Wir haben endlich Chama erreicht ! Eigentlich ein Grund, die Sektkorken knallen zu lassen, aber wir stehen nicht so auf Sekt. Bier tut es auch. 😉 Bis hierhin sind wir schon knapp 1300 Kilometer auf dem Continental Divide Trail gelaufen. Das bedeutet, wir haben bereits ein Viertel der Gesamtlänge geschafft. Ganz New Mexico, immerhin der fünftgrößte Bundesstaat der gesamten USA, ist komplett zu Fuß erobert. Wir haben immer nur bis zu diesem Ort gedacht. Alle unsere Recherchen zu Hause und alle Planungen unterwegs gingen bis zu dieser magischen Grenze, da wir nicht genau vorhersehen konnten, wie sich das nicht mehr ganz jugendliche Knie von Thomas bei einer erneuten Longtrail-Dauerbelastung verhält. Es scheint sich besser zu entwickeln, als manche Ärzte vorausgesagt haben. Und nun sind wir da ! Wenn das kein Grund zum Feiern ist ! 🙂 Chama ist ein weiterer kleiner Ort während unserer 5000-Kilometer langen Wanderung auf dem CDT, ein Meilenstein und das Tor zu den San Juan Mountains. Auch dieses Dorf hat nur etwa 1000 Einwohner. Allerdings liegt Chama nicht direkt auf dem Trail, sondern vom Cumbres Pass ( 3055 Meter Höhe ) aus fahren wir ca. 20 Kilometer per Anhalter. In Zukunft, d. h. in Colorado, werden unsere Städte überwiegend abseits des Trails liegen. Wir müssen per Autostopp von den hohen Pässen in die Zivilisation kommen, um den Proviant-Einkauf zu erledigen oder um einen Ruhetag im Motel zu verbringen. Das wird bei dem wenigen Verkehr hier manchmal Stunden dauern.
Chama ist ein strategisch wichtiger Ort für alle CDT-Hiker. Hier entscheidet sich, ob und wie man mit dem Schnee in den San Juan Mountains umgeht. Es gibt eine niedrige Route als Alternative zum Original-Trail, welcher über etwa 400 Kilometer Länge immer in der Höhe bleibt. Ein Teil der Wanderer wird sicher diesen einfacheren Weg wählen. Ein anderer Teil wird nach Norden fahren und zuerst eine schneefreie Region durchqueren, um dann später im Sommer zurückzukehren und den Rest nachzuholen. Unserem Kopf- und Bauchgefühl entspricht es eher, an der Grenze im Süden zu starten und einfach stur geradeaus nach Norden bis zur kanadischen Grenze zu laufen. Deswegen haben wir uns mit unserer Ausrüstung auf Winter eingestellt. In Chama wartet ein großes Paket auf uns, welches wir schon ganz zu Anfang von Lordsburg aus versendet haben. Darin sind warme Kleidung wie Handschuhe und Wollmütze, mehr lange Unterwäsche, Regenhose und -jacke, Gamaschen sowie ein zusätzliches Thermarest-Innenteil für kalte Nächte enthalten. Als spezielle Winter-Ausrüstung haben wir schon in Deutschland zwei Eis-Äxte und Micro-Spikes für die Schuhe gekauft, um mit Gegebenheiten wie Schnee, Glätte, Lawinengefahr zurecht zu kommen. Maria und David waren so nett, uns ihre Schneeschuhe zur Verfügung zu stellen und ebenfalls nach Chama zu senden. Vielen Dank dafür ! Wer sich den Blog dieser beiden Vollblut-Hiker ansehen möchte ( tolle Fotos, auch vom Te Araroa ) der schaut bitte auf www.mariaelfe.com 🙂 Des Weiteren haben wir uns erst kürzlich nach reiflicher Überlegung dazu entschlossen, viel Geld in dickere Schlafsäcke zu investieren. Damit sollte in Zukunft auch in sehr kalten Nächten erholsamer Schlaf möglich sein. Somit sind wir also gut gerüstet, um allen Wetterbedingungen zu trotzen und einfach vorwärts zu gehen. Wir werden wegen der vielen hohen Auf- und Abstiege nicht besonders schnell sein, aber trotzdem Fortschritte in die richtige Richtung machen. Blog-Schreiben könnte schwierig werden, denn mit eiskalten Fingern tippt es sich schlecht auf dem Handy, und mit Handschuhen geht es gar nicht.
Vom Visitor Center aus ist es nur ein kurzer Weg bis zum Y-Motel am Stadtrand. Basic Standard, uralt und renovierungsbedürftig, sehr sparsam möbliert und etwas schmuddelig. Selbst Steckdosen zum Laden unserer Geräte sind Mangelware. Früher brauchte man wohl nicht so viele Steckdosen im Haushalt. Aber dieses ist der einzige Ort in Chama, den Hiker bezahlen können und wollen. Ein Zimmer mit eigenem Bad für umgerechnet 40,- Euro, alle anderen Motels kosten das Dreifache. Mehr Luxus brauchen wir nicht. Die Managerin ist schon älteren Semesters, etwas durchgeknallt, sehr redselig, aber total nett. Unsere Wäsche können wir auf dem nahegelegenen Campingplatz waschen. Der Ort ist wegen seiner exclusiven Lage am Fuße der San Juans und wegen seiner historischen Eisenbahn sehr auf Touristen ausgerichtet. Viele Souvenirläden, teure Restaurants, schicke Hotels sind in Downtown aneinander gereiht. Auf den Polizei-Autos steht in dicken Lettern “ Sheriff „. 🙂 Unser Gang zur Post ( 4 Kilometer hin, 4 Kilometer zurück ) verläuft sehr erfreulich. Alle unsere Pakete sind da : Winterausrüstung, Schneeschuhe von Maria und David, die wärmeren Schlafsäcke und meine neuen Schuhe. Etwa eine Stunde lang blockieren wir den kleinen Tresen in der Eingangshalle mit Auspacken, Probieren, Organisieren und Umpacken. Niemanden stört es, der Schalter-Beamte und alle einheimischen Kunden sind ausgesprochen freundlich und sehr interessiert an unserer Wanderung. Zwei Pakete werden gleich wieder auf den weiteren Weg geschickt zu unserer nächsten Station nach Pagosa Springs. Danach folgt ein Gang zum Drogerie-Markt, wo ich eine Gelenkstütze für meinen Knöchel bekomme und ein größerer Einkauf im Supermarkt direkt gegenüber. In Chama werden wir uns zwei Ruhetage werden gönnen, bevor wir weiter ziehen in die anstrengenden Rocky Mountains. Am Samstag um 10.00 Uhr wird uns Trail Angel Ralph abholen und zum Cumbres Pass bringen, wo wir unsere Wanderung auf dem CDT mit schwerem Gepäck fortsetzen werden.
Des Rätsels Lösung : Bei dem seltsamen Tier letztens handelte es sich um einen Baumstachler. Das sind schwerfällige, relativ große Nagetiere, die im Gegensatz zu den Stachelschweinen bis zu einem gewissen Grad an eine kletternde Lebensweise angepasst sind. Gewöhnliche Stachelschweine leben am Boden.
Und hier noch ein paar Informationen für unsere neuen Mitreisenden : Die alte Homepage unter www.zenon.ch/walkabout endet im Jahr 2016 mit den Beiträgen zu Fiji und Neuseeland. An dieser Stelle nochmals herzlichen Dank an unseren Schweizer Freund Äbu, der uns bei unserem Start im Jahr 2011 seine Plattform zur Verfügung gestellt hat, damit wir für die Verwandten und engsten Freunde eine Art Reise-Tagebuch führen können. Das war ein richtig tolles Geschenk ! 🙂 Inzwischen ist etwas mehr daraus geworden, und wir haben uns mit unserer Homepage “ Oceans-and-Trails “ selbstständig gemacht. Auch mein Blog vom Solo-Hike auf dem Appalachian Trail 2014 ist nicht mehr nur bei Jimdo zu finden, sondern wurde eingepflegt. Viele Bilder können wir nicht einstellen, denn das kostet Extra-Geld, welches wir viel lieber zum Reisen ausgeben. 😉 Wer trotzdem Lust hat, sich eine Menge Fotos anzusehen, der findet diese bei Facebook unter Frauke Müller-Schwenty / Fotos / Alben / CDT. Nur keine Hemmungen – es ist alles öffentlich. 🙂
Des Weiteren wird unsere alte E-Mail-Adresse sy.walkabout@trans-oceans.com in Kürze stillgelegt. Wer uns erreichen möchte, der schreibt uns bitte über die Kommentar-Funktion oder per E-Mail an sy.walkabout@gmail.com 🙂 Wir sind ganz überwältigt von dem großen Interesse und bedanken uns bei Allen, die unsere Abenteuer so eifrig begleiten. Es soll noch lange weitergehen !
Hi Frauke und Thomas! Wir freuen uns von Euch zu lesen und wünschen Euch weiterhin viel Spaß auf Eurem bevorstehenden Weg! Hier in Bremen nimmt alles seinen Gang, Jeltes 1. Schuljahr geht in Kürze zu Ende und uns geht’s ganz gut. Die Über-Winden liegt nach wie vor auf Ney und nach einem N-D wechselhaften Frühjahr fiebern wir nun den Somerferien entgegen. Der Brand in Halle B setzt noch zu aber es geht auch weiter mit einigen neuen Booten und einem neuen Radlader.
Ich bin nun seit Feb selbstständiger Ingenieur und arbeite viel für ein Gutachterbüro gleich um die Ecke und bin nun wieder etwas flexibler und auch fur andere Projekte verfügbar. Auch fur die Segelschule will ich wieder etwas mehr machen. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen und grüßen Euch herzlich,
Anja, Jelte, Jens