Wir segeln und wandern durch die Welt

Wohnen in der Lamb’s Marina

Florida ist Vergangenheit, die Nachwirkungen sind jedoch etwas länger zu spüren. Tatsächlich findet Thomas 12 Tage später noch eine Zecke an seinem Körper. Keine Ahnung, wo die sich versteckt hatte. Alles ist gewaschen incl. der Schlafsäcke. Vielleicht hat die im Zelt oder an den Schuhen überlebt …. ? 14 Tage nach Beendigung des Trails kann ich endlich beinahe schmerzfrei laufen. So lange brauchte es Schonung, Hochlegen, Massieren, Voltaren-Salbe, Ibuprofen-Tabletten und viel Geduld. Die Hoffnung steigt, dass wir bald auf dem Appalachian Trail starten können. Rucksäcke sind ( mal wieder ) gepackt und stehen bereit.

In der Zwischenzeit „wohnen“ wir in der Lamb’s Marina. Die Walkabout ist umgezogen auf einen richtigen Liegeplatz am Steg, Slip Nr. 10. Dazu gehört selbstverständlich ein Parkplatz für das Auto, was wir nicht haben. Besonders witzig und typisch für diese Wohn-Gemeinschaft sind die Briefkästen. Ja, auch wir haben einen eigenen Briefkasten für die zahlreiche Post. 😉 Thomas schleift den Rumpf des Bootes von außen ab. Farbe ist bestellt, Dichtungsband auch. Endlich gibt es neue Dachluken. Von Beginn an waren die alten Luken ein Ärgernis. Nichts passt sofort, viel Extra-Arbeit drumherum. Der Lümmelbeschlag, der den Großbaum am Mast hält, muss geschweißt werden. Für die Großschot kaufen wir einen „power clutch“, das ist eine besonders starke Stopper-Klemme. Wir brauchen ein Groß-Segel und eine Fock. Thomas schreibt verschiedene Hersteller an und bittet um Angebote. Warten auf Antwort, ein Anbieter ist schnell, die anderen lassen sich Zeit. Insgesamt wird das ein teurer Spaß. Der Florida-Trail hat uns ein großes Loch in die Kasse gerissen, jetzt sind wir finanziell gerade ziemlich ruiniert. 😉 Macht nichts, das haben wir alle Jahre wieder. Hauptsache gesund ! 🙂

Am 9. April möchten wir zum AT. Wir sind um 9.00 Uhr früh mit einem älteren Herr aus der Nachbarschaft verabredet, der uns für 250,- $ zum Nord-Eingang des Shenandoah Nationalparks bringen soll. Letzte Handgriffe sind das Abklemmen der Batterien und Verschließen der See-Ventile. Riesiger Schreck in der Morgenstunde : Wassereinbruch im Schiff. Der Absperrhebel vom See-Ventil unter der Pantry ist abgebrochen. Thomas sieht etwas blass aus. Er hat den Ernst der Lage sofort erkannt, während ich noch gar nicht richtig geschaltet habe. Der Käpt’n drückt seinen Daumen auf das Loch, durch das sprudelnd Wasser eindringt. Ich suche in der Werkstatt nach geeigneten Leck-Propfen, aber die lassen sich wegen der beengten Lage im Schrank nicht so einfach einschlagen. Knete dichtet das Leck zunächst ab. Zeit zum Durchatmen und um unsere Verabredung abzusagen. Dann wird der Hebel mit der gebrochenen Schraube etwas abgefeilt, an die Bruchstelle gedrückt, mit einer Schlauchschelle fixiert und zu guter Letzt mit wasserdichtem Kleber zugeschmiert. Wassereinbruch stoppt. Herzschlag wird wieder ruhiger. Heute fahren wir ganz bestimmt nicht weg, wir können das Boot nach diesem Vorfall nicht alleine lassen. Mindestens bis morgen werden wir die kritischen Stellen offen zugänglich lassen und genau beobachten. Keine Ahnung, warum das jetzt passiert ist. Wir haben das Boot im Mai 2018 in Betrieb genommen, um nach Norderney zu segeln. Im Heimathafen wurden dann im Herbst desselben Jahres alle Seeventile erneuert. Materialermüdung ? Der Hersteller gibt 5 Jahre Garantie. Es besteht eine gute Chance, dass die Not-Reparatur gelungen ist. Also Glück im Unglück gehabt, denn es gibt hier keine Möglichkeit, das Boot aus dem Wasser zu holen. Das See-Ventil der Spüle lässt sich jetzt nicht mehr schließen, aber damit können wir leben. Lästige Begleiterscheinungen sind Dreck, Unordnung und Wasser in der Haupt-Bilge. Okay, wenn’s weiter nichts ist …. Die Konserven werden ausgeräumt, der Keller wird ausgewischt, bis er trocken bleibt. Einer unserer Nachbarn bietet an, unsere Walkabout im Auge zu behalten. Alle sind sehr nett und hilfsbereit hier, wir sind schon ein Teil der Lamb’s Familie. Abends klopft Scott an der Bordwand und lädt uns zum Essen im Gemeinschaftsraum ein. Er hat eine riesige Tüte mit Fast Food bei Hardee’s geholt. Genug, um eine ganze Gruppe von Seglern satt zu bekommen. Passt gut, weil wir sowieso nichts mehr zu Hause hatten. Wir haben gestern alle unsere frischen Lebensmittel, Brot, Butter und Milch verschenkt, da wir ja eigentlich am Samstag starten wollten.