Wir segeln und wandern durch die Welt

Big Sky bis Whitehall / Montana

Das teure Motel in Bozeman haben wir gut genutzt, indem wir uns fast nicht aus dem Zimmer bewegt haben. Thomas war nur einmal bis zu REI, dem größten US-Ausrüster, um einige Kleinigkeiten zu besorgen. Gas für den Kocher, Tropfen zum Behandeln des Trinkwassers, Moskito-Spray und ein Paar neue Socken. Zudem hat er es geschafft, dass in Helena ein neuer Rucksack auf ihn wartet. Osprey gibt eine lebenslängliche Garantie auf alle Produkte. Der Rucksack von Thomas ist seit dem CDT 2017 in Benutzung. Nach Einsendung mehrerer Fotos wird er jetzt anstandslos ersetzt. Toller Service ! 🙂  Ansonsten bedeutet Walmart in der Nähe für uns „Selbstversorgung“ mit viel frischem Zeug. Wir müssen nicht essen gehen, wenn die Obst- und Gemüsetheke so viel Gesundes anbietet. Unsere gesamte Ausrüstung ist trocken und sauber, beide Hosen sind genäht, Knöpfe versetzt. Alles gut bis auf den Wetterbericht für heute : Gewitter und 90 % Regen-Wahrscheinlichkeit.
Mit dem 5-Dollar-Bus fahren wir von Bozeman nach Big Sky, wo wir den Einstieg auf den North Fork Trail finden müssen. 14.30 Uhr Gewitter mit Regen. Einige Kilometer marschieren wir direkt am viel befahrenen Highway entlang. Da ist man automatisch schnell, damit es vorbeigeht. Der Einstieg auf unsere Route ist zweifelhaft, denn es gibt bald eine Gabelung. Sollen wir den linken oder den rechten Abzweiger nehmen ? Wir entscheiden uns für den rechten Weg, der in die Höhe führt. Müssen dafür über eine abenteuerliche Holzbrücke auf die andere Seite des Spanish Creek. Es gibt ein Brett zum Laufen, einen dünnen Baumstamm zum Festhalten auf einer Seite, die andere Seite ist zum Wasser hin offen. Einige Kurven weiter müssen wir noch einmal den Fluss queren, diesmal auf zwei Baumstämmen. Nass und rutschig, da geht es nur ganz vorsichtig Zentimeter um Zentimeter hinüber. Sanfter Aufstieg über Serpentinen, trotz Proviant für 6 Tage und 2 Liter Flüssigkeit im Rucksack kommen wir flott voran. Noch zwei mal über einen Bach, klappt gut auf dickem Baum und über Trittsteine. Eine Viertelstunde Pause, nur ganz kurz absetzen und etwas trinken, aber es wird sofort kühl. Also weiter, wir haben uns noch gar nicht richtig angestrengt.
Ein hölzernes Schild informiert uns darüber, dass wir uns in der Gallatin Wilderness befinden. Wenn das Wetter nicht so trübe wäre, dann ist der Trail richtig schön. Der kleine Fluss bleibt immer neben uns. Wir laufen im Mischwald auf gutem Weg. Die Bergkette der Spanish Peaks liegt vor uns. Nach 4 Stunden wird das Gelände weiter und offener. Satte Wiesen, ebene Flächen, ein kleiner Bach rauscht. Kurz vor einer schroffen Felswand, die wir morgen früh erklimmen werden, machen wir Feierabend. Um 20.00 Uhr steht das Zelt. Genau rechtzeitig, denn es fängt gerade wieder an zu tropfen. Wir schlafen auf 2700 Meter Höhe, es ist kalt in der Nacht. Mit Daunenjacke im Schlafsack wird es gemütlich.

Vollmond und sternenklar in der zweiten Nachthälfte. Frühsport am Morgen, es geht sofort in den Aufstieg und über einen Pass. Sehr frisch, wir starten mit voller Winter-Montur. Aber es tut gut, wieder unterwegs zu sein. Vor uns liegt die Bergkette der Spanish Peaks, alpines Gelände. Der höchste Gipfel in der Gruppe ist der Gallatin Peak mit 3357 Metern. Die Felsen sind aus Granit mit glatten Kanten, manche haben ein Streifenmuster. Schönes Laufen.

Ein paar Tropfen Regen fallen, aber nicht genug, um nass zu werden. Direkt vor uns kreuzt ein Adler über den Weg, bevor er sich in die Lüfte erhebt. Beeindruckende Kulisse vom höchsten Punkt aus, oben die schroffen Zacken der Berge, zum Teil noch schneebedeckt, unten liegt ein grünes Tal mit vereinzelten Bäumen. Der Abstieg ist schwierig. Zunächst müssen wir durch loses Geröll steil hinunter. Achtung, Steinschlag ! Das muss man immer im Kopf haben, um im Falle eines Falles schnell reagieren zu können. Danach folgen einige Traversen über Schneefelder, die so früh am Morgen noch gefroren sind. Es ist mühsam, die Tritte in den harten Schnee zu hauen. Geht nur langsam voran, aber wir genießen die wilde Natur ringsum. Ein Murmeltier lässt sich kurz blicken, verschwindet aber gleich wieder in seiner Felshöhle. Überall fließt Wasser, klar und eiskalt. Flüsse, Bäche, Schneeschmelze und Regenwasser verwandeln die Senken in Sumpfgebiet.
Mittags passieren wir den Mirror Lake, der auf drei Seiten eingebettet zwischen hohen Bergen liegt. So gut geschützt, dass die Oberfläche wirklich spiegelglatt ist. Der Überlauf des Sees stürzt sich in einem Wasserfall in die Tiefe. Auch wir steigen ab, aber nur, um auf der anderen Seite wieder bergauf zu stapfen. Es folgt ein knackiger Anstieg, der uns ordentlich ins Schwitzen bringt. Der High Lakes Trail führt immer weiter in die Höhe und über einen weiteren Pass. Auf unserer Karte sind gleich 9 Seen in unmittelbarer Umgebung eingezeichnet. An 5 davon kommen wir direkt am Ufer vorbei. Der Weg ist nicht immer leicht zu finden, weil gerade erst schneefrei und noch keine Spur vorhanden. Drei Abbieger ohne Beschriftung – abends stellt sich heraus, dass wir immer richtig gegangen sind. Wer braucht schon ein GPS ? 😉
Am späten Nachmittag sind wir voller Hoffnung, dass es jetzt nur noch bergab geht. Aber von wegen …. Tatsächlich steigen wir schon wieder auf. Die andere Seite des Hügels geht es bequem abwärts. Und wie nur so zum Spaß führt der Trail erneut nach oben. Puh – so langsam wird es lästig. Dazu kommen dann noch ein paar umgestürzte Baumstämme, die wir überklettern oder umgehen müssen. Anstrengend. Den ganzen Tag haben wir es geschafft, über alle Ströme und Bäche zu balancieren. Zum Abend hin haben wir dann doch zwei richtige Fjorde vor uns. Der Spanish Creek fließt in seiner ganzen Breite quer zum Trail. Da müssen wir durch. Und damit die Schuhe gar nicht erst trocken werden, stehen wir nur eine halbe Stunde später vor dem Alder Creek, der ebenfalls durchquert werden muss. Wir möchten zum Cherry Lake, aber der Weg zieht sich. Stand da nicht eben etwas von einer Meile auf dem Schild ? Hätten wir vielleicht doch nach links statt nach rechts abbiegen müssen ? Als wir schon gar nicht mehr daran glauben, dass wir richtig sind, da blitzt der See zwischen den Bäumen auf. Wir laufen einen kleinen Extra-Weg bis zum Ufer des Cherry Lake, aber dort finden wir keinen geeigneten Platz für’s Zelt. Entweder ist es zu schräg, zu sumpfig oder von ungesunden Bäumen umgeben, die bei Sturm umfallen könnten. Also wieder zurück, nochmal ein Stück bergauf und dann bald Feierabend an einem kleinen Bach. Ich möchte gar nicht so genau wissen, wie viele Höhenmeter wir heute auf- und abgestiegen sind. Wir sind müde.

Guter Lagerplatz, schön gerade und nicht kalt, obwohl wir auf beinahe 3000 Metern gezeltet haben. Kurz nach dem Start liegt eine weite Lichtung vor uns, an deren seitlichen Felsen noch dicke Schneewälle liegen. Auf der Wiese steht das Wasser knöcheltief. Sofort sind die Schuhe wieder nass. Thomas hat einen neuen Ausdruck für diese Art von Sumpf-Landschaft. Er nennt das „See mit grünen Halmen drin“. 😉
Ein riesiges Steinmännchen steht an einer Weg-Gabelung. Kein Schild, beide Pfade sind gleich schmal. Da haben wir schon wieder die Qual der Wahl. Nur gut, dass wir solche Fragen nicht ausdiskutieren müssen, sondern eigentlich immer einer Meinung sind. Nach einer Weile wird unsere Spur immer breiter und ekliger, weil von Kuhfladen durchsetzt. Da muss eine Rinderherde kurz vor uns gegangen sein. Dutzende von Hufen haben den Weg in eine stinkende Modderbrühe verwandelt. Man hört die Übeltater schon, bald sieht man sie auch. Etwa 20 schwarze Kühe mit ihren glänzend schwarzen Kälbchen weiden zu beiden Seiten des Trails, machen aber bereitwillig Platz. Ein Stück weiter kommt ein Abzweiger mit Spuren in verschiedene Richtungen. Auf dem hölzernen Schild sind gleich mehrere Trails aufgeführt, deren Namen uns aber alle nichts sagen. Wir studieren unsere Karten, schauen nach dem Stand der Sonne und entscheiden uns für einen Pfad, der zu einer privaten Hütte führt. Von da aus gibt es mehrere eingezäunte Weiden, die Gatter lassen sich leicht öffnen, deswegen latschen wir mitten durch. Hinter den Kuhweiden gehen Spuren nach überall. Wir versuchen erst die eine, landen im Wald, aber falsche Richtung. Dann wieder zurück, wieder in die Karten schauen und neuer Anlauf ….. Irgendwann stoßen wir auf den richtigen Weg, der uns hier herausbringen soll. Wahrscheinlich haben wir sogar eine Abkürzung gefunden, allerdings durch das Suchen und Herumeiern eher keine Zeitersparnis dabei gehabt. Endlich geht es in den Abstieg. Wir müssen insgesamt 1200 Höhenmeter nach unten bis zum Ennis Lake. Hört sich schlimmer an als es ist, denn der Abstieg verläuft ganz schonend in gleichmäßigen Serpentinen. Geht gut, schnelles Laufen bis hinunter zum Madison River. Dieser breite Fluss mündet in den Ennis Lake. Eine stabile Brücke führt hinüber.

Der See ist riesig. Wir laufen mindestens 5 Kilometer alleine am Nordufer entlang. Dabei fühlen wir uns gar nicht willkommen. Alles ist in privater Hand, das ganze Ufer des Sees ist eingezäunt. Teure Häuser mit privaten Stegen, Motorboot im Garten, eine weiße Strech-Limousine vor der Villa. Überall hängen Schilder wie „Betreten verboten“ – „Privatbesitz“ – “ “ Betreten für Unbefugte verboten“ – „Keep Out !“. Wir sind ziemlich fassungslos. Deutlicher kann man sich nicht vom normalen Mittelschicht-Bürger abgrenzen. Das ist wohl nur ein Ort für die Reichen und Schönen, so viel Geld und Macht wie hier zur Schau gestellt wird. Wir fühlen uns gar nicht wohl. Es gibt einen Campingplatz für Wohnmobile, da wollten wir uns eigentlich etwas Kaltes zum Trinken kaufen. Aber selbst dort an der Einfahrt hängt ein Schild, sinngemäß übersetzt : „Nur für Dauer-Camper. Alle anderen sollen draußen bleiben.“ Kurz bevor wir das Seeufer verlassen, kommen wir an einen anderen Campingplatz, der ganz schlicht aussieht, einen freien Zugang hat und außer einer Kompost-Toilette nichts zu bieten. Der ist dann eher für die normalen Leute, da wagen wir uns einmal hin. Ich gehe mit unseren Wasserflaschen gleich zum ersten Wohnmobil, weil dort die Leute draußen sitzen. Nach den üblichen Höflichkeitsfloskeln frage ich die Frau, ob es auf dem Platz Trinkwasser gibt. Nein, tut ihr leid, gibt es nicht. Ich sage: „Okay, kein Problem, dann hole ich Wasser aus dem See.“ Der Mann mischt sich ins Gespräch ein und meint: „Das Wasser aus dem See würde ich lieber nicht trinken.“ Toller Ratschlag. Wir haben Durst, weil wir schon drei Stunden seit der letzten Pause stramm marschiert sind. Und ganz sicher hat jedes Wohnmobil mindestens einen 20-Liter-Kanister mit Trinkwasser im Inneren, der Einkauf wird mit dem Auto erledigt. Ich hätte eigentlich schon erwartet, dass die einen Liter Trinkwasser abgeben können. Ich verstehe das nicht. Wir haben schon so viel Gutes von wildfremden Menschen erfahren, und dieses blöde Paar bietet noch nicht einmal Wasser an. Habe keine Lust mehr, noch woanders zu fragen. Ich fülle beide Flaschen mit Wasser aus dem See, was wirklich nicht gut aussieht. Algen, tote Insekten und anderes schleimiges Zeug. Wir behandeln es mit unseren desinfizierenden Wassertropfen, müssen dann 20 Minuten auf die Wirkung warten. Danach filtert Thomas das Wasser, indem er es durch sein ( fast sauberes ) T-Shirt in eine andere Flasche umschüttet. Immer noch nicht toll, aber so geht es.

Dann ändern wir die Richtung und verlassen den Ennis Lake. Vor uns sehen wir die nächste Bergkette, die Tobacco Root Mountains. Aber bis dahin ist es noch ein langer Weg über Schotterstraßen. Ein Restaurant lässt uns den Wasser-Ärger vom Campingplatz vergessen. Es kommt für uns völlig überraschend, und dann ist es auch noch geöffnet. Wir werden sehr nett empfangen, obwohl wir nicht besonders repräsentativ aussehen in unseren kurzen Hosen und durchgeschwitzten T-Shirts. Es gibt ein Glas frisches Wasser mit Eis zur Begrüßung. Uns wird gezeigt, wo wir unsere Sachen ausbreiten dürfen, wo wir unsere Handys laden können usw. 🙂 Für die Abendkarte sind wir noch zu früh, aber Cheeseburger, Pommes und ein Bier gehen immer. Beim Verlassen des Restaurants werden wir von einem Gast angesprochen. Er lädt uns ein, auf seinem Grundstück ganz in der Nähe zu zelten, es sei ein schöner Platz, tolles Wasser gibt es da auch. Das ist wirklich nett, und zwei Stunden später hätten wir das Angebot gerne angenommen. Aber es ist erst 17.30 Uhr, wir möchten schon noch einige Kilometer weiterkommen. Also bedanken wir uns und brechen auf, weiter geht es über Schotterstraße Richtung Berge. Viel Landwirtschaft gibt es hier, große Rinderherden, Pferde, ein paar Ziegen und Schafe. Neben einem Haus entdecken wir ein großes Nest auf einem Holzpfahl in etwa 10 Meter Höhe. Da sitzt ein Weißkopfseeadler am Rand, wahrscheinlich hat er Junge im Nest. Dauert keine 10 Minuten, da hält ein Auto an. Der Fahrer möchte uns mitnehmen. Thomas hat sich schon vorher sein Sprüchlein überlegt. Er bedankt sich und erklärt, dass wir laufen möchten, weil wir auf einer Mission sind. 😉 Ja, unsere Mission ist das Prinzip der fortlaufenden Schritte von Mexico bis Kanada. Wann immer wir irgendwo vom Trail aussteigen und für Einkauf, Zimmer etc. in eine Stadt trampen, so müssen wir genau an derselben Stelle weitermachen. So wollen es die Regeln für einen Longtrail, und wir sind da sehr streng mit uns selbst. Diese Straße gehört zu unserem CDT, also nicht einsteigen, sondern zu Fuß gehen. Auf einem Strommast sehen wir einen weiteren Adlerhorst, auch in diesem Nest sitzt ein Weißkopfseeadler. Die scheinen sich hier in Montana wohl zu fühlen und gut zu vermehren. Eine Stunde später stoppt wieder ein Wagen. Der Fahrer fragt, ob alles okay ist und ob er uns irgendwo hinbringen kann. Nein danke, wir laufen lieber ( obwohl wir eigentlich gar keine Lust mehr haben ). Die letzten Erlebnisse seit dem Restaurant versöhnen uns wieder mit den Menschen hier im Ort. Die Einheimischen abseits vom Ennis Lake sind nett und hilfsbereit. 🙂 Unsere Füße sind platt, aber wir latschen immer weiter. Inzwischen wäre es Zeit für Feierabend, aber hier liegt eine Ranch neben der anderen. Es ist alles eingezäunt, so dass wir viel weiter marschieren als ursprünglich geplant. Schließlich finden wir ein verlassenes Grundstück mit offenem Tor, der Zaun steht nur noch halb, wo wir unser Zelt aufstellen. Mittlerweile ist es 21.00 Uhr, da kann man nicht mehr so wählerisch sein.

Wer am Tag zuvor 1200 abgestiegen ist, der muss gleich nach dem Aufstehen 1500 Höhenmeter wieder hinauf. Unser Weg führt in den Beaverhead National Forest. Die Spitzen der Tobacco Root Mountains tragen noch weiße Schneekappen. Wir schrauben uns auf einem Schotterweg immer höher. Ein Reh läuft ein Stück vor uns die Straße entlang. Und schon wieder sehen wir einen Adler auf einem hohen Mast sitzen. Eine Klapperschlange liegt auf der Straße, vordere Hälfte platt. Die wäre jetzt giftig gewesen, aber sie ist tot. Eine gute Gelegenheit, sich ohne Gefahr das schöne Muster auf der Schlangenhaut anzusehen. Wir kommen an zwei Seen vorbei, wobei der Upper Sureshot Lake den ersten Preis gewinnt für den allerbesten freien Campingplatz. Sehr idyllisch am Fluss gelegen, grüne Wiese mit schützenden Baumgruppen, Sitzbänke aus Baumstämmen sowie eine Kompost-Toilette. Einige kleine Halbinseln ragen bis in den Fluss hinein, so dass man sogar richtige Privatsphäre hat, wenn man dort sein Zelt aufstellt. Dieser wunderschöne Ort ist sogar mit einem normalen PKW zugänglich. Trotzdem ist nichts los, zu weit draußen in der Natur, nicht spektakulär genug. Schade, wir werden diesen tollen Platz nicht nutzen, weil es erst 12.00 Uhr mittags ist. Oben auf der ersten Bergkette angekommen, können wir einen Blick in die Runde werfen und dann gleich wieder hinuntersteigen in den nächsten Kessel.
Schon aus der Ferne haben wir einen weißen Luftballon gesehen und denken, dass der mit einer Zettel-Botschaft in die Luft geschickt wurde. Das schauen wir uns näher an. Kein Zettel, der Ballon ist auch nicht alleine hierher geflogen, sondern an einem Strauch festgebunden. Vielleicht eine Schnitzeljagd in dieser abgelegenen Gegend ? Sehr unwahrscheinlich. Ein paar Minuten später entdecken wir einen weiteren Luftballon am Wegesrand, ebenfalls an einem Zweig verknotet. Ein dritter weißer Luftballon hängt in einem Baum weiter entfernt. Da steckt System dahinter …. nur welches ? Beim Weiterlaufen finden wir des Rätsels Lösung. An einer Gabelung, wo wir rechts abbiegen und aufsteigen müssen, da gibt es links einen Seitenweg zum Fluss. An einem Wegweiser ist ein selbstgemaltes Pappschild aufgeklebt. Darauf steht in großer Schönschrift geschrieben, dass es dort entlang zur Hochzeit von Megan und David geht. Wie cool ! Die feiern ihre Hochzeit ganz rustikal auf einem Campingplatz am Fluss. Sonnenschein und blauer Himmel, heute ist das bei den richtigen Gästen sicherlich ein toller Ort zum Feiern. Hohe Schuhe sind da wohl eher unangebracht.
Nördlich von uns liegt der Horse Mountain mit 3115 Metern Höhe. Wir müssen über den Nicholson Mine Pass mit 2900 Höhenmetern auf die andere Seite der Berge. Vorher machen wir noch eine lange Pause am Ufer des Willow Creek. Hier haben andere Camper bereits eine Feuerstelle eingerichtet und die Spur zum Fluss hinunter geebnet. Dort steht eine aus einem dicken Baumstamm gezimmerte Holzbank. Die hat tatsächlich zwei Mulden zum Sitzen, Rückenlehne und Armlehnen, alles ganz grob ausgeschnitten. Natürlich setzen wir uns auf die Bank, den Rucksack stelle ich neben mich auf die Armlehne. Eigentlich ist es sehr entspannt hier im Schatten der Bäume um uns herum, bis ich dann 3 kleine Würmchen auf meinem Rucksack entdecke. Ich denke noch, dass ich die von unterwegs mitgebracht habe und wische sie einfach ab. Kurze Zeit später sehe ich 5 weitere Würmer und schnipse sie weg. Inzwischen finde ich das etwas merkwürdig. Sind das etwa Holzwürmer, die aus der Bank kommen ? Beim nächsten Hingucken krabbelt es schon wieder. Wurm-Alarm ! Das werden immer mehr, insgesamt sicher 20 Stück. Die kleben am Deckel oben, an den Seiten, sogar an meiner Sitzmatte. Bin nicht besonders empfindlich, aber so langsam fange ich an mich zu ekeln. Zum Glück habe ich meinen Rucksack immer fest verschlossen. Noch einmal wische ich die Dinger weg, inzwischen ziemlich entnervt, und stelle dann den Rucksack weit weg von Bank und Bäumen. Thomas hat inzwischen bemerkt, dass sich die Würmer an langen Fäden aus dem Baum abseilen, unter dem wir gesessen haben. Wie gut, dass ich meinen Sonnenhut auf dem Kopf hatte. Nichts wie weg hier !

Es geht in langen Kurven stetig bergauf. Noch einmal Aufstieg, insgesamt 800 Höhenmeter. Das klappt am späten Nachmittag nicht mehr so geschmeidig. Wir müssen noch zwei weitere Pausen einlegen und brauchen volle drei Stunden für den Weg nach oben. Oben spielen Murmeltiere verschiedener Farb-Schattierungen zwischen den Felsen. Der Nicholson Mine Pass präsentiert sich nicht besonders attraktiv, ziemlich grau und langweilig. Der Abhang an der Nordseite ist steil und besteht im oberen Teil aus losem Geröll. Sehr langsam und vorsichtig machen wir uns an den Abstieg, eigentlich rutschen wir mehr als dass wir laufen. Gleichzeitig schauen wir nach einem geraden Platz für unser Zelt. Es ist zwar erst 18.30 Uhr, aber die letzte Nachtruhe war zu kurz, für heute haben wir frühen Feierabend abgesprochen. Auf einem Gelände der ehemaligen Minenarbeiter finden wir ein verfallenes Haus, einige Gerätschaften aus längst vergangenen Tagen und sogar einen windschiefen Tisch. Hier bleiben wir.

Es ist Hochsommer, aber trotzdem rattenkalt an unserem Lagerplatz. Wir stehen im Schatten, weil die Sonne es so früh am Morgen noch nicht über die Berge schafft. Das Wasser in unseren Flaschen ist noch nicht ganz gefroren, aber viel fehlt daran nicht. Es geht weiter mit steilem Anstieg durch Geröll und fließendes Wasser. Immer noch Schneeschmelze, stellenweise rinnen kleine Wasserfälle auf dem Trail bergab.
Wir machen eine spannende Entdeckung. In einem wasserfesten Plastikbehälter, der an einem Baum gut sichtbar platziert ist, finden wir einen Zettel im DIN A4-Format. Es sieht aus wie ein amtliches Dokument. Tatsächlich ist es eine autorisierte Goldgräber-Lizenz mit Unterschrift. Gültig für das Jahr 2019 – es kann also losgehen. Wir durchschauen nicht, warum und für wen das Papier hier deponiert ist, aber legen es natürlich wieder an seinen Platz. Die Suche nach Gold überlassen wir lieber anderen Leuten. Noch einmal kommen wir an einer Ebene vorbei, die früher zum Camp der Minenarbeiter gehört hat. Verlassene Hütten aus Holz, leider haben die auch ihren ganzen Plastik- und Eisenschrott liegen gelassen. Kaum sind wir aus der Geröll-Route heraus, da verbreitert sich der Pfad zu einer Schotterstraße. Neben unserem Weg fließt der Boulder River. Hier gibt es wieder zahlreiche Flecken für Camper. Ab jetzt mit Auto zugänglich, daher sehen wir mehr und mehr Menschen, die am Fluss ihr Wochenende verbringen.


Wir erreichen Mammoth in Montana. Noch vor 10 Tagen sind wir im gleichnamigen Mammoth / Wyoming bei den Hot Springs und Sinter-Terassen gewesen. Nun also ein neues Mammoth, eine merkwürdige Häuser-Ansammlung. Sehr alte Hütten, die offensichtlich schon seit Jahren nicht mehr genutzt werden, stehen neben modernen Prachtbauten der Reichen, die sich in dieser Abgeschiedenheit niedergelassen haben. Sonst gibt es hier nichts. Keinen Laden, kein Café, keine Tankstelle, noch nicht einmal Mülleimer. Wir müssen unseren Abfall noch 1-2 Tage länger tragen. Das Internet bezeichnet Mammoth in Montana als Geisterstadt, die zur Hälfte aus verlassenen Häusern der ehemaligen Goldgräber, zur anderen Hälfte aus Ferienhäusern besteht. Aus dem Dorf heraus geht es weiter über eine sandige Schotterpiste. Auf der Straße werden wir von den vorbeifahrenden Autos vollgestaubt. Eigentlich geht unser Weg hier entlang, aber wir entdecken einen kleinen Abzweiger in den Wald, genau dort, wo die Zäune und schicken Häuser aufhören. „Rock Creek Trail“ steht auf dem Schild. Hört sich gut an, genau dort wollen wir hin. Normalerweise würde unsere CDT-Route bis zum Rock Creek Lake noch12 Kilometer auf der Straße weitergehen. Da haben wir nicht so viel Lust drauf, lieber zweigen wir ab zwischen die Bäume und stapfen bergauf. Da haben wir einen ganz tollen Pfad entdeckt, der sich in Serpentinen immer weiter nach oben schraubt. Nach zwei Stunden stellen wir fest, dass diese Wahl sicher nicht der einfachste und der schnellste Weg ist, aber dafür haben wir wunderschöne Landschaft um uns herum. Uns gefällt es super. Nach drei Stunden fangen wir an, uns zu wundern. Wir hätten schon längst an einen Abzweiger nach rechts kommen müssen. Warum dauert das denn so lange ? Wo ist bloß dieser blöde See ? Wir hören lautes Motorengeräusch, ungewohnt im Wald.  Zuerst denken wir, dass da irgendwo mit Kettensägen gearbeitet wird. Unser Trail ist gleichzeitig für motorisierte Spaß-Fahrzeuge freigegeben und heute anscheinend ein Treffpunkt für  geländegängige Maschinchen. Insgesamt 7 Enduros kommen uns entgegen, 2 Enduros überholen von hinten. Jedesmal müssen wir hoch in die Böschung steigen und die Motorräder vorbeilassen, weil der Pfad so eng ist. Eine Maschine samt Fahrer finden wir abseits vom Weg. Der hat die Kurve nicht richtig gekriegt und ist ein Stück abgerutscht. Es scheint aber glimpflich ausgegangen zu sein. Der Mann sagt, es sei alles in Ordnung, und er braucht keine Hilfe. Da sind wir natürlich sehr froh, dass wir es hier nicht mit einem ernsthaft Verletzten zu tun haben. Wir sind ein bisschen verärgert, weil das laute Knattern und der Gestank der Motoren unser Erlebnis der unberührten Natur empfindlich stört. Einer der Fahrer hält an und fragt, ob wir diejenigen sind, die er am Anfang des Trails vor vielen Stunden überholt hat. Ja, das sind wir wohl. Der Mann ist ziemlich erstaunt und beeindruckt. Viele Fragen, woher wir kommen, wohin wir gehen, wo wir schlafen werden. Waaas ??? Nach Kanada ? Von Mexico ? Gute Wünsche für den weiteren Weg, dann knattert er weiter. Eine Stunde später treffen wir ihn noch einmal. Der Rock Creek Trail ist zu Ende, es gibt einen Abzweiger, und wir haben keine Ahnung, wie es weitergeht. Zum Glück kennt sich der Enduro-Fahrer sehr gut aus in der Gegend. Er rettet uns vor einer weiteren Fehl-Entscheidung, indem er uns in die richtige Richtung schickt. Dann hat die Sache mit den lästigen Motor-Fahrzeugen für uns doch noch etwas Positives. Von dieser Gabelung aus müssen wir den Mill Creek Trail bis zu Ende laufen, um hier heraus zu kommen. Um 17.00 Uhr sitzen wir an einem Bach und machen kreative Pause. Wir möchten morgen nach Whitehall, um Proviant für die nächste Etappe zu kaufen. Unser Handy sagt, es sind noch 30 Kilometer bis Whitehall. Das passt gut, es liegt auf unserer CDT-Route und ist völlig im Zeitplan. Also geben wir Gas, möchten noch möglichst viel schaffen. Wir verlassen den Deerlodge National Forest und marschieren zügig auf einer einsamen Piste weiter. Dabei kommen wir durch Waterloo, welches durch die Popgruppe ABBA bekannt wurde, die mit diesem Lied 1974 den Eurovision Song Contest gewonnen hat. Dieses Örtchen wird „One-Road-Town“ genannt, denn es besteht eigentlich nur aus einer Einbahnstraße. Sonst nichts. Da kann man sich wenigstens nicht verlaufen. 😉 Insgesamt 4 Autos sehen wir in 3 Stunden. Der erste Wagen von hinten stoppt, eine hübsche Frau sitzt am Steuer und fragt, ob wir Hilfe brauchen. Nein, danke, uns geht es gut. Das Besondere daran sind vier allerliebste blonde Kinder, die den Wagen füllen. Sie lachen und winken, hängen aus dem Fenster und haben ihren Spaß. Ein hübsches Bild. Das nächste Auto kommt uns entgegen. Der Fahrer hält an, fragt nach unserem Wohlbefinden und noch viel mehr. Wir unterhalten uns eine Weile nett, dann lassen wir ihn ziehen. Der dritte Wagen fährt einfach vorbei. Was ist denn mit dem los ? Der ist sicher nicht von hier. 😉 Dann kommt wieder ein Auto von hinten, hält an und fragt, ob alles okay ist. Der Mann erzählt uns, dass seine Frau ihn angerufen und geschickt hat. Er soll sich bei uns erkundigen, ob wirklich alles in Ordnung ist, wo wir übernachten werden, ob wir ein Stück mitfahren möchten. Double-Check. Das ist ja unglaublich ! Da hat sich die nette Mutter echt Sorgen gemacht und ihren Mann hinter uns hergeschickt, um sich zu vergewissern. Wir sind echt beeindruckt von soviel Freundlichkeit. Trotzdem lehnen wir dankend ab, weil wir jeden Schritt auf unserem langen Weg zu Fuß machen möchten. Was für eine tolle Familie ! 🙂
Zum Abend hin können wir auf unserem Spaziergang durch das ländliche Montana etwa ein Dutzend Rehe beobachten, die munter über die Wiesen springen. Darunter ist auch eine Mutter mit ihren zwei Kitzen, die vor uns die Straße queren und sich dann verstecken wollen. Die Kleinen ducken sich ins hohe Gras, wie sie es von Mami gelernt haben. Für uns Menschen leicht durchschaubar, aber irgendwie total niedlich. Alle Farmer scheinen ihre Gatter absichtlich offen zu lassen, damit sich die Tiere nicht beim Sprung über Stacheldraht-Zaun verletzen. Außerdem sehen wir auf einem Feld zwei Kanada-Kraniche, das sind die großen Lauf-Vögel, die uns letztens mit ihren komischen Geräuschen in die Irre führen wollten. Dabei fällt mir ein, dass wir ja auf dem Weg nach Kanada sind. Wahrscheinlich werden wir diese Art in Zukunft noch öfter sehen. Unser Nachtlager schlagen wir auf einem schönen Picknick-Platz direkt neben dem Jefferson River auf. Eigentlich ein guter Platz, den Umständen entsprechend, dass wir nicht überall zelten können, weil wir eine lange Strecke auf der Straße laufen. Leider ist die Wiese von Kuhfladen verunziert, aber wir dürfen nicht zu wählerisch sein. Richtig gestört wird unser Wohlbefinden allerdings durch unzählige Moskitos, die anscheinend gerade besonders blutrünstig sind. Also nur noch schnell ab ins Zelt. Es ist 20.00 Uhr, morgen ist auch noch ein Tag. Bis nach Whitehall sind es jetzt nur noch weitere 20 Kilometer, das werden wir bis zum Mittag schaffen. Die Luftmatratze von Thomas verliert Luft, da ist wohl ein Loch drin, welches wir aber auf die Schnelle nicht finden können. So muss der Arme eine unkomfortable Nacht ohne Polster verbringen.

Der Wecker klingelt um 5.00 Uhr. Wir haben eine Nackt-Schnecke im Zelt, wahrscheinlich mit den Rucksäcken hereingetragen. Igitt ! Um uns herum hören wir laute Muh-Rufe von den Verursachern der Schweinerei auf der Wiese. Etwas später laufen wir an deren Weide vorbei. Lauter schwarze und weiße Kühe mit schwarzen und weißen Kälbchen stehen da und glotzen. Das ist ja ein nettes Bild zum Tagesbeginn. Die Tierwelt ist schon früh auf den Beinen. Wieder können wir etliche Rehe beobachten, und schon wieder sehen wir zwei Kanada-Kraniche auf einem Feld. Des Weiteren einige tote Vögel und nicht identifizierbare Fellbüschel auf der Straße, denn wir laufen entlang des alten Highways. Je später es wird, umso mehr nimmt der Verkehr zu. Das ist nicht angenehm, wir werden immer schneller. Kurz bevor wir den Ort Whitehall erreichen, hupt ein Auto hinter uns. Aus den Fenstern lachen die vier Blondschöpfe von gestern. Viele kleine Hände winken. Einfach süß ! 🙂 Unser erster Gang führt zum einzigen Lebensmittel-Geschäft. Dort auf dem Parkplatz steht der Wagen mit den Kindern, die Mama ist gerade einkaufen. Natürlich bleiben wir stehen und unterhalten uns mit der Rasselbande. Bald gesellt sich auch die Mutter dazu und verwickelt Thomas in ein Gespräch, während ich mich den Kindern widme. Die sind wirklich herzallerliebst – ich könnte sie alle mitnehmen. 🙂 Ich frage das größere Mädel auf dem Vordersitz nach dem Alter der Kleinen, die hinten sitzen und bekomme zur Antwort : „Ich bin die sechste.“ Ich glaube, meinen Ohren nicht zu trauen, aber die noch jung aussehende Mutter bestätigt es. Die Familie hat 9 Kinder ! Das Mädchen vorne ist 7 Jahre, die kleineren Geschwister hinten sind 5, 4 und 3 Jahre. Das ist dann noch nicht einmal die Hälfte der Kinderschar, die 5 Ältesten sind nicht dabei.  Insgesamt gibt es 5 Jungen und 4 Mädchen in der Familie. Alle sind hübsch, niedlich, aufgeschlossen und intelligent, soweit ich das nach meiner Unterhaltung mit den Kids beurteilen kann. Gut erzogen, gut geraten. Unglaublich !

Das Geld für ein Motel sparen wir uns. Wir gehen auf einen sehr einfachen Campingplatz etwas außerhalb des Ortes. Es gibt eine einzige Dusche und eine Toilette für alle. Dafür kostet die Nacht auch nur 15,- Dollar. Unser Zelt steht alleine auf einer Wiese direkt neben der Hauptstraße. Alle anderen Bewohner sind Dauercamper, die in ihren Wohnwagen leben. Viele Hunde kläffen. Es scheint, als ob wir die einzigen Gäste ohne Hund und ohne Auto sind. Ein Dauergast gegenüber hat einen niedrigen Zaun um seinen Wohnwagen gebaut. Der hat keinen Hund, sondern ein zahmes Haus-Schwein, mit dem er hier auf dem Campingplatz wohnt. Das Schwein heißt „Bacon“ –  auf deutsch übersetzt „Speck“. Irgendwie alle verrückt hier in den USA. 😉
Der kleine Ort Whitehall hat ca. 1000 Einwohner. Sehr ländlich, aber es ist nett. Die Einheimischen sind ausnahmslos  freundlich. Uns kommt es hier vor wie „Typisch Montana“, genauso hatten wir es uns vorgestellt. Die Landschaft entspricht den Bildern, die wir von Ansichtskarten oder aus dem Fernsehen kennen. Riesige Spreng-Anlagen bewässern die Felder, dabei entstehen fantastische Regenbögen. Es ist heiß. Die Luft flimmert in der Sonne. Rotes Gesicht trotz Lichtschutz-Faktor 30, Sonnenhut und Sonnenbrille.

Eigentlich hatten wir vor, unser Abendessen beim Supermarkt einzunehmen. Allerdings werden wir schon auf dem Weg dahin abgelenkt durch ein Festzelt mit Tischen und Stühlen. Plakate versprechen „Free Food“ – Essen umsonst. Das kennen wir ja schon von der Trail Magic, allerdings ist diese Einladung eigentlich nicht für Hiker, sondern eher eine Werbe-Veranstaltung.

„Expedition Church“ ist eine neue religiöse Gemeinschaft mit Sitz in Livingston / Montana. Heute sind die Organisatoren zufällig in Whitehall und winken uns zu sich hinüber. Es gibt Hot Dogs und Hamburger. Was sonst ? 😉 Auf jeden Fall werden wir satt, haben Essensgeld gespart und ein paar interessante Gespräche geführt. Limo, Chips und kleine Snacks zum Mitnehmen bekommen wir auch noch aufgedrängt. Wir dürfen viel erzählen und haben vermutlich einige Menschen neu mit dem Hiker-Virus infiziert. Zum Schluss müssen wir energisch abkneifen und uns verabschieden, weil auf unserem Billig-Campingplatz die Duschen um 21.00 Uhr abgeschlossen werden. Aber bevor wir gehen wird noch gemeinsam gebetet, sehr nett, für unsere Sicherheit, für unsere Familie und …. und …. und. Es kann ja nicht schaden. 🙂