Wir segeln und wandern durch die Welt

El Hierro ab 14.12.2020

Montag, 14. Dezember – der Wecker klingelt sehr früh. Noch bei Dunkelheit verlassen wir den Hafen von San Sebastian de la Gomera. Tatsächlich können wir den größten Teil der Strecke bis El Hierro bei mäßigem Nord-Ost-Wind genießen. Auch die reparierte Windsteuer-Anlage funktioniert wie gewünscht. Alles ganz entspannt, ein schöner Tag zum Segeln.
Kurz vor 21.00 Uhr erreichen wir die Hafeneinfahrt. Herzlicher Empfang in La Restinga. Es ist fast wie „nach Hause kommen“…. nur viel wärmer. 😉
Der schöne Alejandro mit den langen Rasta-Locken nimmt an der Kaimauer unsere Leinen an. Der Franzose Jaques liegt mit der „Maina“ an seinem angestammten Platz. Gregory und Margan mit ihren süßen Töchtern sind immer noch da. Gleich am ersten Nachmittag treffen wir beim Schwimmen Annie und John aus Großbritannien und werden zum Essen eingeladen. Unser Taucher Jeff, der die Walkabout für 18 lange Monate unter Wasser sicher verankert hat, paddelt mit einer Gruppe Kinder im Wasser. Hafenmeister José heißt uns freundlich willkommen und hält für ein kleines Schwätzchen an. Die alten Männer auf der Rentnerbank lächeln uns zu und heben grüßend die Hand. Im Büro der Fischerei-Kooperative werden wir von einer netten Señora ganz nach unseren Wünschen bedient. Wir buchen den Platz auf dem Trockendock gleich für 3 Monate.
Schön ist es, wieder hier zu sein. 🙂

Es gibt keinen Platz für uns am Steg, deswegen verbringen wir zwei unruhige Nächte an der Steinmole. Viel Schwell im Hafen, der lästige Tidenhub, quietschende Fender und knarrende Leinen bringen uns um den Schlaf. Zum ersten Mal binden wir unser Fensterbrett außen an die Reling, allerdings ist das Holz wohl schon etwas morsch und bekommt einen Schlag weg. Zudem ist keine Leiter erreichbar, über die wir an Land steigen könnten, was immer mit einer Kletterpartie verbunden ist. Am frühen Morgen der zweiten Nacht hören wir einen lauten Knacks. Erst nach dem Aufstehen realisieren wir, dass es unseren Fahnenstock achtern zersemmelt hat. Außerdem wurde der Rettungskragen abgerissen, den können wir zum Glück noch wieder aus dem Wasser fischen. Das Liegen an der Kaimauer ist wirklich nicht empfehlenswert für kleine Boote. Wir wollen möglichst schnell aus dem Wasser. Thomas palavert eine Weile mit dem Kranführer Juan, dann ist unser Termin für sofort gebucht. In La Restinga wird Spanisch gesprochen, vielleicht noch Englisch und ein kleines bisschen Französisch, aber ganz gewiss kein Deutsch. Mit unserem gebrochenen Spanisch, Händen und Füßen dazu, klappt die Verständigung wunderbar. Juan bugsiert die Walkabout sicher aus dem Wasser, Zentimeter für Zentimeter, damit wir nirgendwo anstoßen. Das ist wirklich Maßarbeit. An Land helfen zwei nette Italiener, die gestern angekommen sind, mit den langen Leinen. Es läuft alles glatt, nach 1,5 Stunden stehen wir sicher an Land. Die Fender, unsere Autoreifen und das Fensterbrett leihen wir den beiden italienischen Männern, die mit ihrem kleinen Segelboot ebenfalls eine unruhige Nacht an der Pier hatten.


Arbeitslager auf der Walkabout – jeden Morgen um 7.00 Uhr klingelt der Wecker. Rostklopfen ist angesagt. Wie immer. 😉 Viel lieber hält Thomas sich in seiner Elektro-Ecke auf. Sein neues Hobby : Kabel, Lüsterklemmen, Schrumpfschlauch, Multimeter ….. Mir scheint, als wolle er seinen Doktor in Bord-Elektronik machen.

Projekt : „Schöner Wohnen“ ist angelaufen. Endlich kommen die hässlichen Griffe an den Türen von Toilette und Werkstatt ab. Schon vor beinahe 3 Jahren haben wir uns in Portugal hübsche bunte Türknäufe gekauft und weggelegt. Nun sind sie dran. Dazu bekomme ich eine neue Lampe über der Spüle, die einfach schön aussieht und dazu noch richtig helles Licht gibt. Kleine Projekte mit großer Wirkung. Ich freue mich ! 🙂


Außerdem setzt Thomas seine erste Charge Bier an. Die Zutaten sowie das komplette Zubehör zum Selberbrauen haben wir Ende 2018 in Neuseeland gekauft und im Container nach Hause verschifft. Bisher hatten wir keine Zeit und Gelegenheit zum Ausprobieren. Nun sind wir sehr gespannt, ob es gelingt.

Und es gibt einen weiteren Gegenstand, den wir schon länger an Bord mit uns führen, aber jetzt an Land erstmals ausprobieren : die Getreidemühle kommt endlich zum Einsatz. Damit mahlen wir verschiedene Sorten Getreide, geben reichlich Körner hinzu und backen gesundes Brot selber. Ganz so toll sieht unser erster Versuch nicht aus, kein Vergleich mit dem Körnerbrot von Hermann. Aber es schmeckt, und das Ergebnis wird sicherlich noch besser werden.
Unser Alltag auf dem Boot plätschert so dahin. Kein Stress, aber wir haben auch keine Langeweile. Jeden Nachmittag schwimmen wir eine Runde, danach gibt es Tee, vielleicht noch einen Spaziergang, und schon wieder ist ein Tag um.

Nach wie vor gibt es keine Corona-Fälle auf El Hierro. Trotzdem hat Deutschland die Kanaren seit letztem Sonntag wieder zum Risikogebiet erklärt. Schade, denn wir hatten eigentlich Mitte Januar einen kurzen Deutschland-Aufenthalt geplant. Mal abwarten, wie sich die Lage weiter entwickelt ….
Unsere Freunde Bärbel und Andreas haben den Absprung gerade noch geschafft. Kurz vor der Test-Pflicht sind sie kurzentschlossen auf die Kanaren gereist, wo sie jetzt die angespannte Corona-Situation mit warmen Füßen aussitzen können. Weihnachten werden wir also zu Viert in La Restinga erleben. Anfang Januar erwarten wir dann Marita und Erik von der „Marik“ zurück. Hoffentlich klappt es mit dem Flug, wir drücken ganz feste die Daumen.