Grönland ist die größte Insel der Erde und umfasst eine Fläche von knapp 2,2 Millionen Quadratkilometern. Eis bedeckt 85 % des Landes mit einer Tiefe von bis zu 1500 Metern. Die Wasserleitungen werden oberirdisch verlegt und sind beheizt, damit sie nicht einfrieren. In Grönland existieren keine Straßen zwischen den Siedlungen. Die Menschen sind per Boot oder mit den kleinen Fliegern von Air Greenland unterwegs, auch das Wassertaxi ist sehr beliebt. Es gibt ca. 56000 Einwohner, das ist eine Bevölkerungsdichte von 0,026 Einwohnern pro Quadratkilometer. Etwa 90 % davon sind Ureinwohner. Die Inuit haben es gelernt, in der kargen Eiswelt des Nordens zu überleben.
Grönland hat 1985 die EU verlassen und ist heute politisch gesehen eine selbständige Provinz Dänemarks mit weitgehender Selbstverwaltung. Die Zeit-Verschiebung zu Deutschland beträgt 4 Stunden.
Im kleinen Dorf Arsuk machen wir die Leinen an einer rostigen Spundwand fest. Ab jetzt gibt es keine schicke Marina mehr, sondern nur noch Fischerhäfen. Sehr rudimentär, nichts für weiße Yachten, aber die Walkabout passt da gut hin. Sofort werden wir von Mücken attackiert. Millionen davon schwirren um uns herum. Sie fliegen in die Augen, Nase, Ohren und in den Mund. Uns vergeht das Verlangen nach einer Dusche im Cockpit. Von dieser Mücken-Plage haben wir schon öfter gelesen, aber es ist noch viel schlimmer als erwartet. Jetzt ist gerade die aktive Zeit, da in Grönland nur 2 Monate Sommer herrscht.
Arsuk besteht aus einer Ansammlung von bunten Häusern, die wie hingewürfelt in der hügeligen Landschaft stehen. Nicht umwerfend schön, aber irgendwie hat es seinen besonderen Reiz. Ein 70-Seelen-Dorf am Sonntag, die Ruhe ist richtig unheimlich. Zunächst wundern wir uns, denn wir sehen überhaupt keine Menschen. Später bei unserem Landgang dann aber doch, wir kommen mit einer älteren Dame und einem jungen Mann ins Gespräch. Sie sind ausgesprochen freundlich und zugewandt. Dasselbe gilt für die junge Frau im Büro der Tankstelle, die Kassiererin im Supermarkt und auch für den Arbeiter, der uns den Diesel zum Steg liefert.
Alle sprechen etwas Englisch, zur Verständigung reicht es. Und wir haben unser erstes Wort auf grönländisch gelernt : „Qujanaq“ für „Danke“. Einige Kinder spielen auf der Straße. Irgendwie hatte ich damit gar nicht gerechnet, aber das ist ja Quatsch. Warum soll es hier keine kleinen Kinder geben ? Weil ich die Gegend als kalt und unwirtlich empfinde ? Also staunen wir und freuen uns darüber, wie Inuit-Mädchen im Vorschulalter mit ihren rosa Fahrrädern durch das Dorf flitzen.
Durch den Tidenhub müssen wir alle paar Stunden die Leinen kürzen oder verlängern. Unsere Fender reiben und quietschen an der rostigen Wand. Am Anker würden wir bestimmt ruhiger schlafen, aber wir sind zu müde, um noch einmal umzuparken.
Nachts um 1.00 Uhr bekommen wir Nachbarn. Die „Imaqa“ macht längsseits an der Walkabout fest. Der Besitzer Jeff, ein Franzose in unserem Alter, ist mit zwei jungen Leuten als Crew unterwegs von Norden nach Süden. Voriges Jahr ist er vom Pazifik durch die Nord-West-Passage gekommen und hatte sein Boot zum Überwintern in Aasiaat abgestellt. Das wäre für uns vielleicht auch eine Option, falls wir zwei Sommer in Grönland verbringen möchten. Sehr interessant. Wir werden zum Kaffee am Morgen eingeladen. Jeff ist 2011 in Patagonien gesegelt, wir waren dort 2012/13 unterwegs. Dieselben Orte, dieselben Leute kennengelernt. Jeff kennt auch unsere „Wahl-Heimat“ La Restinga gut, weil er dort mit der Imaqa auf dem Trockendock stand. Gesprächsthemen gibt es genug, das ist genau unsere Liga. Außerdem bekommen wir noch reichlich Tipps und gute Adressen, bevor wir uns gegen Mittag verabschieden.
Es folgt eine Nachtfahrt nach Paamiut, nur 80 Seemeilen weiter. Immer noch haben wir wenig Wind und dichten Nebel, zur selben Zeit steigende Eis-Konzentration. Eisberge, kleinere Growler, Bergy Bits und Eisschollen schwimmen um uns herum. Die größeren Brocken werden auf dem Bildschirm vom Radar angezeigt. Stellenweise ändert sich das Geräusch, unser Boot wird langsamer und zieht durch’s Wasser wie durch zähen Brei. Eine ganz dünne Eisschicht bedeckt die Oberfläche, wie es sich nach den ersten Minus-Temperaturen auf Pfützen bildet.
Die Einfahrt nach Paamiut ist anspruchsvoll. Wir denken schon, dass unser Echolot spinnt, denn es fällt tatsächlich in kurzen Abständen von 90 Meter auf 3 Meter, um kurz darauf wieder rapide anzusteigen. Bei mittlerer Tide kommen wir gut über die Untiefen. Eng und enger wird es zwischen den Inselchen, als wir uns der Küste nähern. Zum Schluss wird die Fahrspur allerdings so schmal, dass wir laut Plotter schon über Land fahren. Augen auf, Luft anhalten, und es passt. Das ausgebrannte Wrack der „Greenland Star“ liegt an steuerbord auf den Felsen vor dem Hafen. Ja, hier sind wir richtig.
Paamiut ist ein etwas größerer Ort mit 1600 Einwohnern. In den 60-er Jahren existierten Pläne der dänischen Regierung, die Siedlung zur zweitgrößten Stadt Grönlands zu machen. Eine Kabeljau-Fabrik wurde errichtet, aber bald gingen die Fischbestände zurück. Triste Wohn-Blöcke für die damals benötigten Arbeiter stehen seit vielen Jahren leer und bilden heute einen deprimierenden Anblick. Insgesamt ist der erste Eindruck bei unserer Ankunft eher abstoßend. Die Gegend um den Fischereihafen herum macht keinen guten Eindruck. Überall liegt Zeug herum, von dem man noch nicht einmal genau weiß, ob es Müll ist oder …. ? Aber das ist nicht fair, sondern eine typisch deutsche Sichtweise. Hier in der Arktis liegt ein Dreiviertel des Jahres Schnee, darunter bleibt Einiges verborgen. Der Boden ist hart gefroren, es taut Mitte Juli gerade erst auf. Außerdem gibt es keinen Baumarkt um die Ecke, benötigte Bretter hat man bestenfalls einfach so hinter dem Haus liegen. Alte Schrott-Autos, die herumstehen, dienen als Ersatzteillager. Also ist das für die Menschen hier kein Sperrmüll, auch wenn es unserem Sinn für Ordnung widerspricht.
Im Sonnenschein leuchten bunt angestrichene Häuser genau wie in Arsuk. Nur viel zahlreicher, der Ort scheint sich in alle Richtungen auszudehnen. Eingebettet ist die Siedlung in eine zur Sommerzeit grüne Hügel-Landschaft, die zum Wandern einlädt.
Duschen können wir kostenlos in der öffentlichen Sporthalle. Etwas komisch, einfach dort hineinzugehen, diesen Tipp haben wir von Jeff bekommen. In der Eingangshalle kommt uns ein älterer Mann entgegen, vermutlich eine Art Hausmeister. Der spricht zwar kein Englisch mit uns, er wirkt ein bisschen autistisch, aber zeigt mir sofort den Gang zur Frauendusche und Thomas die Richtung zur Männerdusche. Großzügige Sanitäranlagen, Heizung an, sauber, warmes Wasser im Überfluss. Uns wird erzählt, dass wir sogar die Fitnessräume und die Sauna nutzen dürfen. Tolle Sache ! 🙂
Wir suchen und finden die Polizei-Station. Tatsächlich ist die ein paar Stunden am Tag geöffnet, mit einem Uniformierten und einer Sekretärin besetzt. Das Einklarieren verläuft schnell und unkompliziert. Keiner will hier unsere Schiffspapiere und Versicherung sehen, lediglich unsere Reisepässe wandern einmal über den Tresen. Kurze Überprüfung im Computer, es gibt nichts zu beanstanden, wir sind sauber. Nun haben wir einen perfekten Grönland-Stempel im Reisepass. Der Polizist gibt sich richtig Mühe, den Stempel sauber und ohne zu verschmieren in die Pässe zu drücken. 🙂
Ein freier Spot für’s Internet wäre wünschenswert. Unsere SIM-Karten funktionieren hier nicht, wie zu erwarten war. Nirgends finden wir freies WLAN, das soll in Grönland sehr teuer sein. Wäre schon gut, nach über 3 Wochen mal wieder die Nachrichten, E-Mails und Banken zu checken.
Es gibt ein kleines Museum im Ort, winzig, aber trotzdem einen Besuch wert, wenn man sich für die alten Traditionen interessiert. Thomas fragt die nette Frau an der Kasse, ob es irgendwo WLAN gibt. Anscheinend nicht, sie weiß keine Adresse. Dafür bietet sie uns an, dass wir uns im Eingangsbereich hinsetzen und mit einem Hotspot ihres Handys ins Internet können. Und das, obwohl sie das Data einzeln abgerechnet bekommt und bezahlen muss. Was für ein nettes Angebot ! Wir nehmen es gerne an, beschränken uns aber auf’s Nötigste und geben ihr einen kleinen Obulus für die Nutzung. Unsere neue Freundin aus dem Museum ist Mutter von 4 Kindern. Sie erzählt uns, dass es ungefähr 200 Kinder im Ort gibt. Das Polizeiauto fährt an uns vorbei, der Uniformierte grüßt freundlich. In einem Laden, den man vielleicht als „kleines Kaufhaus“ bezeichnen könnte, arbeitet Elisabeth. Sie ist eine moderne junge Frau, berufstätig mit 3 Kindern. Das Geschäft ist eine Mischung aus Supermarkt, KiK und Baumarkt. Dort gibt es Elektrogeräte, Werkzeug, Gewehre, Klein-Möbel und Kleidung. Auf der Suche nach Internet kommen wir noch mit einigen weiteren Menschen ins Gespräch. Selbst die Arbeiter, die ihre Pause auf einer Bank vor der Fischfabrik verbringen, sind sehr zutraulich und interessiert. Alle sind einfach nur nett. Damit muss ich meine Vorurteile ad acta legen …. Ich bin ja immer etwas sperrig, was unbekannte Orte, fremde Kulturen und ungewohntes Essen betrifft. Typisch Ostfriese eben. 😉 Aber bisher sind unsere Erfahrungen mit den Leuten durchweg angenehm. Uns gefällt es in Paamiut.
Unsere Route soll weiter nach Norden führen, aber am Mittwoch ist mit Gegenwind zu rechnen. Donnerstag sind 7 Windstärken aus Süd angesagt, in Böen sogar 8 Beaufort. Kann man machen, wenn der Weg frei ist, aber nicht, wenn man Slalom durch’s Eis fahren muss. Wenn der Wind so stark schiebt, dann könnte es schnell stressig werden, weil wir keine Bremse haben. Wir bleiben hier, wo wir sicher und kostenlos an der Pier liegen. Das Fischerboot, an dem wir festgemacht haben, wird offensichtlich nicht täglich bewegt. Gut für uns. Ein bisschen Kletterei, wenn wir an Land möchten, aber sonst ist es ein super Liegeplatz.
Ich bin schon wieder ungeduldig, weil ich weiter möchte. Zwangs-Aufenthalte sind nicht mein Ding, vom Wetter ausgebremst werden auch nicht, aber im Grunde ist es doch völlig egal, wann wir wo ankommen. Muss mich selber zurechtweisen und kann die ruhigen Tage tatsächlich genießen, nachdem ich es im Kopf sortiert habe. Eigentlich ist es sogar ganz schön hier, auf jeden Fall sehr ruhig und friedlich.
Zwei Tage verbringen wir mit Wandern über die Hügel in der näheren Umgebung. Blauer Himmel, Sonnenschein. Die Temperaturen tagsüber sind angenehm ( bis zu 10° ). Beim Laufen sind Pullover und lange Hose ausreichend. Wir trauen unseren Augen nicht, als wir auf einem Dach spielende Kinder entdecken. Sie klettern oben aus dem Fenster und rutschen die Schräge hinunter bis auf das Dach der Veranda. Das scheint ein normaler Zeitvertreib zu sein, jetzt wo die Häuser gerade schneefrei sind. Es sind keine Eltern in Sicht, die sich sorgen.
Überall sehen wir Walfisch-Knochen, außerdem Karibu-Geweihe und Eisbären-Felle als Dekoration. Eine natürliche Quelle mit herrlich sauberem Wasser, natürlich eiskalt, bietet eine kleine Erfrischung unterwegs. Wir steigen auf einen hölzernen Aussichtsturm, dort oben lässt der strenge Wind nach 5 Minuten fast das Gesicht einfrieren. Danach klettern wir hinunter bis zur Küste und finden am Wasser einige Sachen, die uns aus der Heimat vertraut sind.
Stellenweise wirkt Paamiut etwas trostlos, aber wir haben auch die schönen Seiten entdeckt. Wir kommen gerne wieder.
Freitag früh geht es weiter. Grauer Himmel und Regen beim Start, schlechte Sicht. In Küstennähe zwischen den Inselchen treibt eine Menge Kleinzeug herum, abgesprengtes Eis, welches auf dem Radar-Bildschirm nicht angezeigt wird. Weiter draußen wird es besser, da treiben nur noch große Eisberge, die wir gut sehen und umfahren können. Dafür erwartet uns auf See eine unangenehme Rest-Dünung. Elende Schaukelei. Seerobben stecken ihre Köpfe aus dem Wasser, sie scheinen neugierig auf unser Boot zu sein. Eistaucher verschwinden sofort, sobald wir uns nähern. Am frühen Abend kommen wir am „Isblink“ vorbei. Dort reicht die Eiskappe auf 10 Kilometer Breite bis an die Küste. Aus unserer Entfernung und bei dichtem Nebel ist nicht viel davon zu sehen, bei klarem Himmel und Sonnenschein ist der Anblick sicher spektakulär.
Vier mal täglich melden wir über Funk unseren Positionsbericht an Aasiaat Radio. Das ist zwar etwas lästig, aber es dient der allgemeinen Sicherheit in diesem Gebiet. Gegen Mitternacht wird es ein bisschen dämmerig und schon um 3.00 Uhr in der Frühe ist es wieder hell. Die letzten Stunden fahren wir der Abwechslung wegen eine innere Route. Spannend, denn es geht mit ständigen Richtungsänderungen um die kleinen Inseln herum. Mit Glück sieht man hin und wieder eine Bake als Wegzeichen, aber hauptsächlich orientieren wir uns mit Kartenplotter und Radar. An einer Engstelle kommt uns eine Nussschale von Boot entgegen. Darin sitzen zwei Inuit, die freundlich grüßend ihre Hand heben. Gleich darauf halten sie ein Gewehr im Anschlag und zielen probeweise auf etwas, was wir nicht sehen können. Natürlich nicht auf uns. In Grönland wird auf Seerobben geschossen. Das ist hier völlig normal, für uns aber eine sehr fremde Welt. Einige Seemeilen vor dem Ziel machen wir eine Angelpause. Thomas holt binnen kurzer Zeit zwei schöne Kabeljau aus dem Wasser, von der Größe her genau richtig für unser Festessen am Abend. Frischer geht es nicht. 🙂
Zwei Tage, eine Nacht und 155 Seemeilen weiter erreichen wir den Hafen von Nuuk, wo wir vom Hafenmeister in Empfang genommen werden. Umgerechnet 55,- € an Hafengebühren werden für eine Woche kassiert. Er weist uns einen Platz neben der „Ugly Betty“ zu. Das ist ein schickes Motorboot aus Aluminium mit 3 Etagen, mehr als doppelt so lang wie die Walkabout. Es hat eine schier unglaubliche Tank-Kapazität, nämlich eine Reichweite von 7000 Seemeilen. Sehr nette Amis, die uns an ihrer Seite willkommen heißen. Besitzer Bruce und sein Kapitän John reisen schon seit mehreren Jahren gemeinsam über die Weltmeere. Ihre Frauen Nora und Nikki werden in ein paar Tagen ankommen. Außerdem werden ein Eis-Pilot und ein Mechaniker als weitere Crew erwartet. Da kann ja gar nichts mehr schief gehen. 😉 Diese Jobs muss Thomas ganz alleine erledigen, auf der Walkabout ist das eine One-Man-Show.
Nuuk liegt an der Westspitze einer 75 Kilometer langen Halbinsel, umgeben von Fjorden und schroffen Bergen. Die Hauptstadt von Grönland ist eine moderne und aufstrebende Stadt. Hier gibt es ein Kulturzentrum, Museum, Theater, Nationalbibliothek, Stadion, Krankenhaus, eine Universität und sogar ein großes Einkaufszentrum. 19000 Einwohner, Tendenz steigend. Überall wird gebaut. Niemand grüßt. Das war in den beiden vorigen Orten ganz anders. In der Stadt sieht man Autos, Busse und Taxen, aber diese fahren nur innerorts. Es gibt keine Straßen, die nach außerhalb führen.
Wir genießen eine heiße Dusche im Seemanns-Heim für umgerechnet 5,50 €. Pro Person wohlgemerkt, also ein teurer Luxus. Gutes Frühstück gibt es hier auch, über den Preis denken wir besser nicht nach. Immerhin ist freies WLAN inklusive. Endlich Internet.
Am zweiten Abend bekommt die Walkabout Nachbarn, die „Thindra“ legt längsseits bei uns an. Die Besitzer sind Sigurd und Johanna, ein Schwedisch-Norwegisches Paar, mit Ida und Johannes als Crew. Wir Zwei sind wahrscheinlich älter als die Vier zusammen. 😉
Bruce und Nora von der „Ugly Betty“ laden zur Party ein. Bei dieser Gelegenheit lernen wir auch Sonia und Calin von der „Seabelle“ kennen. Auch sie haben einen Gast an Bord, also zwei zusätzliche Deckshände. Alle supernett und sehr gut vorbereitet für die kommende Etappe. Es gibt unheimlich viel Input an diesem Abend. Wir sind ja nicht so die Über-Planer und profitieren sehr davon, dass die jungen Leute ihre Hausaufgaben so gut gemacht haben.
Ein Satelliten-Telefon muss her. In einem riesigen Laden werden wir fündig, es ist sogar günstiger als in Deutschland. Das Dumme ist nur, dass wir keine passende SIM-Karte dafür kaufen können. Die gibt es nur für Einheimische. Muss man nicht verstehen. Zum Glück können Sigurd und Johanna aushelfen. Die „Thindra“ ist neben Starlink auch mit Satelliten-Telefon ausgerüstet, außerdem sind die Schweden im Besitz zweier SIM-Karten und verkaufen uns eine davon. Riesengroße Hilfe, vielen Dank ! 🙂 Ohne diese Möglichkeit zum Empfang von Eiskarten würden wir nicht in die Nordwest-Passage gehen und hatten das Projekt für dieses Jahr eigentlich schon abgeschrieben.
Wir haben uns ein Gewehr zugelegt. Eigentlich wollten wir keine Waffe haben, aber es wird allgemein dazu geraten. Das soll uns zur Selbstverteidigung dienen, nur für den Fall, dass mal ein Polarbär Appetit auf uns bekommt. Durch den Klimawandel gelangen die Raubtiere jetzt auf abgebrochenen Eisschollen auch in Gebiete, wo sie früher nicht hinkamen. Etwa einmal im Monat werden Eisbären sogar im Ort gesichtet. Die sind dann in der Regel sehr hungrig nach ihrer langen Reise und werden sofort erschossen. Gewehre stehen einfach so im Supermarkt oder an der Tankstelle im Regal. Man braucht dafür nichts weiter, keinen Jagdschein, keine Erlaubnis, noch nicht mal einen Ausweis. Ganz legal, ab 15 Jahre kann sich Jeder eine Waffe kaufen.
Wir besorgen noch einen Eis-Pole, das ist eine lange Stange zum Abdrücken und Wegschieben von Eisschollen unterwegs. So etwas haben wir auf den Kanaren und Azoren vergeblich gesucht, hier gibt es das natürlich. Außerdem schleppen wir nach und nach immer mehr Diesel-Kanister ran. Die müssen sorgfältigst verstaut werden, damit auf See nichts verrutschen kann. Zwei Kanister kommen in die Backskiste, der Rest wird an der Reling und am Mastkorb festgebändselt. Wir werden in Zukunft viel motoren müssen, und die Abstände zwischen den Tank-Stopps sind lang. Am Freitag ist die Liste abgearbeitet, alle Sachen sind erledigt.
Nuuk gehört nicht zu unseren Favoriten, aber das könnte auch daran liegen, dass man draußen nichts unternehmen mag. Die Hauptstadt präsentiert sich nicht gerade von seiner besten Seite. Hier scheint das Schlechtwetter-Zentrum von Grönland zu sein. Wir haben eine Woche nur Regen. Das Beste an unserem Aufenthalt ist, dass wir die netten Leute von der Ugly Betty, Thindra und Seabelle kennengelernt haben.