Unser Tag in Encampment ist nicht besonders spannend. Kleiner Einkauf an der Tankstelle, eine Pizza zum Mittagessen. Die meiste Zeit hängen wir im oder vor dem Café herum. Immer wieder gibt es heftige Regenschauer, so richtiges April-Wetter. Dieses Dorf ist so idyllisch, dass wir am Nachmittag genug haben und zurück zum Trail möchten. Es ist sehr wenig Verkehr, der Highway ist so ruhig wie der Ort selber. Die paar vorbeikommenden Autos sind entweder Einheimische auf dem Nachhauseweg, die nur ein paar Blocks weiter fahren oder aber Touristen mit riesigen Wohnwagen-Anhängern. Die halten sowieso nie an. 🙁 Nach mehr als zwei Stunden bin ich mächtig frustriert und schlage vor, in der Bar nebenan 1-2 Bier zu trinken. Kaum ausgesprochen, da dreht ein uralter Ford auf der Straße und hält neben uns. Der Fahrer ist extra für uns umgedreht und zurück gekommen. Schon wieder ein Opa, aber was für einer ! Ein Cowboy wie aus dem Wilden Westen, geschätzte 80 Jahre auf dem Buckel. Er ist sehr zünftig gekleidet mit einer Blue Jeans von Wrangler. Dazu trägt er einen Gürtel mit goldener Schnalle, ein kariertes Hemd, Halstuch, Cowboy-Hut und Cowboy-Stiefel. Unser Opa fährt eine alte Limousine wie aus einem Hollywood-Film. Der Wagen hat weinrote Samt-Polster, Holz-Verkleidung und aufklappbare Konsolen. Das alleine ist schon ziemlich beeindruckend. Neben sich hat der ältere Herr eine Kappe liegen mit der Aufschrift “ World War 2 Veteran „. Er erzählt uns, dass er während des 2. Weltkrieges in Europa an der Front gekämpft hat. Erst später rechnen wir mal genauer nach und kommen zu dem Ergebnis, dass dieser Mann schon mindestens 90 Jahre alt sein muss. Ein Unikat, einfach unbeschreiblich cool ! Dafür hat sich das Beine-in-den-Bauch-Stehen gelohnt. 🙂
Wir bedienen uns noch einmal an der Kühl-Box und trinken eine Dose Limo, bevor wir starten. Nach nur wenigen Minuten Fußmarsch erwartet uns die nächste Trail Magic : “ Everybody Welcome “ steht auf einem Schild im Fenster eines großen Campers neben dem Weg. Die Tür zum Wohnwagen ist unverschlossen. Er wird von netten Menschen aus der Gegend für die Hiker zur Verfügung gestellt, ist komplett eingerichtet und sauber. Hier kann man schlechtes Wetter aussitzen, kochen, essen oder kostenlos übernachten. Wir hatten bereits davon gehört, so eine tolle Idee spricht sich schnell herum. In Deutschland fast undenkbar, aber hier im Land der unbegrenzten Möglichkeiten sind solche Erfahrungen keine Seltenheit. Dieses ist wieder ein Paradebeispiel für die Gastfreundschaft und die Unterstützung, die wir so oft erleben. Uns nützt der Camper heute nichts, wir gehen lieber noch eine Meile weiter und zelten im Wald. Aber die nette Geste und die Freundlichkeit der Menschen erzeugen ein gutes Gefühl. Obwohl dieser Tag eigentlich langweilig war und uns nicht viel weitergebracht hat, können wir uns doch über mehrere sehr schöne Erlebnisse freuen. 🙂
Vogel-Kino am Morgen. Wir haben unser Lager in einem dichten Wald auf Nadeln und Fichtennadeln aufgebaut. Ringsherum stehen dichte gesunde Bäume. Durch unser offenes Zelt können wir Dutzende von hübschen Singvögeln beobachten, die ganz munter hin und her flattern. Manche kommen neugierig näher und setzen sich sogar auf’s Zelt. Besonders niedlich sind zwei Jung-Vögel im Baum direkt neben uns. Sie haben noch ein ganz flauschiges Gefieder und zarte Daunen am Bauch. Die beiden Kleinen scheinen miteinander zu spielen und picken zwischendurch Leckerchen aus der Baumrinde. Besonders lustig sieht es aus, wenn sie an dicken Ästen mit dem Kopf nach unten entlang trippeln ohne Herunterzufallen. Die Vogelkinder sind tolle Akrobaten. 🙂 Zunächst haben wir einen leichten Anstieg zum Bridger Pass vor uns, nicht besonders anstrengend. Der gleichnamige Berg mit Sendemasten links von uns ist der letzte Gipfel über 11.000 Fuß Höhe. Von nun an geht es bergab ins Great Divide Basin. 🙂 Wir durchqueren den Medicine Bow National Forest. Ein Paradies für Pilze ! Alle Sorten, Farben, Formen …. Manche haben gigantische Ausmaße erreicht. Ich bin froh, dass ich die nicht alle essen muss. Nach 5 Steinpilzen der Extra-Klasse hat mein Jäger und Sammler genug für’s Abendessen gefunden. 😉 Am Nachmittag folgen wir dem Continental Divide Trail über eine Hügelkette. Auf jedem Gipfelchen steht ein Steinmännchen mit Holzstab. Uns kommen diese Hügel nicht viel höher vor als die Aussichtsdünen auf Norderney. Die Vegetation verändert sich deutlich : Kakteen, stacheliges Gestrüpp und trockene Grasbüschel. Ich habe bereits wieder die ersten Stacheln in den Fingern und Pieker in den Schuhen. Unmengen von Heuschrecken springen, wohin man auch sieht. Die Luft vibriert von ihrem lauten Zirpen. Bis hierhin ist alles einfach, und wir freuen uns über schnelles Vorwärtskommen. Dann geht es in den Wald, und der raubt uns den letzten Nerv. Umgefallene Baumstämme, wohin man blickt. Tatsächlich haben hier schon Mitarbeiter des Forest Service gearbeitet, Bäume mit der Kettensäge zerkleinert und an die Seite geräumt. Aber anscheinend stürzen jeden Tag neue Stämme auf den Weg. Manche stehen schräg, lehnen an anderen Bäumen an, knarren und knarzen bei jedem Windhauch. Da bekommt man es schon mit der Angst zu tun, wenn man nur dran vorbei muss. Es ist ein Heiden-Durcheinander ! Manchmal liegen 5-6 Baumstämme hintereinander oder übereinander. Unmöglich, diese ganzen Hindernisse zu überklettern oder umgehen, ohne den Pfad zu verlieren. Irgendwann haben wir nach dem Überwinden einer Mauer aus Bäumen die richtige Spur nicht wiedergefunden. Das Chaos aus Totholz wird immer größer, dazu beinahe undurchdringliches Dickicht. Wir sind nicht mehr auf dem Trail. Das GPS sagt, wir entfernen uns immer weiter. Das Hürden-Klettern ist ja schon anstrengend genug, aber weitab vom Weg hat natürlich auch Niemand aufgeräumt, so dass wir kaum noch durchkommen. Fast zwei Stunden lang irren wir durch den Wald, schlagen uns durch Büsche und kaputte Bäume. Dann endlich haben wir eine deutliche Spur vor uns, die uns aus diesem Schlamassel führt. Wieder viel Zeit verloren, deswegen werden wir wohl 5 Meilen früher als geplant Feierabend machen. Plötzlich steht ein großes schwarzes Tier links im Gebüsch. Es dauert eine Weile, bis ich erkenne, dass es ein Kalb ist. Auch die Mutter lässt sich kurz blicken, als Thomas von hinten nachrückt. Die Kuh kommt hinter den Bäumen hervor und prescht zusammen mit ihrem Kalb ziemlich kopflos davon. Etwas später erreichen wir freies Feld und entdecken noch mehr Kühe mit Jungtieren. Die sind ziemlich aufgeregt und muhen wie wild durcheinander. Einmal um die Kurve, da sehen wir noch eine weitere Gruppe. Alle sind pechschwarz, einige haben eine weiße Blesse am Kopf. Insgesamt stehen da sicherlich 50 Tiere am Hang, und der CDT verläuft mitten hindurch. Wir bewegen uns langsam und vorsichtig, trotzdem gerät die ganze Herde in Aufruhr. Meine Güte – was sind Kühe dumm ! Sie gehen nicht einfach an die Seite oder laufen dorthin, wo Platz ist. Nein, entweder bleiben sie vor uns auf dem Weg stehen und glotzen, oder sie rennen wie von der Tarantel gestochen in alle Richtungen auseinander. Da muss man sich schon wundern, dass sich nicht eins der Tiere den Hals bricht in diesem unwegsamen Gelände. Nur zwei Wasserquellen über den ganzen Tag verteilt, deswegen müssen wir weiter als uns lieb ist. Der Bach, der uns eigentlich das Wasser für den Abend liefern sollte, ist ausgetrocknet. Da fließt kein Tropfen mehr, nur Schlamm und Kuhkacke. Das ist nun wirklich dumm gelaufen. Nach ca. 30 Kilometern möchten wir so langsam den Tag beenden. Das rechte Knie von Thomas meckert schon seit einiger Zeit. 🙁 Hoffentlich beruhigt sich das wieder. Wir brauchen unbedingt Wasser zum Trinken und Kochen, deswegen verlassen wir den Trail und biegen auf eine Fahrspur ab, die wahrscheinlich der Farmer benutzt, um nach seinen Kühen zu sehen. Die führt uns weiter abwärts ins Tal, wo wir zum Glück Wasser plätschern hören. Schlecht zu erreichen und nicht schön, weil wir es mit den Kühen teilen müssen. Aber ausreichend, denn wir filtern es natürlich. Nun fehlt noch der Zeltplatz …. auch dabei müssen wir Abstriche machen. Direkt neben der Fahrspur, weil es sonst keinen gerade Flecken gibt, Stoppelgras mit Disteln, staubig und umgeben von Kuhfladen ( zum Glück trocken ). Es ist mittlerweile 20.00 Uhr, und wir haben keine Lust mehr, weiter zu suchen. Es geht eben nicht immer alles gut auf am Abend. Der CDT ist kein Wunschkonzert. Aber einsam – wir haben wieder den ganzen Tag über keinen einzigen Menschen getroffen.
Schauriges Kojotengeheul am Abend. Eigentlich verwunderlich wegen der riesigen Kuh-Herde, aber anscheinend stören die sich nicht gegenseitig. Sternenklare und milde Nacht. Seit drei Monaten schlafen wir in langer Unterwäsche, letzte Nacht ist es zu warm gewesen. Wir sind soweit abgestiegen, inzwischen befinden wir uns nur noch auf 2500 Meter Höhe. Ein Vogel weckt uns sehr früh mit seinem hartnäckigen Gemecker direkt neben unserem Zelt. Die Kühe haben sich entfernt, das Muhen ertönt aus weiter Ferne. Thomas hat Geburtstag. Er hat es wohl selber vergessen. Eine kleine Episode vom Appalachian Trail aus dem Jahr 2012 : Da hat Thomas von einem Berg aus zur Feier des Tages so laut er konnte “ Fünfzig !!! “ ins Tal gerufen. Natürlich dachte er, dass wir alleine sind. Aber ein nachfolgender Hiker hat es gehört und ihn am Abend gefragt, was das denn für eine Nummer war. 🙂 Neuer Bundesstaat, neue Landschaft und neue Tierwelt. Bereits auf der ersten Etappe am Morgen sehen wir drei verschieden große Herden von Pronghorns. Das sind Gabel-Antilopen ( auch Gabelböcke genannt ), die sich in der freien Graslandschaft der Steppe wohlfühlen und kräftig vermehren. Sie können Geschwindigkeiten bis zu 85 Km in der Stunde erreichen und sind damit die schnellsten Säugetiere ganz Nord- und Südamerikas. Ein großer Adler gleitet ruhig durch die Lüfte. Ein Bussard scheint am Himmel zu stehen, schlägt mit den Flügeln auf der Stelle und wartet auf Beute. Wasser gibt es wieder nur wenig. Wir müssen es aus einem Kanalrohr entnehmen, das unter der Straße hindurch führt. Naja, wir hatten schon Schlimmeres. 😉 Wyoming ist im Vergleich zu Colorado eher flach. Nicht ganz so platt wie Ostfriesland, eher eine sanfte hügelige Landschaft. Vor uns liegen volle zwei Tage auf einer Schotterstraße, mehr als 60 Kilometer Fußmarsch ohne Schatten. Ein kräftiger Wind weht über die Ebene. Antilopen weiden links und rechts des Weges. Wir sind noch gar nicht lange unterwegs, da hält ein Jeep an. Ein junges Paar steigt aus und fragt uns, ob wir Wasser möchten. Zwei Liter tragen wir bereits, aber wir nehmen gerne noch zwei weitere Liter mit. Ist zwar schwer im Rucksack, aber es verschafft uns auch Unabhängigkeit. Die Beiden versprechen, dass wir mehr Wasser haben können, wenn sie uns auf dem Rückweg noch antreffen. Jeder von uns bekommt zum Abschied noch eine Dose Bier geschenkt. Super ! Das können wir sehr gut einbauen bei der Party heute Abend. 😉 Nur eine halbe Stunde später kommt uns ein Feuerwehr-Auto entgegen. Der Wagen stoppt, und der Fahrer fragt, ob bei uns alles okay ist. Ob wir Wasser brauchen ? Nein danke, im Moment gerade nicht. Unser Feuerwehr-Mann ist zum Quatschen aufgelegt. Er erzählt von seiner Arbeit, vom Baumsterben, vom Käfer-Schädling und von der langsamen Bürokratie in den USA. Dann holt er eine detaillierte Karte der Umgebung hervor und zeigt uns darauf, wo eventuell Wasser zu erwarten ist. Ob da dann wirklich etwas fließt, das ist Mitte August wohl eher Glückssache. Eine silberne Schlange mit Rauten-Muster liegt platt auf der Straße. Tot, nicht schön, kein Foto. 🙁 Vor uns liegt eine flache Hügelkette, die rötlich in der Sonne scheint. Ob der Name “ Red Desert “ wohl damit etwas zu tun hat ? Bis zum Abend hin sehen wir immer wieder einzelne Antilopen. Die sind allerdings sehr scheu und springen schon davon, wenn wir noch weit entfernt sind. Wir laufen und laufen auf dieser scheinbar endlosen Schotterstraße. Tatsächlich kommt auch das Paar von heute Vormittag auf dem Nachhauseweg nochmal hier vorbei. Sie lassen uns wieder zwei Flaschen mit Wasser abfüllen. Das ist eine sehr große Hilfe, denn damit können wir jetzt überall Feierabend machen. Nach 35 Kilometern haben wir genug und bauen unser Zelt auf. In einiger Entfernung hängen schwarze Wolken am Himmel, die schwer nach Unwetter aussehen. In unserem Wasser für’s Abendessen schwimmt ein Wurm. Wo der wohl herkommt ? Kurz vor Einbruch der Dunkelheit läuft Jemand auf der einsamen Straße zu Fuß in unsere Richtung. Das ist schon sehr ungewöhnlich. In Amerika fährt man Auto. Beim Näherkommen erkennen wir, dass es sich um einen jungen Mann mit Rucksack handelt. Das kann ja nur ein Southbounder sein …. und richtig, er kommt kurz herüber und erzählt uns, dass er heute aus Rawlins losgelaufen ist. Nun ist unser Ehrgeiz geweckt. Bis nach Rawlins sind es noch ungefähr 30 Kilometer, also 6 Stunden, wenn wir Gas geben. Wir beschließen, für morgen ausnahmsweise den Wecker zu stellen, damit wir möglichst früh in der Stadt ankommen. Dusche, Waschmaschine, richtiges Essen und ein Bett sind Ansporn genug.
Der Wecker klingelt bereits um 5.30 Uhr. Eigentlich hatten wir vor, erst am Montag in Rawlins einzulaufen. Aber wir sind zu schnell, schaffen ohne hohe Berge in weniger Stunden viel mehr Meilen als sonst. Deswegen geht auch die restliche Distanz nicht so gut mit unseren Plänen auf. Wir hätten lange schlafen ( schlecht möglich, unser Lager ist direkt neben der Straße ) und einen Bummeltag mit vielen Pausen einlegen müssen. Wahrscheinlich wären wir trotzdem zu früh in Stadtnähe gewesen – man kann ja schließlich nicht zu weit ins bebaute Gebiet vordringen und dann dort am hellichten Tag sein Zelt aufbauen. Also haben wir uns dazu entschieden, es nicht ganz so gemütlich anzugehen und die verbleibenden Kilometer in einem Rutsch abzuarbeiten. Guter Start, angenehm kühl ist es am Morgen. Wir sind voll motiviert und kommen gut voran. Das Wasser ist mal wieder knapp. An der Brücke des Sage Creek fülle ich zwei Flaschen für unsere Pause ab. Das Wasser ist milchig trüb, aber etwas Besseres gibt es weit und breit nicht. Es schmeckt nach Zement. Thomas filtert die weißliche Brühe …. Danach sieht es klarer aus, schmeckt aber immer noch nach Zement. Wir genießen unser Haferflocken-Frühstück trotzdem, denn wir sind immer hungrig. Während wir noch an der Brücke sitzen, hält ein Auto an. Der Fahrer steigt aus und fragt, ob wir ganz bis nach Canada wandern. Dann schenkt er uns zwei kleine Flaschen Mineralwasser. Gekauftes Wasser ohne Sedimente und ohne Wurm – einfach nur köstlich. 🙂 In den ersten Stunden des Tages sind wir nur stillschweigend hinter- oder nebeneinander gelaufen und waren so schnell, dass die Meilen nur so dahingestellt sind. Aber dann wird es lebhafter auf der Straße. Wir treffen nacheinander 6 Radfahrer, die auf der Great Divide Mountain Bike Route von Canada bis zur mexikanischen Grenze unterwegs sind. Diese Fahrrad-Strecke ist nur etwa 500 Kilometer kürzer als unser CDT. Auch eine wahnsinnig sportliche Leistung ! Ich möchte nicht tauschen. Die Biker sind heute aus Rawlins gestartet und nach Steamboat Spring unterwegs, werden das wohl in 2 Tagen schaffen. Wir haben für diese Etappe zu Fuß gute 5 Tage gebraucht. Natürlich unterhalten wir uns mit ihnen und tauschen Informationen aus. Interessante Menschen, alle nett, aber eigentlich möchte ich weiter. Meine Geduld wird auf eine harte Probe gestellt. 😉 Endlich nehmen wir wieder Tempo auf, um die letzten 10 Kilometer zügig zu marschieren. Kein Baum, kein Strauch, kein Gebäude weit und breit …. nur endlose Straße, die irgendwann von Schotter zu Asphalt übergeht. Der Himmel ist zum Glück bedeckt, so dass die Sonne uns nicht das Hirn wegbrennt. Vor uns rennt ein Kojote über den Highway und streift dann auf der anderen Seite durch die Landschaft. Zum Glück herrscht hier kein Verkehr. Der Kojote ist kaum auszumachen, die Fell-Farbe hat genau denselben Ton wie das grau-braune Steppengras. Ein junger Mann kommt uns entgegen, der von Canada bis Mexiko wandert, der 4. von Norden nach Süden. Auch hier bleiben wir natürlich stehen und geben uns gegenseitig aktuelle Tipps zur Wasser-Situation und zu günstigen Unterkünften. Unterbrochen werden wir vom lauten Tuten eines Zuges. Soweit das Auge reicht …. ein Waggon reiht sich an den nächsten. Wir zählen drei vorgespannte Zugmaschinen mit ca. 200 Wagen dahinter. Und das gleich mehrmals. Zwei dieser Zug-Karawanen kommen von Süden, eine weitere Wagen-Schlange fährt von Norden kommend vor unseren staunenden Augen vorbei. In Rawlins fahren ellenlange Züge mit Waren aller Art durch den Ort. Anscheinend wird der ganze Güterverkehr Wyomings auf Schienen abgewickelt. Um 15.00 Uhr erreichen wir das Ortseingangs-Schild Rawlins. Gleichzeitig fängt es an zu regnen, dicke Tropfen, so dass wir innerhalb von 5 Minuten nass sind. Egal, wir können in unserer Unterkunft alles wieder trocknen. Aber das Motel müssen wir erst einmal finden. Natürlich liegt es am äußeren Rand der Stadt, ganz bewusst ausgewählt wegen der Nähe zum Walmart und der günstigen Hiker-Rate. Wir haben schon mehr als 30 Kilometer in den Beinen und unter den Füßen. Bis zum Days Inn laufen wir noch 5 Kilometer mehr, zunächst durch schäbige Wohngebiete und dann entlang eines vielbefahrenen Highways. Um 16.30 Uhr sind wir endlich da, haben eingecheckt und sind total begeistert von unserem Zimmer. Kleiner Einkauf im nahegelegenen Supermarkt, Dusche, Fernseher an. Heute gehen wir nicht mehr aus. 😉