Thomas baut das Zelt auf einem Stück Wiese vor unserem Zimmer auf, damit es trocken kann. Damit erregt er wieder einiges Aufsehen, obwohl er vorher an der Rezeption Bescheid gesagt hat. So etwas kennen die hier nicht. Höchst verdächtig. 😉 Dann wird geflickt und geklebt, was das Zeug hält. Jeden Tag neue Löcher, die Rolle Duck Tape ist fast leer. Unser Zelt muss noch ungefähr drei Wochen durchhalten. Der Walmart gegenüber hat bis 23.00 Uhr geöffnet. Kurz vor Ladenschluss können wir uns so noch eben schnell 1200 Extra-Kalorien pro Person holen. Eisbecher von Ben & Jerry. 🙂 Ab Donnerstag ist wieder Diät angesagt, viel Anstrengung und schlechtes Essen über eine lange Etappe. Wir müssen für 5 Tage Proviant tragen, weil es unterwegs keine Einkaufsmöglichkeiten gibt. Das lässt ja hoffen, dass wir überwiegend weitab von der Zivilisation wandern werden. Genug gegessen und gefaulenzt, wir müssen uns bewegen. Trail Angel Linda holt uns mittags ab und bringt uns zurück zu der Stelle, an der wir unterbrochen haben. Zunächst laufen wir eine Stunde auf einem kombinierten Fahrrad- und Fußweg. Dann biegt ein schmaler Pfad ab in die St. Marks Wilderness. Diesmal sogar mit Genehmigung, denn Thomas hat uns telefonisch angemeldet. Wir sind offiziell registriert und haben einen reservierten Platz für die Nacht. Hier sieht es wirklich wild aus. Viele umgestürzte Bäume, zum Teil in Stücke gesägt, aber meistens einfach nur umgekippt und zum Verrotten liegen gelassen. Vielleicht sind das auch Hochwasser-Schäden ? Der Weg ist mit Baumwurzeln durchzogen, gefährliche Stolperfallen, wenn man nicht aufpasst. Links und rechts haben Wildschweine ganze Arbeit geleistet und die Erde durchwühlt. Der Waldboden sieht aus wie ein Kartoffelacker ohne Kartoffeln. Pfützen und Matsch sind auf diesem Stück gut weggetrocknet, da turnen wir am Rand dran vorbei. Zwischen Cypressen hindurch laufen wir auf Holzstegen durch ein Sumpfgebiet. Heute kommen wir wohl noch mit trockenen Schuhen davon. Den ganzen Nachmittag über sieht der Himmel dunstig aus. Je später es wird, umso schlechter wird die Sicht. Könnte das Seenebel sein ? Wir sind nicht weit entfernt vom Meer. Ungewöhnlich laute Vogelstimmen, klingt so, als wären sie ziemlich aufgeregt. Vor uns auf dem Weg in etwa 150 Meter Entfernung entdecken wir einen Bären. Es handelt sich um einen Schwarzbären auf der Suche nach Nahrung. Hübsches Tier, relativ klein und rundlich, schwarzes Teddy-Fell. Gerade mit Einbruch der Dunkelheit erreichen wir Wakulla River Campsite. Das ist ein richtig blöder Platz mit Straßen-Anbindung für mindestens 10 Zelte. Hier könnte eine ganze Pfadfinder-Gruppe stehen. Es ist Regen angesagt, deswegen würden wir unser Zelt gerne am Rand im Schutz der Bäume aufbauen. Leider ist fast die gesamte Wiese von abgemähten Stachelpflanzen durchzogen. Nur in der Mitte, abseits von Sträuchern und Bäumen, gibt es eine halbwegs saubere Stelle. Thomas findet bei der Kontrolle immer noch ein paar spitze Pieker, die den Zeltboden durchbohren. Die müssen unbedingt entfernt werden, damit sie die Luftmatratzen nicht zerstechen. Es nieselt leicht. Die meisten Sachen sind schon in Sicherheit. Wir sitzen noch kurz im Dunkeln und bei feuchter Luft draußen, weil wir wegen der Bären nicht im Zelt essen wollen. Der Beutel mit dem Proviant muss danach auch noch aufgehängt werden. Die neue Etappe beginnt nicht besonders gemütlich. Wäre doch viel netter, wenn man bei schönem Wetter im Hellen ankommen würde und dann einen tollen Zeltplatz mit Picknick-Tisch hätte. Kein Wunschkonzert, wir sind auf einem Long-Trail ! 😉
Während der Nacht regnet es hin und wieder. Sehr früh am Morgen gibt es eine trockene Phase, zur Aufsteh-Zeit dann Gewitter und heftiges Pladdern auf’s Zeltdach. Wir drehen uns auf die andere Seite, ziehen den Schlafsack über die Ohren und schlafen noch eine Runde. Thomas wird auf seiner Seite nass von oben. Bei mir bilden sich wieder Pfützen in den Ecken. Nach dem späten Aufwachen trinken wir zwei Kaffee im Zelt, dann hat es sich ausgeregnet. Start erst um 10.45 Uhr. Der Wald ist nass, der Weg matschig, das hatten wir auch nicht anders erwartet. Boardwalk über tiefes Wasser, schwarz und unergründlich. Die Bretter verlaufen mitten durch einen Sumpf mit geheimnisvollen Bäumen. Die Landschaft um uns herum sieht bizarr aus, Nebel zaubert eine ganz besondere Stimmung. Nachmittags setzt sich die Sonne durch. Zum Glück dauern die Regenfronten nie lange. Eine Holzbrücke über einem Wassergraben bietet sich zur Pause an, am Rand kann man prima sitzen. Wir stellen das Zelt eine halbe Stunde auf und hängen unsere Ponchos zum Trocknen in die Palmetto-Palmen. Im weiteren Verlauf gibt es noch einen langen Weg auf Bretterstegen. Sehr gut, denn so kommen wir ohne Modder in den Schuhen auf die andere Seite.
Vor uns liegt eine Trail-Sperrung. Ein Schild sagt, dass man dieses Stück wegen „hazardous conditions“ auf gar keinen Fall laufen soll. Wir hatten schon davon gehört. Das Dumme ist nur, dass die Umleitung wieder ausschließlich auf Straßen verläuft. Die Umgehung des gefährlichen Abschnitts bedeutet für unsere Füße knapp 10 Kilometer auf Asphalt. 🙁 Es wird schwül, die Luftfeuchtigkeit ist hoch, wir schwitzen. Ein Kilometer mehr oder weniger Straße ist nun auch egal, ein Abstecher bringt uns in die kleine Ortschaft Medart. Dort können wir unseren Durst mit Cola und Orangensaft löschen, denn Sumpf-Wasser schmeckt nicht wirklich gut. Ungeplanter Zwischenstopp. Hätten wir vorher genau gewusst, dass die Umleitung in die Nähe eines Ladens führt, dann hätte der Proviant-Einkauf hier mehr Sinn gemacht. So haben wir einen Tag zu viel getragen. Kurze Zeit später erreichen wir den Apalachicola National Forest. Wir treffen einen älteren Herrn, der eine teure Kamera um den Hals hängen hat und mit einer Heckenschere bewaffnet ist. Der Mann heißt Bob, ist pensionierter Biologe und hat sein Haus ganz in der Nähe. Nebenbei ist er Hobby-Fotograf. Wir unterhalten uns eine Weile. Bob erzählt, dass er letztens hier in der Gegend eine Bärenmutter mit drei Jungen gesehen hat. Das ist wirklich ungewöhnlich, normalerweise gibt es nur ein oder zwei Jungtiere. Wir bekommen seine Visitenkarte, damit wir uns die Fotos auf seiner website ansehen können. Nette Begegnung, wieder ein interessanter Mensch auf unserer Positiv-Liste. 🙂 Eine Forststraße kreuzt unseren Trail. Gleich dahinter beginnt ein abgebranntes Gebiet. Wir hatten davon in den Notizen auf der Seite der Florida-Trail-Association gelesen. Mittwoch und Donnerstag wurde hier kontrolliert abgefackelt. Heute ist Freitag. Sieht wirklich traurig aus. Der Ruß ist durch den Regen ein schwarzer Schmier geworden, und es stinkt. Nützt ja nichts, es wird wohl seine Berechtigung haben. Das Dumme ist nur, dass wir den nächsten Zeltplatz in 3 Kilometern für die Nacht eingeplant haben. Die Brandregion ist ausgedehnter, als wir erwartet hatten. Wir finden eine blaue Markierung an einem angekohlten Baumstamm. Das muss der Abzweiger zum Camp sein. Richtig, wir haben es gefunden. Wir wissen nicht genau, wie die Feuer-Spezialisten es angestellt haben, aber tatsächlich ist ein kleiner Kreis mit zwei Bänken verschont geblieben. Gerade genug Platz für unser Zelt. Ringsum zu allen Seiten ist der Untergrund schwarz, und das niedrige Gestrüpp wurde von den Flammen vernichtet. Nicht der schönste Platz auf Erden, der Brandgeruch stört ein bisschen. Aber wir sind froh, dass wir bei Tageslicht Feierabend machen können und nicht weiter suchen müssen.
Ein neues Loch im Zeltboden. Trotz gründlicher Kontrolle hat sich ein Stachel durch die Bodenplane gebohrt. Zum Glück ziemlich weit seitlich, so dass die Luftmatratzen unversehrt geblieben sind. Am frühen Morgen hören wir ein paar Schüsse in der Nähe. Wochenende. Die Jäger gehen wieder ihrer Lieblingsbeschäftigung nach. Weitere zwei Stunden wandern wir durch abgebrannten Wald. Das Feuer ist noch nicht ganz aus. An mehreren Stellen qualmt es weiter, einige dicke Baumstämme kokeln vor sich hin. Über uns fliegt ein knallroter Helikopter, das ist wahrscheinlich die Feuer-Wache. Einen sichtbaren Pfad gibt es nicht mehr, keine Markierungen an den Bäumen. Der Weg ist schwierig zu finden. Mit dem Handy in der Hand geht es, wir nehmen einfach die Linie in der App und versuchen, der Richtung des Trails möglichst genau zu folgen. So laufen wir querfeldein durch die trostlose Szenerie. Schwarze Baum-Skelette und verbranntes Unterholz, Ruß und Gestank. 🙁 Wir finden es schade, denn eigentlich wäre dieses ein schönes Stück auf dem Florida-Trail. Stattdessen hat der Mensch wieder eingegriffen und versucht, dem Wald ein anderes Gesicht zu verpassen. Zur Zeit sieht es einfach nur hässlich aus.
Nach dem gerodeten Gebiet folgt ein Abschnitt in Original-Zustand mit hohen Kiefern und Palmetto-Palmen. Endlich ist es wieder grün. Nicht lange, dann wird es matschig. Auf dem Pfad hat sich noch genug Wasser vom Regen gesammelt, das Moos hat sich vollgesogen wie ein Schwamm. In den Senken steht tiefes Wasser, jedoch gelingt es lange Zeit, sich am Rand entlang zu hangeln. Es wird immer schwieriger, die Füße trocken zu behalten. Eine ausgedehnte Wasserpfütze versperrt unseren Weg, die Schuhe werden etwas nass. Danach geht es richtig in den Sumpf. Keine Chance. Außerdem kostet die Suche nach dem besten Übergang, das Balancieren und Hüpfen viel zu viel Zeit. Wir laufen durch und sind erstaunt, wie weich der Schlamm ist. Es zieht uns fast die Schuhe aus. Ich trete in ein tiefes Loch, kann mich gerade noch an der Seite mit den Händen abstützen, sonst wäre ich im Matsch gelandet. Das Ende der Geschichte : Nasse Schuhe und Strümpfe, ein paar Kratzer an den Beinen, meine Hose zerrissen. Mittagspause am Sopchoppy River Camp. Ein schöner Platz mit Bänken für Schmal-Hintern. Wir haben inzwischen schon so viel abgenommen, das passt schon. 😉 Der Sopchoppy River fließt dunkel und träge dahin. Wir nehmen zwei Liter Wasser zum Trinken aus dem Fluss. Es ist richtig braun. Die Färbung soll vom Laub kommen, so hat es uns gestern der Biologe erklärt. Eine schwarze Schlange liegt mitten auf dem Trail und sonnt sich. Die ist schlank, über einen Meter lang und verharrt zunächst in der typischen Position mit erhobenem Kopf. Je länger wir verweilen, umso angespannter wird ihre Körperhaltung, bis sich der Leib der Schlange in Wellen formt. Dieses Verhalten haben wir doch schon einmal genauso gesehen. Wir machen lieber einen Bogen und stapfen an der Seite durch’s Gebüsch.
Den ganzen Nachmittag über laufen wir auf Sandpisten an der Grenze zur Bradwell Bay Wilderness. Gegen 17.00 Uhr kommt ein Auto von hinten, das erste an einem bisher völlig einsamen Tag. Darin sitzt ein Paar und fragt, ob wir wissen, wo wir hinwollen. Ob wir hier nur spazierengehen ? Sie finden es sehr ungewöhnlich und verstehen gar nicht, was wir machen. Aber trotzdem sehr freundlich, dass sie überhaupt anhalten. Die hätten uns jetzt glatt mitgenommen. Aber nein, es sind nur noch weitere 8 Kilometer. Zum Ende des Tages geht der Weg auf einer asphaltierten Straße weiter. Und noch einmal stoppt ein Wagen neben uns. Der Fahrer ist ebenfalls sehr nett und fragt, ob wir einsteigen möchten. Nein, danke, den Rest schaffen wir auch noch. „Thank you for stopping !“ Der Mann verabschiedet sich mit „Happy trails!“ So langsam haben wir genug. Die Füße qualmen, die Schultern schmerzen. Wir marschieren genau nach Westen und erleben einen tollen Sonnenuntergang. Vor uns glüht der Himmel tiefrot. Um 19.30 Uhr erreichen wir endlich das Porter Lake Camp. Etliche Wohnmobile, ein paar PKWs und große Zelte stehen auf dem Platz. Im Dunkeln schauen wir uns um. Eigentlich hatten wir auf einen Picknick-Tisch mit Bänken zum Essen gehofft, deswegen sind wir extra so weit gelaufen. Aber es gibt keinen, oder aber es sind alle besetzt. Kochen im Stehen an einem hohen Tisch aus Metall, an dem sonst die Jäger ihr Wild zerlegen. Zum Essen sitzen wir auf einem abgesägten Baumstamm. Wie war das ….? Dies ist kein Wunsch-Konzert, sondern der Florida-Trail. 😉
Es ist wieder kalt geworden. Kein Frost in der Nacht, aber 4° morgens verlocken auch nicht zum Aufstehen. Thomas wagt sich als Erster raus und sagt : „Die sind alle verrückt hier.“ Ich denke, er meint die Alt-Hippies, die gestern Abend am Lagerfeuer saßen. Um Viertel vor 8 in der Frühe brennt bei denen das Feuerchen schon wieder lichterloh. Die beiden Alten sitzen davor auf ihrer Bank, so als ob sie die ganze Nacht dort verbracht hätten. Aber es wird noch lustiger, als ich zu unseren Nachbarn auf der anderen Seite blicke. Die haben einen Wagen, in dem sie schlafen, also einen PKW mit Liegefläche. Daneben sind zwei fette weiße Kaninchen mit Geschirr und Leine festgebunden. Die hoppeln ein bisschen über den festgestampften Boden des Camping-Platzes. Wie Hunde, die Gassi gehen. Dann werden die Kaninchen eingepackt, unser Nachbar fährt los. Auf zur nächsten Weide. 😉 Die ersten zwei Stunden bietet sich ein unverändertes Bild, Kiefern und Palmetto-Palmen in grün. Danach folgt leider wieder ein Stück durch Brand-Rodung völlig verunstalteter Wald. Ein paar Kilometer geht es auf Forststraßen weiter, schnelles Vorwärtskommen, aber ein bisschen langweilig. Der Nachmittag wird spannender. Viel Wasser auf dem Trail. Wir versuchen zunächst, die sumpfigen Stellen irgendwie zu umgehen. Es folgen waghalsige Kletter-Aktionen entlang der Schlammpfützen, Balancieren über Baumstämme. Thomas hat bereits nach kurzer Zeit einen nassen Fuß, weil sich die Sohle vom Schuh löst. Tatsächlich gibt es auch wieder lange Passagen mit Boardwalk. Zwei Bretter nebeneinander, breit genug, um bequem darauf zu laufen. Vorsicht ! Bären-Toilette. Man muss gut aufpassen, dass man nicht in die Haufen tritt.
Die sumpfigen Passagen werden immer ausgedehnter, dazu das Wasser immer tiefer. Der Grund ist nicht zu erkennen in der dunklen Brühe, was dazu führt, dass man manchmal in Löcher tritt und noch tiefer einsinkt. Verrottete Baumstämme und andere Pflanzenteile liegen unter Wasser verborgen und bringen uns zum Stolpern. Der Schlamm klebt an den Schuhen. Ab und zu steigt der Trail etwas an und wird trockener. Aufatmen bei uns, weil wir denken, nun sind wir durch, aber kurz darauf stehen wir erneut knöcheltief im Morast. Unser Wasser kommt aus dem Black Creek. Braun wie Tee, aber das sind wir ja schon gewöhnt. Es schmeckt gut. Abendessen und Kaffee am Morgen sind gesichert. Nur noch zwei Kilometer weiter bis zu unserem Feierabend-Platz, aber für diese Strecke brauchen wir mehr als eine Stunde. Nicht nur die regelmäßigen Sumpf-Passagen drücken auf’s Tempo, sondern unzählige umgestürzte Bäumchen versperren den Weg. Vielleicht Windbruch, vielleicht wurde neben dem Trail abgeholzt und noch nicht weggeräumt. Auf jeden Fall kommt es uns vor wie ein Hindernis-Parcour. Entweder muss man über die Baumstämme steigen oder die Äste aus dem Weg räumen. Manchmal liegt auch stacheliges Gesträuch dazwischen, Zweige mit Widerhaken, die sich an der Kleidung festhängen. Neue Kratzer an den Beinen, ein weiterer Winkelhaken in der Hose. Auch meine „gute“ Bluse ist hinüber, an beiden Schultern durchgescheuert vom Rucksack. Der anvisierte Platz für die Nacht ist besetzt, da steht tatsächlich schon ein Zelt. Blöd, denn die Sonne geht bald unter. Nur ein kleines Stück weiter kommen wir heraus aus dem Wald. Eine schmale Straße kreuzt, ein Wander-Parkplatz, hier ist der Vilas Trailhead. Gleich hinter dem Zaun gibt es Kiefernwald, nicht verbrannt, nicht kultiviert, einfach naturbelassen. Es ist bestimmt nicht so vorgesehen, aber wir finden auf Anhieb eine gerade Stelle auf Kiefernnadeln. Besser geht es kaum. Um 19.00 Uhr steht das Zelt. Schöner Sternenhimmel beim Abendessen. 🙂
Wir haben genug von Matsch und Modder. Deswegen basteln wir ein wenig und versuchen, den schlimmsten Sumpf auf Forstwegen zu umgehen. Links abgebrannter Wald, auf der rechten Seite Palmetto-Palmen und für die Forst-Wirtschaft angepflanzte Kiefern. Zwischendurch scheren wir immer mal wieder auf den Trail ein, aber nur, wenn es logisch erscheint. Den völlig unsinnigen Quatsch machen wir heute nicht mit. Auslöser war unser gestriger Blick in die App für die weitere Planung. Am Nachmittag liegen erneut 10 Meilen bzw. 16 Kilometer entlang einer vielbefahrenen Straße vor uns. Grrrr …. Aussicht auf viel Müll und Tier-Kadaver. Damit war unsere Motivation schon wieder im Keller. Wir wollen das Ding auf jeden Fall zu Ende bringen, aber so richtig glücklich sind wir nicht mit dem Verlauf des Trails. Also starten wir über einsame Forstwege und vermeiden den Sumpf. Zwischendurch laufen wir gelegentlich auf dem Florida-Trail, aber immer so nahe an der Straße, dass wir uns ziemlich veräppelt vorkommen.Wir staunen über große Ballen Frosch-Laich in einer Senke. Das wird eine Menge Nachwuchs geben, allerdings nur, wenn die Pfütze nicht wegtrocknet, bevor die Fröschlein fertig entwickelt sind. Wasser gibt es unterwegs nicht, also ekliges Wasser schon in den Gräben neben der Straße, aber untrinkbar, wenn man nicht kurz vor dem Verdursten ist. Wir machen einen Abstecher über einen kleinen Seitenweg zum Bonnet Pond. Aus diesem Teich nehmen wir mehrere Liter Wasser und machen lange Pause. Rascheln im Gebüsch und ein komisches Piepsen lassen uns aufhorchen. Da kommen plötzlich zwei bewaffnete Sheriffs um die Ecke. Sie fragen, ob wir Schüsse gehört haben, ob wir Jemanden gesehen oder ein Auto bemerkt haben. Seit gestern ist die Jagdsaison beendet, aber heute früh wurden Schüsse am See gemeldet. Dann möchten die Sheriffs unsere Ausweise sehen. Sie sind mit den Personalausweisen zufrieden, die Reisepässe sind ganz unten im Rucksack weggepackt. Seit 2012 haben wir insgesamt ungefähr 2 Jahre auf Trails in den USA verbracht. Jetzt sind wir tatsächlich zum allerersten Mal in eine Polizei-Kontrolle geraten. Es ist doch gut, wenn man nichts zu verbergen hat. 😉 Nächste Station ist der Camel Lake, ein größerer See mit allen Annehmlichkeiten eines Parks. Ganz kurz überlegen wir, ob wir im abgegrenzten Badefeld schwimmen gehen. Ein Alligator-Warnschild am Ufer lässt uns den Gedanken wieder verwerfen. Nächste Station ist Bristol, ein Örtchen mit knapp 1000 Einwohnern. Da gibt es einen Dollar General, der kommt in unserer Gunst gleich nach dem Walmart. Einkauf und Anruf für die Reservierung unseres nächsten Nachtlagers. „Panhandle Pioneer Settlement“ nennt sich die Organisation, am Telefon sehr freundlich und unkompliziert. Wir dürfen gerne kommen, und das Tor bleibt extra geöffnet, bis wir da sind. 🙂 Der Weg dorthin neben der vielbefahrenen Straße erweist sich als nervig und abstoßend – wie erwartet. Wir überqueren auf dem Highway eine Brücke, die ungefähr 3 Kilometer lang ist. Die Trammel Bridge hat vier Fahrspuren und führt über den Apalachicola River von Bristol nach Blountstown. Fahrbahn-Verengung, Fußgänger unerwünscht, aber der Balken mit der Markierung in Orange sagt : Dies ist der Florida-Trail. 😉 Man mag gar nicht nach unten schauen. Da gibt es keinen einzigen Flecken ohne Müll. Das schmutzige Wasser im Graben möchte man auch wirklich nicht nehmen. Kein Schatten, kein Zeltplatz. 🙁 Genau auf dieser Brücke gibt es die Zeit-Umstellung von Eastern auf Central Time. Wir müssen die Uhren um eine Stunde zurückstellen. Ist schon komisch, wenn man wie wir zu Fuß von einem Dorf zum nächsten läuft. Was machen denn bloß die Menschen, die in Bristol wohnen und in Blountstown arbeiten ? Die fahren um Viertel vor acht von zu Hause los und kommen um 7.00 Uhr im Büro an. Klar geht das, wenn man mit den verschiedenen Zeiten vertraut ist, aber wir finden diesen Gedanken ziemlich befremdlich. Ungefähr 12 Kilometer strammer Marsch, dann machen wir einen Umweg nach Blountstown. Dieser Ort hat auch schon einmal bessere Zeiten gesehen. Wir kommen an einem Auto-Schrottplatz vorbei und haben dort ein ganz besonders schönes Erlebnis. Da steht ein kleines Zicklein auf unserem Weg und jammert kläglich. Es kommt sofort angelaufen und möchte gestreichelt werden. Im Hof des Schrott-Händlers tummeln sich mehrere ausgewachsene Ziegen. Das finde ich schon ziemlich verrückt. Thomas meint, dass die absichtlich dort leben, damit sie den Rasen zwischen den kaputten Autos „mähen“. Ein hoher Zaun trennt das Zicklein von seiner Familie. Thomas findet das Loch und trägt es dorthin. Dann gibt es einen Klapps auf den Po, und schon rennt das Ziegenbaby zu seiner Mutter und saugt sich sofort an der Zitze fest. Wer weiß, wie lange das Kleine schon an der falschen Seite des Zauns gestanden und geweint hat ? Total süß. Unser Highlight des Tages. 🙂
Wir laufen mit der App auf dem Handy und stehen plötzlich vor einem Stopp-Schild. Upps – das passt jetzt so gar nicht in den Plan. Die Brücke vor uns ist gesperrt, und das zu Recht. Total morsch, da sind Löcher drin, ganze Bretter fehlen. Nicht besonders vertrauenerweckend, aber kein Hiker würde umkehren und den weiten Weg über die Autostraße nehmen. Also klettern wir über den Zaun, setzen vorsichtig einen Fuß vor den anderen und versuchen, auf den intakten Trägern der Brücke zu laufen. Mir ist ein bisschen mulmig zumute, aber die Konstruktion hält.
Kurz darauf erreichen wir unser Ziel und werden sehr freundlich empfangen. Wir dachten, unsere Reservierung sei für eine Art Park. In Wirklichkeit hatten wir keine Ahnung, wo wir am Abend landen. Panhandle Pioneer Settlement ist ein lebendes Geschichtsmuseum. Historische Gebäude wurden an diesen Ort gebracht und liebevoll restauriert. Spuren der ersten Siedler sind zu bestaunen, Original-Einrichtung und Werkzeuge aus den 1820-er Jahren bis Anfang des 20. Jahrhunderts. Eine der ehrenamtlich tätigen Damen bringt uns ein gesundes Abendessen. Es gibt Gemüsesuppe, dazu Vollkorn-Toast. So frisch und gesund haben wir lange nicht mehr gegessen. Unser Zelt stellen wir mitten im Museumsdorf neben einem riesigen Baum auf. Saubere Toiletten mit fließend Wasser, Seife, Papier-Handtücher, Mülleimer, Steckdosen, Picknick-Tische. Wir schwelgen im Luxus. Das hatten wir wirklich nicht erwartet, und damit lässt sich auch der nächste teure Hotel-Aufenthalt ein paar Tage länger hinausschieben. 🙂 In der Abenddämmerung schwärmen unzählige kleine Fledermäuse aus. Um 18.00 Uhr ist es bereits stockfinster wegen der Zeit-Umstellung.
Sehr früh wach und ausgeschlafen. Gegen 6.00 Uhr ist es taghell. Vögel zwitschern, ein Specht hämmert. Das Zelt hat ein neues Loch im Boden, so groß, dass schon die Ameisen den Weg gefunden haben. Not-Reparatur, Klebestreifen drauf. Über Nacht sind Handy und Powerbank wieder voll aufgeladen. Sehr praktisch, denn der Strom war einer der begrenzenden Faktoren. So müssen wir noch lange nicht zurück in die Zivilisation. Wir machen einen kleinen Rundgang durch den noch geschlossenen Museums-Park und schauen uns die historischen Gebäude an. Um 9.00 Uhr morgens öffnet das Tor, wir geben eine kleine Spende und werden mit vielen guten Wünschen verabschiedet. Der Weg zurück zum Trail erweist sich als schwieriger als erwartet. Die Straße, die wir eigentlich nehmen wollten, weil es die kürzeste Strecke ist, endet vor einem verschlossenen Tor. Wir verlaufen uns zwischen Park, Sportplatz, Spielplatz und privaten Häusern. Ringsum nur hohe Zäune und Stacheldraht. Wir müssen umdrehen und dieselbe Strecke zurück, auf der wir gestern gekommen sind. Das bedeutet, noch einmal das Stopp-Schild ignorieren, über die Absperrung klettern und hoffen, dass die kaputte Holzbrücke uns trägt. Danach geht es vorbei am Auto-Friedhof. Das kleine Zicklein ist schon wieder durch das Loch im Zaun ausgebüxt und steht auf der falschen Seite. Diesmal ohne Jammern und Klagen, es rupft ein bisschen am Gras. Scheint langsam erwachsen zu werden und nicht nur von Muttermilch zu leben. Wir amüsieren uns köstlich über den kleinen Ausreißer. 🙂
Das war’s dann aber auch erstmal mit lustig. Der Tag beginnt mit 14 Kilometern neben dem Highway. An einer Tankstelle gibt es wohlverdiente Pause mit Eis und kalten Getränken. Thomas ruft bei der Kirche an, wo wir die nächste Nacht verbringen möchten. Kein Problem, wir sind herzlich willkommen. Pastor Wilt erzählt uns, dass er mehrere Gäste erwartet und aus diesem Anlass ein Hiker-Feed veranstaltet. Es geht noch ein Stück weiter auf der Straße, dann gibt es endlich einen Abzweiger zwischen die Bäume. Leider wieder verbranntes Gebiet. Es folgt ein neuer Fluss, eine neue Sektion, wir wandern am Ufer des Chipola River. Klares Wasser, einige interessante Bäume, Farne. Ein Roter Kardinal flattert vor uns. Nicht spektakulär, aber ganz nett. Wir staunen nicht schlecht, als wir nach einer Dreiviertel Stunde an einem Rastplatz ankommen und wieder auf die Straße treten. Unser schöner Weg durch die Natur ist nach 2,5 Kilometern zu Ende. Das war der Florida-Trail am Chipola River. Und noch einmal mindestens 10 Kilometer entlang der Straße. Unfassbar ! 🙁 Gegen 17.00 Uhr erreichen wir die Hillcrest Baptist Church. Etliche Leute sind schon da, einige haben wir in den letzten Tagen mehrmals getroffen. Zwei kleine Häuschen dienen als Hostel. Das „Wilton Hilton“ bietet Waschmaschine, Trockner, Dusche und mehrere gut gefüllte Kühlschränke – alles umsonst.
Wilt grillt eine riesige Ladung Würstchen. Es gibt Pizza, Hot Dogs, Chili, Zucchini, Maiskolben, Chips und vieles mehr. Wie gesagt, für die Wanderer ist alles kostenlos, es wird von der Kirchengemeinde bezahlt. Die große Küche im Gemeinschaftsraum ist zur Benutzung frei, auch hier sind die Schränke gut gefüllt. Ein Teil der jungen Leute schläft dort auf dem Boden. Wir ziehen uns ins „Sanctuary“ zurück, das Aller-Heilgste, den Kirchenraum für die Gottesdienste. Das hätten wir uns nie gewagt, aber Pastor Wilt hat es ausdrücklich angeboten. Wir bauen unser Nest auf dem etwas erhöhten Podium hinter Klavier und Rednerpult auf. Wunderbar dicker Teppich, wenig begangen, zudem ist es im Raum angenehm kühl. 🙂 Frisch geduscht in den Schlafsack fühlt sich gut an. Die jungen Leute haben noch bis in den späten Abend hinein Spaß nebenan im Gemeinschaftsraum. Und dann kommen sie einer nach dem anderen ebenfalls mit ihren Schlafsäcken ins Sanctuary und legen sich auf die Kirchenbänke. 😉
Die Nacht war unruhig, aber gemütlich. Wir sind es nicht gewöhnt, mit so vielen Leuten in einem Raum zu schlafen. Aber das Klima war genau richtig, der Untergrund schön weich. Ist schon besser, wenn der Boden nicht so hart, kalt und feucht ist. Morgens früh um 5.30 Uhr geht der Betrieb los. Es riecht nach Speck. In der Küche nebenan wird ein reichhaltiges Frühstück gebrutzelt. Es gibt Rührei, Bratkartoffeln, Pfannkuchen, Speck, Würstchen, Kaffee und Orangensaft. Ich bin Morgenmuffel – 10 muntere Hiker am Tisch ist für mich fast unerträglich. Und viiiiel zu früh. Draußen herrscht dichter Nebel, im Zelt wären wir floddernass geworden. Herzlichen Dank an Wilt und die Hillcrest Baptist Church. 🙂 Wir sind die Ersten, die ausschwärmen. Ungefähr die Hälfte der Leute möchte erst gegen Mittag los, also nur einen halben Tag laufen. Ein Mädel mit Trail-Namen „Model“ nimmt sich einen oder mehrere Tage Auszeit, weil sie unter Shin Splints leidet. Zwei Männer scheinen hier für länger zu „wohnen“. Die Gastfreundschaft und Großzügigkeit von Wilt ist grenzenlos. Thomas verarztet mir beide Füße. Ich habe wunde Stellen am Zeh, und die linke Ferse ist aufgeschürft. Eine schmerzende Blutblase unter der rechten Hacke braucht besondere Behandlung, aber wir haben inzwischen genügend Erfahrung und Verbandsmaterial. Auch Thomas spürt die Fußsohlen, hat jedoch mit seinen ausgelatschten Schuhen keine schlimmen Druckstellen. Seine Knie machen auf dem Florida-Trail keine Probleme, Bandage nicht nötig. Unsere Shin Splints gehören der Vergangenheit an. Noch 200 Meilen bis zum Ziel, das sind 360 Kilometer und ungefähr 10 Tage Arbeit. Zunächst 14 Kilometer Straße. Das übliche Bild : Müll und tote Tiere. Wir haben es vorher gewusst, aber dadurch wird es nicht besser. Die erste Hälfte des Tages ist also eher zum Abgewöhnen. Mittags stehen wir dann am Scott Road Trailhead und lernen einen bemerkenswerten Menschen kennen. Der Mann ist 73 Jahre alt und erst kürzlich wegen Herzproblemen im Krankenhaus gewesen. Mehrere Pflaster am Arm, Belastungs-EKG am Körper. Um den Hals trägt er einen wasserdichten Beutel mit seinen medizinischen Daten und Arztbrief. Er möchte eine Test-Strecke von 1,5 Meilen hinein und denselben Weg zurück wandern. Das sind etwa 5 Kilometer. Damit möchte er ausprobieren, was er seinem Herzen zumuten kann. Kaum ein paar Minuten auf dem Trail, da blockiert eine riesige Gopher-Schildkröte unseren Weg. Die zieht ihren Kopf nicht sofort zurück unter den Panzer, sie ist gar nicht scheu, sondern hellwach und rege. Es sieht sogar aus, als ob sie ein richtiges Gesicht hat und lacht. 🙂 Diese Schildkröte ist wirklich ein stattliches Exemplar ! Der herzkranke Mann kommt von hinten heran und erzählt uns, dass er seit 12 Jahren in der Nähe lebt und jede Woche mindestens drei Tage hier wandern geht. So eine große Gopher-Schildkröte hat er bisher noch nie gesehen. Er meint, dass sie sehr alt sein muss und nennt das Tier „Grand-Daddy“. Gopher-Schildkröten werden in freier Wildbahn bis zu 80 Jahre alt. Im Erwachsenen-Alter haben sie keine natürlichen Feinde außer dem Menschen. Wir staunen nicht schlecht, als der Mann die Schildkröte mit geschicktem Griff hochhebt und das Gewicht auf etwa 5 Kilo schätzt.
Vor uns liegen jetzt ungefähr 30 Kilometer im Wandergebiet um den Econfina Creek. Das bedeutet, den Rest von heute und auch noch fast den ganzen morgigen Tag dürfen wir in der Natur laufen. Das hebt die Stimmung. 🙂 Es fängt schon gut an. Der Weg am Fluss entlang bietet Wildnis pur. Im Oktober 2018 hat ein Hurricane der Kategorie 5 böse Zerstörungen in Florida angerichtet, die noch lange nicht aufgeräumt sind. Wir freuen uns über kleine Zwerge, die am Wegesrand sitzen. Zunächst finden wir einen Yoga-Zwerg mit Kürbis, später zwei weitere Zwerglein auf einem Brückenpfeiler. Thomas entdeckt einen rutschenden Zwerg, den habe ich überhaupt nicht bemerkt.
Das Wasser vom Econfina Creek ist klar, man kann den Grund sehen. Weißer Sand anstatt brauner Schlamm. Kleine Wasserfälle sprudeln über Steinstufen. Total abwechslungsreiche Landschaft, einfach nur schön. 🙂 Gar nicht weit entfernt von uns wird geballert. Wir unterhalten uns laut, aber die Schüsse hören nicht auf. Ruhe kehrt erst ein, als Thomas ein Lied anstimmt. Daraus kann man schließen, dass es sich um illegale Schieß-Übungen oder Wilderei handelt. Die Jagd-Saison ist offiziell zu Ende. Wir überqueren den Econfina Creek auf der Two Penny Bridge, der Apple Bridge und der Fender Bridge. Danach sind alle weiteren Brücken kaputt. Sie sind dem Hurricane Michael zum Opfer gefallen und wurden noch nicht repariert.
Der Wald ist total chaotisch. Hunderte von umgefallenen Bäumen, Kleinholz, Sand-Abbrüche am Ufer. Es gibt eigentlich kein Stück Weg, das unbeschädigt ist. Dicke Baumstämme liegen im Fluss, entweder quer, oder sie ragen von einem Ufer zum anderen. Ein richtiges Baum-Mikado. Den ganzen Nachmittag geht es neben dem Fluss bergauf und bergab. Eine Wohltat für unsere Füße ! Endlich kein Asphalt mehr. Die unterschiedlichen Bewegungsabläufe sind spürbar besser für den Körper als immer nur flach und geradeaus. Uns macht das Wandern mit Höhenunterschieden viel mehr Spaß. Wir genießen die wilde Landschaft um uns herum, ermahnen uns gegenseitig, bloß nicht zu schnell zu werden. Dieser schöne Teil soll bitte nicht so schnell zu Ende gehen. Unser Wasser für Abendessen und Kaffee kommt aus dem Devil’s Hole. Das ist ein tiefes Wasserloch mit Bade-Stelle, sogar eine Leiter wurde am Steg angebracht. Devil’s Hole sowie die Campingplätze drumherum sind eigentlich gesperrt. Der kaputte Wald wurde abgeholzt, das Gebiet liegt zur Zeit brach und wurde nicht markiert. Trotzdem bauen wir unser Zelt kurz hinter der Absperrung auf und bleiben dort natürlich alleine. Eine Umleitung ist ausgeschildert, da die Aufräum-Arbeiten immer noch nicht abgeschlossen sind und ein Teil der vor uns liegenden Strecke nicht sicher ist. Allerdings würde die neue Route wieder nur über Straßen verlaufen und zudem länger sein als der ursprüngliche Trail. Nein, danke. Wir werden uns schon irgendwie durchschlagen und dem alten Weg folgen, auch wenn es schwierig werden könnte.
Durch die Zeit-Umstellung sind wir jetzt immer früher wach. Dicke Nebel-Suppe, nasses Zelt. Um 6.00 Uhr gibt es Kaffee, um 7.30 Uhr geht es schon los. Mehr als 10 Kilometer Umleitung auf Straße – das tun wir uns nicht an, gerade weil es uns hier am Econfina Creek so gut gefällt. Wir starten querfeldein durch das abgeholzte Gebiet ohne Markierungen. Danach folgen wir nicht der Umleitung, sondern suchen den alten Trail. Der wird schon länger nicht mehr benutzt und ist sehr zugewachsen, aber mit ein bisschen Phantasie ist eine Spur erkennbar. Die Welt ist voller Spinnweben. Durch den Nebel sind sie besonders auffällig, weil sich die Feuchtigkeit abgesetzt hat. Glitzernde Tropfen auf silbernen Fäden, ein weiteres kleines Wunder der Natur. Die Spinnen-Netze haben die Form von Hängematten oder kleinen Körbchen. Man ist ganz stark in Versuchung, einen Keks hineinzulegen, um zu gucken, ob das filigrane Gebilde hält.
Überall um uns herum entdecken wir zarte Knospen an den Bäumen. Büsche mit gelben Blüten entlang des Weges, auch die sind neu. Es scheint so, als würde der Frühling in den nächsten Tagen explodieren. Unser Weg führt an einigen kleinen Seen vorbei, die wir eher als stehengebliebenes Wasser in einer Senke bezeichnen würden. Nicht der Rede wert …. außer ein Zulauf, ein nur etwa 10 Zentimeter breites Rinnsal. Sauber, klar, kühl und erfrischend. Es handelt sich tatsächlich um eine Quelle, die aus dem Hügel herausläuft und sich einen Weg zum Rattlesnake Lake bahnt. Ich glaube, dieses ist das erste Wasser auf dem Florida-Trail, welches wir nicht filtern oder chemisch behandeln. Der Trail um den Econfina Trail ist und bleibt schön. Leicht hügelig geht es auf schmalem Pfad durch die Natur, mal ein bisschen Gras, mal weißer Sand unter den Füßen. Wunderbar ! Leider währt unser Glück hier nicht lange. Durch die Umleitung wurde ein Teil des Original-Trails abgeschnitten und durch Straße ersetzt. Damit hat man die tolle Route, die ja eigentlich 30 Kilometer Länge haben sollte, um Einiges abgekürzt. Knapp 24 Stunden waren wir uneingeschränkt begeistert vom Florida-Trail. Um 11.00 Uhr sind wir raus und „wandern“ am Highway 20, erstmal „nur“ 8 Kilometer immer geradeaus. Sehr viele LKW’s sind unterwegs, bei jedem vorbeifahrenden Truck geht uns vom Luftzug der Hut hoch – im wahrsten Sinne des Wortes. Wir müssen Kappe und Sonnenhut festhalten, damit sie nicht vom Kopf wehen. Der Lärmpegel ist hoch, unsere Nerven werden arg strapaziert. Nach drei Stunden entlang der Straße und insgesamt 24 gelaufenen Kilometern erreichen wir eine Chevron-Tankstelle. Pause mit Hähnchen, Potato Wedges, kalter Cola. Hier wäre ein guter Zeitpunkt, um für einen Ruhetag auszusteigen. Panama City ist gar nicht weit, also relativ leicht per Anhalter zu erreichen. Diese Stadt war unsere erste Option für Hotel und Einkauf, aber eigentlich brauchen wir das noch gar nicht. Duschen konnten wir bei der Kirche, Elektrogeräte sind aufgeladen, Proviant haben wir noch. Wir möchten weiter, denn mit jedem Tag kommen wir unserem Ziel näher. Einen Hotel-Aufenthalt haben wir uns schon gespart, indem wir die Taktung etwas verändert haben. Wenn wir an dieser Kreuzung nach Panama City aussteigen, dann wäre die letzte Etappe ziemlich lang. Lieber laufen wir jetzt etwas mehr und können dann das letzte Stück mit weniger Meilen genießen. Aktuell haben wir weitere 13 Kilometer auf dem Highway 20 vor uns. Auf dieser wenig attraktiven Strecke gibt es kein Wasser und keinen Zeltplatz. Wir würden das gar nicht bei Tageslicht schaffen. Die Begeisterung hält sich in Grenzen. 🙁 NEIN. Meine Fußsohlen schmerzen. Einmal über die vielbefahrene Straße humpeln, dabei hoffen, dass wir nicht überfahren werden. Nach einer gefühlten halben Stunde hält auf der gegenüberliegenden Seite ein Wagen an. Der Fahrer steigt aus, springt nach hinten zur Ladefläche und drückt uns zwei Flaschen eiskaltes Wasser in die Hand. Sehr aufmerksam, denn die Sonne brennt gnadenlos. 🙂 In Gedanken sehen wir uns schon das Zelt neben dem Highway 20 aufbauen. Doch heute soll es wohl so sein : Ein paar Minuten später hält ein knallgelber Jeep. Er ist eigentlich schon an uns vorbei und setzt dann auf dem Randstreifen zurück. Der Fahrer ist ein netter Mann mittleren Alters, Vertreter für medizinische Produkte oder private Krankenversicherungen oder Ähnliches. So ganz haben wir es nicht verstanden, auf jeden Fall ist er auf dem Heimweg und freut sich über Unterhaltung. Wir bekommen Getränke und Süßigkeiten angeboten, die wir dankend ablehnen, da wir ja gerade an der Tankstelle gut gegessen und getrunken haben. Anscheinend gefällt ihm, was wir zu erzählen haben, denn wir bekommen zum Abschied zwei Scheine in die Hand gedrückt. Vierzig Dollar, einfach nur so, als kleine Unterstützung auf unserem Trail. Wir sollen davon Austern essen und Bier trinken und dabei an ihn denken. Die Fahrt dauert nur 10 Minuten, das Problem mit den Fuß-Schmerzen und der schlechten Laune ist gelöst. Wir können es nicht fassen, wie einfach das jetzt war ! 🙂 Laufen nur noch drei weitere Kilometer hinein bis in den Pine Log State Forest. Kaum haben wir die Straße verlassen, da stehen wir vor einem kleinen Sumpfgebiet. Matsch und Modder auf den letzten Metern. Kein Durchkommen, ohne dass die Schuhe nass werden. Das muss doch nicht sein ! 🙁 Wir werden uns mit einem nur suboptimalen Platz für die Nacht begnügen müssen. Kalt und feucht. Auch hier wurde vor einiger Zeit das Unterholz abgefackelt. Alles, was auf dem Boden liegt, wird schwarz vom Ruß. Wir legen vorsichtshalber unsere beiden Ponchos unter die Matratzen, weil es nach Piekern aussieht. Abends ins nasse, muffige Zelt, hässliche Umgebung draußen, schwere Beine, brennende Fußsohlen. Der rechte Schuh von Thomas ist inzwischen auch hinüber, die Sohle geht ab. Ich habe beide Fersen verpflastert, bin wieder den ganzen Tag mit Crocs gelaufen. Meine Socken sind durch.
Kojoten jaulen die ganze Nacht. Ich habe sehr schlecht geschlafen. Im Morgengrauen hören wir Schüsse im Wald. Es wird also wieder gejagt, obwohl gar nicht mehr gejagt werden darf. Der Zeltboden hat ein weiteres Loch bekommen, wo sich ein stacheliges Pflanzenteil durchgebohrt hat. Heute vor genau zwei Monaten sind wir voller Freude auf den Florida-Trail gestartet. Der Enthusiasmus ist verflogen, die Realität hat uns eingeholt. Unsere Ausrüstung fällt auseinander. Die Moral ist im Keller. Ich für meinen Teil bin froh, wenn wir fertig sind. Die ersten zwei Stunden des Tages ist unser Weg an Hässlichkeit nicht zu überbieten. Links und rechts verbranntes Gebiet, immer ein trostlosen Anblick. Matschlöcher in den Senken sorgen alsbald für nasse Füße und Schlamm in den Schuhen. Dann müssen wir eine vierspurige Fahrbahn überqueren und zwei Kilometer am Straßenrand laufen. Querfeldein den schrägen Abhang an einer Autobahn-Brücke hinunter, unten hat sich der Müll der Autofahrer gesammelt. Alternativ-Programm zum dunklen Morast sind Pfützen mit hellem Lehm, klebrig und schmierig wegen dem Dreck überall. Ist eigentlich auch egal, wir stapfen einfach durch. Der erste schöne Ort ist ein gebührenpflichtiger Campingplatz am Sand Pond. Dort gibt es Picknick-Tische, Toiletten, Mülleimer und Wasser. Wir packen die Rucksäcke komplett aus und hängen Zelt sowie die feuchten Klamotten zum Trocknen über einen Zaun. Ich wasche am Ufer des Sees meine Füße, Socken und Schuhe. Lange Pause, wir essen und trinken ordentlich, um für die zweite Hälfte des Tages gut gerüstet zu sein. Boardwalk über den Cypress Creek, der ist leider viel zu schnell vorbei. Dann ein bisschen Sumpf, danach wieder zu beiden Seiten Brand-Rodung. Schade. Am Nachmittag wird es doch noch ganz nett. Auf der letzten Etappe des Tages wandern wir durch Mischwald auf einem Teppich aus braunem Laub. Ich marschiere über eine Schlange, die ich gar nicht wahrgenommen habe. Zwischen uns Beiden verschwindet sie blitzschnell im Gebüsch. Thomas sagt, sie sah ziemlich unscheinbar aus. Trotzdem bin ich froh, dass ich nicht draufgetreten bin. Ein lieblicher Duft liegt in der Luft. Das sind die Sträucher vom Carolina-Jasmin, dessen Blüten sich gerade öffnen. Zitronengelbe und schwarz-gelb gestreifte Schmetterlinge flattern um uns herum.
Unser Pfad geht immer leicht auf und ab. Diese Bodenwellen sind ein sicheres Indiz dafür, dass auch hier Mensch und Maschinen am Werk waren. Kultivierter Wald ohne besonderen Charme, aber die letzten zwei Stunden sind das Beste des ganzen Tages. Wir haben uns nur wenig vorgenommen und erreichen unseren Lagerplatz bereits um 17.00 Uhr. Der ist hell und freundlich, zwei Bänke sind um eine Feuerstelle gruppiert. Verkehrslärm inklusive, denn wir sind nicht weit entfernt von einer Hauptstraße. Aber das ist ja eigentlich immer so. Thomas nennt es „die Florida-Symphonie“. Wir können unser Zelt im Schutz von Laubbäumen aufstellen, noch bei Tageslicht kochen und essen. Haben nur 25 Kilometer geschafft, aber dieser frühe und entspannte Feierabend ist herrlich. Alles wieder gut. 🙂 Das Vogel-Gezwitscher verstummt bei Sonnenuntergang und wird abgelöst durch das Heulen von Kojoten zum Einschlafen. Ein Tier schleicht ums Zelt herum, kann aber nicht genau identifiziert werden.
Gutes Karma – das führt bei uns zu 11 Stunden Tiefschlaf. Was für ein Unterschied es doch macht, wenn man morgens an einem schönen Platz die Augen aufschlägt ! Das Zelt ist trocken, die Sonne scheint. So macht das Aufstehen Spaß. Wir sind voll motiviert und haben Lust zum Laufen. So schnell ändert sich das Blatt ( bzw. die Stimmung ) auf einem Trail. Angenehmer Weg durch den Wald. Es gibt hier sogar Tiere. Wir sehen ein Reh davonspringen. Wildschweine haben den Boden durchwühlt. Schwarzbären fühlen sich anscheinend ebenfalls wohl in diesem Gebiet, wie an den zahlreichen Haufen zu erkennen ist. Die Bäume stehen wieder in Reih und Glied. Selbst die Markierungen sind ewig weit sichtbar, wie mit dem Lineal gezogen, 5 oder 6 hintereinander. Es handelt sich also um kultivierten Wald. Eingewachsene Bewässerungs-Maschinen blockieren den Weg. Das zeigt ganz deutlich, dass in dieser Region früher Landwirtschaft betrieben wurde. Ursprünglich hat man hier auf den Feldern „sod“ angebaut und die Sprenger stehen lassen. Die werden auch nicht mehr abgeräumt, sondern verrotten die nächsten Jahrzehnte einfach weiter.
Wie alt mögen die Kiefern wohl sein ? Wir schätzen, dass die Anpflanzung 10 – 15 Jahre her ist. Danach folgt ein kurzes Stück gerodeter Wald. Das Feuer kann noch nicht lange her sein, es riecht stark verkohlt. Aber das ist kein Grund zum Meckern, solange es nur punktuell ist und man nicht stundenlang durch schwarze Tristesse wandern muss. Die nächste Sektion scheint von Menschenhand unberührt zu sein, einfach nur dichter Mischwald. Ein schmaler Pfad führt über Wurzelwerk und durch Matsch. Die Gegend ist durchzogen von kleinen Wasserläufen. Schmale Brücken oder Holzbalken führen darüber. An jedem Bach steht ein kleines Holzschild. Die Namen klingen richtig idyllisch und scheinen Geschichten zu erzählen : Black Creek, Lafayette Creek, Forgotten Creek, Red Doe Creek, Tom Turtle Creek, Snake Eating Creek, Little Coyote Creek, Magnolia Creek, Little Falls Creek, Sweet Spot Creek. 🙂 Das Wasser sieht sauber und klar aus, viel besser zum Trinken als die braune Brühe, die uns lange Zeit begleitet hat. Um 12.00 Uhr haben wir bereits die Hälfte unserer geplanten Tages-Distanz geschafft. Nach der Pause werden wir extra langsam laufen und den Nachmittag verbummeln. Ein Tag zum Genießen ! 🙂 Das Gelände ist leicht hügelig, Sand mit Kiefernnadeln. Uns kommt ein sportlicher Wanderer entgegen. Er stellt sich vor als „Steps“ und ist ein aktives Mitglied der Florida Trail Association. Im März möchte er auf den Appalachian Trail starten. Er erzählt uns, dass jetzt eine sehr schöne Strecke vor uns liegt. Steps muss es wissen, denn als Freiwilliger arbeitet er in diesem Gebiet und kümmert sich darum, dass der Trail in Ordnung ist. Zum Abschied erklärt er uns den Weg zu seinem Auto, welches an der nächsten Weg-Biegung auf dem Parkplatz steht. Wir sollen einfach die Klappe vom Kofferraum öffnen und uns eine Dose aus der Kühlbox nehmen. Wahnsinn ! Trail Magic von Steps : Eiskalte Cola. Es tut wahnsinnig gut, außerdem verleiht uns das Koffein Flügel für die nächsten Stunden. Nicht lange nach dieser Begegnung führt ein Pfad steil nach unten zum Lafayette Creek. Es gibt eine ausgeschilderte Hochwasser-Route, die weiter oben verläuft. Im Moment ist der Wasserstand niedrig, wir wählen die Route unten am Fluss. Es wird feucht, das war klar. Die Spur ist kaum zu erkennen, weil sie wohl immer wieder überflutet wird. Wild ist es hier, wir sind total begeistert. Dicht am Ufer entlang stapfen wir durch Matsch, der allerdings schon ziemlich gut angetrocknet ist. Mit etwas Turnerei über dicke Baumwurzeln und Cypressen-Stümpfe schaffen wir es, dass die Füße trocken bleiben. Die Landschaft erinnert an den AT. Am gegenüberliegenden Ufer hören wir es knacken, bleiben sofort stehen und verharren ganz still. Nach einer Weile sehen wir einige Wildschweine, die offensichtlich auf Nahrungssuche sind. Zunächst ist da nur ein erwachsenes Schwein und ein Jungtier, dann noch ein größeres und noch eins …. Es scheint eine ganze Familie zu sein. Mindestens sechs Wildschweine wühlen auf der anderen Seite vom Bach herum und haben uns nicht bemerkt. Normalerweise sind die eher in der Nacht unterwegs und außerdem so scheu, dass man sie fast nicht zu Gesicht bekommt. Ein weiteres Flüsschen begleitet uns bis zu unserem Lager. Wir folgen den Windungen des Magnolia Creek, ebenfalls klares Wasser über hellem Grund. Nachdem wir vom Fluss aufgestiegen sind, ändert sich das Landschaftsbild auf erstaunliche Weise. Trocken ist es. Links schöne Laubbäume, auf der rechten Seite eine junge Kiefern-Anpflanzung. Weißer Sand mit Dünengras in der Mitte, also unter unseren Füßen. Kaninchen hoppeln über das Feld. Das ist ja fast wie zu Hause. Wir sind sprachlos, weil der Florida-Trail sich heute ausnahmslos schön präsentiert. Das Beste kommt zum Schluss ! 🙂
Unsere Zelt-Heringe sind weg. Entweder haben wir sie heute früh liegen gelassen oder unterwegs verloren. Macht nichts. Thomas sucht stabile Stöckchen und schnitzt daraus Einmal-Heringe. Und weil er gerade dabei ist, sammelt er gleich noch ein paar trockene Äste mehr. Damit wird unser erstes Feuer auf dem Florida-Trail entfacht, natürlich im dafür vorgesehenen Feuerring. Eigentlich mögen wir das nicht so gerne, weil die Klamotten dann tagelang nach Rauch stinken. Aber die Waschmaschine ist nicht mehr weit entfernt. Morgen geht es raus nach DeFuniak Springs. Unser letzter Hotel-Aufenthalt, ganz nahe beim Walmart. Und im Walmart gibt es ALLES. 😉 Sparsames Abendessen. Die Erdnussbutter ist leer. Wir haben keine Snacks mehr. Morgen früh gibt es keinen Kaffee. Tatsächlich werden wir mit einem leeren Proviantbeutel in der Stadt ankommen. So soll es sein. Zur Abend-Dämmerung geht das Gejaule der Koyoten wieder los, diesmal aus verschiedenen Richtungen. Es hört sich an, als ob mehrere Clans miteinander kommunizieren. Ein rundum toller Tag. 🙂
Wecken um 5.30 Uhr in der Frühe. Nur noch 6 Kilometer bis zur Straße, an der wir uns abholen lassen. Um Viertel vor acht erreichen wir den Trailhead und erleben eine große Überraschung : Steps, den wir gestern unterwegs getroffen haben, steht mit seinem Auto dort auf dem Parkplatz und wartet auf uns. Er ist auf dem Weg zur Kirche und dachte sich, dass er uns an dieser Stelle abfangen könnte. Seine Frau hat gestern mit ihm geschimpft, weil er uns nicht mitgebracht hat. Also sind wir herzlich eingeladen zum Essen, Duschen, Übernachten. Wir sind mal wieder völlig überwältigt von der Selbstverständlichkeit und Gastfreundschaft der „guten“ Amerikaner. Leider müssen wir dieses Angebot ablehnen, weil wir unser gebuchtes Hotel nicht stornieren können und bereits die Abholung arrangiert haben. Vielleicht ein anderes Mal, wir bleiben in Kontakt. Steps fährt ab, im selben Moment kommt unser bestellter Wagen. Die Telefonnummer haben wir von einem Trail Angel bekommen, der gerade selber auf dem Weg zum AT unterwegs ist. So lernen wir Steve kennen, einen netten jungen Mann. Zur Begrüßung bekommen wir jeder eine Flasche Gatorate geschenkt. Steve ist Maler von Beruf, hat 6 Kinder zu Hause und muss dementsprechend viel arbeiten. Unser Geld möchte er aber gar nicht annehmen. Wir drängen ihm trotzdem 20,- Dollar auf „für die Kids“. Nach einer Viertelstunde Fahrt lassen wir uns in DeFuniak Springs absetzen. Erstmal Kaffee und Frühstück. Wir sind viel zu früh. Check-In ist erst ab 15.00 Uhr. Auf gut Glück marschieren wir die zwei Kilometer bis zum Hotel und hoffen, dass wir unsere Rucksäcke schon eher abstellen dürfen. Die freundliche Dame an der Rezeption schaut in ihren Computer, telefoniert kurz und gibt uns dann sofort ein freies Zimmer. Wir können unser Glück kaum fassen. Läuft gut heute ! 🙂
Hallo ihr Lieben,
vielen Dank für diesen ausführlichen, interessanten Bericht und die tollen Fotos.
Ich frage mich, wie du dir diese Orte und Einzelheiten der Tage merken kannst, ehe du sie hier im Blog aufzeichnest. Führst du täglich Tagebuch?
Ich bewundere euch sehr!
Für die restliche Strecke wünsche ich euch weiterhin viel Glück und alles Gute,
bleibt gesund!
Herzliche Grüße!
Ingrid
Danke, liebe Ingrid.
Wir sind fertig und zurück auf dem Boot. Alles gut. 🙂
Ich mache mir unterwegs Notizen auf meinem Handy. Früher habe ich jeden Abend ein schriftliches Tagebuch geführt. Die Zeiten sind zum Glück vorbei. Eigentlich muss ich an den freien Tagen im Hotel nur noch ausformulieren und manche Dinge im Internet recherchieren, damit ich keinen Quatsch schreibe. 😉 Dann natürlich noch die Fotos auswählen, verkleinern und in den Text einfügen. Ist schon eine Menge Arbeit, aber wir haben einige Bekannte, die selber nicht reisen können und sich darüber freuen.
Herzliche Grüße von der Walkabout