Wir segeln und wandern durch die Welt

La Coruña 24. – 31.05.2018

Immer noch in Spanien, wo die Uhren etwas anders ticken …. Wir stellen uns den Wecker und wundern uns über die unheimliche Ruhe am Morgen. Vor 9.00 Uhr passiert hier absolut gar nichts. Dafür hört es sich während der Nacht an, als wäre überall Party. Wenn wir in die Koje gehen, dann tobt draußen noch das Leben. Laute Gespräche und Musik, die ganz normale Geräusch-Kulisse der Menschen in südlichen Ländern. Nachmittags zum Einkauf in den Supermarkt ? Falsche Uhrzeit, denn es ist Siesta – der Laden öffnet erst wieder um 17.00 Uhr. Vielleicht sollten wir unsere Gewohnheiten umstellen und ebenfalls zu Nacht-Menschen werden ?

Kein Strom mehr an Bord …. ein Kurzschluss. Unser Stromkabel zum Landstrom ist gebrochen und wird von meinem allerliebsten Allround-Handwerker sofort geflickt. Alt und brüchig, da muss bald ein Neues her.
Kein Licht in der Pantry. Die Leuchtstoff-Röhre über der Spüle ist kaputt. Die Lampe an der Decke daneben funktioniert nicht, weil wir die Sicherung abgestellt haben. Diese ist nämlich irgendwie mit der Elektrik der Navi-Ecke verbunden. Sicherung rein bedeutet, dass wir dort ständig Strom-Abnehmer haben und Geräte blinken, die wir am Steg liegend nun wirklich nicht brauchen. Also lieber die Sicherung ausstellen und kein Licht in der Küche. Die gesamte Elektronik wird demnächst überarbeitet und neu geschaltet.
Thomas freundet sich mit unserer Aries an. Die Windsteuer-Anlage wird auseinandergenommen, gesäubert, gefettet und gepflegt. Einige Verschleißteile müssen ersetzt werden, die gibt es gleich doppelt und neu an Bord. Allerdings gestaltet sich der Austausch schwieriger als erwartet. Die zu erneuernden Hülsen sind eingeklebt und sitzen bombenfest. Mit dem Lötkolben werden lange Rillen eingeschmolzen, die bis auf’s Metall gehen. Die widerspenstigen Plastikhülsen können danach in kleinen Einzelteilen mit Zange und Hammer herausgepult werden. Zwei Steuerleinen sowie die beiden Leinen zum Einstellen des Kurses werden durch bessere ausgetauscht, neue Karabiner gibt es auch noch dazu. Die Aries Windsteuer-Anlage hat uns überzeugt, die bleibt dran. Dafür verkaufen wir die Windpilot von Förthmann.

Thomas sucht sich weitere Arbeit ….. Er bastelt an einem Bretter-Verschlag für unsere Gas-Flaschen. Den Anfang hatte er bereits in Faro gemacht, jetzt nimmt der Holz-Umbau so langsam die richtige Gestalt an. Eine Klappe zum Öffnen und ein Riegel kommt dran. Und es gibt einen Auslass nach draußen, damit wirklich gar nichts passieren kann. Zum Schluss wird die ganze Kiste noch von innen mit GFK verkleidet. Sauber, sicher, gut gelungen. Es fehlen nur die Gas-Flaschen, die wir erst in Deutschland kaufen werden.
Dann kommt die hintere Bilge dran. Säubern, Entrosten, Behandeln, mehrere Schichten Grundierung, danach folgt der letzte Anstrich. Schöne Beschäftigungstherapie. Das Gute daran ist, dass diese Drecksarbeit nun nicht mehr im Heimathafen stattfinden muss. Es gibt allerdings einige unzugängliche Stellen, an die beim besten Willen nicht heranzukommen ist. Zum Beispiel unter dem Stevenrohr und unter der Toilette, dafür müsste der Boden aufgesägt werden. So ein Fass wollen wir aber jetzt nicht aufmachen, schließlich zieht es uns nach Hause. Thomas erhitzt Schafwoll-Fett und gießt das flüssig gewordene Zeug in die entsprechenden Hohlräume, wo es sich schön verteilt und in alle Ritzen fließt. Das muss erst einmal genug Konservierung sein. Es riecht nicht gut. Genauer gesagt, dass ganze Boot stinkt einen Tag lang nach feuchtem Schaf. Wer kennt eigentlich noch unsere alte Hunde-Dame Gini ? 😉
Nach 10 Tagen erleben wir den ersten Regen, da kann man nicht meckern. Was für ein Unterschied zu Faro, wo wir wochenlang sintflutartige Regenfälle aushalten mussten. Erschwerend kam noch hinzu, dass in der Marina Nave Pegos regelmäßig der Strom ausfiel, wenn es zu nass auf dem Platz wurde. Unser gesamter Zeitplan für die Arbeiten an Bord geriet durcheinander, weil wir außen nichts machen konnten. Hier in La Coruña ist es fein. 🙂
Wartezeit ist nichts für mich, aber letzten Endes haben wir viel geschafft, und das Boot ist wieder ein Stück besser geworden.
Inzwischen ist auch das Paket von SVB eingetroffen. Nur 6 Tage von der Bestellung bis zur Auslieferung, und das Ganze für 9,- Euro Versandkosten bis nach Spanien. Super ! Jetzt gibt es auf der Walkabout ein AIS – Automatic Identification System. Gleichzeitig sind wir um 600,- Euro ärmer, das ist jedoch wahrscheinlich gut angelegtes Geld. Unsere segelnden Freunde werden sich freuen, weil sie uns nun endlich orten können. Allerdings bedeutet das auch, dass wir keine verbotenen Kanäle mehr in Patagonien fahren dürfen und uns von privaten Wal-Beobachtungen fernhalten sollten, da wo die Professionellen das Gebiet für Touristen-Touren beanspruchen. 😉
Wir leisten uns noch eine neue Errungenschaft : einen Körper-Schalldämpfer für den Windgenerator. Die Stange, auf der das Ding sitzt, überträgt alle Schwingungen direkt auf die Reling, was zu fürchterlichen Vibrationen und unerträglichem Lärm führt. Nun soll die Stange durchgesägt werden, der Schalldämpfer wird dazwischen montiert. Und dann werden wir mal ausprobieren, ob es etwas nützt – vielleicht geben wir unserem Windgenerator zur Strom-Erzeugung eine zweite Chance.
Auch die Solarpaneele, die sich auf See gelöst hatte, ist wieder fest auf dem Deckshaus montiert. Wir haben insgesamt vier Stück, alle älteren Jahrgangs, eine jüngere ist mit der Spedition nach Norderney geliefert worden. Es gibt neue Leuchtmittel, die nicht so viel Strom verbrauchen. Dann muss die Energie-Bilanz auf dem Schiff stimmen, früher sind wir doch auch nur mit einer Solar-Paneele klar gekommen.
Im Krankenhaus auf dem Hügel nebenan sind wir durch WLAN-Klau und unbefugte Toiletten-Benutzung nicht unangenehm aufgefallen. Danke dafür. 🙂 Dabei haben wir wieder einmal mehr erkannt, wie gut wir es haben, denn den Menschen dort geht es allen schlechter als uns.
Immer noch zehren wir von unseren Vorräten, die wir vor 4 Wochen in Faro eingekauft haben. Das Obst ist inzwischen etwas unansehnlich geworden, die letzten zwei Kartoffeln sind schrumpelig, aber immer noch genießbar. Da haben wir es wohl etwas übertrieben mit dem Bunkern von Proviant, so schnell verhungert man doch nicht. 😉 Auf jeden Fall müssen wir nicht viel nachfassen für die letzte Etappe bis nach Hause. Bleibt zu hoffen, dass wir nicht am Englischen Kanal durch Ostwind ausgebremst werden. Im Moment sieht es nach einem guten Wetterfenster für nächstes Wochenende aus. Daumen drücken, dass es so bleibt ! Wir sind bereit für die Biscaya.