projekt, alle drei großen Long-Trails miteinander zu verbinden. Verrückte Idee – das wären dann ungefähr 10.000 Meilen oder 16.000 Kilometer am Stück. Natürlich sucht Renegade Sponsoren und möchte in Zukunft ein Buch schreiben. Seine Geschichten und Erfahrungen sind für uns wirklich interessant, denn die entgegenkommenden Wanderer haben erst knapp 500 Meilen hinter sich und sind diesbezüglich noch Anfänger. 😉 Virginia bleibt bis zum Schluss anstrengend, man bekommt hier nichts geschenkt. Nach der Mittagspause haben wir zwei weitere Berge vor uns, obwohl das Profil eigentlich harmlos aussieht. Ein riesiger Bärenhaufen liegt mitten auf dem Weg. Der Größe nach muss es ein ausgewachsener Schwarzbär gewesen sein.

Wir sind froh, wenn wir im Halbschatten der Bäume wandern können, denn in der Sonne ist es fast zu heiß. Thomas pfeift mich zurück, weil er eine ausgewachsene Black Racer entdeckt hat. Ich bin dran vorbei, ohne sie gesehen zu haben. Die ist wirklich groß und dick, wir schätzen ihre Länge auf 2 Meter und mehr. Ungiftig. Die Black Racer macht nichts, obwohl ich sie mit kleinen Stöckern ärgere und versuche, etwas Bewegung zu filmen. Langweilige Schlange. 😉

Im Laufe des Nachmittags wird mir bewusst, dass dies unser letzter Tag auf dem Appalachian Trail ist. Ich könnte heulen, will noch gar nicht aufhören. Thomas geht es genauso, aber so langsam drängt die Zeit. Wir müssen zurück zur Walkabout. Von nun an geht es nur noch stetig nach unten. Ohne weitere Pause laufen wir durch bis zu einem Campsite etwa einen Kilometer vor der Straße. 16.00 Uhr, 19 Meilen, 30 Kilometer, wir waren wieder schnell. Unser Zelt wird fix aufgebaut, Iso-Matten und Rucksäcke hinein, dann steigen wir das letzte Stück ab bis zur Straße.

Damascus ist ein kleiner Ort mit 800 Einwohnern und ganz besonders Hiker-freundlich. Ich bin nun schon zum 5. Mal im Dorf, Thomas zum 3. Mal. Wir machen einen ersten Orientierungsgang bis zum Festplatz, an dem bereits Live-Musik zu hören ist. Sofort treffen wir wieder auf Bekannte wie Brad Sasser mit Anhang. Brad haben wir im „Wilton Hilton“ auf dem Florida-Trail kennengelernt. Auch er hat bereits ein Buch veröffentlicht, welches wir bei den Trail Days gerne kaufen möchten. Außerdem werden wir eingeladen zum Hiker-Feed. Es gibt warmes Essen, Getränke, Chips und süße Sachen, alles umsonst. Eine weitere bunt schillernde Persönlichkeit ist „Mover“. Alter unbestimmt, vielleicht um die 60 wie wir. Ein Alt-Hippie mit langen, verfilzten Raster-Locken, die mir nicht erstrebenswert erscheinen. Mover ist ein Long Distance Hiker, der bereits 37.000 Meilen unter den Füßen hat. Unglaublich. Ist das nun toll und beneidenswert, oder ist er auch eine von den „verlorenen Seelen“ ? Wir haben es gut, denn wir sind zu zweit. Haben zu jeder Zeit mehrere Optionen und außerdem eine große Familie in Deutschland. 🙂 Nach Beendigung unserer Dorf-Erkundung erledigen wir einen kleinen Einkauf im Dollar General und machen uns noch bei Tageslicht auf den Heimweg. Ein Kilometer steiler Weg bergan bis zu dem Platz, an dem das Zelt aufgebaut wartet. Wir sind sehr zufrieden, denn wir haben unser Ziel trotz des ungeplanten off-days in Atkins fristgerecht erreicht. Seit unserem Aufbruch vom Motel sind wir 18, 20, 18 und 19 Meilen gelaufen. Morgen früh müssen wir nur das Zelt abbauen, unser Zeug packen und den Berg hinunter zum Frühstück in Damascus.

2 Kommentare zu “Atkins bis Damascus

  1. Rainer

    Danke liebe Frauke fuer diesen super Bericht! Wird denn doch bald mal Zeit fuer ein entsprechendes Buch.
    Liebe Gruesse von Euren „meebaeren“ aus immer noch NZ.

    1. 871385 Autor des Beitrags

      Nee, danke.
      Das überlasse ich den Anderen.
      Wir sind nicht so wichtig. 😉