Wir segeln und wandern durch die Welt

La Palma 2. Woche bis 23.06.2021

Unser Radius ist zur Zeit etwas größer, weil wir ein Auto haben. Der Westen ist noch nicht genügend erkundet. Wir fahren bis Tijarafe und laufen zunächst ein Stück auf dem GR 130 Richtung Puntagorda. Ein schmaler Pfad zweigt ab in den Barranco del Pueblo. Wir steigen die steile Felsküste hinunter in die Schlucht, immer tiefer bis in die Candelaria-Bucht. Dort versteckt sich unter einem riesigen Felsüberhang ein kleines Dorf. Schon auf dem Weg in die sogenannte Piratenbucht sind ehemalige Höhlen-Wohnungen zu bestaunen. Unten in der Grotte gibt es tatsächlich so etwas wie ein kleines Dorf. Die in den Felsen gehauenen Behausungen werden gerade von Einheimischen liebevoll restauriert und wahrscheinlich als Wochenend-Häuschen hergerichtet.

Von da aus geht es wieder stramm bergauf bis zu einem Wegweiser, der uns vor die Wahl stellt : Wir könnten die kürzeste Strecke nach Tijarafe nehmen und in knapp einer Stunde zurück beim Auto sein. Nur ein kurzer Moment der Entscheidungsfindung, dann wählen wir den längeren Rückweg und beginnen mit dem Abstieg in den Barranco del Jurado. Er führt uns zum steinigen Playa del Jurado, wo es eine kurze Pause an einer Anlegestelle gibt. Auf der anderen Seite der Schlucht erwartet uns nämlich ein heftiger Gegenanstieg. Die Sonne brät uns das Hirn durch. Viel zu heiß ist es für so eine Aktion, aber wir kämpfen uns Schritt für Schritt nach oben. Vom kleinen Dorf El Jesús aus folgt eine weitere kleine Schlucht, mit der wir nun gar nicht mehr gerechnet hatten. Tapfer steigen wir in der brennenden Nachmittags-Sonne hinab und erneut schwitzend bergauf bis nach Tijarafe, wo unser Auto parkt.

Meine Güte – was ist das anstrengend ! Wir haben genug vom GR 130. Der führt nur an der Küste entlang rund um die ganze Insel und nimmt dabei jede Schlucht mit. Runter, rauf, runter, rauf ….

Freitag Zahnarzt-Termin, der Leihwagen muss zurück nach Santa Cruz, derweil backe ich unser beliebtes Körnerbrot. Wir treffen uns am Mittag in Tazacorte und schauen uns den 4500-Einwohner-Ort etwas genauer an. Zurück zum Hafen geht es zu Fuß. Wir müssen unsere Pläne für die nächsten Tage umstricken. Der Zahnarzt hat Thomas einen neuen Termin für den kommenden Donnerstag gegeben, außerdem sieht das Wetter unbeständig aus.

Am Wochenende sind Touren in der näheren Umgebung angesagt, deren Ausgangspunkt mit Bussen gut erreichbar ist. Wir möchten eine Rundtour an den Hängen der Cumbre Vieja laufen, Ziel ist der Krater des San Juan. Dieser Vulkan war im Jahr 1949 ausgebrochen und hatte seinen Lavastrom Richtung Westküste geschickt. Auf einer Breite von mehreren Kilometern wurde fruchtbares Weide- und Ackerland in der Gegend um San Nicolás unter bis zu 10 Meter Lava begraben.

Von der Haltestelle aus geht es aufwärts, zu beiden Seiten von Feldern umgeben, auf denen Wein angebaut wird. An einer einsamen Finca werden wir von lautem Hundegebell begrüßt, ein halbes Dutzend feiner Rassehunde leben auf eingezäuntem Gelände. Draußen vor dem Grundstück kläffen uns zwei Außenseiter an, Mischlinge, die wohl nicht erwünscht sind. Einer von den Beiden begleitet uns für den gesamten weiteren Weg. Wir steigen durch eine Geröll-Rinne auf bis Hoyo de la Sima, das ist eine abgrundtiefe Vulkanspalte auf 1240 Meter. In der Höhe dominiert Kiefernwald, Nadelteppich am Boden und Halbschatten sind sehr angenehm zum Wandern. Ein fetter Rabe sitzt auf einem Baum und erzählt uns etwas. Wir laufen ein Stückchen weiter, der Rabe folgt uns und nimmt seinen Platz auf einem anderen Baum voraus ein. Thomas spricht mit dem schwarzen Vogel, der Rabe antwortet in gleicher Tonlage. 🙂

Oben an der Ausbruchstelle des Vulkans machen wir Pause. Natürlich teilen wir unsere Brotzeit und unser Wasser mit dem inzwischen sehr zutraulichen Hund.
In San Nicolás haben wir abends noch eine ganze Stunde Zeit, bis der Bus zurück fährt. Wir nehmen Kurs auf die Terrasse einer Bar, um während der Wartezeit ein Bier zu trinken. Unser ständiger Begleiter, genannt „Perro“, wird sofort vom Nebentisch adoptiert. Er bekommt Wasser und gute Wurst zum Fressen …. so weit, so gut …. Dann wird ihm ganz schnell ein Strick als Leine um den Hals gelegt. Das gefällt unserem vierbeinigen Freund gar nicht. Wir haben schon fast ein schlechtes Gewissen, aber es nützt ja nichts. Der Hund bekommt ein neues Zuhause, wir können ihn leider nicht mitnehmen.

Schon wieder Boots-Tag. Wir haben auf der Fahrt von El Hierro nach La Palma einige Wellen seitlich ins Cockpit bekommen. Es hat sich herausgestellt, dass die hintere Backskiste undicht ist, da ist das Salzwasser munter hineingelaufen. Leerräumen, der Deckel muss abmontiert, abgeschliffen, grundiert und gestrichen werden. Dann kommt neues Dichtungsgummi an die Ränder, womit es jetzt eigentlich fest schließen sollte. Die reparierte Lenzpumpe arbeitet nicht wie gewünscht, durch die Schraubenlöcher spritzt beim Pumpen Wasser in den Motorraum. Ausbau, Einbau, Ausbau, Einbau …. und nochmal. Die Lenzpumpe muss tadellos funktionieren, das Wasser muss aus dem Schiff. So vergeht ein Tag ohne Wandern, dafür mit viel Generve bei der Arbeit.

Mit dem Bus fahren wir bis Puntagorda im Nord-Westen der Insel. Ein schmaler Pfad, eher eine Ziegenspur, verläuft steil an der Felsküste hinunter. Ein riesiges Wasser-Reservoir liegt am Wegesrand, ansonsten nur Bananen-Plantagen, soweit das Auge reicht. Je weiter wir nach unten steigen, umso heißer wird es in der Nachmittags-Sonne, obwohl oberhalb von uns der Himmel voller Wolken hängt. Wieder kommen wir an Höhlen-Wohnungen vorbei, die zum Teil schon sehr aufwändig eingerichtet wurden. Zum Schluss geht es über 463 Stufen fast senkrecht immer tiefer, bis wir den alten Hafen erreichen. Puerto Puntagorda liegt in einer engen Bucht, in der die Wellen hart gegen die Felsen schlagen. Kein guter Ort, um schwimmen zu gehen. Sonnenbaden auf den nackten Felsen ist möglich, aber wir bevorzugen einen Platz in der schattigen Grotte für unsere Pause. Zurück geht es auf einem anderen Weg, die Runde führt fast ausnahmslos durch terassierte Felder mit Bananen. Etwas abwechslungsreicher wird die Landwirtschaft, als wir uns dem Ort nähern. Da sieht man Bäume, die schwer von Hunderten Avocados sind. Ein hübsches Haus ist von einer Hecke aus Wein umrahmt, die grünen Trauben sind perfekt gewachsen, nur leider noch nicht reif. Ein Falke über uns ist im Rüttelflug auf Beutejagd, er steht fast in der Luft. Ansonsten nicht viel los mit Tierwelt, ein paar Ziegen und Echsen, mehr haben wir auf La Palma bisher nicht gesehen.
Ein knackiger Aufstieg treibt uns den Schweiß in den Nacken. 800 Höhenmeter hinunter und 800 Höhenmeter wieder hinauf bis zum Ausgangspunkt an der Bushaltestelle, das ist gutes Training für unseren bevorstehenden Plan.

Mittwoch werden die letzten Mängel beseitigt, das Boot ist jetzt wieder startklar. Die Hitze macht uns zu schaffen. Schwül ist es, null Wind, man schwitzt vom Nichtstun, wie in der Südsee.
Abends treffen wir uns noch einmal mit Anke und Horst ( ehemals Enterprise B.) im Fisch-Restaurant Varadero. Sehr interessante Menschen, genau unsere Kragenweite. 🙂

La Palma wird auch „La Isla Verde“ genannt, also „Die grüne Insel“. Immerhin 40 % der Fläche besteht aus Wald, zur Zeit blüht es überall. Mein Heuschnupfen macht mir zu schaffen. Die Nase läuft, dazu kommen Nies-Attacken, die in Corona-Zeiten oft mit schrägen Blicken bedacht werden. Besser ist es, in die Höhe zu steigen und oben auf dem Bergkamm zu wandern.

2 Kommentare zu “La Palma 2. Woche bis 23.06.2021

  1. Hilde Larsen

    Liebe Frauke,
    Man merkt, ihr seid wieder unterwegs. Ein Bericht folgt dem anderen und ich kann lesen, dass es euch gut geht. Tolle Fotos sind auch dabei.
    Herzliche Grüße von den Solomonen

    1. 871385 Autor des Beitrags

      Hallo liebe Hilde !
      Schön von dir zu hören. Und schade, dass WhatsApp nicht mehr funktioniert.
      Ja, wir machen das Beste draus. Ich hoffe, du kannst dein Leben mit Kater Leo an Bord der Amiga auch genießen.
      Herzliche Grüße,
      Frauke ( und von Thomas wahrscheinlich auch )