Wir segeln und wandern durch die Welt

Horta – Faial / Azoren

Auf unserer Atlantik-Runde „von Horta bis Horta“ haben wir in knapp einem Jahr insgesamt mehr als 8000 Seemeilen zurückgelegt. Außerdem sind wir 2600 Kilometer in den USA auf dem Florida-Trail und dem AT gewandert. Inzwischen sage ich nicht mehr „die neue Walkabout“, sondern bin sehr vertraut geworden mit unserem schwimmenden Zuhause. 🙂

Der erste Tag vergeht mit Einklarieren, Duschen, Wäsche und Einkaufen. Wir bekommen einen Liegeplatz längsseits in zweiter Reihe. Die Nachbarn stammen aus den Niederlanden. Nett und unkompliziert, damit können wir gut leben. Die Preise im Supermarkt sind sehr angenehm. Kleiner Snack am Mittag im legendären Peter Cafe Sport. Die Bar an der Marina bietet freies WLAN und Milch-Kaffee zu 1,20 €. 🙂 E-Mails und Nachrichten sind zum Teil nicht so gut. Ich glaube, ohne Internet ging es mir besser. Es stresst mich gerade. 🙁

Früh in die Koje am ersten Abend. Luken auf, es beginnt zu nieseln, Luken zu, um etwas später wieder geöffnet zu werden. Meine Güte – dieses Klima ! Die Luftfeuchtigkeit liegt bei über 95 %. Uns rinnt Tag und Nacht der Schweiß aus den Poren. Irgendwann während der Nacht werden wir wach, weil das Laken richtig nass ist. Da hat es ordentlich geregnet, während wir im Tiefschlaf lagen. Egal, wir rücken etwas zur Seite, drehen uns um und werden erst um 10.00 Uhr wach, weil der Kaffee ruft.

Gegenüber liegt der Pico, mit 2351 Metern höchster Berg Portugals, allerdings zumeist in den Wolken. Selten lässt sich ein Blick auf den Gipfel erhaschen. Unsere Besteigung des Pico im letzten Jahr war erst im zweiten Anlauf erfolgreich, den ersten Versuch hatten wir aufgrund des schlechten Wetters abgebrochen. Es regnet fast jeden Tag auf Faial. Der Bootsputz gestaltet sich diesmal etwas aufwändiger. Alles ist klebrig vom Salz, sowohl außen als auch innen. Die Hitze macht uns platt. Wir erledigen nur das Nötigste. Trockenlegen der Bilge, die Aries, Funkanlage. Zu viel mehr reicht die Energie nicht.
Auf der Mole entdecken wir das Gemälde einer Crew von Spiekeroog. Ostfriesland, nur drei Inseln weiter, wieder ein Gruß aus der Heimat. Die „New Life“ hat 2021 hier gelegen. Abends spazieren wir auf der Küstenstraße zum nahe gelegenen Strand, wo wir einmal kurz zur Abkühlung ins Wasser springen. Danach gibt es eine kalte Süßwasser-Dusche. In dieser Woche findet die „Semana do Mar“ statt, zwei Jahre nacheinander war das Fest wegen der Pandemie ausgefallen. Fressbuden, Getränke, Popcorn, Zuckerwatte, ein paar Verkaufsstände und Live-Musik im Park. Uns kommt es vor wie ein Straßenfest für die Einheimischen. Richtig schön ist es hier. 🙂

Die Niederländer fahren ab, wir machen unsere Leinen direkt an der Pier fest. Neue Nachbarn lassen nicht lange auf sich warten. Sechs Franzosen an Bord, junge Leute, Taucher, sehr cool. Leider werden wir nicht so ganz glücklich damit, weil sechs junge Menschen mehrmals am Tag über unser Deck klettern. Viel Platz haben wir vorne nicht, denn wir sind immer noch eines der kleineren Boote. Das Dingi, Segelsack, Wasserschlauch, Ankerwinsch und Leinen sind im Weg. Man hat das Gefühl, dass die Taucher-Crew ständig auf Achse ist, und bei jedem Landgang steigen sie über unsere Dachluken. Null Privatsphäre, dauerndes Geschaukel und Füße-Getrappel über unserem Kopf. Nett hin oder her, es nervt. 🙁
Am Nachmittag des dritten Tages machen wir eine kleine Tour in der näheren Umgebung. Es geht über den Hausberg Monte Queimado und den daran anschließenden Monte da Guia. Am Strand entlang laufen wir nach Porto Pim und kehren dort in der Taberna de Pim ein. Letztes Jahr war es in dieser beliebten Bar immer mega-voll, heute finden wir sofort einen Platz draußen. Simon, ein weiterer Steg-Nachbar, setzt sich zu uns, was zu einem längeren Geplauder führt. Drei Bier in der Sonne, und ich bin fertig für den Rest des Tages. 😉

Heftigste Gewitter von Samstag auf Sonntag. Der Regen prasselt auf’s Deck, und wir finden es ganz besonders gemütlich in unserer Koje. Schlafen unglaublich lange, denn es wird einfach nicht hell. Erst zum Abend hin gibt es eine trockene halbe Stunde, die wir für einen kurzen Spaziergang nutzen. Wir suchen und finden das frisch gemalte Bild von der AKKA auf der Hafenmauer. Very well done ! 🙂

Viel haben wir uns nicht vorgenommen auf Faial. Keine langen Wanderungen, keine aufgewärmten Sachen. Wir möchten Neues erleben und unsere Freunde Marita und Erik treffen, die mit ihrer „Marik“ gerade auf der Überfahrt von São Miguel nach São Jorge sind. Montag werden wir übersetzen zur Nachbarinsel, nur 23 Seemeilen weiter.