Wir segeln und wandern durch die Welt

La Palma 1. Woche bis 16.06.2021

Tagelanger Abschieds-Marathon stimmt uns ein wenig traurig. Am Dienstag bläst es im Hafen von La Restinga mit 6-7 Beaufort. Beim Ablegen bekommen wir noch ein Flöten-Konzert von unserem französischen Nachbarn Jaques. Ein paar Tränen fließen bei der Skipperin ….. Sooo schön war die Zeit auf El Hierro, so nett und zutraulich die Bewohner, liebgewonnene Gewohnheiten bleiben zurück.

Ab dem Mar de las Calmas begleiten uns immer wieder Delfine entlang der Küste. Ich sehe sogar einen Wal in etwa 200 Meter Entfernung, allerdings während wir gerade ordentlich im Stress sind. Dreimal nacheinander taucht der Wal auf und stößt seinen Blas in die Luft. Zeit zum Beobachten und Genießen des Schauspiels ist nicht, denn wir müssen uns auf das Segel-Manöver konzentrieren. Eindeutig mit zu viel Wind gestartet, konfuse Wellen von allen Seiten. Beide sind wir ordentlich seekrank, noch bevor der erste Tag auf See sich dem Ende neigt. Ein paar weitere Schwierigkeiten unterwegs nehmen uns den Spaß am Segeln. Das Großsegel lässt sich nicht so einfach hochziehen, die Großschot hat sich vertörnt, die Winsch am Baum für die Reffleinen ist kaputt, die Leinen für die kleine Fock am inneren Vorstag sind noch nicht richtig eingerichtet, durch die Ruderwelle dringt schon wieder Wasser ins Schiff. Genug Schwierigkeiten unterwegs, ein blöder Start nach mehr als 2 Jahren Standzeit. Wir entscheiden uns für einen Zwischenstopp auf La Palma, was quasi auf dem Weg liegt. Der stramme Wind weht uns sowieso schon beinahe dorthin. Kurswechsel in Richtung Puerto de Tazacorte, wo wir am Mittwoch Nachmittag sehr freundlich empfangen werden.

Ausgedehnte Bananen-Plantagen, in die Berge gehauene Terrassen, bunte Häuser, keine Bettenburgen …. Unser erster Eindruck von La Palma ist gut, aber nicht überwältigend. Es ist sehr warm, Tazacorte soll der sonnenreichste Ort der Insel sein. Im Hafen ist es unheimlich ruhig. Das ist für uns total ungewohnt nach den immer sehr windigen Tagen, Wochen und Monaten in La Restinga.
Am Donnerstag sind Ausschlafen, Aufräum-Arbeiten und kleine Reparaturen am Boot angesagt. Ein kurzer Spaziergang ins Dorf, nur einmal kurz die nähere Umgebung checken, zu mehr fehlt uns der Antrieb.

Freitag fahren wir per Bus in die Hauptstadt der Insel, das dauert knapp 2 Stunden mit einem Umstieg in Los Llanos de Ariadne. Santa Cruz de la Palma gefällt uns richtig gut, eine gelungene Mischung aus Altstadt und moderner Fußgängerzone, nette Geschäfte mit ganz besonderem Flair. Alles da, was man braucht, aber es ist längst nicht so laut und hektisch wie auf Teneriffa oder Gran Canaria. Hier leben und arbeiten die Einheimischen, Tourismus ist im Moment so gut wie gar nicht vorhanden.
Die Hafen-Perspektive ist uns nicht genug, wir mieten ein Auto, damit wir die Insel in ihrer Gesamtheit erkunden können. Immerhin gibt es 21 Naturschutz-Gebiete auf La Palma. Den ersten motorisierten Tag nutzen wir für eine Rundfahrt durch den Nationalpark. Die Caldera de Taburiente ist mit 7 km Durchmesser einer der größten Erosionskrater der Erde. La Palma ist die waldreichste Insel der Kanaren, ein grün-gelbes Paradies. Kanarische Kiefern und gelbe Ginster-Büsche bedecken die Hänge bis oben zum Gipfel. Besonders auffällig ist der bis zu 3 Meter hoch wachsende Wildprets Natternkopf mit seinen dichten Blütenständen in rosa bis lila.

Lust auf Bewegung treibt uns auf den Pico de la Nieve mit 2239 Metern Höhe. Wieder zurück unten beim Wagen stelle ich fest, dass ich meine Handtasche oben am Gipfelkreuz habe stehenlassen. Ich ärgere mich natürlich selbst über meine Dummheit – das bedeutet also noch einmal Aufsteigen. Thomas bleibt zum Glück völlig cool. Wir laufen einfach direkt wieder los und sind beim zweiten Anlauf sogar schneller als beim ersten Mal. Die Handtasche steht noch da. Sehr gut. Aber eigentlich hatten wir es auch nicht anders erwartet. 😉

Am nächsten Tag machen wir einen Ausflug zu den beiden Leuchttürmen im Süden der Insel. Der alte Turm ist nur 12 Meter hoch und dient heute als Info-Center, der neue Leuchtturm ist auffällig rot-weiß gestreift und hat eine Höhe von 24 Metern. Direkt daneben befinden sich die Salinas von Fuencaliente, die letzte aktive Salzgewinnungs-Anlage der westlichen Kanaren. Sehr beeindruckend, wie die quadratisch angelegten Becken in verschiedenen Farb-Schattierungen leuchten. Außerdem haben wir von dort einen wunderbaren Blick auf El Hierro. Zum Abendessen kommen Anke und Horst, die wir im Dezember auf Gomera kennengelernt haben. Ihre „Enterprise B“ ( von Dübbel & Jesse auf Norderney gebaut ) ist inzwischen verkauft, weil die Beiden auf La Palma sesshaft geworden sind.

Eine spannende Tour im Barranco de las Angustias steht auf dem Programm. Wochenende bedeutet für Spanier „Familien-Ausflug“, dementsprechend sind viele Leute unterwegs. Es geht weite Strecken direkt durch das Flussbett, teilweise auf einem markierten Pfad oberhalb der Schlucht. Ein sehr lohnenswerter Abstecher führt uns zur Cascada de los Colores, einem Wasserfall, der durch Eisenoxid und Algenbewuchs eine goldene Färbung angenommen hat. Die letzten 3 Kilometer kommen wir bei einem steilen Aufstieg ordentlich ins Schwitzen, bis wir unser Ziel, einen einsamen Campingplatz, erreicht haben.

Nur eine kurze Autofahrt bis El Paso am nächsten Tag. Wir haben uns eine Wanderung zum Pico Bejenado aus dem Reiseführer ausgesucht. Das ist ein einzelner ausgeprägter Gipfel, der etwa in der Mitte des Nationalparks gelegen ist. Auf der Pista de Valencia laufen wir vorbei an der Guanchen-Höhle ( nicht besonders spektakulär ). Über einen relativ neu angelegten Seitenweg kommen wir zu Petroglyphen aus prähistorischer Zeit. Und weiter geht es bergauf, der Wegverlauf wird immer steiler. Oben auf dem Gipfel des Pico Bejenado mit 1854 Metern Höhe bietet sich ein atemberaubender Rundum-Blick. Wir können gleich 3 benachbarte Inseln identifizieren. Die Silhouetten von Teneriffa, Gomera und El Hierro sind bei klarer Sicht deutlich erkennbar.

Dienstag früh Zahnarzt-Termin für Thomas, es werden ihm noch weitere Behandlungen in Aussicht gestellt. Dann bleiben wir doch gerne etwas länger auf La Palma. Uns gefällt es inzwischen sehr gut hier. Wird auch nicht langweilig : Haushalt und Bootspflege für den Rest des Tages. Wäsche, Sanierung des Wassertanks, Reparatur der Lenzpumpe ….. 

Wir möchten unbedingt noch den Norden der Insel auskundschaften, damit wir ein komplettes Bild von La Palma bekommen. Dazu fahren wir an der Ostküste der Insel hoch, biegen in eine „verbotene Straße“ ein ( Anlieger frei !), bis wir das kleine Örtchen Franceses an der nördlichen Küste erreichen. Bei einem 3 Stunden dauernden Aufstieg durch dichte Lorbeer-Wälder und sattgrüne Farne kommen wir gut ins Schnaufen. Der schmale Pfad ist nicht markiert und dermaßen zugewachsen, als wäre er schon länger nicht mehr begangen worden. 

Eine Herde Ziegen begleitet uns ein Stück des Weges. Es wimmelt von Echsen unterschiedlicher Farben und Größen. Ansonsten nur totale Einsamkeit ringsum, wir treffen keine Menschenseele. Pause am Roque del Faro. Von dort möchten wir über den Pico de la Tabaquera auf dem GR130 wieder zurück zum Auto laufen. So weit der Plan. Das sieht auf unserer Wanderkarte auch ganz einfach aus, aber zwischen dem Dorf Tabaquera und Frances liegt eine ausgedehnte Schlucht – plötzlich und unerwartet. 😉 Dadurch wird der Heimweg etwas anstrengender als nötig. Wir steigen mehrere Kilometer an einer imposanten Steilwand entlang bis ganz hinunter in das ausgetrocknete Flussbett, nur um auf der anderen Seite dieselben Höhenmeter wieder zu erklimmen. Sind erst nach 21.00 Uhr wieder zurück im Hafen von Tazacorte. Reicht ! Duschen, Essen, Feierabend.

Ein Kommentar zu “La Palma 1. Woche bis 16.06.2021

  1. Steinfisch

    Danke für eindrucksvollen Fotos und den interessanten Bericht. Zu Eurem Glück seid Ihr sehr fit, 2x den Berg hoch, super!

    Eine herrliche Zeit auf La Palma wünscht Euch Ingrid