Wir segeln und wandern durch die Welt

La Palma 3. Woche bis 01.07.2021

In den nächsten Tagen möchten wir eine mehrtägige Wanderung auf dem GR 131 machen. Dafür müssen wir ordentlich aufsteigen, bleiben dann aber mehr oder weniger in der Höhe ( so dachten wir jedenfalls ). Der GR 131 besteht aus einer Kombination der beiden großen Bergrouten La Palmas, dem Höhenkammweg des Nationalparks Caldera de Taburiente und der Vulkanroute „Ruta de los Volcanes“.
Er verläuft von Tazacorte im Westen durch’s Landesinnere der Insel auf den Bergrücken bis nach Fuencaliente im Süden – oder umgekehrt, so wie wir es vorhaben.
Mit einer Gesamtlänge von 87 Kilometern bei insgesamt 2400 Metern Höhendifferenz ist der GR 131 eine enorme Herausforderung, auch für geübte Wanderer. Wir planen 4 Tage mit 3 Übernachtungen im Zelt ein. Das Essen muss für die gesamte Tour getragen werden. Wasserquellen sind fraglich, deswegen starten wir mit insgesamt 9 Litern Flüssigkeit im Gepäck.

Wir fahren mit dem Nachmittags-Bus bis nach Fuencaliente. Nach dem Proviant-Einkauf stärken wir uns beim Abendessen in der „Cantina del Gladiatore“, einem urigen italienischen Restaurant mit ausgezeichneter Küche. Kurz bevor wir den Ort verlassen und in den Kiefernwald auf den Gr 131 einbiegen, steht ein Hiker-Denkmal am Weg. Schon nach etwa 5 Kilometern, kurz nach 20.00 Uhr, bauen wir etwas abseits vom Pfad unser Zelt auf – das erste Mal wieder nach langer Zeit. Teneriffa mit dem höchsten Gipfel Teide ist deutlich im Osten zu erkennen, es scheint ganz nahe zu sein. Dichter Nebel zieht auf und hüllt die Berge ein, gerade als unser Lager steht. Sehr helle Nacht, sternenklarer Himmel und Vollmond. Dazu ist es absolut still im Wald um uns herum.

Es gibt Papaya zum Frühstück. 🙂 Morgens machen wir zunächst einen Abstecher auf den Vulkan San Martin. Vom Kraterrand aus können wir unheimlich weit blicken. El Hierro, Gomera und Teneriffa ragen aus den Wolken heraus. Es duftet überall ganz wunderbar. Selbst in dieser Höhe blüht der Ginster in dichten gelben Büschen.
Ein sehr mühsamer erster Wandertag liegt vor uns. In unserer Richtung läuft kein Mensch, dafür kommen uns aus der Gegenrichtung bergab ungefähr 20 Wanderer entgegen. Nun wissen wir auch, warum ….. 1400 anstrengende Höhenmeter auf Lavasand bergauf von Fuencaliente ganz im Süden bis zum Vulkangipfel von El Pilar sind nicht Jedermanns Sache. Auch bei uns machen sich schon nach knapp 3 Stunden die Waden bemerkbar. Lange Mittagspause am Fuße des Vulkans Deseado. Jetzt sind wir schon auf 1900 Meter Höhe. Tolle Panorama-Blicke entschädigen für die Mühen des Aufstiegs.

Der Nachmittag fällt uns insgesamt etwas leichter. Pause am Refugio El Pilar. Hier gibt es auch Wasser, zwar ausdrücklich kein Trinkwasser, wie auf einem Schild zu lesen ist, aber wir werden es wohl überleben. Weiter verläuft der immer schmaler werdende Pfad durch grünes Dickicht ohne nennenswerte Anstiege. Erst zum Abend hin müssen wir noch einmal die Zähne zusammenbeißen und 500 Meter Anstieg erkämpfen. Belohnt werden wir mit einem schönen Blick auf die Hauptstadt Santa Cruz von einer Aussichts-Plattform. Die Schwalben fliegen tief und pfeilschnell. Sie zischen aus allen Richtungen an uns vorbei, so dass man fast das Gefühl hat, sich ducken zu müssen. Kurz darauf finden wir die perfekte Stelle für’s Zelt und könnten endlich die Beine lang machen. Das Dumme ist nur, dass ein Paar in einem Geländewagen heranfährt bis zu unserem Platz und direkt neben unserem Zelt parkt. Geht auch gar nicht anders, denn hier ist Sackgasse und Endstation. Die Beiden grüßen freundlich,  packen eine Kamera-Ausrüstung samt Stativen aus und kraxeln damit auf den Grat. Wir legen uns schon hin, während draußen der Sonnenuntergang gefilmt wird, schlafen aber erst ein, als wir wieder alleine sind.

Morgens früh sehen wir uns ringsum von einer dichten Schicht aus weißen Wolken umgeben. Ganz La Palma liegt in einem Meer aus Watte-Wolken, nur nicht oberhalb von 1500 Metern. Eine Banane, zwei Kekse, dann geht es wieder an die Arbeit. Aufstieg !
Perfektes Wetter für unsere mehrtägige Wanderung im Nationalpark Caldera de Taburiente. Es riecht würzig nach Wacholderbüschen. An der Schutzhütte  „Refugio de la Punta de los Roques“ gibt es ausgiebige Frühstücks-Pause. Ein frecher Rabe kommt zutraulich angehopst und späht sogar in unsere Rucksäcke, um deren Inhalt auf Essbares zu untersuchen. Wasser gibt es an einer Außenwand, aber wieder kein Trinkwasser, und es schmeckt einfach scheußlich. Wir haben unsere Tropfen dabei zum Behandeln, damit sollte es gesundheitlich unbedenklich sein. Wir zapfen unsere Flaschen voll, der Flüssigkeitsbedarf ist enorm, es schmeckt aber trotzdem nicht. Von hier oben aus können wir unseren weiteren Weg über die Berge erkennen, den Roque de los Muchachos und das Observatorium. Als wir uns draußen zum Weitergehen bereit machen, da fällt eine Armada kleiner Stechfliegen über uns her. Sofort kommt uns der Vergleich mit den Sandflies aus Neuseeland in den Sinn. Schnell weg hier !
Die nächste Etappe führt bis zum Pico de la Nieve. Diesen Gipfel kennen wir schon, das ist dort, wo ich meine Handtasche oben habe stehen lassen. 😉 Ein unglaubliches Blütenmeer in gelb, lila und weiß bedeckt die Hänge der Berge. Grandiose Fernsicht – der Wetterbericht hält, was er versprochen hat. 🙂 Im Osten ist deutlich der Hafen von Santa Cruz zu sehen, ein Kreuzfahrt-Schiff liegt an der Mole. Schön, dass auch dieses inzwischen wieder möglich ist, wenn auch mit Einschränkungen. Die Pandemie dauert nun schon so lange an, wir alle sehnen uns nach Normalität.
Am Nachmittag haben wir beide Pudding in den Beinen und suchen einen Platz zum Ausruhen. Aber die Sonne knallt unbarmherzig, der Himmel ist tiefblau, kein Wind zu spüren. Es gibt keine Bäume mehr, null Schatten, es ist heiß. Das Wasser von der letzten Schutzhütte ( immerhin 5 Liter ) schon wieder fast leer. Nur noch 6 Kilometer trennen uns vom Roque de los Muchachos, wo wir dann hoffentlich neues Wasser bekommen. Dieses Stück hat es in sich, rauf und runter, über Geröll und Felsenstufen.

Vorbei am Pico de la Cruz auf 2351 Metern, am Pico Fuente Nueva auf 2366 Metern …. Unzählige weitere Gipfel, die die Muskeln erzittern lassen. Im alpinen Gelände rund um den Roque de los Muchachos sehen wir Kaninchen, die ersten überhaupt auf La Palma. Das größte Observatorium der Welt lässt uns einen Augenblick innehalten und staunen. Wir laufen mehr als 3 Stunden durch Hitze und Staub. Den letzten Anstieg quälen wir uns nur noch hinauf, weil es keine andere Alternative gibt. Wir sind ausgedörrt und haben Durst. Gegen 18.00 Uhr erreichen wir endlich die mit 2426 Metern höchste Erhebung La Palmas, den Roque de los Muchachos. Ganz oben auf dem Gipfel gibt es einen Parkplatz und ein Info-Häuschen für Touristen. Ja, die meisten Menschen fahren mit dem Auto hier herauf. 😉 An einer Wand kommt Wasser aus dem Hahn, wieder kein Trinkwasser, aber für uns die Rettung des Abends. 2 Liter werden sofort getrunken und 5 Liter in Flaschen abgefüllt, das muss für den Rest der Tour reichen. Und es bleibt anstrengend …. Wir brauchen weitere 2 Stunden, bis wir einen Zeltplatz finden. Geröll – was Anderes ist hier nicht zu erwarten. Und windig ist es, weil wir immer noch sehr hoch sind. Morgen sollte es eigentlich mehr Abstieg geben. Für heute reicht es. 12 Stunden auf den Beinen, habe eine Blase am kleinen Zeh.
Noch einmal können wir das phantastische Bild in uns aufnehmen, wie alle 3 Nachbarinseln scheinbar ganz nah aus den Wolken auftauchen. Teneriffa, Gomera, El Hierro …. Das macht schon wieder Lust auf Insel-Hopping.

Die letzte Nacht war kühl und sehr unruhig, weil der Wind stetig zugenommen hat. Für so etwas ist unser Zelt nicht gemacht, die Geräuschkulisse durch das Knattern und Schlagen der Zeltwände hielt uns die meiste Zeit wach. Um 5.00 Uhr haben wir genug und starten den neuen Tag. Ein Dreiviertel-Mond, strahlender Sternenhimmel und eine Taschenlampe geben genug Licht zum Laufen. Nach gut einer Stunde finden wir ein tolles Plätzchen, um den Sonnenaufgang über den Bergen zu bestaunen. Ein Stück Schokolade, ein paar Kekse, es wird langsam hell.


Nach diesem frühen Start in schönster Morgenstimmung geht es weiter auf dem Rücken des Steilhangs „Risco de los Pereditas“ – eine beeindruckende Klippenwanderung auf einem engen Trampelpfad in 1296 Meter Höhe. Links und rechts vom Grat geht es senkrecht nach unten, Schwindelfreiheit ist unbedingt erforderlich. Danach heißt es weiter „abwärts“ in die Angustias-Schlucht. Noch einmal werden die Knie tüchtig beansprucht, aber alles gut, keine größeren Blessuren. Bereits um 9.00 Uhr morgens erreichen wir eine Aussichts-Plattform mit dem Feuerwach-Turm „Torre del Time“, direkt an der Abbruchkante des westlichen Calderarands gelegen. Von hier aus hat man einen phantastischen Blick in den Barranco de las Angustias, auf die Höhenkette der Caldera de Taburiente und hinaus ins Aridanetal. Zeit für eine kleine Pause, wir genießen unseren letzten Apfel.

Kurz darauf kommen wir an einen Abzweiger, der uns umleiten soll. Der weitere Wegverlauf ist gesperrt, von unten hatten wir bereits vor einem Absperrgitter gestanden. Der Grund für die Sperrung ist für uns nicht ersichtlich, anscheinend sind Bauarbeiten im Gange, aber heute nicht. Wir biegen also trotzdem auf den Pfad ein und folgen ihm bis 3 Kilometer vor Tazacorte. Im kleinen Ortsteil Puerto beenden wir unsere Tour mit Kaffee, Cola, Sandwich und Hamburger.

Wir hatten perfekte Bedingungen für eine mehrtägige Tour über die höchsten Berge und Vulkane der Insel. Verlaufen ist auf dem GR 131 fast nicht möglich, er ist durchgängig gut markiert, und an markanten Kreuzungen stehen Wegweiser. Das Trinkwasser ist wirklich ein Problem auf dieser Route, weswegen sie in allen Wanderführern nur in 3 Etappen von Parkplatz zu Parkplatz beschrieben wird.
Ich habe auf dieser Tour meinen fast neuen Rucksack ausprobiert. Der 48-Liter Eja von Osprey hat mich überzeugt und wird auf jeden Fall mit auf den nächsten Longtrail kommen. Im Winter ( nach der Atlantik-Überquerung ) werden wir den Florida Trail laufen, sofern wir in den USA willkommen sind.
Es wird Zeit, dass wir dieser schönen Insel den Rücken kehren. Teurer Spaß hier : Marina-Rechnung 510,- € für den Liegeplatz, Zahnarzt 400,- € für 4 Sitzungen. Muss man nicht öfter haben. 😉 Freitag möchten wir ablegen und uns endlich auf den Weg zu den Azoren machen. Die Schwachstellen sind nun hoffentlich beseitigt, ein paar Extras gibt es auch. Wir haben ein Relingskleid gebastelt, welches uns zusätzlich vor zu viel Wasser im Cockpit schützen wird. Der Wassertank ist aufgefüllt, Proviant-Einkauf erledigt, Segel angeschlagen, Reffs vorbereitet …. Wir sind bereit. Natürlich hoffen wir auf eine gute Passage, diesmal ohne Gemeinheiten.

Ein Kommentar zu “La Palma 3. Woche bis 01.07.2021

  1. Marion Rösch

    Hallo Frauke, sehr schön wie immer geschrieben.
    Ich versuche mal mein Glück..
    Du kannst das alles so ausführlich wiedergeben, dass man sich fühlt, als würde man ein Stück des Weges mitgehen. Aber alles viel zu anstrengend. Diese Kondition habe ich nicht.
    Liebe Grüße,
    Marion