Augusta ist ein typisches Trail-Dorf mit nur 300 Einwohnern. Schön übersichtlich. Laufen muss man hier nicht viel, denn das Leben spielt sich entlang der Main Street ab. Einkaufsladen, Post, Wäscherei, Pizzeria, Eisdiele, Bar, Campingplatz und Motel liegen alle an der Hauptstraße. Eine Lesebrille für Thomas gibt es leider nicht. Das einzige Geschäft im Ort hat nur 3 Modelle, aber keines in der richtigen Stärke. Wir brauchen eine neue Gas-Kartusche zum Kochen, die kostet hier mal eben das Doppelte vom normalen Preis. Wir steigen in einer der beiden Unterkünfte ab, sauber und ordentlich, aber eigentlich ist es uns zu teuer. Deswegen bleiben wir auch nur eine Nacht und stürzen uns gleich in die nächste Etappe. 120 Meilen, das sind knapp 200 Kilometer, die wir in einer Woche zurücklegen möchten.
Sicherheitshalber bestellen wir Jemanden, der uns pünktlich um 11.00 Uhr abholt. Kostet 30,- Dollar, aber das ist es uns wert. Es sind immerhin 50 Kilometer Strecke bis zurück zum Trailhead. Die staubige Schotterstraße dorthin ist total verlassen. Kein Mensch fährt in diese Richtung, außer vielleicht am Wochenende. Dafür sehen wir aus dem Fenster des Wagens mehrere Pelikane, die wie Schwäne auf einem See sitzen.
Vom Benchmark-Trailhead aus laufen wir über eine Holzbrücke und stehen schon bald vor einem Schild „Bob Marshall Wilderness“. Ja, genau dort möchten wir hin, wir haben die Berge schon seit Tagen vor uns liegen. An einem Baum hängt gut sichtbar ein großes CDT-Zeichen, ein breiter Pfad führt nach links. Keine Zweifel, keine Kontrolle. Wir marschieren ziemlich flott, weil wir gerne trotz spätem Start ein paar Meilen vorlegen möchten. Uns geht es richtig gut, wir sind gerne zurück im Wald. Nach 1,5 Stunden kommt uns die Sache jedoch komisch vor. Die Hügel wollen gar nicht näher kommen, der Fluss bleibt immer links von uns. Wir schauen auf’s Handy und können es nicht fassen. Tatsächlich sind wir falsch herum auf den CDT eingebogen. Sind ganze 6 Kilometer in die verkehrte Richtung gerannt, nun müssen wir alles wieder zurück. Insgesamt 12 Kilometer umsonst. Das tut weh ! Ärgerlich ! Thomas sagt dazu : „Ist doch nicht schlimm.“ Nun sind wir gar nicht mehr so gut gelaunt. 🙁 Jeder grummelt so vor sich hin, wir laufen etwas weiter auseinander als gewöhnlich. Nach einer Stunde ist die Wut verraucht, wir vertragen uns wieder. Recht hat er, eigentlich ist es auch egal. Sobald wir in Waterton ankommen, ist dieser Trail unwiderruflich zu Ende. Auch unser Nomadenleben, die Freiheit in der Natur, ist vorbei, sobald wir im Flieger nach Deutschland sitzen. Also ist es gar nicht wichtig, ob wir einen halben Tag früher oder später die kanadische Grenze erreichen. Also Schwamm drüber – alles gut.
Um 15.30 Uhr kommen wir an der Stelle an, wo wir die falsche Richtung eingeschlagen haben. Jetzt erkennen wir auch, warum wir uns verlaufen haben. Das CDT-Schild am Baum hängt verkehrt herum. Es sollte eigentlich auf der anderen Seite des Stammes angebracht sein, damit es für die Wanderer zu sehen ist, die von Norden nach Süden laufen. Für uns, die wir von Süden kommen und nach Norden auf den Trail müssen, gibt es gar kein Schild. Zudem ist unser Pfad viel schmaler, weil noch nicht so viele Hiker von Mexiko durchgekommen sind. Wir sind wieder sehr früh in der Saison und müssen den Weg erst für die Nachfolgenden ebnen. Ab jetzt tun wir einfach so, als wenn wir gerade erst frisch gestartet wären. Jetzt ist alles richtig, die Berge der Bob Marshall Wilderness liegen vor uns. Wieder kommen wir durch ein großes Gebiet mit Brandschäden aus längst vergangenen Jahren. Nackte Baumstämme mit schwarz verkohlter Rinde stehen zwischen jungem Grün. Zunächst hat sich ein kleiner Kiefernwald entwickelt, die Bäumchen sind gerade erst etwa 1-2 Meter hoch. Einen Hügel weiter bietet sich ein ähnliches Bild, hellgrüne Birken von 2-3 Meter Höhe setzen sich zwischen den verbrannten Bäumen durch. In einigen Jahren wird nichts mehr vom Flurschaden durch Feuer zu sehen sein.
An einer Brücke machen wir Pause und können zugucken, wie einige Rehe weiter hinten den Fluss durchqueren. Der Sun River begleitet uns den ganzen Nachmittag, unser Pfad verläuft ständig neben dem plätschernden Fluss. Es gibt zu beiden Seiten am Ufer wunderschöne Plätze zum Zelten. Waldboden mit Kiefernnadeln, alles fein gerade, Feuerstellen mit dicken Baumstämmen zum Sitzen. Ein bisschen Tierkino gibt es auch noch, während wir den lauen Abend vor dem Zelt genießen. Kleine Felltiere tauchen auf, das sind die Präriehunde, welche in den trockenen Gebieten östlich der Rocky Mountains leben. Die ganze Ebene ist von kleinen Löchern und Tunneln durchzogen. Präriehunde sind eine nordamerikanische Gattung der Erdhörnchen, verwandt mit den Murmeltieren. Sie schnuppern und beobachten die Lage. Anscheinend stören wir nicht, wenn wir still auf unserem Platz sitzen. Die Tagesbilanz fällt etwas niedriger aus als geplant. Immerhin haben wir nach der Weg-Korrektur noch einmal dieselbe Distanz zurückgelegt wie vorher, als wir verkehrt gelaufen sind. Macht insgesamt 24 Kilometer, damit sind wir ganz zufrieden.
Nachts und morgens früh ist es sehr frisch. Tages-Temperaturen gestern und heute weiterhin bei 32° Celsius. Ein Reh weidet ganz in der Nähe am Ufer des Sun Creek.
Bereits um 8.30 Uhr kommt uns ein junger Mann in flottem Tempo entgegen. Wir vermuten zunächst, dass es ein Southbounder auf dem Weg nach Mexiko ist. Aber es stellt sich heraus, dass er eigentlich nach Norden auf dem Weg zur Kanadischen Grenze ist. Gestern hat er ein großes Feuer voraus entdeckt, genau hinter der Kreuzung, wo der CDT zum Spotted Bear abbiegt. Die Fotos, die er mit seinem Handy gemacht hat, sehen nicht gut aus. Der Himmel vor uns ist getrübt, wir haben es für niedrige Wolkenbildung gehalten, aber vielleicht kommt das auch vom Feuer. Die Luft riecht nach Rauch. Oder ist das nur Einbildung ? Der junge Mann ist umgedreht, da er die Lage nicht einschätzen konnte und keine weiteren Informationen hatte. Das könnte unsere Pläne empfindlich stören. Aber wir beschließen, dass wir auf jeden Fall heute weiter nach vorne gehen, um uns selber ein Bild von der Situation zu machen. Wir steigen ständig bergauf. In 15 Kilometern werden wir die Chinese Wall erreichen, spätestens von dort oben haben wir einen guten Überblick. Schlimmstenfalls müssen wir morgen umdrehen und zurück nach Augusta, falls der Trail unpassierbar ist.
Thomas findet ein paar Wald-Erdbeeren. Die sind winzig klein und hellrot, also eigentlich noch gar nicht ganz reif, aber sehr aromatisch. Schade, dass es nicht mehr davon am Wegesrand gibt. Zum Frühstück gibt es eine Überraschung : Thomas hat zwei Dosen Sardinen in Olivenöl geschleppt. Die lassen wir uns mit den letzten Scheiben Brot gut schmecken. Ab morgen gibt es dann wieder Haferflocken. 😉 Mehrmals laufen wir durch oder über Bäche mit unglaublich klarem Wasser. Auch das, was von der Seite aus den Bergen fließt, ist sauber und eiskalt. Wir können an jeder Ecke trinken, ohne dass wir das Wasser behandeln müssen. Eine Gruppe uns entgegenkommender Tages-Wanderer bringt Neuigkeiten bezüglich der Feuersituation. Ein Ranger soll erzählt haben, dass es 50 Meilen nord-westlich von hier brennt. Das ist weit weg, da kommen wir nicht hin. Außerdem liegt der Brandherd demnach auf der anderen Seite der Chinese Wall, also keine unmittelbare Gefahr für uns. Schweißtreibender Aufstieg in der Mittagshitze, vor uns liegen 800 Höhenmeter bis zum Pass. Wir laufen den Wall Trail, der frontal auf die steile Felswand zuläuft. Da fühlt man sich auf dem schmalen Trampelpfad ganz klein und unwichtig. Sehr beeindruckend sind die verschiedenfarbigen Bänder im Gestein, dazwischen schmale Terrassen mit grünem Bewuchs.
Oben machen wir einen Ausflug ohne Rucksäcke in die Felswand und sondieren die Lage. Das Feuer ist nicht direkt zu sehen, allerdings sind beide Täler voraus mit dichtem Rauch verhangen. Da müssen wir dann wohl die nächsten 2-3 Tage durch. Man kann eigentlich nur auf Wetter-Änderung oder einen Winddreher hoffen. Weiter geht es auf der Ostseite der Chinesischen Mauer, die sich ohne Unterbruch auf etwa 20 Kilometer Länge durch die Bob Marshall Wilderness zieht. Gelegentlich rieseln schwarze Ruß-Partikelchen vom Himmel, wenn der Wind sie in unsere Richtung bläst.
Unsere Sachen fallen nach knapp 3 Monaten alle auseinander. Thomas hat heute doppeltes Pech. Beim Absetzen des Rucksacks in der ersten Pause bleibt er hängen und reißt einen riesigen Winkelhaken in sein Hiker-Shirt. Das Loch ist so groß, dass er die rechte Schulter mit Sonnenschutz eincremen muss. Etwas später löst sich die Sohle vom rechten Schuh. Zum Glück haben wir letztens erst eine neue Rolle Tape gekauft. Damit wird die Sohle provisorisch angeklebt und das Ganze dann mehrfach umwickelt. Kann man 150 Kilometer in 5 Tagen mit Schuhen laufen, die nur noch von Klebeband zusammengehalten werden ?
Feierabend gegen 20.00 Uhr an einem See. Leider gibt es zu viele Moskitos, die den Frieden stören.
Unser Abendessen (Nudeln !) wird mit frisch gepflücktem Schnittlauch aufgewertet, der hier im feuchten Tal reichlich wächst.
Da war richtig was los gestern auf unserem Platz. Die halbe Nacht hatten wir Huf-Getrappel um uns herum. Nicht nur von einem Vierbeiner, sondern eine ganze Versammlung muss sich am See getroffen haben. „Tier-Disco“ sagt Thomas dazu. Er musste in der Nacht einmal nach draußen und stand gleich Auge in Auge mit einem Reh. Auf meiner Seite konnte ich im Dunkeln zwei Wapiti-Hirschkühe erkennen. Mehr haben wir nicht gesehen, weil wir kein Licht angemacht haben und eigentlich viel zu müde sind, um den Kopf zu heben. Das war ein ständiges Schnauben und Grunzen um uns herum, aber wir schlafen einfach weiter, solange es sich nicht nach Bär anhört.
Bereits eine halbe Stunde nach dem Start sind wir am Abzweiger zum Spotted Bear-Trail. Das ist eine Alternativ-Route zum alten Original-CDT, die von den meisten Hikern genommen wird. Die Stelle, an der es nach Meinung des jungen Mannes eventuell brennen sollte. Nichts. Die Sonne sieht etwas milchig aus, das muss an der schlechten Luft vom Feuer liegen. Ansonsten ist nichts zu sehen vom Waldbrand, zu weit weg und vermutlich hinter der Felswand der Chinesischen Mauer. Glück gehabt. 🙂
Sofort befinden wir uns auf einer ganz schmalen Spur in einer total wilden Landschaft. Links von uns fließt der Spotted Bear River in einer Schlucht. Wir laufen oberhalb auf einem schmalen Pfad am Hang entlang. Alles ist zugewuchert, dichtes Gestrüpp, hohes Unkraut, alles in saftigem Grün. Heidelbeeren wachsen hier ohne Ende. Es sind Unmengen, alle gleichzeitig reif, dunkel und prall. Wenn man einmal damit anfängt, dann kann man schlecht aufhören, so gut ist diese unerwartete Zwischenmahlzeit. Wir bleiben andauernd stehen, um die leckeren Früchte zu pflücken. So kommt man natürlich nicht besonders schnell vorwärts. Mittags um 12.00 Uhr haben wir erst 10 Kilometer zurückgelegt. Da müssen wir jetzt Gas geben. Schwarze Johannisbeeren wachsen auch am Weg, aber die sind nicht so schmackhaft wie die gezüchteten, eher etwas bitter. Himbeersträucher gibt es ebenfalls, aber die sind noch nicht reif. Sonst würden wir heute gar nichts schaffen …. oder Bauchschmerzen bekommen. Wir haben eine neue Blumen-Art entdeckt, die sehr auffällig ist wegen ihrer tiefblauen Farbe. Besonders hübsch ist es, wenn man von oben in die total symmetrisch angeordneten Blütenkelche schaut. Und diese Farbe – so ein intensives Blau gibt es selten in der Natur. Interessant ist auch, dass die Blütenkelche sich sofort verschließen, sobald die Sonne einen Moment verschwindet. Sonne wieder da, die Blütenkelche öffnen sich sofort und zeigen erneut ihre Farbenpracht.
Wir steigen auf über den Spotted Bear Pass, der ist ganz harmlos und noch wenig anstrengend. Dann geht es mit Schuhen durch einen Fluss. Das Klebeband hält. Aber nun macht der andere Schuh Probleme. Thomas glaubt, dass er eine neue Blase an der Ferse bekommt. Es stellt sich heraus, dass die innere Schale gebrochen ist, da ist ganz deutlich eine harte Kante zu spüren. Dadurch gibt es eine Scheuerstelle und Schmerzen an der Hacke. Thomas schneidet ein Polster aus Moleskin und klebt es in den Schuh, damit nichts mehr drücken kann. So langsam wird es lästig mit den Fuß- und Schuh-Problemen. Aber der Trail ist so toll, davon wollen wir uns die Laune nicht verderben lassen. Noch mehrmals geht es durch’s Wasser, dann müssen wir unsere Flaschen füllen für einen langen Aufstieg. Es geht 8 Kilometer lang hoch und höher. Wir steigen Kurve um Kurve höher, eine Serpentine nach der anderen. Eigentlich ist das eine ziemlich schonende Art, aber inzwischen ist das letzte Tagesviertel angebrochen. Die Beine sind langsam müde, keine Energie mehr. Die Sonne steht schon tief im Westen, aber es ist immer noch heiß. Kopf abschalten, Laufmaschinen an und die letzten Reserven mobilisieren. Gegen 18.30 Uhr sind wir am höchsten Punkt auf knapp 2400 Metern. Der Switchback Pass ist einer der schönsten Pässe, die wir je gesehen haben. Alles grün, Blumenwiesen, niedrige Bäume, dazwischen helle Felsbrocken. Die Kuppen der umliegenden Berge sind ebenfalls hell, fast weiß.
Vom Pass aus haben wir eine fantastische Aussicht. Da liegen noch einige interessante Berge vor uns. Von dort aus führt unser Weg auf der anderen Seite bergab, nur noch etwa ein Stündchen weiter bis zum nächsten Wasser.
Eigentlich möchten wir unser Lager am Dean Lake aufbauen. Schöner See, aber leider kein schöner Platz für uns. Die beste Stelle ist bereits mit zwei Zelten besetzt, eine Böschung säumt das Ufer, der Grund ist rundum steinig. Also noch immer kein Feierabend, obwohl wir eigentlich genug haben. Dafür finden wir bald eine grüne Ebene mit gesunden Bäumen. Die Felswand zu unserer Linken sieht gewaltig aus, ein bisschen wie das Gegenstück zur Chinese Wall. Das alpine Gelände in der Bob Marshall Wilderness gefällt uns ausgesprochen gut. Fantastische Landschaft und ringsum hohe Berge, die plötzlich wieder klingende Namen haben. Wir zelten am Fuße des Pentagon Mountain, ein mehr als 2700 Meter hoher imposanter Berg. An seiner Ostflanke liegen noch Schneereste. Während unserer Abend-Mahlzeit bekommen wir Gesellschaft von einem Kolibri. Er möchte anscheinend ins Zelt fliegen, schwirrt dann eine ganze Weile um uns herum und setzt sich schließlich auf einen kleinen Tannenbaum in der Nähe. Trotz kaputter Schuhe und mit viel Anstrengung haben wir 30 Kilometer geschafft.
Wir werden von einem schnarrenden Geräusch geweckt. Der Kolibri ist wieder da. Sein schnelles Flügelschlagen hört sich an wie ein kleiner Motor. Ein erster Blick aus dem Zelt-Eingang heraus zeigt uns die von der Sonne erleuchtete Steilwand des Pentagon Mountain. Es gibt schlechtere Plätze zum Aufwachen. 🙂 Die Luftmatratze von Thomas gibt langsam auf. Während der Nacht ist eine Zwischenwand aufgegangen, so dass jetzt aus zwei Luftkammern eine entstanden ist. Das gibt eine dicke Blase, auf der man sicher noch gut schlafen kann. Blöd wird es erst, wenn noch mehr Nähte kaputtgehen und die Luftkammern immer größer werden. Ersatz bekommen wir sicher nicht mehr vor dem Ende des Trails, das muss jetzt irgendwie so gehen. Der Himmel sieht komisch aus, sehr diesig. Die Sonne scheint zwar, aber hat nicht so viel Kraft wie sonst. Die Luft ist etwas getrübt, wahrscheinlich immer noch vom Feuer. Neben unserem Weg stürzt sich ein Wasserfall in die Tiefe. Wasser ist kein Problem mehr, auch heute bleiben wir immer in der Nähe von Flüssen oder Bächen. Die durstigen Zeiten sind vorbei. Am Vormittag steigen wir jeden Meter wieder hinab, den wir uns gestern hochgekämpft haben. Tief unten im Tal ist Sumpfgebiet. Moskito-Alarm ! Das halten wir nicht lange aus. Wir benutzen unser Gift und sprühen uns ein, bzw. die Kleidung, wo die Biester gnadenlos durchstechen. Es ist das erste Mal auf dem CDT, aber diese Plage soll zum Ende hin schlimmer werden, wie wir gehört haben. In der Frühstückspause wird das T-Shirt von Thomas mit Zahnseide zusammengenäht. Wir müssen durch den Pentagon River, eine willkommene Abkühlung für die Füße. Funktioniert auch mit geklebter Sohle, die muss einfach nur jeden Tag 30 Kilometer halten. Thomas findet einen sehr guten Wanderstock der Marke Black Diamond, tadellos in Ordnung. Wir nehmen den mit und tragen ihn 4 Tage bis nach East Glacier. Wenn wir bis dahin der Besitzer nicht getroffen haben, dann wandert der Stock in die nächste Hiker-Box und wird einen anderen Wanderer glücklich machen. Gewaltige Bären-Haufen liegen auf dem Weg, nicht älter als einen halben Tag. Das erinnert uns wieder daran, dass wir uns im Grizzly-Gebiet befinden. Wir sind auf dem Wege zum Glacier National Park, wo die Population am dichtesten ist. In ganz Montana leben zur Zeit etwa 800 Grizzly-Bären.
Nachmittags sind wir mit dem Spotted Bear-Trail durch und stoßen wieder auf die Original-Route. Die Markierung lässt zu wünschen übrig, genauer gesagt, sie ist schlichtweg falsch. Die Spur, auf die wir einbiegen müssen, hat gar kein Zeichen. Dafür hängt ein großes CDT-Zeichen frontal auf Augenhöhe an einem Baum, der ganz klar auf den Weg nach Süden zeigt. Keine Ahnung, wer diese Dinger hier anbringt, aber verkehrt herum zu markieren ist ganz schön blöd. Jeder, der nicht ganz genau weiß, wie der CDT verläuft, wird hier falsch herum abbiegen und nach Süden laufen statt nach Norden. Genauso ist es uns am ersten Tag dieser Etappe am Benchmark Trailhead ergangen, als wir so viele Extra-Kilometer gemacht haben. Einfach an einer kritischen Stelle in die falsche Richtung zurück auf den Trail …. Das kann ja mal passieren, aber soll eigentlich nicht noch einmal vorkommen. Wir passen jetzt sehr gut auf. 😉
Während unserer Nachmittags-Pause kommt ein Kolibri angeflogen und umschwirrt uns. Unfassbar hübsch sind diese zierlichen Vögelchen mit ihren bunten Flecken am Gefieder. 🙂 Etwas später sehen wir einen zitronengelben Vogel, sehr auffällig, der leuchtet richtig vor den sattgrünen Bäumen. Das ist ein American Goldfinch, ein Goldzeisig. Der junge Mann, der vorgestern wegen der Rauchwolken voraus umgedreht ist, läuft an uns vorbei. Meine Güte – was ist der schnell ! Als er in Augusta angekommen ist, da hat er erfahren, dass der Brand gerade gelöscht ist. Gut für uns, dass wir einfach weiter sind und erst einen Tag danach am Spotted Bear waren. Zum Ende des Tages laufen wir lange durch eine trostlose Gegend, in der erst letztes Jahr ein böses Feuer gewütet hat. Hier steht kein grüner Baum mehr, alles ist schwarz und verkohlt. Es wird schwierig, einen Zeltplatz zu finden, denn in Ruß und Asche mögen wir nicht stehen. Zum Glück fließt ein kleiner Strom durch die verbrannte Landschaft, an dessen Ufer sich die bereits wieder etwas Wiese durchgesetzt hat. Der Untergrund ist holperig und mit Löchern durchsetzt, aber wir haben nicht so viel Auswahl zwischen den Baum-Skeletten.
Eigentlich war es ganz schön auf unserem Platz am Strawberry Creek. Himmlische Ruhe, absolut keine Geräusche. Wir haben 9 Stunden geschlafen wie ein Stein (oder 2 Steine). Die großen Tiere fühlen sich anscheinend nicht wohl in dieser abgebrannten Wüste. Dafür bekommt Thomas schon früh Besuch von einem Kolibri, während er unsere Proviantbeutel vom Baum angelt. Da stellt sich die Frage : Was machen Kolibris eigentlich im Winter ? Antwort : Dieser in Montana heimische Kolibri wird „Sternelfe“ genannt und zieht zur Überwinterung ins warme Mexico. Der Himmel ist grau, wir haben eine ungewöhnlich dichte Wolkendecke über uns. Verhaltene Freude, denn wir hoffen auf einen Tag ohne Sonne. Üblicherweise haben wir morgens 2-3 Stunden angenehmes Wandern, nach der Frühstückspause werden wir regelmäßig gegrillt bis zum Abend. Abwechselnd gehen wir vor und machen den Weg frei von Spinnweben für den Hintermann. Unser Weg ist einfach. Zunächst steigen wir an bis zum Badger Pass, von da aus geht es abwärts und wieder hinauf über den Muskrat Pass. Links unter uns liegt der Blue Lake. Tropfen auf dem See verraten uns, dass es leicht regnet. Im Wald merken wir davon jedoch gar nichts. Unser Pfad ist total verwildert. Viele Leute sind hier noch nicht durchgegangen, das ist ganz offensichtlich. Stellenweise sind die Büsche und das Unkraut so hoch und dicht bewachsen, dass wir uns mit den Stöckern einen Weg durch diesen grünen Tunnel bahnen müssen. Trotzdem gutes Vorwärtskommen ohne spektakuläre Höhenunterschiede. Beinahe wäre ich auf einen Frosch getreten. Ich habe den Fuß schon hoch und erschrecke mich, als der Frosch urplötzlich vor mir an die Seite springt. Er ist dunkelgrün mit schwarzen Punkten, gar nicht klein, aber trotzdem fast unsichtbar. Unheimlich viele Pilze gibt es hier, sehr groß und in verschiedensten Variationen. Zum Glück sind keine Steinpilze dabei, denn sonst würde Thomas gerne 3 mal täglich das Steinpilz-Menü auftischen. 😉
Eichhörnchen meckern, wenn wir vorbeilaufen. Die Präriehunde pfeifen, um ihre Artgenossen zu warnen. Nur die kleinen Streifenhörnchen scheint es nicht zu stören, dass wir kommen. Diese putzigen Nager flitzen mal hierhin und mal dorthin. Besonders witzig sieht es aus, wenn sie irrsinnig schnell und mit wippendem Schwanzbüschel vor uns auf dem Trail rennen. Wir laufen den ganzen Nachmittag in leichtem Nieselregen. Dabei werden wir gar nicht richtig nass. Die Tropfen verdunsten fast sofort, wenn sie den Boden berühren, so warm ist es. Die Sonne hält sich bedeckt, sehr angenehm. Wir sehen einige ausgegrabenen und umgedrehte Steine am Weg. Diese dicken Brocken können nur Bären angehoben haben, weil sie darunter nach Nahrung suchen. Das kennen wir von den Schwarzbären auf dem AT. Den Spuren nach gibt es hier deutlich mehr als einen Grizzly-Bären. Ein Seitenpfad hinter dem Two Medicine River führt zu einem Reiter-Camp. Dort finden wir einen richtig guten Platz unter Bäumen. Holzklötze aus Baumstämmen laden zum Sitzen ein. Es gibt sogar eine Aufhänge-Vorrichtung für unsere Futtersäcke. Wir sind sehr vorsichtig und kochen etwas abseits vom Zelt. Schuhe haben 35 Kilometer gehalten, morgen wird das Klebeband knapp.
Kaum lagen wir gestern im Zelt, da fing es an zu tröpfeln. Daraus wurde ein 12-stündiger Dauerregen. Uns im Zelt ist nichts passiert, aber die ganze Welt draußen ist floddernass. Thomas umwickelt und verknotet seinen rechten Schuh mit Schnur, um Klebeband zu sparen. Das sieht aus wie ein verschnürtes Paket, aber leider hält es nicht länger als eine Stunde. Unser Weg ist sehr rutschig, unzählige Male müssen wir durch den Fluss. Schon nach wenigen Kilometern hängt die hintere Hälfte der Sohle, die er eigentlich fixiert hatte, seitlich vom Fuß unter der Verschnürung. Die Wolken hängen tief, Nebel senkt sich über uns, feuchte Luft. Dafür schwitzen wir nicht. Grizzly-Tatzen von gewaltigem Durchmesser sind im Matsch abgedrückt. Respekt – das muss ein kapitaler Bursche sein, dem wir lieber nicht begegnen wollen. Auch die Hinterlassenschaften auf dem Weg sind gewiss nicht von kleinen Bären. Es werden immer mehr Spuren, je näher wir dem Glacier National Park kommen.
Während der Pause können wir einen Falken beobachten, der mit Beute in den Fängen dicht über uns fliegt und kurz darauf zur Landung ansetzt. Irgendein kleines Felltier hat es erwischt, davon werden jetzt die Jungvögel gefüttert. Thomas versucht, die abgelöste Sohle mit Zahnseide an seinen Schuhen zu befestigen. Bis morgen wird es hoffentlich einigermaßen halten, dann erreichen wir East Glacier.
Heute können wir wilde Himbeeren naschen. Und es gibt genau 3 kleine Wald-Erdbeeren zum Teilen. Unglaublich aromatisch sind die, überhaupt kein Vergleich zu Erdbeeren aus dem Supermarkt. Ein schmaler Pfad führt über einen Hügel, es geht über einen Pass, den wir kaum bemerken. Dafür sehen wir viele Abdrücke von Bären-Pfoten im Matsch. Diese sind kleiner und anders geformt, eindeutig von Schwarzbären. Den Spuren nach sind mehrere Bären hier spazierengegangen, die Abdrücke verlaufen in beiden Richtungen auf dem Weg.
Es ist frisch, daher fällt die Mittagspause vergleichsweise kurz aus. Vor uns liegen 6 Kilometer entlang des Highway. Das mögen wir überhaupt nicht, wir beeilen uns, damit wir in einer Stunde damit durch sind. Ungefähr nach der Hälfte stoppt ein Auto, in dem ein nettes Paar sitzt. Sie fragen, ob wir einsteigen möchten. Es stellt sich heraus, dass die Beiden eigentlich in der anderen Richtung unterwegs waren. Tatsächlich haben sie die nächste Möglichkeit zum Wenden genutzt und sind zurückgefahren, um uns irgendwohin zu bringen. Natürlich lehnen wir dankend ab und erzählen ihnen unsere Geschichte vom langen Weg nach Kanada, den wir zu Fuß gehen möchten. Gute Wünsche zum Abschied, Lächeln, Winken …. Solche Menschen erhellen uns den Tag. Wir sind ziemlich sprachlos bei so viel Freundlichkeit. 🙂 Ein paar Minuten später hält schon wieder ein Wagen. Die Fahrerin scheint angespannt und fragt, ob wir ihren Hund gesehen haben, der weggelaufen ist. Ein „Yellow Lab“ soll es sein. Wir haben keinen Hund gesehen. Es dauert eine ganze Weile, bis wir kapieren, dass es sich um einen blonden (gelben) Labrador handelt. Weiter geht’s entlang der Straße. Ein Stück weiter oben sehen wir in einer Kurve ein größeres Tier mit hellbraunem Fell am Fahrbahnrand liegen. Kein gutes Gefühl …. Das wird doch hoffentlich nicht der vermisste Labrador sein ? Nein, ist es nicht. Ein Reh ist von einem Auto angefahren worden und anscheinend erst vor kurzem an seinen Verletzungen gestorben. Kein schöner Anblick. 🙁 Nerviger Highway-Marsch, um die Mittagszeit herrscht ziemlich viel Verkehr. Wir sind froh, als wir den versteckten Abbieger zum CDT finden, klettern auf kürzestem Wege über Bahnschienen zum Trail und bergauf. Ein Sumpfgebiet mit Teich liegt unter uns, dort dreht ein Kranich seine Runden. Aus der Nähe ist das ein riesiger Vogel mit einer Flügelspannweite von geschätzten 2 Metern.
Nur noch 13 Kilometer bis in die Zivilisation. Aber das dicke Ende kommt zum Schluss. Der vor uns liegende Teil des CDT ist wirklich zum Abgewöhnen. So einen schlimmen Weg haben wir seit dem Te Araroa in Neuseeland nicht mehr erlebt. Es gibt keine Spur, anscheinend wird dieser Trail nicht begangen. Vermutlich laufen die meisten Hiker den direkten und einfachen Weg weiter am Highway bis in den Ort. Es gibt noch nicht einmal einen schmalen Pfad, sondern nur eine ungefähre Richtung, wenn man den gelegentlichen Markierungen an den Bäumen folgt. Zugewachsen, verwildert, noch nie beschnitten, alles rankt durcheinander. Das Unkraut ist mannshoch, und wir müssen mitten hindurch.
Es geht nur durch Tasten am Boden vorwärts, immer einen Fuß vor den anderen setzend, weil man den genauen Verlauf nicht abschätzen kann. Unebenheiten, Löcher, Äste, sogar schmale Brücken sieht man nicht, weil das Grünzeug alles überwuchert. Das ist typisches Gelände zum Knochenbrechen. Wir sind supervorsichtig und superlangsam. Dieser Trail wäre schon bei schönem Wetter eine Zumutung, aber seit dem Regen der vergangenen Nacht ist hier nichts getrocknet. Sehr unangenehm, sich durch die dichten Pflanzen zu drängen, die uns von allen Seiten nass machen. Außerdem steigen wir so ganz nebenbei wieder höher und geraten in dichten Nebel, der schon bald in Nieselregen übergeht. Das war so gar nicht der Plan, allmählich wird es hässlich. Nach drei Stunden Kampf mit der Vegetation reicht es uns. Wir sind durch und durch nass, kalt bis auf die Knochen. Lieber jetzt als gleich möchten wir Feierabend machen, aber es gibt keinen geraden Flecken. Inzwischen ist das Kraut einem dünnen Waldbestand gewichen, der Pfad verbreitert sich. Wir sind nur noch 3,5 Kilometer von East Glacier entfernt und haben immer noch keine geeignete Stelle gefunden. Um 19.30 Uhr haben wir genug. Wir stellen unser Zelt mitten auf dem Weg auf, von einer Seite zur anderen, da kommt Niemand mehr durch. Ist uns aber auch gerade egal. Nachts wird es wohl nicht stören, und der Wecker ist auf 6.00 Uhr gestellt, dann sind wir wieder weg. Ein Problem konnten wir leider nicht lösen. Es gibt kein Wasser. Thomas steigt quer durch die Bäume ab und versucht, weiter unten etwas zu finden, aber der Bach ist trocken. Sehr blöd, damit fällt das Kochen aus. Eigentlich ist die warme Abendmahlzeit immer unsere Belohnung und der krönende Abschluss eines anstrengenden Tages. Heute gibt es nur noch die letzten Schoko-Riegel und eine Handvoll Erdnüsse, aber morgen geht es zum Frühstücken in die Stadt. Mit trockener Kleidung und eingekuschelt im warmen Schlafsack ist unsere kleine Welt schon bald wieder in Ordnung, zumal es draußen erneut kräftig regnet. 21.00 Uhr Blitz und Donner. Das letzte Gewitter ist schon ein paar Tage her. Warum jetzt und bei dieser kühlen Wetterlage ? So ganz verstehen wir das Wettergeschehen in Montana nicht.
Früh wach, denn wir müssen den Weg freimachen. Während der letzten Nacht ist eine weitere Naht in der Luftmatratze geplatzt, wieder eine Luftkammer weniger. Die Matratze muss trotzdem irgendwie bis zum Ende durchhalten, denn Ersatz bekommen wir so schnell nicht. Aufstehen und Packen kostet Überwindung, inzwischen ist die Feuchtigkeit überall eingezogen. Selbst die Schlafsäcke sind nass, weil sie an die Zeltwand angestoßen sind. Kaffee gibt es leider nicht, weil wir kein Wasser haben. Dafür haben wir nur eine Stunde Weg vor uns bis zum Frühstücks-Büffet in der Glacier Park Lodge. Gegen 8.00 Uhr verlassen wir den CDT über einen Seitenweg, überqueren den Golfplatz und stehen auf dem Parkplatz dieser schicken Touristen-Anlage. Dort werden wir von drei freundlichen Hunden, Typ Border Collie, empfangen. Außen am Gebäude gibt es öffentliche Toiletten, wo wir uns ein bisschen herrichten, bevor wir die ehrwürdigen Hallen betreten. Waschbecken, Seife, Spiegel, Bürste, trockene Kleidung, saubere Crocs …. Danach sehen wir schon ganz manierlich aus. Unser nasses dreckiges Zeug haben wir derweil vor dem Gebäude stehenlassen. Nach der Verwandlung in saubere Gäste wollen wir unseren Kram hochnehmen und zum Eingang tragen. Etwas stimmt nicht. Ein Schuh ist weg. Bin mir sicher, dass ich die matschigen Schuhe vor der Toilettentür ausgezogen habe und barfuß in die Crocs geschlüpft bin. Ich habe zunächst Thomas in Verdacht. Wie komme ich bloß auf so einen Gedanken ? 😉 Mein Mann ist unschuldig, ich bin sehr verwirrt. Suchende Blicke in alle Richtungen, dann finde ich meinen Schuh beim Kiosk, wo uns die netten Hunde begrüßt haben. Die haben wohl ein neues Spielzeug gebraucht. Gut, dass sie den Schuh wenigstens in Sichtweite hingelegt haben, sonst hätten wir jetzt ein neues Problem. East Glacier Park Village hat nur knapp 400 Einwohner, aber dafür ein Vielfaches an Touristen. Der kleine Ort ist eine Mischung aus alten verfallenen Häusern und hochpreisigen Angeboten für Wanderer, die im Urlaub nicht auf’s Geld achten müssen. So gestaltet sich auch die Suche nach einer Unterkunft schwierig. Das Internet gibt uns Preise an, bei denen wir gleich wegklicken. Die günstigeren Zimmer, falls es welche gibt, sind angeblich ausgebucht. Es gäbe die Möglichkeit, auf einem Campingplatz zu zelten, aber unsere Sachen sind komplett durchgeweicht. Für heute Abend ist schon wieder Regen angesagt, so dass uns die Aussicht auf eine weitere Nacht im nassen Zelt nicht begeistert. Wir suchen und fragen weiter. Im Lebensmittel-Laden bekommen wir den entscheidenden Tipp. Wir sollen in einer unauffälligen Gasse am Hinterhof durch’s Tor gehen und an der Küchentür des Restaurants fragen …. Hört sich merkwürdig an, aber einen Versuch ist es wert. Der Hof sieht unordentlich und vermüllt aus, aber am Tor hängt ein Schild „Cabins“. Wir wagen uns hinein, Thomas klopft an der Tür zur Küche. Die Frau, die gestern ihren Labrador gesucht hat, öffnet und ist heute ausgesprochen freundlich. Gestern war sie wohl sehr in Sorge, der Hund ist zum Glück wohlbehalten wieder aufgetaucht. Voller Mitgefühl fragt sie, wie wir den Regen der letzten Nacht überstanden haben. Sie lässt uns bereits um 11.00 Uhr ins Zimmer, obwohl noch gar nicht gereinigt wurde. Betten beziehen wir selber. Wir sind total glücklich, dass wir bereits auspacken und unsere nassen Sachen aufhängen können. Das Zimmer ist nicht besonders schick, kein Fernseher, kein Kühlschrank, kein Internet. Aber wir haben ein Bett und ein kleines Bad mit eigener Dusche, sogar einen elektrischen Heizlüfter. Mehr brauchen wir nicht. Ein trockener Platz für die Nacht, und es kostet nur knapp 60,- Dollar, das ist weniger als die Hälfte vom ortsüblichen Preis. Damit sind wir sehr zufrieden und können uns nun den dringenden Aufräumarbeiten widmen. Ich kümmere mich um die Wäsche. Thomas macht einen Gang zum Ausrüster wegen seines Schuh-Problems. Schuhe gibt es dort nicht, aber eine dicke Rolle gutes Klebeband. Der gefundene Wanderstock von Black Diamond kommt in die Hiker-Box, den darf sich nehmen, wer ihn brauchen kann. Das Zelt und eigentlich die gesamte Ausrüstung muss getrocknet werden. Unser Zelt lässt sich nur noch mit viel Geduld und gutem Zureden schließen. Beide Reißverschlüsse sind kaputt, Thomas näht neue Zipper ein. Die Operation scheint gelungen.