Früher als gewöhnlich packen wir unser Zeug und verlassen die „Holiday Motor Lodge“. Es sind knapp 2 Kilometer entlang der Straße bis zum Trail. Wir werden unser schmuddeliges Zimmer nicht vermissen. Außerdem müssen wir uns bewegen, wenn wir rechtzeitig zu den Trail Days ankommen wollen. Bis nach Damascus sind es ab Pearisburg noch 260 Kilometer, dafür haben wir 10 Tage Zeit. Zu viel Bummelei dürfen wir uns also gar nicht erlauben. Zunächst liegt ein langer Aufstieg vor uns, wie immer, wenn man aus der Stadt auf eine neue Etappe startet. Von 1600′ Fuß bis auf 4000′ Fuß schrauben wir uns den Berg hinauf, anstrengende 800 Höhenmeter mit neuem Proviant und prall gestopftem Rucksack. Rhododendron wächst hoch zu beiden Seiten des Pfades. Wir laufen schön im Halb-Schatten dieses grünen Tunnels. Nach vier Stunden stoppen wir für eine kurze Pause an der Docs Knob Shelter, wo es das erste Wasser gibt. Zunächst bleiben wir noch eine ganze Weile in der Höhe. Der Trail windet sich über lose Steinplatten, die bei jedem Schritt klappern. Immer wieder geht es hinauf und sogleich wieder hinunter. Serpentinen mit unzähligen Spitzkehren, die unser Höhenprofil nicht erahnen ließ. Der Nachmittag verläuft ruhig und ziemlich ereignislos. Nur drei Rehe blockieren den Weg, eine Weißwedel-Mutter mit zwei Jungtieren. Danach Abstieg, Abstieg und noch mehr Abstieg über Geröll bis zu einem kleinen Bach, wo wir endlich Wasser auftanken können. Einen Zeltplatz finden wir ganz in der Nähe und machen um 20.00 Uhr Feierabend unter einem Rhododendron-Dach. Das Geräusch des plätschernden Wassers ist viel entspannender als Fernsehen und Internet. Sehr schön, wieder im Wald zu sein. 🙂
Das Gelände scheint etwas einfacher zu werden, keine hohen Berge mehr in Sichtweite. Dieser Teil Virginias ist zwar hügelig, aber der AT verläuft eher gemäßigt an den seitlichen Hängen entlang. Unterhalb von 3000′ Fuß ist es jetzt richtig grün. Jeden Tag gibt es neue Blumen und Schmetterlinge zu entdecken. An einer kleinen Nebenstraße werden wir vom Parkplatz aus gerufen. Da steht ein zum Wohnen eingerichteter Bulli, davor ein Zelt und einige Campingstühle. Trail Magic von „Paint Splash“, einer gealterten Hippie-Dame, die sich Künstlerin nennt. Tatsächlich sind ihre kleinen Werke ganz hübsch. Es gibt verschiedene Getränke-Dosen aus der Kühlbox, außerdem süße Schoko-Waffeln. 🙂 Wir möchten jetzt nichts kaufen und tragen, außerdem finden wir die Bilder etwas zu teuer. Wir werden Paint Splash bei den Trail Days in Damascus wiedertreffen, wo sie einen Verkaufsstand hat. Vielleicht gibt es dann ein Souvenir.
Gegen Mittag bezieht sich der Himmel mit dunklen Wolken. Ein paar Minuten später fallen dicke Tropfen vom Himmel. Ein ganz kurzer Schauer nur, dann hat sich das Unwetter nach Norden verzogen. Wir laufen nach Süden. Die Sonne scheint, es wird wieder heiß. Ein paar Stunden später dasselbe Spiel nochmal. Es donnert in der Ferne, Gewitter sind angesagt, aber wir bleiben den ganzen Tag trocken. Gekocht wird an der Jenny Knob Shelter. Da ist gegen 17.00 Uhr schon richtig viel los. Der Tisch ist besetzt von einer Horde junger Leute, ein älterer Wanderer hängt bereits in seiner Hängematte, ein anderer sitzt ermattet in der Shelter, eine Dame im mittleren Alter baut gerade ihr Zelt auf. Hilfe – die Zeit der Einsamkeit auf dem AT ist wohl endgültig vorbei. 😉 Ein langer, steiler Trampelpfad führt in die Tiefe, wo eine saubere Quelle sprudelt. Zweimal müssen wir diesen Extra-Weg machen, weil es auf den nächsten 15 Kilometern kein Wasser gibt. Aber dafür sind wir unabhängig und laufen noch zwei Stunden weiter. Unterwegs kommen wir an einer weiteren Trail Magic vorbei : Wasser. Da stehen 10 große Kanister, aber leider sind alle leer. Zu viele Leute unterwegs. Wie gut, dass wir schon gekocht und unsere Flaschen an der Shelter gefüllt haben. Mit drei Litern Wasser nur zum Trinken kommen wir gut hin. Einen besonders schönen Zeltplatz finden wir ganz oben auf der Ridgeline, hell und mit Aussicht. Hoffen wir mal, dass wir an diesem luftigen Platz von Regen, Wind oder Gewitter verschont bleiben. Knapp 30 Kilometer gelaufen, das ist über dem ausgerechneten Schnitt und bedeutet mehr Zeit zum Ende hin.
Manchmal bereut man es, an so einer exponierten Stelle zu stehen, aber es ist alles friedlich geblieben in der Nacht. 🙂 Die ThermaRest-Matten sind nach wie vor eine harte Unterlage, aber inzwischen schlafen wir ziemlich gut darauf. Alles Gewöhnungssache. Außerdem sind wir fleißig und laufen von morgens bis abends. Rechtschaffen müde ist man nicht so anspruchsvoll, sondern fällt bald in Tiefschlaf. Kaum sind wir eine halbe Stunde unterwegs, da stoppt Thomas abrupt vor einer schwarzen Schlange. Es ist eine Black Racer von ungefähr 1,20 Meter Länge. Schmaler Kopf und runde Äuglein, das sind die eindeutigen Merkmale für „ungiftig“. Nur eine Stunde später liegt erneut eine schwarze Schlange quer über dem Weg, wieder eine Black Racer. Die Winterruhe ist vorbei. Nun sind die Temperaturen wohl endlich warm genug, dass diese Reptilien sich vorwagen.
Mein Herpes ist weg, wurde besser, sobald wir dem Motel den Rücken gekehrt haben. 😉 Knie sind auch gut, denn die Abstiege sind gnädig. Nun habe ich eine Blase am kleinen Zeh. Habe gestern schon gespürt, dass sich da etwas entwickelt. Heute kommt in der Frühstückspause einfach ein Blasenpflaster drauf, und weiter geht’s. Wir kommen an einer großen blauen Tonne vorbei, davon soll es mehrere hier in der Region geben, extra für AT-Hiker. Alle essen unterwegs Fisch oder Käse in irgendeiner Form und tragen die stinkenden Verpackungen bis zum nächsten Ort. Die Möglichkeit der Entsorgung unterwegs ist wirklich eine große Hilfe. Das Besondere ist, dass diese Mülltonnen von einer 78-jährigen Lady und einem 76-jährigen Gentleman bereitgestellt und betreut werden. In diesem fortgeschrittenen Alter so eine gute Idee und so ein Engagement für die zumeist jungen Wanderer, das verdient besonderen Dank. 🙂 Unerwartet gibt es gegen Mittag eine zusätzliche warme Mahlzeit und kalte Getränke zwischendurch. Der Appalachian Trail hat sich verändert, er wird jedes Jahr ein bisschen länger. Auf der neuen Strecke liegt ein kleiner Laden mit Imbiss, der sich voll auf die Bedürfnisse der Hiker eingestellt hat. Wussten wir nicht, weil unsere Planungs-Unterlagen alt sind. Unsere Informationen stammen aus dem „Data Book 2012“. Extra-Essen wird immer gerne genommen, also schon wieder Pause. Am Nachmittag stehen wir vor einem Wegweiser zum Boss Trail. Den kennen wir noch nicht. Jeder Thru-Hiker folgt ausschließlich den „White Blaze“ von Anfang bis Ende. Dieses ist ein „Blue Blaze“, eine alternative Route. Thomas hat Virginia nun zum zweiten Mal durchwandert, ich bin schon zum dritten Mal an dieser Stelle. Warum also nicht etwas Neues ausprobieren ? Wir biegen zum Boss Trail ab und folgen den „Blue Blaze“. Ein sehr schöner Pfad, der offensichtlich kaum begangen wird. Wir treffen keine Menschenseele. Dafür begeistern wir uns für die vielen jungen Ahorn-Bäumchen am Wegesrand. Das Sonnenlicht scheint durch das Blätterdach der größeren Bäume und zaubert eine ganz besondere Stimmung in den Wald.
Der Boss Trail hat sich auf jeden Fall gelohnt, ist aber leider nach einer guten Stunde schon zu Ende und vereinigt sich wieder mit dem AT. Am Laurel Creek nehmen wir Wasser, trinken sofort einen Liter und füllen die Flaschen wieder auf. Viele Zelte stehen dort am Fluss. Es ist 18.30 Uhr, wir haben noch etwa zwei Stunden Tageslicht und möchten weiter. Es geht über eine Hängebrücke auf die anderen Seite. Dort steht ein großes Fass, an dem ein Zettel klebt. Es wird darum gebeten, eine Tüte mit Holzspänen aus diesem Fass zu füllen und bis zur Jenkins Shelter zu bringen. Diese Schutzhütte liegt 8 Kilometer weiter den Hügel hinauf. Die Späne werden für das Privy gebraucht, also als Einstreu für die Kompost-Toilette nach Benutzung. Scheint ganz gut zu klappen, denn das Fass ist beinahe leer. Wir füllen eine Tüte zum Mitnehmen, das Zeug wiegt ja nichts. Auf dem Weg nach oben treffen wir einen Mann, den Thomas an seiner Ausrüstung sofort als Amateur-Funker erkennt und anspricht. Die beiden Männer stellen sich einander ganz formell mit ihrem Rufzeichen vor, nicht mit Namen. Komisch für Außenstehende, aber das machen die Amateur-Funker wohl so. Dann wird ein bisschen gefachsimpelt und das Rufzeichen notiert. Ich könnte wetten, dass daraus ein neuer Kontakt entstanden ist, der demnächst angeschrieben wird.
Wir sind eine Stunde früher unterwegs als gewöhnlich, weil man bei dem Vogel-Spektakel einfach nicht lange schlafen kann. Ein Blick auf das Höhenprofil des heutigen Tages lässt uns ahnen, dass es anstrengend werden könnte. Die Zickzack-Linie bedeutet, dass viel schweißtreibende Arbeit vor uns liegt. Einige spitze Gipfel sind dabei, also steil rauf und wieder runter. Von 2300′ Fuß bis auf 4400′ Fuß geht es. 700 Höhenmeter insgesamt, allerdings mit vielen unmessbaren Auf- und Abstiegen zwischendurch. Aber zunächst einmal auf zur Jenkins Shelter, wo wir die Tüte mit den Holzspänen abliefern. Im Laufe des Vormittags kommen wir an beeindruckenden Fels-Formationen vorbei. Der Trail läuft hoch über die Kante entlang senkrechter Wände. Es geht richtig steil nach unten, wo sich auf einer unteren Ebene dichter Laubwald ausdehnt. Am Nachmittag besteigen wir den Chestnut Knob. Das ist der höchste Gipfel heute und kostet viel Kraft. Endlich sind wir oben, wo eine ganz besondere Shelter steht. Ein festes Haus aus Stein mit vier geschlossenen Wänden, Fenster und Tür. Wahrscheinlich ist dieser Berg den Elementen zu sehr ausgesetzt, ein Holz-Unterstand mit drei Wänden würde nicht ausreichend Schutz bieten. 2012 und 2014 herrschte hier furchtbares Wetter mit viel Wind, Regen und Nebel. Heute passieren wir den Gipfel bei schönstem Sonnenschein und laufen entspannt dran vorbei. Grüne Wiesen auf der anderen Hangseite, sogar ein paar Blüten von wilden Erdbeeren sind schon zu sehen. Ein besonderer Hingucker ist ein Trieb mit rosa Blättern, welches aus einem Baumstamm wächst. Ganz vorwitzig hat sich das zarte Pflänzchen durch die Farbe vom „White Blaze“ ans Licht gedrängt. So etwas haben wir noch nie gesehen, wir staunen mal wieder über die kleinen Kostbarkeiten in der Natur. 🙂
Wir begegnen einem großen Blonden, einem Dänen, der sogar ein bisschen Deutsch spricht. Er läuft den ganzen AT von Süden nach Norden. Vor zwei Jahren ist er mit seiner Frau durch die USA geradelt. Outdoor-Fan, auf jeden Fall ein sehr interessanter Mensch, den wir bei den Trail Days wiedersehen werden. Ellenlanger Abstieg, insgesamt 8 Kilometer nur bergab. Vier Knie sind zufrieden mit dem Verlauf in Serpentinen. Für uns ist es ein angenehmer Weg, aber die Entgegenkommer sind ganz schön am Schnaufen. Ein lustiges Arrangement von Disney-Figuren und Gartenzwergen an einem Baum weckt unsere Aufmerksamkeit. Jemand hat anscheinend Spaß daran gehabt, die bunten Plastik-Spielsachen im Wald aufzubauen. Auf jeden Fall ist es ein Hingucker. Durch diesen lustigen Einfall wird bestimmt manchem Wanderer der Tag versüßt. 🙂
Am Waldrand hängt ein Schild mit der Mitteilung, dass die Brücke über den Link Creek zerstört ist. Man muss dort fjorden, soll besonders vorsichtig sein und bei viel Regen eine Umleitung gehen. Ehrlich gesagt wissen wir in dem Moment noch gar nicht, wo der Link Creek ist, weil wir nie so akribisch genau planen. Irgendwann werden wir davor stehen, wahrscheinlich erst morgen. An einem Übergang finden wir ein Dutzend Wasser-Kanister. Diesmal haben wir Glück, einige sind noch voll. Das passt gut, denn wir stehen kurz vor dem Feierabend.
Gerne füllen wir uns drei Liter ab und überqueren damit noch einen weiteren Hügel. Gleich nach dieser letzten Anstrengung erreichen wir den Fluss mit der kaputten Brücke.
Niedriger Wasserstand, gar kein Problem. Auf Trittsteinen balancieren wir bis ans andere Ufer. Dort finden wir sofort eine ebene Fläche mit dichtem Laub für unser Nachtlager. Anstrengender Tag, knapp 30 Kilometer geschafft.
In der Nacht 5 Stunden Regen. Morgens ist das Zelt nass, der Wald nass, aber es hat aufgehört zu tropfen. Kleine Salamander krabbeln im Matsch. Überall sind Spinnweben, weil wir heute früh die ersten Wanderer sind. Thomas geht voraus und macht den Weg frei. Ein Aufstieg von 500 Höhenmetern zum Frühstück, dann 200, danach noch einmal 300. Links am Hang sehen wir kleine rosa Knospen an den Rhododendron-Büschen. Ein Stück weiter blüht der Rhododendron schon in sattem Lila. Ein betörender Duft liegt in der Luft. Neben der weißen Vogelkirsche stehen jetzt noch Bäume mit rosa Blüten am Wegesrand. Wunderschön ! Der Mai ist die beste Jahreszeit für diese Region auf dem Appalachian Trail. 🙂
Dutzende von kleinen Regenmolchen liegen auf dem Trail. Man muss sehr aufpassen, dass man nicht drauftritt. Nach vier Stunden finden wir sauberes Wasser an einer Quelle, kurz darauf einen Pausenplatz mit Aussicht ins Tal. Das Zelt wird zum Trocknen zwischen den Bäumen aufgehängt. Kaum haben wir ausgepackt und uns bequem niedergelassen, da fängt es an zu nieseln. Blödes Timing. 🙁 Jeder isst schnell einen Riegel, dazu gibt es eine Tasse Kakao. Mehr Snacks haben wir nicht, packen also schnell wieder ein und hasten weiter. Nachmittags haben wir zwei weitere Berge zu bewältigen. Langer Aufstieg in Regen-Montur, da schmort man im eigenen Saft. Zum Glück hört es nach zwei Stunden auf zu regnen, die Sonne scheint sogar ein bisschen. Der letzte und höchste Gipfel des Tages kommt zum Schluss. Das ist der Brushy Mountain. „Brush“ bedeutet „Bürste“, und inzwischen wissen wir auch, warum dieser Berg so heißt. Man stelle sich nur die Borsten einer Zahnbürste vor ….. Thomas sagt, das Höhenprofil sieht aus wie ein Sägeblatt. Hoch, runter, hoch, runter, hoch, runter. Wir zählen die Auf- und Abstiege, jeder für sich nicht schlimm, aber die Menge macht’s. Der Appalachian Trail geht in die Beine, auch nach vier Wochen immer noch. Endlich geschafft, von nun an nur noch abwärts auf einer schmalen Spur über privates Farmland. Grüne Wiesen, auf denen Kühe grasen. Zäune halten die Tiere auf ihrer Weide. Wir müssen über etliche Treppen aus waagerechten Brettern steigen, das sind die sogenannten „styles“.
Wir sehen eine schwarze Mutter mit einem schneeweißen Jungtier. Das Kälbchen sieht aus, als wäre es ganz frisch. Auf jeden Fall hat es noch keinen Speck auf den Rippen, die Knochen stechen deutlich hervor. Wie gesagt : schneeweiß dazu. Faszinierend. 🙂 Eine der Kühe hat gleich zwei schwarze Kälbchen, eins davon mit weißem Kopf.
Dunkle Wolken am Himmel, bisher sind die noch so gerade an uns vorbei geschrappt. Nördlich von uns scheint es bereits zu regnen. Wir laufen schneller, um rechtzeitig ein Dach über dem Kopf zu haben. Wir sind auf dem Weg nach Atkins, ein Weiler mit 750 Einwohnern. Eigentlich möchten wir gar nicht ganz bis in den Ort, denn an der Kreuzung vor dem Dorf gibt es ein Restaurant und zwei Tankstellen zum Einkaufen. Es beginnt leicht zu tröpfeln. Als wir aus dem Wald treten, da finden wir eine richtig tolle Trail Magic : Mandarinen und verschiedene Sorten Kekse. Ehemalige AT-Hiker haben die Leckereien dort abgelegt – „Tink“ und „Raptor“. Wir bemühen uns gar nicht, die Sachen richtig zu verstauen, denn der Himmel sieht inzwischen beängstigend aus. Wenn sich diese schwarzen Wolken über uns öffnen, dann gibt es einen richtig nassen Hintern. Wir schaffen es gerade noch bis zum Restaurant, dann bricht draußen die Hölle los. Gewitter ganz nah. Es blitzt und donnert so stark, dass die Fensterscheiben vibrieren. Alle Schleusen gehen auf, es regnet in Strömen, dazu Sturmböen von verschiedenen Seiten. Sintflutartiger Regen lässt die Straße und den Parkplatz sofort unter Wasser stehen. Mein Handy macht Alarm, während wir gerade essen. Tatsächlich ist es meine Wetter-App, die sich meldet. Tornado-Warnung ! Gewitter mit Starkregen sind ja eigentlich schon genug, das ist jetzt langsam nicht mehr lustig. Vom Restaurant aus rennen wir nur über die Straße zur Tankstelle, wo wir den teuren Einkauf für die letzte Etappe machen. Apothekenpreise – unverschämt. 🙁 Der Regen wird immer schlimmer, während wir unter dem Vordach den Proviant einpacken und unsere Rucksäcke neu organisieren. Aufgrund des schlechten Wetters wird es anscheinend auch bereits eine Stunde früher dunkel. Eigentlich wollten wir gegenüber auf der anderen Straßenseite zurück auf den Trail und beim nächstbesten Platz das Zelt aufstellen. Aber nein – so geht das nicht. Wir würden innerhalb von Minuten im nassen Wald absaufen. Kurzer Blickkontakt genügt, zum Glück sind wir uns in solchen Dingen immer schnell einig. 🙂 Ganz in der Nähe gibt es ein Motel. War eigentlich nicht geplant, aber bei diesen Verhältnissen sollten wir Vernunft walten lassen. Man ist doch kein Weich-Ei, wenn man bei Gewitter und Tornado-Warnung Unterschlupf in einem Motel sucht ? 😉 Wir laufen zum „Relax Inn“ hinüber und hoffen, dass die ein Zimmer frei haben. Die Bude sieht von außen total heruntergekommen aus. Aber egal – ich möchte NICHT in den Wald. Die indische Dame an der Rezeption ist nett, das Zimmer ohne Komfort, aber relativ sauber und günstig. Nur 55,- Dollar inklusive Tax, da darf man nicht meckern. Um 20.30 Uhr können wir aufatmen, die nassen Klamotten ausziehen und unsere feuchte Ausrüstung im Zimmer ausbreiten. Wir sind froh und stellen wieder einmal fest, wie gut wir es doch haben. 🙂