Wir segeln und wandern durch die Welt

Shenandoah „Follow the White Blaze“ – Virginia ab 10.04.2022

Wir beginnen unsere mehrwöchige Wanderung auf dem Appalachian Trail im Norden des Shenandoah Nationalparks. Es sind ungefähr 400 Kilometer bzw. 5 Stunden Autofahrt bis zum Eingang am Thornton Gap. Mit Bussen und drei Umstiegen hätten wir dafür 38 Stunden gebraucht. Öffentlicher Nahverkehr existiert in den USA so gut wie gar nicht oder ist so schlecht eingerichtet, dass er praktisch nicht nutzbar ist. Wir haben uns einen Fahrer organisiert, um zum Startpunkt zu kommen. Für 250,- US$ und eine Einladung zum Mittagessen bringt uns Fred mit seinem alten Dodge bis zum Trailhead. Von da aus steigen wir erst einmal tüchtig auf, das war klar. 😉 Virginia besteht aus Bergen mit Wald und Felsen. Hier oben im Norden ist der Frühling noch nicht angekommen. Bis auf 3280′ Fuß hoch geht es zum Mary’s Rock. Trockene, kalte Winter-Luft. Die Bäume sind noch total kahl, aber gerade deswegen eröffnen sich in jeder Kurve neue Aussichten. Wir sind total begeistert vom Appalachian Trail. 🙂 Pinnacles Picnic Area ist der erste Stopp, denn hier gibt es eine frostsichere Pumpe. Die ersten beiden Wasserspender waren wegen der Frostgefahr abgestellt. Drei Stunden später machen wir Feierabend. Wir haben unser Ersatz-Zelt mit, eine Nachahmung aus China. Das ist etwas kleiner, dafür 400 Gramm schwerer, aber als Kompromiss gar nicht so schlecht. Rattenkalt ist es ! Mücken, Zecken oder Schlangen sind kein Thema. Abends trinken wir noch zwei Tassen heißen Kakao zum Aufwärmen, dann verschwinden wir mit voller Montur im Schlafsack. Ich komme mir vor wie eine Mumie mit meinen vielen Kleidungsschichten. Oben herum vier langärmelige Teile, unten zur normalen Unterwäsche zwei Leggins, zwei Paar Socken, Handschuhe, Schaltuch, Kapuze. Während der Nacht ziehe ich noch ein drittes Paar Strümpfe an, außerdem meine Daunenjacke und die Regenhose drüber. Immer noch kalt. Die Füße fühlen sich an, als ob ich Frostbeulen bekomme, werden auch bis zum Morgen nicht warm. Und hart ist es, denn wir haben dieses Mal auf unsere Luftmatratzen verzichtet. Jetzt liegen wir auf den altmodischen Eierkarton-Matten von Thermarest. Die haben viele Vorteile, sind unkaputtbar, in jeder Pause schnell griffbereit und auch gut beim Packen als Unterlage zu nutzen. Es ist ein Experiment, wir wollten die Dinger mal wieder ausprobieren. 2012 auf dem AT sind wir damit sehr zufrieden gewesen, 2014  war ich damit noch einmal auf dem AT. Außerdem haben wir sie den halben Te Araroa benutzt, bis wir uns etwas mehr Komfort für den Rücken gewünscht haben und auf Luftmatratzen umgestiegen sind. Jetzt weiß ich auch wieder, warum. 😉 Herrje, was ist das unbequem ! Jaja, das Alter, da haben wir es wieder. Kann nicht schlafen, es drückt und zwickt in jeder Stellung. Dazu die Eiseskälte, weil unsere Schlafsäcke nur noch die Hälfte an Daunenfüllung haben. Die Temperaturen fallen bis unter den Gefrierpunkt. Erste Nacht also eher bescheiden …. Ich denke aber, wir müssen uns erst wieder eingewöhnen. Sind ja auch nur einen halben Tag gelaufen, also noch nicht so richtig müde.

Nach dieser schlechten ersten Nacht auf dem Trail freuen wir uns umso mehr über den Tagesbeginn auf dem AT. Wir wachen im Wald auf, verrichten unsere Morgen-Routine und beginnen gleich mit einem Anstieg auf den nächsten Berg. Dabei werden wir warm. Der Weg ist schön. So früh sind noch keine Leute unterwegs. Die Tiere sind gar nicht scheu, denn hier im Shenandoah Nationalpark werden sie nicht gejagt. Weißwedel-Hirsche kommen ganz nah, stehen völlig entspannt neben dem Trail und lassen sich beobachten. Ein Kaninchen hoppelt davon. Kein Verkehrslärm, dafür munteres Vogel-Gezwitscher. Später am Vormittag biegen wir für einen Abstecher zu den Little Stony Man Cliffs. Wir verlassen den Weg der „White Blaze“ und gehen auf einem „Blue Blaze“ außen herum um den Berg. Das ist eine sehr beeindruckende Klippen-Wanderung, ziemlich ausgesetzt entlang der Kante. Zur rechten Seite bietet sich weite Aussicht in die grünen Täler Virginias unter uns. Die Sonne scheint. Es gibt überall Quellen. Das Wasser ist klar und sauber, eiskalt und lecker. Es ist einfach herrlich. Nachmittags machen wir einen Abstecher zum Big Meadows Campground, aber nur, um dort am Picknick-Tisch bequem zu kochen und danach gleich den Müll zu entsorgen. Bezahlen für’s Zelten möchten wir nicht, geduscht haben wir gestern erst,  die Wäsche ist sauber, also weiter. Noch einmal stehen zwei Rehe am Wegesrand und schauen uns so zutraulich an, als ob sie mit uns gehen möchten. Gegen 20.00 Uhr steht das Zelt auf einer verlassenen Fortstraße unterhalb der Skyline Drive. Auf und ab ging es den ganzen Tag, trotzdem haben wir mehr geschafft als erwartet. Thomas hat Probleme mit seinen neuen halbhohen Schuhen. Die einfache Lösung : Er schneidet mit dem Taschenmesser ein Stück vom Rand ab, genau da, wo es drückt. Unsere Füße sind okay, die Florida-Blessuren sind abgeheilt. Meine neuen Schuhe sitzen prima ( sind auch zwei Nummern größer gewählt und ein Männer-Modell ). Die sind so gemütlich, dass ich sie in den Pausen gar nicht ausziehen muss. Abends raschelt es noch lange um unser Zelt herum, ziemlich leichtfüßig, es hört sich nach einem Reh an. Waren 10,5 Stunden auf den Beinen, da sollte das doch besser klappen mit dem Schlafen.

Die nächste Nacht war deutlich angenehmer als die vorige. Bin nur einmal aufgewacht, weil mir kalt war und habe mir noch eine weitere Schicht angezogen. Liegen auf der harten Iso-Matte ist nur noch halb so schlimm, entweder weil der Boden weicher war oder weil ich noch Klamotten drunter gelegt habe. Ganz früh am Morgen regnet es ein bisschen. Alles schon wieder trocken, bis wir mit unserer Kaffee-Zeremonie fertig sind. Thomas trägt seine Knie-Bandage. Zwei Tage Anstieg und Abstieg, das macht sich leider sofort bemerkbar. Frühstück gibt es am Lewis Mountain Campground, außerdem einen kleinen Proviant-Einkauf für die nächsten Tage. Wir können wieder einige Weißwedel-Hirsche beobachten. Spechte hämmern so laut, dass es weit durch den kahlen Wald schallt. Einige Bäume tragen die ersten zarten Knospen. In den nächsten Tagen wird der Frühling hier explodieren. Drei Gipfel im Laufe des Tages : Baldface Mountain, Saddleback Mountain und zum Schluss noch ein kräftiger Aufstieg zum Hightop Mountain. Der letzte Anstieg quält uns ordentlich. Auf dem AT kommt man ganz schön ins Schwitzen, auch wenn die Temperaturen noch kühl sind. Die Waden zwicken, die Beine werden immer schwerer. Wir erreichen die Hightop Hut auf 3200′ Fuß Höhe so früh, dass wir noch ein Stündchen draußen sitzen und die Ruhe im Wald genießen können. In einer Plastikbox gibt es ein schönes Shelter-Buch zum Eintragen, außerdem die erste Trail Magic. Ein paar Cliff-Riegel, Kekse und Beef Jerky. 🙂

Wir sind zunächst alleine und richten unser Lager in der äußersten Ecke auf der rechten Seite ein. Wir sind gerade damit fertig und bereit für den Schlafsack, da nähert sich ein halbnackter Wilder. Es ist schon nach Sonnenuntergang, und wir bekommen Besuch von einem jungen Mann mit Hund. Er trägt nur eine sehr knapp geschnittene Shorts am Leib, dazu natürlich seine Wanderschuhe. Er erzählt, dass er am 1. Februar gestartet ist und mit seinem Husky den ganzen Trail von Süden nach Norden läuft. Die beiden Spät-Ankömmlinge beziehen die obere Etage. Schade, eigentlich waren wir bereit zum Schlafen, aber das können wir nun erst einmal vergessen. Der junge Hiker muss noch einmal los, um Wasser zu holen, welches in einiger Entfernung liegt. Nach kurzer Unterhaltung wird zunächst der Hund versorgt, anschließend ausgepackt, gekocht, gegessen, aufgeräumt, Dehnübungen gemacht, Abend-Toilette. Bei diesen ganzen Verrichtungen bleibt der junge Mann fast nackig, während wir mit zwei Lagen Kleidung, Daunenjacke und Kapuze am Tisch sitzen. Ich bin leicht genervt, denn normalerweise würden wir schon seit zwei Stunden in Ruhestellung sein. Wir hätten nicht erwartet, dass so spät noch Jemand kommt, aber damit muss man natürlich in einer Shelter immer rechnen.

Die Nacht in der Hütte haben wir erstaunlich gut geschlafen. Anfangs störte das Kratzen der Hundepfoten über uns noch etwas, aber auch Hiker-Hunde sind abends müde. Es war warm genug, um nicht zu frieren. Morgens wachen wir erst nach 8.00 Uhr auf. Beide haben wir leichten Muskelkater in den Beinen und im Po. Der Wald verändert sich von Tag zu Tag. Die ersten Blümchen wagen sich vorwitzig an die Luft, lila und weiße Blüten. Löwenzahn streckt seine gelbe Köpfe durch das welke Laub. Eine Eule sitzt über uns auf einem Baum, flattert kurz auf die andere Seite des Weges und zurück. Umgedrehte Felsen sind ein deutliches Zeichen dafür, dass Meister Petz aus dem Winterschlaf erwacht ist. Unter den Steinen wird nach Insekten gesucht. Wir sehen Bärenkot und die typischen Kratzspuren an den Bäumen. Bisher haben wir noch keinen Bären beobachten können, sondern nur mehrmals lautes Knacken in den Büschen gehört, so als ob einer vor uns die Flucht ergreift. Wahrscheinlich halten die Schwarzbären sich zur Zeit noch in den unteren Lagen auf, wo es schon etwas grüner ist und mehr zum Fressen gibt. Wir überqueren den Ivy Creek auf Trittsteinen. Der Bach führt heute sehr viel Wasser, das sich in Kaskaden über die Felsen nach unten stürzt. Kein Wassermangel also, alle Quellen spenden erfrischendes Nass, dafür ist es genau die richtige Jahreszeit. Wir schrecken einen Adler auf, der sich majestätisch aus den Bäumen in die Lüfte erhebt.  Zum Abendessen machen wir es uns am Loft Mountain Campground am Picknick-Tisch bequem. Die Zuwegung für Autos ist gesperrt. Am Straßenrand spaziert Damwild, zwei erwachsene Tiere und zwei Jungtiere. Der Platz ist geschlossen, der kleine Laden und das Restaurant auch, aber das wussten wir bereits. Der Betrieb beginnt hier erst Anfang Mai, weil es eigentlich noch zu kalt ist. Eine Toilette wurde aber freundlicherweise offen gelassen, dort können wir auch noch einmal Wasser zum Kochen holen. Sehr nett. 🙂 Nach dem Essen möchten wir noch ein Stündchen weiter, allerdings finden wir nicht sofort einen Platz. Laufen also weiter und bis in die Dunkelheit hinein. Nichts. Das Gelände ist entweder steil und abschüssig oder mit Gestrüpp und Stachelzeug zugewachsen. An der einzigen scheinbar geeigneten Stelle steht bereits ein kleines Zelt. Wir suchen noch ein paar Hundert Meter voraus, kehren dann um und bauen unser Lager in der Nachbarschaft auf. Das Aufhängen des Proviantbeutels dauert im Dunkeln viel länger als gewöhnlich. Beim ersten Baum, den Thomas ausgesucht hat, bricht der Ast schon alleine vom Gewicht des Wurfbeutels. Der nächste Baum, den ich ausgesucht habe, ist in der Mitte umgeknickt und mehrfach gegabelt. Dort bleibt die Schnur in einer Kerbe hängen, die Schnur mit dem Gewicht bleibt in unerreichbarer Höhe stecken. Aber im Shenandoah herrscht eine hohe Dichte an Schwarzbären, die jetzt aus dem Winterschlaf erwachen und hungrig sind. Also weiter …. Nach zahlreichen Würfen hängt unser Futter hoch und sicher im Baum. Fünf Anstiege an diesem Tag. Es reicht. Wir sind müde. Feierabend, aber noch nicht ganz …. Wir haben eine Spring-Spinne im Zelt. Mehrere Versuche meinerseits, den ungebetenen Gast in der hohlen Hand zu fangen, scheitern. Die Spinne ist blitzschnell und springt wirklich weit. Schließlich schafft Thomas es, sie mit einem Tuch einzufangen und nach draußen zu befördern.

Fünfter Tag auf dem AT. Zunächst einmal verlaufen wir uns bereits kurz nach dem Start. An einem Parkplatz biegen gleich mehrere Wanderwege ab. Wir folgen unserer Spur geradeaus, queren eine Straße und bleiben wie selbstverständlich in dieser Richtung. Beide nicht aufgepasst, ohne nachzudenken folgen wir einem Pfad, der angenehm leicht bergab führt. So etwas hat man ja gerne. Nach einer Weile bemerken wir ein gelbes Zeichen an einem Baum. Moment mal …. da stimmt irgendwas nicht. Auf dem AT folgen wir doch den „White Blaze“ ! Umkehren, zurück bis zur Kreuzung, zum Glück nicht allzu weit. Es klappt im zweiten Anlauf, nachdem wir mit Brille auf den Wegweiser geschaut haben. 😉 Wir sind nun den fünften Tag ohne Unterbrechung nur im Wald. Kein störender Autoverkehr, kein Müll und keine toten Tiere an der Straße. Wir sind unheimlich glücklich mit der Entscheidung, noch einige Wochen auf einem richtig schönen Trail zu wandern. Der Frühling naht mit Riesenschritten. 🙂 Wir entdecken weiße Sternchen-Blumen, kleine Margeriten, lila Veilchen und die ersten Osterglocken. Neben unserem Pfad stehen Büsche mit hell-lila Blüten. Es zeigen sich die ersten Knospen an allen Bäumen.

Bunte Vögel sitzen paarweise auf den Ästen, zwitschern und schnäbeln. Spatzen-ähnlicher hellgrauer Vögel mit schneeweißem Bauch – sehr hübsch. Ein roter Kardinal und zwei tiefblaue Vögel, außerdem ein Piepmatz mit golden glänzendem Gefieder. Wahrscheinlich sind sie jetzt gerade auf Partnersuche, es muss für Nachwuchs gesorgt werden. Wir finden einen sehr idyllischen Platz an einem Bach. Während wir dort eine entspannte Pause genießen, kommt ein Reh und bedient sich an der gleichen Wasserquelle. Eichhörnchen toben um uns herum. Inzwischen muckt mein linkes Knie im Abstieg. Das muss sich auch erst einmal wieder an die Berge gewöhnen. Virginia ist anstrengend, aber wahnsinnig schön. 🙂 Der letzte Aufstieg des Tages ist der längste. Thomas läuft am Nachmittag regelmäßig zur Höchstform auf, während bei mir die Kräfte eher schwinden. Ein großes Steinmännchen markiert den Gipfel des Calf Mountain. Kalt ist es. Nur raus aus dem Wind. So ausgesetzt möchten wir nicht zelten. Wir steigen so schnell wie möglich auf der anderen Seite ab. Dauert gar nicht lange,  bis wir unseren Platz für die Nacht finden. Immer noch auf 3000′ Fuß Höhe, deswegen ziehen wir die volle Montur an. Das Abendessen fällt eher sparsam aus, denn unser Futterbeutel ist so gut wie leer. Eine Tüte Spargelcreme-Suppe auf einen Liter Wasser, etwas angedickt mit Instant-Kartoffelpüree. Nicht toll, aber zum Überleben reicht es. Wir freuen uns, weil wir wieder weiter gekommen sind als erwartet. Morgen haben wir nur noch 10 Kilometer vor uns, dann verlassen wir den Shenandoah, um nach Waynesboro zu trampen.

Kalte Vollmond-Nacht. Schon um 6.30 Uhr sind wir wach, denn die Stadt lockt. Frühstück gibt es nicht, nur Kaffee und die letzten Kekse. Einige Wanderer kommen uns entgegen, schließlich ist Oster-Wochenende. Bergauf sind wir immer gerne zum Anhalten und Plaudern bereit, denn das sind unsere geheimen Atempausen. 😉 Immer wieder stellen wir fest, dass es sich lohnt, früh unterwegs zu sein. Die Morgenstimmung hat etwas ganz Besonderes an sich. Ein riesiger Truthahn stolziert am Wegesrand durch’s Gebüsch. Zutrauliche Rehe, Kaninchen und eine auffällig bunte Vogelwelt sind unsere Begleiter. Gegen 11.00 Uhr sind wir am Rockfish Gap und halten den Daumen hoch. Ich habe auf die Uhr geschaut – genau 8 Minuten hat es gedauert, bis ein Wagen anhält. So muss das sein ! Die Leute aus der Gegend kennen den Appalachian Trail. Sie wissen, was wir machen, dass wir nur zum Einkaufen in die nächste Stadt möchten. In Florida hatten wir das Gefühl, dass man uns für obdachlose Penner hält, wenn wir nicht ganz sauber an der Straße stehen. Wir lieben den AT ! 🙂 Früher als erwartet sind wir in Waynesboro und lassen uns beim besten Chinesen der USA absetzen. „All you can eat“ ist genau das Richtige, wenn man nach 5 Tagen aus dem Wald kommt. Danach suchen wir die Wiese am Stadtpark, auf der man 2012 und 2014 kostenlos zelten durfte. Die ist noch da, ein Schild sagt : „Nur für AT-Hiker“. Okay, das sind wir, Zelt wird in einer schönen Ecke aufgestellt. Ein Pavillon der ALDHA ( American Long Distance Hiker Association ) bietet überdachte Picknick-Tische. Das Dumme ist nur, dass wir viel zu früh hier sind, außerhalb der „normalen“ Saison. Es gibt unzählige Anschlüsse zum Laden der Elektrogeräte, aber leider ist der Strom noch abgestellt. Eines unserer Probleme und limitierender Faktor bei den Distanzen außerhalb der Zivilisation ist der Strom. Wenn das Handy platt ist und die Powerbank leer, dann wird es doof. Also müssen wir morgen sehen, dass wir irgendwo Steckdosen finden. Groundhogs laufen über die Wiese, das sind Wald-Murmeltiere. Neben unserem Zeltplatz fließt ein kleiner Bach, da fühlen die sich sehr wohl. Kupfer-farbene Vögel und Rote Kardinäle wohnen in den Bäumen ringsum. Waynesboro liegt am South River. Männer in wasserdichten Hosen stehen im Fluss und vertreiben sich die Zeit mit Fliegenfischen. Die Bücherei ist ganz in der Nähe, eigentlich immer ein Garant für gutes Internet. Aber diesmal stellen sie sich etwas doof an. An die öffentlichen Computer mögen die uns komischerweise nicht gerne lassen. Es gibt einige Kurzzeit-Plätze, an denen wir unser Glück versuchen. Benutzung für 15 Minuten frei, aber das nützt uns herzlich wenig. Wir haben wichtige Dinge zu erledigen, die ziemlich aufwändig sind. Zum Beispiel muss Thomas ein neues Großsegel bestellen und dafür alle Maße genau übermitteln. Ich habe mit unserem US-Visum zu kämpfen, das B2 für 10 Jahre ist gewünscht. Ich schaffe es gerade, auf die richtige Seite der US-Botschaft in Berlin zu kommen, dann warnt mich der Computer, dass meine Zeit in 5 Minuten abgelaufen ist. So funktioniert das nicht ! Bei beiden Baustellen kommen wir alleine mit dem Handy nicht weiter. Blöde Angestellte ! 🙁 Vielleicht haben wir einfach nur den falschen Tag erwischt. Unser nächster Gang führt zum YMCA. Das Gebäude bzw. eigentlich die ganze Einrichtung, ist uralt und etwas abgeranzt. Seit 2012 hat sich hier gar nichts verändert. Für unsere Zwecke eine sehr gute Adresse, immer freundlich und hilfsbereit. Beim „Christlichen Verein junger Männer“ dürfen wir duschen. Große Handtücher, Seife und Shampoo gibt es gratis dazu. Nur einmal in die Besucher-Liste eintragen und Personalausweis abgeben, den bekommt man dann nach Rückgabe der Handtücher wieder. Große Hilfe, damit sparen wir das Hotel. Dankeschön an den YMCA. 🙂 Thomas macht den Proviant-Einkauf für die nächste Etappe bis Glasgow. Es gibt vor Ort leider keine Gas-Kartusche, da müssen wir morgen improvisieren. Ohne vollgeladene Elektro-Geräte und ohne Gas können wir nicht zurück auf den Trail.

3 Kommentare zu “Shenandoah „Follow the White Blaze“ – Virginia ab 10.04.2022

  1. Steinfisch

    Liebe Frauke, lieber Thomas,
    erneut begleite ich euch auf eurem Weg.
    Freue mich auf Berichte und Fotos vom Trail. 😀
    Sage schon mal lieben Dank dafür!

    Herzliche Grüße zum Ostermontag von eurer Ingrid

    1. 871385 Autor des Beitrags

      Hallo Ingrid !
      Ostermontag haben wir uns nicht nach draußen bewegt, sondern Schnee und Sturm in einer Shelter abgesessen. Mehrere Nächte unter 0 Grad, dazu waren wir in der Höhe. Jetzt sind wir im Tal, und es wird Fruhling.
      Herzliche Grüße zurück,
      Frauke.

      1. Steinfisch

        Hallo,
        ihr seid Kämpfer und haltet viel aus!
        Genießt den Frühling.
        Wir erfreuen uns hier auch an der Blütenpracht (siehe Facebook).

        Es könnte so schön auf der Welt sein. Corona und der furchtbare Krieg in der Ukraine trüben leider etwas die Lebensfreude.
        Wir hoffen, gesund zu bleiben.
        Gesundheit wünsche ich euch auch.
        Herzliche Grüße von Ingrid