Samstag, 18. September : Am Mittag warten wir immer noch auf ein Ergebnis des PCR-Tests. Die Geduld wird arg strapaziert. Erst ein Anruf bei der Hafen-Polizei bringt uns einen Schritt weiter. Der nette Beamte erweist sich als sehr hilfsbereit und fragt im Labor nach. Wenige Minuten später meldet er sich zurück mit der guten Nachricht, dass wir ab sofort „frei“ sind. Alle Vier sind negativ. Das Labor hat schlichtweg „vergessen“, das Ergebnis zu übermitteln. Weder auf der Gersvind noch auf der Walkabout ist eine Nachricht mit dem Laborbefund eingegangen. Kann passieren. 😉 Seit Mittwoch durften wir uns nicht von Bord bewegen, jetzt sind wir einfach nur froh, dass wir endlich Ausgang haben. Spätes Frühstück in einem netten Café, Einkauf im Supermarkt, und dann wird die nähere Umgebung ausgekundschaftet. Uns gefällt es hier. 🙂
Abends essen wir in einem sehr guten Restaurant, Johnny hat uns eingeladen. Danach gibt es noch einen Absacker auf der Terrasse am Hafen. Auf Empfehlung meiner Freundin Manja probieren wir den „Poncha“, ein traditionelles Getränk auf Madeira. Den kann man in zweierlei Geschmacksrichtungen bestellen : süßlich mit Maracuja oder in scharf mit saurer Zitrone und mehr Alkohol ( das ist die „Fisherman“-Variante ). Beides lecker. 🙂 Sonntag wird zusammen auf der Walkabout gekocht. Anschließend zeigt Thomas seinen Vortrag von Anbeginn unserer Reise bis zur ersten Unterbrechung im Frühjahr 2013. Highlights dabei sind die Bilder der ersten Atlantik-Überquerung, Patagonien und Kap Horn sowie der Apallachian Trail. Viele tolle Erinnerungen für uns. 🙂
Madeira erscheint uns riesig. Etwa 250.000 Einwohner leben auf 740 km². An der Südküste liegt Funchal, die Hauptstadt der portugiesischen Inselgruppe, wo laut neuester Zählung rund 105.000 Menschen wohnen. Was für Dimensionen ! Das sind wir gar nicht mehr gewohnt. Schon beim Vorbeisegeln entlang der Küste sind wir über die dichte Besiedelung erschrocken. Werden wir erneut einen Kulturschock erleben wie bei der Ankunft in Horta auf Faial ? Von anderen Seglern haben wir nichts Gutes gehört, die zieht es alle zur kleinen Nachbarinsel Porto Santo. Die Hauptstadt Funchal sei groß und hässlich, die Marina zu voll und zu laut. Wir möchten uns unser eigenes Bild machen und werden positiv überrascht. Der Reichtum an Pflanzen fällt sofort ins Auge. Es grünt und blüht überall in prächtigen Farben. Auf unserem Platz an der Kaimauer ist es total ruhig, noch nicht einmal Verkehrslärm ist zu hören. Die nächsten zwei Wochen werden wir in der Marina Funchal bleiben.
Die von Hügeln umgebene Hauptstadt ist für ihre Kathedrale aus dem 16. Jahrhundert bekannt. Vor dem Hafen steht die im 17. Jahrhundert errichtete Festung von Sao Tiago. Die älteste Straße der Stadt ist die Rua de Santa Maria. In dieser schmalen Gasse kann man ein ganz besonderes streetart-Kunstprojekt bestaunen. Hier haben sich Künstler zusammengetan, um dem zunehmenden Verfall der alten Gassen entgegenzuwirken und ihnen neues Leben einzuhauchen.
Die zerklüftete Vulkanlandschaft auf Madeira wird von Levadas durchzogen, alten Bewässerungskanälen mit Fußpfaden. In diesen ausgeklügelten offenen Gräben wird Wasser aus dem regenreicheren Norden in den Süden geführt, um die Plantagen und Gärten zu bewässern. Da Madeira eine verhältnismäßig junge Insel ist, haben die Flüsse der Insel meist ein sehr starkes Gefälle. Zahlreiche Wasserfälle stürzen die Steilküste hinab, und die Flussläufe führen ohne mäandernde Schleifen direkt zum Meer. Die Küste Madeiras fällt steil ins Meer ab. In der Mitte der Insel ragen die höchsten Gipfel empor. Der höchste Berg ist der Pico Ruivo mit 1862 m. Dieser bildet zusammen mit dem Pico do Arieiro, dem Pico das Torres und dem Pico Grande das Hochgebirge der Insel.
Im westlichen Teil der Insel liegt das Hochmoor Paul da Serra. Es handelt sich dabei um eine relativ ebene Hochfläche in einer Höhe von 1300 m bis 1500 m über dem Meer. Nördlich der Hochfläche schließt sich mit dem Tal des Ribeira da Janela das tief eingeschnittene Tal des mit zwölf Kilometer längsten Flusses der Insel an.
Fazit : Madeira ist schön. Sehr schön sogar. Teuer, genauso wie die Azoren, allerdings messen wir immer noch mit Kanaren-Maßstab. Es kommt uns vor wie ein exclusives Urlaubsziel für reiche Rentner. Auf Dauer können wir uns das natürlich nicht leisten. Drei Wochen in der Marina Funchal, diese Rechnung entspricht ungefähr unserem monatlichen Budget. Aber es ist der ideale Ort für die Familien-Zusammenführung. Anfang der Woche bekommen wir Besuch von unserer Tochter und Enkelkind. Wir freuen uns sehr ! 🙂
Mit der Seilbahn fahren wir hoch nach Monte und laufen die “ Levada do Bom Sucesso“ hinunter. Gut 400 Höhenmeter steiler Abstieg, gefühlte 1000 Stufen. Der erste gemeinsame Wandertag endet mit 8 Kilometer Laufleistung für unsere 3-jährige Johanna. 🙂
Lisa hat für sich einen Reit-Ausflug gebucht und lernt dabei die verschiedensten Landschaftsformen im Insel-Inneren kennen. Wir machen zeitgleich mit der Kleinen einen Ausflug per Bus nach Machico. Dort gibt es tatsächlich gelben Sandstrand aus der Sahara, und wir finden den ersten Kinder-Spielplatz.
Samstag ist Abenteuer-Tag für Thomas, ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk unserer Tochter. Canyoning – Level 2 – steht auf dem Programm. Spektakuläres Klettern, Abseilen, Schwimmen, Sprünge vom Wasserfall …. Dagegen verläuft mein Oma-Tag mit der Kleinen eher beschaulich, aber ich möchte nicht tauschen. 😉
Gemeinsame Küsten-Wanderung von Lido Funchal entlang einiger Natur-Schwimmbecken bis zum Praia Formosa und zurück. Die Sonne brennt. Es ist viel zu heiß zum Laufen und sehr touristisch.
Am nächsten Tag bewegen wir die Walkabout ein paar Stunden entlang der Küste. Draußen weht der Wind stärker als erwartet. Resultat : Lisa wird seekrank, Johanna macht Mittagsschlaf. 😉 Anschließend machen die Frauen einen Bummel durch die Altstadt, während Opa sich auf dem Spielplatz vergnügt. Eines unserer beliebtesten Ausflugsziele ist der Park Santa Catarina ganz in der Nähe mit seinen hübsch angelegten Pflanzungen. Schon auf dem Weg durch die gepflegte Anlage tummeln sich unzählige Echsen. Den Mittelpunkt bildet ein großer Teich mit Schwänen, Enten und Tauben am Ufer. Ebenfalls empfehlenswert ist der oberhalb von Funchal gelegene Botanische Garten.
Per Bus fahren wir nach Ribeiro Frio, wo es leider beim Aussteigen regnet. Wir machen eine kleine Wanderung durch Nebelwald bei schlechtem Wetter. Oma und Enkelkind kehren nach einer Stunde um, der Rest hängt noch 11 Kilometer entlang der Levada do Furado dran. Rückfahrt ab Portela per Taxi für 5,- € pro Person.
Freitag nehmen wir noch einmal den Bus nach Machico, wo wir zu Viert einen tollen Strand-Tag verbringen. Genau zwei Wochen sind um, nachdem wir unsere Ausgangserlaubnis erhalten haben. Für eine letzte Wanderung steigen wir zunächst in ein Taxi bis Camara de Lobos und laufen dann entlang der Küste zurück. Immerhin sind es wieder 5 Kilometer bergauf und bergab. Johanna macht das großartig. Zur Belohnung gönnen wir uns ein letztes gemeinsames Abendessen beim Inder. Die Familienzeit geht leider zu Ende. Sonntag heißt es Abschied nehmen auf unbestimmte Zeit. Wir werden in den nächsten Tagen aufbrechen nach Teneriffa, wo wir einen Liegeplatz in der Marina Santa Cruz reserviert haben. Ein guter Ort für die letzten Vorbereitungen zur Atlantik-Überquerung.
Das war ein toller Aufenthalt auf Madeira! Lisa und Thomas sehr mutig! Johanna läuft schon sehr ausdauernd mit! Na, bei dieser sportlichen Mutter und diesen wanderfreudigen Großeltern, wen wundert es? 😀
Uns hat ea auf Madeira auch sehr gut gefallen. Die Gipfel hüllten sich leider in Wolken, als wir sie besuchen wollten. Wenn man mit einer Gruppe reist, ist man leider an die Zeiten gebunden…
Danke für Text und Fotos! 😀
Eine wunderbare Zeit auf Teneriffa wünscht euch Ingrid
So, liebe Ingrid, wir sind jetzt unterwegs. Sonnenschein, blauer Himmel und der richtige Wind. Sieht gut aus. Ab Freitag sind wir in Santa Cruz angemeldet. Wir lieben die Hauptstadt von Teneriffa, weil die Marina so schön zentral am Plaza und der Küstenstraße liegt. Da ist immer viel Leben. 🙂
Danke für deine netten Worte und herzliche Grüße von
Thomas und Frauke.